miraclegames.de
Limited
Im gelobten Land
FNM im Madison Misty Mountain Games & Diversion
von Arne "Lideira" Bister
27.07.2003

Disclaimer: Dieser Artikel ist nichts weiter als ein kleiner Turnierbericht über ein völlig belangloses Draftturnier. Ach so, Ihr erfahrt ausserdem Kai Buddes bisher verschwiegenen Spitznamen, welcher Richter etwas von Michael Hüllecremer will, was Kühe mit Magic zu tun haben und Ihr erlebt, wie ich mit blossen Händen den mächtigen Eternal Dragon besiege - it's Magic.

So, nun stört mich nicht länger, ich mache Urlaub. Bleibt mir bloss mit Magic vom Leib. Kein Computer, keine Karten. Nur weite Prärie, endlose Highways, blauer Himmel, staubige Hitze. Freiheit. Und jede Menge Zeit zum Nachdenken. Endlich wieder in Amerika, nach einer kleinen Ewigkeit.

Amerika? Moment mal, hier wurde Magic doch erfunden. Mist, doch wieder an die Karten gedacht. Läuft nicht gerade Grand Prix Detroit? Ist mir schön egal, Detroit ist weit genug weg, auf der anderen Seite vom grossen See. Hier bin ich sicher. Hier, in Madison, Wisconsin. Dairy Land. Nur Kühe, Käse, Milch und Butter. Und Bob Maher. Der kommt nämlich auch aus Madison, Wisconsin, genau wie Adrian Sullivan und Mike Hron. Bob hat gerade den Grand Prix Detroit gewonnen, auf der anderen Seit des grossen Sees. Macht aber nichts, denn hier in Madison, Wisconsin gibt es keinen Grand Prix. Nur einen kleinen, unscheinbaren Magic Laden namens Misty Mountain Games & Diversion http://www.mistymountaingames.com

In dem hat Bob Maher seine ersten Erfolge gefeiert. Heute hängen dort an den Wänden die Trophäen von etlichen Pro Tours, State Championships, Nationals und anderen Events. Jeden Mittwoch finden spontane Magic Turniere statt und Freitags ist Friday Night Magic angesagt. Mit bis zu 50 Teilnehmern. Alle wichtigen Qualifier und State Championships werden ebenfalls dort gespielt. Mit bis zu 200 Teilnehmern. Nebenher alles, was des Gamers Herz sonst noch begehren könnte: Neben Tischen mit Pappschachteln für strategische Warhammer Metzeleien gibt es schalldichte Räume für Dungeons & Dragons Sitzungen, übersetzte deutsche Board Games (Carcassonne, Puerto Rico, etc.) und eine ganze Staffel mit Kabelmodem ausgerüsteter vernetzter High Tech Computer mit allerlei Ballerkrams für diejenigen, die ihr Hirn einmal auf Durchlauf schalten wollen. Ein gut gefüllter Kühlschrank mit Getränken, Omas selbstgemachte Chocolate Chip Cookies vom Format einer XXL Pfannenpizza und eine grosse Menge nicht allzu übel riechender Gleichgesinnter runden das durchweg positive Bild ab.

Moment mal, wollte ich nicht von all dem Urlaub machen? Nun ja, mein Freund Paul bestand nun einmal darauf, wie an jedem Freitag an seiner Runde AD&D teilzunehmen. Also bin ich mal mitgekommen und finde mich plötzlich mit einem kompletten OLS Draft Set in der Anmeldeschlange für den FNM Booster Draft wieder. Nettes Gespräch mit dem Head Judge, der mir Misty Mountain Games erklärt und mich warnt, Forests gäbe es immer zu wenig wegen der Kiddies. Ich dürfte auch Inseln nehmen und dann sagen, die wären Forests. Schon überlege ich, U/G zu draften und mit 17 Forestislands zu spielen... "Das ist ein Forest. Moment, jetzt ist es eine Insel." Nein, zu albern. Kurze Zeit darauf erwähne ich meinen Urlaub.

"Oh yeah? Where are you from?"
"Germany."
"Hey, cool. I met a German judge at U.S. Nats, he was great. His name was...was..."
"Michael Hüllecremer?"
"Yeah, that's him! He is a great guy. You know him? Say hi to him from me!"

Es zahlt sich also aus, fleissig alle Berichte auf Planet MTG zu lesen. Michael, an dieser Stelle schöne Gruesse von niemand geringerem als Chris Richter, auch wenn ich erst später herausfinde, dass ich ihn aus Deinem Bericht gar nicht kennen dürfte, sondern seinen Namen wohl irgendwo anders schon einmal gelesen habe. Schön zu wissen, das wenigstens einige der alten Garde wie Michael das Banner hochhalten und den ehrenwerten Richterberuf nicht an den Nagel gehängt haben. Wer ausser JustusR, AndreasP und MichaelH ist noch da draussen und verteidigt erfolgreich seinen Judge Level? Euch gebührt mein Respekt und meine Anerkennung. Ihr seid die letzten echten Helden, Firefighter des Magic.

Doch genug. Denn jetzt fängt gerade der Draft an. Die Teilnehmer werden in Tables zu Acht aufgeteilt, die Pairings stehen an Videomonitoren an den Wänden, die man bequem von jeder Ecke des Raums einsehen kann. High Tech vom Feinsten. Ich musste als Eintritt nur mein Draft Set fuer schlappe zehn Dollar kaufen und bin gespannt wie ein Flitzebogen. Meine letzten RL Drafts in Aachen waren eine Katastrophe, da mir mein altes Team nie mehr als ein 1:2 gegönnt hat. Aber heute... hey, ich habe Urlaub. Ich will Spass. Und den meisten Spass habe ich nun mal, wenn ich gewinne.

"DRAFT!"

Wir öffnen Onslaught. Neben mir nur unbekannte Gesichter, einige Kiddies, einige verbissene Veteranen. Und ein Tourist: ich. Aus dem ersten Pack fische ich geschickt ein Smother, um mir alle Wege offen zu halten. War aber auch keine spannendere Karte drin. In Pack zwei kommt gleich eine ganze Menge. Venomsprout Brackus, Ascending Aven, Barkhide Mauler, notfalls Battering Craghorn (nicht mehr so gut, seit keiner mehr Morpher blockt). Ich nehme den Aven und hoffe insgeheim auf U/W. Doch der naechste Booster hat weder spielbares U noch W. Allerdings auch kein klares Signal. Mist, Mist, Mist - den wichtigsten Pischner Artikel aus der legendären Kultserie "Wie werde ich ein Draft Star?" zum Thema fehlende Signale beim dritten Pick habe ich dummerweise gerade nicht präsent. Doch da lächelt mich so ein einsames Dirge of Dread an und schwupps, ist es auch schon meins. Danach kommen:
Choking Tethers, Screeching Buzzard, Mistform Stalker, Cabal Archon, Daru Healer (verzweifelter Versuch, auf B/W Clerics zu wechseln), Screaming Seahawk, Riptide Biologist, Sage Aven, Disruptive Pitmage, Wave of Indifference (nichts in meinen Farben), Information Dealer, Foothill Guide (Morphs!). Merkt hier jemand etwas? Ich habe mich mal wieder viel zu früh auf meine Farben festgelegt und dafür bisher ein eher unterdurchschnittliches U/B Deck bekommen. Allerdings kam nichts in Weiss, B/G mag ich gar nicht mehr leiden und R/G wäre ein riskanter und radikaler Sprung gewesen - immerhin hätte ich aber neben Brackus auch einen Wirewood Savage, etliche Beasts und später zwei Torrent of Lava bekommen. Doch das weiss ich noch nicht, als es heisst:

"OPEN YOUR LEGION PACKS!"

Hier finde ich alles in allem nur acht spielbare Karten fuer mein Deck und - Ironie - zwei Whipgrass Entangler und einen Vile Deacon, jedoch keine weiteren Clerics. Ich bin zufrieden mit: Aphetto Exterminator, Mistform Seaswift, Sootfeather Flock, Master of the Veil, Keeneye Aven, Echo Tracer (8. Pick!), Crypt Sliver und Shifting Sliver. Fuer den Exterminator musste ich auf einen Skinthinner verzichten. War das klug? Mein Gedanke war, den Exterminator auch gegen schwarze Decks einsetzen zu können und vor allem bereits eine Runde früher als den Terrorzombie morphen zu können. U/B braucht jeden Tempovorteil. Dagegen kann man ins Feld führen, ein Skinthinner ist notfalls als 2/1 bereits in Runde 2 spielbar und macht ansonsten die ganzen grünen "Spinnen" wie den Brackus oder die Gournas weg. Aber das ist ein eher defensiver Gedanke und im Urlaub denke ich lieber offensiv.

"NEXT, YOUR SCOURGE PACKS!"

Gleich im ersten Pack bin ich vor eine nicht ganz triviale Wahl gestellt. Neben Pemmins Aura liegt ein Shoreline Ranger. Dahinter verbirgt sich eine Twisted Abomination. Man bedenke meinen Mangel an Kreaturen - aber auch an Removal. Ich greife die Abomination ab und bekomme zur Belohnung gleich eine zweite. In beiden Packs habe ich ebenfalls ein Unburden durchgelassen. Das wiederholte sich in noch zwei Packs, so dass ich insgesamt alle vier Unburden durchlasse und davon keins wiedersehe! Dafür nehme ich lieber Death's-heads Buzzard, Death's-head Buzzard, Clutch of Undead, Shoreline Ranger, Keeper of the Nine Gales (Mann, war der SCHLECHT!), zwei Raven Guild Iniate und die späte Pemmins Aura (unglaubliches Wiedersehen!) sowie eine Proteus Machine und ein spätes Reaping the Graves.

Huch, da ist ja doch noch ein Deck zustande gekommen, nämlich dieses:

2CC:
Smother
Crypt Sliver
Dirge of Dread
Choking Tethers

3CC: (+Morphs)
2x Death's-head Buzzard
2x Raven Guild Initiate
Keeper of the Nine Gales
Sootfeather Flock
Ascending Aven
Mistform Seaswift
Master of the Veil
Cabal Archon
Echo Tracer
Aphetto Exterminator
Pemmins Aura

4CC:
Screeching Buzzard
Keeneye Aven

5CC:
Clutch of Undead

6CC:
2x Twisted Abomination
Shoreline Ranger

9 Swamps, 8 Islands = 17 Laender wegen der vielen Cycler.

Im Sideboard verbleiben: Reaping the Graves, Mistform Stalker, Shifting Sliver, Riptide Biologist, Disruptive Pitmage, Sage Aven und Vile Deacon. Am Ende hätte ich wohl doch den Keeper gegen einen weiteren Morph oder sogar den Mistform Stalker austauschen müssen. Allerdings war er meine einzige "Antwort" auf Enchantments.

Man beachte das Fehlen jeglicher Oberspoiler, dafür den verzweifelten Ansatz, mit Exterminator + Master of the Veil + Echo Tracer etwas Synergie ins Deck zu bringen. Der Plan ist, die Vögel mit Raven Guild Initiates solange zu beschützen, bis ein Choking Tethers oder Dirge of Dread eine Schneise in den gegnerischen Flugraum fräst. Mit Schaudern denke ich an die Torrents, grünen und roten Beasts und alle weissen Karten, die es nie bis in meine Nähe geschafft haben. Gleich sollte ich einige davon wiedersehen.

Runde eins Pairings werden auf den Monitoren angezeigt und ich spiele gegen Tyler Clark. Ein massiver Holzfällertyp ist er nicht gerade. Geht mir etwa bis zur Gürtelschnalle. Doch jetzt hochmütig zu sein bedeutet den sicheren Untergang. In Amerika lernen die Kinder schon in der Wiege, Flaschen für weisses Mana zu tappen. Ich muss ernst bleiben und versuchen, ihn mit reinem Siegeswillen niederzuringen. Sicher keine leichte Aufgabe. In der Tat lässt Tyler mich beginnen - der Fuchs! Sicher eine neue amerikanische Taktik in diesem Format, die zu durchschauen ich viel zu blöd bin. Ich kriege es mit der Angst zu tun, als er in seiner zweiten Runde eine Insel legt, sagt "That is a forest" und einen Stonewood Invoker spielt. Ich lege einen Ascending Aven als Morph und nehme 2, während er ein Leary Fogbeast nachwürzt. Da mach ich mal nichts und warte. Er verblüfft mich erneut und bleibt zuhause?! Flugs den Aven EOT gemorphed, fliegend angegriffen und ein Mistform Seaswift nachgelegt. Er spielt in aller Seelen Ruhe - gar nichts. Greift stattdessen mit Invoker und Leary Fogbeast in meinen Blocker hinein an. Langsam beschleicht mich ein furchtbarer Verdacht. Könnte ich es hier tatsächlich mit einem völlig ahnungslosen Friseurkind zu tun haben? Schnell besiege ich ihn in der Luft, bevor er den Verdacht zerstreuen kann. In der Tat erklärt er sich im zweiten Duell direkt der Barbierszunft zugehörig, als er auf meinen Morph in seiner Runde mit Erratic Explosion reagiert - auf mich! Das sind auch die einzigen drei Punkte Schaden, die er mir noch zufügt und schon steht es 2:0. Leider geht er zu schnell, um sich noch meine besserwisserischen Ratschläge anhören zu können.

Runde zwei wird spannender, versprochen. Hier geht es gegen Barry Steiglitz, Limited Ranking so um bei 1780 und damit unter den Top 50 in Madison. Barry sass hinter mir und hat von mir Venomsprout Brackus, Wirewood Savage, mehrere Torrents of Lava und andere gute Beaster geschenkt bekommen. Er legt einen Forest und sagt "That is a forest". Barry hat einen Bart, ist zwar auch kein Holzfällertyp, kennt aber anscheinend noch nicht einmal einen Friseur. Ich erwarte nun ein echtes Duell und werde in der Tat nicht enttäuscht.
Wir tauschen munter Morphangriffe ab - wurde Blocken jetzt eigentlich auch aus den offiziellen Regeln gestrichen? - als ich mich plötzlich folgender Situation gegenüber finde: Ich habe meinen Aphetto Exterminator face-up und einen face-down Master of the Veil, sechs Mana offen. Barry hat einen face-down Morph und sechs Mana offen. Er hat diese Runde nicht angegriffen was ich ungeheuer nett finde von ihm. Bei der Suche nach dem besten Play geht mir die augenscheinliche Kombo Exterminator/Master einfach nicht aus dem Kopf. Irgendwie habe ich mir in den Kopf gesetzt, den Exterminator wieder umzudrehen. Also lasse ich ihn zuhause und greife mit dem Master alleine an. Barry block! Darf er das? Wie zu erwarten, dreht er einen hässlichem Venomsprout Brackus um. Ich nutze die Erhaltung des Drehimpuls und lasse dem guten Beast durch meinen Master gleich noch einmal 180 Grad mitgeben. Nun ist es an Barry, gemein zu werden. Neben einem Morph legt er ein Forgotten Ancient und lehnt sich entspannt zurück. Glücklicherweise habe ich genau sieben Mana, um mit der Pemmins Aura den Ancient erst stärker zu machen und dann wieder in die Vergessenheit zu schicken. Nach dieser Aktion hat Barry meinen Fliegern nichts mehr entgegenzusetzen und kann mich auch nicht racen. Seinen letzten Versuch, einen Skirk Marauder auf Ascending Aven, "countere" ich wenig später mit einem Raven Guild Initiate.
Ich nutze Sideboarding, um den Keeper auf die Bank zu schicken und schnell den Riptide Biologist ins Deck zu holen. Spiel zwei sieht mich nach einem Mulligan mit einer gelungenen Hand für diese Art von Deck: Master of the Veil, Exterminator, Echo Tracer, drei Länder. Ich führe den Exterminator, räume im Zug drauf seinen Morphblocker aus dem Weg, lege eine face-up Sootfeather Flock und bekomme beide unter von einem Skirk Volcanist geworfenen Gebirgen begraben. Barry ist dadurch aber wieder bei drei Mana. Mein Echo Tracer und Master of the Veil machen ulkige Dinge mit seinen Abwehrversuchen. Als ich mich diesmal mit Mistform Seaswift in die Lüfte schwinge, explodiert auf Barrys Seite erneut ein Skirk Volcanist und wirft meinen Echo Tracer und meine Seaswift tot. Na ja, nicht ganz. Ein offenes Mana und ein Raven Guild Initiate retten auch diesen Vogel. Barry stirbt, ohne mir in dieser Runde einen Schaden zugefügt zu haben.

Langsam bekomme ich Respekt vor meinem Deck.

Apropos Respekt, der nächste Gegner heisst Tim Flores und ist einer der Top 10 Spieler in Madison. Gerade spricht er mit einem Pro Tour Player, Mike Hron. Wir kommen ins lockere Gespräch und nach den üblichen Floskeln fragt mich Mike, welche Magicspieler in Deutschland ich so kenne. Was sage ich bloss? Bin ja schon lange nicht mehr Teil der aktiven Szene. Also fange ich mit meinem alten Team an, den Aachen Fantastics. Mike kennt Stephan Valkyser, gegen den hat er schon gekämpft. Ob ich noch jemanden kenne, zum Beispiel einen Pro Tour Spieler? Unter solch peinlicher Befragung bleibt mir als Deutscher ja nur noch die Standardantwort.

"Well, I used to draft with Kai Budde."

Stille. Doch kein Gelächter. Erinnert sich jemand an die Szene in Crocodile Dundee, wo dessen trotteliger Begleiter in der Bar erzählt, wie er Crocodile Dundee alles über das Krokodilfangen beigebracht haben will? Ich schaue sicherheitshalber hinter mich, aber Kai ist tatsächlich an diesem Abend nicht im Mistymountain Games Shop. Wenn ich daran zurückdenke, wie Kai und manchmal Dirk tatsächlich ab und zu nach Aachen gereist sind, nur um uns beim Draft kräftig einzuschenken, fängt teilweise heute noch meine Mischhand an zu zittern. Zum Glück merkt keiner der Amerikaner etwas. Also setze ich noch einen drauf.

"We used to call him... Hosenmatz."

Natürlich haben wir ihn nie so genannt. Ich glaube, ein paar Kölner haben ihn ab und zu so genannt. Angeblich hat man deren verkohlte Leichen in einer Gasse neben dem Dom gefunden. Glaubhafte Zeugen berichten von Blitzen und Feuerbällen. Kai, wenn Du das liest - bitte verstehe, ich wollte doch nur die Anwesenden verunsichern, um den Draft zu gewinnen. Ausserdem habe ich Frau und Kind...

Wie dem auch sei, Mike brüstete sich sofort mit "I played against him, too", nur um sich selber sofort den Wind aus den Segeln zu nehmen, als er mich fragte: "What means 'Ich bin der Gewinner'?". Tim hatte uns kopfschüttelnd zugehört und beginnt nun, sein B/W Deck vor mir auszubreiten.Nachdem er Plains und Swamps zeigt, ahne ich, wo alle Soldaten abgeblieben sind. Clerics wird er wohl nicht haben, da ich ja einen Vile Deacon und zwei Whipgras Entangler weggedrafted habe. Ende seines zweiten Turns cycelt er Eternal Dragon, im Turn 3 kommt der Nantuko Husk und danach eine Phalanx Soldaten. Ich metzele derweil in der Luft. Ziemlich bald bewegen sich unsere Lebenspunkte im einstelligen Bereich. Da spielt mein fuchsiger Gegner seinen 6-Mana Slot herunter: Swooping Talon. Noch gebe ich nichts verloren, da ich Cabal Archon halte und er auf 3 Leben ist. Doch es fehlt mir genug Mana, um sowohl den Archon als auch die Seaswift in derselben Runde zu legen, die Mistform zum Cleric zu machen und beide zu opfern. Der Talon verhindert eine Stückelung dieses Plans und gewinnt ihm das erste Duell. Man sieht ihm an, dass Gewinnen für ihn keine neue Erfahrung ist. Dann wollen wir doch mal sehen, ob Verlieren für ihn eine Erweiterung seines Erfahrungshorizonts bedeutet. Jedoch muss ich schneller als Eternal Dragon sein - zweimal.
Nachdem ich eine Nur-Land-Hand dorthin zurückschicke, woher sie gekommen ist, grinst Tim selbstsicher und hält. Das Grinsen vergeht ihm, als ich seinen ersten Blocker exterminiere, den nächsten mit Smother entsorge und den dritten mit Echo Tracer auf die Hand zurückschicke. Irgendwann stabilisiert er allerdings den Boden und hält mit Aven Liberator den Luftraum gegen meinen Keeneye Aven. Natürlich hat er in Runde 7 das Mana zum Drachen und den Drachen zum Mana, doch die Runde vorher lege ich ihm mit Twisted Abomination eine "Herausforderung" auf den Tisch. Er läßt sich von der Abomination metzeln, versucht einen Crypt Sliver und stirbt die Runde darauf an Choking Tethers.
Im entscheidenden Spiel habe ich tatsächlich Turn 3 nur den peinlichen Keeper of the Nine Gales vorzuweisen. Dazu gesellen sich getopdecked ein Ascending Aven und ein Death's Head Buzzard. Da ich es viel zu albern finde, die drei Vögel nur Schleifen fliegen zu lassen, greifen die einfach mal an. Grund genug für Tim, einen Clutch of Undead auf den Keeper zu spielen. Kein Grund, mit dem Angreifen aufzuhören - bis ein Aven Liberator und ein Dive Bomber aktiv in die Luftraumüberwachung eingreifen. Die Zeit tickt, weil mal wieder seit Runde zwei ein Drache im Graveyard auf Rückruf wartet. Also helfe ich mit Smother auf den Bomber, Dirge of Dread nach und kann mit Echo Tracer den Drachen vom Blocken abhalten für den Sieg.

Na also, geht doch. Als Belohnung winkt ein Foil DCI Disenchant sowie erster und dritter Pick bei den Rares (so werden dort die Karten unter den Spielern verdrafted). Jetzt gehört der Drache mir. Mein dritter Pick war ein Silvos, was zu einem entsetzten Aufstöhnen unter den anwesenden Kiddies führte. Das erinnert mich an eine Szene in einem Bonner Magic Spiel Shop, so um bei 1995. Ein Rollenspieler mit gewaltigem Hass auf Magic und alle magicspielenden Kiddies kauft sich einen Booster, öffnet ihn und fragt: "Hmmm, Lord of the Pit. Ist der irgendwie gut?". Sofort stehen diverse Spieler auf den Bänken, kreischen Angebote und wedeln mit Tauschkarten. Der zwei Meter grosse Hühne lächelt breit, nimmt sein Feuerzeug und verwandelt den Lord vor den Augen aller in ein Flame Elemental. Er hat es beinah bis zur Tür geschafft. Mir erging es besser. Ich rettete meinen Eternal Dragon, mein Silvos und auch meine Haut und entkam, siegreich und um mindestens, ach, sagen wir 4 Ratingspunkte reicher. Was für ein witziger Spass.

Wenn Ihr fein aufgepasst und alles aufmerksam gelesen habt, findet Ihr sicher den einen oder anderen Rechtschreibfehler, vielleicht auch inhaltliche Unstimmigkeiten oder falsche Benamungen (auch Benamsungen, wie man im Norden sagt). Dürft Ihr alles behalten. Und wenn noch mal jemand so eine Floskel wie "Hey, Dein letzter Artikel war, äh, gar nicht so schlecht, schreib doch mal wieder was" anbringt - nun seht Ihr ja, was Ihr davon habt.


Weitere Artikel/Berichte von Arne Bister

[30.09.2005]Ravnica Prerelease im Drachental
[09.01.2003]Im Schutz der Dunkelheit

 #1 Fehler von msl am 28.07.2003 • 01:21
Naja, da ich nicht entäuschen will, gleich mal der erste Fehler: Smother auf Divebomber???

Superlustiger Bericht denoch. Ich hoffe Hosenmatz schont dich...
 #2 Monstertikel von hast am 28.07.2003 • 01:50
Super Artikel, lange nicht mehr so gutes gelesen und so gut gelacht. Besser als Baack und klarer Artikel des Monats.

Und hey! Dein letzter Artikel war, äh, gar nicht so schlecht, schreib doch mal wieder was.
 #3 eine Lebensversicherung von bertl_hu am 28.07.2003 • 10:13
sollte ich wohl zum Wohle meiner Liebsten demnächst abschließen, falls Kai immer noch mit Feuerbällen um sich wirft Aber den Namen wird er sicherlich in den nächsten Wochen ab und an ertragen müssen... Und die Nummer mit dem Lord of the Pit muss ich mir unbedingt merken
 #4 von dirkb am 28.07.2003 • 10:51
Hosenmatz kam _natürlich_ von Thomas Esser. Und die Aachener haben diesen Namen natürlich nie benutzt, das hätten sie sich gar nicht getraut
 #5 von Jan Brinkmann am 28.07.2003 • 11:12
Was heisst hier "Den Namen wird er sicherlich in den nächsten Wochen ab und an ertragen müssen?" Es würde sich ja fast lohnen mal nach Hamburg/Berlin zu fahren, um sich mit dem Hosenmatz zu unterhalten. Ich bin eh dafür, den Namen so lange zu verwenden bis Kai endlich in einem Rock 'ne Pro Tour gewinnt....
Für den Dirk "die Elfe?" Baberowski hätte ich gerne auch noch einen netten Spitznamen. Ist doch viel besser, wenn man liesst: Hosenmatz, Blümchen und .... vermöbeln die Amis mal wieder auf der Pro Tour. Sollen die sich doch "The Mauler", "The Great One", "Dragonmaster" (oder "Cheater" = Noah Boeken, kein Ami, musste aber hierher) und was weiss ich noch für imposante Namen geben. Noch nicht mal gegen einen deutschen Hosenmatz, ein Blümchen, ein ??? haben sie eine Chance. Was soll dann erst passieren, wenn wir unsere richtigen Leute schicken?


Guter Artikel übrigens.
 #6 Dissen von Jan Brinkmann am 28.07.2003 • 11:21
Ach ja:
Könnte mich (oder sonstwen) hier jemand vielleicht dissen? So eine Kommentarschlange über unwichtigen Kram wie beim Andreas kriegen wir doch bestimmt nochmal hin. Vielleicht fühlt sich ja die Gruppe der Hosenmatze irgendwie beleidigt? Die Kette könnte ja wie folgt aussehen:
Kai ein Hosenmatz -> sein Voidmage Prodigy Bild ist §$%/& -> alle Hosenmatze sehen §$&%$ aus -> es ist eine Beleidigung für die Hosenmatze dieser Welt, Kai als Hosenmatz zu bezeichnen.
Oder so ähnlich. Es wird euch schon was einfallen.
 #7 von timoK am 28.07.2003 • 15:06
merksch was? dir widerspricht keiner...
 #8 wir können... von Malz77 am 28.07.2003 • 15:27
...ja Nestor fragen, ob er auch Hosenmatz-, Blümchen- (obwohl die gibt wohl schon) und Elfen-T-Shirts macht!
 #9 Hmm, sagen wir ich gebe dir von envincar am 28.07.2003 • 17:42
5 Punkte, dass mal anallle die Star Search schauen. Echt super Artikel , spannend aufgebaut, gut geschrieben und so weiter.
I'm proud to present you :the article of the month!!! Weiter so, ruhig mehr davon.
Und das mit Hosenmatz war natürlich auch sehr witzig.
Nur ,eine Frage die mich noch beschäftigt ist: Warum haben wir in deutschland nicht solche Läden???
 #10 Smother und andere Fehler von Arne am 28.07.2003 • 19:10
Also, danke erstmal für die Blümch...äh, Blumen. Lasst mich schnell noch das ein oder andere korrigieren:
@msl: gut aufgepasst, das mit dem Smother geht natürlich nicht. Ich erinnerte mich auch nur noch daran, seinen Dive Bomber gehandelt zu haben. War wohl doch das Clutch oder ein EOT gecycletes Choking T.
@Stephan V.: Sorry, in dem Artikel müsste es korrekt heissen: "Ob ich noch jemand kenne, zum Beispiel einen aktiven Pro Tour Spieler". So könnte jemand fälschlicherweise den Eindruck gewinnen, ich enthielte Dir den wohlverdienten Titel "Pro Tour Spieler" vor.
@dirkb: Ganz klar, kein Aachener hätte sich je getraut, einen Kölner "Hosenmatz" zu nennen. "Alter Pfuscher" und "Topdecksau", das ja, aber niemals nie das H-Wort
 #11 meine Oma wird ab von bertl_hu am 29.07.2003 • 07:37
und an auch Elfie (für Elfriede) genannt. Klingt das da nicht passend? Blümchen, Hosenmatz und Elfie wären doch allerliebst. Und wieso schreibt der Kai hier eigentlich nix? Der ist doch sonst nicht so wortkarg
 #12 lol von jto am 29.07.2003 • 09:49
Der bisher unterhaltenste Artikel, den ich bisher hier gelesen hab, auch wenn dies natürlich auf Kosten anderer geschieht (Amis, KaiB). Und, äh, diese Rollenspieler haben mir schon immer Angst gemacht, wenn ich nicht gerade in meinem Magicspieler-Rudel war.
 #13 ich bin stolz auf Dich! von F_Heidbuechel am 29.07.2003 • 16:00
super, Arne, prima Artikel und schön, dass noch mal einer den alten Aachener Spirit wiederbelebt. Die Besten waren wir ja (fast) nie, aber immer bester Laune...
Wenn Du so weiter machst, fragt man bald in Amiland die deutschen Magic-Gäste "Did you ever play Arnie?"

P.S.: Das mit dem Tappen von Flaschen für weisses Mana hat (glaube ich) Potential...
 #14 Man könnte beinahe sagen.... von larsky am 28.08.2003 • 15:42
INSPIRIERT! Ein wirklich gelungener und unterhaltsamer Artikel, der mich dazu angeregt hat, meine inzwischen angestaubten Kartenordner aus dem Regal zu ziehen und in Erinnerungen an vergangene Tage im Aachener Fantastic Shop und im Meisenfrei zu schwelgen!

Die Erinnerung an die Markierung der 240 Karten eines halben Arabian Nights Displays (darunter Juzam, Ali und Library) mit seinem Namen durch einen wahnsinnigen Frisörspieler zu einem Zeitpunkt als AN bereits lange OOP war, die ich nach langen Therapiesitzungen verdrängt zu haben glaubte, ist jedoch durch die Geschichte mit dem LotP erneut an die Oberfläche gebrochen...seitdem habe ich wieder diesen nervösen Tick und neige zu Schreikrämpfen.

Trotzdem ...weiter so!!!

miraclegames.de
 
 
zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite