Eternal
Klingenmeister
von Pascal Baatz
03.01.2012

Irgendwann muss ja mal die Weihnachtszeit kommen, dachte ich mir, mit ausdrücklicher Betonung auf das Teilwort „Zeit“. Zeit zum Schreiben. Inzwischen ist sie wieder vorbei, aber mehr als ein neuer Artikel konnte aus meinen Fingern fließen. Was an Decks im Moment im Legacy so oben schwimmt, ist alles in der ein oder anderen Form schon besprochen worden; doch Blade-Control habe ich mir bis jetzt noch nicht vorgenommen. Dieser Decktyp weist eine Menge interessanter Möglichkeiten auf, welche es im Folgenden zu besprechen gilt. Gegen Ende des Artikels wird dann noch ein bisschen auf das Budget geschaut. Sicherlich ist Blade-Control kein günstiges Deck, aber immerhin habe ich eine Variante gefunden, die einiges an teuren Karten umgehen kann. Und nur für diejenigen die jetzt schon wieder den Zeigefinger erheben: Ja, auch die etwas günstigere Version enthält Force of Will.


Zum Warmwerden


Blade-Control setzt sich im Wesentlichen aus Stoneforge Mystic plus Equipment auf der einen Seite und dem üblichen Counter/Cardquality-Gerüst auf der anderen Seite zusammen. Wo seit Portierung aus dem Standardformat noch einige Zeit Ancestral Vision für Kartenvorteil genutzt wurde, ist nun Snapcaster Mage gefragt. Die sogenannte blaue Eternal Witness ist viel flexibler als roher Kartenvorteil, was einem Kontrolldeck im Endeffekt besser gelegen kommt. Mit Mystic und Mage haben wir also zwei Kreaturen, die jeweils noch eine Karte begrenzter Auswahl „mitbringen“. Diese umständliche Formulierung ist besonders wichtig, denn beide Karten sind immer nur so gut wie das, was man mit ihnen holen beziehungsweise erneut spielen kann. Diese Entscheidungen sind beim Deckbau als auch beim Spielen oft schwerer zu treffen, als es scheint. Hier erst einmal eine Beispielliste, die möglichst schnörkellos daherkommt:


4 Tundra
2 Island
2 Plains
4 Flooded Strand
1 Arid Mesa
2 Scalding Tarn
4 Mishra's Factory
4 Wasteland
1 Riptide Laboratory

4 Brainstorm
4 Force of Will
4 Spell Snare
2 Counterspell
4 Swords to Plowshares
1 Umezawa's Jitte
1 Sword of Feast and Famine
1 Batterskull


4 Snapcaster Mage
4 Stoneforge Mystic
3 Vendilion Clique

2 Elspeth, Knight-Errant
2 Jace, the Mind Sculptor

Sideboard:

2 Wrath of God
1 Path to Exile
2 Blue Elemental Blast
2 Surgical Extraction
1 Tormod's Crypt
4 Meddling Mage
3 Disenchant


Die 24 Länder sind aufgrund der vielen Utilityländer unstrittig. Ein Wasteland kann ohne Probleme ersetzt werden, zum Beispiel wenn Academy Ruins integriert werden sollen oder eine dritte Farbe hinzukommt.

Bei den Kreaturen haben wir hier die Maximalanzahl. Eigentlich finde ich drei Mages aber völlig ausreichend und Cliquen müssen es auch nur zwei sein. Bis genügend Auswahl und Mana für Snapcaster Mage bereit stehen, dauert es ein paar Züge, dementsprechend will man den jungen Mann auch eher nachziehen, als ihn auf der Anfangshand geschickt neben Force of Will zu platzieren. Was die Cliquen betrifft, so sind drei eine gute Zahl gewesen, als es noch keine Mages gab. Nun besteht aber die Möglichkeit seine Problemlösungstrategien ein weiteres Mal anzuwenden. Somit rückt Vendilion Clique auf einen Platz für hartnäckige Probleme à la Life from the Loam. In einem aggrolastigen Metagame kann man gut auf das dritte Exemplar verzichten, in einem kontroll- und komboverseuchten Meta packt man sie wieder ein.


Als Letztes haben wir Stoneforge Mystic, von dem unstrittig vier Exemplare gespielt werden. Interessanter ist die Equipmentwahl. Die oben gelisteten sind Pflicht, wie ich finde, sollten eigentlich sogar noch durch weitere ergänzt werden. Sword of Fire and Ice oder ein weiterer Batterskull sind die üblichen Kandidaten. Weniger häufig sieht man Sword of Light and Shadow. Bedenkt man aber, dass die eigenen Kreaturen gerne beim Blocken ableben, anstatt in Swords to Plowshares zu verschwinden, so ist es doch sehr interessant, diese aus dem Friedhof bergen zu können. Mit Team America haben wir sogar ein Deck mit schwarzem Removal prominent im Meta vertreten und Stoneforge Mystic hat die Zahl der Decks mit schwarzen Germ-Token, weißen Kreaturen und weißem Removal ja auch nicht gerade gesenkt. Bei vielen zu erwartenden Decks mit Stoneforge Mystic ist sogar ein Manriki-Gusari im Maindeck nicht schlecht, aber meines Erachtens nicht ebenwertig zu Sword of Light and Shadow.

Einen zweiten Batterskull würde ich hingegen noch nicht einmal im Sideboard empfehlen. Ich möchte sogar so weit gehen zu behaupten, dass Blade-Control ohne Batterskull kaum an Spielstärke einbüßt. Das andere Equipment synergiert einfach viel besser mit dem Rest des Decks. Auch Schutz vor bestimmten Farben ist für Offensive wie Defensive viel sicherer als eine 4/4-Kreatur mit Vigilance. Für Lifegain und „dicke Beatz“ ist Umezawa's Jitte ebenso gut zu gebrauchen, da benötigt man wirklich keinen Ersatzschädel.


Oh Snap!

Kommen wir zum nächsten Stützpfeiler des Decks. Was gilt es beim Snapcaster Mage während des Spiels zu beachten?

1)
Ist sein Einsatz notwendig?
2)
Welche Karte ist das Ziel?

Als Erstes möchte ich auf Brainstorm eingehen. Die Karte sollte recht häufig auswählbar sein. Genau wie beim „echten Brainstorm“ gilt auch der „Magestorm“ als einfacher Spruch, den viele falsch benutzten. Wenn ich diese Karte spiele, dann muss ich damit auch einen Zweck verfolgen, der anders lautet als: „KAAARTEN!!“ Entweder muss sehr dringend ein weiteres Land oder eine Antwort gefunden werden, oder es stehen zwei schlechte Karten und ein Mischeffekt (eleganterweise auch Mystics) parat. Selbiges gilt für den „Magestorm“, aber noch eine Stufe härter. Ein Snapcaster Mage mit verschiedenen Zielen bedeutet ebenso wie ein Brainstorm in der Hand Potenzial. Im Vergleich zum normalen Brainstorm büßt man mit dem Wirken eines Mages jedoch einen noch größeren Teil des Potentials ein. Man sollte also vor allem später im Spiel sehr genau überlegen, ob es nicht sicherer ist, Mage auf Spell Snare bereitzuhalten, anstatt bei einer recht neutralen Boardposition nach Druck zu suchen. Kommt eine Bedrohung für drei Mana, kann der Brainstorm immer noch angezielt werden.


Ähnlich verhält es sich mit Swords to Plowshares. Ein guter Kontrollmagier nimmt auch gern ein wenig Schaden und schaut, wie sich die Situation entwickelt. Hat der Maverick-Spieler kaum seinen 4/4-Knight of the Reliquary beschworen, da wird auch schon das Panikschwert rausgelassen. Hat man genügend Länder im Spiel? Kann sich der Gegner mehrfache Aktivierung leisten? Würde ein Tower of the Magistrate oder Maze of Ith wirklich stören? Kann der Knight nicht auch erst einmal ein bis zwei Züge liegenbleiben? Vielleicht findet sich derweil eine andere Lösung und Swords to Plowshares stehen somit für eine folgende Kreatur wie Mother of Runes oder Aven Mindcensor bereit.

Überschneiden wir nun noch mit der zweiten Frage: Grundsätzlich gilt es immer die Karte auszuwählen, die generell schlechter gegen das Deck des Gegners ist. Mal ein einfaches Beispiel. Der Gegner spielt Blade-Control mit Schwarzsplash für Dark Confidant. Ebendiesen legt er auch gerade auf dem Stack ab. Darunter befindet sich auf beiden Seiten ein leerer Tisch. Geht unser Snapcaster Mage nun auf Spell Snare oder Swords to Plowshares? Macht keinen Unterschied für den Confidant, also wählen wir das Removal, da Spell Snare mit dem nächsten Mage eben auch Stoneforge Mystic und gegnerische Mages unschädlich machen kann, ohne deren Fähigkeit auslösen zu lassen. Gegen Vendilion Clique wirkt die Snare freilich nicht und es ist noch nicht einmal sicher, dass die Snare im Friedhof jemals Verwendung findet. Dennoch sind solche Entscheidungen wichtig.

Häufiger jedoch wird der Fall auftreten, dass Antworten und ein Mage auf der Hand sind. Wie gesagt stellt ein Snapcaster Mage Potenzial dar und sollte möglichst aufgespart werden. Im Idealfall ist die andere Antwort von der Hand sogar ein neues Ziel für den Mage. Generell besteht die Möglichkeit, dass das Potenzial des Mages mit zunehmender Spieldauer wächst. Von einer Spell Snare auf der Hand kann das selten behauptet werden. Merkt euch also einfach die Weisheit: „Snapcaster Mage ist am mächtigsten, wenn er sich auf meiner Hand befindet.“

Bei der zweiten Frage hilft natürlich auch die Fähigkeit von Vendilion Clique. Diese ganzen Interaktionen über Züge hinweg vorzuplanen, ist ein wichtiger Bestandteil des Decks. Bis der Kontrollmagier zu solchen Bouncespielchen mit Riptide Laboratory oder Jace, the Mind Sculptor kommt, gibt es erst einmal ein schwieriges Early Game zu überstehen. Auch wenn Blade-Control quasi nicht perfekt gespielt werden kann, weil es so viele Optionen gibt, ist es stark genug, um die Spieler auch mal ein bisschen zu tragen.


Betreffend der Liste kann neben den genannten Karten höchstens noch eine Spell Snare weichen. Viele Instant- und Sorcery-Optionen gibt es hier nicht mehr. Disenchant ist nicht unbedingt verkehrt, aber dann sollte man doch lieber auf Tricks mit dem Mage verzichten und Oblivion Ring spielen. Eine Alternative wäre Into the Roil. Universell einsetzbar und bei genug Mana sogar noch mit Snapcaster Mage ein Cantrip. Sonst kann noch ein Path to Exile reingenommen werden oder Mirran Crusader in stark Maverick-haltigen Metas. Wenn Kreaturen für Slots freigemacht werden, steht natürlich zur Option, die beiden Wrath of God im Maindeck zu spielen. Allerdings machen diese das Deck zusammen mit den Planeswalkern äußerst klobig.

Das Sideboard sollte recht einleuchtend erscheinen. Statt auf Snapcastermaterial wie Spell Pierce zu setzten, finde ich Meddling Mage sicherer und vielseitiger einsetzbar. Gegen Reanimator zum Beispiel werden die Pierces recht schnell nutzlos, während Mages für das Deck nicht so leicht zu bewältigen sind wie weitere Counter.


Farbe?

Warum sollte Schwarz oder Rot gesplasht werden? Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Rot bietet Fire // Ice und Grim Lavamancer. Erstere Karte ist gerade in Verbindung mit Mages stark, doch dafür ist die zweite hier umso schwächer. Red Elemental Blast würde ich noch als den besten Grund für einen Splash in Rot anführen. Merfolk ist nicht gerade das beste Matchup, sodass die rote Version hier einen Vorteil hat. In vielen Matchups ist die wackligere Manabasis allerdings auch ein großer Nachteil.


In Schwarz haben wir Dark Confidant, Discard und eine Überraschung. Der Wizard ist meiner Ansicht nach absolut fehl am Platz. Blade-Control mag als Aggrocontrol eingestuft werden, doch im Herzen ist es ein Kontrolldeck, das auch so gespielt werden will. Eine Kreatur, die die Clock des Gegners begünstigt, sollte da nicht integriert werden. Discard würde neben zwei weiteren Slots Counterspell ersetzen. Das Playset Thoughtseize ist im Gegensatz zum Confidant noch vertretbar, da der Lifeloss erstens berechenbar ist und zweitens durch das Abwerfen einer Kreatur auch Schaden verhindert werden kann. Dennoch muss sich der Schwarzsplasher die Frage gefallen lassen, warum er nicht einfach Team America spielt. Auch im Sideboard vermisst man dank phyrexianischem Mana nicht viel. Surgical Extraction wird ohnehin gespielt und Wrath of God steht Perish in wenig nach.

Die angesprochene Überraschung ist aus BUG beziehungsweise Team America bekannt: Unearth. Dark Confidant und Tarmogoyf zurückzuholen, ist neben Snapcaster Mage als Ziel zwar gut, aber Stoneforge Mystic wiederzuholen, ist für Blade-Control ungleich interessanter. Weniger wegen des Kartenvorteils, sondern einfach weil das Equipment im gesamten Spiel schwieriger zu bekämpfen ist als eine einzelne Kreatur. Dank Cycle-Option ist Unearth sogar Maindeckmaterial. Aus dem Sideboard könnte die Karte gegen Decks mit vielen Countern/Dicardspells kommen oder gegen Aggrodecks.


Pseudobudget


Wer in seinem Kartenpool eher planscht als schwimmt und/oder eher aus anderen Formaten herüberschwappt, hat mit Blade-Control ein sehr interessantes Deck vor sich. Zugegeben, die Einschnitte in das Deck sind ganz nach griechischen Verhältnissen. Die Manabasis kann gegebenenfalls auf 22 Länder reduziert und mehrheitlich mit Standardländern und Fetchlands bestritten werden. Als Ausgleich für Wasteland und Mishra's Factory werden zwei bis drei Back to Basics verbaut. Der Rest des Decks sollte möglichst bestehen bleiben. Jace, the Mind Sculptor ist zur Not durch mehr Kreaturen wie Mirran Crusader ersetzbar. Anstelle von Snapcaster Mage gibt es zwei Möglichkeiten. Spellstutter Sprite harmoniert gut mit Vendilion Clique. Manche spielen die Fee zusammen mit Mutavault sowieso im Blade-Control. Mishra's Factory ist aber unbestreitbar die deutlich stärkere Karte in einem Meta mit vielen Power-2-Kreaturen und Sprite ist generell eher umständlich als hilfreich.

Die zweite Option finde ich interessanter: Isochron Scepter. Langsamer, aber dafür im Endeffekt auch viel stärker. Abgesehen von Surgical Extraction kommen Mages im dritten Zug, während das Szepter ebenfalls in Zug 3 benutzt werden kann, lieber aber erst bei vier Mana gelegt wird. Langsamer ist Isochron Scepter vor allem deswegen, weil der eingeprägte Spruch nicht bereits gespielt wurde. Mana- und kartentechnisch verursacht die Karte also zunächst Kosten. Wer aber einmal Swords to Plowshares, Counterspell oder Orim's Chant im Szepter hatte, der weiß, wie spielentscheidend die Karte sein kann.

Als Argument gegen das Szepter wird fast immer der schlechte Abtausch im Generellen oder Krosan Grip im Speziellen angeführt. Jetzt ist Stoneforge Mystic aber schon eine ganze Weile im Umlauf und das Artefaktremoval ist immer noch auf sehr normalen Leveln. Spielt man geschickt und wartet bis zum vierten Land, wird wohl meistens Nutzen aus dem Artefakt gezogen werden können. So kommen wir also zu folgender „Budgetvariante“:


7 Island
7 Plains
4 Flooded Strand
2 Arid Mesa
2 Scalding Tarn

4 Stoneforge Mystic
2 Vendilion Clique
2 Mirran Crusader

2 Elspeth, Knight Errant


4 Brainstorm
4 Force of Will
4 Spell Snare
2 Counterspell
1 Into the Roil
3 Isochron Scepter
3 Back to Basics
4 Swords to Plowshares
1 Umezawa's Jitte
1 Sword of Feast and Famine
1 Batterskull


Wer noch weiter runter gehen will, ersetzt Batterskull und Sword of Feast and Famine durch Sword of Light and Shadow und Sword of Body and Mind. Ich rate allerdings nicht dazu, sondern erwähne es nur der Vollständigkeit halber.


„Na das ist ja Crap!“

Die „Budgetliste“ sollte für Standardspieler schon viel eher machbar sein als die Beispielliste weiter oben. Hierbei handelt es sich auch nicht zwangsläufig um eine feststehende Empfehlung. Je nach Kartenverfügbarkeit landet man wahrscheinlich irgendwo zwischen den beiden vorgestellten Listen.

Ich treffe immer wieder Leute, die mit solchen Kartenpools arbeiten müssen und dabei fragwürdige Entscheidungen treffen. Schreibt mir doch bitte mal im Forum, ob euch dieser Semibudget-Bereich gefällt und für euch von Nutzen ist. Da das obige Deck mit Back to Basics ja nicht nur teure Karten ausspart, sondern eine etwas andere Richtung einschlägt, hoffe ich, dass sich auch Leute mit großem Kartenpool dafür interessieren.
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