Standard
GP Prep: Fight Club
von Jasper Grimmer
16.03.2016

Aloha!

Am Wochenende wird beim Grand Prix in Paris Standard gespielt. Mit diesem Format habe ich mich schon immer schwergetan. Ich weiß nicht genau, woran es liegt – vielleicht komme ich mit diesem moderaten Powerlevel nicht klar oder es ist das sich ständig verändernde Metagame. Die Welt von Khans of Tarkir bis Oath of the Gatewatch verhält sich da nicht anders, weshalb ich auch die komplette letzte Woche damit beschäftigt war, wenigstens halbwegs dieses Format zu verstehen.

Glücklicherweise gibt es in der derzeitigen Umgebung einige Parameter, welche definierend sind in einem Maße, dass man schon einen sehr überzeugenden Grund haben sollte, sich nicht innerhalb dieser zu bewegen. Ähnlich wie beim Fight Club stagniert das Ganze natürlich, wenn sich ein jeder an die Regeln hält. Trotzdem sehen wir die Clubs immer größer werden, obwohl eigentlich niemand darüber reden sollte (in unserem Fall gibt es zum Beispiel viele Spieler, welche Atarka's Command, Ulamog, the Ceaseless Hunger et cetera in die Hand nehmen). Doch wir wissen ja durch zahllose Horrorfilme, dass letztlich doch nur diejenigen überleben, welche brav die Regeln befolgen.


Welcome to Fight Club!

Als Vorbereitung auf Paris werde ich nun die – meiner Meinung nach – wichtigsten Regeln dieses Formats aufstellen und daraus folgern, welche Liste sich am ehesten dafür eignet, auf der Abschlussparty gespielt zu werden. The first rule of Fight Club is …


You Know I'm All about That Jace

No treble! Wahrscheinlich das Offensichtlichste, praktisch mehr der Elefant im Raum als der eigentliche Dickhäuter, muss unser Protagonist hier beim ersten Sichten gebrutzelt werden. Wenn man Glück hat, bekommt man einen zusätzlichen Zug und der erste Loot führt ihn nicht schon in andere Welten. Manchmal reicht 3-Mana-Removal on the draw aber auch nicht. Für den Fall, dass es noch einige Ungläubige gibt, welche nicht wissen, wie absurd Jace, Telepath Unbound ist: Seine zweite Fähigkeit repräsentiert Snapcaster Mage. Mehrmals aktivierbar. Das allein sollte schon ausreichen und seine Plus-Aktivierung funktioniert oft als Pseudo-Removal. Spiele mit einem transformierten Jace, Vryn's Prodigy geraten schnell außer Kontrolle, praktisch ein Tyler Durden für die Magic-Welt.


Wege, diese Regel zu befolgen:

Ihn selber spielen. Einfach gesagt, nicht ganz so einfach getan, kostet ein Playset nun doch schon über 220 Euro. Dennoch, wenn man sich die erfolgreichen Listen anschaut, bemerkt man eine gewisse Übereinstimmung der 2-Drops. Jace ist gekommen, um zu bleiben. Zumindest bis zur Rotation im Oktober. Gleichsam muss das Deck natürlich auch darauf ausgerichtet sein, die eigene Tiago-Chan-Imitation auszunutzen oder zumindest zu benutzen. Ihn zu flippen und dann nichts mit ihm anzufangen, außer hochzuticken, fühlt sich sehr schäbig an. Das einzige Deck, welches trotz weniger Ziele eine Entschuldigung besitzt, ist Rally, da die wenigen enthaltenen Spells dermaßen mächtig sind, dass es meist schon spielentscheidend ist, auch nur einen Flashback zu erwischen.

Ausreichend viel effizientes Removal spielen, womit sich Jace entsorgen lässt. Dies ist eine Regel, die so ziemlich jedes Deck befolgen sollte, und ist meist der einzige Grund, weshalb im Kampf Jeskai gegen Jeskai Fiery Impulse nicht ausgeboardet wird. Man steht vor einem großen Problem, sollte sich Edward Norton in Brad Pitt verwandeln und so muss man den Kapuzenträger möglichst noch im gleichen Zug abräumen, in welchem er gespielt wurde. Gute Optionen dafür:

Manche dieser Möglichkeiten lassen sich offensichtlich nur in bestimmte Archetypen einbauen. Falls man #Glück hatte und anfangen durfte, gelten natürlich auch noch eine Menge andere Karten, auf die man sich allerdings nicht verlassen sollte.


Spieglein, Spieglein? Auf die Hand!

Reflector Mage hat Siege Rhino abgelöst und ist zum unangefochtenen König der Löwen im Standard gewonnen. Kreaturenkämpfe werden von dieser Neuinterpretation einer Qualle dermaßen dominiert, dass man nicht viel mehr als zwei Möglichkeiten besitzt. Man mag vielleicht denken, dass es einem sogar eine Freude bereitet, wenn einem das Rhino auf die Hand zurückgeschickt wird, doch der Tempo- und Boardnachteil ist so immens, dass er selbst mit einer kostenlosen Lightning Helix kaum einzuholen ist. Und wie bei seinem Vorgänger an der Spitze der Nahrungskette gilt auch hier: Sobald Reflector Mage im Rudel unterwegs ist, ist er nicht aufzuhalten.


Die beiden Optionen:

Reflector Mage spielen. Wenn man Kreaturen spielt, kommt man um diesen Punkt auch kaum herum. Dies trifft sich sowieso gar nicht so schlecht, da wir eh schon eine der beiden Farben für unsere erste Regel benötigen. Spielt eine der beiden Parteien Reflector Mage und die andere nicht, ist leicht abzusehen, wer bereits ab dem vierten Zug in starker Defensive zu finden sein wird.

Reflector Mage ignorieren. Dies ist ein klein wenig schwerer zu bewerkstelligen, da es nicht ganz so einfach ist, komplett auf Kreaturen zu verzichten und weiterhin die anderen Regeln zu befolgen. Selbst die meisten Kontrolldecks heutzutage enthalten einiges an Kreaturen, und so einen Dragonlord Ojutai während des Angriffs durch Collected Company wieder auf die Hand geschickt zu bekommen, ist wirklich nicht sehr lustig. Scheinbar im kompletten Gegensatz dazu steht auch gleich die nächste Regel …


Playtime's Over, Kid

I never play! Wenn dem Gegner zu viel Zeit gegeben wird, können ganz böse Dinge geschehen. Rally the Ancestors kann jeden Hate umspielen, wenn dieser nicht mit einer halbwegs schnellen Bedrohung gepaart wird, Ramp zieht sich einfach das nötige zusammen, Midrangedecks spielen irgendwann genügend Planeswalker, sodass jede Hand aus Gegenzaubern und Removal überladen wird.


Hier einige Karten, welche auch langsamere Decks integrieren können, um solchen Plänen zuvorzukommen:

Viele von diesen Herrschaften kann man auch durchaus in sein Sideboard einquartieren, wenn man Angst hat, die eigene Clock würde schneller ablaufen, als einem lieb ist.

Wie sieht es denn nun aus, sollten wir uns an diese Regeln halten? (Erstens Jace, zweitens Reflector Mage, drittens Tempo!) Nun ja, die Antwort ist ziemlich ernüchternd, zeigt jedoch auch gut, weshalb folgendes ohne Wenn, Aber oder Konkurrenz das beste Deck des Formats ist:

Owen Turtenwald: 4-Color-Rally, Grand Prix Houston

4 Polluted Delta
3 Evolving Wilds
4 Flooded Strand
4 Windswept Heath
2 Sunken Hollow
1 Prairie Stream
2 Canopy Vista
1 Swamp
1 Island
1 Plains
1 Forest

4 Collected Company
4 Rally the Ancestors


2 Sidisi's Faithful
4 Elvish Visionary
1 Ayli, Eternal Pilgrim
4 Catacomb Sifter
4 Reflector Mage
1 Grim Haruspex
4 Nantuko Husk
4 Jace, Vryn's Prodigy
(Jace, Telepath Unbound)
4 Zulaport Cutthroat

Sideboard:

3 Murderous Cut
3 Arashin Cleric
1 Minister of Pain
2 Despise
2 Duress
4 Dispel


Nicht ganz so einfach zu spielen wie viele andere Midrange-Vierfarb-Haufen des Formats, doch sollte man nach circa 30–40 Goldfisch-Aktionen einigermaßen den Dreh raushaben. Da es sich hierbei ähnlich wie mit anderen Kombodecks verhält, ist es auch gar nicht so wichtig, gegen was man am Ende testet, man braucht nur einfach sehr viel Übung in seinen eigenen Mechaniken und daher sollte der Goldfisch auch für den Anfang vollkommen genügen.

Eine weitere Möglichkeit, sich den Regeln zu unterwerfen und sie alle zu binden, fand sich ebenfalls im Finale des Grand Prix Houston wieder.

Andrew Cuneo: Dark Jeskai

4 Bloodstained Mire
4 Flooded Strand
1 Island
1 Mountain
2 Needle Spires
1 Plains
4 Polluted Delta
2 Prairie Stream
2 Shambling Vent
2 Smoldering Marsh
2 Sunken Hollow
1 Swamp

4 Jace, Vryn's Prodigy
(Jace, Telepath Unbound)
2 Kalitas, Traitor of Ghet
4 Mantis Rider
3 Soulfire Grand Master
1 Tasigur, the Golden Fang


4 Crackling Doom
2 Dig Through Time
2 Disdainful Stroke
1 Duress
3 Fiery Impulse
4 Painful Truths
2 Roast
2 Gideon, Ally of Zendikar

Sideboard:

2 Arashin Cleric
1 Disdainful Stroke
2 Duress
1 Exert Influence
1 Fiery Impulse
1 Kolaghan's Command
1 Negate
1 Ob Nixilis Reignited
2 Radiant Flames
1 Roast
2 Transgress the Mind


Viele Dark-Jeskai-Spieler haben sich in letzter Zeit dazu entschlossen, keine 3-Drops mehr zu spielen und sich nur noch auf Painful Truths zu stützen. Auch Cuneo hatte vier Stück des Converge-Spells eingepackt, allerdings hat er erkannt, dass ohne 3-Drops zu wenig Druck aufgebaut wird, um problematischen Decks wie Ramp oder Rally auf den Zahn zu fühlen und sie so in eine Bredouille zu bringen. Daher war nicht nur zweimal Kalitas am Start, sondern auch noch gleich das Set an Mantis Rider sowie der eine Bananenkönig höchstpersönlich.

Ich denke, es ist möglich, ein Drittel dieser Regeln nicht zu befolgen und trotzdem ein Deck mit Erfolgsrezept zu pilotieren, doch der Hattrick ist schon um einiges vielversprechender. Falls ihr also am Wochenende in die Stadt der Liebe reist, solltet ihr möglichst blaues Mana produzieren können.


Das war's für heute. Die Vorbereitung für Barcelona startet bei mir in zwei Wochen, bei der wir ein wenig Theorie über das kommende Limitedformat erspinnen werden.

Bis dahin
Jasper
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