Kürzlich hat Florian alle über den Erwartungswert diverser
Magic Online-Queues aufgeklärt (
hier
und
hier). Ich hatte vor einiger Zeit selbst schon derartige Überlegungen angestellt und nutze diese Erkenntnisse seither, um auszuwählen, was ich spielen werde. Also nicht wirklich. Ich spiele nicht immer das, was mir zu jeder gegebenen Zeit den meisten Gewinn verspricht. Das wäre zwar professionell, aber zurzeit bin ich nun mal kein professioneller Spieler, sondern professioneller Angestellter. Trotzdem macht mir
Magic
nach wie vor Spaß, und da die Möglichkeiten fehlen, auf Curaçao mit echten Pappkarten zu zocken, spiele ich mehr
Magic Online
denn je. Aber
Magic
macht mir nicht nur allgemein Spaß zu spielen, sondern spezieller das Gewinnen, und noch spezieller das Erwirtschaften von Gewinn. Insofern spiele ich keine Turniere, die einen negativen Erwartungswert haben. Grob gesagt äußert sich das so, dass ich alles zocke, wonach mir der Sinn steht, außer 8-Man-Draft. Außerdem halte ich mich von Turnieren fern, wo die Gewinnausschüttung von den Final Standings anstatt von den tatsächlich erspielten Siegen abhängt (da man diese nur schlecht berechnen kann) – und von Prereleases.

Denn Pre-Releases sind wirklich das Grauenhafteste, was es gibt. Zumindest auf
Magic Online. Nicht zu verwechseln mit den Release-Events ohne „Pre-“ –
die
sind super. Aber Prereleases sind das Allerletzte. Man nehme Sealed. Der 4

:

0er bekommt zehn Booster, die vier 3

:

1er immerhin noch vier und für die sechs 2

:

2er gibt's noch ein Trostbooster. Macht insgesamt 10+4×4+6=22 Booster oder 22×4=88 Tickets. 16 Leute zahlen je 30 Tix Startgeld, sind insgesamt 480 Tickets. Es werden also satte 18.33

% der Teilnahmegebühr ausgezahlt. Schlechter geht es nun wirklich nicht. Wenn man also 50

% seiner Matches gewinnt, kann man erwarten, am Ende Produkt im Wert von durchschnittlich 5,5 Tickets erspielt zu haben. Sind −24,5 Tickets Erwartungswert. Bei der Rechnung muss man aber noch zwei Sachen berücksichtigen: Zum einen war der Wert eines durchschnittlichen Sealed Pools 17,2 Tickets, gemessen am durchschnittlichen Supernovabot-Einkaufspreis einer
Masters Edition IV-Rare und ohne Foils oder Commons und Uncommons zu berücksichtigen. Und zum anderen gewinne ich mehr als 50

% meiner Matches.
Das erinnert mich an eine witzige Situation, die ich neulich erlebt habe. Mein Finalgegner wollte gern, dass ich aufgebe, um ihm die Qualifier-Points zu überlassen. So was ist allerdings illegal (jedenf

alls in diesem Fall, weil er mir dafür etwas angeboten hat – einfach mal zu fragen und dann aus Nettigkeit aufzugeben, ist eventuell legal), und wenn er den Screenshot macht und mich anschwärzt, kann mein Account gesperrt werden. Vor allem aber wollte ich ihm erklären, dass er wahrscheinlich sowieso zu geizig ist, um mich erfolgreich zu bestechen im Angesicht meiner hohen Match-Win-Percentage! Die Diskussion lief ungefähr so ab:
|
er:
| |
i'll give you 12 tix
|
|
ich:
| |
i win more than 60 % of my matches (Wir spielten um fünf Booster.)
|
|
er:
| |
no you don't just running good
|
|
ich:
| |
i happen to keep track in an excel sheet, and since i started keeping track about 6 months ago, my limited record was 234-126
|
|
er:
| |
yeah but you don't have those odds against a 3-0 opponent
|
|
ich:
| |
well, i won the die roll, didn't mulligan and i watched your replays and it seems my deck is better than yours
|
|
er:
| |
dude i used to play games for a living
|
|
ich:
| |
so? i am andre mueller
|
|
er:
| |
ok so how about 14 tix?
|
Ich habe ihm gesagt, wir reden bei 1

:

1 noch mal drüber. Aber dann habe ich doch 2

:

0 gewonnen. Die Geschichte musste ich dringend mal mit allen teilen.
Mit so hoher Siegquote und bei den Preisen der
MED4-Karten und -Booster waren die Prereleases also doch noch minimal lukrativ für mich und so habe ich mich direkt mal in ein 16-Mann-Swiss-Sealed begeben und 3

