miraclegames.de
Limited
GP Stuttgart
knapp daneben...
von Matthias Ludewig
08.01.2008

Willkommen zu einer neuen Ausgabe von "mal wieder ein Magic-Wochenende" in der Grand-Prix-Edition. Heute werde ich euch von meinem Grand Prix Stuttgart berichten.

Als Einleitung – wer braucht schon Einleitungen? – zunächst einmal das Deck, so wie ich es registriert habe:


1 Oona's Prowler
1 Wren's Run Vanquisher
1 Skeletal Changeling
1 Black Poplar Shaman
2 Guilt-Leaf Seer
1 Elvish Harbinger
1 Imperious Perfect
1 Hornet Harasser
1 Cloudcrown Oak
1 Bog-Strider Ash
2 Shriekmaw
2 Changeling Hero
1 Nath's Elite
1 Oakgnarl Warrior

1 Wanderer's Twig
1 Peppersmoke
1 Nameless Inversion
3 Eyeblight's Ending
1 Moonglove Extract

1 Plains
8 Forest
7 Swamp

Das ist also die Deckliste und nun werdet ihr euch wohl zu allererst fragen:

_
"Whooot? Triple-Ending, Doppel-Shriekmaw????22zwei"
_

Natürlich könnt ihr euch vorstellen, dass ich am liebsten ein kleines Tänzchen gemacht hätte, als ich mir das Sealed Deck ansah, mit dem ich spielen würde.


Ich nahm mir jedenfalls direkt vor, dem 8-1.bei meinem letzten Limited-GP in Dortmund nun das 9-0 folgen zu lassen (ich hatte dort ebenfalls ein richtig brokenes Deck, nämlich mit Glare of Subdual, Tolsimir Wolfbloodund sechs Removal, und hab das 9-0 in der vorletzten Runde verzockt).

Am Ende standen ein ernüchterndes 6-2-1 und einige Erkenntnisse.

Vielleicht hattet ihr das Deck schon gesehen, ich habe es nämlich direkt nach dem Deckbau erstmal stolz der Coverage.präsentiert.. Dann wisst ihr auch, dass sich in meinem Sideboard noch ein Meervolkdeck befand, nur aus Sideboardkarten gebaut, das auch gar nicht ganz schlecht war (Doppel-Summon the School). Zusätzlich gab es Lash Out und Tarfire. Hier wurde ich oft kritisiert, ich müsse doch unbedingt das weiß/blaue Meervolkdeck mit schwarzem Removal spielen. Das habe ich deshalb nicht gemacht, weil ein fast gleichwertig dreifarbiges Deck herausgekommen wäre, vollständig ohne Vivid Lands. Ich bin auch immer noch sehr sicher, dass das so richtig war.

_
Road Trip
_

Unsere Zimmer in einer kleinen Pension im Nachbarort Warmbronn hatte Dennis Johannsen organisiert. Dorthin kam ich aber aus Potsdam angereist (wo ich seit etwa anderthalb Jahren wohne), zusammen mit unserem Fahrer Axel Kapust und Christian Hilbert, bis vor kurzem noch Besitzer des Potsdamer Arena-Stores Thelion, jetzt aber glücklich den Untiefen des Shopbesitzerdaseins entkommen und wieder Student.

Das Ganze war eine typisch süddeutsche Pension mit viel Holz, urigen Möbeln und einer ärarischen Gaststube, die den Besitzern Konkurrenz machte... Nach unendlicher Suche bei unheimlicher Kälte (es war ja der erste Tag, der so kalt war) fanden wir dann auch den Supermarkt im Ort und schafften es sogar ohne Erfrierungen, wieder zurückzufinden.

Die Hamburger aber kamen nicht. Wie üblich war eine Gruppe von 8 Leuten aus Hamburg in Dennis' Mannschaftsbus unterwegs gen Süden. Mit dabei waren unter anderem Jan Ruess, Jim Herold, Ashraf Abou Omar, Steffen Hagen und Andreas Schraut. Als sie um zehn aber immer noch nicht da waren, hörte ich dann über Handy, dass sie seit etwa zwei Stunden 15 km vor Stuttgart auf dem Seitenstreifen standen, weil der Motor hinüber war... und jetzt gerade in die Werkstatt im Nachbarort geschleppt wurden. Zum Glück war alles noch lösbar: Dennis' Verwandte boten sich als Chauffeur an, auch am nächsten morgen und so war noch alles ok. Auch eine Polizeikontrolle überstanden wir glücklich und mit Geschick („Haben sie getrunken?“ – „Nein.“ – „Ich mein, wär ja nicht schlimm...“ – „Nein!“ – „Nicht ein paar Kurze?“ – „Nein!“ – „Gegen die Kälte?" – „Nein!“) und kamen rechtzeitig an.

_
Turnier
_

Wie das Deck aussah, habe ich schon geschildert, bleibt noch zu sagen: Ein Bye hatte ich dank Rating von 1806 (yay) und so durfte ich recht früh anfangen zu spielen.


Runde 2: Michael Reifgerste [DEU]

Direkt in der ersten zu spielenden Runde ging es gut los. Er hat einen Harbinger und sucht sich Imperious Perfect, den ich zuerst erledigen kann, dann wird er aber reanimiert und macht das Spiel, nachdem Michael Nameless Inversion für meinen eigenen Perfect gezeigt hat. Im Grunde genommen war das ganze Spiel ein einziger Kampf um die Perfects, den er schlussendlich gewinnt. Unter anderem auch deswegen, weil er dreimal Nameless Inversion im Deck hat, ich hingegen nur drei Eyeblight's Ending -.-

Um einen Vorteil im Perfect-Kampf zu bekommen, tausche ich meinen Weißsplash gegen einen Rotsplash ein: -2 Changeling Hero, -1 Plains, +1 Lash Out, +1 Tarfire, +1 Mountain. Außerdem dürfen Lys Alana Scarblade und ein zweiter Oakgnarl Warrior mitmachen statt der beiden Gilt-Leaf Seer...

Das funktioniert auch sehr gut (obwohl ein Wren's Run Vanquisher in Runde 2 seinen Teil beiträgt): Lys Alana Scarblade zeigt, dass, ist er einmal im Spiel, selbst Eyeblight's Ending Elfen abschießen kann.

Das dritte Spiel geht schließlich bis in die Extrazüge: Das Board ist sehr gestallt, aber ich habe Doppel-Oakgnarl Warrior gezogen, die den Stall wohl brechen würden – nur fehlt mir ein Land, um die beiden zu spielen. Dieses kommt sechs Runden hintereinander nicht, sondern erst im zweiten Extraturn, wo ich nur noch einmal angreifen kann. Stattdessen ist hintereinander Tarfire und Lash Out erschienen... Fairerweise muss man aber erwähnen, dass Michael die ganze Zeit auf vier Ländern + Springleaf Drum screwed ist und darum das siegbringende Profane Command nicht sehr effektiv benutzen kann. Schließlich spielt er es auf Shriekmaw von mir um Imperious Perfect wiederzuholen, aber der wird vom roten Removal gefrühstückt.

Unentschieden: 1-0-1. Und insgesamt wohl absolut fair, sein Deck war sicherlich ähnlich gut wie meins.


Runde 3: Michael Henke [DEU]

Glatt 2-0, ohne wenn und aber...


Runde 4: Richard Moore [ENG]

Nachdem ich das erste Spiel glatt gewonnen habe, bin ich sehr zuversichtlich und halte eine Hand mit zwei Ländern und Wren's Run Vanquisher. Er legt in Runde 2 Hoofprints of the Stag und spielt dann Nameless Inversion auf meinen Vanquisher. Ich finde erst kein drittes und dann kein viertes Land. Als ich mein viertes Land finde, ist schon eine Seedguide Ash von ihm ins Eyeblight's Ending gelaufen und er hat acht Länder im Spiel. Dann spielt er Hoarder's Greed. Und zwar auf 20 Leben. Den ersten Clash gewinnt er, bei mir liegt ein Land oben. Was mache ich jetzt? Mit einem Land kann ich auf jeden Fall Shriekmaw auf seinen Elemental Token spielen und vielleicht noch etwas gegen seine 1000 Handkarten ausrichten. Nach langem Nachdenken entscheide ich mich, die Ebene runterzulegen um möglichst den nächsten Clash zu gewinnen. Das tue ich aber nicht; bei mir liegt erneut ein Land oben. Diesmal wird es behalten, da ich mir überlegt habe, dass der Unterschied zwischen 10 und 15 Handkarten ohnehin kein so großer mehr ist, ich dann wenigstens ein sicheres fünftes Land habe und obendrein die kleine Chance, dass er sich totzieht. Der nächste Clash zeigt mir Profane Command. Der nächste Clash zeigt ein Land. Er geht auf zwölf Leben, baut dann ein Elementar und wirft 5 Handkarten ab. Ich spiele Shriekmaw auf den Elementaltoken. Er spielt Nameless Inversion und ich bin einfach mausetot.

Im nächsten Spiel ziehe ich nur schlechte Karten: Nichts um Kreaturen zu handlen, die größer sind als 2/2...

2-1-1. Toll, K.O.-Mode mit dem vermeintlichen 9-0 Deck.


Runde 5: Rene Schmidt [DEU]

Das erste Spiel läuft folgendermaßen: Nameless Inversion auf meinen Imperious Perfect, Shriekmaw auf meine Cloudcrown Oak, als ich seinen Shriekmaw mit Nameless Inversion umbringe, kommt Warren Pilferers auf Shriekmaw, Changeling Hero auf Warren Pilferers. Und Chandra Nalaar darf auch noch kurz mitspielen. Frohe Weihnachten!

Nachdem das Spiel eine kurze Zeit läuft, fällt ihm auf, dass ich wohl den Pool habe, den er registriert hat. "Doppel Shriekmaw, 3 Eyblight's Ending, oder?" Ich schweige ihn beharrlich an, denn meine Laune ist nicht die beste.

Er ist der erste Gegner, der kein Grün spielt, also eigentlich ideal bei dreimal Eyeblight's Ending. Hat ja gut geklappt bisher und gegen das erste nichtgrüne Deck auch souverän das erste Spiel verloren...

Die nächsten beiden Spiele gewinne ich aber und ich bin sehr erschöpft, erstens weil die Rundenzeit mal wieder weit fortgeschritten ist und zweitens, weil ich ständig am Rande der Elimination kämpfe...

3-1-1


Runde 6: Yann Massicard [FRA]

Und schon wieder geht das erste Spiel verloren. Diesmal gegen ein schwarz/blau/weißes Meervolk-Deck. Und nur mit sehr viel Glück und Topdeckskills schaffe ich es, das zweite Spiel zu gewinnen, weil ich ans falsche Ende der Surgespanner-Stonybrook-Angler-Engine gerate. Ein Shriekmaw auf Surgespanner (der in Response gebouncet wird) verschafft mir dann aber genug Tempovorteil, um das Spiel doch noch zu gewinnen (er hat keine acht Mana zum Ausspielen und Zurückbringen in einem Zug).

Lustiges Ereignis in diesem Spiel: Ich habe erneut Lash Out und Tarfire für die Changelings geboardet und habe auch Lash Out auf der Starthand (natürlich erst mal ohne rotes Mana). Dann ziehe ich auf einmal eine Ebene von oben und denke ich habe vergessen, den Mountain hineinzunehmen. Jetzt habe ich nur noch eine Möglichkeit, Lash Out auszuspielen (Elvish Harbinger). Wenn ich das Spiel verliere, war's wohl eigene Dummheit. Aber direkt im nächsten Drawstep (!!) kommt der Mountain von oben und ich denke „Okay, da habe ich wohl einen Spell für das Land herausgenommen“. Zum Glück übrigens, denn wäre die Plains kein Land gewesen, wäre ich das ganze Spiel nicht auf sieben Mana für Oakgnarl Warrior gekommen...

Da es nur noch zehn Minuten dauert bis zum Rundenende, schlage ich ihm vor, zu vereinbaren, dass am Ende der Extrazüge der Spieler mit den wenigsten Lebenspunkten aufgibt. Er schlägt meinen Vorschlag aus mit dem Argument, mein Deck sei deutlich aggressiver als seins. Meiner Meinung nach ein völlig blödsinniges Argument, denn selbst wenn dem so wäre, so schlägt er doch seine Chance aus, im Falle eines Unentschiedens doch noch zu gewinnen. Schließlich ist ein Unentschieden zu diesem Zeitpunkt gleichbedeutend mit einer Niederlage, da es Elimination bedeutet. Selbst wenn er nur in 10% der Fälle am Ende der Extrazüge mehr Lebenspunkte hätte als ich, würde er halt in diesen 10% der Fälle, in denen unser Match keinen Sieger findet, drei Punkte gutgeschrieben bekommen. So bekommt er im Fall eines Unentschiedens auf jeden Fall nur einen Punkt, der ihm gar nichts bringt.

Durch superschnelles Spiel auf beiden Seiten beenden wir das Spiel jedoch sogar mit noch zwei Minuten auf der Uhr und der glückliche Sieger bin ich. Noch mal Grüße nach Frankreich und Dank für die Fairness, weiter so schnell zu spielen, auch als es sehr schlecht für ihn aussah.

    P.S.: Ich bin der Meinung, am Ende den Matchausgang von den Lebenspunkten abhängig zu machen, müsste auf jeden Fall erlaubt sein, da dies ja keine "random method" ist. Zumindest nicht wirklich mehr random als eine Partie Magic, und man wird ja auch nicht disqualifiziert, weil man den Matchausgang mit einer Partie Magic bestimmt..

4-1-1


Runde 7: Jonas Dornick [DEU]

Er erzählt mir, dass es sein erster Grand Prix ist, kommt wohl aus der Gegend von Stuttgart und telefoniert vor dem Match noch mit seiner Mutter, dass er evtl. bald nach Hause kommt, wenn er verliert. Ich biete ihm an, aufzugeben, um schnell nach Hause zu kommen, aber so eilig hat er es wohl nicht.

Dann legt er mir in Runde 3 Doran hin, der natürlich am Eyeblights Ending stirbt (auch wenn der gar nicht soooo hässlich ist). Bald demonstriert er mir aber, warum er auf seinem ersten Grand Prix 4-1-1 steht und zeigt einen schönen Mix aus guten Kreaturen und Removal. Ein Oblivion Ring frisst meine Cloudcrown Oak und das war's.

Beim Mischen nehme ich meine Karte unter dem etwas seitlich liegenden Oblivion Ring hervor, mische sie in mein Deck und blicke verstohlen auf den einsamen Oblivion Ring am Rande des Spielfeldes. Als ich gerade sein Deck mische, sagt er "Ups..." und ich sage "Judge...". Und schon stand es 1-1. Erst kurze Zeit später fiel mir auf, dass ich am Ende gar nicht gewonnen hätte, wenn er 41 Karten gespielt hätte. Hat er aber zum Glück nicht. Slops an den Judge, der ihn nicht mal danach gefragt hat.

Sagt man in solchen Fällen "Tut mir leid..."? Denn hätte es mir Leid getan, hätte ich ihn ja früher darauf hinweisen können oder auf den Judgecall verzichten. Aber immerhin sind wir in einem High Level Tournament. Ein bisschen Leid tat es mir aber schon...

[Anm. d. Red.: Wenn das mal kein guter Grund zum Kommentieren ist! – TobiH]

Im nächsten Spiel legt er in Turn 1 Forest, in Turn 2 Plains und in Turn 3 Swamp, Doran. Ich schaue auf meine Hand ohne Eyeblight's Ending und denke "Scheiße, Arschlöcher bekommen halt ihre gerechte Strafe...". Aber oben auf der Library liegt Eyeblight's Ending. Geht doch... Trotzdem weigert sich mein Deck in der Folge, gute Karten zu ziehen und präsentiert mir ansonsten nur Länder und Müllmänner. Es kommt die Situation, dass er in meinem End-of-Turn-Step Gilt-Leaf Ambush spielt und mit beiden Token und Hillcomber Giant in mein leeres Board angreift. Ich erledige einen Token vor dem Combat mit meiner letzten (Nichtland-)Handkarte, Peppersmoke und gehe auf 5 Leben.

Aua.

Glücklicherweise legt er aber nichts nach und mein erster Draw ist Black Poplar Shaman. Der blockt zuerst den Token tot (ich falle auf 2 Leben) und stallt dann mit dem nachgelegten Skeletal Changeling gegen seinen Riesen und einen nachgelegten Leaf Glider das Board. Dann kommt Elvish Harbinger von oben, wird nächste Runde von Changeling Hero unter die Fittiche genommen und verschafft mir einige Leben und Kartenvorteil, indem er 2-zu-1 tauscht. Der Harbinger darf direkt den nächsten suchen... und dann gleich noch Imperious Perfect. Er zieht glücklicherweise die ganze Zeit fast nur Länder und vor allem kein Removal. So bin ich durch Gamelosses und Topdecking doch noch in Competition...

5-1-1


Runde 8: Tiago Chan [PRT]

Ich halte im ersten Spiel on the Play eine Hand mit zwei Swamps, Nameless Inversion, Moonglove Extract und Oona's Prowler. Ich ziehe zwar das ganze Spiel keinen Wald, aber das reicht: Er spielt zweimal Thieving Sprite, die ich jeweils mit den genannten Karten entsorgen kann (einen dritten Sumpf habe ich gezogen) und weitere Antworten auf den Flieger findet er nicht.

Tiago spielt mal wieder GB, aber was ich von seinem Deck sehe, ist nicht sonderlich beeindruckend und sein Score von 5-1-1 eher in die Kategorie "guter Spieler mit schlechtem Deck" einzuordnen. [Drei Byes tun ihr übriges.]

Das zweite Spiel gewinne ich, indem ich, als es gerade so aussieht, als habe er das für mich sehr gute Board mit Immaculate Magistrate in den Griff bekommen, einfach Shriekmaw von oben ziehe. "Puh" entweicht ihm, und er gibt bei seinem nächsten Draw auf.

Mit Immaculate Magistrate sollte ich aber noch nicht fertig sein...

6-1-1


Runde 9: Benedikt Schneiber [AUT]

In der Alles-oder-Nichts-Runde gibt es erneut das allseits beliebte Mirrormatch, indem sich meine Eyeblight's Ending hervortun sollten als Karten, mit denen man Immaculate Magistrate nicht handlen kann. Im Gegenzug wird mein Imperious Perfect natürlich von der gegnerischen Nameless Inversion recht gut gehandlet...

Es ist ja so: Der Gegner legt Magistrate, man hat kein Removal und denkt: "Naja, kann man ja nachziehen." Man zieht den Sumpf und überlegt: "Okay, der Magistrate ist ja ganz alleine, sooo schlimm ist er auch wieder nicht." Wenn der Gegner nun, ohne etwas zu legen, "Go" sagt, schöpft man wieder Hoffnung: "Gut, dann eben jetzt eine Antwort gezogen – nur Moonglove Extract handlet ihn mittlerweile weniger gut." Es kommt aber wieder ein Land und ein Gilt-Leaf Ambush im End of Turn und drei +1/+1-Marken können schon beeindrucken. Als dann immer noch kein Shriekmaw kommt, sieht es zunehmend schlechter aus...

Im zweiten Spiel bin ich flooded und spiele Elvish Harbinger auf Changeling Hero. Der Harbinger ist zwar meine einzige Kreatur, aber ich habe sonst nichts auf der Hand und ich muss das Risiko eingehen. Immerhin hat er bereits Removal gespielt. Aber er hat die zweite Nameless Inversion.

Bezeichnend für dieses Match ist noch das Ende des Spiels: Ich bin auf drei Leben, er hat drei 1/1 Elfen im Spiel. Und ich? Ziehe Eyeblight's Ending...

6-2-1. Jawohl.

Man kann sich denken, wie enttäuscht, kaputt und am Boden zerstört ich war. 11 Stunden Magic gespielt, fast jede Runde bis zum Rundenende gekämpft und fast jede Runde haarscharf an der Elimination vorbeigeschrammt. Was das Nerven kostet! Und am Ende, als ich schon fast gedacht hatte, es sollte schließlich doch noch klappen, war wieder alles futsch. Der Lohn: 58 Punkte Rating.

...

Immerhin war die Welt schon wieder ganz in Ordnung, als wir abends mit unserer Herbergsrunde gemütlich bei einem Bier zusammensaßen und den Tag ausklingen ließen. Und als dann der Stammtisch im Nebenraum die Humpen auf den Tisch hieb und "Guuuut Schuss! Guuuut Schuss!"...

_
Wrap up
_

Natürlich hätte ich auch mit dem „verbauten“ Deck den zweiten Tag erreichen können. Insgesamt habe ich aber noch nie durchgängig gegen so gute Decks gespielt. Ich habe einmal aus der Erinnerung nachgezählt, und meine Gegner hatten in den acht gespielten Runden zusammengezählt etwa 12 bis 14 Nameless Inversion. Das schlechteste Deck hatte in Runde 8 Tiago Chan. Dazu kommen eher schlechte Draws. Natürlich habe ich auch sehr oft durch extreme Topdecks gewonnen, aber auf der anderen Seite muss man ebenfalls festhalten, dass ein wirklich guter Draw keine markanten Topdecks nötig hat, sondern einfach so gewinnt. Aber derartige Spiele, also solche, in denen ein Spieler einfach von Anfang an überlegen ist und es dann sicher nach Hause bringt, gab es in diesem Turnier fast nie: Fast alle Spiele waren von Anfang an stark umkämpft und völlig offen. So etwas habe ich mit einem solchen Deck wirklich selten erlebt. Oder überschätze ich meinen Pool?

Am Samstagabend zeigte ich das Deck Dennis und Jim und es wurde ein bischen hin- und hergeschoben, hinzugepackt und weggetan und am Ende kam heraus: Ich habe das Deck verbaut. Ich stelle die Deckliste den Überlegungen wieder voran:


2 Goldmeadow Harrier
1 Goldmeadow Stalwart
1 Oona's Prowler
2 Kinsbaile Skirmisher
1 Wren's Run Vanquisher
1 Avian Changeling
1 Imperious Perfect
1 Elvish Harbinger
1 Hornet Harasser
2 Shriekmaw
2 Changeling Hero

1 Wanderer's Twig
1 Peppersmoke
1 Springleaf Drum
1 Nameless Inversion
1 Tricopean Sight
3 Eyeblight's Ending
1 Moonglove Extract

1 Forest
8 Plains
7 Swamp

Auf den ersten Blick ist vielleicht nicht unbedingt einsichtig, wieso dieses Deck, also WBg, besser sein sollte als das ursprüngliche GBw.


Der Splash ist schlechter zu realisieren (mit Elvish Harbinger als Offcolor-Manafixer), so dass man Springleaf Drum spielen muss. Und die Kreaturen sind im Durchschnitt auch schlechter, weil der Viererslot mit Cloudcrown Oak und der (im Sealed Deck unterbewerteten) Sumpfesche fehlt, und der Oakgnarl Warrior als High-End-Fattie. Im grünen Deck hat man zwei Regenerierer, die einen ins Lategame bringen, wo man dank der besseren Kartenqualität, Removal und den Fatties gewinnen sollte. Der Fehler ist aber:

_
Das grüne Deck war kein Kontrolldeck!
_

Denn:

    1) Ein Kontrolldeck macht Kartenvorteil. Das macht dieses Deck nicht. Shriekmaw macht zwar Kartenvorteil, aber sonst nichts. Nichts, was Kreaturen wiederbringt, nichts was Karten zieht. Wäre ein Footbottom Feast oder ein Exemplar von Warren Pilferers im Pool gewesen, wäre das schon ganz anders gelaufen, einfach durch die Chance, im Lategame Shriekmaw wiederholen zu können.

    2) Ein Kontrolldeck hat nicht nur Removal, sondern spielt bessere Kreaturen als der Gegner. Das Prinzip ist einfach, Kreaturen zu haben, die den Boden dichtmachen und damit gegnerische Kreaturen vom Angriff abhalten, also virtuell besiegen. Das konnte mein Deck auch nur bedingt: Cloudcrown Oak ist die einzige Kreatur dieser Art. Changeling Hero muss erst einmal in Runde 5 liegen und braucht wieder Champion-Futter. Gilt-Leaf Seer sind dagegen nicht sehr stark im Boden-dichtmachen...

Das Deck war aber auch kein Beatdown Deck. Es hat Oona's Prowler und Wren's Run Vanquisher, aber sonst gibt's da nichts, was irgendwie Druck macht. Darum ist das viele Removal auch nicht besonders stark: „Eyeblight's Ending auf eine Kreatur und dann fistet dich der Black Poplar Shaman. Aber so richtig“? – Mäßig stark.

Im Gegensatz dazu das weiße Deck: Früher Druck und dann Removal, das ist ein vernünftiger Plan. Wenn jedes Removal auch noch fünf Schaden durchdrückt, sieht das gleich viel besser aus!

_
Wrapping Up [noch mal…]
_

Auf noch eine Art war dieses Turnier ungewöhnlich. Wer meine Artikel auf Meervolk-Angler.dekennt, der weiß, dass ich eigentlich bei fast jedem Turnier, das ich spiele, entscheidende Spielfehler entdecke, die mir die Runde, die ich verloren habe, wohl gewonnen hätten. Das gab es dieses Mal nicht. Ich weiß im Nachhinein von keinem wirklich spielentscheidenden Fehler und bin der Meinung, durchgängig gut gespielt zu haben. Umso frustrierender, dass es trotz eines guten Decks nicht für den zweiten Tag gereicht hat.

Aber wenigstens konnten Dennis und ich mit unserem 5-1 beim 2HG am nächsten Tag (über 100 Teams!!) noch einige Booster gewinnen. Da Axel noch im Süden blieb, um eine Freundin zu besuchen und Christian mit dem Flugzeug zurückflog, buchte ich kurzfristig den vorne-mitte-Slot im Hamburger Mannschaftsbus. Um neun ging's los, um halb vier erreichten wir den Hamburger Hauptbahnhof. Bis sechs (als mein Zug nach Berlin kam) war's ganz schön kalt, kann ich euch sagen. Aber um viertel nach neun morgens war ich schließlich wieder zu Hause.

Man sieht sich bei den Extended PTQs!

Matthias




Kommentiert
.in unserem Forum

[ drucken ]

Weitere Artikel/Berichte von Matthias Ludewig

[29.09.2010]Vom Kaiserdom zu den Grachten von Mirrodin
[20.09.2010]Weltenwanderer am Skagerrak
[13.09.2010]Drei Wochen Magic
[11.03.2010]Zoobesuch in Leipzig
[23.07.2009]Hawaiiii!


miraclegames.de
 
 
zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite