Standard Panda rockt Hamburg Bericht vom National Qualifier -5th von Ole Meinderink |
14.06.2007 |

Es ist NordCon in Hamburg. Hunderte von Fantasybegeisterten treffen sich um ihren verschiedenen Hobbies nachzugehen. Als ein Event unter vielen findet der National Qualifier Hamburg in einem winzigen, stickigen Keller statt.
Ich, Ole Meinderink, nur-noch-ein-paar-Wochen Schüler aus Hamburg, nehme am Ringen um die begehrten Qualifikationsplätze teil. Genau 100 weitere Mitbewerber versuchen mich daran zu hindern und sich selbst zu qualifizieren.
„Der Weg ist das Ziel“ denkt sich ein Teil meines Unterbewusstseins, der mich vor allzu herber Enttäuschung bewahren will, denn die Tatsache, dass dies mein erstes Event mit REL Competitive und entsprechendem spielerischen Anspruch ist, lässt mich an meiner Fähigkeit zweifeln, acht ganze Runden gegen Spieler mit mehr Erfahrung zu bestehen. Im Laufe des Turniers schlägt allerdings der andere, nicht ganz so unbewusste Teil meines Denkens mit dem Argument „Wozu spielen, wenn nicht um zu gewinnen?“ zurück.
Mit mir habe ich neben zu wenig Nahrung für 8 Stunden Gehirnsport und einer Prise Nervosität noch ein Deck, Panda Connection, das zwar in der Grundidee von WM-Teilnehmer Řyvind Andersen geklaut, von mir aber mit einigen Planar Chaos- und Future Sight-Karten verändert wurde:
Da dies ein Turnierbericht ist, werde ich nicht lange darüber reden wie dieses Deck das Format schlagen kann, warum ich Karte X viermal, Karte Y aber nur dreimal spiele. Fest steht, es funktioniert, und wer denkt die Manakurve würde einen mit dem Confidant zusammen umbringen irrt, unter anderem verantwortlich dafür sind Faith's Fetters, die effektiv 0 Leben kosten und Martyr of Sands, die für fast jede zusätzlich gezogene (nichtland-)Karte drei Extraleben machen.
Warum das Deck 6-1-1 auf einem NQ gehen konnte wird am besten im Praxistest deutlich. Deshalb wird mein Turnierbericht immer wieder erklärende Einschübe haben um zu verdeutlichen, warum ich gewonnen bzw. verloren habe.
Los geht's:
Dredge (GBu Version)
(Runde 1 gegen Hannes Winkel)
Ich schlage meinem Gegner vor, der sich darüber beschwert, dass er Hunger hat, einfach auf 0 zu mulliganen, um sich etwas zu essen zu holen. Er meint irgendwas von „dich einfach kurz besiegen“ und wir fangen an.
Obwohl ich beginne, sehe ich gleich in seinem ersten Zug, dass dieses Match eine schwere Prüfung wird. Sein Llanowar Mentor spricht eine deutliche Sprache und bevor ich „Faith's Fetters“ sagen kann, hat er schon genug gedredgt um jeden Millstone neidisch zu machen. Aus Mangel an Bridges und Flame-Kin Zealots spielt er irgendwann einen 5/5 Golgari Grave-Troll, der mich nächste Runde angreift und mir die Gelegenheit zu einem grandiosen Misplay gibt:
Es ist sein Zug. Er hat einen 5/5 Grave-Troll und Kleinvieh. Letzteres opfert er für ein flashback Dread Return auf Bogardan Hellkite und zahlt 4 Mana um mein Board aus 2 Knight of the Holy Nimbus und Dark Confidant abzuräumen. Ich habe –natürlich- die Isolation, so dass er sich darauf beschränken muss mit dem 5/5 Vieh anzugreifen.
Ich blocke, in der festen Überzeugung den Troll dadurch zu töten und nur meinen Confidant zu verlieren, mit allen drei Kreaturen (!), er entfernt eine Marke (vielleicht sollte ich die Karten meiner Gegner nächstes Mal lesen...) um den Troll zu regenerieren und weist mich darauf hin, dass er für den Tod der Knights schon bezahlt hat. Ich versinke vor Scham im Boden.
In den nächsten Runden spielt er noch einen 10/10 Troll und in der Runde darauf ein flashback Dread Return auf den inzwischen nebst passenden Bridges gedredgten Flame-Kin Zealot, so dass ich das Spiel völlig zu recht verliere. Das fängt ja gut an.
