Standard
Innistandard
von Denis Sinner
13.10.2011

Dieser Artikel ist eine zusammenfassende Analyse der ersten Standard-Ergebnisse seit der Veröffentlichung von Innistrad. Nach nun zwei vergangenen Wochen und ein paar Events können wir uns langsam ein ungefähres Bild davon machen, wie Standard denn nun tatsächlich aussieht. Zum Abschluss gibt es dann aber auch ein paar eigene Anregungen für Decks.


Unter den vielen unterschiedlichen Decks fallen vor allem zwei durch vermehrtes Aufkommen auf: Monorot-Aggro und Solar Flare. Widmen wir uns zunächst dem Aggrodeck: Hier eine monorote Beispielliste von David Doberne, Gewinner der StarCityGames-Standard-Open am 2. Oktober.


4 Stromkirk Noble
2 Goblin Arsonist
2 Spikeshot Elder
3 Grim Lavamancer
4 Stormblood Berserker
3 Chandra's Phoenix
2 Hero of Oxid Ridge

4 Shrine of Burning Rage
3 Koth of the Hammer
4 Brimstone Volley
3 Incinerate
3 Arc Trail


23 Mountain

Sideboard:

1 Sword of War and Peace
2 Perilous Myr
2 Hero of Oxid Ridge
3 Manic Vandal
4 Vulshok Refugee
1 Arc Trail
1 Traitorous Blood
1 Mountain


Stromkirk Noble macht den Verlust von Goblin Guide einigermaßen wett und taucht in fast allen Listen als Playset auf. Ansonsten macht es meist den Eindruck, als wären sich die Piloten noch nicht ganz klar darüber, welche 1-Drops denn nun die besseren sind (oder in diesem Falle vielleicht eher die schlechteren). Neben den monoroten Listen gibt es auch Versuche mit einem Grün-Splash für Kessig Wolf Run und Garruk Relentless, um vor allem noch etwas Mehrwert aus den Ländern herauszuholen.


Während Monorot vor allem in der Anfangszeit erfolgreich war, scheint das vermehrte Aufkommen von Wurmcoil Engine, Batterskull und Timely Reinforcements dem mittlerweile doch Herr zu werden und momentan sieht Solar Flare eher nach dem Deck to beat aus, vor allem für Kontrollspieler wohl die erste Wahl. Hier eine Beispielliste von Jonathan Medina, vierter Platz beim SCG-Open am 9. Oktober.


3 Oblivion Ring
3 Doom Blade
3 Forbidden Alchemy
3 Think Twice
1 Tribute to Hunger
3 Day of Judgment
3 Timely Reinforcements
3 Unburial Rites
3 Liliana of the Veil
2 Jace, Memory Adept

4 Island
2 Plains
2 Swamp
4 Darkslick Shores
4 Seachrome Coast
4 Isolated Chapel
4 Glacial Fortress
2 Drowned Catacomb


2 Snapcaster Mage
1 Phantasmal Image
1 Consecrated Sphinx
3 Sun Titan

Sideboard:

2 Nihil Spellbomb
2 Wurmcoil Engine
1 Oblivion Ring
1 Stony Silence
2 Dissipate
1 Elesh Norn, Grand Cenobite
1 Jin-Gitaxias, Core Augur
1 Jace, Memory Adept
1 Day of Judgment
2 Revoke Existence
1 Timely Reinforcements


Das Deck versucht mehr Wert aus Liliana und Forbidden Alchemy zu ziehen, indem es Sprüche mit Flashback, dicke Kreaturen zum Wiederbeleben oder Kleinkram für Sun Titan in den Friedhof befördert. Neben der Auswahl der Fettklöpse sind die wesentlichen Fragen zurzeit beim Deckbau wohl, ob man Mana Leak und/oder Liliana of the Veil spielt. Mit Think Twice, Forbidden Alchemy und schwarzem Instant-Removal empfinde ich Mana Leak allerdings als gut aufgehoben in dem Deck. Auf Liliana of the Veil sollte man auch nur zugunsten der Manabase verzichten.

Schon bevor Innistrad rauskam, gab's in diversen Artikeln von namhaften Schreibern interessante Versionen mit Dream Twist und Visions of Beyond, die sich noch mehr auf das Sich-selber-Millen konzentriert haben. Das Ganze scheint dann aber wohl doch zu verspielt gewesen zu sein.


Auch sehr populär, aber ziemlich unterschiedlich im Aufbau sind blau-weiße Aggrocontrol-Decks. Hier eine Beispielliste, die man als White Weenie mit Blausplash bezeichnen könnte:


4 Champion of the Parish
4 Elite Vanguard
2 Gideon's Lawkeeper
4 Grand Abolisher
4 Mirran Crusader
4 Geist of Saint Traft
3 Hero of Bladehold

4 Angelic Destiny
4 Honor of the Pure
2 Oblivion Ring
2 Dismember


12 Plains
4 Glacial Fortress
4 Seachrome Coast
3 Moorland Haunt

Sideboard:

3 Torpor Orb
1 Oblivion Ring
1 Dismember
3 Negate
3 Purify the Grave
1 Gideon Jura
3 Revoke Existence


Hier erfüllt Geist of Saint Traft seinen Zweck auch im Maindeck und ist neben Mirran Crusader und Grand Abolisher ein hervorragendes Ziel für Angelic Destiny. Moorland Haunt bietet etwas Lategame und Mass-Removal-Schutz. Da Tectonic Edge rausrotiert ist und Ghost Quarter zumindest zurzeit kaum gespielt wird, ist es insbesondere für Kontrollspieler sehr nervig.

Die Liste sieht zwar sehr interessant aus, ist aber zugegebenermaßen nicht gerade ein guter Repräsentant des Aggrocontrol-Genres. Neben ihr existieren noch die klassischen Caw-Blade-Versuche (allerdings ohne „Caw“) und Illusionen, die beide mehr Kontrollelemente verwenden.


Von Illusionen ist zurzeit aber eher abzuraten wegen Kessig Wolf Run und wegen des folgenden Decks, welches in nächster Zeit wahrscheinlich an Popularität gewinnen wird:


1 Birds of Paradise
4 Viridian Emissary
3 Solemn Simulacrum
1 Acidic Slime
3 Primeval Titan
3 Wurmcoil Engine

9 Forest
3 Mountain
4 Copperline Gorge
4 Inkmoth Nexus
2 Kessig Wolf Run
4 Rootbound Crag


4 Green Sun's Zenith
4 Rampant Growth
4 Beast Within
3 Slagstorm
4 Garruk, Primal Hunter

Sideboard:

1 Ratchet Bomb
3 Sword of Feast and Famine
2 Tree of Redemption
1 Viridian Corrupter
4 Ancient Grudge
3 Thrun, the Last Troll
1 Slagstorm


Das Deck wurde letztes Wochenende von Brian Sondag zum SCG-Open-Sieg pilotiert und erlebt seitdem einen gewissen Hype. Es ist eine Art Nachfolger von Valakut und wohl der Beweis, dass Primeval Titan auch ohne jenes Land etwas taugt. Hier sucht man sich in der Regel die Kombination aus Inkmoth Nexus und Kessig Wolf Run, was einem ein ähnlich tödliches Lategame bietet, insbesondere aufgrund der Abwesenheit von Tectonic Edge. Natürlich ist dieser Plan nicht ganz so stark wie Valakut, andererseits besteht die Manabasis jetzt nicht mehr hauptsächlich aus roten Manaquellen und Terramorphic Expanse in einem eigentlich monogrünem Deck. Sollte Kessig Wolf Run mehr Popularität erlangen, dürfte Spellskite in manchen Decks wieder eine legitime Option sein, da es eine gute Antwort für das Land darstellt.

Ansonsten stellt man (mit wenigen Ausnahmen) vor allem die Abwesenheit von Tempered Steel und Birthing Pod-Decks fest, von denen man erwartet hatte, dass sie das Standard-Metagame post-Zendikar übernehmen würden. Tempered Steel hatte zwar das Blockformat dominiert, gewinnt jedoch mit Innistrad keine wirklich relevanten Karten dazu und im Vergleich zu den vorherigen Standard-Versionen verliert es Ornithopter und vor allem Steel Overseer. Birthing Pod hat unter anderem Sea Gate Oracle als eine der wichtigsten Kreaturen eingebüßt. Jedoch hatte ich erwartet, dass es trotzdem besser dastehen würde. Allerdings hat es im vorherigen Standard auch eine Weile gebraucht, bis es ins Rollen kam.


Das war es nun mit dem analytischen Teil, nachfolgend kommen zwei Decks die sich beide um Schwerter drehen. Zum einen das monogrüne Dungrove Elder-Deck:


4 Llanowar Elves
3 Birds of Paradise
3 Viridian Emissary
4 Dungrove Elder
3 Thrun, the Last Troll
1 Acidic Slime

23 Forest


2 Sword of War and Peace
1 Sword of Feast and Famine
2 Batterskull
3 Beast Within
3 Dismember
3 Green Sun's Zenith
2 Garruk Relentless
3 Garruk, Primal Hunter


Bereits auf der Rückfahrt von der Deutschen Meisterschaft dieses Jahr hatte ich mit Morten Wolff darüber philosophiert, dass Dungrove Elder als Karte doch Potenzial hat und man um ihn herum ein Deck fürs neue Standard bauen könnte. Das Brainstorming ergab unter anderem Thrun, Schwerter zum Ausrüsten und Garruk, Primal Hunter. Ironischerweise entstand kurze Zeit später noch im alten Standard tatsächlich ein monogrünes Deck mit Dungrove Elder, das eine gewisse Popularität erreichte. Den Sprung ins Innistrad-Standard hat es aber noch nicht ganz geschafft.


Nun zur obigen Liste: Es ist ein Midrangedeck, das Hexproof-Kreaturen mit Schwertern ausstattet und einige Kontrollelemente aufweist. Tatsächlich hat Grün zurzeit mit Beast Within, Dismember und Garruk Relentless so viele Möglichkeiten, Kreaturen zu zerstören, wie selten zuvor. Die Beschleuniger kann man später ebenfalls mit Schwertern oder Batterskull ausrüsten, sodass sie auch im Lategame noch von Nutzen sind.

Man könnte zusätzlich noch einen einzelnen Primeval Titan spielen und einige Wälder gegen Kessig Wolf Run austauschen, ein paar rote Manaquellen und eventuell Inkmoth Nexus austauschen. Das ermöglicht zusammen mit Birds of Paradise auch rote Sideboardkarten zu spielen, schwächt im Gegenzug aber die eigenen Dungrove Elder.

Das nächste Deck dreht sich ebenfalls um eine Karte, in der ich Potenzial sehe: Reassembling Skeleton. Die gibt es schon länger, aber erst mit Forbidden Alchemy und Liliana of the Veil könnte sie gut genug fürs Constructed sein.


3 Snapcaster Mage
3 Reassembling Skeleton
2 Batterskull
1 Sword of Feast and Famine
1 Sword of War and Peace

4 Drowned Catacomb
4 Darkslick Shores
3 Inkmoth Nexus
7 Swamp
8 Island


4 Mana Leak
3 Dissipate
2 Black Sun's Zenith
2 Dismember
1 Go for the Throat
2 Doom Blade
3 Think Twice
4 Forbidden Alchemy
3 Liliana of the Veil


Dieses Deck ähnelt Caw-Blade fast mehr als die blau-weißen Versionen, man könnte hier wohl von „Bone-Blade“ sprechen. Dabei übernimmt Reassembling Skeleton die Rolle der rausrotierten Falken. Tatsächlich ist das Gefühl, das man hat, wenn man mit Forbidden Alchemy ein Skelett in den Friedhof befördert, ähnlich wie das, wenn man sich Falken umsonst raussucht. Natürlich fliegen die Skelette nicht, kommen aus dem Friedhof getappt ins Spiel, und wenn man nur eins hat, hat man erst mal nur eins. Andererseits kosten sie teilweise überhaupt keine Karte (wenn man sie mit Forbidden Alchemy findet), der Gegner kann sie nur mit Graveyard-Hate komplett loswerden und man kann sie jederzeit ins Spiel bringen.


Letzteres ist besonders wichtig, denn das Deck versucht viel im gegnerischen Zug passieren zu lassen. So sind die Ausrüstungen, auf der Hand gelandete Skelette, Zenite und Lilianas die einzigen Karten, die man nur im eigenen Zug ausspielen kann. Deswegen ist es durchaus legitim, hier eine erhöhte Anzahl an Countern zu spielen. Da man keine Mittel hat, um den roten Schrein loszuwerden, braucht man Batterskull oder andere Wege, Leben zurückzugewinnen, und zwei könnten vielleicht noch zu wenig sein.

Snapcaster Mage erhöht gegen Kreaturendecks die Removal-Anzahl und gegen andere Decks die Zahl der Gegenzauber. Ansonsten ist er bestens dazu geeignet, sich ein Schwert umzuschnallen. Inkmoth Nexus sind nicht nur als weitere Schwertträger nützlich, sie dienen auch als zusätzliche Mittel gegen gegnerische Nexus, die mit Kessig Wolf Run-Ramp nun eventuell vermehrt aufkreuzen werden. Je nach Metagame könnte man auch Curse of Death's Hold statt Black Sun's Zenith spielen. Im Gegensatz zu Night of Souls' Betrayal kann man die Karte auch mehrfach auf dem Feld haben. Unter anderem vernichtet sie Snapcaster Mage, Inkmoth Nexus und bringt die gegnerischen Kreaturen näher in die Kampf-Reichweite der Skelette.

Im Moment ist zwar nicht viel los was Standard-Turniere angeht, ich hoffe, mit dem Artikel konnte ich trotzdem etwas Interesse wecken. Insbesondere mit dem letzten Deck werde ich demnächst noch etwas mehr herumexperimentieren und bei Interesse dazu vielleicht noch einen ausführlicheren Artikel schreiben.
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