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Es war einmal…
…die Turniersaison 2006! Ein statistischer Rückblick
von Dirk Schultz
17.01.2007

Zum Ende eines alten und Beginn eines neuen Jahres sind Rückblicke in allen Formen und allen Medien vertreten. Auch unser liebstes Kartenspiel soll davon nicht verschont bleiben.

Nach einem turbulenten Sommerloch, in dem eine Frage heiß diskutiert wurde, wollen wir diese Frage nochmals aufwärmen. In NRW wurde die klassische Frage gestellt: „Wer hat [st]den längsten[/st] das größte Turnier in NRW?“

In einem Rückblick auf das vergangene Jahr wollen wir uns diesem Längenvergleich mit einfachen statistischen Mitteln widmen. Natürlich gilt auch hier der Ausspruch nach (angeblich) Sir Winston Churchill: „Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.“ Dem erwartungsvollen und mitfiebernden Leser sei vorab aber verraten, dass die Geschichte (Analyse) ein gutes Ende nimmt. Schliesslich stellen wir hier nur einen Vergleich an und nehmen kein Absolutmaß…

Auch bleibt die Frage bestehen, was Größe eigentlich ist. Hier kann beispielsweise die Anzahl an Turnieren, die Preisausschüttung oder die Anzahl an Turnierteilnehmern herangezogen werden. Natürlich lassen sich noch weitere Größenindikatoren finden. Auch kann die Anzahl an Turnierteilnehmern über das Jahr oder ein einzelnes Turnier oder ein einzelnes Format betrachtet werden. Dieser Artikel stellt sich aber stattdessen die Frage: Welche Liga wäre die richtige gewesen?

In einer Gegenüberstellung wird die abgelaufene Ligasaison in Iserlohn und Dülmen analysiert, um dem Leser zum einen die beiden Turniere näher zu bringen und zum anderen zu untersuchen welche Anforderungen zur Erlangung von Ligapreisen genügt hätten. Als Datengrundlage für die folgende kleine Analyse dienen die zum Abschluss der Turniersaison 2006 veröffentlichten Daten der Veranstalter. Bevor wir die Ergebnisse der Saison 2006 betrachten, sollen kurz die beiden Turniere vorgestellt werden.

Das sogenannte Dülmener Turnier wird vom Trader veranstaltet. Alle nötigen Informationen sind unter auf der Trader-Homepageabrufbar. 2006 wurden 11 Turniere im Kolpinghaus in Dülmen (Münsterstr. 61) gespielt – jeweils in den Formaten Standard, Legacy und Vintage. Turnierbeginn ist 11 Uhr und das Startgeld beträgt 12 Euro. Die Trader-Liga belohnt die 100 besten Spieler über das Jahr. Dabei bekommt jeder Spieler pro Turnierteilnahme 10 Punkte. Zu dieser „Treueprämie“ addiert sich ein „Erfolgsbonus“ für die zwanzig erstplatzierten in jedem Format. So bekommt der Erstplatzierte weitere 20 Punkte, für den zweiten Platz 19 Punkte, für den dritten Platz 18 Punkte usw.

In Iserlohn – veranstaltet von der lokalen Magic-Community – wird ebenfalls sonntags in den Formaten Standard, Legacy und Vintage gespielt. Im Novemberturnier wurde diese Auswahl um das Format Extended erweitert. Alle nötigen Information findet der Leser unter www.is-magic.de. 2006 wurden 12 Turniere in der Halle an der Bertha-von-Suttner-Str. 24-26 in Iserlohn gespielt. Turnierbeginn ist auch hier meist gegen 11 Uhr und das Startgeld beträgt 8,50 Euro.

Die Liga in Iserlohn belohnt ebenfalls die 100 bestplatzierten Spieler am Ende des Jahres. So gibt es ebenso 10 Punkte für jede Turnierteilnahme. Ebenso bekommt man den erspielten Punktestand gut geschrieben, das heißt für jeden Sieg drei Punkte und für ein Unentschieden einen Punkt. Einen Erfolgsbonus gibt es für die Top-16-Spieler. Der Erstplatzierte erhält fünf Extrapunkte, für die Plätze 2 und 3 gibt es drei Punkte, für die Plätze 4 bis 8 noch zwei Punkte und die restlichen Top 16 bekommen noch einen Extrapunkt. Neben dieser Einzelwertung gab es in Iserlohn noch eine Teamwertung, die uns im Folgenden aber nicht weiter interessieren soll.

Zahlen und „Was wäre wenn…“

In Dülmen nahmen im Jahr 2006 insgesamt 505 verschiedene Spieler an den elf Turnieren der Liga teil. Davon stritten 71 Spieler in Vintage, 153 Spieler in Legacy und 281 Spieler in Standard um die begehrten Ligapreise. Allein für die Statistiker unter den Lesern gibt es hier die Mittelwerte und die Standardabweichung: Vintage (Mittelwert: 67,5; Standardabweichung: 69,0), Legacy (Mittelwert: 49,6; Standardabweichung: 48,3) sowie Standard (Mittelwert: 38,8; Standardabweichung: 41,6).

Hätte man alle elf Turniere in einem Format gespielt,ohne dabei erfolgreich zu sein, wäre man mit 110 Punkten auf Platz 19 in Vintage, Platz 21 in Legacy und Platz 28 in Standard gelandet. Die Ligapreise wurden dabei ungefähr nach der prozentualen Verteilung in den jeweiligen Formaten vergeben. Im Format Vintage durften sich die Spieler bis einschließlich Platz 17 über Ligapreise freuen. Hier wurden alle Spieler mit Preisen versehen, die mindestens an neun Turnieren teilgenommen haben. In Legacy reichten bereits sieben Turnierteilnahmen, um sich die begehrten Preise zu sichern. Darüber freuten sich die Spieler bis Platz 33. Im hartumkämpften Standardbereich wurde an die besten 50 Spieler Preise ausgeschüttet. Hier bedurfte es einer regelmäßigen Teilnahme von acht Turnieren, um auf jeden Fall Preise zu kassieren.

Die gewählte Verteilung (bis Platz 17, 33, 51) weicht minimal von der tatsächlichen Teilnehmerverteilung ab: Die Vintage-Spieler machten 14%, die Legacy-Spieler 30% Prozent und die Standard-Spieler 56% aller Spieler aus. Damit hätte bei regelmässiger Teilnahme ein Spieler mit 110 Punkten im Bereich Vintage keine Ligapreise erhalten, in Legacy sowie Standard aber je 10 Extrabooster erspielt. Bei Punktgleichstand wurde dann getreu dem Ligaprinzip „Belohnung für regelmäßige Teilnahme“ derjenige Spieler vorne platziert, der an mehr Turnieren teilgenommen hat. Diese Sortierung hatte allerdings keinen Einfluß auf die vergebenen Preise.

In Iserlohn waren in 2006 insgesamt 697 Spieler bei den zwölf Turnieren mit von der Partie. Auch hier war das beliebteste Format Standard mit 306 verschiedenen Spielern. In Legacy waren es 210 und in Vintage 181 Spieler. Der Vollständigkeit sollen auch hier die statistischen Angaben nicht fehlen: Es ergeben sich ein Mittelwert von 47,3 und eine Standardabweichung 47,1 für den Standardteil. Für Legacy beträgt der Mittelwert 58,6 und die Standardabweichung 60,1. Ein Mittelwert 67,1 und eine Standardabweichung 69,9 berechnen sich für den Vintage-Bereich.

Hier hätte eine Teilnahme an allen 12 Turnieren ohne weitere Erfolgspunkte zu folgender Platzierung geführt: Standard: 25. Platz, Legacy: 32. Platz, Vintage: 37. Platz. Hier machen sich aber vor allem die fehlenden Siegespunkte bemerkbar. Nehmen wir einmal an, dass ein Spieler in jedem Turnier nur 2 Spiele gewinnt, so ergeben sich für alle 12 Turniere weitere 72 Punkte. Mit insgesamt 192 hätten unser angenommener Spieler nun folgende Plätze belegt: Standard 9. Platz, Legacy 12. Platz und Vintage 16. Platz.

In Iserlohn sind alle drei Formate jeweils von einer Person gewonnen werden, die an allen 12 Turnieren teilgenommen hat. Dabei macht sich die andere Verteilung von Zusatzpunkten deutlich bemerkbar. Insgesamt konnten alle Ligateilnehmer, die mindestens an acht Turnieren teilgenommen haben, sich entsprechende Ligapreise sichern. In den Formaten Legacy und Standard reichten bereits sieben Turnierteilnahmen für Ligapreise – zumindest für Ligalose – und bei sechs Teilnahmen konnte man sich mehr als berechtigte Hoffnung machen, unter den besten 32 Spielern eines Formates zu sein. In Iserlohn werden entgegen der Praxis in Dülmen die Top-16-Spieler mit Preisen bedacht und an die Top-32-Spieler werden Lose ausgegeben. Insgesamt konnten somit 48 Spieler Ligapreise erkämpfen und an insgesamt 64 Spieler wurden Lose vergeben. (Dies entspricht den Plätzen 9- 32 in Vintage und Legacy und 16-32 in Standard). Mit den vergebenen Losen wurden also insgesamt 96 Spieler mit Ligapreisen versehen.

