Neulich bin ich beim Surfen über folgende Zeilen gestolpert:
„Phips Says:… In München hats ja beispielsweise vor einigen Jahren eine unglaublich Truppe gegeben, mit David Brucker, Christoph Lippert, Reinhard Blech und anderen. (Andre Delere, Martin Eidam usw.) Der Flo Pils ist ja beispielsweise auch ein Überbleibsel dieser Gruppe…“
Den Artikel dazu habe ich aus Zeitgründen zwar nicht gelesen (und nicht weil er von Pischner war), aber in den Comments schien es grob eine Diskussion darüber zu geben, wo der Verbleib der guten deutschen Spieler ist bzw. warum es nur so wenige im Vergleich zu früher gibt. Natürlich war ich sehr gerührt, mit den Veteranen Brucker, Lippert und Blech in einem Atemzug erwähnt worden zu sein (wenn auch nur in Klammern), und sogleich begab sich mein Hirn auf eine nostalgische Reise. Als ich von meinem Tagtraum erwachte, fasste ich sofort den Beschluss, mal wieder ein paar der alten Jungs zu treffen (auch die, die außerhalb des Weißwurscht-Äquators wohnhaft sind)... Also auf zur DM!
Meine Euphorie bekam einen kleinen Bremser, als ich bemerkte, dass man da nicht einfach mitspielen durfte, nur weil man da auch schon mal im Jahre 2000 mitgezockt hatte... Also auf zu einem National Qualifier!
Abermals musste ich einen Fehler in meiner Überlegung entdecken, als mir auffiel, dass ich keine einzige Karte mehr besaß und auch gar nicht wusste, welche ich brauchte. Herr Pils lässt es sich grad in den Philippinen gutgehen, also zack den Wastl angerufen!
„Sers Martin. I hob grad geschlafa, weil i gestern auft Nocht noch nach der Pirsch fort war. Die Schui hob ich heute nimma gpackt... Korten? Ja, da muaßt zum Bernhard, do nehm i a immer ois, was ich brauch...“
Freitag: Auf nach Rosenheim zum Bernhard!
„Es gibt a guade und a net so guade Nachricht. Die guade Nochricht is, du konnst nun wieda, wie domals für oan rotes, drei auf den Kopf des Gegners schiaßen und a Goblin is a no im Deck.“
Ah, ausgezeichnet! Gerade als ich dachte, dass wir nun endlich dieselbe Sprache sprechen, kam der Haken an der Sache.
„Die schlechte Nachricht is du muaßt jetzt noch Grün und Schwarz splashen…“
Während meine Welt in sich zusammenbrach, versuchte er mich zu beruhigen, und meinte, dass er eine super Deckliste von so einem Schweizer Pro namens Bucher hätte. WTF, Schweizer was?
Ich:
„Bernhard ich brauch für morgen ein Deck und keine scheiß Schockolade! Soll ich morgen etwa mit finnische Kaubonbons auf meine Gegner werfen, bis sie aufgeben?!“
Er:
„Mogst a Bier?“
12 Stunden später habe ich Kopfschmerzen und kann mich an nix mehr vom Vortag erinnern. Dass ich überhaupt auf dem Weg Richtung Nürnberg bin, habe ich meinem Freund Fulle zu verdanken. Dominik hat es tatsächlich trotz heftiger Gegenwehr meinerseits geschafft, mich um sieben Uhr morgens in ein Auto zu bugsieren, und auch sonst mußte ich mich dank ihm um keine organisatorischen Dinge kümmern. Danke noch mal!
Dass diese zwei Karten völlig fehlten, störte mich nicht besonders, da ich eh nix von deren Existenz wusste. Nur im Nachhinein wirft das einige Fragen auf... Vielleicht kann mir das ja jemand von euch erklären? Ansonsten schien mir das Deck recht einfach zu spielen, deshalb stellte ich keine Fragen. Ein kleiner Hinweis, dass sich die Sache mit dem Damage auf dem Stack geringfügig verändert hat und dass der Siege-Gang Commander nun etwas anders funktioniert, wäre allerdings hilfreich gewesen. Das haben sich doch sicher auch die Schweizer einfallen lassen...
Das Turnier
Die ersten drei Runden des Turniers war ich damit beschäftigt, mir die Karten der Gegner durchzulesen und mir fürs Boarden Tipps von Spielern geben zu lassen, die in meinen Erinnerungen nur halb so groß waren. Ich kämpfte gegen Vampire, wurde von Earthquake und anderen sonderbaren Dingen überrascht, doch am Ende musste ich in den drei Runden nur ein Spiel einfolden, als einer meiner Gegner sechs Allies mit witzigen Eigenschaften auf dem Tisch hatte. Der größte war 10/10 und von Zeit zu Zeit bekamen sie alle Lifelink und Protection... fiese Sache. Noch fieser waren da nur die drei Deathmark, die ich im dritten Spiel zog, plus den einen, den ich kaskadierte.
3-0 / 6-1
Runde 4 gegen RDW: Mein Gegner spielt im ersten Zug des ersten Spiels die gute Mountain-Lightning Bolt-Combo geradewegs auf meinen Kopf. „Mich beschleicht ein Gefühl der Verwirrung, die die Grenze zur Besorgnis stürmt.“ (Preisfrage: Aus welchem Film stammt dieses herrliche Zitat?)
Es beginnt ein 30-minütiges Taktieren um jeden Lebenspunkt, was in folgender Situation in Spiel 3 gipfelt: Mein Gegner tappt sich aus und uneartht zweimal diesen 3/1-Haste-Typen, als ich mich auf sieben Leben befinde und zwei Kreaturen zum Blocken habe (3/3 und ein 1/1-Token). Ich kann nun durchlassen, auf einen Lebenspunkt fallen und ihn im Gegenzug einfach umbringen, jedoch fällt mir auf, dass er die Runde noch kein Land gespielt hat und noch zwei Handkarten hält. Wenn ich blocke und auf sicheren fünf Leben bleibe, brauchen mein Manland und meine restlichen zwei Tokens noch mindestens zwei Züge, um ihn umzubringen, während er einen 4/4-Flying-Unearth-Typen im Gravyard hat und sein ganzes Deck eigentlich nur aus Burn und Ländern besteht. Ich überlege eine Weile und packe das übliche Pokergelaber aus, um ihm die Info zu entlocken, ob seine letzten beiden Handkarten wirklich Land plus Burn sind. Als ich mir einbilde, dass er es nicht hat, lasse ich einfach durch und gehe auf eins. Er legt daraufhin Land (!!) und... einen Goblin als Blocker und sagt go. Das heißt, ich kann ihn nicht umbringen und er kann den 4/4er einfach eine Runde später ausgraben, um mich dann zu besiegen! Hat er sich schön ausgedacht, doch zum Glück ziehe ich Removal von oben und beende das Match wie geplant in meinem Turn.
Runde 5 gegen Jund mit Blau und Weiß und Birds, dafür ohne Schwarz und Rot: Mein Gegner legt Runde 2 mithilfe von Birds of Paradise so einen 2/2-Knight. Ca. eine Stunde vorher hat mir der Manni noch gesagt: „Wenn du so einen G/W-Knight siehst, musst du den sofort abstellen, weil der sich mit seiner Ability-Protection geben kann und du dann zwei Removal brauchst.“
Der Profi in mir fackelt nicht lange, topdeckt den Lightning Bolt und BAM! Zwei Sekunden später wundert sich der Frisör in mir, warum mein Gegenüber den Knight nicht weglegen will. OK, der kann also nicht nur durch Tappen Protection bekommen, sondern ist auch 4/4, wenn man schon zwei Fetchländer gezockt hat... klingt fair... Zum Glück ist mein Deck einfach super und ich stabilisiere. Gerade dann kommt ein Rafiq of the Many und eine Runde später lernt er durch irgend so einen Planeswalker Fliegen und ich bin tot. Schade, dass ich da keinen Bolt mehr hatte!
Ein Spiel später kommt ein Engel mit Lifelink für 18 Schaden in einer Runde vorbei!
Runde 6 gegen Oli aus München: Ein alter Bekannter und auch er zockt so was wie Jund, nur mit Weiß statt Schwarz und mit Wild Nacatl. Um es kurz zu machen: Er spielt im dritten Zug den G/W-Knight, der sofort einen Bolt kassiert! In der selben Sekunde knalle ich meinen Kopf, so fest ich kann, gegen den Tisch. Als ich wieder bei Bewusstsein bin, bestätigt sich meine Befürchtung und der Knight liegt immer noch auf dem Tisch... Die anderen zwei Spiele gewinne ich aber souverän und lasse ihm außer Ländern und Equipment keine Permanents. Sorry.
5-1 / 10-5
Runde 7 gegen Sappl: Noch ein mir bekannter Münchner! Da wir beide keinen Bock auf ein Random Mirror haben und ich außerdem noch nicht einmal genau weiß, wie ich boarden soll, einigen wir uns schnell auf einen Draw. Wir sind uns zu dem Zeitpunkt recht sicher, dass man mit 6-2-1 Top 16 macht.
Runde 8 gegen ein Weissmann-Deck: Er spielt ein paar Mal Wrath of God, Swords to Plowshares, und etwas, das gewisse Ähnlichkeit mit Counterspell hat. Danach gibt's 'nen Braingeyser und schließlich machen mich der neue gute Serra Angel und die 4/4-Flying-Mishra's Factory alle. Ich habe zwar keine Ahnung, aber ich halte das bis zum jetzigen Zeitpunkt für das beste und sympathischste Deck. Ich werde das auf jeden Fall bei der DM spielen, wenn ich noch eine Runde gewinne.
5-2-1 / 11-7
Runde 9 gegen Boros: Ich fühle mich in diesem Matchup ähnlich wie gegen das Red Deck Wins in Runde 4 deutlich unterlegen, doch als er im entscheidenden Spiel gefühlte vier Länder in Folge zieht, muss er mir die Hand reichen.
Das Fazit
Was lernen wir daraus? Richtig! Ihr gar nix! Ich weiß jedoch nun, dass ich im Moment ohne Luck wenig konkurrenzfähig bin. In München muss wieder eine Testgruppe her! Daher jetzt mein Aufruf zu einem Voting: Wählt, welche Spieler aus Bayern wieder aktiv spielen sollen. Von jedem, der über 300 Stimmen bekommt, werde ich dann später im Forum die Handynummern preisgeben, damit wir die dann gemeinsam terrorisieren können.
Man kann auch für mehrere voten und muss sich nicht nur auf den Blech beschränken…
Und was ist eigentlich mit den Neumaier-Brüdern? Weiß da jemand was?