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Limited
Das erste Mal tat´s schon weh!
Bericht vom Torment Prerelease Berlin
von Andreas "Zeromant" Pischner
06.02.2002

... denn dieses Wochenende war das "Qualen"-Pre-Release!



Sind das nicht herrliche Zeiten für Magic-Spieler?

Erst hatten wir (zumindest in Berlin) das Grand Prix Trial, jetzt die Pre-Releases, nächste Woche noch einmal welche in der Instore-Variante, und eine Woche darauf der Oberknaller: Grand Prix Heidelberg! Jede Woche ein interessantes Turnier, und das beste daran: Alle in Limited-Formaten!

Nicht nur, dass ich auf diese Weise endlich wieder an ein bisschen dringend benötigte Spielpraxis gelange - ich habe dadurch auch die Gelegenheit, den einen oder anderen Artikel zu schreiben, der sich tatsächlich um das Spielen von Magic dreht!

Dies hier ist also mein Bericht vom Pre-Release in Berlin!

Das Berliner "Qualen"-Pre-Release wurde - natürlich - wieder von Matthias Nagy veranstaltet. Tja, und solange Matthias nichts daran ändert, muss ich ihn wohl weiterhin für die souveräne Durchführung seiner Turniere loben...

Seine Turniere scheinen aber auch anderen zu gefallen: 131 Teilnehmer waren wir! Verglichen mit den mir bekannten Teilnehmerzahlen bei Pre-Releases in anderen Städten ist das schon ziemlich beeindruckend.

Aus Berlin waren, klar, fast alle wichtigen Spieler anwesend: Außer mir zum Beispiel Rosario Maij, Kristian Kockott, Mark Henke, Michael Giersch, Tomasz Hyb, Vivian Blengino, Jean-Pierre Dziedzicki, Kai Wolfram, Oliver Gröger, Maik Boyken, Vadim Stein, Frank Schäfer und Jon Farmer, sowie meine Team-Kollegen Claudia Loroff und Peer Kröger (auch wenn dieser fälschlicherweise von der DCI immer noch als Hamburger geführt wird).

Weiterhin kam aus Sachsen ein ansehnliches Spieler-Kontingent, bei dem die bekanntesten Namen wohl Sebastian Grond, Michael Diezel, Mike Schulze (alias Falagar), Sebastian Richter und Martin Grimm waren. Auch ein paar Niedersachsen hatten sich zu uns verirrt, wie Jan Holland und Andreas Kruschel. Aus dem Brandenburger Umland waren besonders Enrico Pätzel, Niels Stephan und Robert "unavailable" Nickel zu nennen, und aus dem fernen Nord-Rhein-Westfalen beehrte uns Adrian Rosada (na gut, Adrian studiert wohl auch hier).

Insgesamt also ein sehr gut besuchtes Turnier. EIne Konsequenz daraus war allerdings, dass wir acht (!) Runden Schweizer System spielen mussten, bis die Platzierungen feststanden!

Nachdem wir unser Kartenmaterial aufgeschrieben und getauscht hatten (begleitet von dem obligatorischen Gejammer einiger Leute, die einfach nicht mit dem Umstand klarkommen, dass die Karten, die sie öffnen, ihnen noch nicht gehören), baute ich folgendes Deck:

(Alle Kartennamen sind in englisch, auch wenn die Karten natürlich alle deutsch waren - aber in einem Monat spätestens kräht kein Hahn mehr nach den deutschen Übersetzungen. Ein link zur offiziellen Torment-Spoiler-Liste von WotC findet Ihr hier bei McElder, mit Datum vom 26. Januar.)

7 Swamp
7 Island
1 Plains
1 Tainted Isle
1 Cabal Pit
1 Abandoned Outpost
2 Mesmeric Fiend
1 Gravedigger
1 Dirty Wererat
2 Faceless Butcher
1 Chainer's Edict
2 Crippling Fatigue
1 Morbid Hunger
2 Skywing Aven
2 Hydromorph Guardian
1 Cephalid Looter
1 Puppeteer
1 Dreamwinder
1 Hydromorph Gull
1 Aven Windreader
1 Aether Burst
1 Syncopate
1 Iridescent Angel

(Wie man sieht, habe ich Weiß nur für den "Broken Angel" gesplasht - so ganz ohne Rare wollte ich dann doch nicht spielen )

Im Sideboard:

Ravaged Highlands,

Confessor, Dedicated Martyr, Mystic Familiar, Angelic Wall, 2* Pay no Heed, Equal Treatment, Life Burst, Embolden, Spirit Flare, Second Thoughts, Morningtide, Sphere of Law, Kirtar's Desire, Strength of Isolation,

Carrion Rats, Overeager Apprentice, Coffin Purge, Cabal Ritual, Innocent Blood, Restless Dreams, Tombfire, Mind Burst, Unhinge, Rancid Earth, Shade's Form. Zombie Infestation, Last Laugh, Screams of the Damned,

Basking Rootwalla, Diligent Farmhand, Werebear, Wild Mongrel, Spellbane Centaur, 2* Nantuko

Calmer, Refresh, Rites of Spring, Piper's Melody, 2* Far Wanderings, Overrun, Narcissm,

Cephalid Snitch, Balshan Beguiler, Scrivener, Aboshan's Desire, Ghostly Wings, 2* Stupefying Touch,

Barbarian Outcast, Mad Dog, Balthor the Stout, Pardic Firecat, Petravark, Crazed Firecat, 2* Sonic Seizure, 1 Reckless Charge, 2* Flash of Defiance, Earth Rift, Shower of Coals,

Phantatog.



Ich war mit dem Kartenpool sehr zufrieden. Schade war zwar, dass ich die Overrun/Shower of Coals Packung bekommen hatte, und dann weder Grün noch Rot spielte, aber ich denke schon, dass ich mich für die richtige Farbkombination entschieden habe. Doppel-Butcher & Doppel-Fatigue plus einige weitere sehr solide Karten sprachen klar für Schwarz, und Blau bot sehr gute Flieger und Utility-Kreaturen. Weiß hatte ganz klar zu wenig von Allem, abgesehen von dem Engel... Den zu spielen wäre übrigens gar nicht unbedingt notwendig gewesen, obwohl er mir einmal ein Match gewonnen hat. Meistens jedoch habe ich ihn für den Looter oder einen Skywing abgeworfen... Grund dafür ist gewesen, dass das Format doch ein Stück schneller war, als ich es erwartet hatte - ich hatte vergessen, den Extra-Booster "Qualen" zu berücksichtigen, der für höhere Kartenqualität und ausgeglichenere, oft zweifarbige Decks sorgte.

Hätte ich noch ein paar weitere gute rote oder grüne Kreaturen bis zu drei Mana gehabt, wäre Rot-Grün eine ernsthafte Alternative gewesen, aber Torment lieferte mir eine beinahe schon übertypische Kartenauswahl, so dass ich bei Schwarz-Blau landete, was ich in diesem (Pre-Release-) Format für die Farbkombination halte, die zumeist die stärkste sein sollte.

EIn paar Anmerkungen zu Karten im Sideboard: Ich hatte lange überlegt, ob ich Last Laugh spielen sollte - ich konnte diese Karte ohne Spielpraxis einfach nicht einschätzen (und kann es daher auch jetzt noch nicht). Einerseits gibt sie einem oft eine Art Wrath-of-God-Effekt - und das ist im Limited natürlich sehr stark. Andererseits ist gerade dieser Effekt seiner Natur nach eigentlich symmetrisch, und daher ist es sehr wichtig, ihn ZUVERLÄSSIG benutzen zu können, um Situationen, in denen er von Vorteil ist, herbeiführen und ausnutzen zu können. Last Laugh ist jedoch weder zuverlässig noch vollständig kontrollierbar. Daher habe ich mich entschieden, ihn nicht zu spielen, auch wenn ich dabei möglicherweise eine meiner besten Karten im Sideboard ließ. Wenn jemand bereits Erfahrungen mit Last Laugh im Sealed gemacht hat, würde ich mich sehr dafür interessieren!

Screams of the Damned übrigens war einfach GEGEN mein Deck zu gut, um es zu spielen.

Innocent Blood blieb zunächst draußen, weil es mit meinem Deck zu wenig Synergie hatte - besonders mit den Mesmeric Fiends, die sehr stark waren, da sie fast immer mindestens gegen einen Removal-Spruch des Gegners abtauschten. Das Blood war allerdings die Karte, die ich am häufigsten hereingesideboardet habe, und zwar immer dann, wenn mein Gegner entweder ein besonders schnelles Deck (gegen das ich zuverlädssig das Blood spielen kann, bevor ich selbst Kreaturen zu legen beginne), eines mit sehr viel Removal (bei dem ich oft sowieso keine Kreatur habe), oder eines mit wenigen, aber sehr beeindruckenden Kreaturen spielte (wenn mein ganzes Deck nur gegen einen Amugabe, Laquatus's Champion oder ein Petradon kämpft, dann ist das Blood es wohl wert). Auch wenn das jetzt vielleicht so klingt, sind das längst nicht alle gegnerischen Decks; gegen ganz "normale" Sealed Decks ohne extreme Merkmale blieb Innocent Blood im Sideboard.

Ansonsten habe ich Rancid Earth oft benutzt, gegen drei- oder mehrfarbige (s'war halt ein Prerelease...) Decks, Cephalid Snitch gelegentlich (gegen Decks mit Prot.-Black-Viechern) und Zombie Infestation einmal (gegen ein ultra-schnelles Deck, als ich Weiß herausnahm). Einmal spielte ich gegen ein relativ langsames, aber sehr beeindruckendes Blau-Schwarzes Deck mit vielen Kartenziehern und sehr starken Kreaturen (Amugaba, Balshan Collaborator, Carrion Wurm etc...) und entschied mich dafür, meinen Weiß-Splash durch Kirtar's Desire und Second Thoughts sowie zwei weitere Plains auf Kosten geringerer Zuverlässigkeit meiner Mana-Basis zu verstärken. Und dann waren da noch die beiden Stupefying Touch, die ich gegen das Deck mit den beiden Cabal Torturers hätte hereinnehmen sollen - das hatte ich allerdings verpeilt.

Mein Urteil über das Deck: Es hat eine sehr hohe Kartenqualität und ist im Wesentlichen zweifarbig, daher ist es klar überdurchschnittlich. In einem Feld mit 131 Teilnehmern jedoch muss ich immer noch mit ca. einem Dutzend Decks rechnen, die deutlich stärker sind, weil sie noch mehr und bessere Bomben haben (allerdings wird dieses Dutzend Decks bei einem Pre-Release glücklicherweise nicht immer korrekt gebaut und kompetent gespielt.). Possessed Aven und Llawan, Cephalid Empress zum Beispiel sind Albträume für mein Deck, und gerüchteweise soll sogar ein Spieler ZWEI Laquatus's Champion gespielt haben...

Begegnet bin ich dann allerdings größtenteils Decks, mit denen ich gut mithalten konnte. Einmal wurde ich zwar von Robert Nickels ultraschnellem Grün-Schwarzen Beatdown überrannt, ohne nenneswerten Widerstand leisten zu können, aber ansonsten blieb alles im grünen Bereich: Ich spielte insgesamt 7:1 und erreichte damit den dritten Platz!

Gewonnen hat mit einem sensationellen 8:0 Peer Kröger, der dieses Kunststück auch noch fertig brachte, ohne Schwarz zu spielen! Sein rot-grünes Deck wirkte übrigens, als ich es einmal in Aktion sah, noch nicht einmal besonders beeindruckend. Aber Peer kann halt spielen (er ist der beste Sealed-Deck-Spieler, den ich kenne), und etwas Glück darf dann wohl auch einmal dabei sein! Außer dem T-Shirt bekam er noch ein Display "Qualen" für seinen Sieg.

Zweiter wurde, punktgleich mit mir, Robert Nickel! Er erhielt also das zweite T-Shirt, und außerdem bekamen wir beide jeweils 13 Booster.

Insgesamt wurden, wenn ich mich recht erinnere, 3 Displays an Boostern als Preise ausgegeben, bis hinunter zu den Spielern, die 15 Punkte hatten. Dabei erhielten Spieler mit gleichem Punktestand auch gleich viele Booster - eine Regelung, die ich für sehr vernünftig halte und bei unseren Instores auch immer anwende.

Alle Preisträger auf einen Blick:

24 Punkte: Peer Kröger.

21 Punkte: Robert Nickel, Andreas Pischner.

19 Punkte: André Firnhaber, Jannik Hell.

18 Punkte: Adrian Rosada, Rosario Maij, Sebastian Grond, Kristian Kockott, Christian Garling, Ulrich Gerhardt.

17 Punkte: Felix Borchers, Daniel Weile.

16 Punkte: Janko Pickert.

15 Punkte: Mark Henke, Michael Giersch, Elias Phlabel, Tomasz Hyb, Michael Diezel, Dennis Malchert, Detlef Rößler, Kristof Diehl, Frank Eidner, Benjamin Lindner, Sebastian Krüger, Marco Vollmer, Malte Redlich.

(Die vollständigen Ergebnisse müssten bald bei http://www.darkpact.de einzusehen sein.)



Folgende Eindrücke habe ich von dem neuen Format gewonnen:

Schwarz ist natürlich, wie auch kaum anders zu erwarten war, dominant. Trotzdem hat es mehr Decks ohne Schwarz gegeben, als ich für möglich gehalten hätte (ich schätze, zwischen 10 und 20 Prozent), und diese waren teilweise auch durchaus erfolgreich - sogar das Sieger-Deck gehörte dazu!

Andererseits konnten sehr viele Spieler zweifarbig spielen (normalerweise Schwarz-Irgendwas), und sogar einfarbig schwarze Decks waren für einige möglich, obwohl es vermutlich auch in diesen Fällen sinnvoll war, eine zweite Farbe zumindest zu splashen, um dem Deck mehr Flexibilität und höhere Karten-Qualität zu geben.

Weiß hat, meiner Meinung nach, ganz enorm verloren. Nicht nur, dass es in Torment so wenige weiße Karten gibt, zumindest die Commons sind auch sehr, sehr schwach. Dazu kommt, dass eine der besten weißen Commons aus Odyssey, der Hallowed Healer, mit Torment viel leichter zu töten ist als vorher. Besonders der Cabal Torturer ist ein Riesenproblem. Im Draft wird, denke ich, Stupefying Touch für Blau-Weiße Strategien eine sehr wichtige Karte werden. Zu dumm, dass es eine Uncommon ist...

Grün hat natürlich ebenfalls verloren. Seine Commons in Torment sind zwar nicht ganz so schlecht wie die weißen, aber nichtsdestotrotz insgesamt immer noch recht mäßig. (Außerdem sind Faceless Butcher sehr ungesund für Token-Kreaturen!) Nachdem Grün in Odyssey dominant war, pendelt es sich jetzt insgesamt auf durchschnittlichem Niveau ein.

Grün und - in geringerem Maße - Weiß haben allerdings ziemlich starke Uncommons in Torment. Im Draft hilft das einem jedoch nicht wirklich weiter, denn darauf, starke Uncommons zu draften, kann man sich nun einmal nicht verlassen.

Rot hat in Torment zwar eine angemessene Anzahl Karten, überzeugt aber insgesamt trotzdem nicht in der Tiefe, und bleibt meiner Meinung nach weiterhin deutlich hinter Grün und Blau zurück.

Blau hingegen, das bereits in Odyssey Grün Konkurrenz machen konnte, ist es in Torment gelungen, seinen Platz zu behaupten! Es hat genügend solide Commons und starke Karten quer durch alle Häufigkeitsstufen. Dadurch wird es jetzt für mich insgesamt attraktiver als Grün.

Dass Schwarz in Torment sowohl bezüglich der Quantität als auch der Qualität die besten Commons hat, ist offensichtlich. In Odyssey galt es hingegen vielen als die schwächste Farbe. Ich war nie dieser Ansicht - ich habe Schwarz immer auf einer Ebene mit Rot und Weiß gesehen, vielleicht sogar etwas darüber. Jetzt, wo Schwarz wegen Torment im Draft so begehrenswert wird, müssen die schwarzen Odyssey-Commons vermutlich neu bewertet werden, da sie darüber entscheiden, wem es gelingt, sich in Schwarz zu etablieren. Dirty Wererat als First Pick? Wenn es damit gelingt, den Nachbar aus Schwarz herauszuhalten, warum nicht!

Einen Hinweis noch am Schluß: Der erste Tag vom Grand Prix Heidelberg wird NICHT im gleichen Format gespielt wie das Torment-Pre-Release - ein Torment-Booster weniger macht Einiges aus! Die Decks sind etwas schwächer und daher langsamer, und es wird mehr dreifarbige Decks geben. Schwarz wird nicht ganz so dominant sein.

Konsequenzen daraus? Ein Beispiel: Im Odyssey-only Sealed Deck waren Leaf Dancer eine sehr wichtige Karte. Beim Pre-Release waren sie, wenn die Kartenqualität es erlaubte, im Sideboard besser aufgehoben - aber Krosan Constrictors waren ein Muss. WIe wird es im Grand Prix sein? Vermutlich sollte man beide spielen, obwohl sie, wenn man nicht gegen Grün bzw. Schwarz spielt, ziemlich ineffiziente Kreaturen sind. Ich bin mir allerdings nicht sicher - ich habe in diesem Format eben noch nicht gespielt...

Insgesamt hat mich Torment positiv überrascht! (Na gut, das kann auch ein bisschen mit meinem Erfolg beim Pre-Release zu tun haben ) Ich hatte befürchtet, dass Schwarz sich als so dominant erweist, dass es lächerlich wird, aber das ist nicht der Fall. Für das normale Format mit einem Torment-Booster weniger kann also wohl Entwarnung gegeben werden.

Ich freue mich schon auf Heidelberg!!

Andreas.


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