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Limited
Wieviel Glück braucht der Mensch?
Draften im OD/TO/JD Format
von Erik Schaffernicht
13.07.2002

Viele werden mittlerweile mehr oder weniger oft mit dem kompletten Odyssey-Block gedraftet haben, mit Freunden, beim FNM, Online oder bei den Europameisterschaften. Dann hört man immer wieder wie glücksabhängig und zufallsbasiert dieses Format sei.

Doch woran liegt das?

Als Basis möchte ich einen FNM Draft in Weimar wählen, den ich letzten Freitag gespielt habe.

Der Odysseybooster enthielt neben recht viel Müll nur eine Karte, welche ein bißchen herausragte, der Repentant Vampire. Einzig andere schwarze Karte im Booster war ein Filthy Cur, also den 3/3 Flieger mit gutem Gewissen gepickt. Im weiteren Draftverlauf war ich bestrebt Schwarz möglichst ganz herauszunehmen, was auch erstaunlich gut gelang, da nicht soviel schwarz ankam und mich daher vermuten ließ, dass von meinen beiden rechten Nachbarn mindestens einer auch schwarz draftete. Aber das war mir ziemlich egal, denn in Torment würde ich ja vorn sitzen und das beste Schwarz abgreifen können. Außerdem hatte ich eigentlich kein schlechtes Schwarz bekommen: Patriarch's Desire, Afflict, Zombify, Crypt Creeper, etc. Weitergegeben hatte ich sogut wie keine schwarze Karte. Als Zweitfarbe habe ich ein bissel unspektakuläres Grün genommen.
Meinem linken Nebenmann hatte ich ziemlich viel gutes Weiß gepasst, sodass ich ihn auf dieser Farbe vermutete. Dem war auch so, und nach dem ersten Booster hatte hatte mein linker Nachbar keine schwarze Karte in seinem Kartenstapel, wie ich nach dem Draft herausbekam.

Zeit für Torment. Zeit für die guten schwarzen Karten.
Ich hab erstmal einen Grotesque Hybrid gefirstpickt (oder heißt das firstgepickt?) und mich dann dem zweiten Booster zugewandt. Das war dann auch totaler Müll, keine spielbare schwarze Karte. Hmm, was fehlt? Die Rare, kein Aussage also. Also die beste Karte im Booster genommen, eine Basking Rootwalla. Es kann ja nur noch besser werden. Nächstes Booster enthielt ein Crippling Fatigue, sehr schön. Nochmal durchgeschaut und gestutzt, kaum weitere schwarze Karten und fehlende Commons. Hmmm, oftmals war es in Tormentboostern schon so, dass aufgrund der Printruns Butcher und Fatigue in einer Packung zu finden sind. Argwohn stieg in mir auf, vermutlich draftet einer meiner beiden linken Nachbarn auch schwarz. Schlecht. Der restliche Krempel aus Torment kann ich nur mäßig nennen: ein Waste Away, ein Balshan Collaborator zum Splashen und ansonsten grüne Karten wie Acorn Harvest und Anurid Scavenger. Nicht unbedingt so, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Naja, das Schwarz in Judgment verleitet bekanntermaßen niemanden zu Freudensprüngen und auch das Grün welches bei mir vorbei kam, konnte meine Laune nicht wirklich anheben. Alles in allem bestenfalls ein mittelmäßiges Deck.

Was war geschehen? Waren die Booster vielleicht so schlecht?
Eigentlich war ich der Meinung nach Odyssey in einer guten Position zu sitzen. Aber mein linker "ich-hatte-nach-Odyssey-keine -schwarze-Karte" Nachbar hatte einfach angefangen in Torment schwarz zu picken. Bei ihm blieb dann etliches hängen, neben einem Laquatus Champion, Doppel Faceless Butscher hatte er auch Cabal Torturer, Mesmeric Fiend, Soul Scourge usw. Seine linken Nachbarn hatten nämlich massenweise schwarz gepasst. Tja, er hat davon profitiert und ich hatte den Zonk (okay meinen rechten Nachbarn, die auch auf schwarz waren erging es auch nicht anders als mir).

Ich glaube Gary Wise hat einem seiner Limited Artikel zu OD/TO/JD so sinngemäß geschrieben, dass wenn man schwarz draftet, es darauf ankommt, was man in Odyssey an brauchbaren schwarzen Karten weitergibt. Hmm, nach solch einem Draftverlauf ist man geneigt die Aussage zu negieren. Es kommt eben nicht darauf an. Ist es "random", Zufall oder auch Glück...!?

Dieses springen in die schwarze Farbe hat sich für meinen linken Nachbarn gelohnt, auch weil links von ihm kein schwarz gedraftet wurde (hat das harte Cutten von Schwarz sich da bemerkbar gemacht?).

Gedankenexperiment. Links von unserem Springer wird auf dem übernächsten Platz auch schwarz gepickt. Seine ersten beiden Tormentpicks sind wie oben Champion und Butcher. Danach dünnt schwarz stark aus. Entweder er bleibt in schwarz und gibt sich mit der zweiten Wahl zufrieden und bekommt damit ein mittelmäiges Deck oder er geht wieder aus der Farbe heraus. Dann war das verschwendete Picks, denn Doppelschwarz splasht man nicht so ohne weiteres. Dann ärgert man sich, wenn man die Basking Rootwalla oder den Stern Judge durchgelassen hat. Gerade in Torment was in Grün oder Weiß sowieso nicht viel hat, schmerzt soetwas. Auch das hätte sein Deck geschwächt.

Wie wir sehen, hätte dieser plötzliche Sprung auf schwarz meinen Nachbarn genausogut auch mit in den Abgrund reißen können. Denn woher sollte er wissen ob nicht links von ihm wieder schwarz gedraftet wird? Da hat er wohl Glück gehabt...
Aber die Farbe schwarz ist nicht der einzige Problemfall dieses Formats.

Macht es Sinn Grün oder Weiß zu "forcen"?
Tja, wieder ist Torment aus der Gegenrichtung das Problem. Denn normalerweise erhofft man sich aus der anderen Richtung belohnt zu werden. Torment enthält kaum solche Belohnungen, in Weiß noch weniger als in Grün. Es kommt vielmehr darauf an was links von einem selbst abgeht, da weiß und grün in Odyssey und Judgment ihre Sternstunde haben. Aber nach links zu beeinflussen ist nahezu unmöglich. Da braucht man dann doch ein Portion Glück...

Okay, im großen und ganzen das Format ist nicht so super "random" wie es vielleicht bisher aus meinem Geschreibsel herauszulesen ist, denn es sind nur Beispiele. Blau und Rot laufen eigentlich recht normal. Aber es gibt doch mehr Unabwägbarkeiten als in manch anderem Format und damit ist weniger gut zu kontrollieren. Weniger Kontrolle bedeutet dann aber auch mehr Zufall und Glück.
Es wäre sicherlich mal interessant auszuprobieren ob diese Problematik in ähnlicher Form auftritt, wenn man die Reihenfolge dahingehend verändert, dass man Odyssey, Judgment und dann Torment draftet. Aber das ist natürlich reine Spekulation.

In diesem Sinne, wünsche ich viel Glück beim nächsten Draft!
Erik

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