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Standard Auf zum Olymp! Regionals Bayern von Janosch Braun |
10.06.2005 |

Was ist eigentlich aus der Tradition geworden, den Artikel mit irgendeiner random Quote zu beginnen, deren Zusammenhang mit dem darauffolgenden Bericht sich zumindest mir nie erschlossen hat? Stattdessen stellt sich jetzt jeder erst mal höflich vor und erzählt einen Schwank aus seinem (Magic)Leben. Ich denke, ich werde nichts von beidem tun. Die Einleitung fällt mir auch bei Hausarbeiten immer schwer, hier brauche ich aber keinen Schein, also überspringe ich sie einfach. (Der ausgefuchste Leser mag jetzt festgestellt haben, dass ich mich doch irgendwie vorgestellt habe – für den nicht ganz so ausgefuchsten Leser betone ich hier, dass „Hausarbeiten+Schein“ nicht den Schluss zulässt, dass ich Hausmann oder begeisterter Heimwerker bin und mich dafür bezahlen lasse.) Universitärer Strukturalist der ich mittlerweile bin, gliedert sich mein Artikel in eine Beschreibung unserer Testphase, einen kurzen Abriss des gespielten Decks und dem eigentlichen Report über die Regionals in Bayern.
I. Entfremdung in der heutigen Gesellschaft – unsere Test-Odysse
Unsere Bayreuther (Hint #2) Test Gruppe bestand aus Florian Seiter, Sebastian Kuchenbecker, Benny Völkl, Johannes „Iceman“ Schaller, Moritz „Gobbopower“ Joop und meiner Wenigkeit, dem dicken Koenig. Direkt nach dem GP in Leipzig, der wohl für alle oben genannten Anwesenden erfolgreicher verlief als für mich, ging es los. Wir trafen uns mindestens einmal in der Woche in einer Kneipe, um uns den gesamten Abend bunte Karten an den Kopf zu werfen. Dabei entbrannte vorher immer eine mehr oder weniger heftige Diskussion, wohin man denn heute gehen solle, da jeder fürchtete hier und dort könnte jemand sein, den er kenne und sein Nerd-Outing wäre perfekt. Trotzdem waren die Abende sehr aufschlussreich, was vor allem Flo zu verdanken war, der immer wieder neue Ideen und Weiterentwicklungen für unsere Decks einbrachte. Es zeichnete sich ab, dass es wohl keine so eindeutige Wahl, wie auf den letzten Regionals gab. Im Folgenden möchte ich mal kurz, die Decks nennen, die von uns getestet und als spielbar eingeschätzt wurden.
*Dies ist weder als Metagameeinschätzung gemeint, noch als Empfehlung zu verstehen. Ich möchte mir damit nur verzweifelt vor Augen halten, dass meine wochenlange soziale Isolation nicht völlig umsonst war.*
Tooth and Nail: Wenn alle Dämme brechen und man nicht weiß was man spielen soll, ist das auf jeden Fall eine grundsolide Entscheidung. Dass 4 Tops Pflicht sind, ist mittlerweile unbestritten, die Anzahl der Oblivion Stones sollte meiner Meinung nach auch keinesfalls unter 3 gehen. Strittig hingegen sind andere Sachen: Trellis, Baubles, Talisman, Birds und sogar Reaches sind alles Möglichkeiten der zusätzlichen Manabeschleunigung. Die Entscheidung ist natürlich abhängig vom sonstigen Build des Decks, ich würde aber eher zu einem der Artefakte tendieren. Einfach weil sie unabhängig von Forests auf der Starthand grünes Mana bringen. Der Kreaturen Plan im Sideboard ist ja inzwischen hinlänglich bekannt, glaube ich. Weiterhin hat sich auch auf den Regionals schon massig Hate fürs Mirror im Maindeck gezeigt. Meist in der Form von Plow Under und seltener mit Extraction (dann wohl eher auch mit Birds).
MUC: Das Deck wird inzwischen schon von vielen totgesagt. Sowohl die bisherigen Regionals Ergebnisse als auch die jüngsten Modo Top 8 sprechen dafür. Ich bin nicht dieser Meinung. Eher sehe ich für diese Entwicklung zwei Gründe: Das Deck ist im Vergleich zu den eher simplen TaNs, Ponzas und MGAs das wohl am schwersten zu spielende Deck. Des weiteren spielen es viele Leute wohl einfach zu defensiv – das betrifft sowohl den Build an sich, als auch die Spielweise. Unsere Version spielte vier Spire Golems Main, dazu noch 3 Briberies.
Ponza: Obwohl das Deck (zu Recht) sehr viel gespielt wird, möchte ich festhalten, dass es nicht den vielerorts proklamierten Autowin gegen Tooth and Nail hat. Vor dem Boarden ist das Matchup verhältnismäßig ausgeglichen, solange der Rot Spieler nicht schon 2-3 Sowing Salt Main spielt. Danach sollte wohl jeder gute TaN Spieler einen Plan für die restlichen Spiele. Entweder in Form von Trollen und weiteren Kreaturen oder Heartbeat of Springs oder sogar CoP Red, so dass er das Matchup relativ gleichwertig gestalten kann.
Unforge im Sideboard ist mittlerweile sehr gut, da es nicht nur den lieb gewonnen Troll mit Schwert abstellt, sondern auch in anderen Situationen sehr gewinnbringend eingesetzt werden kann.
White Weenie: Die Version mit Matrix ist die wohl einzig spielbare. Ich weiß nicht, ob man es trotz dieser nicht schaffen kann, 2-3 Grafted Wargears zu spielen, um dem Deck zusätzlichen Punch zu geben. Ob diese jetzt nun besser sind als z.B. Pusher in Form von Testament of Faith, kann ich nicht beurteilen, da wir dieses Matchup dann doch nicht so intensiv getestet haben.
3 Wochen vor den Regionals (also in der eigentlich heißen Phase) muss ich mit dem Testen aufhören, da ich an zwei aufeinander folgenden Wochenenden Didaktik-Blockseminare in Bamberg genießen darf. Es waren natürlich die bis dahin wärmsten Wochenenden des Jahres – Murphy, anyone? Ich beschränke meinen Beitrag auf Beobachtungen der Modo Top 8's. Hierbei fällt mir vor allem ein U/G Ninja Deck auf, gespielt von einem gewissen mBracht. Mein Hinweis „der Bracht zockt auf Modo so ein ziemlich gutes UG“, wird natürlich geflissentlich ignoriert. Irgendwie erinnert mich das an die letzten Regionals und meinen Kommentar, dass Ravager für 6 Euro im Online-Shop doch recht günstig seien. Das Ende vom Lied? Der Kuchen kauft sich lieber 3 Stück für 60 Euro vor Ort. Ein weiteres, sehr japanisch anmutendes Deck macht auch Top8 am laufenden Band. Es spielt blau mit Urzaländern und erzeugt irgendwann mit Mindslaver und Arcbound Reclaimer einen Lock. Dieses Deck wird dann auch in leicht modifizierter Version von zwei Spielern in die Nähe der Slots gespielt.
4 Tage vor den Regionals ruft mich Kuchen an, dass der Blacky (der spätere Bayerische Meister) so ein tolles UG Ninja Deck hätte, das jetzt alle Nürnberger spielen und das ganz gut gegen eigentlich alles sei. Warum hört eigentlich nie jemand auf mich? Wie soll das werden, wenn ich erst mal Lehrer bin? Bei unserem finalen Testen stellt sich das Deck natürlich als gut, um nicht zu sagen „urgut“ heraus. Ich bleibe trotzdem bei MGA, da ich weder die Karten, noch die nötige Spielpraxis für die Ninjas habe.
Das Deck erfährt inzwischen einen derartigen Hype, dass ich beim Öffnen meiner Mailbox gestern schon fast vom Stuhl gefallen wäre. Da fragt mich doch tatsächlich jemand, ob ich jemanden kenne, der das Deck gespielt hat und ob ich nicht eine Liste für ihn habe. Wie er gerade auf mich kommt ist mir schleierhaft, aber auch gooooodie erzählt mir, dass er gestern 3x gefragt wurde. Die Liste werde ich hier jetzt nicht posten, dass sollen dann doch die machen denen es gebührt. Ach ja: Guckt mal ab morgen bei eBay rein 
II. Extraction ist völlig überwertet – mein MGA
Ich habe mich noch vor meinen tollen Seminaren für das Deck entschieden und ziehe es jetzt auch durch. Bevor ich die Deckliste auspacke, möchte ich anmerken, dass die Terrors beim Testen immer Extractions waren. Doch als ich dann auf der Site eigentlich nur Ponza, MGA, UG und White Weenie sehe, mache ich den guten Last-Minute-Change. Die Terrors waren zwar auch superwichtig, aber die Extractions wären es auch gewesen, um das Matchup gegen Tooth wenigstens einigermaßen ausgeglichen zu gestalten. Um mit das nochmal lebhaft vor Augen zu führen, werde ich natürlich auch gleich 3 mal gegen Tooth gepaart. Im Nachhinein würde ich wohl die Sniper gegen Extractions tauschen.
Ich möchte nicht auf jede Karte im Einzelnen eingehen, sondern nur die wichtigsten Choices erklären:
Creeping Mold + Plow Under: Die sind hauptsächlich drin, um das Matchup gegen Tooth gewinnbar zu machen. Die Molds versorgen einen zudem mit der, auf den Regionals notwendigen Flexibilität gegen eine gewisse Radomness. Zusätzlich eine gute Waffe gegen die Maindeck Matrix.
Eternal Witness + Might of Oaks: Wer sich jetzt wegen der 3 Zeuginnen in Agonie windet, sollte bedenken, dass man sich im frühen Spiel eigentlich nix holen will. Witness auf Tribe-Elder fühlt sich immer irgendwie schlecht an. Nach dem boarden schaut das zwar etwas anders aus (Terror+Naturalize), aber schließlich braucht man ja Platz für das Killereichhörnchen, welches einen schon mal mit Radom-Wins versorgt. Ferner dient so eine Might auch zur Erweiterung des eigenen Wortschatzes, wenn der gerade damit getötete Gegner einem erklärt, wie scheiße man doch ist. Mein aktueller Favorit: Kackbratze. Wer meint, er kenne schon alles, der spielt halt ne 4te Witness.
Blanchwood Armor: Die ist gegen eigentlich alles außer MUC gut. Gegen Tooth and Nail kommt sie für die Jitte rein, die einfach zu langsam ist. Im Ponza-Matchup sorgt sie, vornehmlich bei ausgetapptem Zustand des Gegners auch für bedröppelte Gesichter.
Matsu-Tribe Sniper: Ich wählte ihn, weil er im Gegensatz zu vielen anderen Sachen neben MUC auch noch gegen WW gut ist. Das Problem: Sie sind nur gegen die Weenies gut, weil irgendwie niemand Spire Golem, Magpie und Meloku spielt.
Beim abschließenden FNM lege ich dann auch ein gutes 2-2-1 hin. Ich verliere unter anderem gegen das Death Clown Kind, das mir bei 5 Ländern bei ihm und keinem bei mir ein Plow Under vor den Latz knallt. Moritz, der fiese Gobbo macht auch mal wieder Land, Mox, Slith, LD, LD, LD, was er genau einmal im Turnier, aber immer gegen mich macht – damit erhöht er meinen Losing Streak gegen ihn auf 0-4. Dankenswerterweise war der Shopbesitzer schon in der Kneipe um die Ecke zum Bier kaufen und ich kann mich recht schnell beruhigen. Außerdem weiß jeder, der schon einmal Theater gespielt hat, dass die Generalprobe einfach schief laufen muss, damit die Premiere was wird.
III. Etwas anderer „Sport“ im Olympiadorf
Kuchen und ich fahren lieber bei den Pegnitzern, als in Schallers Nussschale mit. Ehlich gesagt, meinte der Schaller, wenn er schon drei Leute mitnehmen muss, könnte ich nicht mitfahren, da die 65 PS Maschine dann wirklich nur noch bergab schnell genug wäre. Ich wäre gerne dort mitgefahren, da spätestens seit Leipzig Schallers Fahrkünste legendär und eigentlich einen extra Artikel wert sind. So erlebe ich eine relativ ereignislose, aber zügige Fahrt im Audi A6. Unzufrieden mit meinem Platz auf der Rückbank, beschließe ich, dass auf der Rückfahrt der mit den meisten Punkten vorne sitzen darf. Nachhaltig beeindruckt hat mich lediglich das Navigationssystem, welches uns sicher zum Münchener Olympiadorf führt. So etwas bräuchte ich auch mal für meinen kleinen Mazda. Ich schaffe es nämlich selbst nach 2 Jahren Bayreuth-Bamberg mich auf der Suche nach „Abkürzungen“ hoffnungslos zu verfahren.
Der Helene-Mayer-Ring unter dem Olympiadorf sorgte mit seinem diffusen Licht und einer allgemein recht komischen Konzeption für eine gewisse Endzeitstimmung. Wäre wohl eine prima Kulisse für ein stranges B-Movie. Wir sind natürlich viel zu früh und müssen draußen warten, während die Schaller-Crew (ohne Navi) noch ca. eine Stunde im schönen München herumeiert. Der Saal füllt sich dann doch recht schnell und ich fürchte, dass die ca. 100 Tische nicht reichen werden. Wir sind dann aber leider nur 192 Leute (einer zu wenig für 13 Slots). Da haben uns die Jungs aus NRW mal gezeigt wo der Hammer hängt. Vielleicht können wir nächstes Jahr in Nürnberg wieder die 250 knacken.
Als dann alle 192 Seatings zum Einsammeln der Decklisten ausgerufen werden, schaue ich mich schon nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit um. Vor den Pairings der ersten Runde wird aber der Druckertreiber korrekt installiert werden und es geht recht reibungslos durchs Turnier.
Runde 1: Benjamin Schartau (White Weenie)
Game 1:
Ich gewinne den Würfelwurf und er macht erst mal einen Mulligan. Auch seine 2. Hand guckt er nicht wirklich begeistert an, behält aber. Ich eröffne mit Zealot, er legt erstmal kein 2. Land. Sein Turn 3 Vial bekommt ein Creeping Mold ab. Er bleibt die ganze Zeit auf 2 Ländern stehen und nachdem ich einen Bird mit Sword habe, schiebt er zusammen.
Game 2:
Ich boarde 4 Terrors und 3 Naturalizes gegen die Molds und die Plow Unders. Die Tribe Sniper bleiben im Board, da ich im ersten Spiel nur Samurai of the Pale Curtain und Raise the Alarm gesehen habe, was nicht mehr viel Platz für Flieger lässt. Er startet das Spiel mit einem Isamaru, gefolgt von einem Samurai. Ich habe einen Zealot, der mit Hilfe einer Jitte gegen seine beiden Jungs abtauscht. Mithilfe einer City legt er einen Viridian Shaman, der aus dem Board kam und die Jitte frisst. Ich nehme noch ein paar Schaden bis das Board gestalled ist. Er bricht diesen Stall mit einem Leonin Skyhunter, der mich munter haut. Mit einer Jitte kann ich den ersten noch recht schnell entsorgen, aber er hat noch einen Schamanen für die Jitte und einen Skyhunter für die Beats. Ich ziehe nichts vernünftiges mehr nach und wir machen...
Game 3:
Die ersten paar Runden tauschen wir munter Kreaturen ab, er bleibt aber wieder bei 2 Ländern stehen und hat wohl teurere Sachen auf der Hand, so dass ich ihn dann mit 2 Trollen recht problemlos besiege.
1-0
Runde 2: Martin Eidam (UG Ninja)
In der 2. Runde hätte ich mir eigentlich einen leichteren Gegner gewünscht. Immerhin zockt er die (auch seiner Meinung nach) „schlechtere“ Version ohne Hibernation und v.a. ohne Shackles im Board. Außerdem spielt er das Deck heute zum ersten Mal – das alles weiß ich, bevor wir anfangen zu spielen, da ich ihn draußen beim Rauchen darüber sprechen hören habe. Dies, und die relativ ausgeglichene Pre-Board Bilanz meines Decks stimmen mich wieder etwas hoffnungsfroher.
Game 1:
Ich fange an, wir nehmen beide einen Mulligan. Ich kann dank zweier Birds und eines Elder 3rd Turn Plow Under auf seine beiden Länder zu spielen. Er entschließt sich, seinen Elder zu saccen und sich damit die Länder wegzuschuffeln. Ich habe noch ein Creeping Mold, welches durchkommt und ein Plow Under, das er countert. Ich ziehe 9 Länder auf 7 Spells und er kommt mit der Witness bei mir vorbei. Ich frage „Für 2?“ und er entgegnet nur ironisch, „nee, da kommt jetzt noch n Ninja“. Ich muss mir ein breites Grinsen verkneifen, da er offensichtlich denkt, dass ich nicht weiß, was er spielt. Nützen tut es mir aber nichts, da ich nichts habe was ihn unter Druck setzt. Ein Bird mit Schwert macht dem Leiden dann recht schnell ein Ende.
Game 2:
Ich bringe 2 Naturalizes, 3 Terrors und (ich glaube) 2 Armors für die Landdestruction. Er boarded 2 Naturalizes, Trolle und Briberies für meine Trolle. Mit eben diesen klopfen wir uns gegenseitig auf 14. Martin hat aber dann den Bird mit Schwert und ich nicht...
1-1
Runde 3: Sven Johnson (Tooth and Nail)
Game 1:
Ein Zealot mit Jitte sorgt für den ersten Schaden bei ihm. Ich misse aber 2x nen Landdrop, so dass ich meine 2 Plow Unders nicht ausspielen kann. Das Land ziehe ich dann erst in seinem Slaverturn, aber er spielt nicht das Plow Under auf mich, sondern lieber die 2. Jitte ohne sich vorher nochmal anzugreifen und mir den Zealot zu töten. Das muss er auch gar nicht, denn nächste Runde macht er Tooth auf Kiki/Titan und ich packe zusammen, da ich kein Mana mehr habe, um den Zealot zu saccen.
Game 2:
Rein: 3 Blanchwood Armour. Raus: 3 Jitten. Das Spiel ist recht unspektakulär, da ich 2x Mulligan nehmen muss und danach zwar Zealot und Schwert, aber halt sonst nichts habe. Trotzdem schafft er es, sich bei mir unbeliebt zu machen. Folgende Situation: Ich habe besagtes Board und er einen Oblivion Stone. Dann spielt er ein Reap and Sow und hat in diesem Moment kein Mana, um den Stein zu zünden. Er greift sofort zu seiner Library und ich meine er solle mal warten, denn ich möchte in Response den Zealot opfern, um wenigstens das Schwert zu retten. Er besteht darauf, dass das Reap schon resolved sei, da er mein (angebliches) Schulterzucken so gewertet habe. Ich sage ihm, er soll den Judge rufen, was er dann auch macht. Wir schildern ihm die Situation und ich sage, dass mein Gegner noch nicht mal den Modus für das Reap angesagt hat, was den Judge von meiner Position überzeugt. Im Grunde genommen war das egal, da noch nicht mal ne Kreatur für das Schwert habe und er nächste Runde das Tooth castet. So habe ich aber immerhin die Genugtuung, diesen „Kampf“ gewonnen zu haben. Ole ole.
1-2
Runde 4: Martin Emmig (MBC)
Bis dahin war das ja mal der berühmte Griff ins Klo und ich habe mir zu diesem Zeitpunkt noch keine Gedanken darüber gemacht, ob ein 7-2 überhaupt noch reicht. Für mich geht's hier schon eher um die goldene Ananas als darum, mich noch mal über einen Haufen Kiddie-Rücken unverdient nach oben zu kämpfen. Umso mehr wundere ich mich, jetzt auf Martin zu treffen, den ich noch flüchtig aus seiner Studentenzeit in Bayreuth kenne. Er hat sich letztes Jahr für die Deutsche q'ed und vor dem Turnier (noch) um die 1900 Constructed-Rating. Soviel zu den schlechten Nachrichten, jetzt die Gute: Er spielt MBC (Martin hat in der ersten Runde schon gegen Bennys Tooth verloren).
Game 1:
Er fängt an, ich lege ihm nen Zealot und ein Schwert hin. Freudig grinsend legt er ne Damping Matrix hin, was sich aber schnell legt, da ich mit nem Mold antworten kann. Er ist screwed und ich habe noch ein Mold und ein Plow Under und haue ihn ohne nennenswerte Gegenwehr.
Game 2:
Er ist wieder leicht screwed, v.a. dank Naturalize auf Mox, gefolgt von 2 Molds und 2 Plow Under. Die Witness, die ich dazwischen lege und ihm Plow #3 beschert, haut ihn auf 10 und er gibt mit einem Land im Spiel gefrustet auf. Wir spielen danach noch ein Spiel und höflicherweise bescheren ich und mein Deck ihm noch einen Aufbausieg.
2-2
Runde 5: Markus Schmittbuettner (Tooth and Nail)
Markus ist Bamberger und fährt regelmäßig nach Bayreuth auf die FNMs. Wir kennen beide unsere Decks. Sogar meinen großartigen Extraction-braucht-kein-Mensch-Plan kennt er, bietet mir aber trotzdem einen Draw an. Ich lehne dankend ab, denn ich lass mich lieber verklopfen als mich jetzt hier mädchenhaft ins totale Abseits zu drawen. Nachdem ich ihm erkläre, dass er dank meines grandiosen Planes (s.o.) ein recht gutes Matchup hat freut er sich und wir fangen an.
Game 1:
Der Jedi-Trick funktioniert und er hält eine Hand mit einem Land und dem Kreisel, was man schon mal machen kann aber eigentlich nicht sollte. Vor allem wenn der Kreisel dann immer noch kein Land bringt.
Game 2:
Ich habe den Draw, den jeder Tooth Spieler verdient. Zweite Runde Troll, gefolgt von Mold und Plow Under. Er kann so gar nix dagegen machen und conceded schnell.
3-2 oder auch Licht am Ende des Tunnels?
Wir sind nach 12 Minuten fertig und ich habe erst mal Zeit, das Dungeon der Alten Mensa nach etwas (b)rauchbaren, also einem Zigarettenautomaten zu durchsuchen. Zunächst stoße ich auf die „Oly-Disco“. Ich glaube, dass selbst der größte Nerd hier nicht feiern wollen würde. Die „Deko“ besteht aus Bundeswehr Tarnnetzen und verleiht dem Ganzen ein Ambiente irgendwo zwischen Bahnhofsvorhalle und Dschungelcamp für Arme.
Meine Suche ist letztendlich von Erfolg gekrönt und ich kann meinen Körper und den von vereinzelten Schnorrern mit dem urguten Nikotin versorgen. Dabei habe ich noch Zeit vor der Tür irgendwelche hirnlosen Magic-Weisheiten auszutauschen und mich nach bei unserer Crew nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Kuchen hat den 4-0-1 Rating-Drop hingelegt, d.h. ich brauche nur noch ein 5-4, um mir den vorderen Platz (im Auto) zu sichern. Alternativ könnte ich auch Party in der Oly-Disco machen, um dann so zu schwitzen, dass mich die anderen freiwillig nach vorne lassen. Nach langem Überlegen und sorgfältigem Abwägen der Argumente entscheide ich mich für ersteres.
Flo steht inzwischen 5-0, Moritz 4-1 und Benny 3-1-1. Gut, dass ich nicht in deren Auto mitfahre, denn die hätten mich dann doch zum Disco-Plan geforced. Wie dem auch sei, nach meiner längsten Pause heute geht es weiter mit
Runde 6: Johannes (MUC)
Ab hier habe ich mir die Nachnamen meiner Gegner nicht mehr aufgeschrieben, was ich natürlich im Nachhinein bedauere. /Stimme aus dem Off: Jetzt ist Schluss, Schmarrnheimer. In Ordnung, also weiter im Text. Ich sehe beim Mischen, dass er Blau spielt und freue mich schon, endlich meine Scharfschützen anbringen zu können.
Game 1:
Er fängt an, ich ziehe neu. Der Zealot killt seine Shackles und er tappt sich für ne Magpie aus. Ich kann nur ein Plow Under spielen, was mit der Magpie doch an Reiz verliert. Das zweite Plow will er dann doch countern, was er eigentlich nicht unbedingt muss. So kann er dann aber, nachdem mich die Magpie auf 16 haut die Steine aktivieren und mich 4 Runden später killen, da er noch 2 Rewinds für meine Blocker hat.
Game 2:
Ich spekuliere auf keine Spire Golems im Board und nehme Naturalizes und anstelle der Sniper noch 3 Terror mit ins Deck – für die üblichen Mold und Plow Under. Ich bringe den guten Troll zweite Runde, er antwortet in der vierten mit Meloku darauf. Ich habe natürlich keinen Terror auf der Hand und keinen Swamp im Spiel. Nachdem ich entappt habe, habe ich aber beides. How lucky! Der Toll bekommt ein Schwert und bufft ihn in vier Runden um.
Game 3:
Die Sniper kommen immer noch nicht rein. Ich nehme Mulligan und mache das ganze noch mal. Danach habe ich die Aggro Hand mit 3-fach Land und doppel-Elder. Er freut sich schon wegen meiner Mulligans, aber sein verwegener Sideboard Plan bringt mich zurück ins Spiel. Er hat als einziges 4 Adepten reingeboardet, die gegen mich Gülle sind, in dieser Situation ohne die Elder aber sogar ganz gut gewesen wären. Er fängt an, mir ab der 3. Runde Länder zu bouncen. Die 2 Elder lassen seinen Plan aber nicht aufgehen und ich leg ihm den Troll hin. Er fängt schon an, sich zu beschweren und legt den zweiten Adepten. Der muss dann aber gleich blocken und nach meinem zweiten Troll zeigt er mir den dritten Adepten auf seiner Hand und conceded. Da haben ihm die TaN-Hoser ja mal in (fast) voller Sollstärke gezeigt, was sie gegen mich können.
4-2
Runde 6: Matthias (5c Gifts – oder auch: Warum nochmal spiele ich keine Extraction?)
Game 1:
Er kann mir die ersten drei Kreaturen countern – wie viele Counter zockt das Deck noch mal? Dafür kann ich ihm, da er sonst nicht viel macht, all seine Nicht-Wälder zerstören und ihn dann ohne nennenswerte Gegenwehr auf null bringen.
Game 2:
Hier boarde ich mehr oder weniger intuitiv 2 Naturalizes gegen Beacons. Er spielt zwar auch in diesem Spiel keine Gifts, hat aber trotzdem ein Explosives und Witness für meine 8 bzw. 13 Beacon Token, ganz zu schweigen von seinem CoP: Green. Als er dann bei einem bei mir relativ leeren Board zwei Zeuginnen im Spiel und ein Echoing Truth auf der Hand hat, gebe ich auf, da die Zeit doch schon recht fortgeschritten ist. Er bedankt sich noch dafür und wir machen...
Game 3:
Matthias tappt sich in seiner vierten Runde für ein dickes Orakel aus. Warum auch immer – aggro? Der Zealot nimmt sich dieser Aufgabe dankbar an. Er hat einen Pyroclasm für meinen ersten Troll für den zweiten aber erstmal nichts mehr. Dann kommt doch tatsächlich das erste Gifts dieses Matches. Ich hatte mich schon gefragt, ob einer meiner Gegner schlauer war und diese extracted und dann gleich für sich behalten hat – im Block kann man die sicher auch brauchen. Er sucht sich Witness, Revival, CoP: Green und noch irgendwas. Revival und CoP gehen in den Graveyard. Er hat zwar noch kein weißes Mana, ich aber weder eine Antwort auf seinen Circle, noch eine Ahnung von seiner Hand. Zudem sind nur noch wenige Minuten zu spielen. Da er nicht genügend Mana hat, kann er pro Runde immer nur meinen Troll chumpen. In den Extrazügen lege ich dann meine beiden Zeloten hin, die ihm dann den Rest geben.
5-2 (Das Licht fängt langsam an zu blenden)
Ich gehe noch schnell eine rauchen und sehe von draußen, dass die Standings schon ausgehängt werden. Vor eben diesen bleibe ich dann erst mal wie paralysiert stehen. Warum auch immer, weder stehe ich ganz vorne, weil alle gegen die ich verloren habe falsche Ergebnisse eingetragen haben, noch stehen irgendwelche Leute, die ich nicht leiden kann ganz weit unten. Vielleicht war ja eine Meduse unterwegs.... Als ich endlich meinen Blick von den Standings wenden kann, höre ich den Ecki rufen „Findet euere Plätze!“. Hä, will der jetzt irgendeine Ansage machen, oder was? Ich schaue mich um: alle sitzen an ihren Plätzen und mischen bzw. spielen schon fleißig. Neben diesen Standings hingen halt auch einfach schon die Pairings. Unter Aufwendung meiner letzten Willenskraft schaffe ich es dieses mal, mir eben diese anzuschauen und meinen „Platz zu finden“.
Runde 8: Michael Leng (mit, na ratet mal: Tooth and Nail meine Freunde, frohlocket!)
So ein Aufreger vor dem entscheidenden Spiel ums entscheidende Spiel ist doch immer wieder nett und glücklicherweise spielt Leng auch noch Tooth. Immerhin komme ich jetzt auch ohne „Oly“ ins schwitzen.
Game 1:
Meinem Troll stehen seine beiden Vine Trellis gegenüber. Eine Jitte erlaubt es mir schließlich anzugreifen. Dem folgt ein Mindslaver auf seiner Seite, der mich nötigt, die Bobbales auf meiner Jitte gegen Leben einzutauschen. Was aber eher unnötig war, da er den Slaver weder aktiviert noch es überhaupt kann. Die vielen verschiedenen alten Urza-Länder waren anscheinend schon genug um mein Hirn zu versklaven. Diese Leben waren aber, wenn ich mich nicht verrechnet habe, im Nachhinein sogar sehr wichtig: Ohne diese wäre der Troll als potentieller 7/5er wohl geblockt worden und hätte seine zweiten 3 Schaden nicht gemacht sondern eine Vine Trellis mitgenommen. Ich wäre nicht auf dann insgesamt 26 Leben gegangen, etc. Er slavert mich und spielt kurz darauf Tooth auf Kiki/Titan ich topdecke ein Schwert für meinen Bird, der ihm den Kiki umbufft und ihn auf fünf bringt. Mein Board beschränkt sich auf eben diesen Bird mit Schwert, weiter habe ich nichts mehr. Dank Top und weitere Shuffle-Effekte kann er noch 12 Karten nach Triskelion/Slaver/Tooth/Stone durchsuchen, die er aber glücklicherweise nicht findet. Der Titan und seine Witness können mich nicht rechtzeitig töten (s.o.) und ich gewinne doch seeehr glücklich.
Game 2:
Dieses Spiel ist unglaublich grausam, da wir beide recht bescheiden ziehen. Ich muss dann zusehen, wie mich eine Witness auf 10 prügelt, bis ich kurz den Tisch ausgeglichener gestalten kann. Irgenwann kommt aber doch das Tooth.
Game 3:
Nach einem Mulligan kann ich in der dritten Runde Blanchwood Armour auf meinen Bird legen. Das Schwert kommt danach drauf und ich haue ihn von 17 auf 9 und nächste Runde um, wenn – ja wenn er nicht eine Hand ohne Forest und Kreisel dafür voller Acceleration hält, aber halt den Forest vor der 3. Runde findet, was er braucht um Turn 5 Tooth auf Vampire und Trisk zu machen, welches ich ihm noch abstellen kann. Er hat aber ne Witness und bringt das alternativ A-Team wieder online.....
5-3
Runde 9: Marvin (MGA)
Tja, das war's dann wohl. Wenn ich anstelle von ein bis zwei TnN-Spielern gegen die z.B. auch recht zahlreich vertretenen Rot-Magier angetreten wäre, hätte ich wohl eine realistische Chance gehabt. Macht aber nix, nützt auch nix. Jetzt noch das letzte Spiel gewinnen, mit einem 6-3 wäre ich ganz zufrieden.
Game 1:
Da wird das Mirror noch einmal neu definiert, da wir in jedem Spiel bis zur 3. Runde exakt dasselbe machen. Dann zeigt sich aber, dass unsere Decks doch recht unterschiedlich sind. Er spielt mit Iwamori, Kodama UND Fangren Firstborn. Die bringt er auch alle raus und so viele dicke Kreaturen kann ich nicht handlen.
Game 2+3:
Ich boarde nur Terrors rein (habe in Spiel 1+2 keine Equipments gesehen) und lasse die Molds drinnen, da die es mir auch erlauben ihm mal ein Land wegzuballern, sollte es nötig sein. Er ist in beiden spielen mehr oder weniger screwed, wobei wir im zweiten schließlich in den Topdeck-Modus gehen und 5 Runden lang gegenseitig genau die richtige Antwort auf das vom Gegner gelegte ziehen. Ich habe dann aber schließlich Bird+Schwert, was mir das Spiel gewinnt. Das letzte Spiel des Tages gewinne ich dann tatsächlich dank meiner ERSTEN Might of Oaks. Die Tooth Spieler haben ihr eines Trisk immer viel öfter, irgendwie gemein.
6-3
Play of the Day:
Flo spielt mit seinem MUC gegen Mono Rot im dritten Spiel. Der Gegner legt Jinxed Choker, da sich Flo vorher für eine Magpie ausgetappt hat. Er kann aber in der Runde drauf zwei Spire Golems droppen und macht dem Halsband wenig später noch eine zusätzliche Marke. Das zwingt den roten Mann mittels Seething Song einen Hearth Kami zu spielen und den zu opfern, um nicht am Choker zu sterben...welches war noch mal das Aggro Deck?
Auch wenn es weder für mich, noch für Moritz, der im letzten und entscheidenden Spiel leider ausgerechnet gegen Tooth verlor, für eine Qualifikation gerreicht hat, so ist wenigstens Flo mit einem 7-1-1 q'ed und einer der wenigen erfolgreichen MonoU Spieler – Go Aggro! Ich disse ihn trotzdem, da er im letzten Spiel beim Stand von 7-1 gegen Patrick Lutz (8-0) drawt und damit die Chance auf den Meistertitel kampflos hergibt. Nicht dass ich dem Blacky den Titel nicht gönnen würde – er hat mit dem wohl solidesten Deck verdient gewonnen – aber die Chance auf den Titel würde ich mir nicht entgehen lassen, v.a. wenn ich dabei kein Risiko eingehen muss. Trotzdem Glückwunsch an beide für die grundsolide Performance. Und so kann ich den Flo, der am Ende 5. wird wenigstens damit aufziehen, dass ich mit meinem 3. Platz von 2002 immer noch bester Bayreuther Regionals Performator bin – fragt sich nur wie lange noch.
Ich habe das Turnier als recht gelungen empfunden, meine Gegner waren bis auf eine Ausnahme echt alle sehr angenehm, was mit schon fast das wichtigste bei so einem Event ist. Lieber locker bleiben, als unnötig zu verkrampfen und mit 40 an Magengeschwüren zu erkranken – das gilt sowohl für Magic-Spieler als auch für meine BWL studierenden Mitbewohner. Die Top 8 gegen eine Extra-Runde Swiss auszutauschen ist zwar schade, aber in Bayern hat's ganz gut funktioniert. Es kamen exakt alle mit 21 Punkten rein und es gab ne Menge Entscheidungsspiele in der letzten Runde. An dieser Stelle noch mal Thumbs Up für Maximilian Bracht, der nach der 9. Runde aus den Slots droppte, um Platz für Andere zu machen.
Rückblickend lässt sich sagen, dass die Deckwahl ganz OK war, ich mich aber nicht mehr ohne Extraction aus dem Haus trauen würde. Dafür ist Tooth einfach zu populär und das Matchup ohne sie einfach zu schlecht. Ich versuche auch noch verzwiefelt im Maindeck Platz für die Rushwood Dryad zu machen, die meiner Meinung nach im aktuellen Metagame sehr gut sein könnte. Aber darüber sollen sich andere den Kopf zermatern.
In einer guten Hausarbeit sollte man am Ende einen Bogen zum Anfang fahren, was mir mit der Erwähnung eben dieser bereits gelungen wäre. Ich wundere mich nur, wie leicht mir diese Seiten von der Hand gehen, während ich mich durch Seminararbeiten quälen muss – ob ich mir das irgendwie anrechnen lassen kann?
In diesem Sinne – gut, dass wir darüber gesprochen haben.
P.S.: Lasst euch von dem ganzen Uni Geschmarre nicht dazu verleiten mit lauter Einsen geben zu wollen – bleibt hart 
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Marktredwitzer Crew |
von -PhiL- am 15.06.2005 • 20:08 |
Wir sollten das Nächste mal früher zum testen anfangen, das habt ihr bisschen besser gemacht.
Netter Artikel, Herr Braun
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