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Turnierbericht: GP Lyon, Tag 2
von Christian Seibold
13.12.2017

Am zweiten Tag war die Anreise zur Site viel angenehmer: kein Regen, kein Verlaufen, kein Stress. Gemütlich kamen wir um 8:30 Uhr an und waren gespannt, ob wir einen Pool bekämen, der vom Powerlevel an den Pool des ersten Tages heranreichen oder ihn sogar übertreffen würde.


Tag 2 – Deckbau

Als der Startschuss zum Deckbau fiel, schnappte ich mir die roten Karten und sagte nach 30 Sekunden, dass wir Rot splitten müssten. Rot hatte sehr viele gute Karten bestehend aus Piraten, Dinos und Removal. Währenddessen legten wir die anderen Farben hin und stellten schnell zum Bedauern unserer geöffneten Vona fest, dass diesmal kein Vampirdeck möglich war. Wir hatten so gut wie keine Payoffkarten für Vampire, daher mussten wir sehen, ob Vona vielleicht woanders ihren Platz fände. Schwarz hatte insgesamt wenige gute Karten. Es war sogar gut möglich, dass wir diese Farbe gar nicht spielen würden, aber dann müssten wir eine weitere Farbe splitten und das gab keine andere Farbe her. Grün war auch nicht viel besser als Schwarz, es war eine mittelmäßige Mischung aus Merfolk und Dinosauriern. Blau hatte gute Piraten, aber gab kein Merfolkdeck her, was die drei Jade Guardians in Grün so gut wie nutzlos machte. Weiß hatte einige sehr gute Karten, unter anderem zweimal Imperial Aerosaur und einen Territorial Hammerskull.

Rot splitteten wir wie von mir angekündigt und kombinierten es einmal mit Weiß und einmal mit Blau. Die so entstandenen Dino- und Piratendecks sahen auch beide sehr gut aus. Das einzige Problem hierbei war nur, dass wir noch ein drittes Deck bauen mussten. Grün und Schwarz sind bekanntlich nicht die besten zwei zu kombinierenden Farben, aber als wir das Deck hinlegten, sah es gar nicht so übel aus. Die drei Jade Guardians fanden mit den zwei Exemplaren von Mark of the Vampire ein Zuhause, und dank zweimal Dire Fleet Hoarder und einmal New Horizons konnten wir Vona problemlos splashen.


Wieder hatten wir viel Zeit, die Decks zu perfektionieren, da wir nach 15 Minuten schon alle drei Decks in groben Zügen liegenhatten. Als Erstes überlegten wir, wie wir am besten die roten Karten auf beide Decks verteilen. Dinos und Piraten waren leicht zu trennen, und dass jeder ein Unfriendly Fire bekommt statt einer zwei, war auch keine Schwierigkeit. Die Sure Strikes passten besser ins Dinodeck, da das Piratendeck ohnehin zu viele Karten beziehungsweise Nicht-Kreaturen-Spells hatte und manche Dinos außerdem Trampelschaden verursachten. Die größte Überlegung betraf, wie man Repeating Barrage und Firecannon Blast aufteilen solle und wer Lightning Strike bekäme. Repeating Barrage schaute eigentlich im blau-roten Deck besser aus, aber Firecannon Blast ist generell besser mit Fliegern, da man so große Kreaturen leichter abschießen kann, ohne vorher einen Selbstmordangriff zu starten. Das Hauptargument, mit dem Repeating Barrage schließlich im Dinodeck landete war wohl, dass Blau-Rot bereits ein Manasink in Form von Captivating Crew hatte und so beide Decks floodresistenter waren. Lightning Strike kam dann auch ins Dinodeck, da es hier wichtiger war, frühe Blocker zu töten. Das Piratendeck sollte genug andere Spells beziehungsweise Evasionkreaturen haben, um nervige Blocker zu umgehen.

Beim G/B/w-Deck tüftelten wir noch einige Zeit herum, bis wir eine Liste fanden, die uns allen gefiel. Auch wenn ich ein bisschen skeptisch dem Deck gegenüber war, sah es auf dem Papier durchaus okay aus. Es hatte Kurve, Removal und konnte sich große Lifelinkkreaturen bauen. Die Decks waren insgesamt vom Powerlevel ziemlich ähnlich wie an Tag 1, nur ein bisschen anders verteilt. Das rot-weiße Dinodeck sah sehr stark aus, genauso wie das blau-rote Piratendeck. Beim B/G/w wusste man es nicht so richtig, aber mindestens durchschnittlich war es wohl. Tobi sollte nach seinem Erfolg damit am ersten Tag wieder ein Dinosaurierdeck spielen, Daniel das etwas komplexere Piratendeck und ich entschied mich für das Golgari/Abzan.

Blau-rote Piraten

2 Siren Stormtamer
2 Fathom Fleet Firebrand
1 Shipwreck Looter
1 Storm Fleet Aerialist
1 Siren Lookout
1 Headstrong Brute
2 Storm Fleet Spy
1 Storm Sculptor
1 Captivating Crew
2 Storm Fleet Pyromancer


2 Lookout's Dispersal
1 Jace, Cunning Castaway
1 Depths of Desire
1 Firecannon Blast
1 Pirate's Cutlass
1 Run Aground
1 Unfriendly Fire
1 Dusk Legion Dreadnought

Sideboard:

1 Tempest Caller
1 Shipwreck Looter
1 Cancel
1 Dual Shot


Das Deck sah sehr stimmig aus. Mit sonderlich viele Piratenpayoffkarten war nie zu rechnen gewesen. Mit zweimal Lookout's Dispersal, Headstrong Brute und vor allem natürlich Pirate's Cutlass, was die wichtigste Karte im Deck war, profitierte man von den Piraten eher noch überdurchschnittlich. Man konnte problemlos längere Games bestreiten, in deren Verlauf man immer wieder Kartenvorteil, etwa über Storm Fleet Spy oder Storm Fleet Pyromancer, generierte. Man konnte aber ebenso gut schnell am Board vorne sein und dem Gegner mit Counterspells und Removal keine Chance lassen, zurück ins Spiel zu finden. Auch waren Jace und Captivating Crew natürlich hervorragend geeignet, um von einer frühen Boardpräsenz zu profitieren. Sideboardoptionen gab es nicht großartig, was nichts machte, da man sich ohnehin schwertat, Karten aus dem Maindeck zu entfernen. Für ein blau-rotes Piratendeck würde ich dem Deck eine 8 von 10 im Team Sealed geben.

Rot-weiße Dinosaurier

1 Bishop's Soldier
1 Otepec Huntmaster
1 Tilonalli's Knight
2 Raptor Companion
1 Sky Terror
1 Territorial Hammerskull
1 Inspiring Cleric
1 Pterodon Knight
2 Thrash of Raptors
2 Imperial Aerosaur
1 Frenzied Raptor
1 Bishop of Rebirth
1 Sun-Crowned Hunters


1 Vampire's Zeal
2 Sure Strike
1 Lightning Strike
1 Repeating Barrage
1 Pious Interdiction
1 Unfriendly Fire

Sideboard:

1 Sun-Crowned Hunters
1 Bright Reprisal
1 Cobbled Wings
1 Legion's Judgment


Das wahrscheinlich beste Deck von den dreien. Mit sechs 2-Drops, Territorial Hammerskull, zweimal Imperial Aerosaur und effizienten Tricks wie Sure Strike, Vampire's Zeal und Lightning Strike konnte das Deck unglaublich aggressiv sein. Auch gab es mit Tilonalli's Knight, Otepec Huntmaster, Pterodon Knight und zweimal Thrash of Raptors Belohnungen für die elf Dinosaurier im Deck. Unfriendly Fire und Repeating Barrage sollten helfen, Spiele abzuschließen, selbst wenn man mit Kreaturen nicht mehr durchkäme. Cobbled Wings und Legion's Judgment waren gute Sideboard-Optionen, aber auch Bright Reprisal und Sun-Crowned Hunters waren in langsameren Matchups hilfreich. Insgesamt gebe ich dem Deck eine 8–9 von 10. Ich tendiere eher zur 8, da ich im Team Sealed schon einige gute rot-weiße Dinosaurierdecks gesehen habe, welche zusätzlich noch mehr Rares oder Charging Monstrosaur hatten.

B/G/w-Stuff

2 Dire Fleet Hoarder
1 Ixalli's Diviner
1 Seekers' Squire
1 Ranging Raptors
2 Skymarch Bloodletter
1 Ravenous Daggertooth
1 Grazing Whiptail
3 Jade Guardian
1 Vona, Butcher of Magan
2 Colossal Dreadmaw


1 Skulduggery
1 Pounce
1 Walk the Plank
1 Vanquish the Weak
1 New Horizons
1 Crash the Ramparts
2 Mark of the Vampire

Sideboard:

1 Crash the Ramparts
1 Duress
1 Cobbled Wings
2 Grim Captain's Call
2 Crushing Canopy
1 Deeproot Warrior
1 Thundering Spineback


Das wohl interessanteste Deck. Das Format lebt eigentlich von Synergie und da River Heralds' Boon, Anointed Deacon, Pirate's Cutlass, Tilonalli's Knight et cetera die Topcommons sind, sah das Deck auf den ersten Blick nicht gut aus. Es hatte zwar eine solide Manakurve, mit Vona einen Spoiler und durch die drei Jade Guardians zusammen mit den zwei Exemplaren von Mark of the Vampire einen soliden Gameplan, aber im Vergleich zu anderen Decks fehlte es an Tribalpayoffkarten und somit an Power und Schnelligkeit. Auch dass man in den Farben nur Pounce, Walk the Plank und Vanquish the Weak als Removal hatte, machte es für so ein Deck nicht leichter.

Nachdem ich fünf Runden mit dem Deck gespielt hatte, überlegte ich, ob man es nicht hätte anders bauen sollen. Teilweise war es ein Problem, dass man zwar oft genug einen 5/5-Hexproof-Lifelink-Guardian hatte, aber dieser einfach von mehreren Kreaturen geblockt werden konnte, da ihm Evasion fehlte. Also stallte der Guardian meist nur den Gegner, bis dieser irgendwann mit größeren oder Evasionkreaturen angriff. Man hätte sich überlegen können, noch mehr auf den Plan aus Jade Guardian/Mark of he Vampire zu gehen, indem man zum Beispiel Cobbled Wings und ein weiteres Crash the Ramparts spielt und dann auch mit seinem Lifelinker angreifen kann, anstatt einfach nur gegen zwei Kreaturen zu tauschen. Man hätte eventuell auch Thundering Spineback verwenden sollen, um einen vom Guardian bewirkten Boardstall für sich nutzen zu können. Im Endeffekt konnte man ja immer noch sideboarden, also war vielleicht nur der Gameplan für Spiel 1 nicht ideal, wobei ich mir selbst dabei nicht sicher bin; vielleicht war das Deck gerade für Game 1 genau richtig gebaut. Sideboardoptionen waren in jedem Fall zahlreich. Neben den oben genannten hatte man noch zweimal Crushing Canopy, was in jedem grünen Sideboard wichtig war, Grim Captain's Call gegen langsamere Decks (konnte hier teilweise vier Kreaturen zurückholen) und Duress, womit sich der Weg für Colossal Dreadmaw oder Skymarch Bloodletter freimachen ließ, sollten diese mal das Mark of the Vampire tragen. Insgesamt war das Deck schwer zu bewerten, da ich keine anderen schwarz-grünen Decks gesehen habe, oder im Kopf hätte, wie die aussehen sollten (Vraska?). Ich würde dem Deck einfach mal generell eine 5–6 von 10 geben, da es sich nicht schlecht gespielt hat.


Let's Battle

Die erste Runde gewannen wir alle drei. Mein Deck spielte sich gut, wobei mein Gegner wohl noch nicht ganz wach war und mir so durch ein paar Fehler Spiel 1 schenkte. Spiel 2 – gegen grün-weiße Dinos – gewann ich mit dem geboardeten Thundering Spineback.


Runde 2 war durchaus knapper – wir spielten gegen das Team von Andreas Ganz. Ich musste mein Match gegen schwarz-rote Piraten hergeben, wobei ich schnell merkte, dass meine Chancen hier nicht gut standen. Schnelle Starts zusammen mit Removal für meine großen Kreaturen waren schwer zu besiegen. Ich musste schon meinen Jade Guardian mit Mark of the Vampire ausstatten, aber selbst dann fand er Wege, mit Menacekreaturen durchzukommen oder seine Kreaturen mit Pirate's Cutlass groß genug zu machen, um mit meinem 5/5-Guardian zu tauschen. Im Gegenzug konnte ich gegen viele Blocker nicht angreifen. Zum Glück aber gewann Tobi und wieder schauten wir gespannt Daniel zu. Er spielte gegen weiß-schwarze Vampire, ein schwieriges Matchup, allerdings war es noch schwieriger, das dritte Spiel in der Zeit zu gewinnen, da nur noch sieben Minuten auf der Uhr waren, als die beiden ihre Decks für Game 3 mischten. Daniel hatte einen guten Start, wohingegen in den ersten Zügen des Gegners nicht viel passierte. Wir versuchten, so schnell wie möglich zu spielen und waren auch bald am Board vorne. Wir konnten allerdings nie mit allzu vielen Kreaturen angreifen, wenn der Gegner Mana für das im zweiten Spiel gesehene Settle the Wreckage offen ließ. Letztlich konnten wir aber gut um die Rare herumspielen und gewannen im ersten Extrazug. An der Stelle möchte ich ein großes Lob an Andreas Ganz' Team aussprechen, da diese in einem zügigem Tempo gespielt haben, obwohl es für sie zu keinem Zeitpunkt danach aussah, hier als Sieger hervorzugehen, zumindest nicht in der Zeit. Ein Unentschieden wäre für sie mit Sicherheit drin gewesen, hätten sie bloß etwas langsamer gespielt. Eigentlich ist dieses Verhalten selbstverständlich, aber im Competitive Play trotzdem leider eher selten.

Im dritten Spiel der dritten Runde sah es für mich echt gut aus, als mein Gegner aus seinem Vampirdeck nur Plains zog und ich einen starken Draw hatte. Leider konnte ich das Spiel nicht zu Ende bringen, da Tobi und Daniel beide ihr drittes Spiel verloren. Ich weiß nicht, was trauriger war: Dass Tobi sein zum Sieg benötigtes fünftes Land nicht fand oder dass Daniel seinen Gegner nur auf ein Leben bringen konnte, weil er hintenraus drei Länder in Folge zog. Es gab keine Zeit sich darüber zu beschweren, schließlich passiert so was und es war ja noch alles drin: 2:0 spielen und wir würden in der Top 4 sein.

Runde 4 gewannen wir wieder alle, was uns Selbstvertrauen für die letzte Runde schenkte. Obendrein standen all unsere Decks nun 3:1.


Spiel um Top 4

In der letzten Runde spielte Daniel gegen ein richtig starkes Merfolkdeck. Als sein Gegner im zweiten Spiel, als Daniel schon ein Game zurücklag, im zweiten Zug für vier Schadenspunkte in der Luft angriff, wusste ich, dass da wohl wenig zu machen war. Schließlich verlor Daniel 2:0. Tobi spielte gegen rot-grün-weiße Dinosaurier und gewann scheinbar ohne größere Probleme 2:0. Ich musste es also richten. Ich spielte gegen das schwere Matchup von vorhin: Red-Black Pirates. Game 1 war lang und komplex, daher weiß ich nicht mehr alle Details zu 100%, aber es lief in etwa so ab:


Ich hatte mir einen 7/7er mit Lifelink und Hexproof gebaut, konnte allerdings nicht angreifen, weil mein Gegner sieben Piraten hatte und ich im Gegenangriff zu viel Schaden bekommen hätte. Mein Gegner konnte zwar auch nicht gegen meinen Guardian angreifen, aber hatte immer wieder ein paar Schadenspunkte durchbekommen, indem er mir meine Ranging Raptors mit seiner Captivating Crew stahl und ich meine eigene Kreatur nicht wirklich blocken konnte beziehungsweise wollte. Als mein Gegner Captain Lannery Storm legte, einen größeren Attack startete und Vanquish the Weak auf meine Raptors spielte, dachte ich, es sähe gut aus, da ich Crash the Ramparts offen hatte; ich konnte gut tauschen beziehungsweise einige Kreaturen von ihm totblocken. Zudem hatte ich noch ein Colossal Dreadmaw auf der Hand, welches aber postcombat durch Deadeye Tormentor abgeworfen wurde. Irgendwie war das Spiel, auch wenn er jetzt weniger Piraten hatte, wieder gestallt, da mein großer Jade Guardian wieder nur mit drei Kreaturen getauscht hätte, also konnte mein Gegner mich wieder zwei Züge lang mit meinen Ranging Raptors angreifen. Ich war im Zugzwang. Als ich Colossal Dreadmaw Nummer 2 zog, war ich bereit, meinen Jade Guardian gegen drei Kreaturen zu tauschen. Er blockte zur Sicherheit sogar mit vier Kreaturen, was die Sache für mich noch besser machte. Ich erhielt eine Menge Leben und konnte mein Colossal Dreadmaw legen, außerdem hatte ich jetzt noch Dire Fleet Hoarder und Ranging Raptors liegen sowie Mark of the Vampire auf der Hand, wohingegen mein Gegner nur noch Captivating Crew mit Pirate's Cutlass liegen hatte und auf vier Leben war. Mein Gegner spielte Contract Killing auf meinen großen Dino, was immer noch nicht das Ende der Welt war, da ich nächste Runde meine Ranging Raptors mit Mark of the Vampire versehen und so gegen seine Captivating Crew tauschen würde; da mein Gegner nur noch vier Leben hatte, musste er ja blocken. Die letzte Handkarte meines Gegner war allerdings Vraska's Contempt, die er durch ein Land und drei geopferte Treasure-Tokens spielen konnte. Somit hatte ich kein Board mehr, das Spiel war verloren.

Nun musste ich die nächsten zwei Spiele gewinnnen, damit unser Team die Top 4 erreicht … Meine Hand im zweiten Spiel gefiel mir sehr gut und war genau richtig, um das schnelle Piratendeck zu besiegen. Der Plan war, Turn 4 Jade Guardian legen, Turn 5 Mark of the Vampire drauf und mit Pounce und Skulduggery in der Hand sichergehen, dass ich mit dem Guardian angreifen beziehungsweise meinen Gegner tatsächlich würde racen können. Eigentlich konnte bei dem Plan wenig schiefgehen. Als ich allerdings nach drei Drawsteps mein viertes Land noch nicht gefunden hatte und mein Gegner wie zu erwarten einen schnellen Piratenstart hatte, war das Spiel verloren. Einen Zug später zog ich das Land, aber das war eben genau einen Zug zu spät …


Das brutale Spiel Magic: The Gathering

Solche Momente kennt jeder kompetitive Magic-Spieler. Die großen, wichtigen Spiele zu verlieren, tut immer weh. Mir ging es gar nicht so sehr um die Pro-Tour-Einladung oder mehr Geld, wobei das natürlich schön gewesen wäre. Es ging mir diesmal wohl eher um den Ruhm, mit meinem Team zum zweiten Mal die Top 4 zu erreichen oder sogar am Ende noch mal die Chance zu haben, wieder zu gewinnen. Mir ist bewusst, dass wir viel Glück hatten, überhaupt einen neunten Platz zu erreichen, aber ich erinnerte mich an ein Filmzitat von Moneyball: "If you lose the last game of the season, nobody gives a shit." Vor dem Turnier hätte ich mich wohl über einen neunten Platz gefreut, aber wenn man dann so nah an der Top 4 ist, ist man enttäuscht und das Geld gibt einem nur einen kleinen Trost, wenn man weiß, was man noch alles hätte gewinnen können. Aber so ist das bei Magic-Grands-Prix, da gibt es eben krasse Swings, wovon viele wohl ein Lied singen können. Was wohl am meisten weh tut, ist die Tatsache, dass man in Magic nicht oft solche Chancen bekommt, gerade bei Team-Sealed-Grands-Prix, die normalerweise nur einmal im Jahr stattfinden.

Ich erinnere mich noch, wie ich am Boden zerstört meine Sachen vom Tisch nahm und mich irgendwo hinsetzte, um die Niederlage zu verdauen. Als sich Tobi und Daniel neben mich setzten, wusste ich, warum ich nie mit einem anderen Team Teamevents spielen möchte. Sie setzten sich gegenüber und spielte ihre Sealed Decks gegeneinander, als ob nichts passiert wäre. Wie konnte man jetzt noch spielen wollen, nachdem man gerade ein so wichtiges Match verloren hatte? Für mich war es unbegreiflich, dabei ist es doch selbstverständlich, Magic auch einfach nur aus Spaß zu spielen, auch wenn man gerade beim Turnier ausgeschieden ist. Vielleicht habe ich Magic schon immer zu ernst genommen. Diese zwei Typen neben mir spielten nicht nur sensationell gut, sondern hatten auch noch das perfekte Mindset. Wie konnte man noch lange traurig sein, wenn man ihnen beim Spiel zuschaute und sie sich gegenseitig so hart trollten, dass ich sogar lachen musste, obwohl ich vor ein paar Minuten das Spiel um die Top 4 verloren hatte. Es stimmt ja auch, denn am Ende hilft es eh alles nichts, es hilft nur eins: Weitermachen!
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