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Pischnerīs großer Format-Führer
Teil 1
von Andreas "Zeromant" Pischner
23.10.2003

Bin ich eigentlich unverbesserlich? In der Qou Vadis Reihe steht der letzte Teil noch aus und ich starte schon wieder eine neue - lerne ich denn überhaupt gar nicht dazu?

Aber so schlimm ist das Ganze diesmal gar nicht. Was Quo Vadis angeht, ist die "Pflicht" nun endlich erledigt - die Analyse des Sets nämlich. Für die "Kür", nämlich meine Vorstellungen von einem idealen Grundset, kann ich mir nun beruhigt noch ein wenig Zeit lassen, denn das ist ja letztlich der unwichtigste Teil (aber möglicherweise der interessanteste?)

Was diese "Reihe" hier angeht, so besteht sie aus 1+X Teilen ohne feste Verbindung, ohne Verpflichtung. Das Thema habe ich schon lange im Hinterkopf und jetzt komme ich endlich dazu, etwas darüber auf meine Festplatte zu bringen!

Dabei schreibe ich im ersten Teil über Turnierformate (oder auch TURNIERFORMATE, für meine Leser aus dem ZK-Forum ), die naturgemäß der Ausgangspunkt für alles Weitere sind. Nur hier muss ich auf Vollständigkeit achten, und nur hier besteht also die Notwendigkeit, ein Kapitel abzuschließen. Wenn ich dann in Zukunft diese Reihe mit den sogenannten "Fun-Formaten" in loser Folge weiterführe, habe ich keinen Zeitdruck mehr - es gibt einfach viel zu viele Fun-Formate, als dass man von irgendjemand verlangen könnte, sie alle aufzuzählen. Ich werde mir dann einfach jeweils diejenigen aussuchen, die mir gerade durch den Kopf gehen.

Also auch diesmal ein Pflichtteil und eine Kür, nur dass die Pflicht diesmal weitaus kürzer ist. Und damit sie auch wirklich nicht zu lang wird, geht es jetzt endlich los!

Es gibt insgesamt 8 von der DCI sanktionierte Turnierformate (Mehrspielerformate nicht mitgezählt): 5 Constructed Formate und 3 Limited-Formate. (Für offizielle Beschreibungen dieser Formate empfehle ich die Magic Floor Rules, zu denen hier auf PlanetMTG mit Sicherheit ein Link existiert.) Nicht suchen, hier ist er!

Diese verschiedenen Formaten haben - keine große Überraschung hier - auch recht unterschiedliche Vorzüge und Nachteile. Einige Gemeinsamkeiten kann man im Vorfeld schon einmal konstatieren.

Zwischengedanke: Ich gehe hier davon aus, dass alle Turnierformate auch zu dem Zweck gespielt werden, zu dem sie erfunden wurden, nämlich dem des WETTBEWERBS. Wie bitte, Ihr spielt MAGIC zum Spaß? Das höre ich immer wieder und ganz ehrlich: In den meisten Zusammenhängen, in denen diese Aussage gemacht wird, ist sie einfach nur SUPERSCHEISSEDÄMLICH!

NATÜRLICH spielt Ihr Magic zum Spaß! Wir alle spielen Magic zum Spaß - mit den ganz wenigen Ausnahmen einiger Pros, die einzelne Turniere besuchen, um Geld zu verdienen (und selbst bei diesen sollte man annehmen, dass sie immer noch Spaß daran haben, weil sie sich sonst einfach einen anderen Job suchen würden). Aber warum spielt man ein Turnier? Um Spaß AM SPIELEN EINES TURNIERS ZU HABEN! Mit anderen Worten, um SPASS AM WETTBEWERB ZU HABEN! Das bedeutet natürlich nicht, dass man am Boden zerstört sein muss, wenn man ein Spiel verloren hat (obwohl auch das kein Zeichen ist, dass man nicht zum Spaß gespielt hat - wenn Fussballfans weinen, weil ihre Mannschaft kanpp das Endspiel verloren hat, zeigt das ja auch nicht, dass sie keinen Spaß am Fußballgucken hatten!). Es bedeutet aber wohl, dass man jederzeit sein Bestes gibt und das auch von seinen Gegnern erwartet. Und DABEI Spaß hat.


Nun aber zu den NACHTEILEN von Limited-Formaten:

1. Sie kosten (mehr) Geld, weil über den Eintritt für das Turnier selbst hinaus auch noch das Spielmaterial bezahlt werden muss.

2. Sie erfordern eine tiefergehende Kenntnis der Karten. Während es im Constructed oft genügt, die am häufigsten verwendeten Karten - die sogenannten "Turnierkarten" - der erlaubten Sets zu kennen, ist man im Limited aufgeschmissen, wenn man nicht zumindest fast alle Commons und die meisten Uncommons bereits kennt. (Im Gegensatz zu einer weitverbreiteten Annahme ist weder der Deckbau noch der Draftvorgang der richtige Moment, die Karten erst kennzulernen. Ja, Pre-Release-Turniere sind aus offensichtlichen Gründen da eine Ausnahme!)

3. Sie verlangen einem mehr ab, als nur ein fertiges Deck zu spielen. Ein Deck aus einem beschränkten Kartenpool zu bauen, ist eine Fertigkeit, die man sich erst aneignen muss.

4. Die Turniere dauern länger. Im Constructed hat jeder Spieler ein fertiges Deck dabei, in Limited-Formaten muss dieser Punkt erst einmal erreicht werden! Außerdem neigen Partien im Limited stärker dazu, ins Zeitaus zu gehen bzw. seltener einen frühen Start der nächsten Runde zu ermöglichen. Das fällt bei größeren Turnieren zwar selten ins Gewicht, bei kleinen oder privaten Turnieren oder Wettbewerben hingegen schon.

5. Sie erfordern mehr Vorbereitung von der Veranstalter-Seite. (Das ist natürlich nur dann von Belang, wenn man selbst ein Turnier veranstalten will.) Das Spielmaterial muss besorgt werden. Extra-Standardländer müssen vorhanden sein. Wenn man Decklisten verwendet, möchte man Vordrucke zur Verfügung haben.

6. Sie erfordern mehr Regelkenntnisse. Im Constructed kann man davon ausgehen, dass von dem Großteil der kritischen Fragen bereits die Antworten bekannt sind (auch wenn diese oftmals von den Spielern nicht im Detail verstanden, sondern lediglich reproduziert werden.) Im Limited hingegen treten eine Vielzahl neuartiger oder andersartiger Situationen auf, die sowohl den Spielern als auch den Schiedsrichtern mehr abverlangen.

7. Durch die zufällige Verteilung in den Kartenpackungen ist ein hoher Zufallsfaktor gegeben.

VORZÜGE von Limited-Formaten:

1. Man kauft nicht einfach nur Karten, sondern spielt gleich damit. Das erhöht natürlich den Spielwert der Karten im Vergleich zur reinen Nutzung in Constructed-Formaten!

2. Man muss sich auf ein einzelnes Turnier weniger vorbereiten. Keine aufreibende Metagame-Analyse, kein kniflliges Deck- und Sideboardtunen, kein hektisches Besorgen der letzten Karten und Schreiben der Deckliste. Man geht zum Turnier und spielt einfach.

3. Mehr Abwechslung! In Limited-Formaten sind die entstehenden Spielsituationen viel vielfältiger und komplexer als bei Constructed-Formaten, und es werden viel mehr verschiedene Karten gespielt.

4. Gleiche Voraussetzungen für alle Spieler unabhängig vom privaten Kartenpool. Auch wenn man keine einzige Karte besitzt, ist man gegenüber dem Spieler mit der halben Million Karten zu Hause nicht im Nachteil.

5. Man kann sein Deck selbst bauen! Im Gegensatz zum Constructed, wo ein selbstentworfenes Deck nur nach langandauernder und intensiver Vorbereitung eine sinnvolle Wahl ist, und wo man selbst dann dieses Deck vermutlich erst auf einem Turnier spielt, wenn man es bereits in- und auswendig kennt, ist im Limited der Deckbau integraler Teil des Turniers und ein erheblicher Spaßfaktor.

6. Man benötigt keine Vorkenntnisse über ältere Editionen. Nur die Karten des Sets oder Blocks, mit dem man spielt, müssen bekannt sein.


Natürlich müssen jetzt die Constructed-Formate drankommen:

NACHTEILE von Constructed-Formaten:

1. Das Turnier beginnt lange vor dem eigentlichen Termin. Man muss Testen, Tunen, Karten Besorgen und eine Deckliste Schreiben.

2. Sie erfordern eine breitere Kenntnis der Karten - nicht nur aus einem Set oder Block, sondern aus allen legalen Sets.

3. Es gibt einen hohen Zufallsfaktor in Gestalt der konkreten Matchups, die selbst in einem korrekt antizipierten Metagame ungünstig ausfallen können.

4. Constructed-Formate neigen dazu, relativ schnell eintönig zu werden, weil bestimmte Karten, Kartenkombinationen oder Decktypen sich als besonders stark herausstellen und entsprechend viel gespielt werden.

5. Man benötigt Zugriff auf einen großen Kartenpool (auch, wenn man die Karten nicht selbst besitzt, sondern nur ausleiht).

VORZÜGE von Constructed-Formaten:

1. Constructed-Turniere sind deutlich billiger als Limited-Turniere.

2. Man kann sich durch gezielte Vorbereitung (Playtesten) einen erheblichen Vorteil verschaffen.

3. Regel- und Kartenkenntnisse müsen nicht besonders tiefgehen. Wenn man weiß, wie das eigene Deck und die am häufigsten gespielten Karten funktionieren, hat man die allermeisten potenziell problematsichen Situationen bereits im Griff.

4. Während des eigentlichen Turniers ist man weniger gefordert - das Deck ist fertig, die meisten Matchups sind bekannt und das Sideboard hat eine übersichtliche Größe. Dadurch bleiben mehr Kapazitäten für andere Tätigkeiten wie Unterhaltungen oder Tauschen.

5. Die Turniere, aber auch die einzelnen Runden dauern tendenziell nicht so lange wie bei Limited-Turnieren.

6. Sie sind mit weitaus geringerem Aufwand zu veranstalten.


So, habe ich noch etwas vergessen? Bestimmt! Aber mehr fällt mir jetzt nicht ein, und daher soll das zunächst einmal genügen.

Auch innerhalb der beiden großen Kategorien unterscheiden sich die Formate jedoch teilweise erheblich. Nehmen wir uns zuerst die Constructed-Formate vor:

I. Block Constructed

NACHTEILE:

1. Der sehr kleine Kartenpool bedeutet häufig ein wenig abwechslungsreiches, stagnierendes Metegame. Überstarke Karten werden oft erst erkannt und gebannt, wenn das Format bereits wieder tot ist.

2. Die Anschaffungskosten sind vergleichsweise höher als in Standard: Wer Block Constructed spielen will, benötigt dafür nicht nur MEHR Karten aus dem neuesten Block (weil durch das Fehlen von Alternativen aus anderen Sets viele schwächere Karten zu potenziellen Turnierkarten werden), er benötigt sie auch noch SCHNELL - zu der Zeit, als sie auch noch den höchsten Tauschwert haben.

3. Block Constructed ist ein recht unbedeutendes Turnierformat. Abgesehen von einer PTQ-Saison im Jahr und der deutschen Magicliga wird es praktisch nicht gespielt. Man findet also nicht nur schlecht Spiele- und Testpartner, sondern kann gewonnene Erkenntnisse auch nicht allzu lange verwerten.

4. Enorm schnelle Rotation - nach einem Jahr spätestens ist das Format unwiderruflich out. Ach ja, und die meisten dafür benötigten Karten will auch keiner mehr haben

VORZÜGE:

1. Für neue Spieler, die bereit sind in ihren Kartenpool zu investieren, ist Block Constructed das ideale Constructed-Format um möglichst schnell gleiche Chancen zu haben.

2. Block Constructed ist eine Herausforderung für Deckbauer! Da der Kartenpool relativ übersichtlich ist und das Format vor wichtigen Turnieren praktsisch nicht gespielt wird, kann man durch intensives Testen einen besonders großen Vorteil erlangen.

3. Eine gewisse Abwechslung - in Block Constructed kann man oft mit Karten oder Strategien spielen, die in Formaten mit größerem Kartenpool einfach zu schwach sind. Inwieweit dieses Element die Tendenz eines Block-Formates zur Monotonie überlagert, ist jedoch von Block zu Block unterschiedlich.

4. Block Constructed ist ein Premier Event Format und kann einen Spieler für Großereignisse qualifizieren.

II. Standard

NACHTEILE:

1. Da es sich hier weltweit um das meistgespielte Format handelt, erscheinen Standard-Metagames sehr schnell monoton.

2. Karten sind in der Regel nur für ca. 2 Jahre Standard-legal und werden dann für dieses Format nutzlos. Gleichzeitig erfordert Standard erhebliche Investitionen in neu erscheinende Sets, die einen großen Prozentsatz des legalen Kartenpool ausmachen.

VORZÜGE:

1. Standard ist das bedeutsamste Turnierformat überhaupt. Daher findet man am leichtesten Turniere oder Playtest-Partner und kann seine gewonnenen Erkenntnisse kontinuierlich anwenden.

2. Standard ist relativ einsteigerfreundlich. Der zu beherrschende Kartenpool ist nicht klein, aber doch nur ein Bruchteil der Kartenpools aller größeren Formate. Wer zu Beginn eines Blocks einsteigt (andere Zeitpunkte sind halt unpraktisch), ist immerhin bereits nach einem Jahr auf gleicher Augenhöhe mit der Konkurrenz.

3. Standard ist das lebendigste Constructed-Format. Auch wenn durch seine enorme Beliebtheit ein anderer Eindruck entstehen kann, gibt es kein anderes Constructed-Format das sich auch nur annähernd so schnell ändert. Zweimal pro Jahr tritt ein neues "kleines" Kartenset zum Pool hinzu, der klein genug ist, dass diese Sets auch wirklich eine spürbare Veränderung mit sich bringen. Zusätzlich einmal im Jahr kommt ein "großes" Kartenset hinzu, während gleichzeitig ein großes und 2 kleine gehen müssen, was jeweils einen gewaltigen Umbruch bedeutet. Und alle 2 Jahre verändert sich das Grundset, was in der Regel ebanfalls starke Auswirkungen hat. Objektiv betrachtet ist Standard einfach das abwechslungsreichtse Constructed-Format.

4. Standard ist das ausgeglichenste Constructed-Format. Das liegt einmal daran, dass durch die Vielzahl an Standard-Turnieren bedenkliche Entwicklungen besonders schnell erkannt werden können, falls ein Banning notwendig wird (was schon seit Längeren nicht der Fall war), abr auch schlicht daran, dass WotC beim Playtesten seiner Sets ein ganz besonderes Augenmerk auf Standard richtet.

5. Standard ist ein Premier Event Format und kann einen Spieler für Großereignisse qualifizieren.

III. Extended

NACHTEILE:

1. Extended ist kein allzu wichtiges Turnierformat. Einmal im Jahr ist PTQ-Saison dafür, außerhalb dieser und der deutschen Magic-Liga wird es kaum gespielt.

2. Extended ist sehr einsteigerunfreundlich. Sechs bis Acht BLÖCKE und dazu 2 bis 3 Grundsets machen den Kartenpool aus, der beherrscht werden muss. Ein Einsteiger, der sich nicht rückwirkend Karten besorgt, muss also SECHS Jahre warten, bis er auf gleichem Fuss mit der Konkurrenz ist! Ältere Karten hingegen werden sehr schnell sehr teuer und schwierig zu bekommen.

3. Extended ist kompliziert. Das gilt sowohl für den Kartenpool, als auch für das Metagame, als auch für die verwendeten Regeln.

4. Extended ist nicht besonders gut ausbalanciert. Bei einem Format mit derart großem Kartenpool werden nur die allerschlimmsten Auswüchse durch Bannings bekämpft, und die Reaktionszeit der DCI ist lang, da solche Entscheidungen zumeist erst nach Beendigung einer Saison getroffen werden. Prinzipiell kann man sagen, dass Bannings in Extended nie das aktuelle Metagame reparieren, sondern immer nur das vergangene.

5. Extended hat eine relativ umfangreiche Banned-Liste. (Das ist einerseits ein Nachteil, weil man diese Liste kennen muss, und andererseits, weil die Gefahr besteht, dass gerade die Karten, die man besonders mühsam für sein Deck erworben hat, mäglicherweise gebannt werden könnten.)

6. Extended ist ein sehr schnelles Format und dadurch sind die Spiele häufig nicht besonders interaktiv.

VORZÜGE:

1. Karten halten im Extended-Format mindestens sechs Jahre. Man kann seine Karten also sehr lange spielen.

2. Extended ist äußerst vielfältig. Nicht nur die Anzahl der zur Verfügung stehenden Karten ist sehr groß, sondern auch die Anzahl der konkurrenzfähigen Decktypen.

3. Extended ist eine Herausforderung. Sowohl das Beherrschen des komplexen Metagames, als auch die Kenntnis aller wichtigen (und potenziell wichtigen!) Karten ist sehr anspruchsvoll. Auch das Beschaffen der notwendigen Karten kann man positiv als Herausforderung sehen.

4. Extended ist ein Premier Event Format und kann einen Spieler für Großereignisse qualifizieren.

IV: Typ 1,5

NACHTEILE:

1. Typ 1,5 ist als Turnierformat nahezu bedeutungslos, und es ist äußerst schwer, Spielpartner oder Turniere dafür zu finden.

2. Der Kartenpool für Typ 1,5 ist immens - kein Wunder, besteht er doch aus den Karten ALLER Magic-Sets! Für Einsteiger noch unerreichbarer als Extended, ist Typ 1,5 selbst für die meisten "Routiniers" eine Herausforderung. Außerdem liegen für Typ 1,5 notwendige Karten teilweise bereits im dreistelligen Euro-Bereich!

3. Typ 1,5 hat eine laaaaaaaaaange Banned-Liste. Nicht nur das, diese Liste ist auch nur ungenügend auf die Belange dieses Formats zugeschnitten, da sie aus der Banned- und Restricted-Liste von Typ 1 zusammengesetzt ist.

4. Typ 1,5 ist nicht besonders gut ausbalanciert. Einmal fallen durch die geringe Anzahl von Turnieren nicht genügend Daten an, zum anderen zeigt die DCI auch praktisch kein Interesse an diesem Format und behandelt es lediglich als Anhängsel von Typ 1.

5. Typ 1,5 ist sehr kompliziert - noch um eine Größenordnung mehr als Extended, da hier noch Karten aus der "Steinzeit" der Magic-Regeln erlaubt sind.

6. Typ 1,5 hat eine SUPERDÄMLICHE Bezeichnung!

VORZÜGE:

1. Typ 1,5 ist unter den ernstznehmenden Constructed-Format dasjenige, welches den größtmöglichen Kartenpool bietet. (Jaja, ich weiß - hebt Euch Eure Entrüstung noch einen Abatz auf!)

2. Typ 1,5 rotiert nicht. Abgesehen von etwaigen Bannings besitzen die eigenen Karten also unbegrenzte Haltbarkeit.

3. Typ 1,5 ist enorm vielfältig. Gleichzeitig ist es, durch die geringe Anzahl von Turnieren, stark unterdefiniert. Dadurch kann ein unvergleichlich breitgefächertes Metagame entstehen, in dem auch eigene Kreationen gute Chancen haben können.

4. Typ 1,5 ist, sowohl unter strategsichem, als auch unter Sammler-Gesichtspunkten, eine große Herausforderung.

V. Typ 1

NACHTEILE:

1. Typ 1 ist ein nahezu bedeutungsloses Turnierformat. Es finden dafür mehr Turniere statt als für Typ 1,5, aber immer noch sehr wenige. Die meisten Spielpartner, die man dafür findet, sind in Wirklichkeit "Casual Players".

2. Typ 1 hat eine ellenlange Restricted-Liste. NICHT "Banned" - da gibt es auch eine, kürzere, sondern "Restricted".

3. Typ 1 ist ein EXTREM unbalanciertes Turnierformat. Die Maßgabe, alle technisch spielbaren Karten einmal pro Deck zu gestatten führt zwingend dazu, dass Spiele häufig durch einzelne Power-Karten gewonnen werden. Spiele, die in der ersten oder zweiten Runde enden, sind üblich. Eine Vielzahl von Spielen wird bereits durch die Anfangshände der Spieler entschieden. Dadurch, dass Karten, die als zu stark für das Format erkannt wurden, anstelle von maximal viermal nun maximal einmal gespielt werden dürfen, gewinnt man zwar eine gewisse "Verlangsamung" des Formats (mit anderen Worten, man stellt sicher, dass First Turn Kills nicht der Normalfall sind!), erhöht aber den Zufallsfaktor ganz immens. DESHALB, lieber entrüsteter Leser, ist Typ 1 kein ernstzunehmendes Turnierformat - wenn die DCI es ernstnehmen wollte, müsste sie die Restricted-Liste abschaffen. Das läuft jedoch den Zielsetzungen des Formats zuwider (siehe VORZÜGE).

4. Durch die Restricted-Liste ist sowohl die Zahl der Karten, als auch diejenige der Decktypen, die konkurrenzfähig sind, in Relation zum riesigen Gesamtkartenpool recht klein.

5. Typ 1 ist unglaublich teuer und für Einsteiger vollständig unerschwinglich. Nicht nur, dass Karten aus allen Magic-Sets den Kartenpool ausmachen: Die teuersten Karten erreichen im Einzelkartenhandel bereits VIERSTELLIGE Europreise...

6. Typ 1 ist ebenso kompliziert wie Typ 1,5.

VORZÜGE:

1. Typ 1 bietet von allen Constructed-Formaten den größtmöglichen Kartenpool.

2. Typ 1 rotiert nicht. Niemals. Man kann seine Karten bis in alle Ewigkeit spielen.

3. Typ 1 ermöglicht es, mit Karten zu spielen, die in keinem anderen Format erlaubt sind. Wenn es keine Ante-Karte ist oder durch die Luft gewirbelt werden muss, kann man es in Typ 1 spielen!

4. Typ 1 besitzt durch die Restricted-Karten eine ganz eigene Dynamik, die man in keinem anderen Format findet.

5. Typ 1 ist die ultimative Herausforderung für Sammler!

6. Typ 1 bietet eine, im Vergleich zur Bedeutsamkeit des Formats, erstaunlich große und aktive Community im Internet.


Dann sind da noch die Limited-Formate!

I. Sealed Deck

NACHTEILE:

1. Sealed ist das teuerste Limited-Format, da eine Turnierpackung (entspricht ca. 3 Boostern) und 2, manchmal 3 Booster erworben werden müssen.

2. Sealed Deck hat den größten Zufallsfaktor von allen Limited-Formaten, da man den geringsten Einfluss auf den eigenen Kartenpool hat (nämlich gar keinen).

3. Einzelne Runden dauern beim Sealed tendenziell am längsten, unter anderem auch deshalb, weil im Sealed der Prozentsatz an beginnenden Spielern am höchsten ist. (Pre-Release-Turniere sind hier natürlich Extremfälle.)

VORZÜGE:

1. Sealed ist das einsteigerfreundlichste Limited-Format, da es zwar die Konstruktion eines Decks, nicht jedoch die Auswahl des Kartenpools dafür (Draft) verlangt.

2. Der Vorlauf im Sealed (also die Zeit, bevor die erste Runde beginnt) ist geringer als bei den Draft-Formaten.

3. Man benötigt als Veranstalter nur relativ wenige Extra-Länder.

4. Sealed Deck ist das am häufigsten angebotene Limited-Format überhaupt und kann Spieler für Großereignisse qualifizieren (leider).

II. Booster Draft

NACHTEILE

1. Der Prozess des Draftens überfordert beginnende Spieler zumeist.

2. Im Vergleich zum Rochester Draft trifft man seine Draft-Entscheidungen aufgrund ungenügender Informationen.

3. Die Sitzreihenfloge im Draft kann bei schwächeren Draftern am Tisch für einen erheblichen zusätzlichen Zufallsfaktor sorgen.

4. Als Veranstalter muss man eine große Menge an Extra-Ländern bereit halten.

5. Wegen des Drafts dauert es noch länger als im Sealed, bis die erste Runde beginnt.

VORZÜGE:

1. Boosterdraft ist möglicherweise das anspruchsvollste Limited-Format überhaupt - eben WEIL weniger Informationen vorhanden sind, müssen Signale mit sehr eingeschränkten Mitteln gegeben und verstanden werden.

2. Draft ist billiger als Sealed.

3. Durch den Prozess des Draftens hat man stärkere Kontrolle über seinen Kartenpool, was den Zufallsfaktor reduziert.

4. Der Prozess des Draftens an sich ist ein eigenständiger Spaßfaktor!

5. Booster Draft wird relativ häufig angeboten. Bei großen Turnieren ist es ein wichtiges Format - leider meistens erst, wenn man das Sealed überstanden hat.

III. Rochester Draft

NACHTEILE

1. Der Prozess des Draftens überfordert beginnende Spieler zumeist.

2. Im Gegensatz zum Booster Draft mus man bei seinen Draft-Entscheidungen auch "politische" Aspekte miteinbeziehen!.

3. Die Sitzreihenfloge im Draft kann bei schwächeren Draftern am Tisch für einen erheblichen zusätzlichen Zufallsfaktor sorgen.

4. Als Veranstalter muss man eine große Menge an Extra-Ländern bereit halten.

5. Wegen des Drafts dauert es noch länger als im Sealed, bis die erste Runde beginnt. Und Rochester Draft dauert besonders lange!

6. Rochester Draft wird relativ selten angeboten.

VORZÜGE:

1. Rochester Draft ist möglicherweise das anspruchsvollste Limited-Format überhaupt, weil prinzipiell jede einzelne Karte - und wer sie gedraftet hat - eine zu verarbeitende Information darstellt, und weil beim Draften "politische" Elemente ins Spiel kommen.

2. Draft ist billiger als Sealed.

3. Durch den Prozess des Draftens hat man stärkere Kontrolle über seinen Kartenpool, was den Zufallsfaktor reduziert.

4. Der Prozess des Draftens an sich ist ein eigenständiger Spaßfaktor!

5. Bei großen Turnieren ist es ein wichtiges Format - leider meistens erst, wenn man das Sealed überstanden hat.


...und dann sind da noch die Mehrspielerformate! Die DCI sanktioniert Turniere für Teams von 2 oder 3 Spielern - aber mal ehrlich, hat irgendjemand von Euch jemals ein 2-Spieler-Team-Format erlebt? Wie werden denn da bitte die Punkte gezählt? Einerlei, soweit 2-Spieler-Teams überhaupt möglich sind (bei Team Rochester sind sie es nicht), gelten meine Anmerkungen für beide Teamgrößen. Zunächst wieder zu Team-Formaten allgemein:

NACHTEILE:

1. Man braucht Mitspieler. Einmal abgesehen von dem Fall, dass keiner mit einem spielen will, können hier schlicht und einfach logistische Probleme auftreten - alle Spieler eines Teams müssen zu allen Terminen Zeit haben!

2. Man ist auf seine Mitspieler angewiesen. Wenn ein Mitspieler einen schlimmen Fehler macht - sei es, dass er vergisst in der letzten Runde anzugreifen, oder sei es gar, dass er vergisst, seinen Reispepass zu beantragen und man deshalb nicht zur Team Pro Tour fliegen kann, für die man qualifiziert ist: Man wird für die Fehler seiner Mitspieler mitbestraft.

3. Und die Kehrseite der Medaille: Die Mitspieler sind auf einen angewiesen. Wenn man Mist baut, büßt man nicht nur selbst dafür, sondern reißt sein gesamtes Team mit hinein.

4. Team-Turnier sind nicht besonders häufig, und für einen Veranstalter auch relativ umständlich zu organisieren.

VORZÜGE:

1. Team-Erfahrungen können sehr positiv sein. Gemeinam eine Aufgabe zu bewältigen, sich helfen zu lassen oder anderen zu helfen, gemeinsames Jubeln oder gemeinsames Jammern kann alles schöner sein als die Erfahrung als Einzelkämpfer.

2. Ein Team ist eine gute Möglichkeit für weniger erfahrene Spieler, zu seinen Team-Mitgliedern aufzuschließen.

3. Team Events tendieren dazu, pro Spieler billiger zu sein als Einzelspielerturniere.


Und zu den einzelnen Formaten:

I. Team Constructed

Dazu fällt mir jetzt nichts ein, was nicht entweder bereits bei den entsprechenden Constructed-Formaten, oder bei Mehrspielerformaten bereits steht. Team Constructed ist auch kaum mehr als die gemeiname Punktewertung einzelner Spieler.
Ach ja doch, NACHTEIL: Es gibt praktisch keine Turniere in diesem Format!

II. Team Sealed

NACHTEILE:

1. Etwas teurer im Vergleich zu Team Rochester

2. Die Aufteilung des Kartenpools kann zu endlosen, erhitzten Diskussionen führen.

3. Team Sealed neigt dazu, die Nachteile von Limited (Abhängigkeit vom Kartenpool) und Constructed (Zufallsfaktor Metagame) zu vereinigen.

4. Kein Format für beginnende Magic-Spieler, wenn auch immer noch handhabbarer als Team Rochester.

5. Der Vorlauf vor der ersten Runde ist noch erheblich länger als beim Single Player Sealed.

VORZÜGE:

1. Ein erfahrener Spieler kann beim Deckbau weniger erfahrene Spieler anleiten.

2. Die Aufteilung des Kartenpools gibt eine gewisse Kontrolle über die Decks. Kompetenz zahlt sich hier durchaus aus.

3. Team Sealed ist das mit Abstand am häufigsten angebotene Team-Format und kann Spieler-Teams für Großereignisse qualifizieren.

III. Team Rochester

NACHTEILE:

1. Nur etwas für sehr fortgeschrittene Spieler. Auch wenn ein besonders erfahrener Spieler den Draft größtenteils dirigieren kann, sind doch 2 weitere zumindest einigermaßen erfahrene Spieler nötig, um Erfolg haben zu können.

2. Ein Team Rochester Draft dauert sehr, sehr lange und muss vor jeder Runde eines Turniers wieder vollzogen werden.

VORZÜGE:

1. Von ALLEN hier aufgeführten Formaten ist Team Rochester sicherlich dasjenige mit dem höchsten Anspruch und dem kleinsten (aber durchaus noch vorhandenen!) Zufallsfaktor!

2. Bei großen Turnieren ist es ein wichtiges Format - leider meistens erst, wenn man das Team Sealed überstanden hat.


Okay, das war's jetzt aber, oder? (Warum mache ich eigentlich nicht einfach 4 Mini-Artikel aus meinen Artikeln - ich werde doch schließlich nach Stückzahl bezahlt?)

Noch eine letzte Erläuterung: Die Nummerierung der einzelnen Nachteile und Vorzüge ist im Wesentlichen ein Mittel zur Erhöhung der Übersichtlichkeit. Ob ich mehrere, ähnliche Punkte in einem Punkt zusammengefasst habe oder einzeln aufgeführt habe, hat keinerlei tiefere Bedeutung, und die einzelnen Punkte sind weder als vergleichbar bedeutsam anzusehen noch nach Bedeutsamkeit geordnet. Es wäre auch völlig unsinnig, die Anzahl der unter "Vorzüge" und "Nachteile" aufgeführten Punkte miteinander zu verrechnen um herauszukriegen, wie sehr mir ein Format gefällt. Es handelt sich lediglich um Auflistungen.

So, wie war das mit der Pflicht? Sobald der nächste Teil dieser Reihe hierkommt, steht die erste Kür an - und da gibt es dann viele spaßige Fun-Formate zu beschreiben!

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