Block
The Good, the Bad, and the Ugly
von Nico Bohny
29.05.2014

Der Westen ruft. Zwar nicht der Wilde, aber dennoch einer, der etliche Duelle verspricht – Duelle, in welchen es nicht darum geht, wer schneller zieht, doch ums Ziehen geht's auch irgendwie. Saloons mit Whisky werden mich sicherlich ebenfalls erwarten, zusammengefasst: Ein neues Abenteuer steht bevor!


Pro Tour Journey into Nyx oder wie ich als Weltenwanderer der alten Schule es nennen würde: PT Atlanta. Wer sich davon ein Bild machen möchte, kann das hier; wer eher zuerst in wildwestliche Stimmung versetzt werden möchte, sollte damit bestens versorgt sein.

Über meine vorbereitenden Gedanken hatte ich im letzten Artikel bereits beschrieben und eigentlich müsste nun ja ein Turnierbericht folgen, aber da es gewisse Leute sicherlich zum Block-Grand-Prix nach Manchester zieht, werde ich stattdessen ein kurzes Resümee der von mir/uns getesteten Decks ziehen und eine Empfehlung abgeben, was ich momentan spielen würde. Der Artikel ist also ein Hybrid von Überlegungen während des Testings und Überlegungen, die ich danach angestellt habe.

Dieses Mal waren wir zu elft in unserer deutschsprachigen Österreich/Deutschland/Schweiz-Fraktion und nach den ersten paar Testsessions und Diskussionen übers Format kristallisierte sich schon mal einiges heraus …


The Good


In jedem guten Western wie auch in jedem Testing ist ziemlich schnell klar, wer in der kommenden Geschichte die Guten sind. Im Western wird dies gerne durch ein vertrauenswürdiges Gesicht, geschmückt mit hellem Hut und rotem Halstuch, oder einfach Clint Eastwood dargestellt. Im Constructed kommen die Guten als offensichtlich starkes Deck daher, auf welches wohl jede Testgruppe im früheren Verlauf der Auseinandersetzung mit dem neuen Format stoßen wird. In unseren ersten Wochen haben wir vor allem zwei Decks in den Händen gehalten, von welchen wir überzeugt waren, dass sie einerseits sehr spielstark waren, und andererseits, dass sie in hoher Häufigkeit anzutreffen sein würden.

Auf dem ersten Platz, unser Captain Obvious: Monoschwarz-Aggro …


23 Swamp

4 Spiteful Returned
4 Pain Seer
4 Herald of Torment
3 Master of the Feast
4 Agent of the Fates
4 Tormented Hero
4 Gnarled Scarhide
4 Hero's Downfall
4 Thoughtseize
1 Hall of Triumph
1 Boon of Erebos


Sideboard:

3 Gray Merchant of Asphodel
4 Dark Betrayal
3 Mogis's Marauder
3 Erebos, God of the Dead
2 Whip of Erebos


Klar, das Deck konnte man auf verschiedene Weisen bauen – etwas mehr Disruption mit Brain Maggot, etwas mehr Evasion mit Mogis's Marauder oder etwas midrangiger mit Whip of Erebos und Gray Merchant of Asphodel. Aber der wichtige Kern blieben die guten Schläger in Kombination mit zwei der Eckpfeiler des Formats – Hero's Downfall und Thoughtseize. Monoschwarz erschien uns wie das Affinity dieses Blocks; unglaublich stark im ersten Spiel, leider ab Partie 2 etwas schwächer gegen Decks, welche es darauf anlegten, schwarze Aggrodecks zu besiegen. Da die meisten schwarzen Decks Dark Betrayal gegen einen boardeten, würde auch der aggressive Gameplan schon mal nicht mehr so zuverlässig funktionieren.

Womit wir gleich die Brücke zum nächsten Deck schlagen können. Das zweite für uns klare Deck to beat war Grün mit einer oder zwei Nebenfarben. Das fasst natürlich gleich etwa um die zehn verschiedene Decks zusammen, welche sich aber in der Spielweise gar nicht so groß unterscheiden – eine Ansammlung von Acceleration, Removal und Threats eben. Wir erwarteten eine gute Menge Naya, Junk und grün-schwarze Decks, wovon sich im Testing das grün-schwarze als das am besten gegen Monoschwarz aufgestellte Deck herauskristallisierte:


8 Forest
8 Swamp
2 Mana Confluence
4 Temple of Malady
2 Temple of Plenty

4 Doomwake Giant
4 Sylvan Caryatid
4 Brain Maggot
4 Courser of Kruphix
2 Pharika, God of Affliction
4 Eidolon of Blossoms
2 Reaper of the Wild
2 Unravel the Aether
4 Thoughtseize
4 Hero's Downfall
2 Silence the Believers


