Block
Aggrodecks im Theros-Block
von Marcel Kaschapow
28.05.2014

Guten Tag! Heute erkunden wir eine gute Woche nach der Pro Tour in Atlanta das aggressive Milieu im sonst sehr midrangelastigen Metagame des Theros-Blocks …


Circa 60 Prozent aller Decks an Tag 1 (siehe offizielle Berichterstattung) verwendeten Courser of Kruphix, die meisten davon in Kombination mit Sylvan Caryatid. Eine solche Opposition zusammen mit der traditionellen Ausrichtung vieler Pro-Tour-Decks in Richtung Stabilität gegenüber rein offensiven Strategien bereiteten viele roten Listen einen unangenehmen Empfang, vor allem wenn man sich folgende Eigenschaften des Theros-Block-Metas vor Augen führt:

1)

Die Quantität und Qualität von Karten auf dieser Seite verblasst gegenüber den Midrange-/Controlkarten. Rot hat mit Firedrinker Satyr, Akroan Crusader und Satyr Hoplite) zwölf spielbare 1-Drops, von denen die letzten beiden auf sich allein gestellt nichts machen. Bei Weiß sieht es mit Favored Hoplite nach Soldier of the Pantheon auch schnell mager aus (Hopeful Eidolon kann man im Zusammenhang eines Heroicdecks auch dazuzählen, dazu später mehr). Schwarz verfügt mit Tormented Hero und Gnarled Scarhide (und zwangsläufig Thoughtseize) über die höchste Qualität an dieser Stelle, weshalb es auch vor der Tour eins der populärsten und erfolgreichsten Blockdecks auf Magic Online war. Ohne besondere Reichweite oder Stabilität tendieren Aggrodecks ohne 12–14 gute 1-Drops dazu, nicht gut zu performen.

2)

Sylvan Caryatid und Courser of Kruphix sind sehr starke Karten, was anhand ihrer Häufigkeit bei der Pro Tour auch empirisch sichtbar ist. Beide sind defensiv gut, relativ schwer auszuschalten (sicher vor Burn, Bile Blight und fast nur von Spells zu zerstören, die mehr als sie selbst kosten) und beschleunigen beziehungsweise verschaffen Kartenvorteil. Sylvan Caryatid kompensiert den Temponachteil der Tempel und macht die vielen starken, aber doppelfarbigen Spells in den Midrange- und Controldecks leichter wirkbar, wohingegen ein 2/4er für drei Mana auch nach Jahren von Powercreep nicht zu unterschätzen ist.

3)

Die hohe Dichte an Removalspells in den schwarz-grünen Decks und die hohe Dichte an ebendiesen Decks im Metagame trifft den aggressiven Magier doppelt: Zum einen werden so in den meisten Fällen die wenigen hochwertigeren Kreaturen schnell entsorgt, zum anderen die Synergien unterbunden, mit denen die schwächeren 1-Drops aufgewertet werden. Alle mehr oder weniger erfolgreichen Aggrodecks des Turniers basierten auf Heroic beziehungsweise Bestow. Wird Heroic mit einem Nicht-Bestow-Spruch ausgelöst, so führt Removal zu Karten- und Temponachteil, wurde es mit Bestow ausgelöst, so zahlte man zwangsläufig zu viel für seine gerade gewirkte Kreatur. (Bestowkosten sind immer höher als die Manakosten.)

4)

Die dreifarbigen Decks sind trotz verlangsamender Tempel und schmerzhafter Mana Confluences nicht so träge und leicht umzuhauen, wie man annehmen könnte.

Dies sind unschöne, aber hilfreiche Pfeiler, an denen man sich orientieren kann, um doch noch sein funktionierendes Aggrodeck auf die Beine zu bekommen, und genau dies taten auch folgende Spieler.

Stanislav Cifka: RW-Heroic

4 Mana Confluence
6 Mountain
6 Plains
4 Temple of Triumph

4 Akroan Crusader
4 Favored Hoplite
1 Hero of Iroas
3 Mogis's Warhound
4 Phalanx Leader
4 Satyr Hoplite


4 Coordinated Assault
4 Dragon Mantle
4 Gods Willing
4 Launch the Fleet
4 Ordeal of Purphoros

Sideboard:

2 Brimaz, King of Oreskos
2 Chained to the Rocks
2 Fall of the Hammer
4 Lagonna-Band Trailblazer
1 Mogis's Warhound
4 Ordeal of Heliod

Jared Boettcher: WU-Heroic

4 Island
3 Mana Confluence
10 Plains
4 Temple of Enlightenment

4 Battlewise Hoplite
3 Brimaz, King of Oreskos
4 Eidolon of Countless Battles
4 Favored Hoplite
4 Hero of Iroas
1 Hopeful Eidolon


2 Ajani's Presence
4 Aqueous Form
4 Gods Willing
3 Ordeal of Heliod
4 Ordeal of Thassa
2 Stratus Walk

Sideboard:

2 Banishing Light
3 Deicide
4 Glare of Heresy
2 Hopeful Eidolon
3 Hubris
1 Voyage's End


Stanislav Cifka setzte mit seinem RW Heroic auf maximale Geschwindigkeit und Durchschlagskraft. Ich persönlich entschied mich für monorotes Heroic, weil unsere Testgruppe mit weniger Midrange und mehr Aggro rechnete, hätte ich aber Zugriff auf diese Liste gehabt, wäre meine Deckwahl anders ausgefallen.

Cifka ließ Karten wie Soldier of the Pantheon und Firedrinker Satyr außen vor und spielte die im Vakuum schwächeren Heroickarten, welche aber mit multiplen Triggern von Coordinated Assault und Launch the Fleet schnell besser als ihre Gegenstücke im Rareslot werden und somit letztlich stärker sind. Unachtsame Gegner werden oft in Coordinated Assault und Gods Willing laufen, paranoide Gegner eventuell gar nicht mehr blocken wollen und demotiviert sein, hinzu kommt der hohe Powerlevel von Launch the Fleet, insbesondere in Kombination mit Phalanx Leader.


Viel Anspruch an den Spieler stellt das Deck nicht, außer dass man auf keinen Fall Heroictrigger vergessen darf, seine Enabler (Karten, die etwas anzielen) zeitlich möglichst gut platziert und seine Mulligans entsprechend so einsetzt, dass man immer eine schnelle Hand hält. Dies schließt Hände ohne 1-Drops oder mit ungünstigem Verhältnis zwischen Kreaturen und Sprüchen meistens aus. Ein Start mit lediglich Phalanx Leader im zweiten Zug etwa ist sehr lahm, umso mehr wenn der Gegner anfängt; eine Ausnahme hierzu wäre allerdings, wenn man im dritten Zug Akroan Crusader und Coordinated Assault folgen lässt. (Man zielt beide Kreaturen an und wählt als Beherrscher der angezielten Kreaturen, dass zuerst der Effekt von Phalanx Leader und danach der von Akroan Crusader auf den Stapel gehen, sodass zuerst der Spielstein ins Spiel kommt und danach alle Kreaturen +1/+1-Marken erhalten. Bei Launch the Fleet kann man es sich leider nicht so bequem zurechtlegen, da die Heroiceffekte vor dem Zauberspruch resolven, das heißt, ein angezielter Phalanx Leader gibt sich zuerst die +1/+1-Marke und danach erst kommt der Flottenspielstein aufs Battlefield.)

Bei den Ordeals sollte man, wie aus früheren Draft- und Sealed-Partien bekannt, immer alle +1/+1 Marken der verzauberten Kreaturen mitzählen, das heißt, wenn ein Favored Hoplite bereits einmal angezielt wurde und nun zum zweiten Mal durch Ordeal of Purphoros, dann erhält er beim Targeten die zweite Marke und beim Angriff die dritte und das Ordeal verursacht bereits in seinem ersten Zug drei Schadenspunkte. Was jedoch wichtiger ist – möglichst viele Marken aus dem Ordeal herauszuholen oder aber möglichst schnell den Effekt auszulösen – muss man in jeder Situation selbst entscheiden.


Zur Manabasis: Das Deck kann nur eine begrenzte Zahl an Gebirgen enthalten, da im Allgemeinen 14 Farbquellen auf 60 Karten einen optimalen Anteil darstellen (Besonderheiten wie dreifach farbige Kosten ausgeschlossen), weil es ermöglicht, zuverlässig seine Sprüche zu wirken, weil die 15. Quelle keinen so hohen Vorteil wie die 14. bringt und weil man nur begrenzten Platz in seinem Deck hat. Dies soll jedem Deckbastler als Daumenregel behilflich sein, eine genaue Analyse dazu hat Frank Karsten vor wenigen Monaten veröffentlicht. Die Manabasis ergibt sich dementsprechend fast von selbst:

1)

Man möchte nicht zu viele Länder, weil man keine hohen Kosten hat und möglichst viele seiner günstigen Sprüche wirken will, dies setzt einen zwischen circa 18 und 21 Ländern fest.

2)

Weiß und Rot sind ungefähr gleichberechtigt, da man zwar für Phalanx Leader doppelt Weiß braucht, gleichzeitig aber das Deck doppelt so viele 1-Drops in Rot wie in Weiß hat.

3)

20 Länder sind ein stabiler Kompromiss: Das Deck könnte theoretisch auch mit 18 Ländern laufen, da man lieber seltener ausfloodet, als fast immer das dritte Land im dritten Zug zu legen. Mehr Länder reduzieren in dem Fall aber die Varianz der Starthände (dies zu beweisen, würde einen eigenen, unappetitlich mathematischen Artikel erfordern, daher erneut siehe Karsten), sodass man weniger Mulligans nehmen muss und das Deck häufiger so läuft wie geplant.

4)

Die oben genannten Punkte führen zu je sechs Standardländern, um zusammen mit viermal Temple of Triumph und viermal Mana Confluence auf je 14 Quellen zu kommen.

Zum Sideboard: Chained to the Rocks ist zwar sehr stark, weil es für nur ein Mana deutlich teurere Blocker entfernt und man so im selben Zug noch Mana zum Auslösen von Heroic hat, aber sechs Gebirge reduzieren die Zahl an möglichen Bergketten massiv. Da man bei zu vielen Ketten zu oft kein Gebierge zum Anketten hätte, fand Cifka zwei angebracht. Lagonna-Band Trailblazer sieht unscheinbar aus, ist in aggressiven Mirrors aber sehr wertvoll, weil er nicht weggebrannt wird und vor Bile Blight sicher ist, weil er blockt, ohne zu sterben, und ein weiteres Ziel für die (nach dem Boarden auch weißen) Ordeals ist.


Mogis's Warhound ist zwar etwas klobig, aber sehr durchschlagskräftig, vor allem gegen den wichtigen Courser of Kruphix. Seine größte Schwäche ist Silence the Believers, außerdem muss man mit 20 Ländern die Zahl an 3-Mana-Sprüchen begrenzt halten und Launch the Fleet stellt die stärkere Alternative dar; nach dem Boarden hat man hier aber eine gute Karte mehr, die durch Naya-Decks hindurchhaut. Das Paar Brimaz, King of Oreskos komplementiert Mogis's Warhound, da Letzerer gegen schwarze Decks rausmuss und der 3/4er gut gegen Bile Blight ist und Kartenvorteil gibt.

Zum Vergleich einige einfarbige Listen:

Mitchell Campbell:

20 Mountain

4 Akroan Crusader
4 Everflame Eidolon
4 Firedrinker Satyr
4 Mogis's Warhound
4 Prophetic Flamespeaker
4 Satyr Hoplite


4 Dragon Mantle
4 Lightning Strike
4 Searing Blood
4 Titan's Strength

Sideboard:

4 Flame-Wreathed Phoenix
3 Harness by Force
4 Magma Spray
4 Satyr Nyx-Smith

Marcel Kaschapow:

20 Mountain

4 Akroan Crusader
4 Firedrinker Satyr
4 Mogis's Warhound
4 Satyr Hoplite
4 Arena Athlete
4 Prophetic Flamespeaker


4 Lightning Strike
4 Coordinated Assault
4 Searing Blood
4 Titan's Strength

Sideboard:

4 Minotaur Skullcleaver
4 Magma Spray
3 Harness by Force
4 Magma Jet


Die Hauptunterschiede sind die stabileren einfarbigen Manabasen, aber auch das deutlich niedrigere Powerlevel, weil man über eine geringere Zahl Heroickreaturen und weniger Karten verfügt, die mehrfach anzielen (Coordinated Assault, Launch the Fleet), und weniger Auswahl hat: Wo Rot-Weiß zwischen Mogis's Warhound und Brimaz wählen beziehungsweise wechseln kann, müssen die Monodecks schlechtere Alternativen in Kauf nehmen und so weiter …

Insgesamt sehe ich, dass die zweifarbige Variante den einfarbigen deutlich überlegen ist, da sie schnell und stabil genug läuft, selbst im Mirror immer noch das stärkere Deck ist und einen sehr guten Sideboardplan aufweist. Das heißt, die oberflächlichen Nachteile wirken sich in der Praxis bloß geringfügig aus und man verbleibt mit einem sehr guten, proaktiven Deck.

Ich lade jeden ein, das Deck auf den nächsten lokalen Block-Turnieren auszuprobieren oder es direkt mit nach Manchester zum Grand Prix zu nehmen. Bis dahin – viel Spaß und Erfolg!
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