miraclegames.de
Community
Geschichten aus der Gruft, Teil 7
Pischner auf Paracetamol
von Andreas "Zeromant" Pischner
18.02.2008

Diesen Artikel schreibe ich unter dem Einfluss schwerer Drogen.

Ihr seid gewarnt!



_
Die... (Trommelwirbel)... deutsche...
(Trommelwirbel, lauter)...
STÄDTEMEISTERSCHAFT!!!
_

Manchmal denkt der Pischner tatsächlich nicht weiter, als die berühmte fette Sau (nein, hier hat Tobi keinen Namen eines Magic-Spielers herauseditiert!) hopst. Wisst Ihr, der "Running Gag" mit der deutschen Städtemeisterschaft war ja gut und schön, aber nachdem ich nun über viele Wochen hinweg die Erwartungshaltung bei Euch aufgebaut habe, sollte man meinen, dass ich jetzt auch ganz viel darüber erzählen kann, oder?

Und jetzt tippe ich diese Zeilen und mir fällt auf, wie wenig ich doch eigentlich noch darüber weiß. Schwach, Andi, ganz schwach!

Also, Erinnerung anstrengen (zur Zeit doppelt schwierig, wegen Drogen und so): Es gab eine Vorrunde und eine Endrunde. Die Vorrunde fand regional aufgegliedert statt. Waren es vier Regionen (wie später auch in der Bundesliga) oder sechs (woran ich mich zu erinnern glaube)? In jedem Fall mussten wir mit dem Auto fahren. Das weiß ich deswegen so genau, weil sich Stefan Funke erst auf der Fahrt sein Deck zusammengebaut hatte. Er hatte mich gebeten, den Old Man of the Sea mitzubringen, dessen stolzer Besitzer ich damals war. Das Format war nämlich 1.5 (das spätere Legacy, aber damals ohne eigene Banned-Liste; stattdessen wurden die Banned- und Restrictedliste von Typ 1 dafür genutzt), und zwar, wenn ich mich nicht sehr irre, Highlander! Das RICHTIGE Highlander-Format, nicht Frank Topels bekannte Eigeninterpretation mit 100 Karten, keinem Sideboard, eigener Banned-Liste und eigenem Mulligan. Eigentlich bedeutet Highlander halt nur "jede Karte außer Basic Lands maximal einmal im Deck", und ansonsten gelten alle normalen Magic-Regeln.

Stefan wünschte sich also einen Old Man für sein Deck, denn er spielte natürlich Kontrolle (hat Stefan jemals etwas anderes gespielt?), und der "Marid" war eine Art frühe Vedalken Shackles. Naja. Jedenfalls galt er als völlig undercosted als 2/3er für UU1, und dann noch diese Klau-Fähigkeit... Weil ihm diese coole Karte zur Verfügung stand, benannte Stefan sein ganzes Deck als "Old Man".

Ich versuche mich verzweifelt zu entsinnen, ob wir zu dritt oder zu viert im Wagen saßen. Daniel fuhr, und dann waren da Stefan und ich. Noch jemand viertes? Wenn nicht – haben wir nur drei Formate gespielt? Oder etwa sechs (jeder ein Limited- und ein Constructed-Format)? Nein, ich bin mir eigentlich sicher, dass ich kein Constructed-Deck in der Hand hatte. Aber drei Formate sind irgendwie schon ein bisschen wenig, deswegen glaube ich, dass es vier gewesen sein müssen (zwei Mal Limited: Draft und Sealed; sowie zwei Mal Constructed: 1,5 Highlander und... vermutlich Typ 2, aber auch Block Constructed kann ich nicht ganz ausschließen). In diesem Fall muss sich noch jemand im Wagen befunden haben. Martin Lüdecke? Vermutlich. Er hat sich dann um Typ2 (Block) gekümmert und Daniel ums Sealed, während ich draftete.

