Eternal
Erneut weder fair noch teuer
von Pascal Baatz
19.01.2010

Wie schon im ersten Artikel über Budgetdecks geschildert, ist das Legacyformat nicht notwendigerweise teurer für Einsteiger als andere Turnierformate. Die derzeitige Preisentwicklung der Standard-Chase-Rare Baneslayer Angel (gern auch einfach nur €ng€l genannt) bestätigt meine Argumente dahingehend, obwohl auch viele für Legacy relevante Karten in letzter Zeit im Preis anziehen. Die Schuld daran mag man dem Weihnachtsgeschäft und dem kommenden Grand Prix Madrid in die Schuhe schieben, doch auf lange Sicht wette ich garantiert mit niemanden gegen steigende Preise. Selbst die alten Fetchlands aus Onslaught sind angesichts der Extendedrotation und der neuen Fetchlands aus Zendikar nur marginal im Preis gefallen.

Es bleibt also auch in Zukunft genügend Raum für Budget-Ideen, die möglichst unfaire Decks nach sich ziehen sollten, damit man in einem so schnellen Format, wie Legacy derzeit darstellt, nicht untergeht. Da sich einige Leute mehr Aggrodecks gewünscht haben, steht dieser Artikel ganz im Zeichen von kreaturenlastigen Decks. Beatdown ist demnach die Strategie, auf die alles hinausläuft, aber zwischendurch soll der Gegner auch mit einigen Tricks beschäftigt werden.

Sozialverträgliches Frühableben

Dieses Unwort des Jahres 1998 ist zwar eine recht freie Übersetzung des ursprünglichen Decknamens „Death and Taxes“, aber die spannende Diskussion über die Namensgebung von Decks nach meinem Landstill-Artikel hat mich diesmal zu möglichst abstrusen Überschriften verleitet.

Eigentlich handelt es sich bei dem Deck um ein weißschwarzes Beatdowndeck mit einem starken Lock-Element. Später ist in manchen Versionen noch Grün für – wen wohl? – Tarmogoyf, aber ebenso für Gaddock Teeg und Qasali Pridemage hinzugekommen. Da man es mit dem einfachen „Kreaturen legen und seitwärts drehen“-Motto heutzutage recht schwierig in Legacy hat, sofern man nicht komboartige Tribalsynergien nutzt oder auf einen Plan B wie Burn ausweichen kann, verwendet das Deck Mangara of Corondor, um einen unfairen Vorteil zu erlangen.


Da man den Zauberer lediglich tappen muss, um seine Fähigkeit auf den Stapel zu legen, bleibt ein kleines Zeitfenster, in dem man die Legende mit Karakas wieder auf die Hand schicken kann. Unabhängig davon, ob Mangara im Spiel ist oder nicht, das Ziel seiner Fähigkeit wandert ins Exil. Danach spielt man den weißen Herrn aus Corondor wieder aus, um den Trick nächste Runde erneut durchziehen. Das Ganze ist sicherlich ein wenig umständlich und durch Removalspells zu unterbrechen, aber es kann sich sicherlich jeder ausmalen, wie stark ein Vindicate pro Runde ist.

Hier die einfarbige Budget-Variante:


3 Karakas
1 Emeria, the Sky Ruin
18 Plains

4 Mother of Runes
3 Serra Avenger
3 Ethersworn Canonist
1 Jötun Grunt
4 Mangara of Corondor
3 Stonecloaker
4 Flickerwisp
2 Aven Mindcensor

4 Swords to Plowshares
1 Enlightened Tutor
4 Aether Vial
1 Runed Halo
3 Oblivion Ring
1 Thousand-Year Elixir


1 Jötun Grunt
1 Ethersworn Canonist
2 Pithing Needle
1 Tormod's Crypt
2 Seal of Cleansing
2 Ghostly Prison
3 Cataclysm
1 Circle of Protection: Red
2 Burrenton Forge-Tender

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Um den Lock kostengünstiger zu gestalten und gleichzeitig das Problem von Countern auszuschalten, spielt man Aether Vial und gegen Removal ist Mother of Runes hilfreich, welche die farblose Karakas-Fähigkeit nicht unterbricht. Dennoch ist das Deck keineswegs nur auf Mangara und Karakas ausgelegt. Viele andere Karten sind dazu gedacht, den Gegner zu behindern und gleichzeitig Schaden austeilen zu können. Neben Mother of Runes tragen auch Stonecloaker und Flickerwisp mit Vial dazu bei, die eigenen Kreaturen am Leben zu erhalten. Zusätzlich ist der Gargoyle noch eine nette Maindeck-Karte gegen Karten wie Life from the Loam oder auch Reanimatordecks. Jötun Grunt ist auf diesem Gebite ebenfalls sehr gut, aber aufgrund fehlender Fetchlands kann man seinen eigenen Friedhof weniger zuverlässig füllen. Deswegen wurde die Anzahl der Schneeriesen zurückgefahren, dessen Beatdownpart nun Serra Avenger übernimmt. Ethersworn Canonist und Aven Mindcensor sind die letzten beiden Kreaturen in der Liste, die einen selbst u.a. dank Aether Vial kaum betreffen, dem Gegner jedoch schwer zusetzen können.


Da die eigenen Kreaturen im P/T-Bereich kaum mit anderen Kreaturen des Formates mithalten können, spielt man neben Mangara noch reichlich flexibles Removal, was zum Teil durch Enlightened Tutor gesucht werden kann. Nur ein Exemplar mag zu wenig erscheinen, doch im Grunde handelt es sich meistens um die fünfte Aether Vial, die wirklich wichtig für das Deck ist, oder das zweite Thousand-Year Elixir. Letzteres scheint ebenso unausgegoren, ist in der Spielpraxis aber extrem stark. Man legt eine Mother of Runes auf den Tisch und der Gegner hat sofort ein Problem, nicht erst eine Runde später; nein, er hat sogar zwei Probleme, denn auch Doppelremoval hilft ihm dank der Enttappfähigkeit des Artefaktes nicht weiter. Auch ein eigener Angreifer kann zum Blocken enttappt werden und ein Mangara wird einfach zweimal benutzt, was wohl die unfairste Art und Weise darstellt, auf die man das Elixir nutzen kann. Dennoch will man die Karte nicht mehrmals sehen und spielt lieber einen flexiblen Tutor.


Aus offensichtlichen Budgetgründen wurde auf eine Zweit- und Drittfarbe verzichtet, was den Weg für Aven Mindcensor und Emeria, the Sky Ruin bereitet hat. Eigentlich müsste das Deck in dieser Form recht günstig sein, doch bei Karakas handelt es sich leider um eine der älteren Karten, die fast nirgendwo gespielt wird, aber dennoch nicht ganz billig ist. Das Sideboard enthält ebenfalls ein paar teurere Karten, die aber auch durch andere ersetzt werden können. Überhaupt hat man beim Zusammenstellen seiner 15 Karten große Freiheiten und kann dank Enlightened Tutor zwischen verschiedenen Lösungen für ein Problem variieren. Cataclysm und Armageddon sind ebenso wie Pithing Needle gegen Kontrolldecks gut zu gebrauchen, gegen die das Artefakt oft die gefährlichen Engineered Explosives abstellt. Im Gegensatz zu Armageddon kümmert sich Cataclysm auch um unliebsame Planeswalker.

Später hinzugefügte Splashes können Dark Confidant als Cardraw hinzufügen, sich mit Discardspells absichern oder die in der Einleitung genannten grünen Kreaturen einbringen. Darüber hinaus gibt es aber nicht viel was unbedingt einer Änderung bedarf. Je nach Metagame kann man durch die Gewichtung verschiedener Karten sein Deck effizient modifizieren. Dabei sollte man auch Samurai of the Pale Curtain, Glowrider, Thorn of Amethyst, Path to Exile, Celestial Purge u.v.m. berücksichtigen.

Der Wille ist schwach, doch der Fisch ist stark


Bekannte Volksweisheit trifft auf eines der wenigen blauen Decks zu, das in Legacy tatsächlich ohne Force of Will gespielt werden kann. Natürlich sollte auch Meervolk keineswegs ohne den typischen Legacy-Counter antreten und es gibt zugegebenermaßen keinen auch nur ansatzweise vergleichbaren Ersatz, aber das Deck ist in erster Linie ein Aggro- und kein Kontrolldeck. Und AGGRO kann man bei einem Deck mit zwölf Lords in Großbuchstaben schreiben.


20 Island

4 Cursecatcher
4 Silvergill Adept
4 Lord of Atlantis
4 Merfolk Sovereign
4 Merrow Reejerey
2 Wake Thrasher

4 Aether Vial
4 Daze
2 Thwart
2 Relic of Progenitus
3 Back to Basics
3 Echoing Truth


2 Relic of Progenitus
3 Submerge
3 Hydroblast
3 Counterspell
2 Seasinger
2 Wipe Away

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Neben der angesprochenen Force of Will fehlt im Vergleich zu anerkannten Merfolklisten noch eine ganze Menge, was man sich nach und nach dazukaufen kann. Normalerweise stören Mutavault und Wasteland die ach so schöne Inselidylle, deren Abwesenheit hier durch Back to Basics ausgeglichen wird. Manchmal wird Wasteland noch von Stifle gegen Fetchlands u.a. unterstützt, aber stattdessen kann man auch den sogenannten Manland-Plan verwenden, also die Ödländer durch Mishra's Factory ersetzen, um den Aggromodus zu forcieren. Diese Strategie ergibt vor allem Sinn, wenn man wie üblich Standstill spielt. Aether Vial und sieben bis acht Manlands zwingen den Gegner häufig, den Effekt des Entchantments auszulösen, und bringen so neben Silvergill Adept den benötigten Carddraw in die Liste ein.


Obwohl man bei den Kreaturen keine Abstriche machen muss, will die Leere die Force, Standstill oder Stifle hinterlassen, gefüllt werden. Neben Back to Basics werden Echoing Truth als flexible Antwort und Relic of Progenitus u.a. gegen Tarmogoyf gespielt. Aber auch die langsameren Strategien von Aggroloam und Survivaldecks, welche später zum Problem werden können, behandelt das Artefakt aus Alara. Das Sideboard bietet weitere Antworten gegen grüne Kreaturen in Form von Submerge, welches gut mit der schnellen Beatdownstrategie des Meervolks harmoniert und besonders in Reaktion auf Fetchlands vernichtend ist. Seasinger ist gleichermaßen eine Bedrohung für etliche Aggrokontrolldecks und im Mirrormatch.

Cursecatcher und Daze werden in der Budget-Version durch zwei Thwart verstärkt, welche das „Spiel mich kostenlos während du Fische nachlegst“-Thema weiterführen. Der Counter ist vor allem für späte Bomben des Gegners wie Humility oder Boardsweeper nötig und sein Ziel sollte deswegen mit Bedacht gewählt werden. Je nach Bedarf kann das Kontingent an Countern durch Counterspell aus dem Sideboard verstärkt werden, die vor allem gegen Landstill und Kombodecks zum Einsatz kommen. Sicher kann man auch Spell Pierce spielen, doch ohne Wasteland/Stifle ist man mit dem sicheren Counter zunächst besser bedient. Ebenso erweist sich Hydroblast gegen Sweeper wie Pyroclasm und Firespout oder gegen Burnspells auf Schlüsselkreaturen als nützlich. Übrig bleiben zwei Wipe Away, die auch dann noch ihren Dienst tun, wenn der Gegner Echoing Truth neutralisieren kann und mit Counterbalance aufwartet.

Alucard's Nach(t)barn


Folgendes Deck ist ein wenig teurer, wenn man sich wirklich alles neu kaufen müsste, doch da viele Karten aus M10 und Zendikar stammen und die restlichen teuren Karten zum Arsenal eines Legacy-Kartenpools gehören, stelle ich es dennoch vor. Die Rede ist von einem monoschwarzen Suicidedeck mit Vampirthema. Leider ist Vampire Nocturnus gerade sehr teuer, obwohl Vampire in Standard nach wie vor selten gespielt werden. Aber vielleicht wurde ja schon die eine oder andere Promofoil abgegriffen. Folgende Liste stellt eine mehr auf Budget getrimmte Version meines Decks aus dem Zendikar-Review-Artikel dar.


19 Swamp
1 Volrath's Stronghold

4 Vampire Lacerator
4 Dark Confidant
2 Vampire Hexmage
2 Withered Wretch
4 Vampire Nighthawk
4 Gatekeeper of Malakir
4 Vampire Nocturnus

4 Dark Ritual
4 Duress
4 Hymn to Tourach
4 Doom Blade/Smother


2 Oblivion Stone
4 Engineered Plague
2 Withered Wretch
2 Vampire Hexmage
3 Stromgald Crusader
2 Haunting Echoes

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Das Prinzip ist einfach: Eine Reihe günstiger aggressiver Beatdownkreaturen wird durch je acht Removaleffekte und acht Discardspells unterstützt. Dark Confidant sorgt für Carddraw und lenkt nebenbei Removal auf sich, damit Vampire Nocturnus als schneller Finisher agieren kann. Den Lebensverlust von Vampire Lacerator und Confidant gleicht man durch Geschwindigkeit und Vampire Nighthawk wieder aus, der als Evasionkreatur und fähige Mauer ebenfalls eine Schlüsselkarte darstellt. Vampire Hexmage und Withered Wretch wurden gesplittet, um verschiedenen Gefahren wie Planeswalkern, Chalice of the Void und Graveyard-Strategien zu begegnen.


Im Sideboard befinden sich jeweils die zwei restlichen Exemplare zusammen mit Stromgald Crusader, der mehr oder weniger im Alleingang gegen Aggrokontrolldecks gewinnt, welche nur Swords to Plowshares als Removal aufweisen. Gegen Landstill ist der Zombieritter ebenfalls nicht schlecht, genau wie Haunting Echoes, für die aus Budgetgründen aber auch Mind Sludge gespielt werden kann. Erwähnenswert ist noch die Rolle von Oblivion Stone, der die Schwäche von monoschwarzen Decks behebt, nichts gegen Artefakte und Enchantments unternehmen zu können. Zwar ist der dunkle Klunker ziemlich umständlich, aber dafür sehr gründlich und besser gegen Counterbalance/Spell Snare als Powder Keg.

Hat man aus Zendikar noch Marsh Flats, Verdant Catacombs (oder Onslaught-Fetchlands) und Bloodghast sind diese natürlich herzlich willkommen. Die Länder sorgen nicht nur für Landfall nach Belieben, sondern werten Vampire Nocturnus ‘ Aufdeckfähigkeit noch einmal stark auf. Hexmage und Wretch werden idealerweise durch zwei Bloodghast und zwei Umezawa's Jitte ersetzt. Will man noch weiter gehen, bieten sich Splashs in andere Farben an, wie es bei Deadguy Ale, Red Death oder Eva Green der Fall ist, wobei Letzteres im Moment definitiv das beste, aber auch teuerste der genannten Decks ist. Die Dark Depths/Vampire Hexmage-Kombo kann man in voller Stückzahl ausprobieren, wovon ich jedoch, wie bereits im Review-Artikel erläutert, abrate.

Budgetplanung


Der nächste Artikel über Budget-Decks in Legacy wird sicherlich noch eine Weile auf sich warten lassen, aber ich kann schon mal verraten, dass es demnächst um Kontrollstrategien gehen wird. Zuerst denkt man bei den Wörtern Kontrolle und Legacy instinktiv an Decklisten die mit vier Force of Will und vier Brainstorm beginnen, hunderte Euros in eine Manabasis investieren, zwischendurch viel Removal spielen und gegen Ende Elspeth, Knight-Errant aufführen, doch im Budget-Bereich kann man sich auch getrost den anderen Farben zuwenden und schauen, was dort machbar ist, um den Gegner mit weniger teuren Karten zu nerven.

Pascal Baatz
TS Crew
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