
Hi, Leute!
In den vergangenen Wochen habe ich euch meine Limited-Review zuteil kommen lassen. Das Ganze basierte auf meinen Erfahrungen mit dem aktuellen Draftformat, die ich hauptsächlich während unseres verlängerten Testwochenendes gesammelt habe. Wie schon zuvor fanden sich auch zur Vorbereitung für diese Pro Tour einige Qualifikanten bei mir ein, um Karneval lieber nüchtern und unverkleidet mit Pappkarten zu verbringen.
Aaron Brackmann (der seinen Flug leider auf Grund plötzlich auftretender, akuter Zahnschmerzen sausen lassen musste) und ich erhielten Unterstützung durch die PTQ-Gewinner Sahin Gökhan, Alexander Löffler und Georg Schönherr. Außerdem war Markus Seine mit von der Partie, der sich durch sein Top-50-Finish in Valencia qualifizierte. Um die Drafts aufzufüllen, hatten wir zudem tatkräftige Unterstützung von Alexander Jersch, Markus Kolb, Mitja Musberg, Moritz Sauerborn und Tai Scharfe.
Die Testdrafts liefen nicht so gut für mich. Ich experimentierte mit einigen außergewöhnlichen Decktypen (besonders RW-Giant/Warrior), die allesamt bestenfalls mittelmäßige Erfolge verzeichnen ließen. Tatsächlich gelang mir mein einziges 3-0 mit einem monoweißen Kithkin-Deck. Markus Seine war es dann auch, der später feststellte, dass dieser Archetyp durch die Hinzufügung von Schwarz profitieren konnte und der den zuvor so verschmähten Quill-Slinger Boggart zurück auf den Plan rief, der nun durch die Unterstützung von Reinforce deutlich spielbarer ist.
Nun gut, dachte ich mir, die random Decks bringen es nicht mehr (besonders das Rebellion of the Flamekin-Deck war „dank“ Morningtide eine herbe Enttäuschung), also muss ich auf der PT auf Altbewährtes zurückgreifen.
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Die Anreise _
Erst einmal wollte jedoch die lange Reise nach Kuala Lumpur angetreten sein. Markus Seine und ich hatten gemeinsam einen Emirates Airlines-Flug über Dubai nach Kuala Lumpur gebucht. Ich kann diese Airline nur jedem empfehlen: Häufig sind die Flieger ziemlich leer, so dass man sich ungestört breitmachen kann. Selbst wenn nicht, hat man selbst in der Economy Class verhältnismäßig viel Fußraum – für meine zwei Meter keine Nebensächlichkeit auf Interkontinentalflügen.
Und das herausragende In-Flight Entertainment mit scheinbar unendlich vielen Spielen, Filmen und Serien „on-demand“ ließ mir so manchen EA-Flug sogar zu kurz erscheinen. In Dubai stärkten wir uns beim örtlichen McDonalds, das dank des schwachen DHS richtig günstig war – ganz anders, als ich es von den für ihre Luxuriösität bekannten Vereinigten Arabischen Emiraten erwartet hätte.
Das war jedoch nichts gegen die Erschwinglichkeit Malaysias. Alles kostete nur 30-40% von dem, was ich in einem herkömmlichen deutschen Supermarkt hinblättern müsste. Taxifahren war derart günstig, dass es nicht einmal die Benzinkosten zu decken schien. Und das mit vier Sternen ausgezeichnete Novotel Hydro Majestic überzeugte mit einem sehr gut sortierten Frühstücksbuffet, das im sagenhaft günstigen Preis von umgerechnet ungefähr 26 Euro pro Nacht und Nase im Doppelzimmer inbegriffen war. Selbst das anregende Nachtleben samt Thai-Massage with Happy Ending soll sehr günstig gewesen sein – als eingefleischter Anti-Tourist beschränkt sich mein Sightseeing (in meinem Fall wohl eher Site-Seeing) üblicherweise auf die Tournament-Site.
Fast hätte ich nach der Enttäuschung in Valencia sogar die Players' Party ausfallen lassen, aber da ich mich dort mit den deutschen Nachzüglern verabredet hatte, ging ich hin, was sich im Nachhinein als sehr gute Entscheidung herausstellen sollte: Es gab kostenlose Sprite (für Coca Cola musste man allerdings bezahlen) und mehr Gänge chinesischer Leckereien als wir bewältigen konnten. Natürlich konnten wir uns die Gelegenheit zu einem weiteren Probedraft nicht entgehen lassen, wo wir doch mit acht Deutschen an einem runden Tisch saßen und vor wenigen Minuten unser Gratis-Draftset empfangen hatten. Endlich konnte ich mit meinem sehr starken Merfolkdeck einen weiteren Draft gewinnen.
Jetlag hatten Markus und ich nicht mehr, da wir schon einen Tag vorher ankamen, um uns ordentlich akklimatisieren zu können. In puncto Klimatisierung hätten wir uns jedoch keine Sorgen machen müssen: Temperaturen über 30°C wurden halbiert, sobald man ein beliebiges Gebäude betrat. Und so kam es, dass ich mir nicht einmal eine kurze Hose kaufen (oder mitgebracht haben) musste und ich sogar Leute mit Schal auf der Site sitzen sah – was natürlich Spott bedeutete: „Hey Mann, ein Taxi zum Äquator kostet 20 Ringgit!“ (Keine fünf Euro.)
Entsprechend angenehm war es in unserem Zimmer im 20. Stock, in dem wir noch kurz den Panoramablick auf jede Menge weiterer Hochhäuser genossen, bevor wir uns vor Tag 1 zur Ruhe begaben.
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Tag 1 _
Meine Hoffnungen auf eine kleine Pro Tour wurden beim Players' Meeting begraben. Zwar schienen einige Level 4/5-Pros die Reisekosten und -mühen gescheut zu haben, aber die PTQ-Gewinner hatten es sich scheinbar allesamt nicht nehmen lassen, einen Gratisabstecher in dieses Urlaubsparadies zu unternehmen und bei der Gelegenheit gleich noch ein paar kostenlose Drafts mitzunehmen.
Entsprechend schwach besetzt war mein erster Drafttisch. Nur Ruud Warmenhoven und Thomas Refsdal waren mir bekannt, die anderen fünf schienen eher Kanonenfutter zu sein. Natürlich nur unter der Vorraussetzung, dass meine Draftstrategie tatsächlich das halten würde, was ich mir von ihr versprach!
Wie schon erörtert, wollte ich mir während der frühen Picks möglichst viele Optionen offenhalten und dennoch starke Karten draften. Dementsprechend spielbar muss der entsprechende First Pick in einer Vielzahl von Decktypen sein. Besonders begehrt sind und waren splashbare Removal oder andere Spoiler, aber eine mit Abstand stärkere Karte würde ich nicht zugunsten von Flexibilität weitergeben, solange mir zumindest in der Wahl des Stammes und/oder der Zweitfarbe noch Optionen blieben.
Nun war es so weit, der erste Booster nahte und mit ihm die Stunde der Wahrheit. Als potenzielle Picks fand ich Wydwen, the Biting Gale, Eyeblight's Ending und Changeling Hero. Wydwen schied für mich von vornherein aus. Sie ist sehr spielstark, hätte meine Opionen aber zu stark eingeschränkt. Immerhin will man diese Karte nicht unbedingt splashen, wenngleich man sie nicht zwingend durch weitere Feen unterstützen muss. Das Eyeblight's Ending ist ein gutes und gut splashbares Removal. Allerdings befürchtete ich, dass mein linker Nachbar zu Wydwen greifen würde, was das Ending tatsächlich zu einem Splash verdammen würde. Mit Changeling Hero hingegen hätte ich noch fast alle Optionen offen: Die Karte ist spielstark, leicht zu splashen und passt in jedes Deckkonzept.
Dementsprechend griff ich zu, mit der Absicht, nun entweder Merfolk, Treefolk, GWb-Good Stuff, RW-Giants, UW-Airforce oder Kithkin Aggro mit beliebiger Zweitfarbe zu draften. Auch ein UBw-Faerie- oder Card Advantage-Deck oder ein URw-Elemental Deck war noch eine Möglichkeit. Mit Changeling Hero als Anfang schaute ich dann gespannt in den nächsten Booster. Dort wartete dann auch direkt der erste Grund, mich selbst ein wenig in den Hintern beißen zu wollen, denn die mit Abstand stärkste Karte war Pestermite. Mit Wydwen als Firstpick wäre daraus vielleicht ein sehr starkes Faerie-Deck geworden.
Aber der Vergangenheit nachzutrauern bringt an der Stelle nichts, also nehme ich den Pestermite. Da er ein sehr starkes Signal ist, wollte ich ab diesem Zeitpunkt ziemlich sicher Blau weiterdraften, was meine Auswahl zwar deutlich eingrenzt, aber mich keinesfalls felsenfest in einen Decktypen presst. Als nächstes nehme ich Surge of Thoughtweft und bin damit ziemlich sicher UW. Nun bleibt nur noch zu klären, ob es ein UW-Airforce oder doch eher Merfolk wird. Ein weiterer Pestermite deutete zunächst auf letzteres hin und auch Stonybrook Angler und Shapesharer sprechen nicht unbedingt dagegen. Den späten Judge of Currents sammelte ich mehr vorsichtshalber ein.
Im zweiten Booster lacht mich ein Faerie Harbinger an, aber die Konkurrenz durch Surgespanner ist einfach zu groß. Nicht nur machte er sich im potenziellen Merfolkdeck um Längen besser, sondern auch für die Airforce wäre er noch ein geeigneter Kandidat. Mein nächster Pick war Harpoon Sniper, der mich endgültig in Richtung Merfolk schwenken ließ. Doch dann kam noch ein Faerie Harbinger! Mein linker Nachbar schien den Wink mit dem Zaunpfahl wohl nicht verstanden zu haben.
In Ermangelung besserer Picks und mit bereits zwei Pestermite und vor allem dem Changeling Hero als Zielen griff ich zu. Nun kam ein völlig nüchterner Booster; ich entschied mich, Imperious Perfect über Epic Proportions zu hatedraften, da ich ersteren potenziell splashen könnte – die für ein Merfolkdeck spektakuläre Springleaf Drum hatte ich schon und auch einen Tideshaper Mystic gab es bereits im ersten Durchgang geschenkt. Es folgten ein weiterer Angler und das dank Distant Melody für Merfolk eher unwichtige Fathom Trawl, bevor mir angesichts eines weiteren leeren Boosters nichts übrig blieb, als Sentinels of Glen Elendra zu picken. Meine Flexibilität wurde dann noch durch einen weiteren Judge of Currents belohnt.
Im dritten Booster wollte ich unbedingt so viele Stonybrook Schoolmaster wie möglich bekommen. Tatsächlich gelang es mir, ganze drei Stück einzusammeln und die erwartete Tokenarmee mit Meadowboon und Sage of Fables zu unterstützen. Ein frühes Weight of Conscience war für mein Merfolkdeck wie maßgeschneidert und so kam ich zumindest zu einem Removal. Ein Mothdust Changeling ging dann unerwarteterweise nicht um den Tisch, wohl aber der zweite und auch die von allen anderen verschmähte Distant Melody.
Am Ende war ich mit meinem Merfolkdeck sehr zufrieden und kam sogar in den „Genuss“ eines komplexen Deckbauprozesses. Normalerweise baue ich mein Deck während des Drafts und muss es im Anschluss nur noch registrieren. Diesmal hatte ich allerdings so viele Playables, dass die Cuts richtig hart waren. Am Ende entschied ich mich gegen den Splash für Imperious Perfect. Dementsprechend mussten auch Tideshaper Mystic und Wanderer's Twig im Sideboard bleiben, ebenso wie das Ancient Amphitheater, da ich keine splashbare rote Karte draften konnte.
Sentinels of Glen Elendra waren mir zu unsynergetisch und durften nicht mitmachen. Auf einen möglichen Sideboardeinsatz warteten zudem Inkfathom Divers, Deeptread Merrow und Burrenton Forge-Tender. Zuletzt hatte ich die Wahl zwischen Sage's Dousing und Waterspout Weavers und entschied mich fürs Finisher-Potenzial des 3/3ers. Meine Deckliste sah so aus:
 |  |  | | | 1 Mothdust Changeling
2 Judge of Currents
1 Shapesharer
2 Stonybrook Angler
1 Harpoon Sniper
2 Pestermite
1 Sage of Fables
3 Stonybrook Schoolmaster
1 Faerie Harbinger
1 Meadowboon
1 Surgespanner
1 Changeling Hero
1 Waterspout Weavers
1 Springleaf Drum
1 Surge of Thoughtweft
1 Weight of Conscience
1 Distant Melody
1 Fathom Trawl
9 Island
7 Plains
1 Windbrisk Heights
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| |  |  |  |
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Action! _
Runde 1: Thomas Refsdal (Norwegen)
Im ersten Spiel setzt er mich früh unter Druck und bringt schon bald einen Axegrinder Giant. Zum Glück habe ich einen Stonybrook Angler parat, der seinem RGb-Deck den Wind aus den Segeln nimmt. Mein Stonybrook Schoolmaster fängt sich einen Shard Volley, aber ich habe noch einen und lege außerdem noch ein paar Pestermites nach, die ordentlich Druck machen.
Da es eh schon sehr gut aussieht, spare ich es mir, noch den zweiten Schoolmaster auszulegen. Tatsächlich leert er schnell das Board mit einem Incendiary Command. Ich lege den Schoolmaster nach und spiele Fathom Trawl aus, das mir unter anderem Faerie Harbinger beschert. Die Karten werden mir also so schnell nicht ausgehen! Immerhin könnte ich mir nun Changeling Hero suchen und den Harbinger einsaugen und so später noch einmal in den Genuss seines Effektes geraten.
Das tritt aber nicht mehr ein, da der Changeling Hero nicht stirbt, bevor ich eine dicke Distant Melody ausspielen kann und Thomas in Anbetracht des massiven Kartenvorteils aufgibt.
Für das zweite Spiel boarde ich Sage's Dousing und Burrenton Forge-Tender ein, um gegen sein Command gewappnet zu sein. Letzteren lege ich auch prompt Turn 1 hin und verzögere seinen Beatdown dadurch wesentlich. Schnell gesellen sich bei mir einige Evasion-Kreaturen dazu, die seinem Life Total ein schnelles Ende zu bereiten drohen.
Als er irgendwann sein Violet Pall zieht, um meinen Forge-Tender zu entsorgen, kann ich ihn daher schon im nächsten Zug mit Unterstützung durch Surge of Thoughtweft bezwingen.
Vor dem Draft fragte er schon ganz besorgt, ob man gegen seine Gegenüber gepairt wird, da er nicht unbedingt direkt gegen mich ranwollte. Ich sage ihm, dass er da noch mal Glück gehabt hat und die Pairings random sind. Da hatte er wohl Unglück im Glück...
1-0
Runde 2: Ruud Warmenhoven (Niederlande)
Er beginnt und legt in Turn 2 einen Bosk Banneret, das in Turn 3 direkt in meinen Stonybrook Angler angreift. „Fuck you“ denke (und sage) ich und blocke direkt. Seine Antwort? “Can't blame a man for trying...“
Der moralische Sieg ist schnell davongetragen und nachdem er mit seinen drei Forests nichts außer einen weiteren Bosk Banneret beschwören kann, gilt selbiger auch schnell für den tatsächlichen Sieg.
Im zweiten Spiel zeigt er immerhin seine Zweitfarbe – Schwarz, wie vermutet. Trotzdem bleibt er wieder einige Züge auf drei Ländern stehen, während ich schnell Shapesharer und Meadowboon lege und ihm damit arg zusetze. Der durch den Screw verursachte Tempoverlust ist gegen meinen guten Draw dann auch zu viel des Guten und es steht (und ich stehe)
2-0
Runde 3
Mein Deck ist stark und die beiden ernstzunehmenden Konkurrenten bereits bezwungen. Was könnte mir da noch im Weg stehen? Natürlich ein monoweißes Kithkin-Aggro. Normalerweise kein schlechtes Matchup für ein Merfolkdeck meiner Qualität. Er fängt an und legt Kinsbaile Skirmisher gefolgt von Kithkin Zephyrnaut.
Letzteren bedenke ich umgehend mit meinem Weight of Conscience, da mein Draw eher langsam ist. Er aber legt gleich mal den zweiten, der sich dann auch Runde um Runde als Serra Angel entpuppt und mich, als mir die Chumpblocker ausgehen, bezwingt, nachdem mein einzig vernünftiger Blockversuch mit Neck Snap vereitelt wurde.
Im zweiten Spiel darf ich beginnen, muss aber einen Mulligan nehmen. Die Sechs-Karten-Hand verspricht mit drei Ländern, Springleaf Drum, Sage of Fables und Changeling Hero einen 5/5 Lifelinker in Turn 4. Ich ziehe nicht nur das benötigte Land nach, sondern darüber hinaus auch jede Menge unnötiger Länder. Er hingegen zieht wieder eine sehr gute Manakurve, die er nur kurz unterbrechen muss, um meinen Hero mit einem Oblivion Ring zu entsorgen. Viel mehr habe ich dann nicht mehr vorzuweisen und so verliere ich auch diese Partie.
2-1
Nicht 3-0 zu draften war zwar etwas enttäuschend, aber nicht gerade unerwartet. Schließlich bin ich die 2-1-Maschine! Bis zu dieser PT hatte ich genauso viele 1-1-1 wie 3-0 und 0-3 zusammen – und mehr 2-1 als alles andere. Aber besonders schlimm ist das ja nicht. Eine Siegquote von 2/3 muss man erst mal schaffen. Und überhaupt hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt in jeder meiner Individual Limited-PTs den zweiten Tag erreicht.
In Constructed ist das mit mir so eine Sache. Meine besten drei Money Finishes waren zwar im Constructed-Format, wechselten sich aber ab mit 3-3-Drop, 3-5, 2-5-Drop, 1-4-Drop und noch einem 1-4-Drop. In Limited hingegen habe ich fünf von fünf PT-Day-2s gemacht und bin zu 80% im Geld gelandet. Da war so ein 2-1 der perfekte Ausgangspunkt, um mit vier weiteren 2-1 unter den Top 32 zu landen.
Von meinem Traum der ersten Limited-PT-Top-8 war ich wieder etwas weiter entfernt, aber der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach. Oder so. Weiter ging es also in den zweiten Draft, wo mich wieder ein Haufen unbekannter Gesichter begrüßte. Doch auch Jonny Magic höchstpersönlich saß mit am Tisch, und wie wir nun alle wissen, sollte er ab Runde 3 dieser PT kein Match mehr verlieren. Aber zurück zu mir. 
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Draft 2 _
Im zweiten Draft habe ich als First Pick die Wahl zwischen Cloudgoat Ranger und Warren Pilferers. Die Pilferers sind zwar splashbar, aber der Ranger die deutlich bessere Karte, die, beinahe schon einem Changeling gleich, ihren Platz in jedem meiner weißen Decks finden wird – und zwar nicht als Lückenbüßer, sondern aller Voraussicht nach als All-Star.
Im zweiten Pick kommt ein weiterer Warren Pilferers, aber da ich schon einen gepasst und einen 5-Drop gedraftet habe, entscheide ich mich lieber für Pestermite. Die beste Karte im dritten Pick ist Changeling Titan. Genau den wollte ich jetzt nicht sehen: Schließlich vertragen sich Grün und Blau überhaupt nicht. Ich bleibe meiner Linie treu und nehme den oft unterschätzten Surge of Thoughtweft. Die beste Karte im nächsten Booster wäre der Changeling Berserker. Zum Glück ist auch noch ein Stonybrook Angler dabei, für den ich mich entscheide. Wieder einmal sieht es so aus, als ob ich mich nur noch zwischen UW-Airforce und Merfolk entscheiden müsste.
Als fünften Pick kommt dann der dritte Warren Pilferers! So langsam verfluche ich meinen First Pick – aber die Pros stimmen mit mir dahingehend überein, dass man da einfach den Ranger nehmen musste. Nun nehme ich die Pilferers, in der Absicht, sie eventuell zu splashen.
Im sechsten Pick dann die Katastrophe: Zu einem weiteren Changeling Berserker lässt sich einfach keine Alternative finden. Ehe ich gar nichts nehme, drafte ich lieber den. Auch weiterhin kommt dann wirklich gar nichts mehr in meinen Farben; Weiß ist komplett abgeschnitten und es tablet nicht einmal der Kinsbaile Skirmisher aus Pick 1. Nur noch ein Inkfathom Divers lässt sich blicken, sowie eine Auntie's Hovel, die meine Splashintentionen realisieren soll.
Nach dem ersten Booster habe ich irgendein Kuddelmuddel an Karten, aber dann mache ich mit dem zweiten Booster einen Oblivion Ring auf. In der Absicht, vielleicht doch noch einige weiße Karten zu bekommen, greife ich zu. Aber dann wird mir der Thundercloud Shaman gepasst!
Ohne Alternative nehme ich ihn und spekuliere darauf, vielleicht doch noch einige gute rote Karten geschoben zu bekommen. Aber nichts dergleichen – es kommt noch Hurly-Burly dazu und das war es dann; der Rest sind (von einem zweiten Pestermite abgesehen) unspektakuläre blaue Karten. Im dritten Booster bleibt mir dann nur noch übrig, ein Violet Pall als Splashkarte zu draften und meine Manakurve mit einigen Ink Dissolvern aufzufüllen. Am Ende habe ich ein semiaggressives URbw-Deck mit kaum erkennbarem Fokus.
Ein Haufen Füllerkarten mit einigen Starspielern, die es einfach richten müssen. Brighthearth Banneret kommt ins Deck, obwohl er ganze drei Karten beschleunigt, Lunk Errant erhält dank seiner leichteren Casting Cost den Vorzug über Axegrinder Giant und Hurly-Burly muss mitmachen, um einen Win lucken zu können, obwohl er auch so ziemlich jede meiner Kreaturen vernichtet, egal ob am Boden oder in der Luft.
Als tolle Manafixer für mein 4-Color-Deck dürfen dann noch Tideshaper Mystic und Springleaf Drum mitmachen, da ich als einziges Vivid Land ausgerechnet den Grove ergattern konnte. Wenn ich gegen jeden Spieler am Tisch ran müsste, würde ich wahrscheinlich mit 0-7 aussteigen – wie soll ich da nur das 2-1 bewerkstelligen? Wie auch immer, jedenfalls mit dieser „Deck“-Liste:
 |  |  | | | 1 Tideshaper Mystic
1 Brighthearth Banneret
3 Ink Dissolver
1 Stonybrook Angler
2 Pestermite
1 Changeling Berserker
1 Inkfathom Divers
1 Thundercloud Shaman
1 Warren Pilferers
1 Waterspout Weavers
1 Lunk Errant
1 Hearthcage Giant
1 Shard Volley
1 Springleaf Drum
1 Broken Ambitions
1 Hurly-Burly
1 Research the Deep
1 Glimmerdust Nap
1 Oblivion Ring
1 Violet Pall
1 Auntie's Hovel
9 Island
5 Mountain
1 Plains
1 Swamp
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| |  |  |  |
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_Auf zur Schlachtbank _
Runde 4: Jon Finkel (USA)
Na Prost Mahlzeit. Das hat mir gerade noch gefehlt. Jon Finkel ist nicht bloß exzellent – er gewinnt Spiele, die man einfach gar nicht gewinnen kann. So wie, als er einst End of Turn einen Counterspell discardet, was den Gegner zum Aufgeben animiert – Finkel zeigt ihm ungerührt seine Hand mit sieben Ländern.
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Wie das Spiel ausgegangen ist, könnt ihr der Feature Match Coverage entnehmen. Was ihr dort jedoch nicht lesen könnt, ist, dass es knapper war, als es aussah: Ich hatte Springleaf Drum in Turn 1, gefolgt von Stonybrook Angler in Turn 2. Wenn ich das dritte Land nachgezogen hätte, wäre Changeling Berserkergekommen und hätte Finkel ordentlich eingeheizt. So musste ich mich mit der Niederlage zufriedengeben.
Trotzdem hatte ich nach dieser Runde neues Vertrauen in mein Deck: Finkels Deck war sehr stark und er ist bekanntlich Jonny Magic, und trotzdem hätte ich fast gewonnen. Und wie sagte Patrick Rüger nach der PT so schön? „Hey, sie haben dir das Feature Match gegen Finkel gegeben – in diesem TCG hast du es also geschafft!“ .
2-2 |
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Runde 5
Mein Gegner legt Stonybrook Banneret in Turn 2, gefolgt von einem weiteren Banneret und einem Judge of Currents in Turn 3. Wunderbare Gelegenheit, mein Hurly-Burly siegbringend auszuspielen. Von diesem krassen Kartennachteil erholte er sich nicht und ich konnte ihn unter anderem mit meinem in Turn 2 wohlweislich zurückgehaltenen Ink Dissolver niederringen, nachdem meine Waterspout Weavers meiner Armee das Fliegen gelehrt haben.
In Game 2 mühlt ihn mein Ink Dissolver zunächst mit einer zweiten Kopie, bevor dann beide Runde um Runde seine Bibliothek dezimieren. Bei einstelliger Kartenanzahl seines Decks habe ich dann leider schon alle Merfolk gezogen, so dass ich kaum auf ein Wunder hoffen kann – mein Gegner kann dies natürlich nicht wissen und klaut vorsichtshalber einen meiner Ink Dissolver mit seinem Sower of Temptation. Danach legt er mit Sage of Fables, Judge of Currents und Summon the School los. Ich habe Lunk Errant und Thundercloud Shaman auf der Hand, aber nur fünf Länder und ziehe auch das sechste nicht, bevor mich seine Armee besiegt.
Im dritten Spiel kommt dann endlich der Changeling Berserker in Turn 3, und als ich in Turn 5 noch den Lunk Errant ausspiele und er leicht screwed ist, gibt er auf. Sieg!
3-2
Runde 6
Es muss doch irgendwie möglich sein, dieses Spiel zu gewinnen! Oder sollte meine Day-2-Serie tatsächlich abreißen? Gut, die Spannung ist ein wenig dahin. Aber für mich war diese Partie extrem interessant. Nicht aber das erste Spiel: Er hält eine riskante Hand ohne Islands und kann nur einen Mudbutton Torchrunner ausspielen. Der ist keine Gefahr für meine Pestermites, die ihm im Upkeep vom Mana abschneiden und seinen Torchrunner überfliegen. Seine Insel kommt viel zu spät und es steht flugs 1-0.
Im zweiten Spiel komme ich dank Springleaf Drum schnell aus den Startlöchern. Diesmal hat er Mountains und Islands, aber ich habe die Inkfathom Divers in Turn 4. Auf meiner Library präsentieren sich allerlei Länder, die ich nach oben stacke, um ihm in Turn 7 den Hearthcage Giant zu geben. Gesagt, getan, und da er keinen Counter hat, erwarte ich seine Aufgabe. Aber auch dieser Gegner hat Sower of Temptation, der sogleich meinen Hearthcage Giant klaut!
Glücklicherweise habe ich den Shard Volley auf der Hand. Aus Angst vor einem Counter möchte ich noch seinen Zug abwarten. Er ist schon ganz schön unter Druck, greift aber natürlich mit dem Sower an und prowlt danach noch eine Latchkey Faerie rein. In seinem End Step möchte ich den Sower abschießen – aber er spielt in Response Scion of Oona!
Wenn ich jetzt ein Merfolk oder Wizard für meine Weavers aufdecken kann, gewinne ich mit meiner Armee. Leider gelingt das nicht – doch ich topdecke einfach den Oblivion Ring! Ich greife mit allen an, sein Scion muss chumpen und so kann der Ring den Sower erledigen. Er zieht, sieht keine Antwort für den Giant und schiebt ein. Unglaublich!
4-2
Da habe ich den Day 2 doch tatsächlich erreicht. Ich war überglücklich, von jetzt an konnte mir nichts mehr den Tag versauen und ich ging total entspannt in den dritten Draft, spielte noch eine Runde und ging dann endlich, endlich ins Bett. Acht Runden Constructed-PT sind bei weitem nicht so auszehrend wie sieben Runden Limited plus drei Drafts.
Bisher ist also alles recht gut gelaufen. Die 2-1-Maschinerie lief wie geschmiert, ich stockte meine Serie auf sechs von sechs auf und würde am nächsten Tag versuchen, mich in die Top 32 zu zocken. Doch auch Turnierberichte schreiben ist anstrengend, darum mache ich für heute Feierabend und berichte in Kürze, inwiefern mir das gelang.
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