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Regionals 2005 - Die Gefährten
von Norman Hübner
21.06.2005

Es hatte alles begonnen mit einem Artikel von freshMagic über das 7-Land-Belcher. Mir als Kombo-Freak stiegen natürlich sofort die Freudentränen in die Augen: ein Kombo-Deck im Typ II. Nach dem Lesen der Forumsdiskussion und einigen hundert Goldfischen war ich der festen Ansicht, dass das Deck - zumindest die nicht-schwarze Variante - durchaus turniertauglich ist. Es hat eine eklatante Schwäche gegen Extractions, ist aber sonst sehr konstant. Mono Blau ist kein schlechtes Match-Up, da dessen Hard-Counter-Anzahl sehr begrenzt ist. Um Mana Leak kann man problemlos herumspielen und bei 20 Shuffle-Effekten sowie 4 Tops sind Hinder ebenfalls nicht als Hard-Counter zu zählen. Gegen Tooth and Nailzählt einfach nur Schnelligkeit, wer zuerst in die Kombo geht, gewinnt. Also gegen die beiden Decks to Beat etwa 50%. Nicht schlecht.

Bereits frühzeitig sagte ich traditionsgemäß zu, die Sachsen-Anhalt-Regionals in Magdeburg zu headjudgen, obwohl ich eigentlich dieses Jahr mal wieder spielen wollte. Zum Glück stellte sich dieses Problem aber nicht, da die NRW-Regionals einen Tag später stattfanden.

Und genau zu jener Zeit begab es sich auch, dass Hendrik's Doktorandenstelle sich langsam dem Ende neigte. Hendrik hatte die letzten Jahre aufgrund seines Studiums sehr wenig gespielt, ist aber ein guter Spieler, wenn er sich denn mal konzentrieren würde. Und so verabredeten wir uns, die Woche vor den Regionals gemeinsam zu testen. Meine Frau war zwar von dem Vorhaben weniger begeistert („Ach mach doch was Du willst.“), aber wohl hauptsächlich weil sie für die Woche keinen Urlaub bekam und nicht mitkommen konnte.

Nun kam es mir auch noch zugute, dass am 26. Mai in NRW Feiertag war, so dass ich bereits am Mittwoch Abend fahren konnte. Den Donnerstag verbrachte ich dann in der Heldenwelt (einem von zwei Läden in Magdeburg) und verliebte mich neu: in Ponza. Das Deck schien alles mühelos zu schlagen - es könnte allerdings auch an meinem Draw gelegen haben. Zu Hause erstmal geschaut was ich noch benötige und bei eBay besorgt. Hier mal ein großes Danke an Sascha Deinert a.k.a. BonusBert für den reibungslosen Ablauf.

Freitag stand Friday Night auf dem Programm. Wie geplant trat ich mit meinem Belcher-Deck an.

1. Runde: Mono Green Aggro
Das Deck ließ mir keine Chance. 0-1

2. Runde: Tooth and Nail
Im ersten Spiel packt er schnell das Tron, zieht aber kein Tooth, dafür einen Titan. Ich sitze bereits bei 7 Mana, habe aber keinen Belcher als ich von oben Fabricate ziehe. Er hat eine Handkarte und ich riskiere es, den Belcher auszuspielen. Er hat natürlich den einen Viridian Shaman, aber ich topdecke Witness und spiele den Belcher wieder aus. Das Topdeck-Festival geht weiter als er mir Oblivion Stone zeigt und damit mein Board bis auf ein Land aufräumt und ich scoope. Im zweiten haue ich ihn einfach um. Im dritten sitzt er wieder auf seinem Tron als ich die Clock setze. Aber was haben wir über Tooth and Nail gelernt? Er zieht von oben das Top und findet als dritte Karten das Tooth, welches das Spiel beendet. 0-2

3. Runde: R/G-Aggro
Mein Gegner jammert bereits vor dem Spiel rum und hat tatsächlich keine Chance. 1-2

4. Runde: Ronny mit White Weenie
Ronny ist ein Freund von Hendrik, der, als er von der Vorbereitung auf die Regionals hört, sich sofort der Gefolgschaft anschließt. Ronny spielt noch nicht so lange und hat die Angewohnheit, Kreaturen bereits vor dem Kampf auszuspielen. Allerdings steckt in ihm viel Energie und Potenzial.
Die Spiele sind sehr spannend. Im ersten raced er mich auf 1, als ich den Belcher zünden kann. Im zweiten legt er Damping Matrix und ich finde meine Echoing Truth nicht. Und im dritten rette ich mich mit Truth auf Doppel-Löwe und Doppel-Anthem auf ein Leben, um dann mit ca. 40 Karten und zwei Ländern in der Library einfach mal den Belcher zu wagen. Die Länder lagen zum Glück ganz unten. 2-2

5. Runde: R/G
Im ersten Spiel bin ich einfach schneller und im zweiten vergisst er, mir Main-Turn mit dem Kumano meinen Bird abzuschießen und ich habe so exakt 7 Mana für den Belcher. 3-2

3-2 ist nicht überragend, aber die Spiele an sich haben mich überzeugt. Das Deck ist turniertauglich. Hendrik ging mit seinem B/G-Control, welches er auf den Regionals zocken wollte, sogar nur 2-3.

Hendrik und ich begaben uns ins Palazzo (dem Café am Platze). Dort machte ich ihm ein unmoralisches Angebot. Aus Fehlern lernt man ja bekanntlich nur, wenn sie auch wehtun. Also willigte Hendrik ein, für jeden Spielfehler 50 Cent in die Kasse zu werfen. An diesem Abend zeigte ich ihm dann, warum er sein Deck lieber in der wöchentlichen Multiplayer-Runde zocken sollte. Er hatte weder gegen Tooth and Nail, noch gegen White Weenie und schon gar nicht gegen das liebgewonnene Ponza eine Chance. Aber so einfach ist Hendrik ja nicht zu überzeugen. Noch in der gleichen Nacht bediente er sich finsterer Mächte (genauer gesagt seines Bruders) um sein Deck noch ein wenig zu tunen. Ach ja, der Abend brachte mir einen Eisbecher und einen Milchshake.

Samstag stand das Saviors-Instore-Prerelease an. Ich machte meinen Pool auf und war erstaunt, wie schlecht man doch ziehen kann. Zum Glück war Manu nicht da und wir tauschten. Der Pool, den ich bekam, war gut, aber leider auch in jeder Farbe. Den Haufen (und es ist wirklich ein Haufen, Micha), den ich dann spielte, könnt Ihr hier betrachten:
 
lands (16):
6Mountain
5Forest
4Swamp
1Island

spells (10):
1Befoul
1Blood Rites
1Honden of Night's Reach
1Kodama's Might
1Kodama's Reach
1No-Dachi
1Ragged Veins
1Rend Flesh
1Rend Spirit
1Yamabushi's Flame

40 cards
creatures (14):
2Akki Drillmaster
1Akki Underling
1Burr Grafter
1Ember-Fist Zubera
1Feral Deceiver
1Gnat Miser
1Hana Kami
1Meloku the Clouded Mirror
1Nightsoil Kami
1Promised Kannushi
1Ronin Cavekeeper
1Shinen of Fury's Fire
1Sokenzan Bruiser

 

Beim Deckbau muss mich wohl eine fremde Macht umnebelt haben, damit ich Rag Dealer und Scuttling Death erst gar nicht beachte. Ich glaube, es ist bis heute jedem unerklärlich, wie ich damit 3-0-1 gehen konnte. Dafür bin ich im anschließenden Draft mit 2 Motten und Kokusho solide 0-2 gegangen.

Der weitere Weg gen Regionals verlief ruhig und ohne Zwischenfälle. Ich stelle ein paar Match-Up-Analysen von Ponza, Tooth and Nail und White Weenie auf, denn das waren die Decks, die zu spielen wir in Betracht gezogen hatten. Der sonntägliche Abend wurde jäh unterbrochen durch den Aufforderung, einer Multiplayer-Runde beizuwohnen, die uns unserem Ziel zwar nicht näher brachte, dafür war sie aber unterhaltsam und wir gewannen unseren letzten Gefährten dieser Reise: Jörg. Jörg beschreibt sich selbst eher als durchschnittlichen Spieler, obwohl er Ahnung von Karten, Decks, deren Spielweise und Sideboard-Plänen hat. Außerdem habe ich festgestellt, dass er von allen Gefährten am aufmerksamsten ist, seine Schritte wohl durchdenkt und dadurch auch weniger Fehler macht.

So war es bereits Montag, unser Ziel rückte näher und wir waren noch lange nicht gewappnet für den Kampf. Postboarding hieß die Übung für den heutigen frühen Nachmittag. Plötzlich ereilten mich Nachrichten, die mich vor eine schwere Prüfung stellen sollten. Da ersuchte doch eine gute Freundin nach einem Treffen und andererseits standen da die Gefährten, die für den späten Nachmittag zu einem Kampfgelage geladen hatten. Geblendet von beiden Seiten war ich nicht fähig, Ihnen zu widersprechen. Und so wurde im ersten Hause am Platze (ja, wieder das Palazzo) eine neue Gefährtin ehrenhalber in die Gefolgschaft aufgenommen. Später am Abend gingen wir alle zu Jörg. Während Hendrik Anne unser Spiel näherbrachte und Jörg Kontakt mit der dunklen Seite aufnahm (ja, Hendrik's Bruder war auch dabei) zeigte ich Ronny im Mirror, warum Shining Shoal eine seiner Hauptwaffen im Kampf werden sollte. Anschließend demonstrierten Hendrik, Jörg und ich abwechselnd unsere Stärken vor der anwesenden Dame.

Dieser Tag hatte uns endlich weitergebracht. Wir wussten nun, mit welchen Waffen wir versuchen würden unsere Gegner niederzustrecken. Während Ronny weiter seinem White Weenie vertraute, welches noch ein wenig getuned werden musste, sprachen sich Jörg, Hendrik und ich deutlich für Ponza aus.

Nach dieser schweren Entscheidung hatten wir uns etwas Pause verdient und so verlief der Dienstag sehr ruhig. Erst spät konnten sich Jörg, Ronny und ich durchringen noch einige Übungen zu absolvieren. Am Mittwoch trafen wir uns bereits frühzeitig im öffentlichen Kampfpalast (also kurz nach Mittag in der Heldenwelt). Dort wurden die gewählten Waffen gegen neuartige (Mono Green Aggro und U/G-Control) getestet und für nicht wirkungsvoll befunden. Neue Pläne mussten her. Und dabei waren unsere Taschen doch jetzt schon voll.

Um den Kampf gegen den mächtigen grünen Zauberer mit den großen Kreaturen sicher gewinnen zu können, hatten wir mit 3 Sowing Salt und 3 Fireball bereits sechs Plätze belegt. Gegen alle Zauberer, die uns kontrollieren wollten, benötigten wir doch unsere 3 Genju of the Spires. Und für den weißen Zauberer mit den kleinen Kreaturen und den Schutzrunen hatten wir doch 3 Culling Scales und 1 Vulshok Sorcerer parat. Es war doch nur noch Platz für 2 Shatter. Betrübt begaben wir uns in unsere Nachtquartiere und baten um Eingebung.

Es war Donnerstag, der letzte Tag des Übens. Eingebungen hatten uns nicht umgeben in der letzten Nacht. Da wir jedoch feststellen mussten, dass auch Culling Scales das Match-Up gegen White Weenie nicht sonderlich verbesserten, beschlossen wir, stattdessen lieber Pyroclasm gegen die in Mehrzahl zu erwartenden mono grünen Decks in unsere Taschen zu nehmen. Am Nachmittag schauten sich Hendrik und ich noch einmal die Ponza-Match-Ups an bevor wir uns zu den anderen gesellten. Nach einigen heftigen Schlachten und der bitteren Erkenntnis, dass unsere Waffenvorräte nur für ein Ponza reichen würden, entschloss sich Jörg, dann Tooth and Nail zu spielen. Spät in dieser Nacht mussten wir aber noch eine Neuerwerbung ausprobieren: Munchkin 3. Ganz ehrlich, jeder sollte es haben.

Den Freitag gönnten wir uns zur Regeneration. Lediglich Friday Night war ein Muss, schließlich gab es Fact or Fiction zu gewinnen. Hendrik musste es natürlich noch mal mit B/G versuchen, als Ergebnis stand ein 1-4. Ronny's kleine weiße Kreaturen ließen ihn völlig im Stich, er ging 2-3 (allerdings incl. einem Bye). Ich hab's dann mit Tooth and Nail immerhin auf 3-2 geschafft, musste mich dabei White Weenie und Mono Green Aggro geschlagen geben (Creeping Mold, Plow Under, Plow Under, ach ja Witness auf Plow Under, Beacon). Würg! Allerdings brauche ich mich nicht wirklich grämen, denn hätte ich die letzte Runde gewonnen wäre ich im zweiten Tiebreaker Dritter geworden. Also auch kein FoF.

Im ganzen Turnier gab's eigentlich nur eine knifflige Situation: Ich habe das erste Spiel gegen U/G verloren, dafür im zweiten mit Top, Elder und Stone allerdings einen verdammt guten Start. Außerdem habe ich einen Forest, Boseiju und zwei Tron-Teile im Spiel, das dritte auf der Hand. Mein Gegner spielt in der vierten Runde Bribery und nimmt einen Sundering Titan. Ich topdecke von oben den anderen im Deck und spiele ihn aus. In der nächsten Upkeep, für die ich wohl etwa fünf Minuten gebraucht habe, finde ich Forest, Elder und Colossus. So zumindest die Reihenfolge nach dem Top. Ich ziehe zwei Karten, zünde den Stone, lege Forest und Elder nach, opfere EoT den Elder, schaue ins Top und finde das Tooth. Was mir hinterher auffällt: trotzdem miserabel gespielt, da mein Titan zuerst auf den Stack geht und mein Gegner natürlich die gleichen Länder als Ziele wählen kann. Macht er aber glücklicherweise nicht. Außerdem hätte ich vor dem Zünden natürlich noch für einen Schadenspunkt angreifen können.

Hinterher war dann aufgeregte Spannung für die morgige Schlacht. Und hier unsere letztendlich gewählten Waffen:

Ronny's Deck
 
lands (20):
3Blinkmoth Nexus
16Plains
1Eiganjo Castle

creatures (23):
3Isamaru, Hound of Konda
3Kami of Ancient Law
4Leonin Skyhunter
4Samurai of the Pale Curtain
4Savannah Lions
2Suntail Hawk
3Lantern Kami

spells (17):
3Chrome Mox
3Damping Matrix
4Glorious Anthem
4Raise the Alarm
3Shining Shoal

60 cards
creatures (1):
1Hokori, Dust Drinker

spells (14):
3Circle of Protection: Red
3Defense Grid
3Scrabbling Claws
2Second Sunrise
3Terashi's Grasp

15 cards
 

Jörg's Deck
 
lands (22):
10Forest
4Urza's Mine
4Urza's Power Plant
4Urza's Tower

creatures (18):
3Birds of Paradise
1Darksteel Colossus
1Duplicant
4Eternal Witness
1Kiki-Jiki, Mirror Breaker
1Mephidross Vampire
1Platinum Angel
4Sakura-Tribe Elder
1Sundering Titan
1Triskelion

spells (20):
3Oblivion Stone
1Plow Under
4Reap and Sow
1Rude Awakening
3Sensei's Divining Top
4Sylvan Scrying
4Tooth and Nail

60 cards
lands (1):
1Boseiju, Who Shelters All

creatures (4):
1Sundering Titan
3Troll Ascetic

spells (10):
3Heartbeat of Spring
2Mindslaver
3Naturalize
2Plow Under

15 cards
 

Hendrik & Mein Deck
 
lands (23):
4Blinkmoth Nexus
18Mountain
1Shinka, the Bloodsoaked Keep

creatures (16):
4Arc-Slogger
2Kumano, Master Yamabushi
4Slith Firewalker
3Vulshok Sorcerer
3Zo-Zu the Punisher

spells (21):
3Chrome Mox
2Demolish
4Magma Jet
4Molten Rain
4Seething Song
4Stone Rain

60 cards
creatures (1):
1Vulshok Sorcerer

spells (14):
3Genju of the Spires
3Fireball
3Pyroclasm
2Shatter
3Sowing Salt

15 cards
 

Samstag - der großen Schlacht erster Teil

72 Kämpfer fanden sich zu den großen Spielen in Magdeburg ein, so viele wie nie zuvor. Acht Prüfungen sollten vor jedem von ihnen liegen. Und wie es der Zufall so will führte die erste Prüfung sogleich Jörg und Hendrik zusammen. Jörg ließ sich in dieser und den beiden nächsten Runden jeweils von Ponza ordentlich verhauen und hatte dann keine Lust mehr. Stattdessen begann er, Hendrik's Spielfehler zu notieren. Und leider blieb er nicht arbeitslos.

Hendrik jedoch zog wie ein junger Gott. Er konnte es sich leisten, gegen Tooth and Nail das einzige LD auf der Starthand in den Mox zu imprinten. Und wenn der Gegner doch das Heartbeat auf den Tisch bekam, dann hatte er natürlich zwei Feuerbälle. Unfreiwillig half ich ihm noch, als ich nach einem Spectral Shift auf sein Genju dieses auf dem Mountain beließ. Sorry hierfür.

Und so schlug er sich durch die Prüfungen. In der sechsten Runde beendete er gerade siegreich das erste Spiel als ich dazukam. Da ich beide Decklisten kannte, wusste ich, dass jetzt erst der schwere Teil beginnen würde, denn Hannes (R/G) hatte den besseren Sideboard-Plan. Er spielte drei CoP: Red und eine Plains, welche sich sofort auf der Starthand wiederfand. Nachdem in der dritten Runde auch die Schutzrune von oben kam war das Spiel eigentlich beendet. Pünktlich zum dritten Spiel gesellte ich mich wieder dazu. Hannes zog eine Hand mit guten grünen Spells, dafür aber nur zwei Mountain. Die zweite Hand beinhaltete zwar nur einen Forest und ein Top, aber von oben kamen noch ein Bird und zwei weitere Länder. Hendrik konnte es sich wieder mal leisten das geboardete Pyroclasm für den first turn Slith zu imprinten. Dann beging Hannes einen folgenschweren Fehler als er statt des Trolls die Witness legte und dies erst zu spät bemerkte. So chumpte die Witness für lau und der Troll tauschte sich mit dem Slith ab. Slogger und Kumano auf Hendrik's Seite beendeten dann diese Prüfung.

David Malchau, von dem ich das Deck ursprünglich „geklaut“ habe, ist an dieser Stelle übrigens mit 2-4 gedropped.

In der siebten Runde wird schnell klar, dass Hendrik diesmal nicht gewinnen wird. Ein Blick auf die Tabelle gibt aber Entwarnung. Hendrik hat 18 Punkte, fünf Spieler haben 15 Punkte und vier weitere 13 Punkte. Er kann sich also nächste Runde in Ruhe in die Top5 drawen. Denkste. Dummerweise hat er bereits gegen alle drei anderen 18er gespielt und wird runtergelost. Das ihm gegenübersitzende Ratten-Deck besiegt er wieder mit einer spielerischen Leichtigkeit. Da alle anderen drawen ist es vollbracht. Hendrik ist Landesmeister Sachsen-Anhalt. Hier übrigens seine Sicht der Dinge.

Nutznießer des ganzen war dann Hannes Weise (für mich der beste Spieler Sachsen-Anhalts), der mit 6-2 über Tiebreaker den fünften Slot für die Nationals bekam. Jaja, die Regionals und der Hannes. Eine scheinbar unendliche Geschichte, diesmal mit Happy-End. Er ist der Einzige, der seit Einführung der neuen Regionals vor drei Jahren immer in den Top8 war. 2002 (2 Slots) scheiterte er im 90-Minuten-Tog-Mirror-Halbfinale am späteren Landesmeister Chris Luthe, 2003 und 2004 (je 4 Slots) war jeweils bereits im Viertelfinale Schluss. Und auch dieses Jahr schien es ja zunächst so, als würde er den bei fünf Slots undankbaren sechsten Platz belegen.

Ronny konnte ich während des Turniers nicht beobachten, aber er war mit einem 4-4 bei seinem ersten großen Turnier zufrieden.

Für mich als Judge waren die Regionals insgesamt ein ruhiges Turnier. Fünf Spieler hatten es wieder mal nicht geschafft, eine korrekte Deckliste abzugeben. Darunter auch einer der Titelanwärter, der kurz vor Beginn noch schnell eine Karte zwischen Deck und Sideboard getauscht hatte. Dummerweise hatte er sie jedoch im Deck nicht abgestrichen. Er spielte jetzt mit 61 Karten, was erstmal nicht so schlimm ist, jedoch mit drei Zealots main und zweien im Sideboard. Im spätern Verlauf des Turnieres ergaben sich dann allerdings noch drei knifflige Situationen:

Ich werde an einen Tisch gerufen, wo sich einer der Spieler über die Hüllen seines Gegners beschwert. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass einige Hüllen auf der Rückseite rauer sind als andere. Von den rauen Hüllen finden sich exakt 49 im Deck und eine im Sideboard, der Rest sind glatte. Die elf Karten im Deck sind zehn Wälder und ein Pyroclasm. Als Erklärung führt der Betroffene an, er habe am Vortag zwei Packungen Ultra Pro gekauft und sein Deck sortiert eingehüllt. Kurz vor dem Turnier habe er noch eine Karte getauscht, dafür hätte er auch Zeugen. Diese befragen wir jedoch erst gar nicht, da wir ihm auch so glauben und er kommt mit einem Warning und neuen Hüllen davon.

Wenig später der nächste Fall. Ein 5-Color-Gifts-Spieler hatte vor zwei Runden drei Karten durch sein Etched Oracle gezogen obwohl er eine Ivory Mask im Spiel hatte. Jetzt hat sich sein Gegner die Karte noch einmal genau betrachtet und dabei den Fehler festgestellt. Zu allem Überfluss ist dieser Gegner auch noch selbst Judge. Die typische nicht-gewusst-oder-nichts-gesagt-Situation, wo man als Judge immer Bauchschmerzen bekommt. Da ich aber keine Absicht erkennen kann und der Game State nach vier bzw. zwei gezogenen Karten völlig irreparabel ist, komme ich nicht umher, den Verursacher mit einem Game Loss zu belegen, nicht jedoch ohne seinem Gegner ebenfalls noch ein Warning zu geben. Denn schließlich sind beide für den korrekten Ablauf des Spieles zuständig.

Und dann war da noch das Fast-DQ. In Runde 6 spielen an Tisch 3 U/G und B/G gegeneinander. Tief im dritten Spiel sind beide Spieler auf vier Leben als ich gerufen werde. Der Schwarz-Spieler hat einen Kokusho auf dem Tisch und der Blau-Spieler möchte eine Bribery spielen. Er fragt nun, wer stirbt wenn er sich einen Kokusho nimmt. Da ich ihm die Frage so natürlich nicht beantworten kann erkläre ich ihm in welcher Reihenfolge die ausgelösten Effekte beider Spieler auf den Stack gehen, wenn beide Drachen sterben und wie der Stack abgearbeitet wird. Während er noch überlegt, was das ganze jetzt übersetzt heißt, meint sein Freund am Nebentisch „Also stirbst Du“. Am Sonntag mit Justus und Thorsten diskutiert war mein Warning wohl doch etwas milde. Ein Game Loss wäre hier die adäquate Strafe gewesen. Der Blau-Spieler hat sich übrigens einen Duplicant genommen und seinen Gegner damit totgehauen.


Sonntag - der großen Schlacht zweiter Teil

Früh musste ich mich aufbegeben um die 350 Kilometer zurückzulegen. Dort angekommen wurde mir schnell klar, dass es ein langer Tag werden sollte, wollte auch ich siegreich aus dieser Schlacht hervorgehen. Um mich herum gesellten sich lauter grüne Magier, die versuchten, mehr und mehr Energie für einen einzigen großen Zauberspruch zu sammeln. Heute konnte es werden, doch es sollte anders kommen. Aber der Reihe nach:


1. Runde: 5-Color Gifts

Er beginnt mit Forest, Bird, ich lege Slith, Sorcerer und Zo-Zu. Zwei zerstörte Ländern später stirbt er.
Im zweiten Spiel legt er nach einem Mulligan nur eine City bevor ihn zwei Slogger einfach umhauen.
1-0

2. Runde: Tooth and Nail

Im ersten Spiel bekommt er einfach kein Tron zusammen, während Slith und Zo-Zu es ihm ordentlich besorgen. Im zweiten Spiel halte ich eine Hand mit first turn Slith und zwei LD (ein Demolish wandert jedoch in den Mox), was aber nicht reicht, da ich keines nachziehe. Immerhin hatte ich ihn auf einem Leben als ich sterbe. Schwacher Trost. Im dritten Spiel ist der Mulligan ganz meinerseits. Ich halte eine Hand mit Nexus, Jet und Sowing Salt und topdecke den nötigen Mountain. Das Jet bringt mir das dritte Land und ein weiteres das vierte nebst Kumano, welchen ich jedoch erst dank Heartbeat spielen kann. Da sitzt mein Gegner nach Scrying und Reap and Sow jedoch bereits auf sechs Ländern und zwirbelt mir nächste Runde das Tooth um die Ohren. Irgendwie sah das gestern bei Hendrik anders aus.
1-1


3. Runde: Tooth and Nail

Zerstörte Länder sind toll. Wenn der Gegner trotzdem Mindslaver und Tooth zocken kann, hat man wohl was falsch gemacht. Im zweiten Spiel nehme ich wieder Mulligan und bin mit einer Hand mit zwei Mountain, zwei Molten Rain, Seething Song und Zo-Zu zufrieden. Ein drittes Land wäre übrigens schön gewesen. Dafür spielt er dritte Runde Iwamori worauf ich nach einigem Zögern Zo-Zu ins Spiel packe. Ratet mal, was dann oben lag. -) Während meine Leben in 5er-Schritten abnehmen, hauen ihn Zo-Zu, die Rains und ein Slith in kleinen Schritten immerhin auf 5. Ziemlich verwundert schaut er, als ich ihm Song, Song und Fireball für 6 an den Kopf haue. Im dritten Spiel startet er mit zwei Wäldern und Kodama's Reach auf der Hand, entscheidet sich jedoch nach einem second turn Kumano - nach dem üblichen Mulligan versteht sich - sein drittes Land für einen Troll zu nutzen. Nach einem LD sollte er nie wieder drei Mana zur Verfügung haben.
2-1


4. Runde: B/G-Control

Mein Gegner legt erste Runde Bird und zweite das böse Schwert. Dazu gesellt sich später noch eine Jitte. Meinen Slith lasse ich lieber erstmal auf der Hand, stattdessen spiele ich einen LD und topdecke im vierten Zug einen Mox zu meinen zwei Nexen um seinen Bird einfach mal totzublocken. Danach macht mein Deck einfach was es eben soll: Länder kaputt. Im zweiten Spiel sehe ich gegen Troll und Kokusho keine Sonne (obwohl ich den Troll sogar einmal mit einem dreifach gepumpten Nexus blocken kann). Ich halte eine Starthand mit vier Ländern, Song, Sorcerer und Pyroclasm. Nach weiteren vier Ländern, Mox und Song aus den nächsten sieben Karten darf ich meinem Gegner wiederum die Hand reichen.
So hatte ich das Match-Up eigentlich nicht in Erinnerung.
2-2


5. Runde: Tooth and Nail

Was soll man bei Not gegen Elend noch sagen? Er findet kein Tron, ich haue ihn mit Vulshok Sorcerern tot. Das zweite Spiel sieht nicht viel anders aus. Er zündet zwei Stones, ich mache mit drei Jets, zwei Molten Rain und zweimal Zo-Zu 14 Schaden. Er spielt das Tooth ohne Entwine um einen Colossus ins Spiel zu bringen und ich muss ihm zwei Feuerbälle für je drei (!) Schaden an den Kopf hauen um zu gewinnen.
3-2


6. Runde: Tooth and Nail

Nachdem ich ihm vier Länder zerstört habe, spielt er das Tooth einfach mal ohne Entwine und zeigt mir, dass man sich Colossus und Kiki-Jiki nicht notwendigerweise erst aus der Bibliothek suchen muss. Im zweiten Spiel möchte ich kurz mal meinen Gegner zitieren: „Zo-Zu ätzt“. Das Spiel wird trotzdem eng, weil er das Tron diverse Male auf dem Tisch hat, ich jedoch drei Mal einen der passenden Sprüche oben finde. Im dritten Spiel mische ich eine 4 Land, Kumano, Rain, Fireball-Hand ein, nur um eine ganz ohne Länder zu ziehen und beginne das Spiel so mit 3 Ländern, Kumano und Zo-Zu. Von oben kommen Song und Mox, sodass ich den Kumano in der zweiten Runde legen kann. Aber was ich kann, kann doch Tooth schon lange. Ohne irgendwelche Hilfsmittel legt er dritte Runde das Tron und Mindslaver. Eine Runde später folgt noch der Stone und bei passendem Mana das Tooth von oben. Danke schön.
3-3


7. Runde: Ponza

Ich gewinne den so wichtigen Würfelwurf und lege Slith, Molten Rain, Zo-Zu, Jet und Doppel-Slogger. Gegenwehr unnötig. Im zweiten Spiel halte eine riskante Hand mit zwei Mountain, zwei Song und zwei Sloggern. Zum Glück ziehe ich noch einen Jet, der mir das dritte Land sichert, und er keinen LD. Der dritte Slogger - für den mir das Mana fehlte - war dann wohl Overkill.
4-3

Ein zwar nicht versöhnliches aber dennoch akzeptables Ergebnis in dieser Schlacht und die Tatsache, meine Frau nach anderthalb Wochen vielleicht noch wach anzutreffen bewegten mich dann zu einem unrühmlichen vorzeitigen Rückzug.

Und was haben wir gelernt? Manche haben's halt drauf und andere einfach nicht. Noch mal fette Glückwünsche an Hendrik für den Sieg bei den Sachsen-Anhalt-Regionals und Dank an alle vier Gefährten für die schöne Woche, die wir wohl so schnell nicht vergessen werden. Zumindest Hendrik werde ich wohl bald auf den Nationals wieder sehen, sofern mich denn AMIGO wieder als Judge beruft.

Bis dahin,
Norman Hübner.
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