Limited
Wer früher stirbt, ist länger tot
Planar-Chaos-Prerelease in Rostock
von Peter "BigMek" Thiers
01.02.2007

Hallo und herzlich willkommen zu meinem Prerelease -Artikel! Erst einmal etwas zu meiner Person: Mein Name ist Peter Thiers, ich bin 15 Jahre alt und spiele Magic seit dem Odyssey-Block, seit knapp einem halben Jahr jetzt auch als Turnierspieler, meist in den Formaten Eternal und Limited. Da ich bisher nur das Vergnügen hatte, Booster Draft zu spielen, wollte ich das Angenehme mit dem Angenehmen verbinden und gleich meine allererste Partie Sealed Deck auf dem Prerelease in Rostock bestreiten.

An diesem Tag bin ich also aufgestanden, um mich auf den Weg zum Turnier in der Innenstadt zu machen. Wobei es soweit gar nicht kommen sollte – eine diabolische Untergrundorganisation namens Rostocker Straßenbahn AG meinte nämlich ausdrücklich, gerade heute Umbauten an den Schienen durchführen zu müssen. Also fix eine kurze Strecke zu Fuß zurückgelegt, um dann in den nächsten Bus zu hüpfen. Tja, Glück muss man haben! Pünktlich zum Start der Anmeldung um 12 Uhr habe ich es dann auch in den Laden geschafft, um dem Verkäufer instinktiv 25 Euro auf den Tresen zu legen und den Turnierstart zu erwarten.

Nachdem ich einige kurze Unterhaltungen mit anderen Magic –Spielern hatte, gab Judge Falko Görres bekannt, dass es losgehen könne, erklärte kurz die neuen Fähigkeiten wie Vanishing (mit der Folge, dass einige Witze über Waschmittel in rosa Fläschchen gerissen wurden) und teilte jedem ein Turnierpack Zeitspirale plus drei Booster Weltenchaos aus. Nach dem Öffnen der Booster bekamen einige das Staunen, besonders bei solchen Wahnsinnspools, die zwei der neuen roten Akromas enthielten. Oder auch, weil die Übersetzer sich mit Namen wie „Aquamorphes Etwas“ und „Verhammelung“ mal wieder selbst übertroffen haben. Da mein Pool nicht sehr rosig aussah, freute ich mich auf den Deckswap. Es konnte ja nur besser werden!

Nicht wirklich.

Wo ich vor dem Deckswap noch drei Von der Wiege ins Grab (Cradle to Grave) sah, klaffte jetzt ein removalarmer Pool mit nur sieben Removals in vier Farben vor mir. Da kommt Freude auf! Spontan entschied ich mich, die kreaturenstarken Farben Grün und Weiß zu spielen, wobei ich in Weiß wenigstens noch einen Removal gesehen hatte und auch die Sliver sehr spielbar waren. Grün war aufgrund einiger Combattricks und recht ansprechenden Kreaturen auch sehr decktauglich, also ebenfalls rein damit. Mein Deck sah letztendlich also so aus:
 
lands (16):
8Plains
8Forest

spells (3):
1Saltblast
1Stonewood Invocation
1Healing Leaves

creatures (21):
2Sinew Sliver
1Poultice Sliver
1Essence Sliver
1Watcher Sliver
1Stonecloaker
1Flickering Spirit
1Aven Riftwatcher
1Pallid Mycoderm
1Benalish Cavalry
1Hunting Moa
1Thallid Germinator
1Essence Warden
1Nantuko Shaman
1Havenwood Wurm
1Giant Dustwasp
2Reflex Sliver
1Timbermare
1Ashcoat Bear
1Revered Dead

40 cards
 

Das Deck war nicht sehr removallastig und hatte kaum Fatties. Der Einzige in meinem Pool, der diese Bezeichnung wirklich verdient hätte, war Vorosh der Jäger (Vorosh, the Hunter) – genau in den Farben die ich nicht spielen wollte! Im Nachhinein musste ich feststellen, dass zumindest ein Rot-Splash vielleicht doch eine einigermaßen gute Wahl gewesen wäre, um das Manko des fehlenden Removals auszugleichen. Wie heißt es so schön: Hinterher ist man immer schlauer! So langsam wurde es Zeit, sich auf die kommenden fünf Runden vorzubereiten. Nach dem Deckbau ging also der Prozess los, in dem ich lernen musste, dass Removal meistens wirklich ALLES kann. Alles.

Runde 1 gegen Andreas
In diesem Match musste ich die mieseste Verzauberung-Kreatur-Kombination hinnehmen, die es überhaupt geben kann. Mein anfänglicher Sliveransturm wurde schnell von einem Blutritter (Blood Knight) mit seinem Schutz vor Weiß gestoppt. Da das noch nicht reichte, bekam der Ritter noch die zwei Kreaturenverzauberungen Staubkorona (Dust Corona) und Gefallenes Ideal (Fallen Ideal) spendiert. Somit war er 4/2, fliegend, konnte aber nicht von fliegenden Kreaturen geblockt werden. Und dank seines Schutzes vor Weiß konnte mein Salzsturm ihm auch nichts anhaben. Letztendlich wurde ich dann von dem Überritter und zwei Fatties mit Kampf- und Direktschaden ordentlich vermöbelt.
(0-1)

Das zweite Spiel gefiel mir kaum besser. Nachdem mein Gegner im ersten Zug einen Keldonischen Hellebardier aussetzte, fand ich erst im dritten richtig ins Spiel. Nach einem Nantukoschamanen (Nantuko Shaman) und dem Auskeimenden Thalliden (Thallid Germinator) meinerseits kommt der Hellebardier und bringt, wie ich mir schon in meinen kühnsten Albträumen ausgemalt hatte, natürlich wieder die beiden Superenchantments mit.
Damit war mein Schicksal besiegelt.
(0-2)

Matches: 0-1

Runde 2 gegen Berthold
Ein peinlich schnell beendetes Spiel mit Sieg für Berthold. Zu Beginn der Runde begab sich nämlich der Judge an unseren Tisch, um mir mitzuteilen, dass meine Deckliste unvollständig sei, da ich vergessen hatte, die Länder in die Sparte links einzutragen. Da ging mir nur ein Gedanke durch den Kopf: OWNED! Nach Ausbesserung der Liste überreichte ich sie dem Judge und kassierte (wie ich bereits erahnt hatte) ein Gameloss.
(0-1)

Als wir dann also blöderweise schon im zweiten Spiel waren, legte ich erst mal einen Beobachtenden Remasuri (Watcher Sliver) zusammen mit einem Kataplasmaremasuri (Poultice Sliver), um seine Angriffe abzufangen. Da er aber ebenfalls den Kataplasmaremasuri (Poultice Sliver) zusammen mit einem Stachelbesetzten Remasuri (Quilled Sliver) auf seiner Seite des Feldes liegen hatte, führte dies schnell zu einer Pattsituation. Letztendlich brachte ich noch einen Avior-Rissbeobachter (Aven Riftwatcher), Steinummänteler (Stonecloaker) und den Reflexremasuri (Reflex Sliver) – welcher letztendlich mein Tod sein sollte:

In einem Akt purer Angriffslust tappe ich alle meine Kreaturen, um den Lebenspunkte vernichtenden Angriff zu starten. Berthold blockt etwas und geht dann auf 8 Leben. Ich wiegte mich in Sicherheit, da ich schon vorher mit mathematischer Genauigkeit die Stärkewerte seiner Kreaturen addiert hatte. Selbst bei einem Angriff mit allen Kreaturen hätte es nicht gereicht, um mich zu besiegen. Kaum war dieser Gedanke beendet, fasste ich mir an den Kopf: Berthold legte einen Wütenden Remasuri (Fury Sliver)! Da der dank meines Reflexremasuris Eile hatte, wurde ich von seinen Kreaturen (die jetzt fast alle Doppelschlag hatten) genau für 18 Schadenspunkte verprügelt. Diese Niederlage war wirklich gerechtfertigt.
(0-2)

Matches: 0-2

Da das letzte Spiel relativ schnell vorbei war und die Runde noch 20 Minuten hatte, schnappte ich mir meine Jacke, um zum Bäcker meines Vertrauens hinüber zu gleiten und mir was für den kleinen Hunger zu besorgen. Frisch gestärkt wollte ich mich nun wieder ans Werk machen. Nach den Katastrophen der letzten beiden Matches sollte jetzt ein Sieg her.

Runde 3 gegen Wolfgang

In diesem Match lief es dann tatsächlich etwas besser. Turn 1 legte ich einen Hüter des Lebenssafts, der mir in den nachfolgenden Runden sehr nützlich sein sollte. Dank der Masse an Kreaturen, die wir beide jeweils legten (die daraufhin aber im Kreaturenkampf wieder draufgingen), erhielt ich locker mal 10 Lebenspunkte. Der Vorteil ist aber gar nicht mehr so toll, wenn dein Gegner ebenfalls einen Hüter legt und damit seine Lebenspunktbasis stabilisieren kann. Dank meinen Slivern und dem Schaden des Holzmahrs konnte ich dann jedoch ein beachtliches Tempo vorlegen, das mir dank später Unterstützung fliegender Kreaturen zum Sieg verhilft. Ein guter Start für das Match, da hoffte ich doch, dass es so weitergehen würde.
(1-0)

Trotz einer guten Starthand habe ich im zweiten Spiel wieder erst recht spät etwas wirklich Gutes legen können, während Wolfgang die Tokenmaschine anwarf und mir langsam, aber kontinuierlich die Lebenspunkte raubte. Besonders nervig war in diesem Fall der Rathi- Fallensteller (Rathi Trapper), welcher meine Möglichkeiten auf Angriff und Verteidigung auf ein Minimum reduzierte. Zum Schluss besiegelte ein Thelon of Havenwood zusammen mit zwei Pilzwesen (auf denen jeweils vier Sporenmarken lagen) mein Schicksal. Ha! Es war aber noch nichts verloren, solange ich im dritten Spiel jetzt noch mal ordentlich Power gab!
(1-1)

Dank der super Starthand war mir dieses Vergnügen auch vergönnt, jetzt mal davon abgesehen, dass ich bei einem Rathi-Fallensteller auf seiner Seite nicht gerade freudig erregt durch die Luft gesprungen bin. Dennoch konnte ich früh einen Sehnenremasuri (Sinew Sliver) legen, welchem daraufhin ein Lebenssaftremasuri (Essence Sliver) und Turn fünf noch ein Reflexremasuri folgte. Dank +1/+1 und automatischem Lifegain bei jedem Angriff war der Sieg dann bald beschlossene Sache, da konnte mir auch kein Rathi was vormachen.
(2-1)

WIE knapp der Sieg war, erfahre ich erst hinterher, als Wolfgang mir seine Verdammung (Damnation) auf der Hand und den einen Sumpf auf seiner Seite zeigt. Tja, dass er nicht der einzige war, der an diesem Tag Pech hatte, werden meine nächsten beiden Matches zeigen.

Matches: 1-2

Runde 4 gegen Jenny
In diesem Spiel wird alles Andere gemacht, bloß nicht Magic gespielt. Im zweiten Zug leg ich eine Benalische Kavallerie, welche auch einmal angreifen darf und eine Kreatur in den Tod reißt, da sie mittlerweile dank meines Jagenden Moas (Hunting Moa) 3/3 ist. Dieser Moa sollte aber nicht lange leben, da ich im nächsten Zug sofort in meinen draw step übergehe und glatt vergesse, die Echokosten zu bezahlen. Dank unendlich vielen Ländern, die ich nachziehe und dem Removal, dem meine Kavallerie zum Opfer fällt, sind wir blitzschnell im zweiten Spiel.
(0-1)

Das ist auch weitaus interessanter. Da wir Turn drei beide den Kataplasmaremasuri (Poultice Sliver) auf dem Feld hatten und das keinem so richtig was genützt hat, legt Jenny in ihrem vierten Zug einen Gefrorenen Äther (Frozen Aether), welcher mir verbietet, meine Permanents ungetappt ins Spiel zu bringen. Vorerst geschockt sehe ich dann aber den Salzsturm (Saltblast) auf meiner Hand und entsorge das Teil vorsichtshalber. Das mit dem Entsorgen ging dann gleich auf meiner Seite weiter, als meine zum Zeitpunkt beste Winoption, der Lebenssaftremasuri (Essence Sliver), einem Meucheln (Assassinate) zum Opfern fällt und dank des fehlenden Manas nicht mehr regeneriert werden kann. Mit dem Abdanken der Lebensmaschine setzte Jenny dann alles in einen Angriff, vor dessen Folgen ich mich dank der Heilenden Blätter (Healing Leaves) doch noch retten konnte.

Ich war also im Upkeep und stellte mir die Frage nach der Siegchance. Mit Holzmahr (Timbermare) und zwei anderen Kreaturen hätte es gerade mal für 9 Schadenspunkte gereicht, also musste was zum Pumpen her. Eine Hartholz-Beschwörung (Stonewood Invocation) hätte hier wie die Faust aufs Auge gepasst, da Jenny auf 14 Leben war. Da die gezogene Ebene dann doch nicht meinen Vorstellungen von Power entsprach, konnte ich guten Gewissens zusammenschieben.
(0-2)

Matches: 1-3

So langsam wartete die letzte Runde auf und mein Magen hätte am liebsten schon nach Runde drei gedroppt. Nun noch einmal frisch ans Werk und nach der Auswertung schön was futtern gehen… 

Runde 5 gegen Carsten

Auf Carstens Seite sehe ich die meisten Pilzwesen des Turniers. Mit fünf Saprolingproduzenten schmiss er die Tokenmaschine ordentlich an, mit dementsprechendem Lebenspunktegewinn meinerseits, da ich noch einen Hüter des Lebenssafts (Essence Warden) auf meiner Seite verbuchen konnte. Dank eines Lebenssaftremasuris (Essence Sliver) und mehreren Fliegern schaffe ich es, mein Leben auf vierzig zu erhöhen, wobei er auf 4 absinkt. Dass dies kein Garant für einen Sieg ist, erkenne ich bei einem Blick auf seine Kreaturen: Pilzwesen, die Kreaturen verstärken, Karten ziehen und Lebenspunkte machen. Dank jeweils vier Sporenmarken auf jedem Fungus war der Sieg in weiter Ferne. Für mich zumindest. Carsten legte zwei Runden all seine Saprolinge und opferte drei von ihnen in sein Blasses Mycoderm (Pallid Mycoderm), dem ein Angriff folgte. Innerhalb von zwei Runden war es um meine 40 Leben geschehen.
(0-1)

Das zweite Spiel war von ausgesetzten Kreaturen bestimmt, wobei auf meiner Seite eine Riesige Staubwespe (Giant Dustwasp) und auf seiner ein Dämmerlichtwanderfalke (Duskrider Peregrine) lag. Als er dann selbst eine Staubwespe (Giant Dustwasp) erlangte, war seine fliegende Streitmacht perfekt besetzt. Da half auch mein nachgezogener Havenwood Wurm nicht aus der Patsche.
(0-2)

Matches: 1-4

Ein Mitleid erregendes Ergebnis, zudem das Schlechteste in meiner kurzen Limited- Geschichte. Ich konnte an dem Tag jedoch viel über das Limited- Format lernen. Nicht nur, dass ich die Gelegenheit hatte ein neues Format kennen zu lernen, nein, ich durfte es auch mit brandneuen Karten tun! Meine anfängliche Distanz gegenüber Sealed Deck (da ich ja normalerweise nur Draft spiele) wich danach dem vielen Spaß, den ich hatte. Am anspruchsvollsten ist ohnehin so oder so der Deckbau, bei einem Prerelease erst recht. Das ich Rot weggelassen habe, tut mir noch heute in der Seele weh, ist jedoch nicht zu ändern. Es ist halt etwas Anderes, ob man bei einem Draft die Karten zum Bauen benutzt, die man bereits kennt und (vielleicht gerade deshalb?) gepickt hat, oder aus einem durchgemischten Pool was Nettes zaubern muss. Aber klar, dass ein Sealed Pool begrenzter als ein Draftpool ist, besonders im Bezug auf die Auswahl an guten Karten. Meine kleine Kritik(!) an Planar Chaos ist, dass es so viele Fähigkeiten gibt, die auf einen Einstürmen, besonders zusammen mit Time Spiral. Meiner Meinung nach fast zu viele – ich zähl schon gar nicht mehr, wie oft ich schon Echokosten vergessen habe! 

Insgesamt trotzdem ein tolles Turnier und Erlebnis, und das Layout der Planeshifted-Karten geht mir gar nicht so sehr auf den Senkel, wie es bei anderen der Fall ist. Wenn euch der Artikel gefallen hat, lesen wir uns bei meinem Artikel zum nächsten Sealed Turnier (hoffentlich dann mit mehr Erfolg)!

Euer BigMek

Props Slops
  • - nette Prerelease-Promokarte
  • - Lebenssaftremasuri und Salzsturm (weißer Removal ist immer toll!)
  • - wenigstens ein Match gewonnen
  • - das Essen danach
  • - dass ich nicht Rot gespielt habe
  • - kaum Removal im Pool
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