Limited GP Prep: Fallbeil-Spiele von Jasper Grimmer
14.04.2016
Aloha!
Dieses Wochenende steht ein Grand Prix in Barcelona an. Betrachten wir zur Vorbereitung einmal folgende Sealed-Pool-Liste:
Hanweir Militia Captain (Westvale Cult Leader) Angelic Purge Ethereal Guidance Open the Armory Nahiri's Machinations Puncturing Light Vessel of Ephemera Emissary of the Sleepless 2 Apothecary Geist Town Gossipmonger (Incited Rabble) Paranoid Parish-Blade Devilthorn Fox
Asylum Visitor Triskaidekaphobia Merciless Resolve Indulgent Aristocrat Call the Bloodline 2 Stallion of Ashmouth Grotesque Mutation Macabre Waltz Heir of Falkenrath (Heir to the Night) Morkrut Necropod 2 Stromkirk Mentor 2 Vampire Noble Farbog Revenant Crow of Dark Tidings
Westvale Abbey (Ormendahl, Profane Prince) Game Trail Fortified Village Shard of Broken Glass Runaway Carriage Skeleton Key Explosive Apparatus
Vor einer Weile haben Wizards die Methode, wie man Sealed Pools registriert, geändert. Das Problem mit dem bisherigen System bestand darin, dass man die Karten, welche man öffnete, nicht behalten durfte. Letztendlich läuft es zwar auf das Gleiche hinaus, da eben nur ein anderer die Karten für einen selber aufmacht. Dennoch kann ich die Frustration gut verstehen, die daraus resultierte, wenn man selbst entweder einen sehr guten oder sehr wertvollen Pool aufmachte und dies dann auf die Reise schicken musste.
Rechtzeitig für die Expeditions damals durfte man – und darf man noch immer – die Karten aus seinen eigenen Boosterpackungen behalten. Dabei passiert Folgendes: Eine Seite des Tisches macht die Booster auf und zeigt deren Inhalt während des Aufreißens ihrem jeweiligen Gegenüber. Dieser bestätigt dies. Danach werden alle Karten auf einen Stapel beseitegelegt und das gleiche Spielchen vollführt die andere Seite. Nachdem alle Karten zum Vorschein gekommen sind, registriert die jeweils andere Seite die Karten, sprich unser Gegenüber trägt unsere Karten ein und wir seine. Danach bekommen wir unsere Karten zurück und dürfen – nach Ansage der Schiedsrichter natürlich – anfangen zu bauen. Alles sehr viel sauberer und einfacher als das große Hin- und Hergetausche über den gesamten Saal, bei dem alle ihren Arm in die Höhe halten sollten und wobei garantiert immer etwas schiefging.
Das heißt auch, dass wir persönlich dabei zuschauen, wie nach und nach unser Kartenpool geöffnet wird und sich der Kartenstapel erhöht. Für mich ist diese Prozedur nach meiner jetzigen Erfahrung fast noch entmutigender als die vorige. Natürlich sehe ich nicht das Gesamtbild und bei jedem Booster denke ich mir: „Oh man, das ist doch alles unspielbar! Wie soll das jemals ein Deck ergeben?
Glücklicherweise ist es dann meist doch nicht so schlimm und man findet eigentlich immer etwas, was machbar ist. Selbst wenn so etwas wie die obige Liste vor uns liegt. „Ihr habt 30 Minuten fürs Deckbauen, ab jetzt.“
Ohje. Das sieht ja nicht gerade vielversprechend aus. Und das auch noch beim Grand Prix. Aber selbst aus einem schlechten Pool muss man das Beste machen und heutzutage braucht man nun wirklich nicht mehr viel, um den zweiten Tag zu erreichen.
Das letzte Mal, als wir uns mit Sealed beschäftigten, hatten wir es mit einem absoluten Synergieformat zu tun. Und auch, wenn auf Innistrad eine Menge Karten existieren, welche erst im Kontext ihre wahre Stärke offenbaren – Indulgent Aristocrat, Insolent Neonate, Rise from the Tides oder Howlpack Resurgence –, so können wir dennoch einiges an Zaubern als unspielbar abstempeln. Dies war in Modern Masters zum Beispiel nicht möglich, da fast jede Karte im richtigen Deck eine Aufgabe besaß. Damit wurde auch das Konstruieren des Decks der Wahl um einiges anspruchsvoller, weil man theoretisch jeden vorhandenen Archetyp durchprobieren musste.
Bei den traditionelleren Limitedumgebungen kann man meist damit anfangen, Mülltrennung zu betreiben. Schauen wir uns doch einmal unseren Pool an, nachdem wir etwas gefiltert haben:
Hanweir Militia Captain (Westvale Cult Leader) Angelic Purge Puncturing Light Vessel of Ephemera Emissary of the Sleepless 2 Apothecary Geist Town Gossipmonger (Incited Rabble) Paranoid Parish-Blade Devilthorn Fox
Autumnal Gloom (Ancient of the Equinox) 2 Might Beyond Reason Pack Guardian Quilled Wolf Hinterland Logger (Timber Shredder) Fork in the Road Aim High Thornhide Wolves Obsessive Skinner Briarbridge Patrol Veteran Cathar
Hier sieht es noch so aus, als wären alle Farben spielbar. In jeder befinden sich mindestens zehn Playables und die Kurve wird auch nicht komplett vernachlässigt. Ich habe jetzt die reinen Synergiekarten vorerst dagelassen und nicht aussortiert, etwas, was auch beim Deckbauen geschehen kann, wenn man feststellt, dass dieses oder jenes Thema eben nicht unterstützt wird. Nachdem dieser Prozess abgehakt, kann man den gesamten Rest auslegen. Dies sieht dann ungefähr so aus:
Wie gesagt, noch sieht man hier wenig Präferenz. Oft allerdings kann man mit so einer Sortierung schon auf den ersten Blick erkennen, ob bei einer Farbe besondere Merkmale oder Makel existieren. Vielleicht besitzt ja eine bestimmte Farbe absolut keine Kurve und dessen Kreaturen fangen bei vier beziehungsweise fünf Mana an. Oder eine andere Farbe besitzt überhaupt nur sechs Playables, sodass man auch sie sofort an den Rand legen kann. Bei unserem Pool fällt höchstens auf, dass Blau nur sechs Kreaturen sowie dass Weiß nur zwei Nicht-Kreaturen-Spells besitzt (welche jedoch Removal sind, was gar nicht so sehr zu verachten ist). Trotzdem können wir noch keine Farbe komplett ausschließen.
Nun wollen wir aber nicht nur irgendwelche Karten im Sealed spielen. Nachdem wir hier geschaut haben, ob wir von vornherein eine Farbe ausschließen können, bleibt es an den besonders starken Karten, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Auch die können wir einmal kurz auslegen:
Leider gibt uns diese Version ebenfalls keine Präferenzen vor. Bleibt uns nichts anderes übrig, als einfach einmal alle Kombinationsmöglichkeiten vor uns auszubreiten.
Halt, gleich bei dem ersten Schritt, stellen wir fest, dass Weiß und Blau schlicht zu wenig spielbare Karten besitzen, um miteinander kombiniert zu werden und auch Grün hat kaum mehr. Damit bleiben lediglich Rot und Schwarz als Basis. Das schränkt die Möglichkeiten erheblich ein, was nicht unbedingt schlecht ist, da wir ja auch nicht unendlich viel Zeit haben. Wir schauen einmal kurz über alle Varianten:
Stop! Bei diesem Gebilde fühle ich mich nicht sehr wohl. Und das bedeutet, dass die blauen Karten einfach nicht gut genug sind. Natürlich, sie sind spielbar im Sealed, doch der Powerlevel der Karten ist so gering, dass man sicher keinen Blumentopf damit gewinnt. Entsprechend kann Blau als Farbe dann doch komplett an die Seite gelegt werden und wir müssen uns gar nicht weiter mit Blau-Schwarz beschäftigen.
Weiter im Text:
Alle diese nun fünf Optionen – Kombinationen ohne Blau und mit zwingend entweder Schwarz oder Rot – sehen spielbar aus. Welche man jetzt wählt, ist meines Erachtens nach relativ spieler- sowie präferenzabhängig.
Weiß-Schwarz sieht einfach sehr unbeeindruckend aus und Grün-Schwarz besitzt absolut kein Removal und müsste auf die Macht der Combattricks vertrauen. Mir persönlich gefällt das schwarz-rote Vampirdeck am besten. Es verfügt über eine Menge guter Karten wie Devils' Playground, Morkrut Necropod und Asylum Visitor sowie eine ordentliche Portion Synergie. Wenn man das Spiel mit Heir of Falkenrath plus Incorrigible Youths beginnt, kann nicht mehr allzu viel schiefgehen. Indulgent Aristocrat hat zehn weitere Vampire, auf welche er sich auswirken kann und harmoniert nicht nur mit Blutsaugern, sondern auch mit kleinen Teufelchen. Macabre Waltz erscheint bei vier Madnesskarten ebenfalls profitabel und die Abtei freut ich über viele kleine Spielsteine, sei es durch Devils' Playground oder Call the Bloodline.
An dieser Stelle noch eine kleine Anmerkung zum Fresh Prince of West Vale. Westvale Abbey ist eine absurde Karte und die Umezawa's Jitte des Formats. Nicht vergleichbar aufgrund ihres Powerlevels offensichlich, doch ist sie praktisch farblos und wandert in jedes Deck. Gleichzeitig gewinnt sie Spiele, welche keine andere Karte zu gewinnen imstande wäre. Im Halbfinale des Turniers durfte Arne Huschenbeth, der letztendliche Gewinner, davon Zeuge sein, als er mit seinem schwarz-roten Aggrodeck keine Chance hatte, an den gegnerischen weißen und grünen Kreaturen vorbeizukommen und in beiden Spielen Will Smith vom Dach der Bibliothek sprang, um ihm zum Sieg zu verhelfen. Ich bin davon überzeugt, dass genau null Exemplare dieser Karte im Draft weitergegeben werden sowie im Sealed auf der Ersatzbank schmoren sollten.
Zum Abschluss gibt es noch eine Ausgabe von „First Pack, First Pick“, bei welcher ihr diesmal auch eure eigene Stimme abgeben dürft, nachdem ich verschiedene Optionen aufgezeigt habe. Seid ihr der Meinung, dass ich etwas komplett vernachlässigt habe, stimmt einfach für „andere Karte“ und schreibt in die Kommentare, wie blind ich doch war.
Booster 1
Hier haben wir einen recht bescheidenen Booster. Epiphany wäre nicht nur eine Überlegung wert sondern auch ein starker Kandidat, wenn ich Blau in diesem Format nicht als die schwächste Farbe ansähe. Nichtsdestotrotz ist dies eine der stärksten Karten im Pack und gibt uns sehr wahrscheinlich einen Weg, uns ins Delirium zu begeben, was für blaue Decks sehr wichtig sein kann. Olivia's Bloodsworn hat ein ähnliches Problem. Wie schon in meinem letzten Artikel beschrieben sind Vampire sehr rar gesäht, meist auf der Uncommon- und nicht der Common-Ebene. Deshalb ist es auch entsprechend wahrscheinlich, dass ebenjenes Vampirdeck zustande kommt. Der 2-Drop wäre also ein sehr spekulativer Pick. Die dritte Karte auf der Liste ist Reaper of Flight Moonsilver. Ebenfalls nicht allzu beeindruckend, doch ist Weiß als Farbe sehr tief und der Engel wandert auch noch in jedes Deck. Das wäre die konservative Wahl.
Ich mag Weiß ja wirklich sehr in diesem Format, aber sieben Mana ist mindestens eins zu viel, auch für eine Rare mit bombigen Proportionen. Ja, mit der Kavallerie zu enttappen, bedeutet meistens Game Over, nur ist sie nicht einmal die stabilste. Pack Guardian im Gegenzug ist die wahrscheinlich beste Uncommon im Set. Stats, welche 6/5 wert sind für vier Mana und das mit Spontanzaubergeschwindigkeit. Beim letzten Mal haben wir analysiert, dass Grizzly Bears durchaus ihre Daseinsberechtigung in dieser Welt haben, daher ist der Spielstein keineswegs irrelevant. Als Letztes gibt es Accursed Witch, welche eine sehr solide Karte ist und auch in praktisch jedes schwarze Deck wandert.
Der letzte Booster hat es noch einmal in sich. Mit Bound by Moonsilver wird uns das vielleicht beste Removal präsentiert. Nicht nur ein Pacifism, sondern verhindert auch, dass fiese Effekte auf der Rückseite der Kreatur in Kraft treten können wie beispielsweise bei Breakneck Rider. Außerdem ist es eine Möglichkeit, Länder (oder andere Permanents) in den Friedhof zu bekommen, falls man für seine Armee aus Moorland Drifter und Reaper of Flight Moonsilver Delirium benötigt. Hierbei muss man die Aura nicht einmal verschieben, die Zielkreatur kann die gleiche sein wie jene, welche schon verzaubert ist. Devils' Playground ist zwar nicht so schnell wie sein kleiner Bruder, aber vier Goblin Arsonists sind schon eine gewaltige Ansage. Ich denke, dass die Rare in jedem Fall eine bessere Option ist als das Removal in Form von Inner Struggle. Als Letztes gibt es einen spekulativen Gryff's Boon. Die Karte sieht harmlos aus, doch ist sie der vielleicht wichtigste Bestandteil der weißen Aggrodecks und gibt ihnen komplette Inevitability, da die Verzauberung praktisch als ein – zwar sehr teures – Wonder agiert.
Das war's für heute. Ich habe diesmal ein paar Sachen ausprobiert – wie fandet ihr die Fotos des Pools? Ist eine simple Liste besser als die bildliche Darstellung? Wie gefällt euch, dass ich nicht direkt meine Wahl bei den Boostern angebe? Lasst es mich in den Kommentaren wissen. Nach der Pro Tour geht es los mit der Vorbereitung für Grand Prix Manchester, welcher Ende Mai stattfinden wird und uns etwas mehr Zeit zum Testen lässt.