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Magic Nationals – International / Collector’s Edition
von Falko "paluschke" Görres
10.10.2008

Ist schon ein bisschen her, dass ich etwas. geschrieben habe, und sogar noch länger her, dass ich etwas aus Schiedsrichtersicht. geschrieben habe – es wird also mal wieder Zeit. Ich habe diesen Sommer drei nationale Meisterschaften als Schiedsrichter betreut: Großbritannien, Schweden, Dänemark. In Großbritannien ist nicht viel Erwähnenswertes geschehen, also will ich darüber nicht viele W.orte verlieren. Interessanter war meine Rundreise durch Skandinavien. Und das war so:

Mit der Planung für die Dänische Meisterschaft begann ich am 6. Juni – das Turnier sollte im September in Kopenhagen stattfinden. Ich fürchtete, dass es nicht ganz einfach sein würde, für die Meisterschaften genügend Schiedsrichter aufzutreiben, da es in Dänemark nicht sehr viele (zertifizierte) Schiedsrichter gibt – insgesamt nur elf Leute, die schon einmal als Schiedsrichter gearbeitet hatten (acht davon geprüfte Schiedsrichter und keiner > Level 1). Ich schickte also die Ankündigung, dass Schiedsrichter gesucht würden, direkt an diese 11 und an alle Dänen, die schon einmal den Rules Advisor-Test bestanden hatten. Die Rückmeldungen kamen nur schleppend und enthielten mehrere Antw.orten á la „ich kann gerne als Judge arbeiten, wenn ich es nicht schaffe, mich über die Grinder noch zu qualifizieren“ oder „Ich kann nur Samstag“. Da ich aber nur Leute annehmen wollte, die auch wirklich all ihren Elan in die Vorbereitung als Schiedsrichter stecken, blieben mir zum Schluss vier Level 1 und zwei Level 0, dazu noch der Turnierorganisator (Daniel, ein Ladenbesitzer aus Roskilde) und Linus, der Organized Play Manager für Skandinavien. Für die erwarteten 90 bis 100 Spieler würde das reichen.

Schweden.

Am Dienstag drei Wochen vor den Dänischen Meisterschaften hatte ich meine erste Abschlussprüfung für die Uni (neuere und neueste Geschichte, Magister NF) und habe dabei ein Ergebnis abgelegt, mit dem ich sehr gut leben konnte. Froh von der Prüfung zu Hause, fläzte ich mich in meinen Sessel und begab mich in den IRC-Chat, wo sich sogleich folgendes Gespräch ergab (flame- ist Johanna Virtanen, Level 3 aus Finnland und HJ für die Schwedischen Nationals):

[flame-] *sigh*, I only have two L1s and three L0s for Swedish Nationals…
[paluschke] want me to come over to help?
[flame-] umm…sure
Die schwimmende Jugendherberge

Johanna nahm mich zuerst nicht ganz ernst, aber ein paar Minuten später hatte ich Linus angerufen und ihm vorgeschlagen, mich spontan als Unterstützung nach Stockholm einzuladen. Er war von der Idee begeistert und buchte sofort für mich einen Flug sowie Unterkunft in einer Jugendherberge in Stockholms Innenstadt.

Am Freitagabend fanden im örtlichen Expert Store (Dragon's Lair) zwei Last Chance Qualifier statt (jeweils Swiss, Top 4 qualifizieren sich), die aber von Ladenangestellten und Freiwilligen betreut wurde – Johanna und ich hatten also Zeit, die Location für die Nationals zu besichtigen. Diese sollten in der Cafeteria einer Schule im Stadtzentrum stattfinden. Platz war dort genug, einziger Nachteil war der leichte Geruch nach saurer Milch, der unterschwellig, aber doch penetrant im ganzen Haus umherwaberte. Außer dieser Cafeteria stand noch ein zweiter Raum für Side Events und generelles Rumlungern zur Verfügung, der war aber leider im anderen Flügel des Gebäudes. Der örtliche Veranstalter hatte die Idee gehabt, beide Räume mit einem Netzwerkkabel so zu verbinden, dass wir in der Cafeteria Nachrichten bzw. Standings in einen Computer tippen könnten und diese dann im anderen Raum auf einem Monitor zu sehen sein würden. Eine großartige Idee, in der Theorie…In der Praxis war der Monitor deutlich zu klein, um irgendwelchen Nutzen zu haben, und ich fürchte, dass die Arbeit, die die beiden Freiwilligen des Coverage-Teams in dieses System steckten, vergeblich war. Ein Ausdruck an der Wand im anderen Raum hätte es auch getan.

Am Samstag fanden sich insgesamt 91 Spieler zu den Meisterschaften ein. Ob alle davon wirklich zum Mitspielen berechtigt waren, weiß ich nicht, denn der TO hatte vergessen, eine Liste aller qualifizierten Spieler zusammenzustellen! Wir entschieden, einfach alle mitspielen zu lassen, die glaubhaft machen konnten, dass sie qualifiziert waren, und überließen es der DCI, sich um die zu kümmern, die sich eventuell hineingemogelt hatten. Tipp für jeden, der ein Turnier dieser Größe leitet: Den TO im Voraus nach so einer Liste fragen…Weiterer Tipp für jeden TO / Head Judge: Druckertreiber mitbringen! Der TO hatte nur den Drucker mitgebracht und darauf vertraut, dass Plug & Play schon funktionieren würde. Dem war leider nicht so, und da wir in der Cafeteria keinen Internetzugang hatten, musste einer der Schiedsrichter ins Dragon's Lair laufen und die Treiber dort herunterladen und per USB-Stick mitbringen. Insgesamt eine unnötige Verschwendung von Zeit.

Das letztendliche Schiedsrichterteam für das Turnier bestand aus Johanna (Head Judge), mir (primär Scorekeeper), zwei Level 1 und drei Level 0. So war für Johanna und mich also nicht nur wichtig, das Turnier zu betreuen, sondern auch, diesen noch sehr „grünen“ Schiedsrichtern bzw. -Azubis so viele Möglichkeiten wie möglich zu geben, Fragen stellen zu können und Erfahrung bzw. Feedback zu sammeln. Nationals sollte quasi dazu dienen, diese neuen Schiedsrichter „anzufüttern“ und ihnen Lust darauf zu machen, weiter als Schiedsrichter zu arbeiten – in Schweden genau so wichtig wie in Dänemark, denn auch Schweden hat eine kaum existente Schiedsrichtercommunity und niemanden, der mehr als Level 1 ist.

Das Turnier an sich verlief erfreulich ruhig. Nachdem die anfänglichen Druckerprobleme aus dem Weg geräumt waren, war auch mein Job als Scorekeeper nicht mehr sehr anstrengend und so konnte ich Johanna bei den Level-1-Interviews und auch als Floor Judge unterstützen.

In den ersten drei Runden (Standard) gab es mehrere Schiedsrichterrufe wegen der Interaktion zwischen Demigod of Revenge und beliebigen Counterspells. Wir handhabten die Situation so, dass der Demigod nur dann im Friedhof bleiben würde, wenn der Counterspell-Spieler explizit angesagt hatte, dass er den Counterspell erst spielt, wenn der Demigod-Trigger schon verrechnet war. Es reicht eben nicht, zu wissen, wie etwas funktioniert oder was man bezwecken möchte, viel wichtiger ist es, dies dem Gegner auch mitzuteilen.

Ein anderes Problem waren markierte Hüllen bzw. markierte Karten. Wir hatten die Schiedsrichterneulinge vorher gebeten, bei Deckchecks etc. auf Markierungen zu achten, aber gleichzeitig davor gewarnt, Hexenjagden zu veranstalten.

EINSCHUB
Kleine Markierungen auf Hüllen sind unvermeidlich, egal wie vorsichtig ein Spieler seine Karten mischt; insofern sollte man als Schiedsrichter hier den Blick für die Realität nicht verlieren. Markierungen sind nur dann relevant, wenn sie entweder beim Mischen auffallen können bzw. sichtbar sind, wenn das Deck auf dem Tisch liegt. Wenn der Spieler die Karten erst in einem bestimmten Winkel halten müsste und mehr als einen kurzen Augenblick bräuchte, um die Markierungen zu erkennen, geht von der Markierung wohl keine „Gefahr“ aus, denn ein Spieler, der sein Deck von allen Seiten sorgfältig unter die Lupe nimmt, würde wahrscheinlich eh auffallen…

Während der Deckchecks fielen dann allerdings einige Decks auf, deren Karten deutlich markiert waren. Einmal waren es extrem stark gebogene Exemplare der Gattung „Promo-Foil“, ein anderes Mal war einem Deck deutlich anzusehen, welche Hüllen Permanents und welche Hüllen Spells enthielten – die Hüllen mit Permanents waren durchs Tappen deutlich abgenutzter. In beiden Fällen bekamen die Spieler ein Gameloss und wurden aufgefordert, die Karten bzw. die Hüllen zu ersetzen. Der Spieler mit den Promo-Treetop Village fragte, ob er Proxies bekommen könne, aber die Turnierpolitik lässt Proxies nur für den Fall zu, dass Karten während des Turniers beschädigt werden. Bringt jemand Karten schon beschädigt mit, ist das sein Problem.

Während der beiden Booster-Drafts, die am Samstag gemacht wurden (insgesamt hatten die Nationals zwölf Runden plus Top 8 – die ersten sieben davon, also auch die erste Runde des zweiten Drafts, wurden am Samstag gespielt, damit beide Tage in etwa gleich lang sind), stießen wir auf ein paar logistische Probleme:

Erstens hatten wir nicht genügend Tische (bzw. Platz), also mussten die normalen Spieltische auch als Drafttische herhalten. Wie stellt man es dann an, dass nicht nach dem Draft alle gleichzeitig aufstehen und durcheinanderwuseln, während sie ihren Platz zum Deckbau finden?

Bevor es aber soweit war, gab es noch ein zweites Problem: Die Draftbooster waren vom Veranstalter – wie bei Grand Prix und Pro Touren – geöffnet, gestempelt und neu verpackt worden. Offenbar war dabei etwas schief gelaufen, denn während des ersten Boosters des ersten Drafts machten uns einige Spieler darauf aufmerksam, dass in ihrem Shadowmoor-Booster eine Eventide-Karte war! Wir entschieden uns dafür, diese Karten durch Shadowmoor-Karten der gleichen Seltenheit zu ersetzen und diese neue Karte allen Spielern zu zeigen, die aus dem Booster vorher schon gepickt hatten. Dazu kam noch, dass die Tinte, die für die Stempel verwendet worden war, offenbar ziemlich lange zum Trocknen gebraucht hatte – einige der Karten hatten auf der Rückseite Abdrücke vom Stempel anderer Karten. Als wir merkten, dass das Problem nicht nur ein oder zwei Karten betraf, ließen wir die Spieler weiterdraften und stellten später Proxies aus für alle Spieler, die ohne Hüllen spielen wollten und solche Karten hatten.

In der ersten Runde des Drafts zählten und überprüften nahezu alle Schiedsrichter Decklisten. Dabei gab es natürlich einige Decklisten, die nur 39 Karten hatten etc. An dieser Stelle ein kleines Quiz: Welches Vergehen liegt vor, wenn ein Spieler eine Deckliste abgibt, die 40 Karten als „im Deck“ markiert hat, aber insgesamt nur 44 Karten (bzw. für einen reinen Alara-Draft nur 41) auflistet?

„Improper Registration of Limited Card Pool“.

„Illegal Decklist“.

„Deck/Decklist Mismatch“.

Während der Deckbauphase nach dem zweiten Draft gab es einen unerfreulichen Fall von „Outside Assistance“: Ein Spieler hatte sein Deck auf dem Tisch ausgebreitet und war offensichtlich unschlüssig, welche Karte er noch cutten sollte. Er blickte zu seinem Gegenüber auf und deutete mit den Händen auf die ausgelegten Karten.
Der Gegenüber deutete mit seinem Stift auf zwei Karten. Auch wenn hier keine verbale Kommunikation stattfand, war es ziemlich klar, dass ein Spieler um Hilfe gebeten und ein anderer Hilfe gegeben hatte. Beide Spieler erhielten für die erste Runde dieses Drafts ein Matchloss. Der eine Spieler war ein ehemaliger Level-1-Judge, der andere stand zu diesem Zeitpunkt 6-0…

An interessanten Regelfragen gab es während des Turniers nicht viele. Ein Spieler fragte, ob sein Gegner ihm an Ende des Spiels die Karte zeigen müsse, die mit Windbrisk Heights verdeckt entfernt worden war. Muss er nicht – die einzigen verdeckten Karten, die zu Ende des Spiels vorgezeigt werden müssen, sind Morphs. Diese müssen vorgezeigt werden, damit der Gegner sich überzeugen kann, dass es auch wirklich eine Karte mit Morph war, die verdeckt gespielt wurde und nicht irgendeine andere Karte. Da aber Windbrisk Heights jede mögliche Karte aus dem Spiel entfernen kann, gibt es keinen Grund, diese zur Überprüfung vorzuzeigen.

Interessanter: Ein Spieler spielt Gaea's Blessing. und benennt null Ziele. Mischt er seine Bibliothek, bevor eine die Karte zieht? Das war sogar relevant, da der Spieler durch Telling Time. wusste, was die oberste Karte seiner Bibliothek war.

Ja.

Nein.



Alle weiteren Probleme, die auftraten, waren Routinefälle: vergessene ausgelöste Fähigkeiten, illegale Ziele etc.

Um 15 Uhr am Sonntag mussten wir die Cafeteria räumen. Die Top 8 der Meisterschaft wurden also wiederum im Spielkeller des Dragon's Lair ausgespielt. Im Finale gewann Kithkin 2:0 gegen Reveillark. Während die Top 8 liefen, gab es für Johanna und mich Gelegenheit, die Schiedsrichter ausgiebig mit Feedback zu versorgen und mit ihnen über ihre jeweiligen Testergebnisse zu sprechen. Endergebnis war, dass zwei der Level 0 jetzt Level 1 sind. Einer der Level 1, der Level 2 werden wollte, wurde allerdings auf nächstes Jahr vertröstet. Nach den Top 8 gingen wir Schiedsrichter in die Lobby des Hotels, in dem Johanna übernachtet hatte, und spielten Elder Dragon Highlander.

Die Schwedischen Meisterschaften zählten für mich definitiv zu den besten Turnieren der letzten Zeit. Ich habe zwar nicht sehr viel Neues dabei gelernt, aber die Jobs als Scorekeeper und Schiedsrichtertester waren eine willkommene Abwechslung zum „normalen“ Schiedsrichterdasein. Das Turnier an sich verlief im Großen und Ganzen reibungslos und erfolgreich, und ich denke, wir haben den Spielern durch unsere Arbeit ermöglicht, das Wochenende genießen zu können. Die Zeit, die ich mit Johanna, Linus und den anderen Schiedsrichtern verbringen konnte, machte mir noch mal deutlich, warum ich überhaupt schiedsrichtere – nämlich, weil man dabei so unheimlich viele nette Leute kennenlernt und mit ihnen zusammen ein Hobby ausübt.

Dänemark.

Am Montag nach den Schwedischen Meisterschaften flog ich von Stockholm nach Viborg in Dänemark. Die zwei Wochen bis zu den Dänischen Meisterschaften blieb ich in Viborg und quartierte mich bei meiner Freundin ein, die momentan in Viborg an der Uni arbeitet. Während dieser zwei Wochen konnte ich nicht nur tagsüber in ihrer Wohnung ungestört für den schriftlichen Teil meiner Abschlussprüfung lernen, der am Donnerstag nach den Meisterschaften anstand, sondern ich konnte meine Freundin auch davon überzeugen (nicht überreden!), dass es eine tolle Idee wäre, wenn sie mit mir zu den Dänischen Meisterschaften fahren und mir dort als Scorekeeper helfen würde.

Für die Meisterschaften hatte ich mir als Ziele gesetzt,

  • . wiederum so vielen anderen Schiedsrichtern wie möglich Gelegenheit zu geben, voneinander zu lernen und den Test zum nächsten Level ablegen zu können (Das große Problem in ganz Skandinavien ist nämlich, dass auch mittelwichtige Turniere wie PTQs klein genug sind, um von nur einem Schiedsrichter betreut zu werden; daher sehen sich die Schiedsrichter untereinander kaum und haben außer auf den Meisterschaften und dem einen GP pro Jahr keine Gelegenheit, voneinander zu lernen);

  • . meinen Zeitplan einzuhalten;

  • . mit den neuen Schiedsrichtern nicht die Geduld zu verlieren, auch wenn sie dumme Fragen stellen;

  • . den Spielern ein professionelles und trotzdem angenehmes Turnier zu bieten und ihnen das Gefühl zu geben, an etwas Wichtigem teilzunehmen.

  • Das eigentliche Turnier fand gleichzeitig mit einem Warhammer-40k-Turnier in einer großen Turnhalle in Kopenhagen statt. Die Halle war deutlich besser als die Location des Vorjahres, in der die Meisterschaften über drei kleine Räume verteilt stattfinden musste. Am Freitagmittag traf ich mich mit dem Veranstalter, Daniel, in der Halle und wir begannen, zusammen mit einigen Angestellten seines Ladens Tische, Stühle und so weiter aufzubauen. Der Platz, den wir in der Halle zugewiesen bekommen hatten, war groß genug, dass wir Draft- und Spieltische separat aufstellen konnten und dann immer noch Platz für weitere Side-Events-Tische hatten. Das machte es im Turnier deutlich einfacher, da die Spieler nicht, wie in Schweden, Rangierbahnhof spielen mussten, um ihren Deckbauplatz zu finden.

    Die beiden Last Chance Qualifier (Standard und Sealed, Swiss, Top 4 qualifiziert) am Freitagnachmittag liefen parallel zu einem Team-Sealed-Turnier und einem Constructed-FNM – wir Schiedsrichter waren also gut ausgelastet. Ich hatte jedem der Schiedsrichter eine Aufgabe zugewiesen, die er dann für alle Turniere durchführen sollte (also zwei Schiedsrichter waren für die Deckchecks in allen Turnieren zuständig, einer verteilte Ergebniszettel in allen Turnieren etc.). Das Experiment führte aber leider dazu, dass es immer dann, wenn in zwei Turnieren die gleiche Aufgabe zeitlich anstand, Verzögerungen gab oder andere Schiedsrichter einspringen mussten. Im Nachhinein betrachtet wäre es eine deutlich bessere Idee gewesen, jedem Turnier ein oder mehrere Schiedsrichter zuzuweisen, die dann für alles innerhalb dieses Turniers zuständig gewesen wären.

    Auch in Dänemark gab es anfangs Probleme mit dem Druckertreiber – das scheint eine Naturkonstante zu sein. Für den Freitag liehen wir uns den Drucker von den Warhammer-Leuten, am Samstagmorgen lief dann aber alles perfekt, nachdem wir den Druckertreiber bekommen hatten. Ebenso gab es leider Probleme mit der Lautsprecheranlage, und so hatte ich die Wahl, für das Turnier entweder die ganze Zeit Ansagen zu schreien oder eine Flüstertüte zu benutzen, wobei ich mir aber reichlich albern vorkam. Trotzdem: In der zweiten Runde siegte die Vernunft, ich schonte meine Stimme und nutzte die Flüstertüte.

    Zu den Dänischen Meisterschaften meldeten sich 94 Spieler an, für Dänemark ein neuer Rekord.

    Beim letzten Schiedsrichtertreffen vor dem Start des Turniers machte ich noch einmal deutlich, dass ich von jedem erwartete, Fragen von Spielern nur dann zu beantw.orten, wenn der Schiedsrichter sich seiner Sache wirklich 100% sicher war. Wenn nicht, sollte er mich erst fragen. Es ist deutlich besser, eine Minute zum Nachfragen zu verwenden, als später fünf oder zehn Minuten dafür zu brauchen, einen Schiedsrichterfehler zu korrigieren. Das klappte das ganze Wochenende über auch wunderbar.

    Das Turnier verlief, was Strafen anging, noch ruhiger und reibungsloser als die Schwedischen Meisterschaften. Während der Drafts und des Deckbaus musste ich diverse Spieler mehrmals ermahnen, doch bitte den Mund zu halten, aber die dänischen Schiedsrichter versicherten mir, dass die Spieler nicht über den Draft an sich geredet hatten, also ging es hier nur um Warnings für „Failure to Follow Official Instructions“ und nicht um „Outside Assistance“.

    Zusätzlich gab es die seltene Situation, dass ein Spieler am Rande einer Disqualifikation stand – allerdings nicht wegen Cheating, sondern wegen angehäufter kleinerer Strafen. Ein Spieler, der bereits in zwei vorigen Runden zu spät gekommen war, kam auch für die letzte Draft-Runde wieder erst auf den letzten Drücker an. Er rannte gerade von den Pairings zu seinem Tisch, als ich den Rundenbeginn bekannt gab. Hier nutzte ich den Ermessensspielraum, den Oberschiedsrichter in diesem Fall haben und wertete dies als „ausreichend rechtzeitig“. Er wurde also nicht disqualifiziert.

    Während einer der Draft-Runden sah ich zwei Spieler, die gegeneinander spielten, aber in unregelmäßigen Abständen aufstanden und ihre Plätze tauschten. Als ich fragte, was sie denn da machen, meinte der eine, dass es doch letztendlich egal sei, mit welchem Deck wer spielte. Natürlich ist das überhaupt nicht egal und ich bat sie eindringlich, mit dem Blödsinn aufzuhören und sich entsprechend eines professionellen Turniers zu verhalten, alleine schon, um ihre Nachbarn nicht zu stören. Die Spieler einigten sich kurz darauf auf ein Unentschieden.

    Als wir am Sonntagnachmittag die Top 8 starteten, ermahnte ich die Spieler noch einmal, dass die Top-8-Runden ebenso behandelt würden wie jede andere Runde, also Fehler ebenso bestraft würden wie in den normalen Runden. Ich sagte dies besonders deshalb, weil ich letztes Jahr das Finale in Roskilde durch ein Gameloss entscheiden musste – einer der Spieler hatte 59 Karten fürs dritte Spiel präsentiert. Auch wenn dieses Jahr alle Spieler brav nickten, als ich ihnen das erklärte, half es leider nicht viel. In einem der Viertelfinalspiele musste ich wieder ein Gameloss vergeben, für genau die gleiche Sache. Aber wenigstens wurde das Finale diesmal ordentlich ausgespielt: GB-Elfen gewinnen gegen Reveillark.

    Insgesamt bin ich mit dem Verlauf der Meisterschaften sehr zufrieden. Ich denke, jeder der anderen Schiedsrichter hat auf dem Turnier reichlich lernen können, und auch wenn keiner von ihnen den Test zum nächsten Schiedsrichterlevel bestanden hat, waren für sie die Meisterschaften trotzdem sehr wichtig. Mehrere Spieler hatten sich, während die Top 8 liefen, bei mir für die Leitung des Turniers bedankt; ich nehme daher mal an, dass das Ziel „die Spieler glücklich machen“ erreicht worden ist. Und letztendlich endeten beide Tage jeweils nur etwa zehn Minuten nach meiner vorhergesagten Zeit – das Ziel war also auch mehr oder weniger erreicht worden.

    Die Turniernachbereitung am Sonntagabend zog sich leider sehr lange hin: Die Schiedsrichter und viele der anderen Helfer waren schon nach Hause gegangen, als Daniel noch Weisung vom Hallenvermieter bekam, die Tische und Stühle an ganz bestimmten Stellen in der Halle zu stapeln. Wir mussten daher alles, was wir bis dahin beiseite geräumt hatten, noch einmal umordnen. Das war mit nur 3 statt 12 Helfern deutlich anstrengender. Gegen Mitternacht war dann endlich alles geschafft.

    Montag verbrachte ich den Vormittag mit meiner Freundin in Kopenhagen, fuhr dann nachmittags mit Bus, Fähre und Taxi wieder nach Hause und beschloss damit meine Nationals-Saison für 2008. Für nächstes Jahr hoffe ich, wieder auf der Deutschen Meisterschaft als Schiedsrichter zu arbeiten, evtl. auch wieder als Head Judge. Was Dänemark angeht, werde ich wohl auch 2009 dort Head Judge sein.

    So weit von mir. Ich denke, im Artikel waren genügend interessante Situationen drin, über die der geneigte Leser sich gerne in den Kommentaren austoben darf.

    Falko




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