Im Folgenden wollen wir uns der Frage „Was wäre wenn…“ noch etwas länger widmen. In Dülmen hätten 177/164/151 Punkte für die Top 8 in den Formaten Vintage/Legacy/Standard ausgereicht. Für Top 16 waren es 123/122/134, für die Top 32 waren es 39/84/100 Punkte. In der nachstehenden Tabelle wurden für die drei Formate die Punkte aufgelistet, welche man bei unerfolgreicher (also ohne Extrapunkte durch die ersten 20 Plätze bei einem einzelnen Turnier) Teilnahme im Saisonverlauf akkumulieren kann. Diese Punktwerte wurden dann farblich hinterlegt, um zu kennzeichnen, inwiefern sich diese Teilnahme in einer Top 8 (grün) / Top 16 (gelb) / Top 32 (rot/orange) ausgeschlagen hätte. Dabei wurde in Vintage der Platz 17 (119 Punkte) in die Top 16, in Legacy der Platz 33 (81 Punkte) in die Top 32 und in Standard bis Platz 51 (72 Punkte) in die Top 32 eingerechnet, da es sich hierbei um die jeweiligen Grenzen der Ligapreisverteilung handelte.



Aus der Tabelle wird ersichtlich, dass man sich in dem kleinen Feld der Vintage-Spieler in Dülmen nicht ohne Extrapunkte in den Ligapreisen platzieren konnte. Allerdings nahmen insgesamt über die elf Turniere nur 71 Spieler an der Vintage-Liga teil, so dass ein Erreichen der ersten 20 Plätze wohl durchaus wahrscheinlich war. Ebenso konnten sich alle Spieler mit neun Turnierteilnahmen sowie alle bis auf einen mit acht Turnierteilnahmen in den Ligapreisen platzieren. Die Auswirkung dieser Zusatzpunkte für die ersten 20 Plätze macht sich auch in den Formaten Legacy und Standard bemerkbar, in denen es zwar in die Ligapreise gereicht hat, aber Top 16 Platzierungen auch hier nicht möglich waren.

In Iserlohn gestaltet sich diese Situation etwas differenzierter. Im Folgenden wird jeweils eine Tabelle für die Formate Vintage, Legacy und Standard präsentiert, um die zusätzlichen Informationen über die durchschnittliche Anzahl an Siegen pro Turnier übersichtlich darzustellen.







Aus den vorangegangenen Tabellen lässt sich ablesen, dass bei durchschnittlich 3 bis 4 Siege pro Turnier bereits gute bis sehr gute Platzierungen in der Liga möglich waren. Berücksichtigt man, dass die Anzahl an Runden pro Turnier bei 6 oder 7 liegt, bedeutet dies, dass jeweils im Durchschnitt ein ausgeglichenes Spielkonto aufzuweisen war, um für eine vordere Platzierung in der Liga auszureichen. Auch in Iserlohn wurde das Vintage-Feld eher von den regelmäßigen guten Spielern dominiert. Dies dürfte auch mit an der geringeren Anzahl von Spielern im Format gelegen haben. Ein Grund für diese Entwicklung ist, dass Vintage im „professionellen“ Magic (Pro Tour und Grand Prix) keine Bedeutung hat.

Zum Abschluss dieser kurzen Analyse wollen wir uns noch der Frage widmen, inwiefern es beiden Ligen gelungen ist, vor allem die Spieler mit Ligapreisen zu belohnen, die an möglichst vielen Turnieren teilgenommen haben. Dazu ist in den nachstehenden zwei Abbildungen die durchschnittliche Platzierung einer Person in der Liga anhand der Teilnahme an den Turnieren in den jeweiligen Formaten für Dülmen und Iserlohn abgetragen.





Aus den Darstellungen wird ersichtlich, dass sich im Durchschnitt Spieler mit mehr Turnierteilnahmen auch auf den vorderen Ligaplätzen wiederfinden konnten. Inwiefern also die Punkteverteilung tatsächlich die regelmäßige Turnierteilnahme belohnt, lässt sich feststellen, indem zwei Säulen eines Formates betrachtet werden. Sind die Säulen rechts (mehr Turnierteilnahmen) höher als die linken Säule, so konnten sich die Spieler im Durchschnitt weiter vorne in der Liga platzieren. Ohne noch weiter in die statistische Auswertung einzusteigen, lässt sich bereits erkennen, dass dieses Verhalten beim Iserlohner System schneller greift (stärkere Beugung) als beim Dülmener System.

Nach dem Größenstreit der Veranstalter können nun einige Zahlen rückblickend auf das Jahr ermittelt werden. Während in Dülmen 505 verschiedene Spieler zu insgesamt 1637 Ligateilnahmen (3,2 Teilnahmen pro Spieler) führten, waren es in Iserlohn 679 Teilnehmer mit ca. 2,9 Teilnahmen pro Spieler. Über die Verteilung der Ligateilnahmen geben nachstehende zwei Abbildungen Auskunft.





Insgesamt waren es in Iserlohn 1956 Ligateilnahmen – also 1956 Spieler bei zwölf Turnieren. Werden einmal nur die Startgelder für die Analyse berücksichtig (12 Euro in Dülmen, 8 Euro [Preiserhöhung zum Jahresende] in Iserlohn), dann wird in Iserlohn ein Budget in Höhe von ca. 15.650 Euro und in Dülmen ein Budget in Höhe von ca. 19.650 verwaltet.

Am Ende bleibt eigentlich noch zu fragen, welche Liga denn nun gespielt werden sollte. Die Antwort muss und kann nur lauten: Beide!

…sofern auch die nötige (Frei-)Zeit vorhanden ist, um an beiden Ligen teilzunehmen. Da einige Magic-Spieler durchaus ein Privatleben pflegen, ist es aber unter Umständen nicht möglich, an beiden Ligen teilzunehmen. Als mögliche Entscheidungskriterien sollte der geneigte Spieler dann die folgenden Kriterien für sich in eine entsprechende Entscheidungsreihenfolge bringen („welches sind die gewichtigeren Argumente?“), um selbst zu entscheiden, auf welche Liga man sich konzentrieren sollte, um am Ende noch Ligapreise zu bekommen. Die nachstehende Tabelle stellt diese Kriterien kurz dar und fasst die Ergebnisse der Analyse zur Saison 2006 kurz zusammen.

KriteriumDülmenIserlohn
AustragungsortKolpinghaus
Münsterstr. 61
Dülmen (NRW)
Halle an der
Bertha-von-Suttner-Str. 24-26
Iserlohn (NRW)
Turnierteilnehmer 2006
- Vintage
- Legacy
- Standard
505
71
153
281
697
181
210
306
Turnierteilnahmen1.6371.956
Ligapreise
- Vintage
- Legacy
-Standard
101
17
33
51
96
32
32
32
Benötigte Punkte:

- Vintage
Top 8
Top16
Top 32

- Legacy
Top 8
Top16
Top 32

- Standard
Top 8
Top16
Top 32
/

/
177
123
39

/
164
122
84

/
151
134
100


/
239
192
129

/
217
182
130

/
195
148
104
ZielkonformJaJa
Informationenhttp://www.trader-online.dehttp://www.is-magic.de


Welchen Schluß kann der geneigte Leser nun aus dieser Analyse ziehen?

Der Trivialschluß ist, dass sich die regelmäßige Teilnahme an einem Turnier deutlich lohnen kann. Nach dem klassichen Kosten-Nutzen-Vergleich müsste für eine detaillierte Analyse zwar auch der Aufwand und die Kosten bei einer Turnierteilnahme (Startgebühren, Benzinpreise, Kartenpreise, Zeitaufwand und anderes) analysiert werden. Diesen Kosten dürften dann auch der Nutzen (Preise, Vergnügen, Lerneffekte) entgegen gerechnet werden. Die Aussage „an je mehr Turnieren man teilnimmt, desto besser“ ist für beide Ligaveranstaltungen jedenfalls richtig.

Diese Zahlenspielerei hilft unter Umständen, denjenigen Spielern, die am Ende der Saison in beiden Ligen auf entsprechende Preise hoffen dürfen. Ebenso kann unter Vorlage der Termine für 2007 überlegt werden, ob der tatsächliche Anreiz an einer Ligateilnahme durch den Kalender überhaupt realistisch ist.

Schlußendlich bleibt für das Jahr 2007 und das Ende dieses Artikels noch die bekannten Termine für die kommende Saison aufzuzeigen. Dabei wünschen wir allen Spielern viel Erfolg, viel Glück und eine Menge Spaß im Magic Jahr 2007!

Termine Dülmen 2007 (jeweils Standard, Vintage und Legacy):
04. 02. 2007
04. 03. 2007
15. 04. 2007
06. 05. 2007
10. 06. 2007
01. 07. 2007
05. 08. 2007
09. 09. 2007
07. 10. 2007
16. 12. 2007

Die nächsten Termine Iserlohn 2007 (jeweils Standard, Extended, Legacy, Vintage):
18. 02. 2007
25. 03. 2007
(Weitere Termine finden sich auf der IS-Magic-Homepage, sobald sie anstehen.)
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