Sideboard:

4 Dark Betrayal
2 Bile Blight
3 Drown in Sorrow
1 Silence the Believers
3 Worst Fears
2 Whip of Erebos


Das größte Problem des Decks schien uns die Tatsache, dass es eher wenig Threats enthielt. Das war in den grünen Matchups nicht so wild, gegen Aggrodecks oft ein Vorteil, aber gegen Kontrolldecks eher fatal. Gegen Esper beispielsweise konnte man fast nicht gewinnen. Bis zum Ende waren wir der Ansicht, dass der Kern dieses Decks wahnsinnig gut funktionieren würde, aber prima mit Rot, Weiß oder Blau ergänzt werden könnte.


The Bad


Die Decks, die Cowboy Nico am liebsten mag, stellen sich in der Regel als durchaus amüsant heraus, aber selten als spielstark genug. Hier möchte ich auf zwei Decks hinweisen, welche echt Spaß machen beim Spielen, falls es also in der weiten Welt Seelenverwandte gibt, die lieber zum lustigen Homebrew greifen als zum Netdeck – bedient euch!


4 Temple of Mystery
4 Nykthos, Shrine to Nyx
16 Forest

4 Polukranos, World Eater
3 Nylea, God of the Hunt
4 Courser of Kruphix
3 Prophet of Kruphix
2 Bow of Nylea
4 Voyaging Satyr
4 Hunter's Prowess
4 Sylvan Caryatid
4 Bassara Tower Archer
4 Arbor Colossus


Sideboard:

4 Nylea's Disciple
3 Boon Satyr
4 Sedge Scorpion
4 Kiora, the Crashing Wave


Nykthos, Shrine to Nyx ist eine Karte mit riesigem Potenzial, welche zwar im Block leider weniger gut funktioniert als im Standard, aber den Weg trotzdem als 4-off in ein einigermaßen kompetitives Deck geschafft hat. Das Deck ist ein riesiger Synergiehaufen, der leider nicht wirklich profitiert von Karten wie Thoughtseize, Hero's Downfall und Silence the Believers. Dennoch, im fünften Zug 21 Mana an einen Polukranos zu verfüttern, macht einfach Freude und Kombinationen von Bow of Nylea und Hunter's Prowess, Nylea, God of the Hunt oder Polukranos, World Eater oder einfach die Synergie von Prophet of Kruphix mit … na ja … dem Deck sind ein wahrer Genuss. Trotzdem, gegen Elspeth und schwarze Decks im Allgemeinen wird man leider grob an der Durchführung des eigenen Gameplans gehindert, und da im Format Schwarz doch hier und da vertreten ist, war das Deck dann doch nicht die beste Wahl. Obwohl ich mir das sehnlichst gewünscht hätte, glaubt mir.

Besser aufgestellt wäre Folgendes gewesen:


1 Plains
4 Island
7 Forest
4 Temple of Enlightenment
2 Nykthos, Shrine to Nyx
4 Temple of Mystery
4 Temple of Plenty

1 Hunter's Prowess
4 Elspeth, Sun's Champion
2 Bow of Nylea
4 Sylvan Caryatid
3 Polukranos, World Eater
4 Kiora, the Crashing Wave
4 Courser of Kruphix
3 Arbor Colossus
3 Prophet of Kruphix
4 Kiora's Follower
2 Nylea, God of the Hunt


Sideboard:

3 Glare of Heresy
3 Nylea's Disciple
1 Prognostic Sphinx
4 Ray of Dissolution
4 Dissolve


Ja, tatsächlich, da ist noch keine Nyx-Karte im Deck. Das Deck hatte ich vor dem Erscheinen von Journey into Nyx oft gespielt, habe es dann aber nicht weiter getestet. Retrospektiv gesehen: Im nun halbwegs festgefahrenen Metagame nach der Pro Tour wäre das Deck gar nicht mal übel – man müsste aufgrund des viel gespielten Removals die Devotionschiene verlassen, dafür sowohl die Sphinx wie auch Banishing Light als 4-off einpacken sowie vereinzelnte Ajanis auf Maindeck und Sideboard verteilen. Meine Liste jetzt würde wohl etwa so aussehen:


3 Island
6 Forest
3 Mana Confluence
4 Temple of Enlightenment
4 Temple of Mystery
4 Temple of Plenty


4 Prognostic Sphinx
4 Elspeth, Sun's Champion
4 Sylvan Caryatid
4 Fleecemane Lion
4 Kiora, the Crashing Wave
4 Courser of Kruphix
3 Kiora's Follower
4 Banishing Light
3 Ajani, Mentor of Heroes
2 Deicide



The Ugly


Sind wir ehrlich – eigentlich ist der Ugly in den Westernfilmen immer der Sympathischste. Nicht so arrogant wie der Gute, nicht so hinterlistig wie der Böse, eigentlich möchte man ihm einen Erfolg schon mal gönnen. Aber eben, am Ende gewinnt ja bekanntlich immer der Gute.

