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Was Casualspieler denken
von Frank Mann
08.04.2008

Anlass für mich diesen Artikel zu schreiben, waren die vielen völlig überzogenen; übertriebenen und meist nicht einmal wahrheitsgerechten Kommentare über Casual und ihre Spieler.

Da sich aber anscheinend niemand so richtig getraut hat, sich dagegen zu erheben und den Turnierspielern Paroli zu bieten, und mich einige Kommentare und Artikel enorm erzürnt haben, hat es mich dazu getrieben diese Gegendarstellung zu verfassen.

Nun aber zum eigentlichen Thema! Dieser Artikel ist für all diejenigen Spieler, die für ihr Leben gerne mal eine Runde Casual Magic spielen, und sollte einige Vorurteile wie auch „negative“ Äußerungen gegenüber diesem „Format“ sowie den – noch brav ausgedrückt – „angeblich schlechten“ Spielern zurechtrücken.

Warum lästern Turnierspieler eigentlich so gerne über uns? Habt ihr irgendwelche Probleme mit uns oder was veranlasst euch immer auf gemeinste Art und Weiße über eure Mitmenschen herzuziehen? Es hat zwar noch keiner direkt ausgedrückt von euch, aber euren Äußerungen zufolge kann man sich manchmal denken, dass ihr direkt Turnierspieler = Gott und Casualspieler = Abschaum hättet schreiben können!

Ausnahmen bestätigen die Regel, entschuldigt mich für alle, die uns akzeptieren. Durch Kommentare, die man im Forum zu Casual-Berichten lesen kann, sind das jedoch leider nicht allzu viele.
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Casualspieler

Man sollte wohl zunächst erst einmal definieren, was ein Funspieler genau ist. Von Turnierspielern werden Funspieler ja gerne als Leute mit Decks dargestellt, die eine Manakurve von ca. fünf aufwärts beinhalten. Zudem haben Casualspieler ja kaum Rares im Deck. Viele der besseren Karten sind auch nur ein- bis maximal dreimal vertreten. Die eventuelle Combo besteht aus mind. fünf Karten, die sich kaum öfters als je zweimal im Deck befinden. Man hat nur ein bis zwei Decks. Weitere typische Vorurteile sind: Jeder hat Angst vor vielen Zerstörungssprüchen, Gegenzaubern und gegen Landzerstörung will man gar nicht erst spielen, kannst ja gleich Highlander spielen, etc...

Viele werden sich jetzt dabei ertappt haben und denken, ja, der Mann hat völlig recht, siehste alles Noobs, was will der hier noch! Genau das ist der Punkt, an dem ich ansetzen will.

Die oben genannten Beispiele treffen nämlich nur auf einen Spielertyp zu, den Anfänger. Da es nun mal diesen Spielertyp gibt, treffen die meisten eurer Aussagen zwar zu, aber eben auf keinen Fall auf einen Casualspieler! Ihr habt doch auch mal angefangen. Warum über neue Mitglieder herziehen, die euer schönes Hobby teilen wollen.

Casualspieler wissen durchaus wie sie ihr Deck aufbauen. Gewiss ist die Manakurve nicht perfekt ausgerichtet, um auf einem Turnier mitspielen zu können, sonst wäre es ja auch kein Fun, aber dennoch gut durchdacht und geht mitnichten erst ab vier oder fünf Mana los. Zudem sind wir nicht blöd und wissen durchaus, dass wir die wichtigen Karten unseres Decks viermal spielen und auch alles andere genau abstimmen. Das Schöne ist, dass uns dafür endlos viele Karten zur Verfügung stehen und wir nicht nur auf die Turniertypischen angewiesen sind.

Funspieler basteln sich in erster Linie Decks, die eine nette Strategie eines Blocks verfolgen. Meist ist diese halt im Turnier unspielbar – aber warum darauf verzichten, wenn sie nun mal da ist und so viel Spaß macht? Gerne werden auch Karten dazugenommen, die auf den ersten Blick schlecht aussehen. Genau dies ist das Spezialgebiet eines Casualspielers, eben diese für jeden Spieler unspielbare Karte trotzdem in ein annehmbares, konkurrenzfähiges Deck einzubauen. Casualspieler haben generell übrigens auch einen enorm großen Kartenpool.
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Geschwafel von Turnierspielern

Was soll eigentlich der Schwachsinn, man benötigte festgelegte Regeln zum Spielen, denn anders könne man kein Deck bauen. Das ist ja am Fun gerade der Reiz, ich hab freien Spielraum und kann mich auf meiner fast endlosen Kartenspielwiese austoben, ohne auf irgendwelche Begrenzungen zu achten.

