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Standard
König der Diebe
von Michael Diezel
20.08.2015

Das heutige Deck enthält sie alle …

die beste Karte des Theros-Blocks
die beste Karte aus Magic Origins
die überschätzteste Karte der vergangenen Monate
mehrere epische Kombokarten
die witzigste Karte des Theros-Blocks
die witzigste Karte aus Magic Origins

Gespannt? Das ist ja auch der Sinn einer solchen Einleitung. Das heißt nicht, dass ich jetzt gelogen habe, die Sachen sind wirklich alle dabei, auch wenn man sich vermutlich bei der einen oder anderen subjektiven Bewertung streiten könnte.

Starten wir doch am besten unten und damit beim Ausgangspunkt des gesamten Projekts: Demonic Pact.


Bei dieser Karte haben die Küstenzauberer vieles richtig gemacht: Die Umsetzung eines dämonischen Paktes, der zunächst für geringe Kosten sehr beachtliche Effekte entwickelt, doch am Ende seinen Unterzeichner ins Verderben zieht, ist sehr stimmig und gleichzeitig durchaus spielstark, wie verschiedene Ansätze auf allerhöchsten Niveau gezeigt haben.

Hauptsächlicher Kombopartner ist Invasive Species und damit eine bestenfalls mäßige Limitedkarte. Zusammen kann man zunächst die guten Seiten des Paktes ausnutzen und dann einfach die schlechten vergessen. Idealerweise hat man in direkter Folge sogar die Möglichkeit auf den nächsten Kontrakt – wie auch immer die Dämonen das in der Hölle erklären wollen.

Ich selbst wollte eine Variante probieren, die sogar noch einen Schritt weiter geht: Pakt ausnutzen und dann jemand anderem unterjubeln. Die Karte, die das ermöglicht, ist natürlich niemand Geringeres als Daring Thief!


Auch Daring Thief erfordert jede Menge Aufwand, damit man das volle Potenzial der Karte kräftig ausnutzen kann. Demonic Pact ist da sicher ein solider Anfang. Klauen wir uns etwas und schieben dem Gegner noch den sicheren Tod unter. Aber auch ansonsten gibt es im Standardformat jede Menge Dinge, die man sich gern unter den Nagel reißen würde. Drachen, Rhinos und noch mehr Drachen. Hingeben möchte man dafür natürlich ungern mehr als einen ollen Ornithopter. Muss man aber auch nicht!

Denn wie es der Zufall will, arbeitet so ein Ornithopter ganz hervorragend mit dem Rest des Decks zusammen. Das fängt schon beim Offensichtlichen an, etwa der Synergie mit Springleaf Drum. Dass diese beiden zusammen gehören, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben. Dieses Deck bildet keine Ausnahme, erst recht nicht, wenn man sich überlegt, wie hübsch und inspirierend so eine Trommel für Daring Thief sein kann. Die Diebin kann auf diesem Weg nämlich erst nützliches Mana bereitstellen und sich dann enttappen, ohne jemals angegriffen zu haben.

Wenn wir wiederum einmal so weit sind, Ornithopter und Springleaf Drum zu integrieren, ist der Weg nicht mehr weit, bis zum berüchtigten Artefaktedeck, das auf der Pro Tour durchaus solide abschneiden konnte!

Blau-Rote Thopter von Mike Sigrist

1 Foundry of the Consuls
1 Mana Confluence
1 Mountain
4 Darksteel Citadel
4 Shivan Reef
4 Temple of Epiphany
6 Island

4 Chief of the Foundry
4 Hangarback Walker
4 Ornithopter
4 Phyrexian Revoker
4 Whirler Rogue


3 Springleaf Drum
4 Ghostfire Blade
4 Ensoul Artifact
1 Collateral Damage
3 Stubborn Denial
4 Shrapnel Blast

Sideboard:

3 Disdainful Stroke
1 Negate
1 Rending Volley
4 Roast
3 Seismic Rupture
3 Thopter Spy Network


Aus diesem Deck holen wir uns weitere Inspiration. Da wäre zunächst Hangarback Walker. Der ist ja so gut, dass er inzwischen in nahezu jedem Deck auftaucht. Solchem Gruppenzwang müssen wir uns natürlich anschließen!

