Limited
Innistrad-Limitedreview: Schwarz
von Tobias Henke
14.10.2011

Um weiße Karten ging es da, um blaue Karten dort und um schwarze jetzt hier.


Commons


Schwarz hat zwei erstklassige Commons. Theoretisch kann man mit denen seinen Draft beginnen, obwohl man natürlich immer lieber irgendwelche stärkeren Uncommons oder Rares nähme:

Dead Weight ist so günstig, dass man damit ordentlichen Tempovorteil erwirtschaften und den Bonus selbst von teureren Morbid-Zaubersprüchen kassieren kann. Außerdem sind niedrige Manakosten noch relevant, wenn es darum geht, einen blutrünstigen Werwolf des Gegners zu reformieren. Im Gegenzug hat Victim of Night eindeutig mehr Impact. Ich habe allerdings auch schon einmal erlebt, wie ein schwarzer Magier in die Verlegenheit gebracht wurde, seine Victims alle auszuboarden, und gebe der Verzauberung knapp, aber klar den Vorzug.

Als Nächstes … Ja, als Nächstes steht der Schwarzdrafter vor einem kleinen Problem. Lévy, Juza und etliche andere Profis sind große Freunde von Schwarz in Kombination mit Blau. Shuhei Nakamura hingegen meinte in Mailand, Schwarz sei abseits der Bomben einfach gar keine Farbe! Und tatsächlich – betrachtet man so die schwarzen Commons, dann folgt auf die beiden Removalsprüche erst mal gar nichts.

Wenn man ein Auge zudrückt, könnte man diese vier noch am ehesten gleich hinter den Top-Commons einsortieren:

Es besteht allerdings kein Zweifel, dass sie weder mit den zweitbesten weißen noch mit den zweitbesten blauen Commons mithalten können. Vampire Interloper ist im Grunde die einzige Karte hier, von der mehr als zwei Exemplare vertretbar sind. Hat man genug Vampire Interloper, ist man nämlich automatisch so aggressiv, dass der Nachteil nicht groß ins Gewicht fällt. Aber es gibt sehr wohl Decks, die den Vampir aus ebendiesem Grund deutlich niedriger ansetzen müssen. Die Ratten wiederum sind extrem defensiv eingestellt und arbeiten quasi als Garant der Morbid-Fähigkeit – nur dummerweise im gegnerischen Auftrag.

Wovon Schwarz eine Menge zu bieten hat, das sind überwiegend drittklassige Commons oder solche, die erst im Zusammenspiel mit anderen gut werden. Noch einmal der Hinweis: Das bedeutet, dass mehr als die Hälfte der folgenden Karten locker eine ganze Kategorie aufsteigen können, wenn die Umstände passen.

Je mehr Zombies, desto besser werden Ghoulcaller's Chant und Ghoulraiser, je mehr Ghoulcaller's Chant und Ghoulraiser, desto besser werden Rotting Fensnake und Walking Corpse. Aufwärtsspirale oder Teufelskreis? Es ist manchmal schwierig, im Draft den korrekten Zeitpunkt abzupassen, um ins Zombiegeschäft einzusteigen, umso mehr, wenn die Zweitfarbe zufälligerweise einmal nicht Blau heißt.

Altar's Reap ist die andere Karte aus dieser Gruppe, die im passenden Deck massiv aufgewertet wird, vor allem in Schwarz-Weiß und manchmal sogar als zusätzlicher, aber nicht ausschlaggebender Bestandteil eines mittelgroßen Splashs in Blau-Weiß. Brain Weevil, Manor Skeleton, Night Terrors und Stromkirk Patrol sind dagegen unverbesserlich – spielbar, jedoch unbeeindruckend.

Der Nutzen des Rests beschränkt sich auf Ausnahmesituationen:

Wobei es Unterschiede in der jeweils erforderlichen Ausnahmesituation gibt. Für Bump in the Night zum Beispiel reicht bereits ein schwarz-rotes Deck, was dermaßen gut darin ist, den Gegner auf wenige Lebenspunkte zu bringen, dass man es sich leisten kann, einen Spruch unterzubringen, der auch nur genau dann etwas tut. Für Maw of the Mire sollte der Gegner besser zweimal Gavony Township oder dergleichen haben, bevor man die Karte einboardet. Und für Skeletal Grimace ist wahrscheinlich ausreichend, dass man nach dem Draft weinend feststellt: „Hilfe, ich habe nur 21 Playables!“ Die Karte sieht zugegebenermaßen so aus, als ob sie sich zur Not auf Rotting Fensnake oder Markov Patrician ziemlich gut machen müsste.


Uncommons


Bei den Uncommons ist Schwarz wieder obenauf. Gleich fünf Stück können es vom Powerlevel mit den beiden Spitzen-Commons aufnehmen:

Was nicht heißt, dass man alle diese Karten drüber nehmen sollte, wohl aber, dass man jede einzelne dieser Karten drüber nehmen kann. Abhängig davon, wie aggressiv das eigene Deck ist, steigen oder fallen insbesondere Falkenrath Noble und Moan of the Unhallowed. Tribalsynergien spielen gleichermaßen eine Rolle, vor allem bei Abattoir Ghoul, und für Unburial Rites benötigt man natürlich entweder den Weiß- oder den Schwarz-Splash.

Zweitklassige Uncommons:

Drittklassige Uncommons:

Erneut gilt: Sind die Tribalsynergien vorhanden, wird Drittklassiges schon mal zweitklassig.

Nur in Ausnahmefällen zu verwenden:

Es gibt andere spielbare Flüche, aber wenn man für seine Typhusratten einen Aufpreis von bezahlt, sollte es doch bitte Curse of Death's Hold sein. Disciple of Griselbrand ist normalerweise keine Karte, mit genug Doomed Traveler, Mausoleum Guard, Unruly Mob, Thraben Sentry, Village Cannibals, Elder Cathar, Fiend Hunter und/oder Morkrut Banshee dann aber schon.


Rares


Man nimmt abgesehen von den zwei Top-Mythics keine schwarze Karte über eine von diesen fünfen:

Was nicht ganz unproblematisch ist und zwar nicht nur wegen eventueller Foils. Auch Bloodline Keeper ist als doppelseitige Karte dazu in der Lage, zusammen mit einer anderen schwarzen Rare im Booster aufzutauchen. Weil er gar nicht von so viel Removal abgestellt wird und in der Regel sowohl recht zügig als auch recht zuverlässig das Spiel gewinnt, nimmt man ihn wohl einfach über alles inklusive sämtlicher schwarzer Mythics, die nicht wenigstens Olivia Voldaren heißen.

Zweitklassige Rares?



Fehlanzeige.

Drittklassige Rares:

Absolute Ausnahmen:

Egal ob endless oder heartless, bei diesen Verzauberungen lautet die richtige Anzahl fast immer: less.


Mythics


Erst mit Abstand folgt:

Die Grenze zwischen dem Mana, was man in etlichen Spielen noch so zusammenbekommt, und dem, wofür man sich zumindest ein bisschen anstrengen muss, verläuft in diesem Format zwischen sieben und acht. Sei es nun Think Twice, Deranged Assistant, Mulch und/oder ein 18. Land – damit die Zombies zeitig zum Zuge kommen (sprich: vor dem Ende der Partie), ist etwas zusätzlicher Aufwand sowohl erforderlich als auch lohnenswert.


Farbkombinationen

Insgesamt leidet Schwarz darunter, reichlich Bomben zu haben, aber keinen vergleichbaren Unterbau mit Commons. Dass mehr Drafter früh in Schwarz einsteigen, als die Farbe insgesamt unterstützen kann, ist keine Seltenheit. Bis zu einem gewissen Grad lässt sich das über Synergien ausgleichen, indem man aus tendenziell minderwertigeren Commons ein Kartenhaus baut, das stärker ist als die berühmte Summe seiner Teile. Allerdings sind auch die schwarzen Synergien deutlich weniger aufgeschlossen als beispielsweise die blauen. Während das blaue Friedhofsfüllthema beinah überall Abnehmer findet, ist Schwarz da wählerischer, mit wem es zusammenarbeitet. Im Ergebnis müssen es häufig die mächtigen Nicht-Commons über reine Einzelkartenstärke richten. Davon gibt es glücklicherweise verdammt viele, die tatsächlich auch verdammt stark sind.

Blau ist für Schwarz mit Abstand die beste Partie. Beide Farben beinhalten Zombies, von denen manche von einem vollen Friedhof profitieren, sowie andere Friedhofsnutznießer. Flashback, Corpse Lunge et cetera … Und dazu steuert Blau eben die Füllung bei. Häufig sieht man einen Weiß-Splash im blau-schwarzen oder einen Schwarz-Splash im weiß-blauen Deck – einen Draft irgendwo in diesem Bereich des Farbspektrums zu beginnen, ist der Traum eines jeden risikoscheuen reaktiven Drafters.

Für ein wirklich konsequentes Aggrodeck fehlen Schwarz-Rot meist ein paar Karten. So bleibt das Deck oft auf halbem Weg zwischen Aggro und Goodstuff hängen. Die typischen Karten einer „Schimmel“-Strategie sind dementsprechend mit Vorsicht zu genießen. Für ein reinrassiges Vampirdeck reicht es üblicherweise ebenfalls nicht.

Schwarz-Grün demonstriert wunderbar den Unterschied zwischen einem Deck, das diese Bezeichnung verdient, und einer bloßen Ansammlung guter Karten. Die Farbkombination funktioniert meiner bisherigen Erfahrung nach lediglich deshalb so gut, weil Schwarz das klassische Opfer von Überdraftung ist, während Grün dazu neigt, unterdraftet zu sein.

Schweiß und Warz habe ich mittlerweile endlich in Aktion erlebt, jetzt sogar mehrfach. Manchmal ergeben sich kleine Kombos zum Beispiel mit Altar's Reap (siehe auch Disciple of Griselbrand), manchmal bleibt's bei der Ansammlung von – hoffentlich! – guten Karten. Beides kann überraschend effektiv sein.
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