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Standard Vanguard auf Magic Online
von René Appel
05.02.2008

Grüße aus der Welt der derzeit leicht frustrierten Magic Online-Zocker. Nach längerer Abstinenz widme ich mich am heutigen Tage mal einem etwas weniger verbreiteten und ausschließlich online anzutreffenden Format:

Standard mit Vanguard! (Ich unterstelle hier einfach, dass niemand mit den paar Vanguard-Karten, die vor Jahrhunderten im Real Life erschienen sind, heute noch Standard zockt.)

    Kurzer Einschub – Formaterklärung: Bei Standard Vanguard hat jeder Spieler zusätzlich zu seinem Deck noch einen Avatar, der jeweils unterschiedliche Fähigkeiten zur Verfügung stellt, so beeinflusst er z..B. die Handgröße, das Startinglifetotal, und gibt evtl. den eigenen Kreaturen Boni oder hat gar aktivierte Fähigkeiten. Das Wichtigste bei diesem Avatar ist, man kann ihn nicht loswerden. D..h. er kann nicht getargeted werden, er kann nicht mit Pithing Needle abgestellt werden, er kann nicht angegriffen werden. Ansonsten hat man ein reguläres Standard-Deck mit mindestens 60 Karten und den aktuellen Bannings etc. (Meistens sind allerdings Decks, die einfach aus regulären Standard-Turnierdecks + Avatar bestehen denjenigen, die spezifisch um den Avatar herumgebaut wurden, massiv unterlegen.)

Da ich mich ca. seit Weihnachten intensiver mit dem Format befasst und jede Woche das samstägliche Premier Event mitgespielt und die letzten fünf Male Top 8 gemacht und einmal gewinnen konnte, gebe ich euch einmal einen Einblick in das Format, mit den verschiedenen Decks, die gegenwärtig am häufigsten anzutreffen sind und der Evolution des Decks, das ich gespielt habe.

Standard Vanguard ist ziemlich stark durch das Phänomen geprägt, dass hier Matchups wesentlich klarer sind als im regulären Standard, es gibt einfach Avatare, die können gegen gewisse andere Avatare partout nicht gewinnen, diese Beziehungen werde ich aber bei den jeweiligen Decks kurz ansprechen. Hier zuerst einmal ein kurzer Überblick über die Decks mit kurzem Kommentar zu etwaigen Autoloss- bzw. Win-Matchups:

Mirri:

Bei diesem Deck handelt es sich meist um ein Doran-Rockdeck mit Elfen und Birds of Paradise und einigem an Disruption (Creature Removal ist ja nicht mehr notwendig, da jede Kreatur die automatisch mitbringt.) in Form von Discard und Extirpates.

Autowin gegen jedes Creature Deck (Mirror ausgenommen) wie z..B. Oni-Avatar oder Heartwood Storyteller.

Squee:

Der Squee-Avatar taucht eigentlich ausschließlich in Kombodecks auf, da diese aus einer 10-Karten-Starthand den meisten Nutzen ziehen können (die Damage-Prevention-Ability ist eigentlich total irrelevant), d..h. zur Zeit Dragonstorm/Spinerock Knoll.dec

Autoloss: Heartwood Storyteller-Avatar, Almost Autowin: Mirri (-5 Life ist ein gigantischer Unterschied...)

Oni of Wild Places:

Eigentlich immer ein rot-grünes Aggrodeck, das sehr schnelle Starts mit den Cumulative-Upkeep-Crittern Phyrexian Soulgourger und Sheltering Ancient produziert und diese undercosteten Kreaturen dadurch missbraucht, dass es in der Upkeep diese zurücknimmt und die Kosten nicht zahlen muss.

Ist fast aus dem Metagame verschwunden, da es gegen Mirri und gegen Dragonstorm sehr schlechte Matchups hat.


Heartwood Storyteller:

Der Storyteller-Avatar taucht meist zusammen mit blau-grünen Faeries auf, da diese ihn doppelt nutzen,. Schließlich spielen sie Kreaturen in ihrem und im Turn des Gegners. Macht in Verbindung mit der guten Clock jedem Controldeck das Leben schwer, schiebt aber gegen Ashling the Pilgrim und Mirri einfach nur zusammen, weil die Feen alle recht geringe Toughness haben.


Ashling the Pilgrim:

Hier handelt es sich meist um ein Midrange-Controldeck mit Stuffy Doll und Tamanoa, das gegen Aggro einfach deren Kleintier mit der Ability unter Kontrolle hält und gegen Control den Burn-Plan verfolgt. Autowin gegen Heartwood-Faeries, und gutes Matchup gegen Mirri, allerdings recht anfällig gegen Dragonstorm und reinrassige Controldecks.


Dakkon Blackblade:

(Blaue Karten also als Islands usw., bei mehrfarbigen wird at random gewählt, welches Basicland es wird.)

Meist ein Mono-U-Pickles oder Ub-Mystical Teachings-Deck; dieser Avatar hat den Vorteil, dass man nie zu wenig Länder oder zu wenig Spells zieht, da diese Decks meist aus 60 Spells bestehen (ab und an mal mit Urborg, Tomb of Yawgmoth oder Deserts); hat eigentlich keine Autolosses, aber ebenso keine wirklichen Autowins.

Und abschließend der Avatar, den ich die ganze Zeit gespielt habe und der sich inzwischen recht großer Beliebtheit erfreut, wahrscheinlich auch weil er kein absolutes Autoloss hat wie viele der anderen Avatare und weil die Spiele so abwechslungsreich sind.


Jhoira:

(Hier werden tatsächlich drei völlig zufällige Spontanzauber oder Hexereien vom Spiel bestimmt, die rein gar nichts mit dem eigenen Deck zu tun haben.)

Was alle Decks mit diesem Avatar gemeinsam haben, ist, dass sie irgendeine Form von Manaacceleration spielen und eine wiederkehrende Cardadvantagemaschinerie, damit man immer genug Karten hat, um Jhoira zu aktivieren.

Hier die ursprüngliche Version, in der ich noch den „Fehler“ gemacht habe, neben Jhoira noch andere Winoptions im Deck haben zu wollen und mich nicht nur auf den Avatar zu verlassen.


4 Llanowar Wastes
2 Gilt-Leaf Palace
2 Treetop Village
2 Urborg, Tomb of Yawgmoth
8 Forest
6 Swamp

4 Birds of Paradise
4 Llanowar Elves
4 Wall of Roots
4 Quirion Dryad
4 Phyrexian Rager
4 Shriekmaw

4 Harmonize
4 Damnation
4 Dark Withering

3 Krosan Grip
3 Deathmark
3 Sudden Death
3 Extirpate
3 Quagnoth

Dieses Deck hatte noch den Fokus auf einem Sieg über Getier und den Avatar lediglich in unterstützender Form. Wie eingangs schon erwähnt, sind generell die Decks, die sich wirklich massiv auf ihren Avatar stützen, meist um einige Klassen stärker, darum wurde auch nach zwei Wochen eine massive Umstellung meinerseits vorgenommen.

Hier die Liste:


4 Birds of Paradise
4 Llanowar Elves
4 Wall of Roots
4 Squee, Goblin Nabob
4 Shriekmaw
4 Big Game Hunter

4 Harmonize
4 Dark Withering
4 Damnation

4 Llanowar Wastes
4 Gilt-Leaf Palace
4 Urborg, Tomb of Yawgmoth
9 Forest
3 Swamp

3 Krosan Grip
3 Deathmark
3 Sudden Death
3 Extirpate
3 Quagnoth

Dieses Deck hat jetzt nur noch ein Ziel, Jhoira so oft wie nur irgendwie möglich mit massiven Kartenvorteil durch Madness und Squee zu aktivieren.

Leider war der Fehler noch im Detail, es war nämlich relativ stark so gebaut als befände es sich in einem Vakuum, es entwickelte sich aber hierraus recht schnell (innerhalb einer Woche) meine jetztige Version. Diese hat keine Big Game Hunter mehr und nur noch zwei Harmonize und drei Damnation und je einen Shriekmaw und ein Dark Withering weniger.

Dafür kamen jetzt zwei Rings of Brighthearth (die werden nämlich bei Jhoira ausgelöst), vier Riftsweeper und drei Viridian Shaman ins Deck. Die letzten beiden sind eine absolute Metagameentscheidung, der Riftsweeper erfüllt gleich eine ganze Riesenbandbreite von Funktionen: gegen Dakkon kämpft er Ancestral visions und Riftwing Cloudskate nieder, gegen Dragonstorm Lotus Bloom und gegen viele Decks holt er auch mal einen entfernten Squee zurück ins Deck; der Shaman kam dazu, weil inzwischen aus meinen kontinuierlichen Top-8-Erfolgen resultierend die Leute auf einmal anfingen, in ihren Beatdowndecks, bzw. kreaturenlastigen Decks Thorn of Amethyst zu stecken. Außerdem hat es in den neuerdings auftauchenden Mirror-Matches den Vorteil, gegnerische Rings kaputtzumachen und nebenbei zerschlägt er auch mal hier und da nen Phyrexian Soulgourger oder Loxodon Warhammer.

Zudem ist das Sideboard einer massiven Umstrukturierung unterworfen worden, da das Dakkondeck doch ein Problem darstellte (wenn Teferi liegt, kann man keine Spells durch Jhoira spielen) und wenn Faeries jetzt zusätzlich zu dem Avatar mit Thorn of Amethyst die Spells noch teurer machen, muss man auch da etwas tun, um die Clock im Zaum zu halten bis man genug Mana gesammelt hat.


4 Sudden Death
3 Quagnoth
3 Cloudthresher
3 Eyes of the Wisent
2 Terror

Nach dieser kleinen Entwicklungsgeschichte geht's jetzt direkt weiter mit der doch recht unterschiedlichen Spielweise gegen die unterschiedlichen Avatare. Generell kann man allerdings sagen, dass man wenn möglich Sorceries wählt, da diese doch einen wesentlich höheren Powerlevel haben. Außerdem sollte man außer gegen die Avatare, bei denen ich es unten explizit erwähne, immer einen Mulligan nehmen, wenn man keinen 1-Drop hat.


Gegen Mirri:

Nur wenn man anfängt, sollte man hier einen 1-Drop legen da dieser, wenn der Gegner mit einer Kreatur anfängt, ja sofort stirbt... Weiterhin sollte man sich unbedingt einen Shriekmaw aufheben, wenn man ihn hat, um Gaddock Teeg zu erlegen, da dieser doch die meisten Sorceries aufhält. Wenn Gaddock liegt und man keinen Shriekmaw zur Hand hat, dann muss man auf Instants umswitchen, diese sind zwar wesentlich schwächer, allerdings gibt es hier sehr viel mehr Möglichkeiten einen Gaddock wieder loszuwerden.

Generell ist das Matchup ziemlich positiv, da seine Ability ja einfach umgangen werden kann, indem man schlicht keine Kreaturen ausspielt und er seine eigenen ja erst auf Kampfgröße bringen muss. Problematisch wird es hier meist nur, wenn er im zweiten Zug Doran legt und angefangen hat.

Zum Sideboarden empfehle ich hier das Removal, da es oft sehr stark darauf hinausläuft, ob sein Gaddock lebt oder nicht, außerdem tötet Sudden Death Gaddock, ohne dass er ihn mit Saffi Eriksdotter retten kann. Raus gehen wenn die Birds of Paradise und Llanowar Elves, keinesfalls Shaman, weil das Deck durchaus Thorn haben kann.


Gegen Squee:

Ist eigentlich ein recht gutes Matchup, da man ihn mit Riftsweeper sehr stark bremst und es endlos viele Sorceries gibt, die ihn noch weiter bremsen oder sogar direkt besiegen, es empfiehlt sich hier z..B. Landzerstörung auf Spinerock Knoll oder jede Form von Discard, die man so trifft.

Hier wird meist nur Terror oder Cloudthresher eingeboardet, je nachdem ob man anfängt oder nicht.


Gegen Ashling the Pilgrim:

Ähnliche Herangehensweise wie gegen Mirri, mit dem Unterschied, dass er keine superschnelle Clock wie Doran hat. Man spielt halt keine Manacritter, sondern schmeißt sie in die Jhoira. Wichtig ist hier beim SB zu beachten, dass man die Sudden Deaths reinbringen sollte, um Stuffy Doll zu handlen.


Oni of Wild Paces:

Hier ist es extrem wichtig, dass man einen 1-Drop hat, da man sonst zu leicht ins Hintertreffen gerät. Auch sollte man hier einfach mal einen Riftsweeper oder ähnliches in den Weg legen, man sollte einfach möglichst viele Aktivierungen herausschlagen, da man dann zumeist Massremoval oder Lifegain trifft und dadurch gewinnt. Hier wird alles an Removal geboardet und die langsamen Karten Rings und Harmonize und ein Riftsweeper herausgenommen.


Heartwood Avatar:

Dieses Matchup ist sehr drawabhänig, wenn man die Starthand mit zwei oder mehr Manacrittern hat, sollte man diese auf jeden Fall behalten, da man hier erst mit vier Mana den Spell von Jhoira spielen kann, es kommt auch ein wenig darauf an ob, hier die UB- oder UG-Variante vorliegt, da UG manchmal auch einfach einen dicken Goyf oder eine Spectral Force legt und nicht wie UB direkt gegen ein Canopy Surge oder Hurly Burly verliert...

Hier müssen auf jeden Fall die Cloudthresher und die Terror ins Deck, und jeder Opener mit Thresher ist der Autokeep! Wichtig auch hier, teure Karten raus (s.o.) und Viridian Shaman drinlassen – Thorn!


Gegen Dakkon:

Hier sollte man relativ aggressiv auf Squee Mulligan nehmen, da er die beste Möglichkeit ist, die Countermacht dieses Decks zu überladen. Außerdem wiederum nach Möglichkeit Shriekmaw aufheben, um Teferi zu handlen, und ab fünf Mana beim Gegner auch auf Instants umsteigen, damit man hoffentlich den Teferi countern kann.

Hier wird am massivsten geboardet, es kommen bis auf die Thresher alle Karten aus dem Sideboard ins Deck, raus wandern dafür die Shamans, die Dark Witherings, zwei Riftsweeper, die Damnations und eine Wall. Wenn man hier ein Eyes of the Wisent im zweiten Zug resolven kann, ist meist schon viel gewonnen, denn dann kann sich der Gegner entscheiden... starke Sorcery resolven lassen oder 4/4-Fliegern gegenüberstehen... auch gibt einem ein Quagnoth – falls er Teferi hat und wir kein Removal direkt zur Hand – endlos Zeit, weil ausschließlich Brine Elemental ihn niederringen kann.


Und zum Schluss... das Mirror:

Ist oft gar nicht so sehr ein Mirror wie man denken sollte, ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass die meisten sich lieber auf Rampant Growth und ähnliche Effekte verlassen statt die 1-Drops zu spielen. Wenn dies der Fall ist, hat man meist massive Vorteile dadurch, dass man zweimal aktivieren kann, bevor sie überhaupt das erste Mal aktivieren... Ansonsten und auch besonders in diesem Zusammenhang gilt natürlich: Greift das Mana an, wann immer es geht! – Es gewinnt auf jeden Fall der, der Jhoira häufiger aktivieren kann.



So ich hoffe der Einblick in ein etwas anderes Format war interessant und außerdem betet doch mal alle mit, dass der Umstieg auf Version 3.0 glatt geht und wir bald von regelmäßigen Servercrashs befreit sind.

René Appel
renappel auf Magic Online




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