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Extended
Mission: Hawaii – Teil 7: Zeit des Erwachens
von Michael Diezel
18.03.2009

Eigentlich sollte der GP Hannover der Höhepunkt meiner diesjährigen Extended-Bemühungen werden, das Event also, auf das man hinarbeitet...

Dann wurde jedoch beschlossen, meine 3-Mann-WG aufzulösen und ein Umzug angesetzt – für Mitte März. Dies führte dazu, dass ich statt mit Pappkarten mit Pappkartons hantierte, ein Unterschied, der auf dem Papier zwar nur aus einem Buchstaben, in der Realität aber aus Rücken- statt Kopfschmerzen besteht. Dies war übrigens auch der Grund für meine einwöchige Schreibpause, in der meine zeitlichen Prioritäten auf profanen Dingen wie dem Aufstellen eines Bettes lagen. Sorry dafür, aber der Hanno hat im Prinzip den Artikel geschrieben, wie er auch bei mir ausgesehen hätte und das untermauert mit viel mehr Zahlen als mein geisteswissenschaftfliches Hirn je vermocht hätte.

Mit gut verstauten Pappkarten lässt es sich allerdings auch schlecht testen, so dass ich auf meine bisherigen Erfahrungen vertrauen musste. Nun habe ich zwar ziemliche viele Decks auf Herz und Nieren geprüft, länger als eine Woche war trotzdem nur eins aktuell und entsprechend meine Deckwahl für Hannover: Die Elfen würden es richten müssen, da dies das einzige Deck war, mit dem ich spielerisch so vertraut war, dass ich mir eine anständige Pilotierung zutraute.

Leider hatten die letzten Wochen schon zum Comeback der Spitzohren auf PTQ-Ebene geführt, so dass wieder verstärkt mit all den fiesen Hate-Karten zu rechnen sein musste. Unter normalen Umständen hätte ich Elfen somit nie nach Niedersachsen geführt, so jedoch beschränkte ich mich auf einzelne kleine Optimierungen oder sagen wir besser: Veränderungen, die Ihr schon in der Coverage bewundern konntet


4 Forest
2 Pendelhaven
1 Temple Garden
4 Gilt-Leaf Palace
1 Overgrown Tomb
3 Wooded Foothills
2 Windswept Heath

1 Regal Force
1 Viridian Shaman
4 Elvish Visionary
4 Wirewood Symbiote
3 Wirewood Hivemaster
4 Birchlore Rangers
4 Nettle Sentinel
4 Llanowar Elves
4 Heritage Druid
1 Mirror Entity

4 Chord of Calling
3 Summoner's Pact
4 Glimpse of Nature
2 Thoughtseize


2 Viridian Shaman
2 Thoughtseize
3 Burrenton Forge-Tender
1 Orzhov Pontiff
1 Gaddock Teeg
2 Umezawa's Jitte
1 Scattershot Archer
1 Nullmage Shepherd
1 Elvish Champion
1 Proclamation of Rebirth

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Die auffälligste Neuerung ist wahrscheinlich der doppelte Pendelhaven, hinter dem folgende Überlegung steckt:


Wir erwarten viele Zoo-, Feen- und Loam-Decks und gegen alle drei ist der Pendelhaven mindestens gut, oft sogar spielentscheidend (z.B. gegen den üblichen Darkblast, das blockende Mutavault oder die meisten roten Brände). Insofern möchte man immer einen haben.

Einen zweiten innerhalb des Glimpse-Zuges zu ziehen, ist normalerweise völlig egal (zumindest wenn man als Alternative von einem anderen Land ausgeht).

Der gefürchtete Doppel-Pendelhaven außerhalb der eben geschilderten Situation ist doch eher unwahrscheinlich, wenn auch tatsächlich ziemlich brutal.

Insgesamt gilt jedenfalls: Spiele, die durch den Einsatz des zweiten Pendelhaven stark positiv beeinflusst werden, sind zahlreicher als Spiele, die wegen Doppel-Pendelhaven verloren werden. Die Praxis bestätigte mich darin, ich hätte mir eigentlich sogar mehr Pendelhaven gewünscht, statt weniger.

Der Rest des Decks ist ganz traditionell. Der vierte Hivemaster ist draußen, weil ich von denen ungern zwei ziehen möchte und sowieso den Visionnary lieber mag und das Sideboard ist auch ziemlich auf die drei beschriebenen Decks ausgerichtet, wobei Fecundity wohl besser ist als ich bisher dachte, aber auch gewisse Gefahren mit sich bringt... Fragt nur mal Martin Bisterfeld, der im dritten Spiel des PTQ-Halbfinales im Prinzip gewonnen hatte und sich mit eben diesem Enchantment absichern wollte. In Response gab es das Smother, Martin zog eine Karte, Gameloss und der Dennis darf nach Hawaii. So wird's gemacht.

Für mich ging die abendliche Generalprobe beim FNM ebenfalls gründlich in die Hose, selbst Affinity – eigentlich ein noch sicherer Sieg als das Bye – war zu mächtig und entsprechend zuversichtlich ging es am Samstagmorgen los. Kein Vertrauen in das eigene Deck zu haben, ist übrigens mit das Schlimmste, was einem passieren kann, allerdings fehlten mir schlichtweg überzeugende Alternativen.

Kommen wir zum Road-Trip, also all den erzählenswerten Stories der Reise selbst...

...
...
...

...offenbar war die Entfernung zu kurz oder wir werden tatsächlich alt und damit organisiert.

Stattdessen gab es hochgezogene Augenbrauen vor Ort, als zunächst auch den aktuell unverdrahteten Menschen unter uns (also mir) offenbahrt wurde, dass wir statt um $$$$ um „Sachpreise“ spielen würden, deren Beschaffenheit unsere Fantasie so umsetzte:

LKW voll mit Coldsnap-Displays
Flüge zu Veranstaltungsorten von PT oder GP
alternativ Schiffahrten für diejenigen unter uns, die nicht fliegen wollen
MOL-Foil-Komplettsätze
Büchergutscheine (kam damals bei den JSS-Siegern schon gut an)
täglich ein Döner
ein Abendessen mit dem Security-Mädel

So hektisch und improvisiert wie die Offiziellen mit dem Thema umgingen, fällt es übrigens nicht schwer daran zu glauben, dass diese davon ebenso überrascht wurden wie die Spieler.

Irgendwann begann dann auch schon das Turnier, wobei ich sich mein Einsatz dank zweier Byes (1999 ist auch eine schöne Zahl) noch verzögerte. Diese Zeit wurde zu einigen sehr interessanten Gesprächen genutzt, u.a. zum Thema Magic-Bundesliga, wo einiges in Bewegung geraten ist (Hint, Hint) und auch der Teardrop erwischte mich irgendwie, um meine Karriere als Leinwandstar ins Rollen zu bringen. Mein Zustand während des Videos war übrigens weder pessimistisch noch sonst irgendwie negativ (außer vielleicht die angeborene Kamerascheu), sondern schlichtweg müde, selbsterklärend aus dem Weckerklingeln um ca. 5:00 Uhr.
Es ist beeindruckend, wie diese unendlich hochgezüchteten Maschinen manchmal völlig den Geist aufgeben und sich dann gegenseitig mit den absonderlichsten Draws bekämpfen...

In Runde 3 ging es dann endlich los mit dem Kartenspielen und – meinen Vorstellungen entsprechend – direkt mit dem Matchup, vor dem ich die meiste Angst hatte: Feen. Nach dem fast schon als traditionell zu bezeichnendem Doppel-Mulligan gelangten auf meiner Seite Symbiote & Visionär ins Spiel, produzierten weitere Dödel, die meinen Gegner Leo Thuy ein paar Mal angriffen, ohne dass dieser sich sonderlich wehrte. Das zweite lief ganz ähnlich, Deppen-Beats, die durch die schiere Masse den Schaden durchbringen, waren genug, da Leo weder Explosives noch das zweite schwarze Mana für die Damnation vorzeigen konnte. Das ist in diesem Format manchmal ziemlich beeindruckend, wie diese unendlich hochgezüchteten Maschinen völlig den Geist aufgeben und sich dann gegenseitig mit den absonderlichsten Draws bekämpfen.

Ich selbst war ein wenig überrascht, in diesem Szenario die erste Runde gewonnen zu haben und traue dem Ganzen noch nicht so recht.

Runde 4 ging es dann gegen Paul Wache mit einem Affinity-Deck, das sich daran erinnerte, doch eigentlich ein Bye zu sein. In diesem Moment habe ich erste leise Hoffnungen, dass die Elfen vielleicht doch nicht die schlechteste Wahl waren.

Es folgte diese Starthand:


Sie entwickelte sich zwar ganz anständig, hatte aber trotzdem sehr gegen den typischen Zoo-Draw aus zwei Kird Ape plus drei oder vier Removal zu kämpfen. Mit einem Hivemaster gab es die Möglichkeit wieder ins Spiel zurückzukommen, da dieser erstaunlicherweise gegen ein Board aus Mogg Fanatic & Seal of Fire liegenblieb und so kam es, wie es kommen musste – Volcanic Fall & Out. Im zweiten gab es die berüchtigte Kombination aus Ethersworn Canonist & Pyrostatic Pillar, Momente, für die Pendelhaven wie geschaffen ist. Der zeigte sich nicht, dafür ordentlich Birchlore-Morph-Action und gegen die gewinnt nun wirklich jedes Deck.

In Runde 6 hielt ich eine sehr hübsche Starthand aus zwei Nettle Sentinel, einer Menge weiterer 1-Mana-Elfen und einem Wald und träumte schon von Glimpse of Nature für den Kill in Runde 2, als zunächst mein Sentinel umgeschossen und mein darauffolgender Elf von Shadow Guildmage beantwortet wurde. Der ist gar nicht so schlecht an dieser Stelle. Während ich noch ein paar Pendelhaven-Gebete aussandte, kam das Glimpse (was ich mit einem Land gerade nicht mehr brauchte) und bei ihm die Jitte des Grauens und das war's.

Gegen den Guildmage hatte ich genau null Outs, so dass ich eigentlich nur auf seinen Auftritt im ersten Zug von Spiel 2 wartete, doch stattdessen entwickelte sich eine Art schlechteres Limited-Spiel, in dem beide Decks am unteren Limit funktionierten. Irgendwann gewann ich mit Symbiote/Visionnary, wenn ich mich richtig erinnere. Erwähnenswert ist noch mein gespieltes Glimpse of Nature, welches mit Llanowarelf und dem einen Schamanen immerhin zwei Karten zog.

Dies ist aus zwei Gründen relevant:

1.

Dies werden die meisten Karten sein, die mir ein Glimpse an diesem Tag ziehen wird.

2.

Ich hatte den Viridian Shaman gezogen, welcher mir in Spiel 3 ziemlich fehlte, da dort der obligatorische Canonist-in-Runde-2 am Start war, der so erst gefühlte hundert Runden später in einem Angriff des Gegners von gemorphten Birchlore Rangers (Yeah!) in den Griff zu bekommen war. Ich hampelte noch eine Weile auf zwei, drei Leben rum, bis ich schließlich von Doppel-Guildmage ausgeschossen wurde.

Im letzten Match des Tages schaffte ich endlich mal den Kill in Runde 3, oder besser im Konjunktiv: „hätte ich den Kill in Runde 3 geschafft.“ Doch mein Dredge-Gegner überzeugte nach dem Mulligan durch erste Runde Magus of the Bazaar, zweite Runde 24 3/3-Zombies in der Waagerechten.

Im zweiten genügte ein Thoughtseize, um ihn mit einer Hand aus mächtig viel Unsinn zurückzulassen, deren beeindruckendstes Play Hardcast-Narcomoeba wurde. Trotzdem dauerte es eine kleine Ewigkeit bis meine Armee aus vollen vier Llanowar Elves und einer Menge Heritage Druid (ohne jegliches Glimpse oder so) ihn umgeboxt hatte.

Im dritten genügte ein Thoughtseize, um ihn mit einer Hand aus mächtig viel Unsinn zurückzulassen, deren beeindruckendstes Play der Magus von oben war, der Brücke, Troll, Zealot, Troll usw. von der Hand ins Grab beförderte und mich dahin mitnahm.

An dieser Stelle war ein Drop unausweichlich. Tut mir leid, ich hätte gern über mehr Runden mit beeindruckenderen Plays geschrieben und auch Florians Fantasy-Team nach vorn gebracht, aber der Alex und Florian Pils haben das ja gut erledigt.

Für den Abend war einiges angesetzt, immerhin gab es einen vierzigsten Geburtstag zu feiern und auch Stefan „Eh, was geht ab“ Menzel war mit von der Part(y)ie, doch dann kam alles wieder anders. Der Jubilar machte das, was alte Männer eben so machen und ging schlafen, der Menzel suchte sich anderswo besser aussehnde Gesellschaft als Pappkartenspieler und ich geriet in die Fänge von Level-6-Magier Jan Ruess und Team-Nord-Fußballkapitän Dennis Johannsen, die pünktlich um 23:00 Uhr anfingen, mir das „beste Spiel überhaupt“ (gemeint ist „Agricola“) zu erklären, welches leider so komplex war, dass nach 30 Minuten noch immer nicht an einen Start zu denken war. So droppte ich auch davon.

Der nächste Tag startete kartenspieltechnisch mit ein paar Runden „Bäng“, gefolgt durch Herausforderungen an die Teilnehmer der „Champions Challenge“ Ruess und Bohny. Das ist neben den anwesenden Künstlern eines der besten Features auf so einem Grand Prix. Man kann sich einfach zu den Pros setzen, deren Bild man aus Internet oder sonstwoher kennt und mit denen eine Partie zocken. Ganz locker und unbeschwehrt – schließlich geht es nur um einen Booster und den müssen die Jungs ja nicht mal selbst finanzieren. Zu Hause kann man dann erzählen, wie man diesen Jan Ruess (der in diesem Format laut eigener Aussage ungefähr 1-95 steht) umgemäht oder gegen Sam Black gespielt und gewonnen (oder nur knapp verloren) hat.

Das eigentlich für Sonntag angesetzte Fußball-Spiel musste leider abgesagt werden. Zum einen fehlte ein wichtiges Zubehör (der Ball) und zum anderen waren einige Stars von Team Nord (Ashraf, MartenJ) vom Coach einfach nicht heißzumachen. Aber man sieht sich ja immer zweimal und der Sportplatz in Aschaffenburg ist bekannt.

So passierte nicht mehr viel Berichtenswertes und deswegen gibt es zum Abschluss auch fremde Ideen zu bestaunen, wobei die Deckliste nur eine Annäherung sein dürfte, da ich sie aus dem Gedächtnis wiedergebe:

„Triezknilch“ von Daniel Weile, Day 2

2 Breeding Pool
2 Flooded Strand
3 Island
3 Mountain
2 Polluted Delta
4 Steam Vents
3 Stomping Ground
4 Wooded Foothills

4 Mogg Fanatic
3 Kiki-Jiki, Mirror Breaker
4 Kird Ape
4 Ninja of the Deep Hours
4 Pestermite
4 Tarmogoyf
2 Venser, Shaper Savant

4 Electrolyze
3 Mana Leak
3 Spell Snare
2 Umezawa's Jitte

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Die Idee hinter diesem Deck ist das alte Sea Stompy, also ein Aggro-Control-Deck, welches sehr früh Druck aufbaut und diesen durch billige Counter und ein wenig Brand zu verteidigen versucht. Als Backup-Plan hat man die Pestermite-Kiki-Jiki-Kombo, bei der unser Mirror-Breaker eine Pestermite-Kopie erstellt, deren Comes-into-Play-Effekt Kiki-Jiki wieder enttappt, der eine neue Kopie baut usw.


All diese Pestermiten haben Eile und können somit direkt beim Gegner vorbeischauen. Vorteil der Kombo ist, dass sie quasi aus dem Nichts kommen kann. End of Turn Pestermite, Kiki, GG. Nachteil ist, dass beide Karten nur bedingt gut im Plan A – Beatdown – sind. Pestermite ist zwar anständig, mehr aber auch nicht und Kiki-Jiki kostet solide fünf Mana. Daniel selbst behauptet übrigens ein großartiges Matchup gegen Elfen zu haben und unterstützte dies mit Zahlen: 5-0 auf dem Grand Prix.

Auf jeden Fall eine Anregung für all jene, die den Glauben an erfolgreiche Rogue-Decks verloren zu haben glauben.

Nächste Woche wird Standard wieder im Mittelpunkt stehen. Ich werde als Judge nach Erfurt fahren (seitdem diese nicht mehr wie Zebras herumlaufen, kann man das viel selbstbewusster zugeben ) und versuchen möglichst viele Infos zu Decks, Menschen und Emotionen nebenher aufzuschnappen.

Bis dahin,
Der MiDi




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