miraclegames.de
Standard
Lecker Tokens
von Kevin Hucklenbroich
06.05.2009

Dass ihr meinen Namen noch nie gehört habt, ist nicht so schlimm. Schließlich bin ich nicht gerade der Pro unter den Spielern – aber auch nicht der schlechteste. Also eher so der Durchschnittshorst, -heinz, -paul... wie auch immer.

Große Erfolge sind also nicht zu verzeichnen. Höchstens ab und an mal ein gewonnenes FNM, das war‘s schon. In Ermangelung einer interessanten Lebensgeschichte werdet ihr dementsprechend wohl oder übel mit einem interessanten Standard-Deck vorliebnehmen müssen. Nicht dass es der Standard im Standard wäre, aber eines, das Spaß macht. Und ist das nicht eigentlich die Hauptsache in Magic? Außerdem kann das Deck sogar was.

Jund-Devour oder „Lecker Tokens“

4 Savage Lands
3 Fire-Lit Thicket
1 Twilight Mire
1 Graven Cairns
4 Karplusan Forest
3 Treetop Village
1 Llanowar Wastes
3 Forest
2 Mountain
1 Swamp

4 Birds of Paradise
4 Tukatongue Thallid
4 Sprouting Thrinax
3 Siege-Gang Commander
3 Skullmulcher
1 Voracious Dragon
1 Broodmate Dragon
1 Predator Dragon
1 Dragon Broodmother

3 Dragon Fodder
2 Garruk Wildspeaker
1 Sarkhan Vol
2 Primal Command
3 Maelstrom Pulse
4 Bitterblossom


3 Guttural Response
1 Karrthus, Tyrant of Jund
3 Terminate
3 Jund Charm
3 Caldera Hellion
2 Predatory Advantage/
Lavalanche

Diese und weitere Karten gibt's bei:



Was soll was?

Birds of Paradise: Sehr wichtig in dem Deck, da man eine recht hohe Kurve hat und diese beschleunigen muss. Sprouting Thrinax im zweiten Zug ist eine Ansage, für die der Gegner erst einmal eine gute Erwiderung haben muss. Klar vier Mal gesetzt. Da gibt es keine Diskussion. Im Late Game werden sie einfach von etwas anderem verschlungen.

Tukatongue Thallid: Ein guter Pilzkopf, der das Devouren ohne Kartennachteil ermöglicht. Zwei Chumpblocks leisten kann er auch noch. Nach den Vögeln der Einserdrop nach Wahl. Vier Stück sind gesetzt.


Sprouting Thrinax: Der große Bruder des Thalliden. Dreimal so groß, dreimal so teuer und produziert drei Tokens beim Ableben. Eine spielstarke Karte, die nebenher dabei hilft, gegen Wrath of God nicht schlecht dazustehen. Wenn man weiß, dass der Gegner kein Massremoval hat, kann man ihn auch zum Devouren benutzen, in erster Linie ist es aber der nervige 3/3er, der gut hauen kann und später die Spielsteine mitbringt. Einziges Manko: Sachen wie Path to Exile oder Celestial Purge removen ihn. Nichtsdestotrotz der beste Dreierdrop, den das Deck haben kann. Vier Stück rein. Nicht mehr, nicht weniger.

Siege-Gang Commander: Der sorgt gleichzeitig für ein volles Haus und bringt die Party in Gang. Im Boat Brew schon gut beschäftigt und hier produzieren Dragon Fodder und der Bomber noch mehr Goblins, die man dem Gegner um die Ohren schießen kann. Da ich ihn immer haben will, er andererseits aber ziemlich klobig ist und im Bedarfsfall mit Primal Command gesucht werden kann, spiele ich drei davon.

Skullmulcher: Was ist das große Problem an Devour? Dass es Kartennachteil verursacht, wenn der dicke Mann einfach abgeschossen wird. Hiermit macht ganz im Gegenteil jedoch Kartenvorteil, weil man für Spielsteine nie mehr als eine halbe Karte investiert. Skullmulcher ist hier das Kernstück des Decks. Mit ihm wird die Hand voll und aus einem Thrinax und einem Dragon Fodder werden plötzlich ein Thrinax, ein Broodmate Dragon, ein Garruk und zwei andere Karten, die entweder noch mehr Token produzieren können oder eben Länder sind.

Zu beachten ist, dass Goblins wertvoller als Saprolinge sind, da sie für Voracious Dragon und Siege-Gang Commander geopfert werden können.

Drachentoolbox: Hier ist alles drin, was das Herz begehrt. Alle Finisher, die sich mit Primal Command je nach Situation suchen lassen. Aber eigentlich sind alle gut.


Voracious Dragon ist mit den ganzen Goblins ein guter Finisher. Wenn man gerade mehrere Goblins hat, wird er gesucht. Notfalls ist er eben das große Flametongue Kavu, das fliegen kann und das bald nach einem Removal verlangt.

Der Broodmate Dragon ist das Mädchen für alles. Blocken, Angreifen, Synchronfliegen. Er verbessert im Nu unsere Boardposition. Ihn kann man suchen, wenn keine spezielle Situation besteht, weil er fast immer gut ist.

Predator Dragon macht in Lichtgeschwindigkeit Schluss. Er verleibt sich einfach ein paar Tiere ein und tötet den Gegner aus Dankbarkeit für dieses köstliche Mahl. Ihn sucht man, wenn das Board ausgestallt ist, der Gegner nichts Fliegendes hat und man jetzt gewinnen will. Das nötige Futter stellt selten ein Problem dar.

Die Dragon Broodmother ist die letzte im Quartett. Sie ist fast ein Broodmate Dragon; in dem Deck meistens besser. Jede Upkeep (auch in der gegnerischen) ein Drache mit Devour ist eine Ansage, die Removal benötigt. Und zwar sofort! Um sicherzustellen, dass sie denn auch was macht, sollte man allerdings schon zwei bis drei Opfer bereithalten, um den Drachen, der in der gegnerischen Upkeep kommt, gleich auf ordentliche Kampfwerte anzufüttern. Im schlimmsten Fall hat man dann einen Broodmate Dragon gehabt, der anstelle des 4/4ers einen 5/5er hinterlassen hat. Sie sucht man immer dann, wenn man zwar einige Spielsteine hat, aber zu wenig für Predator Dragon oder Voracious Dragon.

Dragon Fodder: Solider Tokenproduzent, der uns für je ein Mana einen Mann gibt. Bitterblossom deckt unseren Bedarf an Spielsteinen eben nicht völlig.

Garruk Wildspeaker: Ebenfalls ein sehr guter Mann in dem Deck. Beschleunigt, lässt uns stabil an die fünf Mana kommen, mit denen unser Deck erst voll funktionstüchtig wird, produziert Tokens zum Angreifen und lässt diese auch ohne dicken Mann gewinnen. Die Tokenmassen können ihn zudem sehr gut beschützen, weshalb er uns in der Regel lange erhalten bleibt. Deshalb und um vom Skullmulcher keine überzähligen Kopien geliefert zu bekommen, nur zweimal mit von der Partie. Und natürlich um Platz für einen Sarkhan Vol zu schaffen!


Sarkhan Vol: Er kann einfach abartige Moves hinlegen. Der Mini-Overrun ist sowohl mit Spielsteinen als auch Fatties eine Macht, und Threaten, um die Kreatur nach dem Angriff in einen Skullmulcher zu stecken, genauso! Die fünf Drachen habe ich bis jetzt erst einmal gegen 5-Color-Control gezündet – und damit gewonnen. Der eine „random“ Sarkhan kann in der entsprechenden Situation der beste Topdeck sein, den man haben kann. Trotzdem nur einer, weil Garruk in den meisten Situationen mehr macht. Ich persönlich habe mich aber schon oft über einen Sarkhan gefreut. Vor allem die Bitterblossom wird damit eine echte Clock.

Primal Command: Halte ich für sehr wichtig. Gegen Aggro oft der Win, weil sie nach unserer Stabilisierung nicht auch noch sieben Extraleben wegbekommen und einen sehr dicken Mann handlen können. Prinzipiell aber gegen alle Decks gut – auf sich allein gestellt bereits ungemein flexibel und mit der Toolbox umso mehr! Nichtsdestotrotz sind zu viele Commands problematisch, weil sich ohnehin schon so viel im 5-Mana-Bereich abspielt.

Bitterblossom: Der beste Tokenproduzent seit Langem muss einfach in dieses Deck. Kein wenn und aber. Sie gewinnt Spiele vor allem in unseren schlechten Matchups (5cc und BW-Tokens) und sorgt dafür, dass unsere lieben Skullmulcher und Drachen nicht verhungern müssen.

Maelstrom Pulse: Das Removal hat der Welt (oder dem Deck) noch gefehlt: Das neue Vindicate für Standard und das auch noch genau in unseren Farben. Super flexibel, ob eine Bitterblüte, eine Wall, ein Planeswalker oder eine Tokenarmee. Alles wird fachgerecht entsorgt. Wobei man natürlich aufpassen muss, wenn man selbst Bitterblossom oder baugleiche Spielsteine kontrolliert.

Sideboard

Guttural Response: Drin, um Cryptic Command und nervende Charms/Counter zu stoppen. Drei ist genau die richtige Anzahl, denn einerseits tut eine billige Karte Not, die unsere großen Threats unbeschadet durchbringen kann, andererseits macht sie die ohnehin teuren Karten effektiv noch teurer.

Karrthus, Tyrant of Jund: Ihn boarde ich gern gegen 5-Color-Control rein. Einfach nur super, dem Gegner den Broodmate Dragon zu nehmen und für 15 hauen zu gehen. Natürlich mit entsprechendem Backup zu spielen. Oder einfach nach resolvtem Ultimatum raushauen und hoffen, dass der Gegner das Removal die Runde darauf nicht hat.

Jund Charm: Sehr flexibel. Gegen Reanimator (gegen das ich einmal spielen durfte), Boat Brew und einfach nur als Instant-Massremoval. Mit unseren Spielsteinen mag das zwar kontraproduktiv erscheinen, aber gegen die Decks, gegen die wir das boarden, chumpblocken deren frühe Vertreter meist eh, bis das Board einmal gereinigt wird. Thrinaxe und Skullmulcher bleiben immer stehen, was das Jund Charm so gut macht. Und aus Thalliden springen neue Saprolinge.

Caldera Hellion: Jund Charm in groß und klobiger. Trotzdem gegen gewisse Decks (wie Blightning-Aggro) besser wegen Shambling Remains und Boggart Ram-Gang. Den dicken Beater nehmen wir gern mit. Und gegen manche Decks brauchen wir ohnehin sechs Massremoval.

Lavalanche/Predatory Advantage: Je nach Metagame. Ich persönlich spiele Predatory Advantage, weil Lavalanche zwar ein Super-Finisher ist, aber gegen Matchups was macht, die sowieso schon positiv für uns sind. Predatory Advantage hingegen ist gut gegen Kontrolle.

Spielweise

Sie ergibt sich zum Teil schon aus den Card-Choices. Man erstellt eine Tokenarmee, die den Gegner früh unter Druck setzt. Nach einigen Runden kommen die Devourer oder Garruk ins Spiel, die Kartenvorteil machen für mehr Token oder einfach direkt Schluss machen.

So einfach ist das. Man muss sich zwar erst mal ein wenig einspielen, aber nach einer Zeit kann man es und man weiß, welche Karte jetzt am besten ist. Spätestens nach dem Boarden ist man damit in der Lage, bei anständigem Draw alles zu besiegen. Auch die schlechten Matchups (BW-Tokens und 5cc).

Warum ist das Deck so toll?


Das wollt ihr doch bestimmt wissen, oder? Erstens ist da der Rogue-Faktor. Keine Sau kennt das Deck, weshalb es keinen wirklichen SB-Plan gegen uns gibt. Die meisten Leute boarden immer kleines Massremoval wie Volcanic Fallout oder Infest herein, was uns aber nicht so sehr juckt, wie geglaubt wird. Schließlich bleibt da das Thrinax stehen, die Blüte produziert weiter ihre Feen und der Thallid schmeißt seinen Token wieder raus. Und sobald man die kleinen Viecher einmal in große Viecher umgesetzt hat, brennt in der Hinscht sowieso nichts mehr an. Nur der Siege-Gang Commander findet Pyroclasm (etc.) nicht so toll.

Und wenn die Gegner dann auch noch das Spotremoval ausboarden, weil sie viele Tokens gesehen haben, hat der Gegner genau alles falsch gemacht, weil es das meist mehr braucht als das Massremoval. Nur Wrath of God stört uns sehr, weil die großen Männer eben nicht stehen bleiben.

Zweitens ist da diese Flexibilität. Man hat die Drachentoolbox, die je nach Situation die guten Sachen suchen kann. Es ist egal, ob man die Spielsteine mit Garruk oder Sarkhan nun pumpt oder ob man einen großen Drachen rauslässt, der den Sack innerhalb einer Runde zumacht. Dann hat man nach dem Boarden eine realistische Chance, gegen alles zu gewinnen. Im momentanen Metagame hat man spätestens Postboard keine ungewinnbaren Matchups mehr. Womit ich nun zu diesen komme.

