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Extended
Mission: Hawaii – Teil 8: Feenomenal
von Michael Diezel
07.04.2009

„Das meistgespielte Deck der Worlds (noch dazu erfolgreich!) wird meines Erachtens das Deck to beat der ersten Wochen.“ – Mit dieser Einschätzung bedachte ich das Feendeck zu Beginn der PTQ-Saison Anfang Januar.

Jetzt, ein Vierteljahr später, muss ich die Analyse revidieren. Wie der letzte PTQ am vergangenen Wochenende zeigte, beschränkten sich die Erfolge der blauen Karten nicht nur auf die ersten Wochen, sondern über die meisten Extended-Turniere der gesamten Zeit. Schaut Euch die Ergebnisse der Top 8 aus Leipzig an:

1. Feen
2. Feen
3. Burn
4. Affinity
5. Feen
6. Feen
7. Doran
8. Feen

(Die kompletten Decklisten hat Martin Golm im Forum gepostet.)

Sieht ganz so aus, als wäre es nicht möglich gewesen, die Feen aus dem Metagame zu verbannen. Besonders interessant sind die Erfolge in Anbetracht der überschaubaren Anzahl an Spielern, die ihr Glück mit ebendiesem Archetyp versucht haben. So spielten von 70 Leuten insgesamt:

blaue Kontrolle 13
— Feen 9
— NLU (Tarmogoyf-Control) 2
— Tezzerator 2
Zoo 11
— Naya 7
— Domain 4
Burn 8
Elfen 7
TEPS 6
Loam 6
Affinity 4
Doran 3
Slide 2
Idiot Life 2
andere 8

Fünf aus neun und zusätzlich noch weitere fünf blaue Decks im erweiterten Kreis derer, die maximal einen Sieg von der Top 8 entfernt waren, lassen die Zahlen für sich sprechen.
Doch wodurch werden die Feen und ihre Artverwandten zu solch gefürchteten Gegnern?

1.

Das Deck selbst ist unglaublich konstant. Damit hat es einen gewaltigen Vorteil gegenüber den meisten anderen Decks im Format, die zwar teilweise mehr rohe Power besitzen, um diese zeigen zu können, aber einen mindestens guten Draw benötigen. Die Feen verzichten auf leckere Kombos oder unbesiegbare Starts und vertrauen lieber auf die Gesamtstärke des Decks. Theoretisch gibt es kaum Situationen, die sich nicht in den Griff bekommen lassen.

2.

Man zwingt den Gegner schwierige Entscheidungen zu treffen. Die beste, weil billigste Kontermagie des Formats ist fast durchgängig situationsabhängig: Spell Snare beschränkt sich auf 2-Mana-Karten, Spellstutter Sprite schafft auch selten mehr, dafür kann Mana Leak besonders gut die teuren Sachen neutralisieren. Somit muss sich der Gegner immer fragen, um welchen dieser Sprüche er herumspielen will – immer unter dem Druck, dass z.B. eine Vendilion Clique die entscheidende Karte entfernen kann oder zu viel Zeit dem Feen-Magier die Möglichkeit gibt, aktivere Karten wie Umezawa's Jitte, Sower of Temptation oder Glen Elendra Archmage an den Start zu bekommen. All diese Optionen führen dazu, dass die Gegner irgendwann Fehler machen müssen.

3.

Das Deck bietet die Möglichkeit für gute Spieler, ihr Potenzial auszuschöpfen und die Überlegenheit zu zeigen. Ein Feendeck ist in vielen Matchups nur wenig im Vorteil (und manchmal sogar leicht hinten), kann dies aber durch gutes Spiel (besonders im Zusammenhang mit schlechterem Spiel des Gegners – siehe 2.) oftmals ausgleichen. Das wiederum führt dazu, dass fast ausschließlich gute Spieler zu diesem Deck greifen – wodurch sich das unglaublich gute Ergebnis erklären lässt.

4.

Das Metagame passt meist. Die meisten Decks, die ein vernünftiges (Zoo) bis gutes (Affinity) Matchup gegen die blauen Karten haben, stehen bei einem PTQ zunächst vor dem Sumpf. Damit meine ich nicht das Standardland des Schwarzmagiers, sondern all die Unbekannten, die einem auf einem solch großen Turnier die Suppe versalzen können. Besonders problematisch sind normalerweise die verschiedenen Spieler, die sich nicht an Netzweisheiten halten und „mal vier Shatterstorm und vier Shattering Spree“ ins Sideboard gepackt haben, da sie „Affinity noch nie mochten“.


Traditionell ist man mit den – für Feen besonders gefährlichen – Aggrodecks deutlich anfälliger für diese Arten von Hate, so dass die chancenreicheren Spieler bewusst versuchen, dies zu vermeiden und statt zum artefaktbasierten Deck zu den blauen Karten greifen. Passend dazu gestaltet sich das Mirror der Feen deutlich skillintensiver als die meisten anderen. (Testet doch mal das Burn-Mirror – fühlt sich ein bisschen an wie das Spielen mit diesen Auto-Quartetts: Mein Porsche hat 457 PS, was kann Dein Hyundai?) Gute Spieler sehen auch dies als Vorteil, wodurch deutlich weniger von ihnen zu Decks wie Zoo oder Affinity greifen. (Vom Herrn Ludewig einmal abgesehen – Glückwünsche!)

Okay. Bleibt die Frage, warum Euch das jetzt noch interessieren sollte. Die PTQ-Saison ist im Prinzip vorbei und das nächste Mal, wenn Extended gespielt wird, sieht das ganze Format wahrscheinlich komplett anders aus, weil niemand mehr ein Fetchland spielt.

Antwort: Das Feen-Deck bleibt fast vollständig erhalten und sollte entsprechend auch in einem Jahr oder wann auch immer wir uns wieder für die alten Karten interessieren als „Deck to beat“ Grundlage jeden Testens sein.

Trotzdem macht es wahrscheinlich wenig Sinn, noch groß über die Vorkommnisse des PTQs zu diskutieren, so dass ich stattdessen die Statistiken noch um zwei Vertreter bereichern möchte:

Die erfolgreichsten Decks bei deutschspachigen PTQs

Top 8 Qualifikationen
Feen: 26 3
Loam: 5 2
Elfen: 10 1
Naya: 7 1
Zoo: 3 1
Swans: 2 1
All-In Red: 2 1
Doran: 4 0*
Bant: 4
Tezzerator: 3
Affinity: 3

*Leider habe ich keine Decklisten vom PTQ in Hamburg gefunden, der von Dennis Johannsen mit Doran gewonnen wurde – somit bleiben diese Decks aus der Statistik draußen.

Diese Liste bestätigt das eben Formulierte. Feen scheint mit Abstand das beste Deck zu sein, besonders, wenn es darum geht, Top 8 zu machen. Dass am Ende trotzdem nur drei Qualifikationen geholt wurden, lässt sich wahrscheinlich damit erklären, dass in den Finalrunden doch diejenigen warten, die durchaus mit ihrem Deck vertraut sind, so dass sich der spielerische Vorteil nicht mehr niederschlägt. Hinzu kommt, dass der eigentliche Vorteil des Decks – die Konstanz auf Kosten der Brachialgewalt – in einer K.O.-Runde eher von Nachteil ist, da es hier eben darum geht drei aus drei Matches zu gewinnen. Anders als beim Schweizer System kann man hier die eine Niederlage (wenn beim Gegner alles läuft, z.B.) eben nicht mehr kompensieren.

Ansonsten wird deutlich, dass Extended ein ziemlich gesundes Format zu sein scheint, in dem man mit verschiedensten Decks Flüge und Qualifikationen abgreifen kann – wenn man es erst mal in die Top8 geschafft hat.

Welche Conflux-Karten wurden im Extended-Format gespielt?

Diese Frage wurde Anfang Februar relevant, als die neue Edition druckfrisch in den Boostern wartete. Heute sind wir schlauer und das Ergebnis ist ernüchternd:

1. Path to Exile


Die besten Schwerter zu Pflugscharen seit…nun ja, Schwerter zu Pflugscharen. Besonders beliebt in den (Naya-) Zoolisten der jüngsten Vergangenheit sowie in diversen Doran-Varianten, führte die besondere Effizienz zu zahlreichen Auftritten und gleichzeitig für größere Probleme bei den gegnerischen Kreaturendecks. Besonders der allgegenwärtige Tarmogoyf war nicht mehr so sicher wie einst. Aber auch Nettle Sentinel, Master of Etherium und Deus of Calamity wurden zu beliebten Zielen. Ganz klar – diese Karte wurde nicht umsonst in den Himmel gelobt.

2. Volcanic Fallout
Im Standard wohl sogar vor dem Pfad anzusiedeln sind Kreaturen in diesem Format nur selten massereich und klein zugleich. Ausnahme: die gefürchteten Elfen. Natürlich ist das Ding auch durchaus hilfreich gegen den Feenmagier, aber so brutal wie im Standard ist es selten, da die Decks doch ziemlich verschieden sind und der komplette Race-Faktor über Bitterblüten-Spielsteine fehlt.

3. Noble Hierarch
Ein besserer Paradiesvogel für die entsprechenden Decks wie Doran und Bant. Diese wurden zwar nicht massiv mit ihm aufgewertet, aber doch etwas stabiler und somit besser.

4. Hellspark Elemental
Leider für dieses Format schon fast zu langsam, da das einzige Deck – BURN – in dem das Elementar einen Platz finden kann, schon sehr auf die Effizienz seiner Brände achten muss. Diese ist bei ihm leider nicht immer gegeben, zumal die Gegner mit ihren Goyfs auch einfach blocken können…

5. Äh, Telemin Performance?
Wurde zumindest schon in Sideboards als Anti-Mind's Desire-Tech gesehen…

Insgesamt also eine überschaubare Anzahl, in etwa so, wie das auch schon nach Bekanntwerden der Karten vermutet worden war.

Interviews

Damit nähern wir uns dem Abschluss der gesamten Extended-Reihe, für den ich mir alle Top-8-Spieler in Leipzig für ein kurzes Interview geschnappt habe, in dem sie ihre Gedanken zum Format, ihrem Deck und einigen weiteren Themen preisgeben durften. Das ist vielleicht mal ganz interessant, um alles aus einem anderen Blickwinkel als dem meinigen zu sehen.

Netterweise haben alle mitgemacht, teilweise sogar zwischen den entscheidenden Spielen. Vielen Dank dafür! Die Fragen, die ich gestellt habe, sollten insbesondere herausfinden, inwiefern Vorbereitung und Metagame-Betrachtungen wichtig fürs Abschneiden sind.


Michal Gorski (Wroclaw, Feen)

Du bist extra aus Polen angereist – eine weite Strecke?

Na ja, So weit ist das gar nicht. 350 km, dreieinhalb Stunden mit dem Auto. Kein Problem.

Dann bist Du sicherlich gut vorbereitet?

Nein, nein. Das ist mein erstes großes Turnier seit einem Jahr, abgesehen von einem Prerelease. Davor war ich zwar mal auf einer Pro Tour, aber mit Future Sight habe ich eine Pause begonnen. Extended spiele ich erst seit drei Tagen.

Was hast Du in diesen Tagen gelernt?

Feen sind das beste Deck, deswegen habe ich nur Mirror gespielt.

Was magst Du an den Feen?

Sie sind sehr interessant, passen zu meinem Spielstil. Counterspells und Carddraw – gut.

Wie sieht es aus mit Standard?

Keine Ahnung…

Jacek Skiba (Wroclaw, Feen)

Du musstest viele Mirrors spielen und hast sie alle gewonnen. Seit wann spielst Du das Deck?

Seit zwei Monaten teste ich extrem viel, quasi jeden Tag.

Warum gerade Feen?

Es ist das beste Deck im Format.

Was denkst Du denn über das Format im Allgemeinen?

Sehr gesund, es macht Spaß und verschiedene Decks gewinnen verschiedene Turniere. Ich mag das.

Was würdest Du im aktuellen Standard spielen?

UR-Swans.

Slavtscho Slawtschew (Leipzig, Burn)

Wie bist Du darauf gekommen, Burn zu spielen?

Es ist einfach geil, geil, geil. Nein, im Ernst: auf dem NQ in Erfurt habe ich es mit Dark Bant versucht und war einfach zu schlecht damit. Deswegen musste ein Deck gefunden werden, was noch einfacher zu spielen ist. Außerdem ist man schnell fertig und kann raus in die Sonne.

Ist es auch gut?

Keine Ahnung. Auf jeden Fall ist es einfach. Offensichtlich kann jeder damit Top 8 machen. Verloren habe ich gegen Storm, gegen Feen spiele ich jetzt im Halbfinale zum ersten Mal. Schätze, dass war etwas glücklich…

Was sagst Du zum Format?

Ich spiele es heute zum ersten Mal, aber das hat Spaß gemacht. *Burn, Burn, Burn*

Demnächst also auch rote Karten im Standard?

Mal sehen, wahrscheinlich aber eher wieder Bant.

Benjamin Jeschke (Leipzig, Affinity)

Warum Affinity?

Weil ich es kann.

...?

Na ja, ich hab's erst mit Storm probiert, aber das liegt mir nicht. [An dieser Stelle schaltet sich Erik Stöter, sein Viertelfinalgegner, ein und erzählt eine Geschichte, wie das Desire für sieben oder so beim PTQ Berlin gegen ihn fizzlete…] Außerdem hielt ich es für eine gute Wahl hier. Ich hoffte auf wenig Elfen und viel Feen. Zumindest teilweise lag ich wohl richtig.

Dein Eindruck zum Extended-Format?

Es macht Spaß, ist vielfältig und es gibt kein Überdeck.

Und Standard?

5-Color-Control ist wahrscheinlich ganz lecker.

Erik Stöter (Berlin, Feen)

Seit wann spielst Du Feen?

Seit dem Beginn der PTQ-Saison.

Erfolge?

Dreimal PTQ-Top-8 und ein Money-Finish in Hannover. Ich denke also: „Ja“ – auch wenn der ganz große Wurf nicht gelang.

Trotzdem würdest Du es wieder spielen?

Klar!

Was sagst Du zum Format im Allgemeinen?

Es macht Spaß, es gibt viele [verschiedene] Decks, auch wenn das heute hier ein schlechtes Beispiel ist. Außerdem gibt es eine ständige Entwicklung.

Würdest Du auch im Standard zu Feen greifen?

Auf keinen Fall. Ich glaube, die können dort nix. In Barcelona spiele ich wohl 5c-Control oder RW, Letzteres auf jeden Fall mit dem Liege. Der ist so lecker.

Lukas Tajak (Erlangen, Feen)

Wie viel Erfahrung hast Du mit Deinem Deck?

Die von heute. Ich spiele heute zum ersten Mal Extended.

Warum dann gerade das Deck?

Der Jürgen Stephan hat gemeint, es sei das Beste. Außerdem hat man es mir einfach in die Hand gedrückt, so dass ich keine Karten besorgen musste.

Und Deine Meinung jetzt?

Er hat wahrscheinlich Recht, obwohl ich eine dritte Farbe für Engineered Explosives für drei adden würde.

Hat das Format denn Spaß gemacht?

Auf jeden Fall, abgesehen vom Mirror.

Was würdest Du spielen, wenn morgen ein Standard-PTQ wäre?

UW-Reveillark, denn das ist gut gegen Kitkhin und 5c-Control

Sebastian Brandt (Haldensleben, Doran)

Warum Doran?

Ich habe gelesen, dass es in Hannover (beim PTQ) dreimal Top 8 gemacht hat. Außerdem habe ich es zu Beginn der Saison schon mal gespielt. Dann bin ich auf Bant umgestiegen und jetzt wieder Doran.

Eine gute Wahl?

Sicher.

War auch eine blöde Frage an einen Top-8-Spieler. Was sagst Du zum Extended-Metagame im Allgemeinen und heute besonders?

Es macht ordentlich Spaß, für diesen großen Pool ist es sehr gesund. Nur dass heute kein Zoo vorne mitgespielt hat, ist interessant.

Was wäre Dein Deck der Wahl für Standard?

Cruel Control oder RW. Wahrscheinlich RW.

Jürgen Stephan (Großrückerswalde, Feen)

Seit wann spielst Du Feen im Extended?

Seit Kruft. Vorher habe ich noch Elfen gespielt.

Warum der Wechsel?

Zunächst spiele ich lieber Controldecks. Dann war es schon damals das beste Deck und ist es auch immer noch. Außerdem belohnt es die Erfahrung, also wenn man viele Spiele damit gemacht hat.

Ist das nur mit diesem Deck so?

In diesem Format gilt: Formatkenntnis >> Rest. Es kommt nicht so sehr darauf an, was man spielt, sondern, dass man spielt.

Und das macht Spaß?

Best format ever.

Wie sieht's im Standard hingegen aus?

Cruel Control und RW machen keinen Spaß, Schwäne und UW-Lark machen Spaß. Ich würde wahrscheinlich UW-Lark spielen.


Ich möchte noch kurz anmerken, dass ich mir lediglich Stichpunkte der Aussagen gemacht habe, denke aber, diese gut in die entsprechenden Sätze zurückformuliert zu haben. Wenn nicht – sorry.

Inhaltlich lernen wir ebenfalls einiges. Offenbar ist Deckerfahrung ein Vorteil, besonders in diesem Format. Andererseits ist es auch möglich, ohne jegliche Vorkenntnis in die Top 8 zu rutschen, aber natürlich schwieriger. Einig sind sich alle darin, dass man nur selten das Deck während einer Saison wechseln sollte. Klingt logisch, da man so einen großen Teil seiner Tests unnütz macht.

Die letzte Frage zum Standard-Turnier zeigt hingegen deutlich, dass hier nur eine sehr begrenzte Bandbreite an Decks als relevant erachtet wird: Cruel Control, RW, UW-Lark und UR-Swans. Ob es dazu wirklich keine Alternativen gibt werden wir uns in der nächsten Woche näher ansehen. Ich hoffe, Ihr fandet diese Form als Auflockerung mal ganz interessant.

Frohes und erfolgreiches Ostereiersuchen
wünscht Der MiDi




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