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Into the Arena
von Thomas Staudt
01.08.2004

Was tun, wenn man seinen Beitrag zum Weiterbestehen von planetmtg leisten möchte, aber weder superaktuelle Tech noch interessante Turnierberichte an den Mann / die Frau zu bringen hat? Man schreibt über das, womit man Erfahrung hat und hofft, dass es vielleicht irgendwo irgendjemanden gibt, den das auch interessiert.

In meinem Fall ist das die Arena-Liga. Ich organisiere seit vielen Jahren (an Events mit Mercadian Masques kann ich mich noch erinnern, also läuft das schon eine ganze Weile) die Arena-Liga im Fantasy Strongpoint Böblingen. Dabei versuche ich wenn möglich auf Allerweltsformate wie Standard oder Extended zu verzichten und lieber mit etwas interessanteren, bisweilen auch bizarren Formaten aufzuwarten, um die Mitspieler bei Laune zu halten.

Arena – Ist das nicht ein Contested Cliffs für Nicht-Biester?

Nein. Lasst mich erst mal erklären, was Arena überhaupt bedeutet - wie nennt man eigentlich schriftliche Selbstgespräche?

Aber zurück zum Thema: Die Arena-Liga ist die von WotC / Amigo organisierte Vorstufe zum Friday Night Magic im Sinne der Vorbereitung angehender Nachwuchsturnierspieler. Das Ganze ist nicht DCI-sanktioniert, obwohl für die Teilnahme eine DCI-Nummer braucht (bzw. bekommt). Jeder Expert Store kann sich bei Amigo die Unterlagen (und später auch die Preise) zusenden lassen.
Die Durchführungsform hat sich im Laufe der Jahre stetig gewandelt, inzwischen sieht sie folgendermaßen aus: Es gibt drei viermonatige Saisons pro Jahr, die an die einzelnen Erweiterungen eines Blocks gekoppelt sind. In jeder Saison gibt es zwei Lebenszähler mit einem Motiv der Edition und „Arena Champion“-Aufdruck, 10 Foils mit Arena-Logo (diesmal z.B. Serum Visions) und 20 Basisländer mit alternativer Grafik (für viele die eigentliche Attraktion) zu gewinnen. Man hat relativ viel Freiheit bei der Durchführung der Saison: Früher hatten wir zwei Tage in der Woche, an denen man ab 15:00 Uhr beliebig gegeneinander spielen und die Ergebnisse in Arena Scoresheets eintragen konnte. Einzige Bedingung war, dass man an einem Tag nur zweimal gegen den gleichen Gegner spielen durfte. Das hatte leider den Effekt, dass an wenig besuchten Spieltagen schon mal jemand zwei Stunden auf einen Gegner wartete, um dann fünf Minuten, bevor einer vorbei kam, aufzugeben und heimzugehen. Um das etwas zu bündeln, haben wir uns entschlossen, die Arena an einem Tag in der Woche in Turnierform durchzuführen. Das gibt auch Spielern, die nicht den ganzen Tag im Laden rumhängen können eine Chance und macht einige der unten aufgeführten Formate erst möglich. Bei der Arena gibt es für einen Sieg zwei Punkte, für eine Niederlage einen. Das macht es attraktiver, immer mitzuspielen, auch wenn man sich mal in einem Format keine Siegchancen ausrechnet, als selten dabei zu sein und einzelne Events zu gewinnen.
Nachdem wir einen Spielerstamm von etwa 20 Leuten haben, unterteilen wir die Saison in zwei Hälften. Ansonsten würde es reichen, einmal in vier Monaten mitzuspielen und dafür einen Preis zu bekommen, was den Ansporn, regelmäßig teilzunehmen, deutlich mindert. Pro Halbsaison von zwei Monaten gibt es also einen Lebenszähler für den Sieger, 5 Foils und 10 Länder. Damit hat man die Chance, in einem Jahr sechs Länder (und damit alle fünf verschiedenen) zu bekommen, bevor die Motive umgestellt werden. Zusätzlich haben wir eingeführt, dass der Gewinner des Lebenszählers der ersten Halbsaison keinen zweiten gewinnen darf, der wird notfalls an den Zweiten weitergereicht.

Im Folgenden möchte ich einige interessante Formate vorstellen, die wir im Laufe der Jahre durchgeführt haben. Die meisten habe ich irgendwo aufgeschnappt und an unsere Bedürfnisse angepasst. Ich hoffe, sie dienen als Anregung für euch, mal was anderes auszuprobieren.

Reguläre Formate mit Bannen

Eine komplette Saison Standard, Extended oder Creature Highlander zu spielen, langweilt spätestens nach zwei oder drei Spieltagen. Um etwas Abwechslung zu garantieren, spielen wir diese Formate oft so, dass jeder Mitspieler am Ende eines Turniers zwei Karten für die restlichen Spieltage bannen darf. So gibt es z.B. einen „normalen“ Standard-Spieltag, danach sind aber Ravager, Goblin Warchief, Astral Slide, Patriarch's Bidding, Tooth and Nail und anderes gebannt, und jeder muss sich für das verbleibende Metagame etwas Neues überlegen. Glaubt mir, wenn man aus dem Standard-Environment einmal die 40 besten Karten entfernt, kommen die seltsamsten Kreationen hervor.
Mit dem Regulierungsmittel des Bannens in der Hinterhand kann man auch mal eine Saison in einem ursprünglich degenerierten oder stagnierenden Format spielen, nach dem ersten Spieltag ist das kein Problem mehr.
Für die nächste, im August beginnende Saison probieren wir das Format „Type 1 + Portal + Unglued mit Bannen“ aus, und falls die einhellige Meinung über diesen Artikel nicht Homer-Simpson-mäßig („laaaaangweilig“) ausfällt, werde ich darüber mal etwas berichten.

Type 1 (Classic) Ante

Wie der Name schon sagt, hier sind fast alle Karten erlaubt und es wird um die oberste Karte eines Decks gespielt (bei Basisländern wird die nächste genommen
usw.). Natürlich wird hier niemand mit einem der etablierten „Decks to Beat“ antreten, es sind eher Common Decks mit den besseren der Ante-Karten (sprich Contract from Below und Jeweled Bird) garniert. Interessant hierbei ist, dass die Gewinnchancen steigen, wenn man bereit ist, etwas mehr zu riskieren. Ich erinnere mich noch an ein Turnier in diesem Format (im Fantasy Stronghold Ludwigsburg, wenn ich mich nicht irre), als ein Deck mit vielen Countern (alles Common und Uncommon) sowie ein paar eingestreuten Morphlings gewonnen hat.
Dieses Format brachte allerdings auch den traurigen Moment hervor, nach dem ich bei den Ladenbesitzern doch mal vorsichtshalber nachgefragt habe, ob ich notfalls das Hausrecht in unserem kleinen Spielraum ausüben und Spieler rauswerfen dürfte. Kommt doch ein Spieler an, grinst mir ins Gesicht und stellt mich vor die Wahl: Er könne mit einem Proxy-Deck spielen (optimal fürs Ante-Spielen!) oder er benutzt ein Deck mit 60 Basisländern, das sei ja in den Regeln nicht eindeutig verboten. Nach langem Hin und Her habe ich ihm die Punkte für seine Niederlagen gutgeschrieben. Vermerk: zukünftig Regeln genau ausformulieren.

Rejected Rare Draft

Jeder Spieler bringt 45 Rares mit. Daraus werden zufällig 15-Karten-Booster gemacht und damit ein ganz normaler Draft durchgeführt.
Um die Spielbarkeit zu gewährleisten, gibt es ein paar Sonderregeln:
1. Es müssen mindestens 20 Kreaturen dabei sein.
2. Die Karten müssen entweder deutsch oder englisch sein. Wer kann schon eine japanische Rare aus Urza's Saga, die so schlecht ist, dass sie seit sechs Jahren niemand aus dem Tauschordner haben wollte, erkennen?
3. Keine Karte darf mehr als zweimal dabei sein.
4. Karten müssen in einem turnierlegalen Zustand sein. Keiner will Karten haben, die seit Jahren als Kaffeeuntersetzer missbraucht wurden.
Um hier vernünftige Teilnehmerzahlen zu erreichen, muß man den Spielern klar machen, dass sie hier keine 45 Karten verlieren, sie bekommen schließlich auch wieder 45 zurück (klingt komisch, ist aber so).
Vor dem eigentlichen Erstellen der Booster nimmt jeder Mitspieler die Karten eines anderen und überprüft, ob der Kartenpool den Regeln entspricht. Auf 45 zu zählen ist schwerer als man allgemein annimmt.
Das Spielen selbst lässt sich nicht eindeutig beschreiben. Es hängt viel davon ab, ob die Teilnehmer nur ihren Schrott abladen wollen oder aus Unterhaltungsgründen auch die eine oder andere „spielbare“ Karte einbringen. Ich hatte mal ein rein weißes Deck mit jeder Menge Fliegern (alles ab fünf Mana, aber in diesem Format …), einem Avenger en-Dal und drei Oblations für alles, was der Gegner an Fatties so zu bieten hatte. Meistens ist es aber ein Kampf der Riesenviecher für sechs oder mehr Mana. Ein einzelner Morph kann hier schon eine Menge angerichtet haben, bis die „richtigen“ Kreaturen kommen. Removal gibt es so gut wie überhaupt nicht, dafür aber Inselfisch Jasconius und Gefährten. In diesem Format sollte das Gewinnen weniger im Vordergrund stehen als der Spaß, denn hier kommen auch die guten Spieler oft über einen „Random Pile“ nicht hinaus.

Lilliput Magic

Die Regeln sind denkbar einfach: Alle Karten außer Ländern müssen genau ein Mana kosten. Zusätzlich kann man den Kartenpool auf Extended einschränken, wenn man möchte.
Das größte Problem liegt darin, die richtige Anzahl Länder ins Deck zu nehmen, schließlich kann z.B. ein rot-grünes Deck bereits mit einer Taiga alle Karten des Decks rausspielen. Natürlich muss man trotzdem so viele Länder drin haben, dass man ein bis zwei auf der Starthand hat. In diesem Format sind Man-Lands wie Treetop Village oder Mishra's Factory extrem stark, da sie zum einen dafür sorgen, dass man eigentlich überzählige Länder vernünftig einsetzen kann, und zum anderen sind sie meist größer als reguläre Kreaturen, die man für ein Mana bekommen kann. Daher könnte man diese Länder auch verbieten oder dieses Format mit Bannen spielen, um den Einfluss von Man-Lands zu regulieren.
Besonders eben erwähntes rot-grüne Deck kann sehr stark werden, man denke nur an Kird Ape, Basking Rootwalla, Rancor, Lightning Bolt, Goblin Grenade und den ganzen restlichen Burn. Hier bietet sich eine Restricted List an, falls das Format zu degeneriert sein sollte.

Bad Deck

Schon wieder theoretisch sehr einfache Regeln: Jeder Spieler bringt ein Deck mit, das dann der jeweilige Gegner spielen muss. Natürlich bekommt man ohne weitere Einschränkungen sehr leicht ein Deck hin, das nie gewinnen kann. OK, außer durch eine aufgebrauchte Bibliothek. Deshalb braucht man weitere Regeln. Zum einen kann der Kartenpool auf den aktuellen Block, Standard etc. eingeschränkt werden. Das letzte Mal habe ich ein paar Wochen vorher vorgefertigte Decklisten ausgeteilt bzw. verschickt. Die einzelnen Karten wurden darauf festgelegt: jeweils eine Karte mit Indestructable, Entwine, Scry, Sunburst etc., jeweils 10 Basisländer zweier verschiedener Farben (und die Regel, dass alle Sprüche nur Kosten dieser beiden Farben haben dürfen), Nichtmauerkreaturen mit Power / Toughness 1/1, 2/1, …
In diese Deckliste sollte viel Hirnschmalz investiert werden, da einiges schief gehen kann: Schränkt man zu wenig ein, gibt es zu schlechte Decks, schränkt man zu viel ein, haben vielleicht einige Spieler die Karten gar nicht, um ein Deck zu bauen. Das letzte Mal habe ich die Deckliste etwas zu sehr eingeschränkt, so dass am Ende nur zwei Personen mitgemacht haben, die dann auch noch fast genau das gleiche Deck hatten. Shit happens. So eine Deckbauliste kann man natürlich auch für ein Format benutzen, bei dem man das Deck selbst spielt.

Das soll es erst mal gewesen sein, ich hoffe, jemand probiert das eine oder andere Format einmal aus. Falls gewünscht habe ich noch Sachen wie Tribal Magic, Deck Auktion, Backdraft, Continuous Sealed, Vanguard, All Foil, All Artifact, Myr Wars usw. für einen zweiten Teil in der Hinterhand.

Thomas Staudt

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