Mein Sideboard besteht zu 6/15 aus Graveyardhate und zu 4/15 aus Llanowar Mentor/Greenseeker-Hate, also kommen diese 10 Karten rein.
Im zweiten Spiel gewinne ich sang- und klanglos nur durch einen Withered Wretch, der einfach alles removed was seine hässlichen Gebeine aus dem Grab heben will. Insgesamt hatten alle Kreaturen meinerseits in diesem Spiel höchstens eine Power von 4. Reicht offensichtlich.
Im dritten Spiel folgt er endlich meinem Rat zu mulliganen, sogar ganze drei Mal. Mit einem Wald ist er offensichtlich zufrieden und topdecked in der zweiten Runde einen Llanowar Mentor. Ich halte aber seit Spielbeginn ein Deathmark und versage ihm sein Glück. Das hat er jedoch trotzdem und zieht einen Greenseeker – zu schade, dass ich Faith's Fetters und damit das Match in der Tasche habe.
Fazit: Im ersten Spiel ist der Loss vorprogrammiert gewesen, die zwei Spiele danach waren sehr viel leichter. Withered Wretch kann alles, da muss man noch nicht mal die richtigen Karten removen. Wer braucht Extirpate, Leyline, Crypt, wenn er erste Runde Deathmark hat?
Eh.. G/W Weenie?
(Runde 2 gegen Stephan Thomsen)
Mein Gegner spielt ein seltsames Deck. Im ersten Spiel legt er ausschließlich Llanowar Elfen, Savannah Lions und Watchwolves, dazu hat er Thrill of the Hunt. Irgendwann kommen Hypnotic Specter und Calciderms von mir und er verliert.
Ich freue mich über die Deathmarks im Sideboard und wähne das Spiel schon gewonnen. Trotzdem tun wir beide unser Bestes, damit es spannend bleibt, er mit Ledgewalkern, ich mit einem weiteren haarsträubendem Misplay:
Er hat zwei Ledgewalker nebst anderem Getier im Spiel. Ich lege zwei Hypnotic Specter und überlege noch dass er ja Thrill of the Hunt hat, ignoriere diesen Gedanken aber völlig, als er angreift und ich beide Ledgewalker mit je einem Specter blocke, weil ich aus welchem Grund auch immer denke, dass er Thrill nur auf einen Ledgewalker spielen kann. Natürlich sterben beide Specter.
Vielleicht sollte ich dafür dankbar sein, dass ich nach solchen Fehlern das Spiel zuverlässig verliere. So kann ich wenigstens daraus lernen.
Im dritten Spiel geht dann alles ganz schnell. Ich halte zwei Deathmarks nebst zwei passenden Sümpfen und töte zuerst seinen Llanowar Elf, dann seinen Watchwolf. Ich frage laut, ob ich wohl gewinnen kann, indem ich ausschließlich Deathmarks ziehe und er meint, dass das für ihn okay sei, solange ich keine 5 zöge. Als seine dritte Kreatur durch das dritte Deathmark stirbt, guckt er trotzdem recht ungläubig.
Leider endet das Spiel kurz danach, weil ich von den anfänglichen zwei Ländern nicht mehr wegkomme und das vierte (und das fünfte!) Deathmark nicht erscheinen. Fortuna, was hast du bloß an dem Kerl gefunden?
Wir lernen: Fortuna kann eine ziemliche Schlampe sein, aber wir verfallen ihren Versprechen immer und immer wieder. Wenn sie sich mit dem Gegner einlässt, hilft auch kein besseres Deck. Shit happens.
Angelfire
(Runde 3 gegen Felix Oehmichen)
Vor diesem Spiel war ich mir nicht sicher, ob ich mich über Angelfire als Gegner freuen sollte oder nicht. Sicher wusste ich nur, dass meine Gewinnchancen umgekehrt proportional zu der Menge seiner Calciderms stiegen. Spielt er keine, ist das Match einfacher, spielt er vier wird das ganze spannend.
Mein Gegner spielt keine Calciderms, ich dafür die volle Manakurve aus: Zweite Runde Knight, dritte Runde Hyppie, fünfte Runde Ghost Council. Der Geisterrat weicht einem Wrath und ich habe in meiner Runde die Wahl: Calciderm oder Castigate? Aus Angst vor einem zweiten Wrath kommt das Duress und ich sehe, dass mein Gegner den Zorn nicht hat. Seine Bibliothek hat eben jenen allerdings ganz oben liegen, so dass er mein Council doch noch töten kann. Erwartungsgemäß folgt Calciderm und in der Runde danach ein weiteres Council, als mein Gegner schon auf neun Leben ist. Warum er nicht aufgibt, bleibt mir so lange ein Rätsel bis er Numot, the Devastator legt, als ich ihm dann die Temporal Isolation zeige, ist das Spiel jedoch vorbei.
Besonders schön gegen Angelfire sind 4 Persecutes nach dem Boarden, meine ich. Wer nur vier Remand spielt, hat es nicht anders verdient.
Was für ein guter Plan die Hexerei aus Urza's Saga ist zeigt sich im zweiten Spiel. Mein Gegner macht genau das richtige und spielt nach meinem Confidant einen Wrath. Soll der nicht eigentlich Card Advantage machen? „Wenn er darauf verzichtet, mache ich halt welchen“, denke ich mir und spiele Hypnotic Specter. Er hat keine Antwort und gibt seinen Zug ab und mischt schon mal seine Handkarten um zu discarden. Ich habe allerdings vier Mana und persecute ihn auf Blau, so dass das Hyppie nur noch ein einziges Land als Handkarte discardet. Klugerweise gibt er an dieser Stelle angewidert auf.
- Hier könnte ihr Misplay stehen. Zuerst angreifen, dann Persecuten? Keine gute Idee-
Fazit: Angelfire ist also tatsächlich in der Kategorie *BYE* (©Max Bracht glaub ich)
Perilous Storm
(Runde 4 gegen Simon Gottwald)
Er hat in der vierten Runde 14 Goblins. Ich habe zwei Knight of the Holy Nimbus und einen Martyr (vielleicht noch irgendwo ein Hyppie..). Der Martyr tauscht mit einem Gobbo, weitere sterben an meinen überlegenen Kreaturen. Der Gegenangriff ist nicht so beeindruckend, aber ein nachgelegter Märtyrer und ein Calciderm verhindern seinen Sieg, lassen ihn aber daran zweifeln dass er das Match noch gewinnen kann und er gibt auf. Zu früh, wie ich finde, weil er mich sicherlich noch auf unter 4 Leben hätte bringen können.
Mein Sideboard gibt nicht viel her, ich tausche Fett (Calciderm, Ghost Council) gegen zwei Persecutes.
Im zweiten Spiel ist er screwed. Leider heißt das bei diesem Deck nicht so viel, denn Insel, Lotus Bloom und diverse Tricks mit Hatching Plans, Claws of Gix, Perilous Research und hunderten von Rituals zaubern trotzdem an die 16 Goblins. Ich hoffe auf eine Wende wie im ersten Spiel – Als er in der nächsten Runde jedoch 8 weitere Goblins erschafft, sehe ich ein, dass das Spiel verloren ist.
Das dritte Spiel hat noch mehr, noch schnellere und noch viel gefährlichere Storm-Action. In der dritten oder vierten Runde kommt Ignite Memories für 5.
Meine Hand zu der Zeit: Faith's Fetters, Temporal Isolation, Knight of the Holy Nimbus. Und nun ratet mal was er drei mal trifft...
12 Schaden plus zwei mal zwei macht 16, also bin ich auf vier Leben. Das ändert sich auch nicht mehr, aber Hyppie sorgt dafür, dass er ebenfalls keine großen Veränderungen mehr bewirken kann und langsam aber schmerzhaft krepiert. Geht doch.
Lektion gelernt: Auch wenn der Gegner vierzehn Goblins hat, die sind immer noch 1/1 und haben kein Mountainwalk. Und auch Perilous Storm verschießt sein Pulver irgendwann. [Rekursiver Discard vom Hypnotic Specter macht die Vorbereitung auf einen großen Storm-Turn ja auch besonders schwierig! –TH.]
Dragonstorm
(Runde 5 gegen Sebastian Wilde)
Meine Notizen zur ersten Runde:
Ich | Er
20 | 20 18 16 15 13
Win
Hellkite – Iso
Daraus lässt sich erkennen: Ich haue ihn mit Confidant/Knight und später Martyr, er versucht einen hardcast Hellkite und ich habe die Temporal Isolation dafür. Vielleicht gab's da irgendwo noch mal ein Castigate, aber das wäre Overkill gewesen. Zu leicht.
Das zweite Spiel verläuft ähnlich, nur dass ich wieder mal vier Persecutes habe. Eins davon trifft und er stirbt völlig chancenlos an lustigen 2/2ern.
Hier haben wir nun also das *BYE*-Matchup schlechthin. Wirklich. Unverlierbar.
B/W Control a.k.a. "Fader"
(Runde 6 gegen Ashraf Abu Omar)
Ich lege weiße Weenies, er legt irgendwann Story Circle auf Weiß und Faith's Fetters auf eine meiner Kreaturen. Ich denke noch kurz, dass ich ja keine Antwort auf den Circle habe und ziehe selber Fetters von oben. Viel mehr passiert auch gar nicht, er lässt sich noch bis auf 1 verprügeln und gibt dann auf.
Sideboard... PERSECUTE, wer hätt's gedacht.
Das zweite Spiel ist der Witz des Tages. Er fängt erwartungsgemäß an und castigatet mich zweite Runde, nimmt aber nicht wie im ersten Spiel mein eigenes Castigate. Freudig zahle ich WB und will ihm schon die dicken Finisher klauen, da zeigt er mir eine Hand, die nur aus Ländern besteht. Play to win, anyone?
Er kann mir noch ein Ghost Council durch Mouth of Ronom töten, ich habe aber genügend andere Kreaturen auf dem Board, um nicht noch eine legen zu müssen und persecute ihn vorsorglich auf Weiß. Natürlich hält er Wrath und gibt sofort auf.
Ein Matchup, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte, vielleicht zurecht. Damit wäre die Frage B/W Aggro oder B/W Control auch geklärt...
Monogrün Aggro mit Rotsplash
(Runde 7 gegen Robert Wernecke)
Ich weiß ausnahmsweise mal, was mein Gegner spielt und sage ihm vor dem Spiel, dass mein Matchup gegen ihn sehr schlecht ist. Dann lege ich erste Runde Märtyrer und mein Gegner denkt, ich würde Idiot Life spielen und fragt, warum mein Matchup denn schlecht sein solle. Das erste Spiel gewinnt er trotz dreier Märtyrer (Also doch..) und fragt mich danach, ob ich drawen will, weil er trotz Hinweisen aus dem Publikum fest davon überzeugt ist, dass ich die Kombo mit Proclamation of Rebirth spiele. Ich nutze meine Chance, und in den nächsten zwei Spielen die wir zum Spaß spielen, besiegt er mich ohne Probleme.
Merke: Hat der Gegner Angst vorm Martyr ist das Leben sehr viel leichter. Hätten wir gespielt, wäre ich mit 5-2 und schlechten Tiebreakern ziemlich sicher nicht in die Top7 gekommen.
Und das Worship im zweiten Spiel, gegen das ich absolut keine Antwort habe, bleibt mal unerwähnt.
Zoo
(Runde 8 gegen Rene Gathemann)
Ich fange das Spiel mit doppel Ancestral Recall an, weil er auf 4 mulliganed und ich on the draw bin. Dementsprechend beeindruckt mich seine Scorched Rusalka auch nicht weiter und sonderlich viel kommt da nicht mehr.
Ich boarde die üblichen Deathmarks und zwei Sudden Death, und auf geht's zum nächsten Spiel.
Diesmal nimmt er nur einen Mulligan und setzt mich mäßig unter Druck, was meine Lebenspunkte im Vergleich zu seinen widerspiegeln:
Ich: 20 19 16 14 13
Er: 20 18 16 12 10
... und dabei hatte ich zuerst einen, dann zwei Confidants liegen!
Eben diese bringen mich auch in der Endphase des Spiels in Lebensgefahr. Mein Gegner tappt sich bis auf ein Land aus um eine Solifuge zu spielen und bringt mich auf 9 Leben. Confidant eins revealt... Calciderm. Mist, noch 5 Leben. Confidant zwei? Richtig, Calciderm! 1 Leben. Ich schaue voller Angst auf seine Scorched Rusalka... dann auf sein ungetapptes Land.
Spielen mir meine müden Augen einen Streich oder hat er tatsächlich seine roten Quellen getappt und nur eine Ebene offen?
Juhu, Fetters auf seine Rusalka und natürlich gewonnen. Fortuna hat mich wieder lieb.
Damit werde ich Fünfter, Robert Wernecke (mit dem ich in der 7. Runde gedrawt habe) wird mit gleichen Punkten Dritter. Judge Philip Schulz will von den Qualifizierten noch Anschrift und Telefonnummer, aber auch Blutgruppe und Körbchengröße der Freundin wissen und dann ist der NQ auch schon Geschichte.
Also bin ich nun für die Deutsche q'ed und werde, wenn Zeit und Zukunftspläne es zulassen, auch teilnehmen. Man sieht sich in München (oder wo auch immer)...
* den Henke kopier *
"Those who fear the darkness have never seen what the light can do." —Selenia, dark angel (Lightning Blast)
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