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Akte X - G/B 187
Zehnte Edition im Draft
von Andre "TrashT" Müller
09.08.2007

Im vorangegangenen Artikel ging es mit UW Airforce (nicht zu verwechseln mit "Lufthoheit") um einen aggressiven Decktypen. Heute steht alles im Zeichen von Control.

Ich bilde mir zwar ein, meinen alljährlichen Vortrag über Kartenvorteil heuer schon gehalten zu haben, aber: Wenn auf jede Threat eine Antwort gefunden werden kann, gewinnt Kartenvorteil zwangsläufig das Spiel.

Heute geht es um ein grün-schwarzes Midrange-Deck mit viel semiaktivem Kartenvorteil. Card Draw Spells sind rein passiver Kartenvorteil, da das Board nicht beeinflusst wird. Gravedigger hingegen bringt einen 2-1 Vorteil und baut gleichzeitig das Board aus. Daher der Begriff "semiaktiv". Die 'andere' Karte befindet sich noch auf der Hand und verbraucht periodisch erneuernde Ressourcen, um ins Spielgeschehen eingreifen zu können. Nekrataal erzeugt dementsprechend aktiven Kartenvorteil.

In diesem Deck wird man meist früh in die Defensive gedrängt, kann aber "hinten raus" länger nachlegen und das Spiel so herumreißen. Dem Gegner verhelfen dann nur noch Kreaturen mit irgendeiner Art Evasion. Auch die berüchtigte "Fatty-Evasion" (die Kreatur ist so groß, dass sie bestenfalls gechumpt werden kann) zählt. Removal löst beiderlei Probleme. Leider ergeht dies fast jedem anderen Drafter genauso, so dass man selten so viel Removal bekommt wie man es gerne hätte. Kompensieren muss man dann mit "Fliegerblockern" (voraussichtlich mit Reach), oder indem man einen der in Grün-Schwarz selteneren Flieger legt. Ein Damagerace wird man kaum gewinnen. Lediglich ein Gegner mit sehr langsamem Draw, der eure frühe Offensive auszuhungern andachte, muss sich der reinen Offensivkraft eures nicht enden wollenden Kreaturenstromes geschlagen geben.

Für das Deck draftet man wie gewohnt zunächst mit ein bisschen Glück eine Rarebombe. Solides Removal ist immer gern gesehen - hierum werdet ihr euch mit euren (hoffentlich nur 'mittelbaren') Nachbarn prügeln müssen. Dementsprechend hoch sind sie zu priorisieren. Kreaturen sollen hauptsächlich Kartenvorteil erzeugen. Gegnerische Flieger oder Fatties in Schach halten zu können, ist eher zweitrangig. Die Supportabteilung eures Decks sollte sich damit befassen, eure 187-Kreaturen vom Deck oder Graveyard (und manchmal sogar 'from play') auf eure Hand zu befördern, auf dass ihr ihre comes-into-play-Trigger nutzen könnt. Ein bisschen Manabeschleunigung als Kickstart für die Manakurve schadet nicht, es geht aber auch locker ohne - besonders, wenn der Draft gut läuft.




















Viele Leute unterstellen G und B, die beiden schlechtesten Farben dieser Edition zu sein. Ich teile diese Meinung nicht: vielmehr denke ich, dass die beiden Farben genau so lange underdrafted sein werden, bis die Narren von einem monströsen Exemplar des "GB 187" dem Erdboden gleichgemacht wurden.

Der Firstpick ist wie immer im Zeichen der absoluten Bomben. Hierbei gilt zu bedenken, dass wir bisher 0 Karten gepickt haben; unser Deck bietet also, einer leeren Leinwand gleich, unbegrenzte Möglichkeiten. Da die nun folgenden Karten größtenteils G oder B sein werden, sind sie in diesem Artikel aufgeführt. Ob sie am Ende wirklich der beste Pick FÜR EUER DECK gewesen sind, steht auf einem anderen Blatt. Hätte man es geschafft, den der Bombe entsprechenden Archetype zu bekommen, wäre ihr Potenzial voll zur Geltung gekommen. In diesen Farbkombinationen haben wir im Format:



Eine Karte dieser Kategorie öffnet man leider nur sehr selten. Allen, die sich über den Plague Wind in dieser Liste wundern, sei gesagt, dass euer Deck automatisch "Warten auf den Wind" wird, sobald ihr ihn gedraftet habt. Ein derartiges Deck übernähme keinerlei aggressive Elemente des für die Farbkombination normalen Decks und schöpfte stattdessen die Defensivkapazitäten der Kombination voll aus. Doch zurück zum Allgemeinbild. In den meisten Fällen wird man mit einer etwas schwächeren Karte vorlieb nehmen müssen.

In diese Kategorie fallen alle thematisch überdurchschnittlichen Karten sowie rundum übereffiziente Kreaturen und die besten Removalsprüche. Hier will man Karten, die einfach MEHR machen als gewohnt, sei es Multitasking in mehreren Kategorien (beispielsweise fette Flieger oder gutes Removal) oder schlicht eine sehr gute Spezialisierung (massiver Kartenvorteil kommt mir hier in den Sinn). Solche Karten sind meist nicht Common. Der Powerlevel fängt ungefähr bei der besten Common pro Farbe an. Schauen wir uns also an, was wir gerne öffnen und noch lieber eindeutig signalisierend geschoben bekommen möchten:



Man beachte, dass man nicht jede dieser Karten ihrer decktypenspezifischen Power entsprechend draften sollte. So könnte es beispielsweise Spawning Pool locker um den Tisch schaffen, nur um im Lategame selbst den dicksten Bodenbongo aufzuhalten, ohne einen Spell Slot zu verbrauchen.
Je länger Karten dieser Kategorie kommen, desto besser ist euer Deck.

Irgendwann längst bevor man genug Karten für sein Deck zusammen hätte, ist allerdings Schluss damit. Nun geht es darum, das Deck zu vervollständigen. Die saftigen Fleischstücke hat man nun im Sack. Es wird Zeit für das Rückgrat! Immerhin gilt es, die Deckobjektive konsequent zu verfolgen. Die Wahl der Karten erfolgt dementsprechend: Zeit für die gängigen 187er, spezielle Problemlöser (also Antworten auf Evasion) sowie weiteren Kartenvorteil und guten Support. Die nun folgenden Karten machen die meisten Decks dieser Kategorie aus. Hier sei angemerkt, dass ein Deck nicht dadurch broken wird, dass es eine Karte aus der ersten Kategorie enthält. Vielmehr sollte es 0 Karten unterhalb der nun folgenden Kategorie enthalten.



Besonders Commune with Nature ist unterdraftet. In diesem Deck jedoch wächst es über sich hinaus, kann es doch so regelmäßig 187-Kreaturen treffen, dass es eigentlich selbst schon als Kartenvorteil gelten kann.

Karten aus der nun folgenden Kategorie spielen zu müssen, ist keine Schande. Besonders gern spiele ich sie jedoch nicht, was sie in meinen Augen zu Füllern degradiert. Dieser oft lieblose Ausdruck für beliebige spielbare Karten wird von mir mit etwas mehr Respekt versehen. Nicht füllen zu müssen Glückssache, Füllen jedoch eine Kunst. Die Auswahl ist groß - wofür werden sie sich entscheiden? Mit Karten dieser Liste liegt ihr auf der richtigen Seite. Besonders wenn ein gewisser Aspekt eures Decks noch nicht stark genug ausgeprägt ist, können Karten dieser Liste gut und gerne über "bessere" Karten gedraftet werden, falls von letzteren zu unterstützende Aspekt bereits hinreichend ausgeprägt ist.



Nicht vergessen: was nicht im Maindeck landet, darf im Sideboard nicht in Vergessenheit geraten.
Irgendwann ist dann auch mal nur noch Crap im Booster. In weiteren Boostern wird zunehmend aspektspezifischer gedraftet. Rauer Powerlevel fällt dort nur noch bei großen Diskrepanzen ins Gewicht.

Um einen Vorgeschmack auf das fertige Endprodukt bekommen zu können, selbst ohne diesen Archetype jemals gedraftet zu haben, empfielt sich auch hier das Common Highlander. Ich hab da mal was vorbereitet:



lands:
9 Forest
8 Swamp


spells:
Commune with Nature
Giant Growth
Aggressive Urge
Rampant Growth
Terror
Afflict
Assassinate
Recover
Essence Drain
creatures:
Festering Goblin
Llanowar Elves

Drudge Skeletons
Canopy Spider

Phyrexian Rager
Civic Wayfinder
Rootwalla

Dross Crocodile
Gravedigger
Giant Spider

Mass of Ghouls
Kavu Climber
Spined Wurm

Craw Wurm




Der viele Kartenvorteil rechtfertigt einen etwas höheren Manaanteil als bei aggressiveren Decks. Die Manabasis ist gut, Terramorphic Expanse ist nicht vonnöten. Leider ist dieser Build auf Grund der Highlander-Regeln leicht defokussiert. Da er zudem durch völlige Abwesenheit nicht-häufiger Karten etwas underpowered ist, solltet ihr auch hier mit eurem Draftdeck leichtes Spiel haben.


In meinem letzten Artikel sind mir ein paar kleine Fehler unterlaufen. Coat of Arms ist tatsächlich bestenfalls sinnlos und dadurch eigentlich unspielbar. Wenn eure Kreaturentypen ausnahmsweise nett übereinstimmen, sollte euch das auffallen. Des Weitern kann Bottle Gnomes nicht, wie ich dachte, JEDEN 3-Drop aussitzen. Abwesenheit von Trained Armodon oder ähnlichem in Grün ließ mich dies zunächst annehmen. Tatsächlich befindet sich der 3/3er für 3 diesmal in Rot... aber zu Scalpelexis stehe ich! Wenn ich das firstpicke, heißt es ja noch lange nicht, dass ich am Ende tatsächlich UW Airforce bin.

Und das war's auch schon für heute. Viel Spaß beim Spielen - dieser Decktyp ist wirklich sehr unterhaltsam. Wir sehen uns bald, wenn ich zur Abwechslung wieder einen Aggroarchetype beleuchte. Welcher könnte es wohl werden? Ratet, kommentiert und kritisiert fleißig! Und verzeiht mir, falls ich in der Kommentarfunktion doch nicht Rede und Antwort stehe wie angekündigt: meine Antworten wären ja länger als so ein Artikel selbst!

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