_
Pischners Draft-Entjungferung
(sehr angenehm verlaufen)

_

Wieso war ich eigentlich als Drafter ausgewählt worden? Nun, ich bin mir ziemlich sicher, dass das mit jenem Abend zusammen hing, an dem ich vom Team Istari zu einem Testdraft eingeladen worden war. Es würde mein allerallererster Draft werden – ich musste nach den Regeln fragen und erkundigte mich dann ganz naiv, ob Sealed Decks oder Draftdecks tendenziell stärker wären (Daniel versicherte mir, dass Draftdecks stärker seien). Als Ratschlag gab mir jemand auf den Weg, immer die beste Karte zu draften und nach jedem Booster eine Farbe auszusortieren, so dass ich am Ende mit einem starken dreifarbigen Deck dastand. Diesen suboptimalen Tipp beherzigte ich dann viel zu lange, und von dem Desaster, welches er auslöste, wird später noch zu berichten sein. In jedem Fall war er aber wohl gut gemeint, denn ich glaube nicht, dass IRGENDEINER der Anwesenden bereits Drafterfahrungen hatte...

Überraschenderweise gewann ich diesen Testdraft souverän und war määächtig stolz auf mich! Davon blieben auch die Istari natürlich nicht unbeeindruckt, und so kam es also, dass ich mich in Erwartung eines Drafts in Daniels Golf befand, welcher nach... nach... Magdeburg? Oje. Welcher eben dorthin fuhr, wo unsere regionale Vorrrunde stattfand.


Sechs oder Acht? Vier oder Sechs? Und wer bin ich eigentlich?
_

In meiner Match History wird jener Draft sogar als Turnier geführt, aber da muss so einiges verlorengegangen sein... Zunächst einmal habe ich nur fünf Gegner. Nun kann ich nicht einhundertprozentig beschwören, dass wir zu acht gedraftet haben, aber die einzelnen Runden sind mit 2, 3, 4, 6 & 7 beziffert... Kann es sein, dass zwei Teams nur zu dritt angetreten waren und auf den Draft, der ja am längsten dauerte, verzichtet haben? Irgendsoetwas habe ich noch im Hinterkopf.

Von meinen Gegnern kann ich nur den ersten und den letzten zuordnen (Achtung, Namensnennung!): Bernd Sander, Helge Ramthun, Hagen Bremse, Andreas Michaelis (hmm... doch, da klingelt auch etwas ganz, ganz leise) & Martin Langfeld. Martin stammte natürlich vom anderen Berliner Team, welches, glaube ich, außer aus ihm aus drei Doomies bestand (ich weiß es aber nicht mehr genau), und Bernd war der bekannte Senftenberger Familienvater. Daraus schließe ich jetzt einmal messerscharf, dass keine Hamburger am Start waren (denn da stünden die Chancen gut, dass ich sie kannte), und das wiederum bedeutet, dass es wohl sechs Regionen waren, nicht vier, denn eine Viertelung des Bundesgebiets, in der Hamburg und Berlin nicht zusammenfielen, ist schwer vorstellbar. Das macht auch Magdeburg als Austragungsort glaubhaft. (Aber warum zum Teufel sind wir nicht einfach in Berlin geblieben?)

In jedem Fall war das ganze Turnier letztlich nur ein Zweikampf zwischen den beiden Berliner Teams. EvilBernd wird gewiss die Gelegenheit nutzen, mir Arroganz, Ignoranz, Akkordanz und Weihnachzganz vorzuwerfen, aber die neuen Bundesländer waren damals einfach Magic-technisch Dritte Welt, und das würde sich auch viele Jahre lang nicht ändern

Meine Bilanz lautete dementsprechend Win, Win, Win, Win, Win, Loss. An mein Spiel gegen Martin besitze ich nur eine höchst verschwommene Erinnerung (ich glaube, ich habe ihm einmal mit Kukemssa Serpent eine Insel gemacht und dann angegriffen – ja, das ist meine Erinnerung!), aber später erzählte mir ein Teamkollege, dass ich ja gegen zwei (drei?) Savage Twister auch keine Chance gehabt hätte... Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich diese Karte nicht einmal als spielentscheidend im Gedächtnis behalten habe!

An einer progressiven Drafttechnik oder tiefgehendem Spielverständnis lag es also nicht, dass ich in Limited-Formaten so einen Kickstart hatte. Woran aber dann? Ich kann es mir nur dadurch erklären, dass ich eine enorme Vertrautheit mit allen Karten besaß. Egal, wie obskur sie war: Wenn mir jemand den Namen einer Karte sagte, konnte ich ihren Regeltext herunterrattern. Des Weiteren konnte ich mich damals noch richtig gut konzentrieren und übersah selten eine Interaktion zwischen Karten auf dem Tisch. Schließlich hatte ich eine grundlegende Vorstellung davon, was für Kreaturen ein gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis bezüglich ihrer Manakosten war. Vielleicht trug aber auch dazu bei, dass ich in meiner Magic-Anfangszeit immer Kontrolldecks gespielt hatte und daher gewohnt war, immer den möglichen Kartenvorteil zu suchen – in den extrem langsamen Limited-Formaten der damaligen Zeit (einmal wegen der schwachen Sets, und zum anderen, weil halt jeder diese dreifarbigen Haufen-Decks baute) war das natürlich ein Gewinnrezept!

Nun, ich ärgerte mich zwar ein wenig, dass ich gegen Martin verloren hatte (auch wenn mir klar war, dass ich einem sehr guten Spieler unterlegen war, aber hey, so weit ich mich entsinne, war das möglicherweise meine erste Limited-Niederlage überhaupt!), doch insgesamt war ich äußerst zufrieden! Keiner meiner Mitstreiter hatte eine bessere Bilanz vorzuweisen, und daher ging ich davon aus, mich für die Aufnahme als Istari empfohlen zu haben. Allerdings belegten wir damit in dieser Vorrunde nur den zweiten Platz, und das andere Berliner Team fuhr zur Endrunde.

_
Tim, Struppi & Peer
_

Am ersten Wochenende im Oktober 1997 fuhr ich dann wieder mit den Istari zu einem Turnier, genauer: zu zweien. Ein Veranstalter hatte sich für den Samstag ein Tempest-Prerelease und für den Sonntag einen PTQ gesichert.

Über jenes Prerelease habe ich damals einen Turnierbericht geschrieben, der auch auf dem Dojo veröffentlicht wurde, den ich aber heute leider selbst in dessen Archiv nicht mehr finde. Ich glaube, ich habe ihn "The Tim and Struppi Deck" genannt (und den englischsprachigen Lesern dann auch erklärt, dass "Tim" der deutsche Name von "Tintin" war). Mein Prerelease-Deck hatte nämlich DREI "Tims" (Rootwater Hunter) und zwei "Struppis" (Mogg Fanatic - nein, außer mir hat die wohl niemand jemals so genannt). Ich vermute, dass ich damit das Feld voller kleiner Shadow-Kreaturen ganz gut zusammengeschossen habe... In jedem Fall gewann ich das Swiss souverän mit 7:0! Darunter war auch ein Sieg gegen meinen neuen Team-Kollegen Boris Buschardt, bei dem ich mich dafür entschuldigte, dass ich nicht drawen wollte (dabei weiß ich gar nicht, ob er das überhaupt gewollt hätte!), weil ich mein Deck für so gut hielt, dass ich ausprobieren wollte, ob ich damit das Turnier gewinnen könne...

Nun, ich stand also als einziger 7:0. Die Sache war nur die: Der Turnierveranstalter hatte 4 T-Shirts zu vergeben, und anstatt diese an die vier Erstplazierten nach dem Swiss zu verteilen, beschloss er, noch EINE Runde K.O.-System für die Top 8 dran zu hängen, und den vier Siegern diesen Preis zu geben. Und DIESES Spiel verlor ich dann natürlich. Ehrlich, ich kam mir ziemlich verarscht vor!

Apropos verarscht: Als ich später meinen Kartenpool noch einmal genau ansah, stellte ich fest, dass sich darin weiterhin drei Disturbed Burial und zwei Evincar's Justice befanden. Hmm... Ob das nicht vielleicht gut gewesen wäre, die zu spielen? Die Antwort darauf werde ich nie wissen.

Am nächsten Tag dann also mein erster Limited-PTQ. Ich muss wohl davon ausgehen, dass er ebenso wie derjenige sechs Tage später im unwahrscheinlichen 5th Edition-Visions-Format stattfand... Ich spielte 2:2:1 und droppte dann vor der letzten Runde, um früher nach Hause fahren zu können. Eine meiner Niederlagen war übrigens gegen Thommy, und der Draw gegen Peer Kröger (damals noch Hamburger). Nein, kein ID – wir gingen ins Zeitaus. Nicht ganz unbeteiligt daran war wohl ein Judge-Ruling, welches ewig dauerte, und für das wir keine Extrazeit bekamen (ich glaube, das war damals noch nicht üblich). Leider habe ich vergessen, um welche Frage es ging. Was ich jedoch weiß ist, dass ich den Judge so lange beharkt habe, bis ich ihn endlich von meinem Standpunkt überzeugen konnte – was übrigens bedeutete, dass er gegen mich entschied! Ja, so war der Pischner (und ich denke nicht, dass sich da viel geändert hat): Wenn er der Ansicht war, dass ein Judge einen Fehler machte, dann versuchte er diesen zu korrigieren, selbst wenn das zu seinen Ungunsten war.

Auf dem Heimweg fragte ich Daniel dann, ob ich mich mit meiner Performance beim PTQ meiner Mitgliedschaft im Team Istari als würdig erwiesen hatte, und er antwortete, dass das bereits seit der Städtemeisterschaft in Ordnung ging. Hurra – ich war Vollmitglied bei den Istari! Darauf war und bin ich stolz, denn wir waren nicht nur das stärkste Berliner Team, sondern auch ein sehr nettes und faires. (Ihr wisst unterdessen, welche Ausnahme ich hier machen muss.)

_
Pischner for Pro Tour!
_

Mein Limited-Run war damit aber noch nicht beendet: Bereits am nächsten Samstag veranstaltete Matthias Nagy in Berlin einen PTQ. Das Format war ebenfalls 5th Edition/Visions, jedoch mit einer kleinen, unbeabsichtigten Variante: Ca. zwei Drittel der Teilnehmer bekamen Visions-"Uncommon-Booster" – also solche, bei denen sich auf Grund eines Produktionsfehlers in den Common-Slots Uncommons befanden! Eine derartig hohe Nekrataal-Dichte hat es ansonsten bestenfalls in einem Constructed-Turnier noch einmal gegeben...

Auch hier ist mein Turnierbericht in den Dojo-Archiven leider nicht mehr aufzufinden. Die Essenz jedenfalls war diese: Pischner im Glück! Ich war mit meinem Deck eigentlich nicht besonders zufrieden. In den ersten drei Runden spielte ich jedoch gegen sehr unerfahrene Spieler und erreichte somit ein 3:0. Und dann traf ich auf Maria.

Maria Hirthe war die Freundin von Marcus Johanus (also desjenigen, gegen den ich meine erste Partie Magic gespielt hatte). Marcus war nie wirklich über Casual-Niveau bei Magic hinausgekommen und hatte es auch nicht vor. Maria spielte letztlich nur seinetwegen Magic, und dies war, glaube ich, ihr erstes sanktioniertes Turnier. Wie sie 3:0 stehen konnte? Ich weiß es nicht. Sie machte jedenfalls zahlreiche Anfängerfehler gegen mich (nun, sie WAR ja auch eine Anfängerin) und ich entschuldigte mich bei ihr, dass ich sie nichts zurücknehmen ließ, aber ich witterte meine Chance. Bald stand ich 4:0, ohne bis dahin auf eine nennenswerte Herausforderung gestoßen zu sein.

Der sah ich mich dann in Runde 5 gegenüber: Wieder einmal Martin Langfeld! Es war die einzige Runde, in der ich wirklich schwitzen musste, und was habe ich geschwitzt! Glücklicherweise war Martins Deck auch nicht wirklich die Offenbarung. Trotzdem: Ich sah mich demjenigen Spieler gegenüber, der mir meine erste Limited-Niederlage beigebracht hatte und musste all mein Können aufbieten, um den knappen Sieg einzufahren (wenn ich mich recht entsinne, verloren wir allerdings jeder ein Spiel gegen Mana Screw, bevor die entscheidende Partie anstand).

Die nächsten beiden Runden waren dann ein Draw mit Thommy und ein Draw mit Boris Buschardt, und damit hatte ich meine erste PTQ-Top-8 erreicht! Mit einem gefühlten 1:0 in "richtigen" Magic-Partien war das schon eine Sensation.

Neben Thommy und Boris hatte auch Sven Grottke es in die Top 8 geschafft. In diesem Rochesterdraft gab es zwei Booster 5th und ein Booster Visions – und die Visions-Booster waren wieder Uncommon-Booster... Ich griff sehr früh nach Chimeras, aber weil die anderen das mitbekamen, konnte ich nur drei einsammeln – gerade genug, um sie zu spielen (gut, die Tin-Wing spielte man sowieso). Ansonsten hielt ich mich an die mir bekannte Draftphilosophie und wunderte mich, dass Boris immer nach der blauen Karte griff, selbst wenn noch eindeutig bessere im Booster waren. Farben markieren oder forcieren – mir völlig unbekannte Konzepte! Ich griff wieder nach bunten Karten und landete in UGW, mit ganz vielen Fliegern und fetten Kreaturen. Dabei schnappte ich einen Archangel auf, sowie ein spätes Karoo. Thommy saß übrigens am Draftende mit drei Mob Mentality da... ich weiß nicht, was er damit wollte, gespielt hat er sie hoffentlich nicht!

Ich landete dann im Hamburger Bracket. Ich weiß noch, dass ich meinen Viertelfinalgegner Marcus Dammann recht mühelos besiegte. Im Halbfinale ging es dann um den Flug und die Qualifikation, und mein Gegner hieß Gunnar Refsdal. Vielleicht sagt Euch der Name ja etwas? So viele deutsche Spieler mit 50 Lifetime Pro Tour Points gibt es ja nun auch wieder nicht.

Das Spiel gegen Gunnar habe ich als extrem nervenzerfetzend in Erinnerung. Zum einen begriff ich, dass ich gerade TATSÄCHLICH um eine PT-Qualifikation spielte, zum anderen weigerte sich Gunnar einfach, zu verlieren! Obwohl ich jederzeit den Eindruck hatte, kurz vor dem Sieg zu stehen, zögerte Gunnar das Unvermeidliche immer noch eine weitere Runde hinaus, mit einem Chumpblocker, mit einem Bounce-Spruch, mit einem aus dem Friedhof zurückgeholten Chumpblocker, mit einer Honorable Passage... Besonders in demjenigen Spiel, in dem ich ihn mit einem Waterspout Djinn totprügelte, schwitzte ich Blut und Wasser vor Angst, dessen Upkeep zu vergessen, wozu mir Gunnar mindestens ein halbes Dutzend Mal Gelegenheit bot!

Übrigens habe ich in beiden Matches ein Spiel mit einem relativ frühen Archangel gewonnen, den ich mit Hilfe meines Karoo ausspielte. An diesem magischen Abend lief irgendwie alles für mich...

Als es dann endlich so weit war, als Gunnar der allerletzte Trick ausgegangen war und er seine Niederlage eingestehen musste, lehnte ich mich kurz zurück, schloss die Augen und sagte leise: "Mainz". Beinahe im selben Augenblick wurde mir klar, wie unglaublich bescheuert das klang... New York, ja, Paris, klar – aber "Mainz"? Wie konnte WotC nur auf die Idee kommen, eine Pro Tour ausgerechnet in diesem Kaff zu veranstalten?

Für das Team Istari war es jedenfalls ein grandioser Tag, denn auch Boris qualifizierte sich in seinem Bracket – ich glaube, er besiegte Sven. Bei dessen Viertelfinalspiel hatte ich zugesehen (der Sieg gegen Marcus war wirklich recht schnell gegangen), und es trug sich Folgendes zu: Sein Gegner sagte eine Miraculous Recovery auf eine Schutz-vor-Schwarz-Kreatur (White Knight oder Order of the White Shield, die waren nämlich beide in der Fünften) an, welche ihn vor ernsthafte Probleme gestellt hätte. Sven überlegte lange (das war typisch für ihn) und antwortete dann mit einer Necromancy auf die selbe Kreatur. Es brauchte ein wenig Überzeugungsarbeit, bis der Judge einsah, dass das den gewünschten Effekt hatte: Die Kreaturenkarte im Friedhof war ein legales Ziel für die Necromancy und wurde deswegen unter Svens Kontrolle ins Spiel gebracht. Sobald sie da war, stellte sie dann aber fest, dass sie Schutz vor Schwarz hatte, und ein Rules Trigger (die Vorläufer der state-based effects) warf die Necromancy in den Friedhof, woraufhin auch die Kreatur sich wieder in ihren Friedhof begab. So weit war alles klar, aber jetzt kam es: Die Recovery war ja auch noch auf dem Stack (den es damals noch nicht gab; aber das LIFO – Last In, First Out – Prinzip wohl). Warum brachte sie also den Ritter nicht mit einer +1/+1-Marke ins Spiel?

Heutzutage sollten die zur Beantwortung dieser Frage notwendigen Regelkenntnisse allgemein vorhanden sein, und diese Regel galt auch damals schon: Wenn ein Objekt (den Begriff gab es noch nicht) die Zone wechselt, dann ist es für das Spiel ein neues Objekt, und wenn es dann wiederkehrt, erinnert es sich nicht daran, dass es einmal Ziel eines Spruches in dieser Zone gewesen war. Deswegen fizzelte (diesen Begriff gibt es heute nicht mehr; das heißt jetzt "countered on resolution") die Miraculous Recovery, und die Kreatur blieb, nach einem superkurzen Aufenthalt auf der anderen Seite des Spielfeldes, in ihrem Grab liegen. Bis wir aber den Judge davon überzeugen konnten... Der eine oder andere Kumpel von Svens Gegner war danach felsenfest der Ansicht, wir hätten ihn über den Tisch gezogen.

Ach ja, Bonusfrage: Was wäre nach aktuellen Regeln und Oracle-Wordings passiert? Da wird sich so mancher wundern! [Hier habt ihr die aktuellen Texte; interessant wie bei manchen Karten der Text sogar kürzer geworden ist, während bei anderen... nun ja... –TobiH]





Wie auch immer, das Unglaubliche war Wirklichkeit geworden: Pischner hatte sich für seine erste Pro Tour qualifiziert! Und er bekam sogar den Flug... äh, na gut, die Bahnfahrt dorthin bezahlt.

Mainz. Nun ja. Wie es mir dort ergangen ist, erfahrt Ihr dann im nächsten Teil!




Kommentiert
.in unserem Forum

[ drucken ]

Weitere Artikel/Berichte von Andreas Pischner

[11.04.2023]Aus den Archiven: R.I.P., Damage on the Stack
[09.10.2012]Limitedpreview: Return to Ravnica (5/5)
[05.10.2012]Limitedpreview: Return to Ravnica (4/5)
[02.10.2012]Limitedpreview: Return to Ravnica (3/5)
[28.09.2012]Limitedpreview: Return to Ravnica (2/5)


miraclegames.de
 
 
zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite