Community Blast from the Past – Klassische Decks aus dem letzten Jahrhundert Part 3 – Kombo von Jürgen "BoP 7/8" Wolf |
22.06.2006 |

Blast from the Past – Klassische Decks aus dem letzten Jahrhundert
Part 3 – Kombo
von Jürgen Wolf
Link zu Teil 1: Beatdown & Burn
Link zu Teil 2: Control
Nachdem Beatdown / Burn und Control abgehandelt sind, kommen heute die Kombodecks dran. Kombodecks sind wohl die interessanteste und vielleicht auch am schwersten zu spielende Deckart. Außerdem wahrscheinlich die für den Gegner langweiligste.
Der Kombospieler kann sich oft die Freiheit erlauben, fast nicht darauf zu achten was der Gegner macht. „Fast“ deswegen, da Counter oder zu schneller Beatdown den Komboplan doch verwerfen könnten. Aber sehr oft ist es einfach so, daß sich der Kombospieler seine Komboteile zusammensucht, während er ein paar Schaden vom Gegner nimmt um dann rechtzeitig einen – oft langwierigen und für den Gegner nervigen – spielentscheidenden Move macht. Ich finde hier kann man einen schönen Vergleich zum Snooker ziehen. Der aktive Spieler macht sich an sein Break und versucht in einem Rutsch zu gewinnen, während der andere nur dasitzen kann und hoffen kann, daß ein Fehler passiert oder irgend etwas anderes nicht klappt. Jetzt aber genug geschwafelt – los geht's.
1. ProsBloom (1997)
Kurz nach dem Erscheinen von Visions – und damit dem Erscheinen von Prosperity wurde dieses Kombodeck sehr schnell populär. Zuerst mal die Deckliste mit der Mike Long die PT Paris 1997 gewann:
Grundprinzip ist klar:
Durch Cadaverous Bloom Unmengen an Mana produzieren und mit einem dicken Drain Life 20+ Schaden machen. Der Start der Maschine erfolgt durch die Squandered Resources. Optimal ist natürlich Runde 2 Resources und Runde 3 Natural Balance. Dann kann man bereits Bloom legen und mit Contracts und Prosperity die Hand immer weiter füllen um schließlich den lethal Drain Life zu casten.
Die Tutors und Impulse halfen die Kombo schnell zusammenzufinden und die Counter waren da um die Komboelemente zu schützen und den entscheidenden Drain Life gegen Control durchzupressen. Spätere Versionen wurden auch des öfteren mit weiß gespielt um Abeyance unterzubringen. Eine beliebte Sideboardtech gegen Control war auch die City of Solitude die den Gegner entgültig verurteilte nur noch zuzuschauen.
Kurz nach der PT Paris wurden dann die Squandered Resources auf Block gebannt. Das Deck wurde auf Standard auch noch gespielt, aber so dominant wie es im Blockformat war konnte es auf Standard nicht werden.
2. Cocoa Pebbles (1999)
Das Pebbles an sich hatte den Plan durch eine Endloskombo mit Goblin Bombardment, Enduring Renewal und einer 0-Mana-Kreatur potentiell unendlichen Schaden zu machen. Es gab verschiedene Versionen, u.a. mit Countern oder Recurring Nightmare. Ich möchte die Version mit Necro vorstellen, die Tony Dobson bei der PT Chicago 1999 spielte:
Die Necro ist hier mal wieder die ultimative Kombobeschleunigungsmaschine. Damit ist es möglich, die Kombo unglaublich schnell rauszuhauen, da man immer die Hand voll hat. Dank Dark Ritual geht's noch flotter. Die Consultations und die Academy Rector helfen an die Komboteile zu kommen. Hat man meinetwegen das Goblin Bombardment schon draußen, besorgt der Rector gleich mal das Renewal. Eine andere Sac-Option ist der Phyrexian Tower. Mit den beiden Enchantments im Spiel muß man dann nur noch an einen Walker oder die Sphere kommen und schon geht's los mit „Play-Sac-Return to hand-Play...“.
Auf der Tour Chicago konnte das Deck immerhin einen 7. und einen 9. Platz einfahren.
Kurz zeigen – weil interessant - möchte ich auch noch die Deckliste des „Wheaties“, einer Variante, welche die Komboengine in ein RecSur-Deck eingebaut hatte. Auch diese Version stammt von der 1999er PT Chicago und wurde von Justin Gary gespielt:
Das RecSur stelle ich noch im 4. Teil der Artikelreihe vor.
3. Academy & Spiral Blue (1998-1999)
Das Jahr war 1998 und der kommende Winter war hart. Ein harter Kombowinter. Von vielen als das beste Deck aller Zeiten bezeichnet (es gab nur einen würdigen Gegenspieler den ich im nächsten Artikel vorstellen werde) dominierte das Academy. Allerdings nicht sooo lang, da wichtige Elemente glücklicherweise schnell gebannt wurden. Hier erst mal die legendäre Liste mit der Tommi Hovi die PT Rom 1999 gewann:
Das Prinzip war folgendes:
Zu Beginn legt man kostenlose bzw. billige Artefakte. Ist dann die Academy selbst schon bei der Hand: umso besser. Man spielt sich schnell die Hand leer und spielt Windfall oder Time Spiral um sich die Hand wieder vollzuziehen. Letzterer ist natürlich optimal, weil man auch die Länder wieder enttappt und gleich weitermachen kann. Durch Voltaic Key / Mana Vault und Academy macht man immense Mengen Mana um das Spielchen weiterzutreiben. Hat man letztendlich den Mind over Matter im Spiel wars das schon: Academy für Mana tappen – discarden – Academy enttappen. Nun sammelt man „ein wenig“ Mana und läßt den Gegner mal schnell 100+ Karten ziehen. Es ist anzunehmen, daß er das nicht kann, und so wars das für ihn.
Das Deck war auf Standard und Extended dermaßen dominant, daß die Schlüsselkarten gebannt wurden. Allerdings ging die DCI dabei sehr inkonsequent vor. Erst wurden meines Wissens nur die Academy und Windfall gebannt. Effekt war, daß das Deck trotzdem weiterhin funktionierte. Mit dem Mind over Matter wurde danach eben der Mana Vault mißbraucht statt der Academy, und Spiral sowie Stroke genügten als Draw Engine. Dies waren dann die sogenannten „SpiralBlue“ Decks. Erst als schließlich der Mind over Matter nicht mehr gespielt werden durfte war die Seuche der Spiral Decks beendet.
4. Bargain (1999-2000)
Yawgmoths Bargain hatte gegenüber der Necro einen Nachteil – die doppelten Kosten. Allerdings auch einen gravierenden Vorteil: man bekam die Karten sofort und nicht erst am Ende des Zuges auf die Hand. Und das wurde natürlich übelst ausgenutzt. Hier die Deckliste des Bargains welches Jon Finkel bei den 1999er Invitationals spielte:
Die Killoption hieß hier Soul Feast. Die Kombo an sich bestand aus dem Bargain und dem Skirge. Mit dem Bargain tauschte man ein Leben gegen eine Karte, mit dem Skirge eine Karte gegen ein Mana. Ritual, Monolith / Key und Tooth sorgten für die Beschleunigung, die Vampiric Tutor und die Academy Rector für ein Komplettieren der Kombo. Lag die Kombo erst einmal wurden fleißig Leben gegen Karten und diese Karten gegen Mana getauscht. Mit dem Soul Feast wurde dem Gegner das Leben gedrained, während man selbst wieder 4 Karten extra hatte. Um das Leben nicht versiegen zu lassen waren noch die Renounce im Deck, mit denen man unnötige Permanents gegen Leben tauschen konnte. Der Yawgmoths Will ließ zu, daß man die Soul Feasts noch einmal nutzen konnte um dem Gegner nun endgültig den Rest zu geben.
5. Trix (2000-2001)
Eines kann man vom Trix auf jeden Fall behaupten: dieses Deck hat der Necro endgültig den Todesstoß versetzt. Die großen Erfolge des Decks haben die DCI letztendlich endgültig davon überzeugt den Skull zu bannen. Das Ende einer Ära...
Die Liste des Decks, die ich Euch zunächst präsentieren möchte, ist die mit der Kai Budde 2001 die PT New Orleans gewonnen hat:
Der Plan: Illusions of Grandeur legen und 20 Leben bekommen – per Donate die Illusions dem Gegner geben. Dann warten bis er das Upkeep nicht mehr zahlen kann bzw. bis man die Illusions bouncen kann. Resultat: Gegner kaputt! (Außer natürlich der Gegner spielte mit Lifegain...)
Die Illusions hatten gegen Beatdown auch noch den netten Effekt, daß man durch die 20 Leben deutlich an Zeit gewann um sie weiterzubekommen.
Diverse Counter und die Draw Engine halfen dabei die Kombo zusammen- und durchzubekommen. Soweit ich mich erinnern kann sah man in diesem Deck zu ersten Mal das wunderbare Zusammenspiel von Intuition und Accumulated Knowledge. Man sucht sich mit Intuition 3 Knowledge, discarded 2 und zieht mit dem 3. 3 Karten. Mit der Merchant Scroll kann man sich Knowledge Nummer 4 holen und 4 Karten damit ziehen. Das reine Enkelkind des Ancestral Recall .
Nun noch eine Liste des Necro-Donate, welches der Auslöser des Bannings der Necropotence (und soweit ich mich erinnern kann auch der Demonic Consultation) war:
Hier übernahm die Necro die Rolle der Draw Engine. Mir den Tutoren und den Consultations ließ sich einfach mal alles finden was man gerade brauchte. Im Counterbereich hat man hier nur 4 Force, allerdings sind in dieser Version noch 4 Duress um ein ungestörtes Durchziehen der Kombo zu gewährleisten. Der Firestorm ist in Verbindung mit der Necro ein effektiver Mass-Removal-Spell. Interessant hier die beschleunigte Art dem Gegner die „geschenkten“ Illusions wieder zu nehmen. Dies wurde mit dem Pyroblast gemacht, der gleichzeitig noch eine gute Gegenmaßnahme gegen Counterdecks darstellte.
6. High Tide & Dark Tide (1999-2000)
Eine andere Methode einen 100 Karten+ Stroke zu spielen war es mit High Tide anzukommen. Das Deck war zwar nur kurz aktuell, da im Herbst 1999 High Tide aus Extended rotierte, aber es reichte damit Kai Budde damit den GP Wien gewinnen konnte:
Durch High Tide erhöht man mal lockerflockig die Manaproduktion jedes Islands um ein blaues Mana. Die Enttapspells wie Frantic Search oder Time Spiral lassen sich damit wieder wunderbar mißbrauchen. Mit mehrfachen Turnabouts kann man wieder horrende Manamengen produzieren, die für einen tödlichen Stroke schon reichen können. Manche Varianten spielten auch einen Random roten X-Spell um den Kill mit weniger Mana hinzubekommen.
Dann war aber auch noch die „infinite-combo“ im Deck. Nach einer erfolgreich gespielten High Tide braucht man nur noch genug Länder und den Palinchron. Alles Mana in den Pool, Palinchron casten, 7 Länder untappen und Palinchron bouncen. Mit ausreichend Ländern macht man jedesmal Managewinn und stroked irgendwann für X = lethal.
Inspiriert durch dieses Deck entstand später, nach dem Wegfall von High Tide selbst, eine Version mit schwarz, welche den Bubbling Muck als Ersatz nutzte. Durch die Hinzunahme von schwarz wurden nun auch Karten wie der immer wieder extrem starke Yawgmoths Will oder Duress genutzt. Hier eine Liste:
Manche Versionen spielten auch Snap, Cloud of Faeries oder Raven Familiar. Der Plan war jedoch immer derselbe: Muck – Palinchron – Stroke.
7. Replenish (2000)
Wurden zuvor eigentlich eher Kreaturen in den Graveyard befördert um von dort ins Spiel zu springen und zu gewinnen, verlegte sich Replenish darauf dies mit Enchantments zu tun. Zuerst mal die Deckliste von Tom van de Logt von den Worlds 2000:
Das Prinzip war folgendes: Mittels Frantic Search und Attunement schaufelte der Replenish-Spieler Tide, Wave und Opalescence in den Graveyard um sie dann mittels Replenish alle gleichzeitig ins Spiel zu holen. Die Tide und Wave nahmen dem Gegner nun kurzzeitig die Länder und Kreaturen um selbst ungehindert als 4/4 Kreaturen den Gegner in Grund und Boden zu stampfen.
Tide und Wave waren im Early Game schon bestens geeignet um dem Gegner durch vorübergehendes Removen von Ländern bzw. Kreaturen Handlungsmöglichkeiten zu nehmen und brachten so Zeit die Kombo aufzubauen und mit animierten Enchantments innerhalb von 2 Runden zu gewinnen.
An sich kein 100%iges Kombodeck, da doch gewisse Denial- und Beatdownstrategien zu erkennen sind. Aber ich dachte mir Replenish paßt doch am ehesten in diese Kategorie.
8. Cluster Bomb (2000)
Das Cluster Bomb konnte mit einer 3-Karten-Kombo unendlich Mana produzieren und den Gegner so auf unterschiedliche Weise plätten. Hier zunächst mal die Deckliste von Nicolas Labarres „Chimera“ mit der er bei den 2000er Worlds die Top8 erreichte:
Die Kombo selbst bestand aus Fecundity, Saproling Cluster und Ashnods Altar. Man zahlte ein Mana und discardete eine Karte für Saproling Cluster um einen 1/1 Token zu bekommen.
Den opferte man in Ashnods Altar um 2 Mana und eine neue Karte durch Fecundity zu erhalten. Der Effekt: man machte ein Mana Gewinn. Der Serra Avatar sorgte dafür daß man sich nicht deckt. Nun hatte man die Option durch den Whetstone beide Bibliotheken leerzumillen. Man gab den Zug an den Gegner ab und BUMM – er konnte nicht mehr drawen und war kaputt. Backuppläne waren der Snake Basket und in Labarres Sideboard ein Heart of Ramos und ein Blaze.
Auch hier war mal wieder der Academy Rector eine wichtige Komponente um Enchantments direkt ins Spiel zu bekommen. Zusätzlich zu den 4 Tutoren hatte man damit mehr als genug Optionen um die Kombo komplett zu bekommen. Der Rector konnte bei Bedarf auch Random Enchantments wie den Bargain oder Confiscate holen. Birds, Llanowars und Priests sorgten für die Beschleunigung.
Ich hoffe die Kombos haben Euch nicht allzusehr verwirrt. Im nächsten Teil bekommt Ihr noch einen Haufen Decks zu sehen, die nicht genau einer der bisherigen Kategorien zuzuordnen waren. Unter anderem gibt's dann nicht weniger als 4 Weltmeisterdecks zu sehen und das Deck, das neben dem Academy als bestes Deck aller Zeiten bezeichnet wird. Bis dahin viel Spaß.
Euer BoP
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