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Standard Regionals Schleswig Holstein 2003 Top7 Report von Sören Assmann |
28.03.2003 |
Grüße und Wohlergehen!
Tja, es ist jetzt zwar etwas inaktuell, aber da die Ratings nun endlich processed sind, und weil man mich mehrfach darauf angesprochen hat, hier meine 0,02 $ zu den Regionals 2003 Schleswig-Holstein.
Erst einmal zu meiner Person, da wahrscheinlich kein Aas mich kennen wird: Mein Name ist Sören Assmann, in Spielerkreisen (Magic Online) bekannt als Madayar. Ich wohne erst seit Dezember in Eckernförde, Schleswig-Holstein, davor 1 ½ Jahre in Hannover, wo ich das Magic-Spielen wieder angefangen habe, nachdem ich es davor kaum bis gar nicht gespielt habe. Mein erstes Set war Mirage, damals noch keine Ahnung von Commons, Uncommons oder Rares, und auch nur ein Gelegenheitsspieler. Zudem bin ich - da ich nur als Freier Mitarbeiter für die Eckernförder Zeitung arbeite und ansonsten arbeitslos bin - auch kein guter Drafter. Mir fehlt einfach das Geld und damit die Übung.
Nach meinem Umzug nach Hannover fehlten mir aber die Freunde und die Hobbies (früher in Freising bei München gelebt, ein ziemlicher Sprung, war wegen einer Arbeit, hat aber nicht lang gehalten). Da stolperte ich einfach über die Magic-Spieler, unter ihnen Janosch Kühn, den "großen, weisen Mann". Ich habe alles andere in Hannover verloren, aber beim Magic bin ich geblieben. Naja, jetzt, wo ich versuche, diese Erfahrungen zu verdauen, lass ich mich ab und an in Kiel sehen. Getestet habe ich für die Regionals nur online, und erst am Mittwoch vor den Regionals war ich das erste Mal im "Gandalph". Engineered Plagues habe ich trotzdem nicht gekriegt. Also musste ich ohne spielen, weswegen ich ziemlich sicher war, dass ich nicht weit kommen würde. Allerdings ist das Metagame in Kiel nun mal anders als online. Da ich eigentlich nichts anderes kann und auch keine besseren Karten in anderen Farben habe, beschloss ich, beim guten, alten Mono-Schwarz zu bleiben. Allerdings ist in einem Environment, in dem viele Decks schnelle Kreaturen legen, ein MBC mit Braids einfach zu schwach. Daher baute ich auch noch die Zombie/Kleriker mit ein. Um mich noch besser gegen Glide und mein schlechtestes Matchup, UG-Madness, abzusichern, wanderten 3 Riftstone Portals und 2 Akroma's Vengeance rein. Das Ganze nannte ich dann Grinning Braids.mod, da meine ursprüngliche Idee (Grinning Braids - Demons, Braids, viel discard und removal) mir wie gesagt zu schwach erschien. Es ist aber kein Netdeck oder irgendetwas, zumindest wäre das nicht beabsichtigt. Es ist nun mal keine große Herausforderung, ein schwarzes Deck zusammen zu werfen. Das kann jeder, sogar ich. Für alle, die es vergessen, ignoriert oder übersehen haben, hier meine Deckliste:
Grinning Braids (mod.)
Um es gleich zu sagen, für all die ach-so-klugen Spieler: Ich habe nur deshalb nicht mehr Rotlungs und Banes gespielt, weil ich nicht genug hatte. Die Archons und das Persecute waren auch nur Ersatz für fehlende Plagues. Die Archons habe ich übrigens nie gebraucht - das war mir schon beim Online-Testen aufgefallen. Ebenso wenig muss man unbedingt Smothers Mainboard spielen - gegen Glide, Tog und MBC sind das tote Karten, die selten einmal zünden. Und gegen UG-Madness sieht man so oder so alt aus, da helfen auch die Smothers wenig.
Um zumindest ein wenig davon zu haben, habe ich nebenbei ein bisschen fotografiert und einen kleinen Artikel in die Zeitung gebracht. Gibt auch ein paar Cent.
Jetzt zum Turnierablauf. Über das Warten ist schon genug gejammert worden. Ich bin kein Typ, dem das was ausmacht, wenn er nicht gerade krank ist. Man hatte Zeit, zu tauschen und sich ein bisschen mit Neulingen zu unterhalten - unter den alteingesessenen halb-professionellen Spielern trifft man auf die übliche Arroganz. Ich werde nie verstehen, wie man ein Spiel nicht mehr als Spiel sehen kann. Ich spiele, weil's mir Spaß macht, und ernsthaft lieber Fun und Multiplayer als Standard oder gar Draft. Mir geht's weder um Gold noch Geld, weder Ruhm noch Ehre, sondern um gute, spannende Spiele und freundliche, nette und zuvorkommende Gegner. Trotzdem bin ich ein Turnierspieler - Ich kann mich gut konzentrieren und spule mein Programm ab.
Schluss des Eigenlobs oder der Selbstabwertung, je nachdem, wie ihr es seht. Nachdem die Herren Judges und Turnierausrichter den Rechner endlich zum Laufen gebracht hatten und die zweite Paarung (von Tisch 1 auf Tisch 33 - ich fühlte mich abgewertet) endlich die Richtige war, ging es los.
Mein erster Gegner war Fabian Schiedat, ein absoluter Neuling, der, wie ich später erfuhr, Library of Leng spielte, von deren Nicht-Standard-Legalität er natürlich keine Ahnung hatte. Tja, soll mir nichts ausmachen. Ich hab ihm ein paar Grundsachen erklärt (zum Beispiel, dass man erst würfelt und den Anfang bestimmt und dann die Karten nimmt), und ihn dann in Blitzeseile in Grund und Boden gelaufen. Nach 7 Minuten stand es 2/0 für mich, sein Deck war völlig overcosted, was seine Karten anging, und meine Demons zu schnell. Aber er ist jung, und wird sicher noch dazu lernen. Ich hoffe nur, er findet genauso gute Helfer und Lehrmeister wie ich.
Leider timete jede Runde aus, so hatte ich lange nichts zu tun. Gegner 2 war schon ein weit härterer
Brocken - Nicolas Kellmann, Kieler Urgestein, für meine Begriffe steinreich und ein UG-Madness-Spieler. War schnell und schmerzhaft, im zweiten Spiel hatte ich die Vengeances rausgesideboarded und stand 2 Compost gegenüber. Ich war etwas übereilig, daher hab ich ihm ne volle Hand gegeben und natürlich auch verloren. Macht nichts, Nicolas ist ein dufter Typ, ich bin froh, dass er den Cut geschafft hat. Wir unterhalten uns seitdem viel online, auch wenn ich
treu beim Schwarz bleibe.
Nun stand ich planmäßig bei 1/1, wie ich erwartet hatte. Gegner Nummer 3 schickte mich glücklicherweise nicht wieder in den Keller, ich blieb oben, aber ganz hinten. Christian Tunn spielte ein Goblin-Deck, gegen das ich schmerzlich die Plagues vermisste. Nachdem meine Zombies und Demons ihm im Spiel 1 den Garaus gemacht hatten, legte er Spiel 2 eine Bridge, die mir ernsthafte Kopfschmerzen bereitete. Glücklicherweise spielte ich eben nicht pures MBC, sondern Creaturenlastig, und blieb an Kreaturen immer im Vorteil. Seine Burner wurden teilweise Duressed und Therapied, und ein Echoes nahm ihm fast alle Optionen. Am Ende, fast am Ende der gesamten 3. Runde, deckte er sich selbst. Er war aber zu jedem Zeitpunkt freundlich und nett, einfach schön, gegen solche Leute zu spielen.
Jasper Siemssen, Runde 4, war wieder härter, und das erste Glide des Tages. Meine Vengeance kam eigentlich viel zu spät, ich war bei einem Leben, als ich sie durchjagte. Dadurch verzögerte ich meine Niederlage im Spiel 1 um fast 10 Minuten, am Ende zog er doch eine Rift nach, und ich kam nicht ans Echoes. Spiel 2 und 3 hatte er mit Megrims und Discard zu tun, zudem spielte ich schnell viele Kreaturen, wie ich es bei Magic Online gelernt hatte - ich hatte da auch keine Angst vor Rifts. Braids entzog ihm zudem die Manabasis. Im Spiel 2 zog ihm das Echoes fast alle cycler, worauf er
aufgab, im Spiel 3 war es glaube ich Braids, die ihn zur Niederlage brachte. Ein professioneller Spieler, konzentriert, und ein harter Gegner. Der erste Sieg, den sich mein Deck verdienen musste.
3/1, eigentlich viel zu gut, ich war auf T8-Kurs, was mich schon verwunderte. Dem sollte Stefan Sb Burszy eigentlich ein Ende bereiten, spielte er doch UG Madness! Ein freundlicher Kerl, dem ein Freund das Deck gebaut hatte. Leider hat der vergessen, Composts ins Sideboard zu tun! Im Spiel 1 lockte ich ihn mit einer Braids bei einem Screw aus (erst kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu), im zweiten gab ich auf, nachdem ich ein Wonder im Friedhof nicht bedacht hatte (Fairness, er auch nicht, aber ich hab den illegalen Block gesetzt, also geb ich auch auf). Im dritten Spiel war ich wiederum schneller, Wretches räumten alles weg, was nach Quiet Speculation im Friedhof
landete, und meine Zombies besorgten den Rest. Genau so einen Sieg habe ich gebraucht, in einem schlechten Matchup was gewinnen. Zudem sollte Stefan, der nicht nur freundlich, sondern auch ein guter Spieler ist, mir später noch einmal helfen.
Runde 6, Michael Nessler, ein Mann mit einem Namen, wie ich später erfuhr, und so sah er auch aus. Er war hochkonzentriert und ein exzellenter Spieler. Er spielte Wake, ein Deck, das ich selbst beim Testen nie getroffen hatte. Er scheinbar auch kein Deck wie meines. Ich habe nie herausgefunden, wie es gewinnen sollte, irgendwann kam ich durch seine Counter durch, räumte seinen Friedhof von Analysis und Moment's Peace leer, und die Kreaturen machten den Rest. Im Spiel zwei war noch mehr Discard und Megrim dabei, welches Cycling und Compulsion verhinderte. Ein glattes 2/0, welches ich nicht erwartet hatte. Und ein 5/1, welches mir die T8 sichern würde.
Was ich aber zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste. Swiss ist elend unübersichtlich für die Spieler. Insgesamt standen 5 Spieler bei 15 Punkten, 2 konnten aber mit ihren 13 auch noch auf 16 kommen. Einer schaffte es auch, da sein Gegner concedete, weil die vorderen vier Paarungen drawten (Ich auch mit Jörg Sethe). Da aber Stefan Burszy seinen Gegner, einen 13er, besiegte, rutschte ich in der Oppoents Score sogar über Nicolas Kellmann, vorher 7ter.
Leider sollte das im Nachhinein ein Bärendienst sein, denn Nicolas musste das Glide vom späteren Sieger Sascha Deinert bekämpfen, während ich Sascha Thomsen und sein LD vor der Nase hatte. Runde 1 ging auch recht glatt an ihn, in Runde 2 gab es schwere Diskussionen mit dem Judge, weil Sascha - de facto - seinen Stack vom gecycleten Tusker falsch berechnete, zuerst eine Karte zog und dann ein land aus der Bibliothek holte. Da der Tusker das Landsuchen als may nimmt, musste Sascha regeltechnisch das übergangen haben, und danach illegal eine Karte aus dem Deck
geholt haben. Es gab nur ein Warning und meine eigene Muse killte mich um 1 Punkt, weil meine gesamten Therapies nicht kamen.
So rutschte ich als 7ter um einen Platz an der Quali vorbei, gewann aber 5 Booster und schnitt viel besser ab, als ich gedacht habe. Auch Nicolas hatte Judge-Ärger, die falsche Deckliste von Sascha
Deinert...na ja. Ist geschehen und vorbei, allerdings sollte so was nicht noch einmal passieren.
Summa Summarum war das Turnier sehr angenehm und wenige der wirklich pestigen, eingebildeten und unfreundlichen Spieler da, dafür aber viele ehrliche, nette, aufrichtige und freundliche. Eine angenehme Umgebung, in der man gerne öfter spielt.
Ich freue mich auf die Regionals im nächsten Jahr, und hoffe, dass ich den Stream nicht verpasse und ein kampffähiges Deck zusammen bekomme. Bis dahin lass ich mich ab und an in Kiel sehen und werde vor allem die weitere Geschichte der Sliver verfolgen...
Bis die Tage, adios, und avec les salutations en plus chalheureuses für die Damen, verbleibe ich
Sören Assmann, "Madayar"
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