Turnierspieler erzählen auch öfters, dass Magic nun mal ein Turniersport ist. Da frag ich mich nun aber, warum dann nicht nur Karten gedruckt werden, die im Turnier spielbar sind?

Viele Turnierspieler wollen uns Funspieler zum Turnier-Magic bekehren. Nun sage ich euch, habt ihr euch denn schon mal gefragt, ob wir das überhaupt wollen? Es wird euch wundern, aber es gibt ebenso viele Gründe nicht Turnier zu spielen, wie das für Fun der Fall ist!

Funspieler spielen Casual des Spaßes wegen – ist das so schwer zu begreifen? Ja, aber dann müssen die Turnierspieler wieder kommen und sagen, dass man doch bessere und schlechtere Decks bauen kann, bzw. das „Format“ Fun nie genau definieren und somit doch überhaupt keinen Spaß daran haben kann. Aber wen interessiert's?! Es geht ja hier um den Fun, gemütliches Beisammensein, was trinken, Spaß haben, palabern, Mukke hören... Daher ist es auch völlig egal, wie unterschiedlich die Decks sind. Jeder Casualspieler, der etwas auf sich hält, hat auch mehr als ein bis drei Decks. Meist befinden sich 10-30 Decks in deren Besitz.
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Warum ich die meisten Turniere meide

Ich kann mir auf einem Turnier meine Gegner nicht aussuchen, ich sitze arroganten, mit perfekten Regelkenntnissen bewaffneten (was öfters über entsprechende Bemerkungen zur Schau gestellt wird) und siegesgeilen, mir völlig unbekannten Leuten gegenüber.

Ich spiele immer, immer und immer wieder, und schon wieder das gleiche Deck. Hab ich schon erwähnt, dass ich ständig das gleiche Deck spielen muss? Zudem spiele ich meist auch noch gegen Decks deren Decklisten ich eh schon aus dem Internet kenne. Meist wiederholen sich die Decks des Gegners ja auch. Das Sideboard wird wie aus dem Schlaf auf das Deck des Gegners angepasst. Alles immer das gleiche, warum spielt man eigentlich gegeneinander, wenn der Sieg doch eigentlich schon vor dem Duell berechnet werden kann...?

Was ich jedoch am meisten vermisse ist die entspannte Atmosphäre. Kaum wird ein Wort gewechselt, jede Entscheidung ist endgültig, die meisten sind total nervös und enorm verkrampft.

Habt ihr schon mal eine Packung Chips, Bier und einen mp3-Player mit lauter Musik vor dem Spiel auf den Tisch gelegt? Dürft ihr während dem Spiel mal 'ne Pause einlegen, um euch etwas zum Essen zu holen?

Das tollste an Turnierspielern ist ja immer die Aussage, dass sie bei einem Turnier sogar mehr Spaß am Spielen haben als es die Funspieler je haben könnten! Klar habt ihr am Spielen Spaß, das will ich gar nicht diskutieren, aber warum sollen wir, wenn wir uns für die andere Seite entschieden haben, diesen nicht auch haben? Zudem, kann mir dann mal einer erklären, warum nach mehreren verlorenen Spielen ein Turnierspieler droppt, obwohl es für ihn doch nix größeres gibt?

Ich glaube, dass die Turnierspieler, meist diejenigen von ihnen, die es nie zu etwas bringen, einfach nur zu ihrer eigenen Befriedigung die Casualspieler schikanieren müssen, damit es ihnen selber wieder besser geht, weil sie selber nichts auf die Reihe bekommen und sich so besser abregen können.
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Weitere Vorteile eines Casualspielers

Ein Casualspieler hat einen enorm großen Kartenpool. Ich kauf mir in der Regel mehr als ein Display beim Erscheinen einer neuen Edition. Nebenbei komplettiere ich meinen Pool für Eternal. (Ja, auch ich will Duals spielen...) Ich denke, einige Turnierspieler würden von meinem Kartenpool träumen.