:

1 gespielt. Mickrige vier Booster, aber trotzdem im Plus. Dann bin ich bei einem 64-Mann-Draft-Premier-Event eingestiegen, aber weil das erst in ein paar Stunden losging, vorher noch einmal ins Sealed. Der Draft startete dann allerdings bereits, während das Sealed noch in Runde 4 war, und vor lauter ICQ-Diskussion über meine Picks hatte ich das Match ganz vergessen und verlor automatisch dank zehn Minuten Inaktivität.
Als Ausgleich dafür habe ich hoffentlich gute Picks gemacht, an denen ich euch jetzt teilhaben lasse …
Der First Pick ist angenehm einfach. Ich könnte
Primal Clay
nehmen, um flexibel zu bleiben, oder mich für die mit Abstand beste Karte im Booster entscheiden:
Swords to Plowshares. Und obwohl
Swords to Plowshares
in diesem Format unangenehm zu splashen sind, da es nur Doppelländer und
City of Brass
als Manafixer gibt, ist der Pick für mich klar. Instant-Removal ist in diesem Format vergleichsweise selten, wird daher weniger umspielt und ist dementsprechend verheerender anzubringen, wenn man ihn denn hat.
Wunderbar. Die beste Karte im Booster ist weiß. Ich nehme
Spotted Griffin
und bin froh, die Swords nicht gepasst zu haben.
Hier hätte ich im Nachhinein doch lieber den
Spotted Griffin
nehmen sollen. Meine Überlegung war die: Wenn ich Weiß drafte, was ich ziemlich sicher machen werde, will ich entweder das blauweiße Fliegerdeck, in welchem
Serra Aviary
super ist, oder das White Weenie, in welchem
Serra Aviary
nur gut ist. Der
Spotted Griffin
wäre in beiden Decks ziemlich gut. Dafür wäre er deutlich besser in einem BW-Control-Deck, was ich damals noch nicht auf dem Radar hatte. Etwas aggressiver, als ich vorhatte, entscheide ich mich hier also für
Serra Aviary.
Okay, welchen 4-Drop nehme ich genau?
Clockwork Swarm
finde ich weder in WW noch in UW besonders gut. Wenn der im Deck ist, bin ich nicht gerade froh darüber. Dafür wäre er die beste „weiße“ Karte im Booster. Jetzt könnte ich entweder
Prowling Nightstalker
nehmen und ein BW-Aggrodeck anstreben,
Clockwork Swarm
nehmen und weitersurfen oder nachlesen, dass
Guardian Beast
drei Tickets wert ist und einfach das nehmen. Und das mache ich dann auch, obwohl hier
Ironhoof Ox
als vermutlich beste grüne Common des Formats noch im Booster ist und ziemlich stark signalisiert. Aber erstens sind drei Tickets deutlich über meiner Raredraftschwelle selbst für 64-Mann-Premier-Event-Drafts und zweitens halte ich GW für keinen besonders guten Archetyp. Außerdem: Wer weiß, am Ende spiele ich das
Guardian Beast
sogar!
Wunderbar, ein guter Flieger.
Wild Aesthir
ist unglaublich dominant im Luftkampf und seine Fähigkeit ist kaum klobig, da das Format langsam und vor allem mit 1-Toughness-Fliegern bevölkert ist.
Grün scheint mein rechter Nachbar nun wirklich nicht zu sein. Aber wisst ihr was? Der von meinem linken Nachbarn auch nicht.

Von daher nehme ich noch einen
Clockwork Swarm
aus Mangel an Alternativen.
Mit
Primal Clay
als siebtem Pick wäre ich deutlich zufriedener als beispielsweise mit meinem Pick 6. Aber mit noch einem
Wild Aesthir
bin ich gleich noch viel zufriedener!
Wieso ich hier
Scavenging Ghoul
genommen habe und nicht
Righteous Charge, weiß niemand. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, was ich mit dem damals vorgehabt habe. Nicht dass
Righteous Charge
super wäre, aber in dieser Situation hat er doch deutlich höhere Chancen, in meinem Deck zu landen als Mister Aeiou.
Zeit, einfach mal die beste Karte aus dem Booster zu nehmen und zu warten, ob man nicht am Ende doch noch die Farbe wechselt.
Crumble.
Dann halt jetzt
Righteous Charge
über ein nur potenziell spielbares (will heißen: ich habe es schon mindestens einmal ausgespielt)
Amulet of Kroog.
Rarepick –
Alchor's Tomb.
Foilpick –
Citanul Druid.
Noch
Temple Acolyte!
Signalpick –
Glasses of Urza.
Last Pick.
Die Wahl ist jetzt wirklich interessant. Habe ich mich schon festgelegt, was ich spielen soll? Noch nicht so richtig, was allerdings auch meine eigene Schuld ist. Erst habe ich härter geforct, als nötig war, um danach wieder sinnlos rumzusurfen. Auch in diesem Pick: Normalerweise hätte ich jetzt schon entscheiden sollen, dass ich Lust auf White Weenie habe, und einfach
Angelic Voices
nehmen. Stattdessen habe ich lieber zu
Serra Bestiary
gegriffen, was ein klobiges, aber spielbares Removal ist, um zur Not noch in eine Zweitfarbe einzusteigen. Das würde ich nicht noch einmal so machen: das Bestiary ist zu viel schlechter als die Voices, als dass es das durch seine
Flexibilität
aufwöge.
Jetzt könnte ich
Wild Griffin
nehmen, aber für genau diesen Punkt habe ich mir meine Optionen offen gehalten, und dann jetzt
nicht
Dakmor Plague
zu nehmen, obwohl es so ziemlich die beste Karte ist, die ich mir an der Stelle einsurfen kann, wäre ein Sakrileg.
Dakmor Plague
ist wahrscheinlich die stärkste Uncommon des Formats.
Jetzt steht meine Entscheidung wohl fest: Ich werde auf die
Angelic Voices
spekulieren (die für gewöhnlich fast niemand sinnvoll spielen kann), hier
Savannah Lions
draften und dann White Weenie mit Schwarzsplash ausschließlich für Spells spielen. Wenn die Voices nicht um den Tisch kommen, kann ich den Fokus meines Decks immer noch ein wenig mehr in die kontrollige Richtung verlagern.
Und jetzt auch direkt noch mehr
Savannah Lions. Zwar ziemlich miserable Typen,
f
alls
ich am Ende doch eher Control spiele, aber der
Prowling Nightstalker
ist dann auch nur etwas besser. Für seine Aggro-Qualitäten will ich ihn ohnehin nicht im Deck haben, aus Angst, den
Crusade
zu negieren. Das kann man für
Sengir Vampire
und dergleichen mal in Kauf nehmen, aber nicht für Nightstalker.
Aesthir Glider
und
Alaborn Musketeer
sind gerngesehene Gäste im White Weenie, weil sie von
Angelic Voices
aufgepumpt werden und dann super sind. Und genau darum muss man
Angelic Voices
auch sehr hoch draften –
Serra Aviary
nur etwas weniger, da es Enchant World ist und man somit ohnehin nicht mehrere auslegen kann.
Wild Aesthir
kann man in nahezu beliebiger Stückzahl zocken. Optionen gibt es auch kaum;
Coral Helm
sieht zwar irgendwie ein bisschen wie
Stormbind
aus, aber die Abstriche sind in der Praxis gravierend genug, um ihn nur in den seltensten Fällen spielbar zu machen.
Alaborn Musketeer
war hier meine Entscheidung, wobei ich auch hier wieder sagen muss: Das war der allererste Draft, den ich in dem Format je bestritten habe, und mit einer Woche mehr Erfahrung sehen einige Picks rückblickend reichlich schlecht aus. Hier hätte ich ziemlich sicher
Osai Vultures
nehmen sollen, die nicht nur besser gepumpt werden, sondern auch fast genauso gut mit Fliegern abtauschen und gegen die im Format reichlich vorhandenen 1/3er und 1/4er wenigstens noch Schaden machen. Selbst einen 1/1-Vanilla-Flieger würde ich am Ende vermutlich spielen und die Vultures-Fähigkeit ist durchaus noch für ein paar Schadenspunkte gut, vor allem wenn der Gegner sich zu schade ist, seinen
Wild Griffin
dagegen abzutauschen.
Und jetzt hatedrafte ich die grüne Karte … oder nehme sie, um eventuell doch noch mal in Grün einzuschwenken? Gegen mein Deck ist
Scavenger Folk
jedenf

alls bestimmt besser als
Detonate, weil es mir billig Tempo rauben könnte.
Jade Monolith
ist noch das Beste im Booster und außerdem Rare. Bis heute habe ich den, glaube ich, noch nie gespielt. Aber in mein Deck reinmachen wollte ich ihn schon immer mal. Ich kann mir gut vorstellen, dass man damit gewisse Partien ordentlich ausgrinden kann.
Living Wall
als mögliche Sideboardkarte gegen Klobodecks.
Elite Cat Warrior
sideboarde ich vielleicht sogar noch mal irgendwie ein.

Immerhin habe ich auch schon
Crumble
…
Zwölfter Pick
Ironhoof Ox?! Gleich steige ich wirklich noch in Grün ein …
Auch
Ogre Taskmaster
ist ungefähr die drittbeste rote Common und hat hier nichts mehr verloren.
Hatepick –
Urza's Mine.
Last Pick.
Soul Shred
wäre hier durchaus eine Option, aber seit der
Dakmor Plague
habe ich kein Schwarz mehr gesehen, und während die Plage an sich es schon wert wäre, ein paar Sümpfe ins Deck zu stopfen, so kann es auch durchaus passieren, dass sich Schwarz in dem Deck überhaupt nicht lohnt und ich Mono-Weiß bleibe. Über
Wild Griffin
würde ich
Soul Shred
eventuell noch nehmen (aber wahrscheinlich auch nicht) – über
Clockwork Avian
auf keinen
Fall! Nicht ganz ein
Air Elemental, doch dass er ab und an kurz Luft holen muss, ist nicht so schlimm. Bis es so weit ist, hat er oft schon genug Schaden angerichtet. Natürlich nur, wenn er vorher nicht disen

chantet wird … aber man kann nicht immer
Serra Angel
aufmachen.
Wieder mal nichts in Schwarz und auch nichts Besonderes in Weiß, da nehme ich
Primal Clay. Meistens ein 2/2-Flieger für vier Mana, was nicht spektakulär ist, aber die anderen Modi sind auch hin und wieder nützlich und diese
Flexibilität
macht den Clay zu einer gut spielbaren Karte.
Okay, bevor ich jetzt schon
Osai Vultures
oder
Dragon Engine
drafte, nehme ich natürlich
Terror. Der ist immerhin leichter geplasht als die Plague und ziemlich stark.
Noch ein
Serra Bestiary
hätte es wahrscheinlich nicht gebraucht, ich habe es aber gedraftet, anstatt möglicherweise
Weakness
oder besser
Argivian Blacksmith
zu nehmen. Zwei Schaden zu verhindern, ist schon ziemlich stark und nicht das Ende der Welt, f

alls man mal keine Artefaktkreatur hat. Fürs nächste Mal weiß ich's.
Eindeutig
Wild Griffin.
Grapeshot Catapult
ist stark, vor allem gegen mich, aber mein 4-Mana-Slot ist schon reichlich voll und überhaupt will ich lieber maximal viele Flieger. Also nehme ich mehr
Wild Griffin.
So spät noch
Divine Offering
ist eher die Gabe der Götter an mich als umgekehrt. Noch bin ich nicht sicher, aber ich glaube,
Divine Offering
ist die zweitbeste Common im Format nach
Terror. Der Lifeswing ist einfach viel brutaler, als man es gewohnt ist, und spontan überhaupt irgendetwas tun zu können, ist in diesem Format wie schon erwähnt Gold wert.
Dust to Dust
nehme ich hier für mein Sideboard, obwohl ich es im Nachhinein lieber für mein Maindeck hätte nehmen sollen.

Fast jeder hat ein paar Artefakte, und irgendwann liegen zwei im Spiel und dann ist
Dust to Dust
gespoilt.
Noch ein
Clockwork Swarm, der wahrscheinlich nicht im Deck landet, über nichts Spannendes.
Martyrs of Korlis
halten so ziemlich alles auf und können im Gegensatz zur
Living Wall
noch was totblocken oder sogar angreifen und vor allem
Aesthir Glider- und
Primal Clay-Schaden
absorbieren.
Wunderbar, die
Osai Vultures
kommen noch um den Tisch und direkt in mein Deck.
Drowned
zu haten, wäre wohl effektiver, aber ich nehme mal
Goblin Shrine
raus. Das ist allerdings nicht nötig – das entsprechende Goblindeck gibt es einfach nicht.
Uncommon-Pick –
Mystic Decree.
Warp Artifact
sideboarde ich vielleicht noch mal ein …? Eher als
Goblin Caves
jedenf

alls.
Lastpick.
Bei der Deckconstruction merke ich ganz schnell, dass es sich nicht lohnt, Schwarz aufzunehmen.
Dakmor Plague
und
Terror
als einzig interessante Karten benötigten schon so sechs Sümpfe, was ich mir nicht zumuten will. Insbesondere wenn man berücksichtigt, dass die Plague vor allem
meine
Hälfte des Boards effektiv aufräumt. Da verzichte ich lieber und freue mich auf ein paar Runden
Magic
ohne Color-Screw-Möglichkeit. Die finale Deckliste:
|
2 Savannah Lions
1 Alaborn Musketeer
1 Osai Vultures
1 Temple Acolyte
3 Wild Aesthir
2 Wild Griffin
2 Clockwork Swarm
1 Primal Clay
1 Spotted Griffin
1 Clockwork Avian
1 Martyrs of Korlis
17 Plains
| |
1 Swords to Plowshares
1 Divine Offering
2 Serra Bestiary
1 Righteous Charge
1 Angelic Voices
1 Serra Aviary
| |
|
Im Nachhinein hätte ich nur ein
Serra Bestiary
spielen sollen und stattdessen
Dust to Dust
im Maindeck. Und anstelle von
Martyrs of Korlis
hätte ich in diesem Deck „endlich“ mal
Jade Monolith
ausprobieren sollen. Wenn er hier nicht gut ist, wo dann?
Leider hat
Magic Online
die meisten meiner Spiele nicht (mehr) gespeichert. Von daher kann ich euch nur von einem Duell der Runde 3 berichten: Mein Um-die-Top-8-Zwischenboss spielt Rot-Blau und nimmt mir früh den Wind aus den Segeln, indem er mit
Owl Familiar
gegen meine Turn-1-
Savannah Lions
abtauscht, meinen
Wild Aesthir
in Turn 4 countert und dann auch noch mein
Serra Aviary
countert. Ich lege noch ein paar Flieger nach, er verteidigt sich mit
Icy Manipulator
und
Cloud Spirit, aber als ich den Spirit mit
Serra Bestiary
verzaubere, muss er ihn sich selbst mit
Symbol of Unsummoning
zurück auf die Hand schicken. Ein schöner Spielzug für Kartenvorteil, aber mein
Wild Aesthir
und
Clockwork Avian
schlagen (relativ) unermüdlich auf ihn ein und aus ihm kommen keine Spells mehr raus. Schließlich muss er sich geschlagen geben.
Das hat so weit gut geklappt. Diese White-Weenie-Strategie schien mir ziemlich durchschlagend und beim nächsten Mal könnte ich sie gleich viel fokussierter draften und hätte dann … ein noch viel besseres Deck? Hört sich super an, aber ob das immer so geht, ist eine andere Sache. Ich habe mit Freunden diskutiert, was ich denn wohl in der Top 8 draften sollte. Ja, wieder White Weenie! Aber mir war nicht wohl in meiner Haut, stumpf noch mal dieses Deck zu forcen, und ich weigerte mich. Damit ich da erneut einsteige, bedarf es schon eines Zeichens der Götter.
Und da ist es auch schon:
Götterdämmerung! Die Karte ist wie gemacht fürs White Weenie. Ziel ist nicht unbedingt, möglichst viel mehr gegnerische als eigene Länder zu zerstören, sondern sobald man eine überlegene Boardposition erlangt hat (was mit der guten Manakurve eines White-Weenie-Decks durchaus Turn 4 schon der
Fall
sein kann), spielt man direkt
Armageddon
und bringt das Spiel in der Zeit, in der beide Spieler eifrig Länder suchen, unter Dach und Fach.
Terror
wäre die Alternative – wenn es nicht so poetisch wäre, dass ich ausgerechnet
Armageddon
als Zeichen bekomme (und vor allem wenn ich mehr mit diesem BW-Control-Archetyp vertraut gewesen wäre). Ich nehme jedenf

alls
Armageddon. Das kann ja nur super werden!
Und genauso super geht es auch weiter. Mein Nachbar hat die Rare genommen – die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es ein Money-Pick war – und ich nehme
Serra Angel. Perfekt!
Das Lustige bei so rückblickenden Reports ist eindeutig, wie man sich im Nachhinein über seine
unglaublich schlechten
Picks amüsieren kann! Hier nehme ich doch glatt den fast unspielbaren
Alaborn Trooper
über das gespoilte
Horn of Deafening. Absolut nicht zur Nachahmung empfohlen!
Juggernaut
kostet vier und dieser Mana-Slot war in meinem letzten Deck schon ziemlich überbelegt. Außerdem will ich nicht unbedingt das weiße Signal weitergeben und
außerdem
weiß ich mittlerweile, dass
Divine Offering
auch einfach stärker ist als der
Juggernaut. Genommen habe ich es aber auch damals schon!
Hier muss ich mich nicht schämen, schon die
Osai Vultures
zu nehmen, da die einzigen Alternativen
Dread Wight
und
Goblin Firestarter
sind – beides keine Karten, die einen mit neun weiteren Karten im Booster überraschen sollten. Da ist der Booster mit zehn Karten
ohne
Osai Vultures
schon viel bemerkenswerter.
Hier könnte ich
Ironhoof Ox
nehmen und zur Abwechslung mal GW draften, aber ich will auch immer noch nicht jemals in dieser Farbkombination landen (jedenf

alls nicht in den meisten Formaten) und nehme darum einfach
Clockwork Swarm.
Temple Acolyte
ist zwar nicht der Beatdown-Meister vor dem Herrn, kostet jedoch immerhin nur zwei Mana, ist durch
Angelic Voices
verstärkt plötzlich kein schlechter Angreifer mehr und kann früh ein paar Schadenspunkte forcen und vor allem vermeiden, dass gegnerische Flieger einen auf einmal in ein Damage-Race drängen, was man verlieren würde, sodass man nicht mehr angreifen kann! Vor allem aber hat auch dieser Booster nicht gerade die überwältigenden Argumente für eine Zweitfarbe.
Normalerweise nehme ich ja
Serra Aviary
als fünften und
Osai Vultures
als achten Pick, aber es darf von mir aus auch gern umgekehrt sein.
Bronze Horse
– hauptsächlich, um zu signalisieren (dass alle Farben außer Weiß offen sind).
Aus dem gleichen Grund nun
Ebony Rhino
– und weil mir auffällt, dass anscheinend niemand dieses Urzatron nimmt. Wenn das so weitergeht, spiele ich am Ende noch Tron-Weenie!
Hier nehme ich
Scavenger Folk, anstatt schon mal ein random Tron-Land zu picken … Aber gut, so dringend will ich nun auch nicht Tron spielen und
Scavenger Folk
ist der beste Hatedraft.
Jetzt
nehme ich dann mal
Urza's Tower.
Und jetzt
Urza's Power Plant.
Und mit
Urza's Mine
habe ich mir soeben für absolut überhaupt nichts einmal Tron eingesammelt.
Der Last Pick ist dann immerhin kein Tron-Teil.
Für mein Deck ganz klar
Wild Aesthir
der Pick; jemand anderes wird sich am
Roc of Kher Ridges
erfreuen.
Wenigstens nehme ich hier nicht total sinnloserweise noch einen
Alaborn Trooper, sondern stattdessen
Just Fate. Im Idealfall hätte man lieber Removal, welches Blocker beseitigen kann, aber man ist nicht in jedem Game der Aggressor und
Just Fate
ist ein solides Removal, um zurückangreifende Kreaturen (vor allem
Serra Angel!) abzustellen, sodass man mehr Zeit hat weiter Flieger zu ziehen und später zu gewinnen.
Endlich mal der
Spotted Griffin, für den ich mir unter anderem immer den 4-Mana-Slot freihalte!
Hier habe ich die Wahl zwischen
Dragon Engine,
Obsianus Golem
und
Serra Bestiary. Alle sind mehr oder weniger spielbar, aber
Serra Bestiary
erhält den Vorzug, da es die einzige weiße Common ist, die Blocker wegmachen kann, und ich sie bei dem aggressiven Fahrstil meines Decks nicht lange (oder gar nicht) bezahlen muss.
Hervorragend. Nur eine gute Karte für unser Deck im Booster und ausgerechnet eine der besten. So ein Draft kann schon mal ziemlich schieflaufen, wenn einfach keine
Serra Aviary
und vor allem
Angelic Voices
aufgemacht werden. Aber die Voices kriegt man meist alle, wenn man sie aggressiv genug pickt und Aviary geht erfahrungsgemäß auch ziemlich weit rum.
Ich würde zwar gerne nicht jetzt schon den
Righteous Charge
nehmen müssen, den ich am Ende wahrscheinlich in meinem Deck haben werde, aber weil sich gerade nichts anderes anbietet … Vielleicht habe ich ja Glück und es kommt nie wieder die Stelle, wo ich ihn hätte gratis einsammeln können.
Hier könnte man sicher auch Ochse oder Taskmaster nehmen können. Aber ich habe keine Lust, irgendwas außer Mono-Weiß zu draften (unter anderem wegen
Angelic Voices) und picke darum lieber die beste Karte für mein Deck:
Urza's Mine.
Genau das Gleiche auch hier:
Urza's Mine.
Und wieder:
Urza's Tower.
Und noch mal:
Urza's Power Plant.
Jetzt, da kein Tronteil mehr im Booster ist, kann ich auch endlich
Ebony Rhino
nehmen. Die Klobos, die man im Tron-Deck haben will, sind ungefähr in dieser Reihenfolge
Diabolic Machine,
Obsianus Golem,
Ebony Rhino.
Bronze Horse
finde ich schon fast unspielbar, aber besser als gar nichts ist es dann wohl doch, zumal vier die magische Zahl ist, sowohl Power als auch Toughness betreffend.
Noch mehr Tron-Teile:
Urza's Tower.
Urza's Power Plant.
Urza's Power Plant
– Damit sollte ich drei Urzatrons kompett haben, sofern sich dieser Ausdruck überhaupt pluralisieren lässt.
Library of Leng. Weil ich mich nicht wehren kann.
Ein äußerst unbeeindruckender First Pick, aber keine unbeeindruckende Karte: Fünf Common-Flieger, die alle viel (im Falle von
Osai Vultures
zumindest von mir) gespielt werden, erliegen dem tödlichen Traubenschuss von
Grapeshot Catapult
und darum nehme ich das auch. Witzige Anekdote: In der deutschen Übersetzung des Pokemon TCG wurde der Angriff „Pound“ übersetzt mit – offensichtlich – „Pfund“.
Dragon Engine
ist jetzt, nachdem ich das Tron schon zusammen habe, dann doch wieder beeindruckender als
Osai Vultures, die ich außerdem hoffentlich um den Tisch gehen sehe. Die Engine ist gerade darum in diesem Deck hier so gut, weil sie am Anfang (vor den
Angelic Voices) ins Spiel kommen kann und im Lategame mit Tron ordentlich reinhaut.
Shapeshifter
ist auch gut, aber an Artefaktklobos besteht erfahrungsgemäß selten Mangel und dann hätte man doch viel lieber auch Action, f

alls man den Tron einmal nicht beisammen hat, wie zum Beispiel
Spotted Griffin.
Irgendeinen anderen 7-Drop würde ich ja eventuell noch draften. Aber bei
Bronze Horse
weigere ich mich beinah schon aus Prinzip! Außerdem will ich immer noch einigermaßen aggressiv sein und Tron eher als Plan B betrachten. Dementsprechend nehme ich lieber
Osai Vultures.
Temple Acolyte, besser als
Brass Man.
Besonders gut meinen diese Booster es mit uns nicht. Aber das ist der Preis, den man zahlt, wenn man nur eine Farbe draften will. Mir bleibt hier nichts anderes übrig, als noch einen
Clockwork Swarm
zu picken.
Eventuell hätte ich hier
Staff of Zegon
picken können, sozusagen als
Horn of Deafening
des armen Mannes. Aber nachdem er bereits das originale
Horn of Deafening
verschmäht hat, kann ich so was vom TrashT der Vergangenheit wohl kaum erwarten.

Stattdessen gibt es
Righteous Charge.
Knallharter Raredraft!
Amulet of Kroog
und vor allem die Martyrs sind zwar noch spielbar, aber ich sehe schon, dass für die am Ende kein Platz sein wird. Da nehme ich mir lieber eine Rare, die zu Prerelease-Zeiten sogar fast wertvoll ist! –
Cyclone.
Obsianus Golem
geht um den Tisch. Das sollte es eigentlich nicht geben. Irgendwer sollte diese Klobos gut finden und dann den
Obsianus Golem
am besten finden und ihn nehmen. Aber na gut; weiter geht er nicht. Ich nehme ihn auf jeden
Fall!
Und jetzt noch einmal
Osai Vultures.
Ebony Rhino, nicht schlecht. Dieser elfte Pick schafft es möglicherweise ins Deck.
Uncommon-Pick –
Soldevi Machinist.
Hatedraft –
Crumble.
Hatedraft –
Fog.
Fertig!
Hier das Endprodukt:
|
3 Osai Vultures
2 Temple Acolyte
1 Dragon Engine
1 Wild Aesthir
2 Clockwork Swarm
1 Grapeshot Catapult
2 Spotted Griffin
1 Serra Angel
1 Obsianus Golem
3 Ebony Rhino
1 Divine Offering
1 Serra Bestiary
1 Just Fate
1 Armageddon
1 Angelic Voices
1 Serra Aviary
| |
9 Plains
3 Urza's Mine
3 Urza's Tower
3 Urza's Power Plant
| |
|
Mit nur sieben Fliegern ist
Serra Aviary
zugegebenermaßen etwas schwach; ich habe es hauptsächlich gespielt, um meine drei
Osai Vultures
rechtfertigen zu können. Ein
Righteous Charge
wäre stattdessen jedoch eher angebracht gewesen.
Alaborn Trooper
über
Clockwork Swarm
hatte ich ueberlegt, aber ich wollte lieber das Tron besser nutzen, als eine meist völlig irrelevante 2/3-Vanilla-Kreatur auszuspielen.
Auch von diesem Draft ist leider nur noch ein Spiel erhalten geblieben. Ich weiß nicht mehr genau, ob es das Viertelfinale oder das Finale war, aber das Halbfinale war es hundertprozentig nicht, denn da hatte ich ein
Bye! Und keines der sprichwörtlichen Variante: Irgendjemand hatte einfach sein Quarterfinal gewonnen und dann gedroppt.
Aber jetzt fällt es mir wieder ein: Es war das Finale. Ich spiele gegen ein rot-weißes Deck, das ziemlich schlechte Kreaturen hat und gegen mich vor allem einen Siegplan verfolgt:
Ali from Cairo
legen, den ich nicht zerstören kann.

Dann kann er entweder irgendwann Feuerball für alles auf mich spielen oder nach
Righteous Charge
mit seinen unendlichen Dorks angreifen. Am Anfang tauschen wir ein paar Nettigkeiten aus; ich fresse seinen
Juggernaut
mit meinem
Wild Aesthir
auf, der dafür von seinem
Grapeshot Catapult
gratis abgeräumt wird. Aber das ist alles egal, denn jetzt kommt
Ali from Cairo! Gut, dass ich das vorher in Erfahrung gebracht habe, indem ich seine Replays angeschaut habe. Normalerweise lasse ich mit Trondecks nämlich den Gegner anfangen, um die Wahrscheinlichkeit auf Tron in Turn 3 zu erhöhen. Aber dann wäre ich in diesem
Fall
als Erster am Deckende gestorben, darum habe ich doch lieber selbst angefangen. Das Beste wäre aber wohl gewesen, den Gegner anfangen zu lassen und dann einen Mulligan zu nehmen, denn wenn er einen Mulligan genommen hätte, wäre ich sofort tot gewesen, sobald der Ali das Spiel betritt. Jedenf

alls weiß ich noch nichts vom
Righteous Charge
und denke, nichts kann mehr passieren, als er den Feuerball pre-Ali auf meine Flieger ausspielt. Doch plötzlich +2/+2 auf alle, und er greift mich an mit:
Ich spiele erst mal
Just Fate
auf seinen
Serra Angel. Dann blocke ich seine
Goblin General
mit:
Mein
Grapeshot Catapult
blockt seinen
Ogre Taskmaster. Mein
Serra Angel
blockt seinen
Alaborn Trooper. Mein
Temple Acolyte
blockt seine
Goblin Cavaliers. Mein
Clockwork Swarm
blockt sein
Grapeshot Catapult
und mein
Obsianus Golem
blockt seinen
Clockwork Swarm. Diese Blocks hören sich alle unglaublich schlecht an, aber ich habe auch noch
Angelic Voices
im Spiel und kann darum wunderbar abtauschen. Vor dem Damage spiele ich noch
Divine Offering
auf seinen
Obsianus Golem. Dadurch nehme ich insgesamt null Schadenspunkte und tausche meine
Grapeshot Catapult,
Temple Acolyte,
Clockwork Swarm, zwei
Ebony Rhino,
Osai Vultures,
Divine Offering
und
Just Fate
gegen seine drei
Goblin General,
Grapeshot Catapult,
Clockwork Swarm,
Obsianus Golem,
Alaborn Trooper,
Serra Angel
und
Righteous Charge. 9

:

8 – fett Kartenvorteil! Danach habe ich
Obsianus Golem,
Serra Angel,
Dragon Engine,
Spotted Griffin
und
Ebony Rhino
samt
Angelic Voices
und er hat
Ogre Taskmaster,
Goblin Firestarter,
Living Wall,
Ali from Cairo
und eine Karte weniger in der Library als ich. Ich bin bei 23 Leben.
Im zweiten Spiel lege ich ein paar Kreaturen und spiele
Armageddon, bevor er seinen
Ali from Cairo
zieht. Game Over.
Für meine Strapazen erhalte ich dann
zwölf
ganze Booster. Aber egal, wenigstens ordentlich Plus gemacht. Kein Wunder, wenn man so oft gewinnt. Wohl aber ein Wunder, wenn man bedenkt, wie schlecht ich eigentlich gedraftet habe. Wie viel schlechter müssen die anderen es erst gemacht haben?!
Sowohl die weiße Weenie-Strategie als auch Urzatron-Decks habe ich danach noch weitere Male gedraftet und beides ist sehr empfehlenswert (wenn auch nicht unbedingt beides gleichzeitig), ebenso wie RB-Beatdown, BW-Control, UW-Airforce, UB-Control, GB-Midrange und von mir aus noch RG-„hoffentlich spiel ich gegen Artefakt.dec“.dec. Und sowohl Suicide-Black als auch Mono-Tron mit fünfmal Tron und 25 Artefakten drafte ich bestimmt irgendwann auch noch mal – aber für „empfehlenswert“ reicht es nicht.
Viel Spaß mit diesem überaus witzigen Format. Probiert es mal aus!