Limited
ME4×2
von Andre "TrashT" Müller
19.01.2011

Kürzlich hat Florian alle über den Erwartungswert diverser Magic Online-Queues aufgeklärt (hier und hier). Ich hatte vor einiger Zeit selbst schon derartige Überlegungen angestellt und nutze diese Erkenntnisse seither, um auszuwählen, was ich spielen werde. Also nicht wirklich. Ich spiele nicht immer das, was mir zu jeder gegebenen Zeit den meisten Gewinn verspricht. Das wäre zwar professionell, aber zurzeit bin ich nun mal kein professioneller Spieler, sondern professioneller Angestellter. Trotzdem macht mir Magic nach wie vor Spaß, und da die Möglichkeiten fehlen, auf Curaçao mit echten Pappkarten zu zocken, spiele ich mehr Magic Online denn je. Aber Magic macht mir nicht nur allgemein Spaß zu spielen, sondern spezieller das Gewinnen, und noch spezieller das Erwirtschaften von Gewinn. Insofern spiele ich keine Turniere, die einen negativen Erwartungswert haben. Grob gesagt äußert sich das so, dass ich alles zocke, wonach mir der Sinn steht, außer 8-Man-Draft. Außerdem halte ich mich von Turnieren fern, wo die Gewinnausschüttung von den Final Standings anstatt von den tatsächlich erspielten Siegen abhängt (da man diese nur schlecht berechnen kann) – und von Prereleases.


Denn Pre-Releases sind wirklich das Grauenhafteste, was es gibt. Zumindest auf Magic Online. Nicht zu verwechseln mit den Release-Events ohne „Pre-“ – die sind super. Aber Prereleases sind das Allerletzte. Man nehme Sealed. Der 4:0er bekommt zehn Booster, die vier 3:1er immerhin noch vier und für die sechs 2:2er gibt's noch ein Trostbooster. Macht insgesamt 10+4×4+6=22 Booster oder 22×4=88 Tickets. 16 Leute zahlen je 30 Tix Startgeld, sind insgesamt 480 Tickets. Es werden also satte 18.33% der Teilnahmegebühr ausgezahlt. Schlechter geht es nun wirklich nicht. Wenn man also 50% seiner Matches gewinnt, kann man erwarten, am Ende Produkt im Wert von durchschnittlich 5,5 Tickets erspielt zu haben. Sind −24,5 Tickets Erwartungswert. Bei der Rechnung muss man aber noch zwei Sachen berücksichtigen: Zum einen war der Wert eines durchschnittlichen Sealed Pools 17,2 Tickets, gemessen am durchschnittlichen Supernovabot-Einkaufspreis einer Masters Edition IV-Rare und ohne Foils oder Commons und Uncommons zu berücksichtigen. Und zum anderen gewinne ich mehr als 50% meiner Matches.

Das erinnert mich an eine witzige Situation, die ich neulich erlebt habe. Mein Finalgegner wollte gern, dass ich aufgebe, um ihm die Qualifier-Points zu überlassen. So was ist allerdings illegal (jedenfalls in diesem Fall, weil er mir dafür etwas angeboten hat – einfach mal zu fragen und dann aus Nettigkeit aufzugeben, ist eventuell legal), und wenn er den Screenshot macht und mich anschwärzt, kann mein Account gesperrt werden. Vor allem aber wollte ich ihm erklären, dass er wahrscheinlich sowieso zu geizig ist, um mich erfolgreich zu bestechen im Angesicht meiner hohen Match-Win-Percentage! Die Diskussion lief ungefähr so ab:

er: i'll give you 12 tix
ich: i win more than 60% of my matches (Wir spielten um fünf Booster.)
er: no you don't just running good
ich: i happen to keep track in an excel sheet, and since i started keeping track about 6 months ago, my limited record was 234-126
er: yeah but you don't have those odds against a 3-0 opponent
ich: well, i won the die roll, didn't mulligan and i watched your replays and it seems my deck is better than yours
er: dude i used to play games for a living
ich: so? i am andre mueller
er: ok so how about 14 tix?



Ich habe ihm gesagt, wir reden bei 1:1 noch mal drüber. Aber dann habe ich doch 2:0 gewonnen. Die Geschichte musste ich dringend mal mit allen teilen.

Mit so hoher Siegquote und bei den Preisen der MED4-Karten und -Booster waren die Prereleases also doch noch minimal lukrativ für mich und so habe ich mich direkt mal in ein 16-Mann-Swiss-Sealed begeben und 3:1 gespielt. Mickrige vier Booster, aber trotzdem im Plus. Dann bin ich bei einem 64-Mann-Draft-Premier-Event eingestiegen, aber weil das erst in ein paar Stunden losging, vorher noch einmal ins Sealed. Der Draft startete dann allerdings bereits, während das Sealed noch in Runde 4 war, und vor lauter ICQ-Diskussion über meine Picks hatte ich das Match ganz vergessen und verlor automatisch dank zehn Minuten Inaktivität.

Als Ausgleich dafür habe ich hoffentlich gute Picks gemacht, an denen ich euch jetzt teilhaben lasse …




Der First Pick ist angenehm einfach. Ich könnte Primal Clay nehmen, um flexibel zu bleiben, oder mich für die mit Abstand beste Karte im Booster entscheiden: Swords to Plowshares. Und obwohl Swords to Plowshares in diesem Format unangenehm zu splashen sind, da es nur Doppelländer und City of Brass als Manafixer gibt, ist der Pick für mich klar. Instant-Removal ist in diesem Format vergleichsweise selten, wird daher weniger umspielt und ist dementsprechend verheerender anzubringen, wenn man ihn denn hat.




Wunderbar. Die beste Karte im Booster ist weiß. Ich nehme Spotted Griffin und bin froh, die Swords nicht gepasst zu haben.




Hier hätte ich im Nachhinein doch lieber den Spotted Griffin nehmen sollen. Meine Überlegung war die: Wenn ich Weiß drafte, was ich ziemlich sicher machen werde, will ich entweder das blauweiße Fliegerdeck, in welchem Serra Aviary super ist, oder das White Weenie, in welchem Serra Aviary nur gut ist. Der Spotted Griffin wäre in beiden Decks ziemlich gut. Dafür wäre er deutlich besser in einem BW-Control-Deck, was ich damals noch nicht auf dem Radar hatte. Etwas aggressiver, als ich vorhatte, entscheide ich mich hier also für Serra Aviary.




Okay, welchen 4-Drop nehme ich genau? Clockwork Swarm finde ich weder in WW noch in UW besonders gut. Wenn der im Deck ist, bin ich nicht gerade froh darüber. Dafür wäre er die beste „weiße“ Karte im Booster. Jetzt könnte ich entweder Prowling Nightstalker nehmen und ein BW-Aggrodeck anstreben, Clockwork Swarm nehmen und weitersurfen oder nachlesen, dass Guardian Beast drei Tickets wert ist und einfach das nehmen. Und das mache ich dann auch, obwohl hier Ironhoof Ox als vermutlich beste grüne Common des Formats noch im Booster ist und ziemlich stark signalisiert. Aber erstens sind drei Tickets deutlich über meiner Raredraftschwelle selbst für 64-Mann-Premier-Event-Drafts und zweitens halte ich GW für keinen besonders guten Archetyp. Außerdem: Wer weiß, am Ende spiele ich das Guardian Beast sogar!




Wunderbar, ein guter Flieger. Wild Aesthir ist unglaublich dominant im Luftkampf und seine Fähigkeit ist kaum klobig, da das Format langsam und vor allem mit 1-Toughness-Fliegern bevölkert ist.




Grün scheint mein rechter Nachbar nun wirklich nicht zu sein. Aber wisst ihr was? Der von meinem linken Nachbarn auch nicht. Von daher nehme ich noch einen Clockwork Swarm aus Mangel an Alternativen.




Mit Primal Clay als siebtem Pick wäre ich deutlich zufriedener als beispielsweise mit meinem Pick 6. Aber mit noch einem Wild Aesthir bin ich gleich noch viel zufriedener!




Wieso ich hier Scavenging Ghoul genommen habe und nicht Righteous Charge, weiß niemand. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, was ich mit dem damals vorgehabt habe. Nicht dass Righteous Charge super wäre, aber in dieser Situation hat er doch deutlich höhere Chancen, in meinem Deck zu landen als Mister Aeiou.




Zeit, einfach mal die beste Karte aus dem Booster zu nehmen und zu warten, ob man nicht am Ende doch noch die Farbe wechselt. Crumble.




Dann halt jetzt Righteous Charge über ein nur potenziell spielbares (will heißen: ich habe es schon mindestens einmal ausgespielt) Amulet of Kroog.




Rarepick – Alchor's Tomb.



Foilpick – Citanul Druid.



Noch Temple Acolyte!



Signalpick – Glasses of Urza.



Last Pick.




Die Wahl ist jetzt wirklich interessant. Habe ich mich schon festgelegt, was ich spielen soll? Noch nicht so richtig, was allerdings auch meine eigene Schuld ist. Erst habe ich härter geforct, als nötig war, um danach wieder sinnlos rumzusurfen. Auch in diesem Pick: Normalerweise hätte ich jetzt schon entscheiden sollen, dass ich Lust auf White Weenie habe, und einfach Angelic Voices nehmen. Stattdessen habe ich lieber zu Serra Bestiary gegriffen, was ein klobiges, aber spielbares Removal ist, um zur Not noch in eine Zweitfarbe einzusteigen. Das würde ich nicht noch einmal so machen: das Bestiary ist zu viel schlechter als die Voices, als dass es das durch seine Flexibilität aufwöge.




Jetzt könnte ich Wild Griffin nehmen, aber für genau diesen Punkt habe ich mir meine Optionen offen gehalten, und dann jetzt nicht Dakmor Plague zu nehmen, obwohl es so ziemlich die beste Karte ist, die ich mir an der Stelle einsurfen kann, wäre ein Sakrileg. Dakmor Plague ist wahrscheinlich die stärkste Uncommon des Formats.




Jetzt steht meine Entscheidung wohl fest: Ich werde auf die Angelic Voices spekulieren (die für gewöhnlich fast niemand sinnvoll spielen kann), hier Savannah Lions draften und dann White Weenie mit Schwarzsplash ausschließlich für Spells spielen. Wenn die Voices nicht um den Tisch kommen, kann ich den Fokus meines Decks immer noch ein wenig mehr in die kontrollige Richtung verlagern.




Und jetzt auch direkt noch mehr Savannah Lions. Zwar ziemlich miserable Typen, falls ich am Ende doch eher Control spiele, aber der Prowling Nightstalker ist dann auch nur etwas besser. Für seine Aggro-Qualitäten will ich ihn ohnehin nicht im Deck haben, aus Angst, den Crusade zu negieren. Das kann man für Sengir Vampire und dergleichen mal in Kauf nehmen, aber nicht für Nightstalker.




Aesthir Glider und Alaborn Musketeer sind gerngesehene Gäste im White Weenie, weil sie von Angelic Voices aufgepumpt werden und dann super sind. Und genau darum muss man Angelic Voices auch sehr hoch draften – Serra Aviary nur etwas weniger, da es Enchant World ist und man somit ohnehin nicht mehrere auslegen kann.




Wild Aesthir kann man in nahezu beliebiger Stückzahl zocken. Optionen gibt es auch kaum; Coral Helm sieht zwar irgendwie ein bisschen wie Stormbind aus, aber die Abstriche sind in der Praxis gravierend genug, um ihn nur in den seltensten Fällen spielbar zu machen.




Alaborn Musketeer war hier meine Entscheidung, wobei ich auch hier wieder sagen muss: Das war der allererste Draft, den ich in dem Format je bestritten habe, und mit einer Woche mehr Erfahrung sehen einige Picks rückblickend reichlich schlecht aus. Hier hätte ich ziemlich sicher Osai Vultures nehmen sollen, die nicht nur besser gepumpt werden, sondern auch fast genauso gut mit Fliegern abtauschen und gegen die im Format reichlich vorhandenen 1/3er und 1/4er wenigstens noch Schaden machen. Selbst einen 1/1-Vanilla-Flieger würde ich am Ende vermutlich spielen und die Vultures-Fähigkeit ist durchaus noch für ein paar Schadenspunkte gut, vor allem wenn der Gegner sich zu schade ist, seinen Wild Griffin dagegen abzutauschen.




Und jetzt hatedrafte ich die grüne Karte … oder nehme sie, um eventuell doch noch mal in Grün einzuschwenken? Gegen mein Deck ist Scavenger Folk jedenfalls bestimmt besser als Detonate, weil es mir billig Tempo rauben könnte.




Jade Monolith ist noch das Beste im Booster und außerdem Rare. Bis heute habe ich den, glaube ich, noch nie gespielt. Aber in mein Deck reinmachen wollte ich ihn schon immer mal. Ich kann mir gut vorstellen, dass man damit gewisse Partien ordentlich ausgrinden kann.




Living Wall als mögliche Sideboardkarte gegen Klobodecks.




Elite Cat Warrior sideboarde ich vielleicht sogar noch mal irgendwie ein. Immerhin habe ich auch schon Crumble



Zwölfter Pick Ironhoof Ox?! Gleich steige ich wirklich noch in Grün ein …



Auch Ogre Taskmaster ist ungefähr die drittbeste rote Common und hat hier nichts mehr verloren.



Hatepick – Urza's Mine.



Last Pick.




Soul Shred wäre hier durchaus eine Option, aber seit der Dakmor Plague habe ich kein Schwarz mehr gesehen, und während die Plage an sich es schon wert wäre, ein paar Sümpfe ins Deck zu stopfen, so kann es auch durchaus passieren, dass sich Schwarz in dem Deck überhaupt nicht lohnt und ich Mono-Weiß bleibe. Über Wild Griffin würde ich Soul Shred eventuell noch nehmen (aber wahrscheinlich auch nicht) – über Clockwork Avian auf keinen Fall! Nicht ganz ein Air Elemental, doch dass er ab und an kurz Luft holen muss, ist nicht so schlimm. Bis es so weit ist, hat er oft schon genug Schaden angerichtet. Natürlich nur, wenn er vorher nicht disenchantet wird … aber man kann nicht immer Serra Angel aufmachen.




Wieder mal nichts in Schwarz und auch nichts Besonderes in Weiß, da nehme ich Primal Clay. Meistens ein 2/2-Flieger für vier Mana, was nicht spektakulär ist, aber die anderen Modi sind auch hin und wieder nützlich und diese Flexibilität macht den Clay zu einer gut spielbaren Karte.




Okay, bevor ich jetzt schon Osai Vultures oder Dragon Engine drafte, nehme ich natürlich Terror. Der ist immerhin leichter geplasht als die Plague und ziemlich stark.




Noch ein Serra Bestiary hätte es wahrscheinlich nicht gebraucht, ich habe es aber gedraftet, anstatt möglicherweise Weakness oder besser Argivian Blacksmith zu nehmen. Zwei Schaden zu verhindern, ist schon ziemlich stark und nicht das Ende der Welt, falls man mal keine Artefaktkreatur hat. Fürs nächste Mal weiß ich's.




Eindeutig Wild Griffin.




Grapeshot Catapult ist stark, vor allem gegen mich, aber mein 4-Mana-Slot ist schon reichlich voll und überhaupt will ich lieber maximal viele Flieger. Also nehme ich mehr Wild Griffin.




So spät noch Divine Offering ist eher die Gabe der Götter an mich als umgekehrt. Noch bin ich nicht sicher, aber ich glaube, Divine Offering ist die zweitbeste Common im Format nach Terror. Der Lifeswing ist einfach viel brutaler, als man es gewohnt ist, und spontan überhaupt irgendetwas tun zu können, ist in diesem Format wie schon erwähnt Gold wert.




Dust to Dust nehme ich hier für mein Sideboard, obwohl ich es im Nachhinein lieber für mein Maindeck hätte nehmen sollen. Fast jeder hat ein paar Artefakte, und irgendwann liegen zwei im Spiel und dann ist Dust to Dust gespoilt.




Noch ein Clockwork Swarm, der wahrscheinlich nicht im Deck landet, über nichts Spannendes.




Martyrs of Korlis halten so ziemlich alles auf und können im Gegensatz zur Living Wall noch was totblocken oder sogar angreifen und vor allem Aesthir Glider- und Primal Clay-Schaden absorbieren.




Wunderbar, die Osai Vultures kommen noch um den Tisch und direkt in mein Deck.



Drowned zu haten, wäre wohl effektiver, aber ich nehme mal Goblin Shrine raus. Das ist allerdings nicht nötig – das entsprechende Goblindeck gibt es einfach nicht.



Uncommon-Pick – Mystic Decree.



Warp Artifact sideboarde ich vielleicht noch mal ein …? Eher als Goblin Caves jedenfalls.



Lastpick.


Bei der Deckconstruction merke ich ganz schnell, dass es sich nicht lohnt, Schwarz aufzunehmen. Dakmor Plague und Terror als einzig interessante Karten benötigten schon so sechs Sümpfe, was ich mir nicht zumuten will. Insbesondere wenn man berücksichtigt, dass die Plague vor allem meine Hälfte des Boards effektiv aufräumt. Da verzichte ich lieber und freue mich auf ein paar Runden Magic ohne Color-Screw-Möglichkeit. Die finale Deckliste:


2 Savannah Lions
1 Alaborn Musketeer
1 Osai Vultures
1 Temple Acolyte
3 Wild Aesthir
2 Wild Griffin
2 Clockwork Swarm
1 Primal Clay
1 Spotted Griffin
1 Clockwork Avian
1 Martyrs of Korlis

17 Plains


1 Swords to Plowshares
1 Divine Offering
2 Serra Bestiary
1 Righteous Charge
1 Angelic Voices
1 Serra Aviary


Im Nachhinein hätte ich nur ein Serra Bestiary spielen sollen und stattdessen Dust to Dust im Maindeck. Und anstelle von Martyrs of Korlis hätte ich in diesem Deck „endlich“ mal Jade Monolith ausprobieren sollen. Wenn er hier nicht gut ist, wo dann?

Leider hat Magic Online die meisten meiner Spiele nicht (mehr) gespeichert. Von daher kann ich euch nur von einem Duell der Runde 3 berichten: Mein Um-die-Top-8-Zwischenboss spielt Rot-Blau und nimmt mir früh den Wind aus den Segeln, indem er mit Owl Familiar gegen meine Turn-1-Savannah Lions abtauscht, meinen Wild Aesthir in Turn 4 countert und dann auch noch mein Serra Aviary countert. Ich lege noch ein paar Flieger nach, er verteidigt sich mit Icy Manipulator und Cloud Spirit, aber als ich den Spirit mit Serra Bestiary verzaubere, muss er ihn sich selbst mit Symbol of Unsummoning zurück auf die Hand schicken. Ein schöner Spielzug für Kartenvorteil, aber mein Wild Aesthir und Clockwork Avian schlagen (relativ) unermüdlich auf ihn ein und aus ihm kommen keine Spells mehr raus. Schließlich muss er sich geschlagen geben.

Das hat so weit gut geklappt. Diese White-Weenie-Strategie schien mir ziemlich durchschlagend und beim nächsten Mal könnte ich sie gleich viel fokussierter draften und hätte dann … ein noch viel besseres Deck? Hört sich super an, aber ob das immer so geht, ist eine andere Sache. Ich habe mit Freunden diskutiert, was ich denn wohl in der Top 8 draften sollte. Ja, wieder White Weenie! Aber mir war nicht wohl in meiner Haut, stumpf noch mal dieses Deck zu forcen, und ich weigerte mich. Damit ich da erneut einsteige, bedarf es schon eines Zeichens der Götter.




Und da ist es auch schon: Götterdämmerung! Die Karte ist wie gemacht fürs White Weenie. Ziel ist nicht unbedingt, möglichst viel mehr gegnerische als eigene Länder zu zerstören, sondern sobald man eine überlegene Boardposition erlangt hat (was mit der guten Manakurve eines White-Weenie-Decks durchaus Turn 4 schon der Fall sein kann), spielt man direkt Armageddon und bringt das Spiel in der Zeit, in der beide Spieler eifrig Länder suchen, unter Dach und Fach. Terror wäre die Alternative – wenn es nicht so poetisch wäre, dass ich ausgerechnet Armageddon als Zeichen bekomme (und vor allem wenn ich mehr mit diesem BW-Control-Archetyp vertraut gewesen wäre). Ich nehme jedenfalls Armageddon. Das kann ja nur super werden!




Und genauso super geht es auch weiter. Mein Nachbar hat die Rare genommen – die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es ein Money-Pick war – und ich nehme Serra Angel. Perfekt!




Das Lustige bei so rückblickenden Reports ist eindeutig, wie man sich im Nachhinein über seine unglaublich schlechten Picks amüsieren kann! Hier nehme ich doch glatt den fast unspielbaren Alaborn Trooper über das gespoilte Horn of Deafening. Absolut nicht zur Nachahmung empfohlen!




Juggernaut kostet vier und dieser Mana-Slot war in meinem letzten Deck schon ziemlich überbelegt. Außerdem will ich nicht unbedingt das weiße Signal weitergeben und außerdem weiß ich mittlerweile, dass Divine Offering auch einfach stärker ist als der Juggernaut. Genommen habe ich es aber auch damals schon!




Hier muss ich mich nicht schämen, schon die Osai Vultures zu nehmen, da die einzigen Alternativen Dread Wight und Goblin Firestarter sind – beides keine Karten, die einen mit neun weiteren Karten im Booster überraschen sollten. Da ist der Booster mit zehn Karten ohne Osai Vultures schon viel bemerkenswerter.




Hier könnte ich Ironhoof Ox nehmen und zur Abwechslung mal GW draften, aber ich will auch immer noch nicht jemals in dieser Farbkombination landen (jedenfalls nicht in den meisten Formaten) und nehme darum einfach Clockwork Swarm.




Temple Acolyte ist zwar nicht der Beatdown-Meister vor dem Herrn, kostet jedoch immerhin nur zwei Mana, ist durch Angelic Voices verstärkt plötzlich kein schlechter Angreifer mehr und kann früh ein paar Schadenspunkte forcen und vor allem vermeiden, dass gegnerische Flieger einen auf einmal in ein Damage-Race drängen, was man verlieren würde, sodass man nicht mehr angreifen kann! Vor allem aber hat auch dieser Booster nicht gerade die überwältigenden Argumente für eine Zweitfarbe.




Normalerweise nehme ich ja Serra Aviary als fünften und Osai Vultures als achten Pick, aber es darf von mir aus auch gern umgekehrt sein.




Bronze Horse – hauptsächlich, um zu signalisieren (dass alle Farben außer Weiß offen sind).




Aus dem gleichen Grund nun Ebony Rhino – und weil mir auffällt, dass anscheinend niemand dieses Urzatron nimmt. Wenn das so weitergeht, spiele ich am Ende noch Tron-Weenie!




Hier nehme ich Scavenger Folk, anstatt schon mal ein random Tron-Land zu picken … Aber gut, so dringend will ich nun auch nicht Tron spielen und Scavenger Folk ist der beste Hatedraft.



Jetzt nehme ich dann mal Urza's Tower.



Und jetzt Urza's Power Plant.



Und mit Urza's Mine habe ich mir soeben für absolut überhaupt nichts einmal Tron eingesammelt.



Der Last Pick ist dann immerhin kein Tron-Teil.




Für mein Deck ganz klar Wild Aesthir der Pick; jemand anderes wird sich am Roc of Kher Ridges erfreuen.




Wenigstens nehme ich hier nicht total sinnloserweise noch einen Alaborn Trooper, sondern stattdessen Just Fate. Im Idealfall hätte man lieber Removal, welches Blocker beseitigen kann, aber man ist nicht in jedem Game der Aggressor und Just Fate ist ein solides Removal, um zurückangreifende Kreaturen (vor allem Serra Angel!) abzustellen, sodass man mehr Zeit hat weiter Flieger zu ziehen und später zu gewinnen.




Endlich mal der Spotted Griffin, für den ich mir unter anderem immer den 4-Mana-Slot freihalte!




Hier habe ich die Wahl zwischen Dragon Engine, Obsianus Golem und Serra Bestiary. Alle sind mehr oder weniger spielbar, aber Serra Bestiary erhält den Vorzug, da es die einzige weiße Common ist, die Blocker wegmachen kann, und ich sie bei dem aggressiven Fahrstil meines Decks nicht lange (oder gar nicht) bezahlen muss.




Hervorragend. Nur eine gute Karte für unser Deck im Booster und ausgerechnet eine der besten. So ein Draft kann schon mal ziemlich schieflaufen, wenn einfach keine Serra Aviary und vor allem Angelic Voices aufgemacht werden. Aber die Voices kriegt man meist alle, wenn man sie aggressiv genug pickt und Aviary geht erfahrungsgemäß auch ziemlich weit rum.




Ich würde zwar gerne nicht jetzt schon den Righteous Charge nehmen müssen, den ich am Ende wahrscheinlich in meinem Deck haben werde, aber weil sich gerade nichts anderes anbietet … Vielleicht habe ich ja Glück und es kommt nie wieder die Stelle, wo ich ihn hätte gratis einsammeln können.




Hier könnte man sicher auch Ochse oder Taskmaster nehmen können. Aber ich habe keine Lust, irgendwas außer Mono-Weiß zu draften (unter anderem wegen Angelic Voices) und picke darum lieber die beste Karte für mein Deck: Urza's Mine.




Genau das Gleiche auch hier: Urza's Mine.




Und wieder: Urza's Tower.




Und noch mal: Urza's Power Plant.




Jetzt, da kein Tronteil mehr im Booster ist, kann ich auch endlich Ebony Rhino nehmen. Die Klobos, die man im Tron-Deck haben will, sind ungefähr in dieser Reihenfolge Diabolic Machine, Obsianus Golem, Ebony Rhino. Bronze Horse finde ich schon fast unspielbar, aber besser als gar nichts ist es dann wohl doch, zumal vier die magische Zahl ist, sowohl Power als auch Toughness betreffend.



Noch mehr Tron-Teile: Urza's Tower.



Urza's Power Plant.



Urza's Power Plant – Damit sollte ich drei Urzatrons kompett haben, sofern sich dieser Ausdruck überhaupt pluralisieren lässt.



Library of Leng. Weil ich mich nicht wehren kann.




Ein äußerst unbeeindruckender First Pick, aber keine unbeeindruckende Karte: Fünf Common-Flieger, die alle viel (im Falle von Osai Vultures zumindest von mir) gespielt werden, erliegen dem tödlichen Traubenschuss von Grapeshot Catapult und darum nehme ich das auch. Witzige Anekdote: In der deutschen Übersetzung des Pokemon TCG wurde der Angriff „Pound“ übersetzt mit – offensichtlich – „Pfund“.




Dragon Engine ist jetzt, nachdem ich das Tron schon zusammen habe, dann doch wieder beeindruckender als Osai Vultures, die ich außerdem hoffentlich um den Tisch gehen sehe. Die Engine ist gerade darum in diesem Deck hier so gut, weil sie am Anfang (vor den Angelic Voices) ins Spiel kommen kann und im Lategame mit Tron ordentlich reinhaut.




Shapeshifter ist auch gut, aber an Artefaktklobos besteht erfahrungsgemäß selten Mangel und dann hätte man doch viel lieber auch Action, falls man den Tron einmal nicht beisammen hat, wie zum Beispiel Spotted Griffin.




Irgendeinen anderen 7-Drop würde ich ja eventuell noch draften. Aber bei Bronze Horse weigere ich mich beinah schon aus Prinzip! Außerdem will ich immer noch einigermaßen aggressiv sein und Tron eher als Plan B betrachten. Dementsprechend nehme ich lieber Osai Vultures.




Temple Acolyte, besser als Brass Man.




Besonders gut meinen diese Booster es mit uns nicht. Aber das ist der Preis, den man zahlt, wenn man nur eine Farbe draften will. Mir bleibt hier nichts anderes übrig, als noch einen Clockwork Swarm zu picken.




Eventuell hätte ich hier Staff of Zegon picken können, sozusagen als Horn of Deafening des armen Mannes. Aber nachdem er bereits das originale Horn of Deafening verschmäht hat, kann ich so was vom TrashT der Vergangenheit wohl kaum erwarten. Stattdessen gibt es Righteous Charge.




Knallharter Raredraft! Amulet of Kroog und vor allem die Martyrs sind zwar noch spielbar, aber ich sehe schon, dass für die am Ende kein Platz sein wird. Da nehme ich mir lieber eine Rare, die zu Prerelease-Zeiten sogar fast wertvoll ist! – Cyclone.




Obsianus Golem geht um den Tisch. Das sollte es eigentlich nicht geben. Irgendwer sollte diese Klobos gut finden und dann den Obsianus Golem am besten finden und ihn nehmen. Aber na gut; weiter geht er nicht. Ich nehme ihn auf jeden Fall!




Und jetzt noch einmal Osai Vultures.




Ebony Rhino, nicht schlecht. Dieser elfte Pick schafft es möglicherweise ins Deck.



Uncommon-Pick – Soldevi Machinist.



Hatedraft – Crumble.



Hatedraft – Fog.



Fertig!


Hier das Endprodukt:


3 Osai Vultures
2 Temple Acolyte
1 Dragon Engine
1 Wild Aesthir
2 Clockwork Swarm
1 Grapeshot Catapult
2 Spotted Griffin
1 Serra Angel
1 Obsianus Golem
3 Ebony Rhino

1 Divine Offering
1 Serra Bestiary
1 Just Fate
1 Armageddon
1 Angelic Voices
1 Serra Aviary


9 Plains
3 Urza's Mine
3 Urza's Tower
3 Urza's Power Plant


Mit nur sieben Fliegern ist Serra Aviary zugegebenermaßen etwas schwach; ich habe es hauptsächlich gespielt, um meine drei Osai Vultures rechtfertigen zu können. Ein Righteous Charge wäre stattdessen jedoch eher angebracht gewesen. Alaborn Trooper über Clockwork Swarm hatte ich ueberlegt, aber ich wollte lieber das Tron besser nutzen, als eine meist völlig irrelevante 2/3-Vanilla-Kreatur auszuspielen.

Auch von diesem Draft ist leider nur noch ein Spiel erhalten geblieben. Ich weiß nicht mehr genau, ob es das Viertelfinale oder das Finale war, aber das Halbfinale war es hundertprozentig nicht, denn da hatte ich ein Bye! Und keines der sprichwörtlichen Variante: Irgendjemand hatte einfach sein Quarterfinal gewonnen und dann gedroppt.

Aber jetzt fällt es mir wieder ein: Es war das Finale. Ich spiele gegen ein rot-weißes Deck, das ziemlich schlechte Kreaturen hat und gegen mich vor allem einen Siegplan verfolgt: Ali from Cairo legen, den ich nicht zerstören kann.


Dann kann er entweder irgendwann Feuerball für alles auf mich spielen oder nach Righteous Charge mit seinen unendlichen Dorks angreifen. Am Anfang tauschen wir ein paar Nettigkeiten aus; ich fresse seinen Juggernaut mit meinem Wild Aesthir auf, der dafür von seinem Grapeshot Catapult gratis abgeräumt wird. Aber das ist alles egal, denn jetzt kommt Ali from Cairo! Gut, dass ich das vorher in Erfahrung gebracht habe, indem ich seine Replays angeschaut habe. Normalerweise lasse ich mit Trondecks nämlich den Gegner anfangen, um die Wahrscheinlichkeit auf Tron in Turn 3 zu erhöhen. Aber dann wäre ich in diesem Fall als Erster am Deckende gestorben, darum habe ich doch lieber selbst angefangen. Das Beste wäre aber wohl gewesen, den Gegner anfangen zu lassen und dann einen Mulligan zu nehmen, denn wenn er einen Mulligan genommen hätte, wäre ich sofort tot gewesen, sobald der Ali das Spiel betritt. Jedenfalls weiß ich noch nichts vom Righteous Charge und denke, nichts kann mehr passieren, als er den Feuerball pre-Ali auf meine Flieger ausspielt. Doch plötzlich +2/+2 auf alle, und er greift mich an mit:

Ich spiele erst mal Just Fate auf seinen Serra Angel. Dann blocke ich seine Goblin General mit:

Mein Grapeshot Catapult blockt seinen Ogre Taskmaster. Mein Serra Angel blockt seinen Alaborn Trooper. Mein Temple Acolyte blockt seine Goblin Cavaliers. Mein Clockwork Swarm blockt sein Grapeshot Catapult und mein Obsianus Golem blockt seinen Clockwork Swarm. Diese Blocks hören sich alle unglaublich schlecht an, aber ich habe auch noch Angelic Voices im Spiel und kann darum wunderbar abtauschen. Vor dem Damage spiele ich noch Divine Offering auf seinen Obsianus Golem. Dadurch nehme ich insgesamt null Schadenspunkte und tausche meine Grapeshot Catapult, Temple Acolyte, Clockwork Swarm, zwei Ebony Rhino, Osai Vultures, Divine Offering und Just Fate gegen seine drei Goblin General, Grapeshot Catapult, Clockwork Swarm, Obsianus Golem, Alaborn Trooper, Serra Angel und Righteous Charge. 9:8 – fett Kartenvorteil! Danach habe ich Obsianus Golem, Serra Angel, Dragon Engine, Spotted Griffin und Ebony Rhino samt Angelic Voices und er hat Ogre Taskmaster, Goblin Firestarter, Living Wall, Ali from Cairo und eine Karte weniger in der Library als ich. Ich bin bei 23 Leben.

Im zweiten Spiel lege ich ein paar Kreaturen und spiele Armageddon, bevor er seinen Ali from Cairo zieht. Game Over.

Für meine Strapazen erhalte ich dann zwölf ganze Booster. Aber egal, wenigstens ordentlich Plus gemacht. Kein Wunder, wenn man so oft gewinnt. Wohl aber ein Wunder, wenn man bedenkt, wie schlecht ich eigentlich gedraftet habe. Wie viel schlechter müssen die anderen es erst gemacht haben?!

Sowohl die weiße Weenie-Strategie als auch Urzatron-Decks habe ich danach noch weitere Male gedraftet und beides ist sehr empfehlenswert (wenn auch nicht unbedingt beides gleichzeitig), ebenso wie RB-Beatdown, BW-Control, UW-Airforce, UB-Control, GB-Midrange und von mir aus noch RG-„hoffentlich spiel ich gegen Artefakt.dec“.dec. Und sowohl Suicide-Black als auch Mono-Tron mit fünfmal Tron und 25 Artefakten drafte ich bestimmt irgendwann auch noch mal – aber für „empfehlenswert“ reicht es nicht.

Viel Spaß mit diesem überaus witzigen Format. Probiert es mal aus!
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