Um zum Thema Testing zurückzukehren: Unsere zwei Uglys waren die beiden Eigenkreationen, welche wir am Ende ins Feld geführt haben. Ich persönlich war mit beiden Decks nicht komplett glücklich, aber in der Theorie wären sie beide gut gewesen.


4 Mana Confluence
4 Temple of Triumph
8 Plains
6 Mountain

4 Launch the Fleet
4 Phalanx Leader
4 Akroan Crusader
4 Anax and Cymede
3 Ajani's Presence
3 Brimaz, King of Oreskos
4 Favored Hoplite
4 Gods Willing
4 Coordinated Assault
4 Akroan Hoplite


Sideboard:

1 Godsend
4 Magma Spray
4 Mogis's Warhound
1 Brimaz, King of Oreskos
2 Arena Athlete
2 Dawnbringer Charioteers
1 Chained to the Rocks


Dies wäre wohl das Deck, das ich am ehesten beim Grand Prix in Manchester spielen würde, wenn ich denn hinreiste. Das Deck hatte ernsthafte Probleme gegen Bile Blight und Drown in Sorrow, aber da das Format weg von solchen Karten shiftet hin zu mehr Kontrolle, kann ich mir gut vorstellen, dass das die beste Wahl im momentanen Metagame sein könnte.

Ein wichtiger Punkt, der mich bei der Tour davon abgebracht hat, das Deck zu spielen, war die schlechte Manabasis. Klar, im letzten Block sah's nicht besser aus mit den Manabasen, aber hier verzichtet man zudem auf die guten Scryländer, die einen wenigstens minimal gegen Manascrew und -flood schützen könnten. Dennoch, das Powerlevel des Decks ist riesengroß und mit einem normalen Draw besiegt man in Game 1 eigentlich alles, auf was man so treffen kann.

Deck 2 war mehr ein theoretischer Gedankengang, welchen wir nicht mehr zu Ende testen konnten, von dem wir aber genügend überzeugt waren, dass die meisten von uns das Deck bei der Tour spielten. Die Überlegung war simpel – wir wollten schwarze Aggrodecks besiegen und gleichzeitig die grünbasierten Midrangedecks umhauen, also nehmen wir das schwarz-grüne Midrangedeck und versuchen, damit over the top zu gehen. Dafür bot sich am besten ein Reanimatorhybrid an, welcher Whip of Erebos mit grünen Fatties fürs Midgame kombiniert und dann halt die fetten Würste irgendwann hardcastet. Oder mit viel Glück via Satyr in den Friedhof befördert.


6 Forest
6 Swamp
4 Temple of Plenty
3 Temple of Malady
3 Temple of Silence
2 Mana Confluence

2 Polukranos, World Eater
4 Sylvan Caryatid
4 Satyr Wayfinder
4 Courser of Kruphix
1 Reaper of the Wilds
3 Ashen Rider
3 Abhorrent Overlord
2 Thoughtseize
2 Drown in Sorrow
4 Hero's Downfall
2 Silence the Believers
3 Whip of Erebos
2 Elspeth, Sun's Champion


Sideboard:

4 Dark Betrayal
2 Bile Blight
2 Deicide
2 Thoughtseize
1 Drown in Sorrow
1 Elspeth, Sun's Champion
1 Silence the Believers
1 Worst Fears
1 Pharika, God of Affliction


Das Deck war in der Theorie sattelfest, in der Praxis traf man jedoch zu oft Hände mit zwei Fatties an, welche sich gleich wie ein doppelter Mulligan anfühlten. Trotzdem denke ich, dass das Deck gut aufgestellt ist und vor allem nach dem Sideboarden in den meisten Matchups vorne liegen sollte. Gegen die blauen Decks mit der Sphinx sollte man möglicherweise ein zweites Exemplar der Worst Fears spielen, gegen die Chapin-Junk-Decks die vierte Else.

Ich hoffe, mit der Übersicht doch dem einen oder anderen gedient zu haben, und bin natürlich gespannt, ob sich meine Überlegungen in Manchester widerspiegeln oder ob ich, wie so oft im Constructed, mal wieder auf dem Holzweg war …
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