Übrigens finanzieren uns Turnierspieler indirekt und sind dabei eine wahre Golgrube. Da braucht man mal wieder ein bisschen Geld und verkauft grad ein paar im Standard sowie in anderen Turnier-Formaten so beliebte Karten und ist seine Geldprobleme los. Wie sonst könnte man sich auch sonst leisten, so viel Geld für sein Hobby auszugeben. Vielleicht seid ihr deshalb auch so böse auf uns... Ich nehme gerne einmal Tarmogoyf als Beispiel, der mich ja fast „reich“ gemacht hat! Und ja, ich hab sogar früh sein Potenzial erkannt, wohl vor den meisten anderen, da ich sie für ein Butterbrot erhalten habe und später für über 25€ verkauft habe. (Ich hätte mir doch drei Playsets kaufen sollen...)

Wir kennen fast jede Karte! Ich spreche jetzt mal eher für die älteren unter uns. Ich finde das jedenfalls recht praktisch. So bin ich auch schon öfters durch vergessene Karten auf Decks gekommen, die ich später irgendwo im Internet bei einem Turnier auf den vorderen Plätzen entdeckt habe. Allgemein dachte ich mir schon des Öfteren, als ich Listen im Internet gesehen habe, hui, der hat mir doch glatt das Deck geklaut! Was dafür spricht, dass wenn wir wollten auch konkurrenzfähige Turnierdecks bauen könnten.

Allgemein find ich die Verspottungen mehr als unangebracht, dass wir auf Turnieren kein Land sehen würden. Spielt doch endlich mal Turniere damit ihr seht, was abgeht!, heißt es oft. Wenn wir das täten, würdet ihr euch das sicherlich nicht mehr wünschen. Durch Casual entstehen die komischsten Situationen, durch die ich die Regeln nämlich mehr als verinnerlichen konnte.

Eines Tages habe ich mich doch einmal von meiner Casualrunde breitschlagen lassen, zu einem Grand Prix im Sealed-Deck-Format zu fahren. Ich habe ungelogen die Edition nicht gekannt, mir waren bis dato, da ich auch noch keine Displays gekauft hatte, keine Karten der Editionen bekannt und bin am Ende mit über 120 Punkten für mein Rating nach Hause gefahren und konnte mich freuen einige gute Turnierspieler zu besiegen. Kann man jetzt sagen Zufall, Glück... In gewissen Maßen muss ich euch da zustimmen, esist klar, dass ein Spieler, der vorher noch nie Sealed gespielt hat, eine Portion Glück braucht, aber nicht unbedingt wie ihr es immer darstellt versagen muss und auf den letzten Plätzen rumgammelt. Meine Kumpels haben sich übrigens auch eher im Mittelfeld als im hinteren Bereich aufgehalten. Das führt mich zum nächsten Thema.
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Ausreden, Angeberei, Prahlerei

Es gibt nichts schlimmeres, als einem Turnierspieler mit einem Rating von 1800 aufwärts zu erzählen das man irgendwo bei 1550 rumlungert nachdem man ihn besiegt hat. Er hätte eindeutig gewinnen müssen, er hatte ja so schlecht gezogen, sein Deck hat das viel bessere Matchup, etc... Wenn man diese Person dann zufällig mit seinen Freunden erwischt, hört man dann so Kommentare wie: der hat mich ja so was von weggeluckt, der hat total falsch gespielt, ich hab nur Schrott gezogen, blabla...

Wer denkt, es gibt da keine Steigerung irrt sich. Viel schlimmer sind da die Spieler, die mit ihren Erfolgen, Preisen und Rating prahlen. Wen interessiert's?! Ich dachte, wir spielen ein Turnier, um dort unseren Spaß zu haben – so macht mir das ehrlich gesagt keinen...
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Alles hat ein Ende

Abschließend möchte ich mich hier bei allen „wirklich“ guten und bekannten Turnierspielern entschuldigen. Komisch ist nämlich, dass diese Symptome bei den wirklichen Profis nicht vorkommen. Jedoch leider bei genau den Leuten, die immer über uns Casualspieler schimpfen und auf Turnieren noch nicht viel gerissen haben.

Mit diesem Beitrag habe ich mir wohl weniger Freunde gemacht, aber so seht ihr wenigstens auch mal ein Kommentar aus der Sichtweise eines Casualverrückten.

Schlussends wünsche ich noch all unseren Casualern viel Spaß sowie viel Glück unseren Turnierspielern,

Euer Casualfan




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