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Wochenrückblick #47
von Tobias Henke
14.02.2013

Diese Woche alles mit einem Tag Verspätung, nicht unwesentlich beeinflusst vom ersten Tagesordnungspunkt. So ein Turnier mit 1970 Teilnehmern schlaucht doch mehr, als man meinen sollte …


London Calling

Seit Urzeiten ist die britische Insel für relativ niedrige Spielerzahlen bekannt … gewesen. Ein verhältnismäßig kleiner Grand Prix war erwartet, es wurde jedoch das viertgrößte Turnier aller Zeiten. 1970 Spieler kämpften sich bis bis spät in die Nacht durch die Sealed-Runden, 253 standen am Sonntagmorgen wieder zum Draften auf der Matte.

Übers Format ließ sich vor allem in Erfahrung bringen, dass konsequent gedraftete Decks ihre Duelle echt schnell entscheiden können, was zusammen mit den mehrfarbigen Rahmenbedingungen mehr oder weniger erfordert, dass man von Anfang an glücklich in der richtigen Gilde sitzt. An einem durchschnittlichen Drafttisch hat etwa die Hälfte der Spieler stringente Gildendecks, ein weiteres Viertel hat vielleicht noch brauchbare Konstrukte in mehr als zwei Komma eins Farben und der Rest hat einfach Pech. Über diesen nicht unbedeutenden Zufallsfaktor stolperte im Draft nicht nur Matteo Orsini Jones, sondern auch Raphaël Lévy.


Besser lief es für Timothée Simonot, den Gewinner aus Frankreich, ebenso für David Reitbauer aus Österreich und Manuel Hauck aus Deutschland, die beide bis ins Halbfinale kamen. Stefan Stradner (Österreich) schaffte es auf Platz 11, Marcel Schuler (Schweiz) auf Platz 15, Florian Koch (Deutschland) auf Platz 20, Daniel Stossier (Österreich) auf Platz 27, Fabian Hahn (Schweiz) auf Platz 28 und Christian Hauck (Deutschland) auf Platz 32. Top-64-Platzierungen erzielten außerdem die Deutschen Philip Ehrle, Christian von Kalkstein, Thoralf Severin, Julien De Graat, Emanuel Sutor und Nicole Weber sowie die Schweizer Tommi Lindgren und Nico Bohny. Glückwünsche!

Das waren die Spieler aus den deutschsprachigen Ländern, immerhin inklusive zweier Grand-Prix-Sieger; aber auch darüber hinaus waren noch viele Berühmtheiten angereist, teils sogar aus Übersee, zum Beispiel US-Amerikanerin Jackie Lee oder Paulo Vitor Damo da Rosa aus Brasilien. Doch mit Ausnahme von PT-Champ Samuele Estratti auf Platz 12 und vielleicht noch den GP-Siegern Lasse Nørgaard, Shenhar Shahar, Christian Calcano und Jeremy Dezani auf den Plätzen 23, 39, 40 und 47 suchte man die großen Namen in den Preisrängen eher vergeblich.

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Videoberichterstattung, Tag 1, Teil 1
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Videoberichterstattung, Tag 2, Teil 1
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Videoberichterstattung, Top 8, Teil 1
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Little Triggers

Seit letzter Woche Freitag gelten neue Richtlinien für Regelverstöße bei Turnieren. Betroffen sind wieder einmal ausgelöste Fähigkeiten und ab wann sie als vergessen gelten. Hier wurden die Regeln gelockert, sodass beispielsweise ein Steppe Lynx oder Knight of Infamy selbst dann wächst, wenn sein Beherrscher nicht sofort etwas dazu sagt. Genauso funktionieren auch die Fähigkeiten von Pyreheart Wolf und Jace, Architect of Thought nun ohne Ansage zum Zeitpunkt des auslösenden Ereignisses. Und Signal Pest greift auch nicht mehr umsonst an.


Spätestens sobald die Fähigkeit einen sichtbaren Einfluss aufs Spielfeld, auf die Lebenspunkte oder auf die Spielregeln nimmt, muss man allerdings demonstrieren, dass man sich ihrer bewusst ist. Sofern bei ihrem Stapellauf Ziele, Modi oder andere Dinge ausgewählt werden müssen oder bei ihrer Verrechnung eine Entscheidung ansteht, muss ebenfalls kommuniziert werden, bevor man weitere Aktionen durchführt, die erst nach ihrer Verrechnung erfolgen können. (Spontanzauber und aktivierte Fähigkeiten können hingegen genutzt werden, bevor man die ausgelöste Fähigkeit auf dem Stapel anspricht.) Andernfalls gilt die ausgelöste Fähigkeit weiterhin als vergessen.

Gerüchten zufolge wurde beim Grand Prix in London übrigens sogleich ein Schlupfloch in den Regeln ausgenutzt. In Bezug auf Fähigkeiten, die eine Auswahl bei ihrer Verrechnung erfordern, steht da nämlich: „The controller must […] make it clear what the […] choice made is before taking any game actions (such as casting a sorcery spell or explicitly moving to the next step or phase) that can be taken only after the triggered ability should have resolved.“ Der Beherrscher der Fähigkeit muss seine Wahl treffen, bevor er selbst Anstalten macht, die Phase oder das Segment zu wechseln. Wenn man allerdings einen Angelic Skirmisher kontrolliert und der Gegner zum Angriff schreitet, so angeblich der Schiedsrichterentscheid in London, dann kann man seinen Kreaturen noch schnell Überraschungserstschlag geben, bevor man blockt. Dass das immer so entschieden wird, darauf würde ich mich aber lieber nicht verlassen. Ansonsten empfehle ich bei gegnerischem Angelic Skirmisher bis auf Weiteres die Frage: „Are you willing to explicitly move to attacker declaration?“


Redemption Song

Wizards erhöhen die Kosten fürs Redeemen, also fürs Umtauschen eines Komplettsets auf Magic Online gegen eines aus Pappe, und zwar aufs Fünffache.


Wer nie redeemt, mag sich nun denken, dass ihn das gar nicht beträfe, aber nach Ansicht mancher ist das deutlich zu kurz gedacht. Denn online ebenso wie offline werden Rares und Mythics im Verhältnis zwei zu eins geöffnet, bei der Redemption werden jedoch dem einen System Karten im Verhältnis eins zu eins entzogen und dem anderen zugeführt. Verfolgt man diesen Gedanken weiter, erklärt das, warum digitale Mythics so teuer und ihre Analogien in der analogen Realität so günstig sind. Magic Online subventioniert gewissermaßen das Real-Life-Spiel!

Wenn jetzt weniger redeemt wird, könnte das also durchaus Einfluss auf den Einzelkartenmarkt überall nehmen, relevant für Drafter wie Constructedspieler, sowohl online als auch offline. Die große Frage ist, wie groß dieser Einfluss sein wird. Ich habe verschiedene Meinungen dazu eingeholt. „Bisher werden im durchschnittlichen Monat weltweit wahrscheinlich 15000 Sets aufwärts redeemt“, schätzte ein Händler, der selbst in diesem Bereich tätig ist. „Dass die Mythic-Preise steigen werden, und online sinken, halte ich für mehr oder weniger garantiert.“

Ein anderer Händler, der überwiegend offline arbeitet, wiegelte dagegen ab. „Die verkaufsstärkste und vor allem preisbestimmende Phase ist immer kurz nach dem Release einer Edition, lange bevor die ersten redeemten Sets ausgeliefert werden“, gab er zu bedenken. „Jetzt fällt höchstens der spätere Preisverfall weg und vielleicht lohnt es sich auch länger, Displays aufzureißen.“


The End

Zum Abschluss noch zwei Hinweise in fremder Angelegenheit:

Auf MagicBlogs läuft noch bis zum 28. Februar ein Gewinnspiel. Gebt Empfehlungen zu tollen Ländern und erhaltet eure eigenen in Form von From the Vault: Realms!
P
Am Freitag um 15:00 Uhr unserer Zeit beginnt die Pro Tour Gatecrash – in Montreal, auf dailymtg.com und live bei twitch.tv. Schaltet ein, um zu sehen, was sich im Standard tut und wie sich eure Favoriten schlagen!
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