Standard
Säbelrasseln
von Tobias Henke
24.07.2011


Die Ruhe nach dem Sturm hat nicht lange gehalten. Wer aufmerksam lauschte, der hörte bereits in den letzten Wochen die Falken wieder trapsen …

Am vergangenen Samstag fanden sich 66 Teilnehmer zum Standard-PTQ in Aachen ein. Die folgende Tabelle zeigt alle Decks, von denen mindestens zwei ins Feld geführt wurden. Jedes Manasymbol steht für ein Exemplar. Die Zahlen geben erzielte Endpunktestände an, inklusive fiktiver Matchpoints aus den Ausscheidungsspielen der Top 8.

Valakut:
08/15-Monorot*:
Caw-Blade:
Pyromancer Ascension:
UB-Control:
RUG:
UW-Control:
GWB-Birthing Pod:
Goblins:
Big Red:
Tempered Steel:
Mono-G-Infect:

*08/15-Monorot bezeichnet alle roten Aggrodecks, die weder als Goblins, Big Red oder Kuldotha-Red durchgehen. (Das eine Kuldotha-Red im Turnier holte neun Punkte.)

Die Frage, inwiefern Erfolg Aufschluss über die Stärke eines Decks gibt, ist natürlich ein echter Dauerbrenner, und insbesondere wenn die Stichprobe eher klein ist, sollte man so etwas selbstverständlich nicht überbewerten. Dem obligatorischen Disclaimer zum Trotz sprechen einige der vorliegenden Zahlen jedoch eine geradezu übertrieben deutliche Sprache. Betrachten wir einmal die sieben meistgespielten Decks und dort jeweils die durchschnittlich mit einem Deck erzielten Punkte oder die Punkte, die der durchschnittliche Pilot damit erzielt hat.

Durchschnitt Median
RUG 15,7 15,0
Caw-Blade 15,2 13,5
UW-Control 11,7 13,0
Valakut 10,2 9,0
08/15-Monorot 7,8 6,0
Pyromancer Ascension 4,5 3,0
UB-Control 4,2 3,0

UB-Control und Pyromancer Ascension scheinen einfach keine guten Decks zu sein. Bei Valakut und Monorot wiederum stellt sich die Frage, ob die recht hohe Stichprobe ihre Stärke nun besonders realistisch abbildet oder ob die Vielzahl an Spielern den Schnitt im Gegenteil vielleicht sogar unfair nach unten zieht. Es lässt sich einerseits argumentieren, dass ihre Top-8-Platzierungen (dreimal Valakut, einmal Monorot) reineweg auf Masse statt Klasse basieren, oder aber andererseits, dass diese Decktypen eben die erste Wahl für die weniger begabten Spieler darstellten. Wie so oft kann jeder aus der Statistik ablesen, was auch immer er will. Zu allem Überfluss muss man sich nicht einmal in beiden Fällen für dieselbe Seite entscheiden: Die Durchschnittswerte können theoretisch einem der Decks Unrecht tun, beiden oder auch gar keinem.

Bei UW-Control und RUG besteht im Grunde das entgegengesetzte Problem. Mit lediglich drei Vertretern im Feld ist schwer zu sagen, inwiefern das Abschneiden repräsentativ für den Archetyp ist. Speziell RUG hat allerdings derart überzeugende Resultate produziert, das kann man nicht ignorieren. Alle drei Spieler landeten abgesehen von ihren Tiebreakern in Top-8-Reichweite. Auf der anderen Seite sind Andre Luff, Nikolas Labahn und Julian Plagge natürlich auch nicht die Unbekanntesten … Alle drei hatten übrigens die Deceiver Exarch/Splinter Twin-Kombo in ihrem Deck, zweimal zusammen mit Birthing Pod, einmal mit Birthing Pod im Sideboard.

Zu guter Letzt: Sowohl in einigermaßen signifikanter Stückzahl angetreten als auch ziemlich erfolgreich war Caw-Blade. Die Vögel sind zurück und haben sich sogleich einen weiteren PTQ-Sieg geschnappt.


Top-8-Decks

Ungeschlagen (5:0:2) ging es für Andre Luff in die Top 8, dort war aber sofort im Viertelfinale Schluss.

Andre Luff, Viertelfinalist

4 Forest
3 Island
2 Mountain
1 Halimar Depths
4 Copperline Gorge
4 Misty Rainforest
1 Verdant Catacombs
4 Scalding Tarn
1 Raging Ravine

1 Spellskite
1 Sylvan Ranger
3 Birthing Pod
1 Phyrexian Metamorph
1 Phantasmal Image
2 Acidic Slime
4 Birds of Paradise
3 Deceiver Exarch
4 Fauna Shaman
1 Frost Titan
1 Inferno Titan
4 Lotus Cobra
1 Obstinate Baloth
1 Sea Gate Oracle
2 Vengevine


2 Splinter Twin
4 Preordain

Sideboard:

1 Spellskite
3 Arc Trail
3 Flashfreeze
1 Obstinate Baloth
1 Vengevine
1 Urabrask the Hidden
1 Nature's Claim
1 Combust
1 Manic Vandal
1 Wurmcoil Engine
1 Thrun, the Last Troll


Seine Version ist noch deutlich weniger auf die Twin-Kombo ausgerichtet als die seiner RUG-Kollegen. Außerdem verzichtet er komplett auf Solemn Simulacrum. Stattdessen gibt's bei ihm zusätzlich Fauna Shaman und Vengevine. Dem geneigten Kombomagier mag es in der Seele weh tun, dass dieses Deck so selten eine Milliarde Kopien von Deceiver Exarch baut, aber offenbar ist es ja gerade das, was die Stärke von RUG im Vergleich zu anderen Twin-Decks ausmacht: Das Deck kann zwar Kombo, wovor sich der Gegner immer in Acht nehmen muss, genauso kennt es allerdings auch eine Menge anderer Tricks, zum Beispiel lauter kleinen Kartenvorteil, doppelt beschleunigten Fattybeatdown und mit Acidic Slime, Frost Titan sowie den Kopiereffekten von Phyrexian Metamorph, Phantasmal Image und Splinter Twin überraschend viel Landzerstörung. Vengevine erweitert den ohnehin schon äußerst abwechslungsreichen Gameplan bloß noch um eine Dimension.

Im Halbfinale folgte das Aus für blau-weiße Kontrolle.

Moritz Hilgers, Halbfinalist

2 Dismember
2 Condemn
1 Ponder
4 Preordain
1 Negate
4 Mana Leak
1 Deprive
3 Jace Beleren
2 Stoic Rebuttal
3 Oblivion Ring
4 Day of Judgment
1 Jace's Ingenuity
1 White Sun's Zenith
2 Elspeth Tirel
3 Gideon Jura


4 Tectonic Edge
4 Celestial Colonnade
4 Glacial Fortress
4 Seachrome Coast
5 Island
5 Plains

Sideboard:

4 Leyline of Sanctity
1 Jace Beleren
1 Celestial Purge
2 Divine Offering
1 Batterskull
1 Baneslayer Angel
1 Condemn
1 Flashfreeze
1 Into the Roil
1 Oblivion Ring
1 Ratchet Bomb


Das sieht ja mal extrem klassisch aus! Leider stehen die Zeichen erneut auf Caw; alles deutet darauf hin, dass man in dieser Farbkombination schlicht besser damit beraten ist, Schwerter an Falken zu schnallen und so aktiv die Kontrolle übers Spielgeschehen zu übernehmen.

Ebenfalls im Halbfinale verabschiedete sich der letzte der Valakut-Magier.

Jan Erik Haefeker, Viertelfinalist

11 Mountain
5 Forest
4 Evolving Wilds
4 Terramorphic Expanse
4 Valakut, the Molten Pinnacle

4 Overgrown Battlement
1 Birds of Paradise
4 Solemn Simulacrum
2 Oracle of Mul Daya
4 Primeval Titan
2 Avenger of Zendikar


4 Explore
4 Rampant Growth
4 Green Sun's Zenith
3 Pyroclasm

Sideboard:

2 Ricochet Trap
2 Tumble Magnet
2 Act of Aggression
2 Obstinate Baloth
1 Oracle of Mul Daya
1 Creeping Corrosion
1 Pyroclasm
4 Nature's Claim

Benjamin Aithaj-Kaddour, Viertelfinalist

4 Valakut, the Molten Pinnacle
10 Mountain
5 Forest
4 Terramorphic Expanse
2 Evolving Wilds
2 Verdant Catacombs
1 Raging Ravine

4 Cultivate
4 Rampant Growth
2 Explore
2 Lightning Bolt
4 Green Sun's Zenith
1 Tumble Magnet
1 Summoning Trap


4 Primeval Titan
4 Solemn Simulacrum
3 Overgrown Battlement
1 Birds of Paradise
2 Avenger of Zendikar

Sideboard:

1 Back to Nature
1 Thrun, the Last Troll
1 Gaea's Revenge
1 Acidic Slime
2 Creeping Corrosion
2 Pyroclasm
4 Combust
3 Obstinate Baloth

Florian Drescher, Halbfinalist

4 Valakut, the Molten Pinnacle
2 Evolving Wilds
4 Terramorphic Expanse
2 Khalni Garden
5 Forest
11 Mountain

4 Explore
4 Overgrown Battlement
3 Rampant Growth
4 Growth Spasm
2 Cultivate
2 Green Sun's Zenith


4 Solemn Simulacrum
1 Acidic Slime
4 Primeval Titan
1 Wurmcoil Engine
2 Inferno Titan
1 Avenger of Zendikar

Sideboard:

3 Summoning Trap
2 Nature's Claim
3 Combust
2 Creeping Corrosion
2 Pyroclasm
1 Slagstorm
2 Obstinate Baloth


Irgendjemand hat hier einen Vogel und damit meine ich nicht die Birds of Paradise! Vielmehr geht es mir um Folgendes: Valakut ist ein Deck, in dem manche Karten einfach klar stärker sind als andere. Nicht dass ich jetzt im Einzelfall sagen könnte, welche das wären. Aber wenn einer Rampant Growth kürzt und der andere Explore, dann muss sich zwangsläufig einer von beiden irren, wahrscheinlich sogar beide. Und das ist ja bloß ein Beispiel für Uneinigkeit. Wir warten weiterhin gespannt darauf, dass sich eine dominante Version durchsetzt; bis dahin bleibt Valakut das traurige Heimwerkerprojekt dieses Sommers.

Monorot schaffte es bis ins Finale.

Burning Bernd Brendemühl, Finalist

4 Teetering Peaks
4 Arid Mesa
4 Scalding Tarn
12 Mountain

4 Goblin Guide
4 Grim Lavamancer
4 Ember Hauler
4 Plated Geopede
4 Kargan Dragonlord
2 Hero of Oxid Ridge


2 Koth of the Hammer
4 Lightning Bolt
4 Incinerate
4 Searing Blaze

Sideboard:

2 Mark of Mutiny
3 Dismember
3 Combust
3 Manic Vandal
3 Vulshok Refugee
1 Koth of the Hammer


Bernds Deck kann man wohl am ehesten mit „keine Experimente“ beschreiben. Wo andere Spieler Chandra's Phoenix, Stormblood Berserker und selbst Goblin Fireslinger ausprobiert haben, setzte er ausschließlich auf Altbewährtes bis hin zum anachronistischen Kargan Dragonlord. Der erfüllt die alte Sligh-Forderung, in jedem Zug immer alles Mana zu verbrauchen, per Holzhammermethode.

Bleibt noch Caw-Blade …

Jonas Wienand, Viertelfinalist

4 Celestial Colonnade
4 Glacial Fortress
4 Seachrome Coast
4 Tectonic Edge
3 Inkmoth Nexus
4 Island
4 Plains

2 Oblivion Ring
2 Dismember
4 Mana Leak
3 Spell Pierce
1 Elspeth Tirel
2 Gideon Jura
4 Preordain
2 Sword of Feast and Famine


4 Blade Splicer
4 Hero of Bladehold
4 Squadron Hawk
1 Sun Titan

Sideboard:

3 Timely Reinforcements
3 Day of Judgment
3 Flashfreeze
2 Ratchet Bomb
1 Celestial Purge
1 Oblivion Ring
1 Sword of Feast and Famine
1 Kor Firewalker

Denis Sinner, Sieger

4 Celestial Colonnade
4 Seachrome Coast
4 Glacial Fortress
4 Tectonic Edge
3 Island
5 Plains

4 Preordain
4 Mana Leak
3 Oblivion Ring
2 Dismember
2 Day of Judgment
2 Gideon Jura
2 Sword of Feast and Famine
4 Everflowing Chalice


4 Squadron Hawk
4 Hero of Bladehold
3 Baneslayer Angel
2 Consecrated Sphinx

Sideboard:

2 Celestial Purge
3 Revoke Existence
2 Spell Pierce
4 Flashfreeze
1 Deprive
2 Timely Reinforcements
1 Oust


Spätestens jetzt muss sich jeder glücklich schätzen, dass es Bannings gab. Caw-Blade ist jedenfalls weiterhin ein überaus konkurrenzfähiges Deck und hat mit Timely Reinforcements gleich auch noch ein neues Spielzeug dazubekommen. Zum jetzigen Zeitpunkt hängt die exakte Kartenauswahl noch in der Schwebe, ebenso wie das Damoklesschwert selbst, aber dass wir in Zukunft wieder sehr viele Falken sehen werden, scheint eine sichere Wette.


Derweil anderswo …

Der PTQ in Aachen war allerdings das kleinste relevante Standardturnier an diesem Wochenende. Des Weiteren gab es Nationals in Österreich (71 Spieler), Australien (138) und Frankreich (191) sowie ein SCG-Open in Seattle (390). Eine Rückkehr von rein lokalen Metagames zu vermelden, wäre vermutlich voreilig, aber die Ergebnisse unterscheiden sich teilweise doch sehr deutlich.

In Österreich war Tempered Steel nicht nur das meistgespielte Deck, sondern landete auch zweimal in der Top 8, während Caw-Blade nicht nennenswert in Erscheinung trat. Gewonnen hat dort Monorot. In Australien hielt sich Caw-Blade ebenfalls bedeckt. Stattdessen schafften es Tempered Steel und RUG-Birthing Pod je zweimal in die Top 8 und RUG holte den Titel. In Frankreich schnitt Caw-Blade mit zwei Top-8-Platzierungen und dem Gesamtsieg am besten ab. In Seattle schließlich belegte Caw-Blade sechs Slots der Top 16, unter anderem die Plätze 1 und 2.

Je größer ein Turnier, desto relevanter die Ergebnisse? Nun, das spricht dann sehr eindeutig für Caw-Blade. Und nebenbei auch für das Niveau des Aachener PTQs. (Dass Valakut überall anders so schlecht abschnitt, spricht allerdings dagegen.)

Wir sehen uns nächste Woche. Bis dahin denkt immer daran: Traut keiner Statistik, die ihr nicht selbst gefälscht habt!
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