Standard
Infinite Playlist
von Michael Diezel
25.02.2016

Am Ende wurden es doch keine Goblins, die ich in Berlin in den RPTQ schickte, sondern das olle Rally-Deck, welches seit dem November fertig eingetütet dalag. Musste ich also nur noch viermal Reflector Mage einbauen und war kampfbereit, was der entscheidende Vorteil gegenüber den verstreuten roten Karten darstellte. Meine Faulheit also als wichtigstes Argument, dicht gefolgt von einem Mangel an Goblin Piledriver aus Onslaught. Ästhetik wird ja im Alter immer wichtiger – und wie meine sechsstellige DCI-Nummer zeigt, bin ich sehr alt.

Ich schaffte es jedenfalls zielsicher auf den 16. Platz, auch dank der Aufgabe von Philipp W. (habe mir den Namen extra aufgeschrieben, kann aber meine eigenen Buchstaben nicht entziffern) – dafür an dieser Stelle noch mal ein dickes Dankeschön! –, der ein überaus nettes Deck ins Feld schickte, welches mich direkt für die heutige Ausgabe inspirierte.

Ausgangspunkt ist folgende Kombination:




Brood Monitor bringt drei Eldrazi-Scions ins Spiel, die opfern sich für Mana, das in den Displacer gesteckt wird, um den Brood Monitor zu flickern. Dadurch gibt es wieder drei Tokens und so geht es munter weiter. Mit Zulaport Cutthroat gelingt dann der Kill, weil jede Opferung den Gegner einen Lebenspunkt kostet. So weit die Idee der Kombo. Alternativen zum Cutthroat gibt es zumindest in der Theorie auch, zum Beispiel Impact Tremors, Flayer Drone oder Altar of the Brood. Diese sind aber deutlich schlechter, da sie schlechtere Einzelkarten sind und/oder eine weitere Farbe erfordern. Beachtet auch, dass die Kombination auch noch gegen Kalitas, Traitor of Ghet („nontoken“) und Anafenza, the Foremost („creature card“) funktioniert, was einen nicht ganz unerheblichen Vorteil gegenüber dem gängigen Rally-Deck darstellt.

Wie bei jedem Kombodeck hat man jetzt zwei Möglichkeiten: Die Kombination maximieren, also alles dafür tun, dass die gewünschte Interaktion möglichst zeitig und zuverlässig auf den Tisch kommt, oder aber um die einzelnen Karten der Kombo ein Deck bauen, das sich freut, wenn alles zusammenkommt, aber auch problemlos ohne Kombokill gewinnen kann. Beispiele finden sich zum Beispiel im Modernformat, wo Decks wie Goryo's Vengeance oder (bis vor Kurzem) Amulet-Bloom Vertreter des ersten Typs sind und die Company-Decks für den zweiten. Im Standard fehlen Beispiele für Typ 1 (Rally the Ancestors selbst wäre ein Typ-2-Exempel), was sowohl an fehlenden Kombokarten als auch am benötigten Support liegt. Deswegen ist es vermutlich auch keine Überraschung, dass wir den zweiten Weg einschlagen.


Das bietet sich bei Eldrazi Displacer und Zulaport Cutthroat auch wirklich an, da beide diverse Synergien ermöglichen. Ein weiteres Argument ist die Stabilität der Kombination selbst. Diese beruht nämlich auf einer 1/1- und zwei 3/3-Kreaturen – nicht unbedingt unbezwingbar. Zum Glück arbeiten alle benötigten Karten auch so gut zusammen und sind auch als Einzelkarten gut genug, dass man sich nicht schämen muss, sie auf den Tisch zu legen. Im Prinzip kann man sogar einfach das Rally-Deck nehmen, ein wenig Platz schaffen, dann Displacer und zweimal Brood Monitor einbauen und fertig. Gut, Caves of Koilos oder Llanowar Wastes benötigt die Manabasis ebenfalls, aber das dürfte sie wohl verkraften.

Das ist mir aber erstens zu einfach und zweitens nicht gut genug, da das eigentliche Rally-Deck vermutlich besser so funktioniert, wie es ist. Ein bisschen mehr Fokus auf die Kombinationen und Synergien soll es also schon geben und da heißt es zuerst, hilfreiche Unterstützer finden:


Um diese Karte gab es ja mächtig Wirbel. Gerecht geworden ist sie diesem noch nicht. In dem Deck ist sie natürlich Bombe. Findet im Idealfall Komboteile – oder zumindest benötigte Karten und lässt uns zudem ein wenig gierig bei den Ländern sein. Rally würde sich bestimmt auch über die Karte freuen – wenn sie nicht Collected Company schlechter machte. Darauf müssen wir keine Rücksicht nehmen und freuen uns deshalb über das grüne Ponder.


Was für den Oath gilt, trifft auch auf die schwarze Sidisi zu. Gute Einzelkarte, fehlender Erfolg. Und schlecht mit Company. Aber umso besser, wenn man eine spezifische Einzelkarte sucht. Natürlich braucht Sidisi auch das passende Deck, eins mit vielen opferwilligen Kreaturen zum Beispiel – und Flicker-Effekten.


From Beyond findet zunächst zwei von drei Komboteilen: Eldrazi Displacer und Brood Monitor sind beides Eldrazi-Karten und als solche sogar spontan zu finden. Auch ansonsten sind die regelmäßigen Spielsteine natürlich in diesem Deck eine willkommene Addition. Allerdings muss man sich ebenfalls klar darüber sein, dass From Beyond zunächst genauso viel macht wie Duress auf die leere Hand oder Wrath of God auf den kreaturlosen Tisch: nichts. Das ist in der Tat ganz schön wenig, insbesondere, wenn man sich zwei Alternativen für vier Mana anschaut:


Genau. Viel besser werden Einzelkarten in dem Format nicht. Und das Beste – beide sind unglaublich gut mit diesem Displacer. Da man für ebenjenen sowieso graues Mana benötigt, kann man auch direkt diesen Seer bezahlen. Der Rest des Decks wird dann aufgefüllt und zwar hauptsächlich mit soliden Einzelkarten, die insbesondere mit Eldrazi Displacer und Zulaport Cutthroat gut harmonieren:


Die kennen wir ja noch aus dem Rally-Deck. Sie sind jetzt nichts Besonderes, aber die solide Basis, die alles zusammenhält.


Das ist die gierige Variante. Die solide wäre Pilgrim's Eye und dann auch schön einmal Wastes spielen. Ich glaube aber nicht, dass man so viele Probleme mit der Manabasis haben sollte. Oath of Nissa spielt ja auch noch mit. Nissa selbst ist halt offensichtlich gut, passt hervorragend, dank Trigger und überhaupt. Sogar mit der folgenden Karte ist sie manchmal gut:


Jo, und am Ende schafft es auch noch ein Exemplar von Rally the Ancestors ins Deck. Da wir es ohne meinen Freund Nantuko Husk versuchen, ist die Rally spürbar schlechter, als man es gewohnt ist. Das ist auch ein Argument für die überschaubare Anzahl. Das andere heißt Sidisi.


Und dann ist auch noch eine Ayli dabei, die zumindest ein theoretisches Opfer-Outlet darstellt und ansonsten einfach der neunte 2-Drop ist. So ganz schlecht ist das Mädel ja nun auch nicht. Zudem kommt man mit den Rhinos und der Reduzierung der Fetchlands doch erstaunlich leicht in die Nähe der „30“, die sie für ihr Ultimatum benötigt. Und das hat es dann wirklich in sich.


2 Brood Monitor
2 Nissa, Vastwood Seer
(Nissa, Sage Animist)
1 Ayli, Eternal Pilgrim
4 Eldrazi Displacer
4 Zulaport Cutthroat
4 Catacomb Sifter
4 Elvish Visionary
3 Sidisi, Undead Vizier
4 Siege Rhino
4 Thought-Knot Seer


1 Rally the Ancestors
4 Oath of Nissa

2 Swamp
1 Plains
1 Canopy Vista
4 Caves of Koilos
4 Llanowar Wastes
4 Sandsteppe Citadel
4 Windswept Heath
3 Forest


Das ist also meine Variante. Die Version in Berlin hat auf jeden Fall noch From Beyond gespielt, mutmaßlich für die Thought-Knot Seers. Ansonsten ist das Deck halt eine interessante Mischung aus Rally und Abzan – was durchaus positiv gemeint ist. Die Einzelkartenqualität ist nicht so schlecht – abgesehen vom Cutthroat sind eigentlich alle Karten zumindest gut spielbar, zum Teil sogar deutlich besser – und das Kombinationspotenzial gut gegeben. Mit Oath und Sidisi hat man sogar recht zuverlässig Zugriff auf die Einzelkarten, ohne furchtbar viel dafür aufgeben zu müssen. Natürlich ist die Disruption überschaubar und beschränkt sich mehr oder weniger auf Thought-Knot Seer, aber das ist trotzdem spürbar mehr, als das Rally-Deck ins Feld führt. Und das soll ja nicht so schlecht sein. Die meisten Spiele spielen sich dann auch eher wie mit einem komischen Abzan. Man legt random solide Karten, was manchmal schon reicht. In den anderen Fällen wird der Displacer nicht weggemacht, was ganz sicher keine gute Idee des Gegners ist, da der dann gerne einfach gewinnt. Gerade das erste Spiel gewinnt auch mal die Kombo beziehungsweise die Rally.

Nach dem Sideboarden wird es dann meist etwas schwerer. Obwohl das Deck nicht so abhängig von Einzelkarten wie Collected Company oder Rally the Ancestors ist, gibt es doch auch Problemkarten. Hallowed Moonlight in erster Linie, aber auch Radiant Flames, Kozilek's Return und Kollegen können anstrengend werden.


Wichtig ist zunächst einmal, dass wir herausfinden, ob unsere Kombo nach dem Boarden noch gut ist. Pauschal ist das gegen alle removalarmen Decks der Fall, allerdings kann so eine Rally das auch ganz gut ausgleichen. Deshalb ist es oft spannender, inwiefern unsere Kombination wirklich notwendig ist.
Je nachdem lässt sich dann vieles ausrichten: Beim „Ja“ zur Kombination können zum Beispiel Siege Rhinos leichter auf die Bank verbannt werden, bei einem „Nein“ fliegen eben Brood Monitor beziehungsweise Zulaport Cutthroat raus und wir spielen das Displacer-Value-Deck. Das macht es zum Glück auch für den Gegner ein wenig schwerer, denn Karten wie Hallowed Moonlight werden nicht unbedingt besser, wenn wir Nissa into Rhino machen.

Ein weiterer Pluspunkt ist Sidisi, Undead Vizier. Dank des Mädels können wir vergleichsweise spezifische Sideboardkarten auch nur einmal spielen und haben doch recht zuverlässig Zugriff darauf. Am leckersten sind aber weiterhin Kreaturen mit ETB-Triggern, da diese eventuell mit Displacer erneut mitmachen dürfen oder aber nett mit Rally sind.


Sideboard:

1 Enlightened Ascetic
1 Rally the Ancestors
3 Mastery of the Unseen
3 Arashin Cleric
1 Greenwarden of Murasa
2 Wingmate Roc
1 Gilt-Leaf Winnower
1 Merciless Executioner
1 Fleshbag Marauder
1 Minister of Pain


Der Großteil des Sideboards besteht entsprechend aus spezifischen Antwortkreaturen, sowohl für feindliche Kreaturen jeder Größe als auch für gegnerische Verzauberungen. Des Weiteren wird der Nicht-Kombo-Plan durch Wingmate Roc und Greenwarden unterstützt, die jeweils sensationelle Value-Karten darstellen. Gegen alle Decks ohne Dromoka's Command kann man zudem intensiv über Mastery of the Unseen nachdenken. Gerade gegen die langsameren Feinde schafft diese kleine Verzauberung manchmal ganz einfache Siege.

Alternativ kann man natürlich auch typische Sideboardkarten wie Duress/Transgress the Mind, Infinite Obliteration oder Hallowed Moonlight verwenden. Wenn diese gut sind, dann meist richtig. Auf der anderen Seite sind sie halt nicht so flexibel wie diese ganzen Kreaturen und zudem sicherlich auch nicht so stimmig.

Dass das Deck am Ende alles andere als schlecht ist, zeigt allein die Tatsache, dass sich mehrere Spieler in Berlin damit versucht haben – und auch Spiele gewannen. Auch ich war positiv überrascht, als ich es ausprobiert habe. Natürlich verliert man im Vergleich zum Rally-Deck ein bisschen Raw Power, dafür ist man aber auch deutlich unanfälliger. Wenn man jetzt noch diesen Jace ins Deck bekommen würde …

In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal!
Der MiDi
-------gggggggggggggggg--------------