Matchups

Cruel Control: Nicht so super. Fallout ist zwar nicht gefährlich, aber der Wrath ist es schon. Da wir relativ wenige Finisher spielen und auf den Carddraw des Skullmulcher angewiesen sind, kann der Gegner uns genau diesen einfach countern. Schafft man es aber, einen Garruk an den Start zu bringen, sieht es was besser aus. Bitterblossom ist hier auch sehr gut. Postboard hat man Advantage und Response – mehr gute Karten für uns. Außerdem hat man eine weitere zuverlässige Winoption.

+3 Guttural Response
+1 Karrthus, Tyrant of Jund
+3 Terminate
+2 Predatory Advantage

-3 Maelstrom Pulse
-1 Voracious Dragon
-1 Predator Dragon
-1 Dragon Broodmother
-2 Primal Command
-1 Tukatongue Thallid


BW-Tokens: Auch relativ schlecht. Mit Burrenton Forge-Tender hat er eine effektive Methode gegen das Massremoval. Und das brauchen wir, weil er mit der Tokenproduktion schneller ist als wir und weil seine Token stärker sind. Außerdem kann er uns das Massremoval wegnehmen, was auch nicht gerade toll ist. Maelstrom Pulse und vor allem Bitterblossom sind hier Gold wert!

Das Rausboarden fällt generell schwer, weil es nichts wirklich Schlechtes gibt. Am ehesten wohl die Toolbox, weil insbesondere der Predator Dragon hier wenig macht, da er einfach nie durchkommt.

+3 Jund Charm
+3 Caldera Hellion

-1 Skullmulcher
-1 Voracious Dragon
-1 Tukatongue Thallid
-2 Primal Command
-1 Predator Dragon


Boat Brew: 50-50, würde ich sagen. Es gewinnt der mit dem besseren Skill oder der, der einfach besser zieht. Forge-Tender ist postboard sehr gefährlich! Bestes Ziel für den Pulse. Karten herauszunehmen, ist wieder schwer. Der Predator Dragon kommt allerdings auch hier nur schwerlich durch.

+3 Jund Charm
+1 Caldera Hellion

-1 Skullmulcher
-1 Dragon Fodder
-1 Tukatongue Thallid
-1 Predator Dragon


Blightning: Ziemlich leicht. Das Einzige, worauf aufgepasst werden muss, ist, dass wir schnell genug sind, damit er uns nicht ausbrennen kann. Primal Command ist hier die Gewinner-Karte. Auch auf genug Blocker achten. Selbst wenn das gegnerische Board leer ist, immer einen Token zu Hause lassen, um eine Ram-Gang blocken zu können, weil Lebenspunkte die wichtigste Ressource sind.

+3 Terminate
+3 Caldera Hellion

-3 Maelstrom Pulse
-1 Sarkhan Vol
-1 Tukatongue Thallid
-1 Voracious Dragon


Massremoval


Ich möchte noch einmal kurz alternatives Massremoval besprechen. Zum einen Infest. Man kann es als Alternative zu Jund Charm benutzen, einfach weil es Burrenton Forge-Tender ignoriert, was wichtig werden kann.

Allerdings gibt es Nachteile. Da wären die Kosten von , die hier schwer zuverlässig und früh zu bewältigen sind. Und dass die Thrinaxe und andere nur noch für weniger hauen gehen, kann im Race entscheidend sein. Außerdem ist Jund Charm flexibler und spontaner.

Dann noch Volcanic Fallout. Lässt sich jedoch einfach aussortieren, da es nur noch wenige Feen gibt und Jund Charm wie gesagt flexibler ist. Wer aber noch viele Feen bei sich daheim rumlaufen (oder rumfliegen hat ), kann gern auf das Fallout zugreifen.

Schlusswort

So, das war es auch schon. Ich hoffe, ich konnte bei einigen das Interesse an dem Deck wecken, damit ich in Iserlohn vielleicht auch endlich mal das Mirror spielen kann. Ich hoffe außerdem, dass euch das Lesen so viel Spaß gemacht hat wie mir das Schreiben.

Viele Grüße aus Köln!




Kommentiert
.in unserem Forum


Weitere Artikel/Berichte von Kevin Hucklenbroich

[27.04.2011]Schweinerei, die Zweite
[11.04.2011]Schweinerei
[22.06.2010]Na ja, Kaskade halt


miraclegames.de
 
 
zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite