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Quo vadis Core Set - Teil 2
Die Geschichte des Grundsets
von Andreas "Zeromant" Pischner
29.07.2003

Hey, eigentlich sollte ich jetzt bester Laune sein, weil ich gerade Magic Online Version 2.0 heruntergeladen habe und mir die Karten der Achten Edition komplett zur Vorbereitung auf diesen Artikel anschauen konnte!

...aber Pustekuchen Okay, dass das Update bei einem 56K-Modem-User wie mir LANGE dauern würde, war mir klar, deswegen hatte ich mir auch viel Zeit dafür genommen (sprich: den ganzen Tag ). Womit ich nicht gerechnet hatte:

Es gibt da ein File mit den Bildern der Achten Edition, das ist so groß, dass es alleine zweieinhalb Stunden zum Laden braucht (mindestens die Hälfte der gesamten Update-Zeit, schätze ich). Es kam, wie es kommen musste: Nach zweiundeinerviertel Stunde bei 97% werde ich aus der Verbindung geschmissen. Und NATÜRLICH fängt der gesamte Ladevorgang für dieses File noch einmal von vorne an!!! Hallo, Download-Software, die dort weitermacht, wo sie aufgehört hat, sollte doch unterdessen nun wirklich Standard sein?? Und ansonsten könnte man diese Datei doch nun wirklich für den Download stückeln??

Aber nix da! Der Download Client von MTGO ist einfach nur ein Riesenhaufen Scheiße! (Nein, das ließ sich jetzt nicht ohne Kraftausdruck formulieren.) Oder vielleicht ist das nur ein fieser Trick der Macher, damit sich alle brav das neue Core Game holen, auf dem sich ja die neue MTGO-Version befindet (wo die Kartenbilder ja vermutlich drauf sein werden??)

Naja, genügend Frust abgelassen, zum Artikelthema: Dieses Mal geht es um die verschiedenen Funktionen der Grundsets für Magic, und wie sie sich über die Jahre hinweg entwickelt haben.

Wozu gibt es eigentlich ein Core Set? Es kommen doch jedes Jahr drei Magic-Sets heraus - ein Tempo, das manchen Spielern bereits zu schnell ist. Warum also diese Extrakarten, die auch noch alle zwei Jahre rotiert werden?

Das Core Set erfüllt - aus heutiger Sicht - vier verschiedene Funktionen:

1. Es ist als Einstiegsset für Anfänger konzipiert.
2. Es soll alte Favoriten noch einmal wiederbringen.
3. Es trägt zur Gestaltung der Metagames in den Constructed-Formaten Standard und Extended bei. (Ja gut, natürlich auch in 1,5 und Typ 1, wo jetzt Karten wie Peach Garden Oath, Balance of Power und Ambition's Cost legal werden )
4. Es schafft eine alternative Limited-Umgebung zum aktuellen Block.

Diese Punkte trafen nicht immer auf das Magic-Grundset zu. Die allererste Edition (Alpha/Beta/Unlimited) war natürlich einfach DAS Magic-Spiel - alles andere waren nur Erweiterungen. (Diese waren ursprünglich sogar so geplant, dass sie im Gegensatz zum Grundset nur kurze Zeit von den Spielern benutzt würden und dann aussortiert würden. Um diesen Vorgang zu erleichtern, sollte Arabian Nights mit andersartigen Kartenrückseiten gedruckt werden - eine Entscheidung, die erst in allerletzter Minute umgestoßen wurde!)

Die erste Rotation des Grundsets war auch hauptsächlich dadurch motiviert, das Spiel zu reparieren: Karten, die sich als zu stark erwiesen hatten, wurden herausgenommen. Deshalb gingen damals die Moxe, der Lotus, Time Walk, Timetwister und Ancestral Recall aus Revised heraus. (Balance, Mind Twist, Channel etc... blieben allerdings. Nun ja, im Nachhinein ist man immer klüger ) Diese Karten mussten iregndwie ersetzt werden, und da boten sich eben Karten aus den Erweiterungen an. Von einer Rückkehr alter Favoriten konnte an dieser Stelle nicht die Rede sein, da die "wiederkehrenden" Karten nur wenige Monate alt waren. So etwas wie Turnierformate gab es damals auch noch nicht, lediglich eine Banned und eine Restriced List (auf der sich zwischenzeitlich so schlimme Dinge wie Dingus Egg befanden ) Da die herausgenommenen Karten weiterhin gespielt werden durften, traf also auch die dritte von mir aufgelistete Funktion noch nicht zu: Die erste Rotation des Grundsets geschah also noch unter ganz anderen Voraussetzungen.

Dann kam die Vierte Edition. Magic-Veteranen (so wie ich!) verbinden mit diesem Wechsel hauptsächlich die Erinnerung an das Entsetzen daran, dass die Doppelländer nicht wieder gedruckt worden waren! Was uns damals wie ein Schlag unter die Gürtellinie traf, ist in der Rückschau das erste Zeichen dafür, dass WotC Funktion 3 des Gurndsets erkannt hatte: Die Doppelländer mussten gehen, weil sie einfach zu stark waren! (Balance, Mind Twist und Channel waren zwar immer noch drin, aber nun ja.) Zu dieser Zeit wurde auch "Typ 2" eingeführt (eine ebenso unglückliche wie irreführende Bezeichnung, die bereits seit ca. 6 Jahren durch "Standard" ersetzt worden ist, aber manches Ungeziefer wird man eben einfach nicht los.) Es wurden auch einige Karten entfernt, die als regeltechnisch zu kompliziert galten (besonders der Vesuvan Doppelganger), aber das bereits als Schritt hin zu einem einsteigerfreundlichen Grundset zu interpretieren, ist wohl überzogen: Aladdin's Lamp, Animate Dead, Fireball, Gaea's Liege, Living Artifact, Mishra's Factory und alle Karten mit Banding waren sicherlich nicht weniger kompliziert als die Karten aus den Erweiterungen, und auch an der Zusammenstellung des Sets deutete nichts darauf hin, dass es sich irgendwie um eine Einsteiger-Edition handelte. Stattdessen gingen WotC einfach selbstverständlich davon aus, dass jeder Spieler sich zuerst Karten aus dem Grundset holen würde - weil es eben das Grundset war. Dieser Plan ging auch teilweise auf, da viele Beginner sich an der Bezeichnung orientierten. Allerdings begann damals der Popularitäts- und Identitätsverlust des Grundsets, da die Spieler feststellten, dass die Karten aus den Erweiterungen einfach interessanter und im Schnitt auch stärker (und vor allem NEU!) waren. Mit dem Verschwinden der Doppelländer wurde das Öffnen von Grundset-Boostern plötzlich unattraktiv.

Neben Funktion 3 ist zwar im Nachhinein auch Funktion 4 zu erkennen, aber beim Wiederbringen alter Favoriten hatte WotC damals keine allzu glückliche Hand (ein Trend, der
sich, abgeschwächt, bis heute fortsetzt - dazu mehr in einem späteren Teil). Klar, jeder wollte Karten aus Legends wiedersehen, denn wenn Magic-Karten eine Atmosphäre wären, dann würde Legends die Spurenelemente bilden - dieses Set war um mindestens drei Größenordnungen zu wenig gedruckt worden! Aber Karten wie Relic Bind, Cosmic Horror oder Elder Land Wurm wollte doch wirklich niemand wiedersehen (Relic Bind zumindest nicht mehr, seit die Zwei-Karten-Kill-Kombo mit Basalt Monoloth aufgrund von Errata beider Karten nicht mehr funktionierte), und dass damals durchaus beliebte Rares wie Killer Bees oder Carrion Ants plötzlich als Uncommons im Grundset wiederkehrten, brachte einige Leute sogar mächtig auf die Palme! (Die Vierte Edition und Chronicles lösten damals - hauptsächlich unter Einzelhändlern, die Single Cards verkauften - einen Aufschrei der Empörung aus, der WotC dazu brachte, ihre Reserved List zu entwickeln.) Außerdem wurden alle neu in die Vierte gelangten Karten an denen gemessen, die herausgingen, und diesen Vergleich hielten sie einfach nicht aus.

Danach die Fünfte Edition: Das unbeliebteste Grundset aller Zeiten, und nachdem ich im "Summer of Magic" das zweifelhafte Vergnügen hatte, mit einem Draft wieder daran erinnert zu werden, kann ich nur sagen: Mit Recht! Dabei hatten sich Wizards richtig ins Zeug gelegt: Anstelle der üblichen 350 Karten hatte die Fünfte Edition satte 449 Karten! Hier wurde die Wiederkehr alter Karten eindeutig in den Vordergrund gestellt, teilweise wohl auch als Antwort auf die Enttäuschung vieler Spieler über die Reserved List und das Einstellen der Chronicles-Serie.

Natürlich ging das Ganze aber gründlich in die Hose. Heute werden die Grundsets ja von Fachleuten entworfen, aber damals?? Ganz ehrlich: Wenn man irgendeinen Random Scrub aus einem kleinen Ladenturnier geholt und ihn damit beauftragt hätte, das neue Grundset zusammenzustellen, hätte er es kaum schlechter machen können! Sicher, die Fünfte Edition kam mit einer gewissen Hypothek: Sie musste schwerpunktmäßig Karten aus Fallen Empires, Ice Age und Homelands wiederbringen, sowie ein paar Überbleibsel aus Chronicles integrieren - die schwächsten und uninteressantesten Sets aus der Magic-Geschichte überhaupt! Hier hatten die Designer gerade gelernt gehabt, überstarke Karten ala Balance oder Mana Drain größtenteils zu vermeiden - aber noch nicht, ein Fundament aus anständig spielbaren Karten zu schaffen. (Dabei ist das vielgescholtene Homelands von den genannten Sets noch das Einzige, dass einigermaßen Limited-geeigent ist, da es genügend brauchbare Commons hat. In Erinnerung jedoch bleibt nur die beinahe völlige Unmöglichkeit, eine interessante Rare aus einem Homelands-Booster zu ziehen.) Und die einzigen wirklich für die Spieler interessanten Karten waren die Legenden aus Chronicles, die nicht ins Grundset durften...

Das alleine jedoch entschuldigt nicht das völlige Desaster, das die Kartenzusammenstellung der Fünften Edition war! Wie um alles in der Welt gelangten Karten wie Truce oder Forget in ein Grundset - natürlich im Rare-Slot?? Wer wollte denn die Storage-Länder aus Fallen Empires wiederhaben (die später in Mercadian Masques in einer deutlich verbesserten Version wiederkehrten - und immer noch unspielbar waren)? Was sollten denn bitteschön die paar hineingestreuten Poison-Kreaturen für einen Zweck erfüllen? Und wieso waren die meisten Kreaturen denn nur dermaßen grottenschlecht?? WotC war damals der Meinung, dass die typischen Kreaturen des Grundsets zu stark waren (Dass in Turnierdecks damals kaum Kreaturendecks gespielt wurden, tat ihrer Meinung keinen Abbruch). Insbesondere waren sie der Ansicht, dass Serra Angel, Sengir Vampire & Mahamoti Djinn zu stark seien und nahmen sie deshalb aus dem Grundset (Diese Karten sind heute alle wieder Standard-legal - man
merkt nur nichts davon ). Typiche Rare-Kreaturen aus der Fünften Edition waren Akron Legionnaire, An-Havva Constable oder Sibilant Spirit. Da öffnete man doch gerne Booster... Aber Necropotence war wieder dabei!! Kurz gesagt: WotC hielt sich damals für klüger als die Spielerschaft, insbesondere auch die Turnierspieler, bei der Frage, welche Karten die richtige Spielstärke hätten. Sie waren es damals aber einfach nicht.

Aber nicht nur der fehlgeschlagene Versuch, das Set mit einer Vielzahl wiedergedruckter Karten den Spielern schmackhaft zu machen, war für die Katastrophe "Fünfte Edition" verantwortlich. Es scheiterte noch gründlicher als sein Vorgänger an Funktion 1! Banding, Poison Counter, Copy-Karten, Protection...im Endeffekt war ein neuer Spieler damals sogar besser beraten damit, sich Booster aus den Erweiterungen zu kaufen! Dort waren die Mechaniken zwar nicht weniger schwierig, traten aber geballter auf, im Gegensatz zur Best-of-Complicated-Edition Fifth Edition, in der jede Karte eine andere komplizietre Regelfrage aufwarf... und wenn man die Karten dann endlich verstanden hatte, stellte man fest, dass sie meistens auch noch schwächer und langweiliger waren als die Erweiterungskarten.

Zur Zeit der Fünften Edition wurden auch Limited-Formate langsam populär. Ich weiß nicht, wie lange im Vorhinein dieses Grundset bereits entwicklet worden war, aber ich will einmal mit gutem Willen annehmen, dass es vor Mirage konzipiert worden war (denn ab dieser Edition konnte man Ansätze erkennen, die Sets für das Limited-Spiel auszubalancieren - was im Wesentlichen bedeutete, jeder Farbe genügend spielbare Common-Kreaturen zu geben.) Trotzdem ist mir schleierhaft, wie es passieren konnte, dass die Fünfte Edition hier sogar noch unausgewogener war als ihr Vorgänger! Nach dem "Summer of Magic" Draft hatte ich aus "Spaß" noch einmal privat mir einem Freund ein Fünfte-Edition-Sealed gemacht (mit jeweils sechs Boostern, damit es nicht völlig albern wurde). Es ist einfach unglaublich, wie viele Chub Toads, Shield Bearer und Zephyr Falcons dieses Set hatte - und wir reden hier bereits von den SPIELBAREN Common-Kreaturen! Dafür tauchten aber immer wieder Fireball oder Disintegrate auf, die man in sein Deck steckte, egal welche Farben es sonst hatte. Weiß war praktisch unspielbar, und Blau nicht viel besser. Spiele wurden oft durch solche Power-Kombos wie Vampire Bats mit Thrull Retainer entschieden - oder halt durch das Tappen von X Mana... Hey, wir reden hier über ein Sealed-Format, in dem The Brute eine reelle Chance hatte, es ins Hauptdeck zu schaffen!

Was die Auswirkungen auf das Constructed-Metagame anbetraf, so kann man immerhin positiv anmerken, dass die Painlands aus Ice Age als Ersatz für die alten Original-Doppelländer wiederkamen. Negativ hingegen fällt auf, dass wir zwei weitere Jahre lang (und in Extended noch länger!) von Necropotence gequält wurden. Hm, irgendwie blieb das stärker in Erinnerung...

Naja, damit war der Boden nun wirklich erreicht und es konnte wieder aufwärts gehen! Die Sechste Edition, die auch unter der Bezeichnung "Classic" fungierte, war eigentlich ein ziemlich gutes Produkt! Gehen wir die Punkte einmal der Reihe nach durch:

Das Einsteigerset für Anfänger. Nachdem WotC mit der Portalreihe und der Starter Line bereits Erfahrungen gesammelt hatten, gingen sie diese Aufgabe jetzt professionell an. Dass Banding und Protection verschwinden mussten, ergibt viel Sinn, wenn man sich auch über die Komplexität von Trample streiten kann. Auch eine Ausdünnung der verwendeten Mechaniken war notwendig. Byebye Rampage und Posion-Counter - niemand hat Euch sowieso jemals
gebraucht! Cross-Color-Tricks ala Arenson's Aura oder Krovikan Sorcerer sind im Grundset auch nicht wirklich nötig. Karten mit Upkeep-Kosten fallen mir auf Anhieb auch keine wirklich schicken ein, die man hätte bewahren müssen. Um Cantrips hingegen fand ich es sehr schade! Insgesamt jedenfalls wurden die Karten erheblich einfacher zu verstehen, wozu die Sechste-Editionsregeln natürlich sehr beitrugen. (Celestial Dawn hat allerdings wohl ein Kobold in dieses Set geschummelt!)

Die alten Favoriten: Die 6th Edition bot da viel Interessanteres als ihr Vorgänger (was natürlich auch eine äußerst niedrige Messlatte ist). Archangel, Crimson Hellkite, Creeping Mold, Enligtened Tutor, Exile, Feast of the Unicorn, Hammer of Bogardan, Maro, Mystical Tutor, Necrosvant, River Boa, Staunch Defenders, Stupor, Uktabi Orangutan, Vampiric Tutor, und natürlich die ganzen Color-Hoser (Chill, Choke, Light of Day, Dread of Night, Boil, au Mann!!) - hier wurden sowohl den Gelegenheits- als auch den Turnierspielern viele interessante Kartten geboten! Gleichzeitig wurde die Anzahl der wirklichen Stinker deutlich zurückgenommen. Forget fiel zwar noch unangenehm auf, aber es FIEL eben auf, während es in der Fünften Edition nur eine Peinlichkeit unter vielen gewesen war!

Die Gestaltung des Metagames: Hier war auch offensichtlich zum ersten Mal systematisch geplant worden! Die ganzen starken Color-Hoser gaben da bereits Richtlinien vor: Die Magic-Farben sollten wieder stärker ihre Stärken und Schwächen betonen. Folgerichtig gingen auch einige der stärksten Artefakte heraus (Nevinyrral's Disk, Winter Orb). Es wurde auch ganz offenkundug bewusst darauf geachtet, dass sich im Grundset genügend turniertaugliche Karten befanden. Für jemanden, der die Karten nicht bereit aus älteren Sets besaß, lohnte es sich zum ersten Mal seit Revised wieder, Grundset-Booster zu kaufen! Ach ja, und Necropotence war nicht mehr dabei... Etwas Negatives jedoch gab es zu vermerken: Zum ersten Mal wurden Spieler, die bereits alle älteren turnierlegalen Editionen besaßen, gezwungen, sich Karten aus dem neuen Grundset (oder aus nicht turnierlegalen Editionen!) zu besorgen, da in der Sechsten Edition plötzlich Karten auftauchten, die es vorher nur in Einsteigersets wie Portal gegeben hatte! Wenn auch wohl kein Turnierspieler jemals ein Regal Unicorn benötigt hat, so fand ich dies doch zumindest äußerst ärgerlich, da ich gerne alle Karten zur Verfügung habe, ohne groß darüber nachdenken zu müssen, ob sie nicht doch eines Tages einmal turniertauglich würden, und Blaze wurde ja in Ermangelung einer besseren Alternative sogar tatsächlich zu einer Turnierkarte!

Limited: Classic war das einzige Grundset, zu dem es Turnierpackungen gab - die früheren "Starter" enthielten nicht genügend Länder, um Limited-Turniere zu versorgen (und auch etwas zu wenige andere Karten), und ab der Siebten Edition gab es bereits keine Turnierpackungen mehr zum Grundset. Vermutlich waren 6th-Sealed-Turniere einfach nicht populär genug - eigentlich schade, denn ich habe das Format ein paar Mal gespielt (und auich gedraftet) und es hat mir sehr gut gefallen! Trotzdem gab es wohl nicht genügend Nachfrage dafür. Einmal möchten die Spieler natürlich Limited-Formate üben, die für PTQs etc... relevant sind (und das sind eben die Block-Formate). Zum anderen besitzen Turnierspieler zumeist bereits einen gewissen Kartenpool und können die Karten aus dem Grundset zum größten Teil nicht mehr gebrauchen. Und zum dritten schreckten Erinnerungen an Limited-Versuche mit früheren Grundsets natürlich gewaltig ab! Nichtsdestotrotz haben die Designer offenbar auch auf den Limited-Aspekt geachtet, denn das Set erwies sich da als ähnlich ausgewogen, eher sogar noch besser ausbalanciert, als die Erweiterungsblöcke dieser Zeit - und das konnte einfach kein Zufall sein!

Da wir gerade von Limited reden: Obwohl die 7th Edition die Turnierpackungen für das Grundset wieder abschaffte, wurde es mit einem Mal sehr wichtig, wie dieses Set sich in Sealed und Draft darstellte: Der Grund dafür ist natürlich Magic Online! Hier gibt es sehr gute Gründe, 7th Booster zu erwerben - es gibt ja ansonsten keine Möglichkeit, an die Karten heranzukommen! Außerdem spricht MTGO besonders stark die Gelegenheitsspieler an, die sich nicht so intensiv in Magic einarbeiten möchten wie der typische Turnierspieler, und für diese ist ein Sealed oder auch Draft mit den "einfacheren" Karten des Grundsets natürlich viel übersichtlicher. Ich gehöre wohl zu einer recht kleinen Minderheit, die bereits vor MTGO nach Möglichkeiten gesucht hat, mit diesem Set zu draften: Es ist natürlich Geschmacksache, aber mir gefällt 7th Edition Draft von ALLEN Draftformaten, die ich kenne (und das geht SEHR weit
zurück!) klar am Besten! Der Grund ist einfach, dass dieses Set unglaublich gut ausbalanciert ist. Alle Farben sind gut spielbar (Weiß ist noch am ehesten benachteiligt durch die Schutzkreise im Common-Slot), es gibt weniger Spoiler als in Erweiterungssets und in der Regel kann man mit ihnen sogar fertig werden! (Das liegt unter anderem an dem starken und häufigen Removal in diesem Set. Außerdem fällt es hier leichter, um symmetrische Effekte wie Wrath of God oder Earthquake herumzuspielen, als in anderen Formaten - ich bin mir nicht ganz schlüssig, woran das nun genau liegt. Die einzigen Spoiler, gegen die ich reglmäßig verliere, sind Ensnaring Bridge und Dregs of Sorrow. Gegen Worship hingegen habe ich bisher noch jedes einzelne Match gewonnen! Aber das ist ein anderes Thema.) Die Erklärung für diese Ausgewogenheit kann nur sein, dass die Entwickler sich mit dem Grundset hier genauso viel Mühe geben wie mit den Erweiterungen! Dass es dann sogar noch besser wird, liegt einfach daran, dass einerseits die Spielstärke der Karten bereits besser bekannt ist, und dass andererseits nicht die Notwendigkeit besteht, allerlei merkwürdige und originelle Karten, die Spieler von einem neuen Set natürlich erwarten, unterzubringen, die dann doch eher für Constructed konzipiert sind und im Limited Katastrophen verursachen (Contested Cliffs...)

Dann will ich mal zur 7th Edition die restlichen Punkte nachreichen: Die Einflussnahme auf da Metagame stand offenbar bei der Entwicklung des Sets ebenfalls sehr im Vordergrund. Die Herausnahme von Armageddon war Teil eines großengelegten Masterplans, nichtblaue Kontrolldecks zu stärken (der bis jetzt wohl eher schief gegangen ist ) Die Color-Hoser wurden wieder einmal gründlich durchgemischt. Es wurden sowohl einige offensichtlich turnierstarke Karten (Opposition, Ensnaring Bridge, Duress etc...) als auch einige "Schläfer", die zwar Potenzial besaßen, aber nur im richtigen Metagame interessant werden würden (z.B. Engineered Plague, Delusions of Mediocrity oder Merfolk Looter) hereingenommen. Obwohl der Einfluss der Block-Mechaniken, insbesondere des Odyssey-Blocks, auf das Standard-Format natürlich dominant war, hat die Siebte Edition doch sehr wichtige Aspekte dazu beigetragen - wie wichtig, werden wir vielleicht erst merken, wenn sie durch die Achte ersetzt wird!

Wiederkehrende alte Favoriten: Hier besaßen WotC wiederum ein ganz gutes Händchen. Die für Spike wichtigen Karten habe ich ja beim obigen Punkt nur teilweise angesprochen - da sind noch einige mehr! Aber auch Timmy und Johnny wurden reichlich bedacht: Ancient Silverback, Archivist, Breath of Life, Darkest Hour, Dregs of Sorrow, Glorious Anthem, Might of Oaks, Oppression, Reprocess, Temporal Adept, Thorn Elemantal, Yavimaya Enchantress - das Booster Öffnen machte wieder richtig Spaß!


Mein Resummee: WotC musste die Rolle des Grundsets neu definieren, als die regelmäßig erscheinenden Erweiterungseditionen es immer mehr in den Hintergund drängten. Nach einigen misslungenen Versuchen haben sie die wesentlichen Funktionen herausgefunden und setzen sie nun mit zunehmender Professionalität um. Als Nächtes werde ich mir ansehen, wie gut dies bei der Achten Edition gelungen ist (Hm, mal sehen, ob das in einen Artikel passt!) Und zum Abschlus der Reihe mache ich mir dann meine Gedanken dazu, inwieweit diese Funktionen meiner Auffassung nach wichtig für das Spiel Magic sind, und ob da nicht vielleicht Änderungen wünschenswert wären.

So bis zum nächsten Mal - ich hoffe, bis dahin komme ich ein paar Mal dazu, mit dem neuen Core Set zu draften!


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 #1 Erster von Shauir am 29.07.2003 • 12:35
Guter Artikel finde ich. Er schreibt, was er uns angedroht hat zu schreiben
Bin mal gespannt, welche Textzeile diesmal auseinandergehackt wird. Schaffen wir wieder 60+ Comments?
 #2 von cremator am 29.07.2003 • 12:50
naja wer hat schon noch 56K-Modems??? Und nebenbei kann man sich die CD auch fast kostenfrei schicken lassen, was in jedem Fall günstiger ist als Stundenlangedownloads per analog Modem.
Aber ansonsten war der Artikel ganz gut.
 #3 Necro von jto am 29.07.2003 • 14:04
Interessanter Rückblick, weckt Erinnerungen an die gute alte Zeit (ach ja, Necro,wo bist du nur geblieben? *schluchz)
 #4 Lob von Cogliostro am 29.07.2003 • 14:24
Ein wirklich sher interessanter Artikel. Zu Anfang dieser Kolumme habe ich jeden Artikel komplett gelesen, bis ich des lesens überdrüssig wurde, weil es irgendwo ähnelte. Seit dieser Reihe verfolge ich die Artikel, wieder genauer da die Informationen wirklich reichhaltig und stichfest sind. Der Rückblick über die vergangenen Grundeditionen ist echt gelungen und hat auch einige Erinnerungen hervorgerufen.
 #5 Necro.... von Mertel am 29.07.2003 • 14:34
...ist und bleibt hoffentlich im Land der verstaubten Nostalgie.
Der Witz an unserem Spiel ist, dass es sich dauernd ändert. Ach Necro, ohne dich ist Magic nicht mahr das gleiche. Stimmt. Gott sei dank. Ich liebe Spaghetti Carbonara. Müßte ich sie ab jetzt täglich essen wär ich in drei Jahren verhungert. (Will bei mir was heissen). Denkt darüber mal nach, wenn ihr das nächste mal einen stöhnen hört, dass die-oder-jene-Karte nie hätte entfernt werden dürfen, weil sie ein ach so integraler Bestandteil des Spieles ist.

Mertel (integrieren und differenzieren egal weil e-Funktion)
 #6 @Mertel von Jan Brinkmann am 29.07.2003 • 16:32
Willst du jetzt die Bestandteile des Spieles integrieren? Oder wie soll ich den Kommentar am Ende verstehen? Oder willst du mich und meine Randgruppe dissen, die nicht versteht wie man einen Mertel integriert/differenziert? Und seit wann bist du die e-Funktion? Und was hat Gott mit dem ganzen zu tun, kann man als Atheist überhaupt noch Magic spielen?

Fragen über Fragen
 #7 Endlich... von F_Heidbuechel am 29.07.2003 • 16:42
hat es mal jemand geschafft, mir bei dem Thema Basis-Set so etwas wie einen Masterplan seitens WotC einzureden... .
Na ja, bis ich wirklich daran glaube, muss ich wohl die nächsten beiden Teile abwarten, aber immerhin bin ich schon mal gespannt - also bitte weiter (so)...
 #8 @Jan von Mertel am 29.07.2003 • 17:29
Ja, für euch nicht-mathematiker muss ich statt dessen latürnich was anderes sagen, sorry. Differenzieren, aber sprachlich. Ich kann das mit der e-Funktion auch nicht erklären - Judex non Calculat, soweit ich weiss.

Mertel (integer)

PS: Sorry an all die, die jetzt gar nix mehr kapieren. Ich hör jetzt auf damit (bin mir aber auch sicher, dass da ein paar Leuts gegrinst haben)
 #9 guter artikel von TobiH am 29.07.2003 • 23:05
kann man nix gegen oder weiteres drüber sagen. Aber man kann ja abschweifen...

In diesem Spiel gibt es zwei Größen, Mana und Karten, von denen man nie genug haben kann. Brokenste Quelle des ersten ist Black Lotus (und Lion's Eye Diamond mit der richtigen Vorarbeit) und brokenste Carddrawing-Engine ist im Verhältnis zu den Kosten nunmal Necropotence. Ähnlich wie bei LED gibt es hier zwar nervige Umstände zu bewältigen (verdammt viel Cardadvantage, aber nur in der discard-phase. also brav auf 7 runterdiscarden und n turn warten), aber ich war immer der meinung, karten müssten nach potential beurteilt werden, da sich bisher immer eine Möglichkeit gefunden hat, um besagte nachteile herumzukommen. Und wenn man in einem abgeschlossenen System (grundvorraussetzungen: karte x zur verfügung, y mana zur verfügung, 19 Lebenspunkte zur freien verfügung), schaut für welche Karte x man den höchsten Quotienten n/y (n=anzahl der gezogenen karten) erhält, ist das nicht ancestral recall oder sonstwas, sondern Necropotence.

So. Wenn man sich klar macht wie stark der skull eigentlich ist, ist es ganz gut, dass es ihn nicht mehr gibt.

TobiH (grinsend)
 #10 Premiere von NikiJ am 30.07.2003 • 10:47
Das ist fuer mich eine persoenliche Premiere: Der erste lesbare Pischner-Artikel
Ich spiele zwar erst seit der 6th aber der Artikel war echt interessant fuer mich tw.
Da koennte man sich glatt ueberlegen den naechsten zu lesen

cheers,

Niki
 #11 Einschneidende Erlebnisse von Stone am 30.07.2003 • 19:54
hatte ich was die Grundeditionen anbelangt eigentlich nur bei der 6ten und bei der 8ten Edition und das nicht wegen den Karten, die in der Edition waren, sondern wegen den Regeländerungen in der 6ten und dem neuen Carddesign in der 8ten
 #12 den Mertel... von JustusR am 01.08.2003 • 02:25
kann niemand mehr integrieren.
Dabei muss ich daran denken, wie ein türkischer Freund von mir letztens von der Polizei angehalten wurde:
"Können Sie sich ausweisen?"
"Wie, muss ich das jetzt schon selber machen?"

Guter Artikel, übrigens, hat mir gefallen.
Wobei ich noch zu der Komplexität von Trampel bemerken muss:
Die Tatsache, dass Trampel eine Frage der Schadenszuteilung ist und das damage prevention deshalb dabei überhaupt keine Rolle spielt ist wirklich schwer in Anfänger-Köpfe reinzubekommen.
Ich hab's ja zuerst auch nicht geglaubt, aber es ist wirklich so, dass hat mich mein Job im Amigo Forum gelehrt .

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