Es ist kaum drei Monate her, dass die Gilden gestürmt wurden und schon geht der Spaß einer brandneuen Edition von vorn los: Previews wohin man schaut, sodass schon beim Prerelease die Karten nicht mehr gelesen, sondern in ihrem Einfluss auf Deck XYZ diskutiert werden. Schade eigentlich, aber vermutlich nicht zu ändern, schon gar nicht von mir. Stattdessen schwimme ich mit dem Strom und serviere ein paar Karten, die mir aus dem
Labyrinth des Drachen ins Auge gesprungen sind. Keine Angst, ihr werdet nicht zum gefühlt 890. Mal lesen, dass Ral Zarek eine gute Karte ist, die vermutlich in Decks gespielt werden wird, die rotes und blaues Mana produzieren können; ich werde mich eher auf die unscheinbaren konzentrieren. Viel Freude!

Okay, okay, ich habe gerade gesagt, dass ich mich nicht auf das Offensichtliche stürzen wolle. Dabei ist der Baron ziemlich eindeutig gut. Dass er trotzdem auf meiner Liste auftaucht, liegt schlicht daran, dass ich ihn als Beispiel dafür verwenden möchte, wie schwierig es ist, Karten im Vakuum zu betrachten. So gut der Baron auch ist, steht er doch in direkter Konkurrenz zu
Obzedat, Ghost Council
, welcher bereits gezeigt hat, was in ihm steckt. Obzedat ist im Vakuum vermutlich die bessere Karte, allerdings bedeutet das eben nicht, dass man nicht dennoch den Blutbaron darüber spielen wird. Das entscheidet sich nämlich genau dann, wenn deutlich wird, mit welchen Karten die erwarteten Gegner angerückt kommen. Da wäre beispielsweise folgender Veteran, der sicherlich den Weg in das eine oder andere Deck finden wird:

In einer güldenen Umgebung wie der, in der wir gerade leben, wird „Schutz vor einer Farbe“ deutlich aufgewertet, da die ganzen mehrfarbigen Karten eben mehr oder weniger zufällig betroffen sind. Schutz vor zwei Farben sorgt dann schon dafür, dass es kaum Goldkarten (grob 30

%) gibt, die mit diesem Ding interagieren können. Da wiederum kaum ein Deck ohne Goldkarten auskommen wird (viele sogar ganz massiv auf diese zurückgreifen), dürfte unser Freund der Baron öfter auftauchen, als man annehmen würde, wenn man ihn mit Obzedat in ein Vakuum sperrt.

Spätestens seit
der letzten Woche solltet ihr wissen, dass ich die Fähigkeit „Doppelschlag“ extrem schätze. Die ist einfach supergefährlich mit Pumpspells wie
Giant Growth
. Oder
Rancor
. Oder
Ghor-Clan Rampager
. Die Hydra selbst ist dabei vielleicht nicht die schnellste Bedrohung, aber auch als Einzelkarte unglaublich bedrohlich – und zwar immer. Natürlich ist es fraglich, ob die fehlende Geschwindigkeit nicht zu gravierend für das aktuelle Standardformat ist, allerdings könnte man dieses Argument vermutlich bei fast jeder Karte anbringen.
Stattdessen zeige ich euch lieber einen ersten Ansatz, wie so ein Gruul-Doppelschlag-Deck aussehen könnte:

| 4 Stomping Ground 4 Rootbound Crag 6 Mountain 7 Forest 2 Kessig Wolf Run
2 Domri Rade 3 Rancor 3 Mizzium Mortars
| | 4 Flinthoof Boar 4 Burning-Tree Emissary 4 Ghor-Clan Rampager 4 Arbor Elf 4 Gyre Sage 3 Wolfir Silverheart 4 Savageborn Hydra 2 Thundermaw Hellkite
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Ich habe ja in letzter Zeit des Öfteren über Mühldecks geschrieben und betonte dabei immer, dass es wenig Erfolg versprechend sei, eine Art „Turbo-Mühl“-Plan zu verfolgen. Dies kann man ganz gut mit einem Vergleich zu Brandkarten begründen. Jede Karte wie eben dieses Breaking macht (bestenfalls) nichts bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Bibliothek des Gegners leer ist. Insofern ist es wie ein Branddeck, welches ebenfalls nicht nennenswert interagiert und nur versucht, so schnell wie möglich aus 20 null zu machen. Mit Mühlkarten versucht man es dann halt von ~53 aus, was bedeutet, Mühlkarten müssten ~2,5-mal so viel Schaden anrichten wie ein klassischer Burnspell. Für zwei Mana wären das entsprechend vier Schadenspunkte für eine gute Karte und somit zehn fürs Mühlen. Das schafft Breaking leider nicht, allerdings nähert sich der ganze Plan trotzdem einer kritischen Masse. Anders als bei den Brandsprüchen macht eine Karte wie
Thragtusk
nämlich plötzlich nicht mehr die Arbeit ganzer Züge zunichte, sondern im Gegenteil, helfen die Decks mit Sachen wie
Grisly Salvage
oder auch
Sphinx's Revelation
noch nach. Insofern sind acht Karten schon anständig und in Kombination mit
Mind Sculpt
und Co. langsam bedrohlich. Darüber hinaus gibt es natürlich noch andere Anwendungsgebiete – die wenigsten schließen Entering ein –, auf die ich aber heute nicht eingehen will.

Ich glaube, viele unterschätzen noch, wie sehr Lavinia rotbasierte Aggrodecks stört. Gerade mit der Möglichkeit,
Restoration Angel
nachzuspielen, gibt sie genau das, was man in diesem Matchup benötigt: Zeit. Und zwar im Überfluss.

Mein geschätzter Teamkollege Till Riffert hat in ihm den neuen
Cloudgoat Ranger
gesehen, ich bevorzuge aus Gründen der fehlenden Evasion die Bezeichnung: neuer
Geist-Honored Monk
. Das ist nicht ganz so stark, aber doch gut genug, um zumindest in die Nähe der Constructedtauglichkeit zu gelangen. Entscheidend wird dafür natürlich die Nützlichkeit des integrierten Populate sein. Ich persönlich hege große Hoffnungen, dass Spielsteine (und damit auch das Selesnya-Keyword) ein großer Gewinner der neuen Edition sein könnten. Hauptargument ist Advent of the Wurm, der als spontaner 5/5er für vier Mana nicht nur grundsolide ausgestattet und zudem sehr gut gegen Massremoval aufgestellt ist, einen der Hauptfeinde einer solchen Strategie, sondern darüber hinaus auch der natürliche Vorgänger des Scions ist. Spätestens wenn man auf diese Art einen Gratis-Wurm erhält, verbessert man sich gegenüber
Geist-Honored Monk
und jenes Mädel wurde bekanntlich auch schon in ernsthaften Decks gesehen.

| 3 Hinterland Harbor 1 Sunpetal Grove 3 Glacial Fortress 4 Temple Garden 4 Breeding Pool 4 Hallowed Fountain 2 Island
3 Snapcaster Mage 3 Cloudfin Raptor 4 Delver of Secrets 1 Scion of Vitu-Ghazi 3 Geist of Saint Traft
| | 4 Selesnya Charm 2 Spell Rupture 4 Call of the Conclave 4 Unsummon 1 Dissipate 4 Thought Scour 2 Rootborn Defenses 4 Advent of the Wurm
|

Während ich diese Zeilen schreibe, steigt der Preis für diesen Knaben quasi minütlich, was vermutlich ein gutes Zeichen dafür ist, dass auch andere auf diesen sympatischen Dämon aufmerksam geworden sind. Abgesehen von der offensichtlichen Verwendung als Sideboardbedrohung für besonders langsame Decks, halte ich ihn sogar für maindecktauglich, wenn auch ziemlich eingeschränkt. Ich denke dabei an ein Hellbent-Deck (ohne Hellbent), um gleichzeitig Nutzen aus Blood Scrivener zu ziehen. Zusammen mit
Liliana of the Veil
hat man schon mal ein solides Anfangsdreieck. Danach gibt es verschiedene Wege, etwa Zombies, die bekanntlich gut aus dem Friedhof heraus agieren oder dieses BRW-Midrange mit ganz viel Haste, da dies für beste Topdecks sorgt. Auch das immer wieder vergessene
Heartless Summoning
harmoniert ganz gut. Eine vermutlich zu optimistische Kombination ergibt sich mit
Duskmantle Seer
. Immerhin verliert der Gegner für jede mit dessen Fähigkeit gezogene Karte nicht nur Lebenspunkte, sondern hat mit Sire auf dem Tisch auch nicht wirklich viel von den zusätzlichen Ressourcen. Natürlich sollte man besser vermeiden, den Dämon erst mit dem Seer aufzudecken.

Viele von euch kennen meine gewaltige Abneigung gegenüber
Invisible Stalker
und letztendlich auch gegenüber der Fähigkeit Hexproof selbst, insbesondere auf Evasionkreaturen. Genau dies gibt es jetzt in neuem Gewand in einer Zeit, wo ein entsprechendes Deck schon an der Grenze zur Spielbarkeit steht. Als Krönung wird direkt
Armadillo Cloak
– oder wie es heutzutage heißt: Unflinching Courage – mitgeliefert, um gleich eine weitere passende Aura zu haben. An diese wird man sich vermutlich später auch nur noch in solchen Zusammenhängen erinnern und das tut dem Design eigentlich Unrecht.

| 2 Hinterland Harbor 3 Sunpetal Grove 2 Glacial Fortress 4 Temple Garden 4 Breeding Pool 4 Hallowed Fountain 2 Cavern of Souls
4 Selesnya Charm 4 Spectral Flight 4 Rancor 4 Unflinching Courage 4 Ethereal Armor
| | 3 Ascended Lawmage 4 Silverblade Paladin 4 Invisible Stalker 4 Avacyn's Pilgrim 4 Geist of Saint Traft
|

Auch von diesem Knaben erwarte ich eine ganze Menge. Auf sich gestellt schon mindestens die anständige Sideboardkarte bildet er einen wunderbaren Vorgänger zum
Restoration Angel
. Viel mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen, außer dass dies vielleicht die Karte ist, die eben dafür sorgt, dass
Restoration Angel
noch weitere Verwendung in Orzhov-Decks findet. Ich meine jetzt nicht Reanimator, sondern all die Esper, Aristokraten oder Zombies, die mehr oder weniger hartnäckig auf Turnieren zu finden sind und erstaunlich oft ohne den Engel auskommen, weil die Konkurrenz in diesem Bereich so stark ist.

Auf dieser Karte steht ja drauf, dass sie gut ist, allerdings ist das bei den meisten der guten Uncommons dieser Edition der Fall – es sei denn, sie sind schlecht. Subtil geht jedenfalls anders. Dass ich sie trotzdem noch einmal vorstelle, liegt ganz einfach daran, dass ich sie als die vielleicht wichtigste Addition aus
Dragon's Maze überhaupt erachte. (Die größte Konkurrenz kommt vermutlich von anderen dezent eindeutig als spielstark zu erkennenden Karten wie
Putrefy
.) Sie geht ein essenzielles Problem aller schwarz-blauen Controldecks an: Welchen (billigen) Removalspell verwendet man.
Devour Flesh
,
Ultimate Price
,
Orzhov Charm
,
Dimir Charm
,
Victim of Night
und so weiter haben alle ihre Vor-, vor allem aber Nachteile, die gern mal darin liegen, dass sie genau das gerade nervende Ziel nicht wegbekommen. Die Physique reiht sich hier zwar mit ein, schließlich ist es nicht unbedingt das, was man topdecken will, wenn der Gegner gerade Sire of Insanity gespielt hat, aber gleichzeitig ist es zu Beginn der Partie allerhärtestes Hardremoval und später (sprich: nach der
Sphinx's Revelation
) auch wieder. Mein Lieblingsaspekt bezieht sich dann noch darauf, dass man mit dieser Karte mal wieder nachdenken muss …
Restoration Angel
hat es vorgemacht, sein Deputy könnte nachziehen und einen regelrechten Blink-Archetyp aufziehen. Ansätze sind ja jetzt schon vorhanden und auch in dieser Liste finden sich mehrere leckere Kreaturen, die gern immer und immer wieder das Spielfeld entern würden. Flash hilft darüber hinaus im Umgang mit den traditionellen Feinden wie Removal oder Massremoval. Die kritische Masse an benötigten Effekten dürfte auf jeden Fall erreicht sein, bleibt nur noch zu klären, ob der Deputy als Karte relevant genug ist, denn wie wir gelernt haben, ist so ein 2/2er für zwei Mana auch nicht mehr das, was er einmal war.

Ich hege ja die Hoffnung, dass unser Standardformat im Herbst wieder deutlich an Power verliert und dann solche Karten in Nischendecks spielbar werden. Ein solches sehe ich im Maze's End-Deck, das direkt viel wahrscheinlicher wird, falls in
M14 plötzlich die
M10-Länder (und gleichwertiger Ersatz) fehlen und plötzlich alle sowieso auf Guildgates zurückgreifen müssen. Bis es so weit ist, wird man die Gatekeeper natürlich bestenfalls als Proxy verwenden.

Den Abschluss bildet der (neue) Nebel des Grauens. Auch in diesem Bereich nähern wir uns langsam der kritischen Masse und damit einem Deck, gegen das wohl niemand jemals spielen möchte …
So weit ein paar Karten aus
Dragon's Maze, auf die ich genauer schauen werde. Insgesamt wird sich am Format vermutlich wenig ändern. Ein paar Details in den schon bekannten Decktypen, hervorgerufen entweder durch tolle neue Additionen (
Putrefy
) oder aber unbekannten Herausforderungen (Blood Baron of Vizkopa). An mehr oder weniger neue Decks glaube ich nur bedingt. Erster Kandidat wäre vermutlich ein UWx-Blink sowie ein nicht ganz so aggressives Gruul-Aggro, während einige Tier-2–3-Decks vielleicht den Sprung an die Spitze schaffen.
So oder so wünsche ich euch erst einmal viel Freude und Erfolg beim Prerelease der Wahl, verirrt euch nicht im Labyrinth!
Der MiDi