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Mein Jahresrückblick 2014, Teil 1: Eine unerwartete Reise …
von Christian Seibold
16.01.2015

Hallo! Magic-technisch ist bei mir im vergangenen Jahr viel passiert. Da das nicht immer so war und da es auf dem Weg auch eine ganze Menge zu lernen gab, möchte ich euch jetzt gerne meine Geschichte erzählen.


Es war einmal …

Vor über zehn Jahren fing ich mit Magic an, damals war ich etwa 13. Wie vielen zu dieser Zeit wurde mir das Pokémon-Karten-Sammeln zu langweilig und stattdessen zog Magic mich in seinen Bann. Ich hatte zwar noch überhaupt keine Ahnung, wie das Spiel eigentlich funktionierte, aber sammelte fleißig viele große Kreaturen und „spielte“ mit meinem Bruder. Ich kann mich erinnern, als wir aus Spaß spielten und ich mir die perfekten sieben Karten hochlegte: sechs Gebirge plus Trained Orgg. Das beschreibt ganz gut, wie ich Magic mit meinen Anfängeraugen sah.

Bald kamen die ersten Turniere dazu. Bei „Arena“ (einer Art Liga, die es damals in Magic-Läden gab) und beim FNM sammelte ich meine ersten Turniererfahrungen. Highlights waren die Prereleases (damals auch schon mal mit 80 Spielern) und Grand Prix Trials (an denen man unabhängig vom Grand Prix teilnahm). Man schaute darauf, wie viele Booster man gewann und wie man sein Rating verbesserte. (Das Rating war bei uns viel zu niedrig, um relevant für die Deutsche Meisterschaft oder eine PT-Qualifikation zu sein, aber es diente herrvorragend als Statussymbol.)

Ich lernte viele Leute kennen, darunter auch meine besten Freunde, was meiner Meinung nach, neben dem Reisen und Spielen, das Schönste an Magic ist. Wir hielten uns damals für gut (waren wir nicht) und bauten unsere Decks selbst, schließlich gab es zu dieser Zeit noch keine Webseiten, die regelmäßig die besten Decklisten veröffentlichen (die gab es). Wir spielten ohnehin fast nur Limited, da wir für Constructed kaum Karten hatten, vor allem nicht für Extended. (Ich erinnere mich an einen PTQ in München, in dessen Top 8 beide Gräfensteiner gegen Stefan Fries aufgaben, weil die PT im Extendedformat ausgetragen werden würde und zudem noch in Japan.) Pro Tour Qualifier wurden gespielt, aber auch nur die, die wir mit dem Zug erreichen konnten.


Wir entdeckten Magic Online. Ein Meilenstein. Erst jetzt begriffen wir das Spiel und die Regeln so richtig. Erste Grand Prix wurden gespielt, etwa in München, Leipzig und Bochum. Natürlich nur deutsche Grand Prix, die man leicht mit dem Auto erreichen konnte – unsere Eltern mussten uns zu den Turnieren fahren. Damals gab es noch Amateurpreise (Top X aller Spieler, die noch keinen Pro-Punkt gesammelt hatten, gewannen den Amateurpreis) und das war nicht wenig. Bei einem Team-GP gewannen ich und die Gräfensteiner zum Beispiel je 500 Dollar Amateurpreis, und das obwohl wir den ersten Draft verschlafen hatten. Mit 15 qualifizierte ich mich dann als Erster von uns für eine Pro Tour – Limited, in London. Meine Eltern wollten natürlich mit. Zwei Tage vor Abflug cancelte meine Mutter den Flug. Terroranschläge. Ich glaube, bei Florian Pils war die Situation gleich. Ich war natürlich sehr wütend, vor allem auf Wizards, weil sie mich nicht einfach die nächste PT haben spielen lassen. Magic wurde eine Zeitlang boykottiert.

Das Spiel wurde erst wieder interessant, als Tobi mit 18 sein Auto kaufte und wir nun nicht mehr auf Züge und Eltern angewiesen waren und auch weitere Strecken flexibel fahren konnten. Wir spielten so ziemlich alles, was ging. Nun war auch jede Pro Tour durch die neue Struktur (gemischt Draft/Constructed) interessant und fast alle Grand Prix, die mit dem Auto erreichbar waren, wurden auch tatsächlich angesteuert. Die Gräfensteinerbrüder schafften es verdientermaßen auf den „Train“. Ich tat mein Bestes, aber für mich war es schon ein Highlight, bei einem PTQ mal die Top 8 zu erreichen. Es war 2010, als ich mich für meine erste Pro Tour, die ich dann auch spielte, qualifizierte. In Frankfurt gewann ich einen PTQ mit Affinity, nachdem ich eine Woche zuvor im Finale verloren hatte.


Da ich zu dieser Zeit generell kein Fan von Constructed war und ich mir auch nichts zutraute, spielte ich Monorot. Ich schaffte es schließlich nicht in den zweiten Tag, aber alleine mal eine Pro Tour zu spielen, war für mich schon ein Erfolg. Während meine besten Freunde Pro Tour für Pro Tour spielten, Top 8 auf PT, GP oder Natinonals erreichten, landete ich nur hin und wieder einen Moneyfinish bei einem GP. Ohne jeden Zweifel waren meine Freunde zu dieser Zeit um einiges besser. Warum? Dazu komme ich später. Nichtsdestotrotz war ich frustriert. Ich wollte auch! 2012 qualifizierte ich mich für die Pro Tour in Paris, spielte Monorot – gleiches Prinzip wie vorher – schaffte zwar Tag 2, aber war am Ende weit entfernt von einer guten Platzierung. Frustrierend.

Zu dieser Zeit war mir durchaus bewusst, dass es bei Magic um Spaß geht. Das Problem war nur, dass mir eben Gewinnen besonders viel Spaß macht, und ich hasste es, zu verlieren. Das war schon immer so, nicht nur in Magic. Außerdem verfolgte ich Turniere, schaute mir die Top-8-Spieler an und dachte mir oft: „Ich bin doch besser als der!“ Durch das ständige Verlieren tat sich Frust und Neid auf. Ich machte es wie die meisten Menschen und schob meine Misserfolge nicht auf mich, sondern aufs Glück oder sonst was.

2013 qualifizierte ich mich für Pro Tour Gatecrash in Montreal. Diesmal nahm ich Jund, dachte wohl damit kann man nichts falsch machen. Wieder kein Tag 2 geschafft! Eine Woche später spielte ich den Grand Prix in Quebec und verlor nun zum dritten Mal auf einem GP das Spiel um Top 8. Die Enttäuschung war immens, da ich mich so gern für Pro Tour Dragon's Maze qualifiziert hätte, zu der auch Lukas Tajak, ein guter Freund, durch seine PT-Top-25-Platzierung eingeladen war. Auf dem Nachhauseflug machte ich mir einige Gedanken, was meine Ziele betraf. Früher war es für mich schon toll, mal einen GP mitzuspielen, dann war Tag 2 das Ziel, dann Moneyfinish und jetzt war ich nur noch mit einer Top 8 zufrieden. Das konnte nicht richtig sein. Circa 1000 Menschen hatten in Quebec mitgespielt und ich war 12. geworden und dennoch frustriert. Meine Ziele waren eindeutig zu hoch. Ich brauchte eine Pause von Magic und musste meine Ziele neu ordnen.


Ein halbes Jahr später hatte ich wieder Lust, ein bisschen Magic Online zu spielen, und qualifizierte mich prompt bei einem Online-PTQ für Pro Tour Born of the Gods. Das Constructedformat diesmal war Modern und ich nahm mir vor, genau ein einziges Deck drei Monate lang zu spielen, weil ich der Ansicht war, dass alle Tier-1-Decks gut waren, dass Born of the Gods wenig ändern würde und dass es eher darauf ankäme, sein Deck in- und auswendig zu kennen. Ich bestritt an die 150 Matches mit Affinity und die Woche vor der Pro Tour so viele Drafts, wie ich konnte (circa 25 gesamt). Es klingt komisch, aber ich hatte ein gewisses Gefühl bei dem Turnier, ein Gefühl, das ich bis dahin nicht kannte. Ich war vorbereitet. Und das perfekt. Nachdem ich zu oft gemerkt hatte, wie frustrierend Niederlagen sind, hatte ich mir für diese Tour ein Ziel gesetzt. Top 25 oder ich werde es mit Magic sein lassen. Mich hielt nichts mehr, die meisten meiner Freunde spielten auch nicht mehr und es war Zeit, mir einzugestehen, dass ich einfach nicht gut genug für meine Ziele war, die anscheinend viel zu hoch lagen.


Pro Tour Born of the Gods (Modern/Draft)

Ich war in einem größeren Team aus mehreren sehr guten Spielern. Ich hatte meinen Plan durchgezogen, Affinity bis zum Ende durchzuspielen. Auf Magic Online hatte ich eine Match-Sieg-Quote von circa 68%. Damit war ich zufrieden und feilte nur noch an der perfekten Liste. Da Patrick Dickmann sich auch viel mit Affinity beschäftigte und dass Modernformat sehr gut beherrschte, tauschte ich mich mit ihm aus und nahm seine Tipps dankend an.


Das Turnier selbst war eine Tortur. Mir war bewusst, dass dies mein letztes Magic-Turnier sein könnte. Das fühlte sich komisch an, ich stand unter Strom. Für Leute, die mich nicht gut kannten, war das mit Sicherheit unerträglich. Ich war jede Runde so fokussiert, dass ich nach meinem Match immer rausgegangen bin und Dampf abgelassen habe. Die random Sprüche oder Flames waren ein Ventil für mich. Mir hat es sehr geholfen, da ich nur so dem Druck standhalten konnte, auch wenn ich mich wohl ein wenig unbeliebt machte. Tag 1 war vorbei: 7:1. Ein guter Grundstein wurde gelegt. Jetzt bräuchte ich nur noch ein 4:3:1, vielleicht sogar 4:4, und ich würde mein Ziel (Top 25) erreichen. Ich qualifizierte mich schneller für die Top 8, als ich überhaupt mitbekam. Zwei Runden vor Ende war ich bereits sicher in der Top 8, darauf war ich nicht vorbereitet. Schließlich war das nicht mein Ziel. Davon konnte ich noch nicht mal träumen. Da es in der Top 8 um so viel Geld und noch mehr ging, stand ich weiterhin unter wahnsinnigem Druck. Es hört sich vielleicht seltsam an, aber als ich mein Viertelfinale gegen Patrick verloren hatte, war das erleichternd. Ich fühlte mich wieder frei, konnte mich zum ersten Mal freuen und meinen Erfolg genießen. Ich konnte wieder richtig durchatmen. So ein Glücksgefühl (was Magic-Spielen betrifft) kannte ich nicht. Es war toll! Mir war es egal, was die Leute von mir dachten, ob ich mich nur reingeluckt hätte oder ein One-Hit-Wonder wäre.


Der Weg zu Gold

Grand Prix Barcelona (Team-Sealed/Draft)

Eine Woche nach der Pro Tour fand ein Team-GP in Barcelona statt. Das war das erste Turnier seit ewig langer Zeit, an dem ich keinen Erfolgsdruck spürte. Ich hätte durchaus damit leben können, einfach am ersten Tag auszuscheiden, auch wenn ich wusste, dass unser Team unter normalen Umständen zu gut dafür war. Bei einem Teamevent kommen viele Faktoren zusammen, die viele gar nicht bedenken. Ich bin mit den Gräfensteinerbrüdern aufgewachsen. Wir spielten 10 Jahre lang Magic zusammen, auch schon mehrere Teamevents, wo wir nie schlecht abschnitten. Auch wenn wir alle drei einen unterschiedlichen Spielstil haben, ergänzen wir uns perfekt und wissen immer genau, was der andere denkt. Das ist sehr selten. Schließlich gewannen wir das Turnier. Ich konnte es kaum glauben. Was kann alles in einer Woche passieren?


Grand Prix Wien (Sealed/Draft)

Der zweite Erfolg änderte meine Sichtweise ein wenig und das nicht unbedingt zum Guten. Ich glaubte mehr oder weniger, dass ich es alles verdient hätte, dass die letzten Jahre ohne Erfolg bloß Varianz gewesen wären und dass jetzt meine Zeit gekommen wäre. Ich hatte durch die PT und den GP nun bereits 26 Propunkte. Ich war für die nächsten zwei Touren der Saison qualifiziert. Mein Ziel war klar: Gold. Im März folgte GP Wien und nach Tag 1 stand ich 9:0. Schlecht, denn das bestätigte nur meine Sicht der Dinge. Tag 2 startete. Im ersten Draft schnitt ich 1:2 ab. Ich brauchte ein 2:0, um mich höchstwahrscheinlich in die Top 8 drawen zu können. Ich gewann die erste und verlor die letzten beiden Runden. Der „Hattrick“ war zum Greifen nahe. Am Ende landete ich nur in der Top 64. Klar merkte ich nicht sofort, was mit mir los war. Man schiebt es doch immer zuerst auf Pech, wenn man verliert. Meiner Erfahrung nach ist Pech der seltenste Grund, warum man verliert. Ich brauche immer ein paar Tage, um nach einem Turnier alles sacken zu lassen und es zu analysieren. Was war passiert? Ich war eingebildet geworden. Ich dachte, ich sei unbesiegbar. Mir schien es, als wollte ich die Top 8 regelrecht erzwingen. Ich erkannte, dass es schwer ist zu verlieren, aber vielleicht ist es sogar noch schwerer zu gewinnen. In diesem Fall quasi bodenständig zu bleiben und nicht abzuheben.


Grand Prix Warschau (Sealed/Draft)

Wien gedanklich abgehakt – da kam der nächste GP, der eine Woche vor Pro Tour Journey into Nyx stattfand. Gut, dass einige aus meinem Team für die kommende PT auch vor Ort waren. So konnten wir uns über das neue Draftformat austauschen und Block testen. Der Grand Prix war nicht sonderlich spannend. Mein Pool war nicht besonders gut und meine Draws nicht besser. Nach 5:0 stand ich schnell 5:3 und das war okay, denn schließlich ging es hauptsächlich darum, für die PT zu üben. Die restliche Zeit in Warschau nutzte ich für zahlreiche Drafts auf Magic Online.


Pro Tour Journey into Nyx (Block/Draft)


Die Pro Tour war für mich etwas Besonderes, da ich zum ersten Mal zusammen mit allen meinen besten Freunden (Lukas, Tobi, Daniel) qualifiziert war. Unser Team war super und das Testen hat Spaß gemacht und war sehr erfolgreich. Wir hatten eine gute Einschätzung des Formats. Unser Blockdeck performte gut, aber im Draft versagten die meisten von uns. Daniel stand zum Beispiel 8:2 mit dem Deck, am Ende hat es aber nicht einmal für einen Moneyfinish gereicht. Ich spielte 7:3 und auch für mich hat es durch ein 2:4 im Draft nicht gereicht. Ich machte zwar genügend Drafts auf Magic Online, aber ich hatte wohl eine falsche Vorstellung vom Draftformat bekommen. Im Nachhinein besaß unser Testteam so viele gute Limitedspieler, doch jeder hat nur hin und wieder online gedraftet, wo das Niveau viel niedriger ist als auf der PT und was oft zu falschen Erkenntnissen führt. Im Nachhinein hätten wir wohl einfach ein paar Drafts zusammen machen sollen.


Grand Prix Manchester (Block)

Ich stand bei 31 Propunkten und mit der letzten Pro Tour würde ich 34 Punkte sicher haben. Also fehlte mir ein Punkt, um den Goldlevel zu sichern. Also entschied ich mich spontan, nach Manchester zu fliegen, um den Sack zuzumachen. Schließlich war ich auch sehr überzeugt von unserem Deck. Lukas hatte auch ein Punkt für Silver gefehlt, also flogen wir zusammen. Beide erreichten wir durch eine Top 64 das Ziel. Nun fühlte ich mich gut. Ich konnte anderen, aber vor allem auch mir selbst beweisen, dass der Erfolg der PT nicht nur ein Ausrutscher war. Nun würde ich mindestens ein Jahr lang alle Pro Touren spielen, ich war zum ersten Mal auf dem „Train“. Nun konnte ich mit Magic für die Saison erst mal abschließen und mich wieder auf mein Studium konzentrieren. Ich musste schließlich für meine Prüfungen im Juni/Juli lernen. Dachte ich zumindest …


Grand Prix Mailand (Sealed/Draft)


Vor lauter Magic im Kopf vergaß ich, mich für die Prüfungen online anzumelden, und stellte einen Antrag, die Prüfungen doch mitsschreiben zu können. Aber ich hatte keine Chance gegen alberne Regeln und dumme Bürokratie. Also beschloss ich, das Beste daraus zu machen. Jetzt konnte ich zwei weitere Grand Prix spielen, die ich eigentlich nicht eingeplant hatte. Als ich meinen Pool in Mailand sah, dachte ich, ich könnte 9:0 starten. In Magic kommt es jedoch oft anders, als man denkt. Ich verlor die letzte Runde und schaffte es nicht einmal in den zweiten Tag. Kein Weltuntergang, auch wenn ich mir mehr erhofft hatte.


Grand Prix Boston-Worcester (Modern)

Eine Nacht vor dem Grand Prix landete ich in Boston und musste erst mit dem Zug nach Worcester fahren. Ich war völlig unvorbereitet, hatte seit Valencia kein Modern mehr gespielt und hatte Lust, Tron zu spielen. Ich verlor zu Recht drei von fünf Runden. Selbst für Tron muss man testen. Es gibt zu viele Entscheidungen zu treffen und das eigentlich in jedem Format mit jedem Deck, mal weniger, mal mehr. Ich bereute schnell, dass ich extra eine Woche vor der PT nach Boston geflogen war. Erstens bin ich kein rießiger USA-Fan und zweitens war das alles sehr teuer. Meine Winnings von Valencia und Barcelona neigten sich durch die Kosten meiner ganzen Flüge und Hotels dem Ende entgegen.


Pro Tour Magic 2015 (Standard/Draft)

Für die Tour in Portland war meine Einschätzung, was das Format betrifft, ähnlich wie für PT Born of the Gods. Ich ging davon aus, dass M15 das Format nicht großartig ändern würde, dafür waren die Devotiondecks zu lange zu gut gewesen. Da ich schon immer eher dazu neigte, aggressivere Decks zu spielen, versuchte ich, Monoblau-Devotion durch viele Games auf Magic Online so gut wie möglich spielen zu lernen. Nachdem die Ergebnisse sehr zufriedenstellend waren, sah ich keinen Grund, ein anderes Deck zu wählen. Ich hatte ohnehin keine Erwartungen an das Turnier, weil ich eigentlich nur mitspielte, um meine drei Punkte für Gold abzuholen. Auch wenn ich mir diesmal kein Ziel gesetzt hatte, überlegte ich mir, dass ein Moneyfinish schon schön wär, da die Reisekosten alles andere als billig waren. Für Platin bräuchte ich schon eine Top-16-Platzierung …


Nach dem ersten Tag stand ich 7:1 und lag auf dem dritten Platz. Plötzlich wurde der Platintraum doch realistisch. Der zweite Tag fing gut an, ich draftete mit dreifach Cone of Flame im Deck 2:1. Bevor es mit Standard weiterging, machte ich mir das erste Mal Gedanken über meine Ziele für das Turnier. Es standen noch fünf Runden Standard an und am vorherigen Tag hatte ich mit meinen „50/50-Deck“ 4:1 gespielt. Mein Opponentscore war sehr, sehr gut und so kam ich zu folgenden möglichen Platzierungen/Payouts:

1 Sieg:
2 Siege:
3 Siege:

Top 50
Top 25
Top 8





1500 Dollar
2500 Dollar
Platinlevel, Teamcaptain, XXXXX Dollar

Das Ziel war klar – drei Siege aus fünf Runden. Mir war bewusst, dass es mit Monoblau auch mal nicht rund laufen kann und dass ich durchaus „nur” irgendwo im Geld landen könnte, aber damit hätte ich leben können, denn das Geld konnte ich gut gebrauchen …

Ich verlor fünf Runden am Stück und ging mit leeren Händen nach Hause. Ich habe schon Spiele um Top 8 auf Grand Prix verloren oder PTQ-Finals, doch das hier fühlte sich anders an. Das war mit Abstand das bitterste Erlebnis, seitdem ich Magic spielte. Ich glaube, wenn ich wenigstens einen Sieg aus den letzten fünf Runden geholt hätte, hätte ich damit leben können. Ich dachte mir, dass es wohl am besten gewesen wäre, wenn ich gar nicht erst den zweiten Tag erreicht hätte. Aber einem Traum so nahe zu sein und dann nicht einmal einen Trostpreis zu bekommen, war für mich in diesem Moment völlig inakzeptabel. Ironie des Schicksals: Nach dem letzten Match wollte ich natürlich nur noch nach Hause, zum Glück ging mein Flug schon am nächsten Tag. Selbstverständlich hatte der Flug Verspätung, also verpasste ich meinen Anschlussflug, wurde ins Flughafenhotel gebracht und landete erst 24 Stunden später in Nürnberg. Es war die Hölle.


Ende der Saison

Die Saison war zu Ende. Zehn Jahre lang hatte ich keinen nennenswerten Erfolg gehabt. Während der Top 8 von Pro Tour Born of the Gods war LSV als Co-Moderator im Einsatz gewesen und hatte mich (völlig zu Recht) als Average GP-Spieler bezeichnet. Es wurde auch meine Match-Win-Percentage auf meinen bisherigen Pro Touren gezeigt, welche bis dahin unter 50% lag. Im Nachhinein also eigentlich Wahnsinn, dass ich in dieser Saison aus dem Nichts eine PT-Top 8 und einen GP-Sieg und den Goldlevel erreicht hatte. Leider konnte ich das zu diesem Zeitpunkt nicht sehen. Noch zu tief lag die Enttäuschung von der Pro Tour in Portland…

Fortsetzung folgt.
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