Im Ernst, Hangarback Walker ist wirklich superstark, fast egal, was sonst im Deck passiert. Allerdings wird er bestimmt nicht schlechter, wenn man noch ein paar Synergien einstreut. Dabei ist die offensichtliche Haudrauf-Variante manchmal auch die effektivste …


Ensoul Artifact ist ja so eine Karte, die ich überhaupt nicht leiden kann. Einfach mal Turn 2 gelegt, gewinnt sie jede Menge Spiele, ohne dass man sich besonders anstrengen muss, insbesondere, wenn man das Ding auf einen Ornithopter oder eine Darksteel Citadel haut. Selbstverständlich klappt das nicht immer so, aber gerade diese hohe Varianz stört mich ja.

In diesem Deck spricht für Ensoul Artifact allerdings noch mehr, und zwar die Interaktion mit Daring Thief. Auren sind (neben aufgeladenen Demonic Pacts) nämlich quasi das Wertloseste, das man verschenken kann, da man den Besitzerwechsel häufig gar nicht bemerkt. So auch bei Ensoul Artifact. Wem auch immer das Ding gerade gehört, ist völlig Wurst; der mit dem Ding gebaute Klops bleibt der Gleiche und wechselt auch die Seiten nicht.

Nun habe ich ja die Varianz von Ensoul Artifact einmal angesprochen. Um diese ein wenig in den Griff zu bekommen, gibt es drei wichtige Schritte:

1)
Möglichst viel Ensoul Artifact unterbringen, damit man Ensoul Artifact möglichst oft Turn 2 spielen kann.
2)
Möglichst viele billige Artefakte unterbringen, damit man Ensoul Artifact möglichst oft Turn 2 spielen kann.
3)
Thoughtseize.

So ein 5/5er im zweiten Zug ist ja nicht ohne Weiteres zu beantworten, da müssen schon ziemlich spezifische Sachen her. Von diesen wiederum enthalten die meisten Decks dann nicht sonderlich viele und entsprechend wirkungsvoll ist dann so ein vorgespieltes Thoughtseize. Falls ihr das nicht glaubt, erinnert euch nur einmal an die gute, alte Zeit mit Thoughtseize gefolgt von Pack Rat oder noch besser Thoughtseize gefolgt von Dark Confidant. Zugegeben, Letzteres ist schon ein wenig länger her (oder aber man spielt Modern), effektiv ist es aber immer noch. Zu schade, dass kein Dark Confidant im Format ist, sondern nur dieser schäbige Ersatz:


Pain Seer kam mit unglaublichen Vorschusslorbeeren ins Standard und hat ungefähr nichts davon halten können. Abgesehen von einigen Kurzauftritten im Tier-3-Deck Mono-Black Aggro wurde er genau nie gespielt. Das ändern wir heute, denn auch der Knabe arbeitet ganz hervorragend mit der Frühlingsblättertrommel zusammen. Zudem sind die durchschnittlichen Manakosten in diesem Deck bisher überaus überschaubar und – Spoileralarm! – das wird sich auch nicht mehr relevant ändern.

Neben Pain Seer habe ich auch kurz über Disciple of Deceit nachgedacht. In der Theorie benutzt man die Karte ähnlich wie Pain Seer oder Daring Thief und dann bekommt man immer genau die Karte, die man braucht. In der Praxis kommt Springleaf Drum leider nicht hinterher bei all diesen inspirierten Kreaturen und auch die Suche nach Wunschkarten klappt nicht so ohne Weiteres, da man ja auch abwerfen muss. Das bedeutet jetzt nicht, dass Disciple of Deceit per se furchtbar ist, aber in meinen Augen doch oft genug schlechter als Pain Seer, dass ich Pain Seer den Vorzug gebe. Zudem ist Seer als Einzelkarte halt doch noch etwas besser. Trotzdem hat es natürlich einen gewissen Reiz, Ensoul Artifact nach Ensoul Artifact zu suchen oder die Absicherung gegen den eigenen Demonic Pact in der Hinterhand zu halten.

Apropos Absicherung. Neben Disperse, welches für blaue Decks ja so der Default war und das wir entsprechend auch zocken, gibt es für uns noch eine weitere Rettungsmöglichkeit für die Momente, in denen der Pakt alle positiven Seiten gezeigt hat und jetzt kurz davor ist, uns um die Ohren zu fliegen:


Retraction Helix hat gleich mehrere Vorteile: Sehr billig, zumindest zu Beginn eines Turniers noch überaus überraschend für den Gegner und eine weitere Möglichkeit für unsere inspirierten Männer in die Waagerechte zu kommen, ohne angreifen zu müssen. Einen nicht ganz unerheblichen Nachteil gibt es aber dann doch, und zwar den, dass man für die Helix eben eine (enttappte) Kreatur ohne Einsatzverzögerung benötigt, damit sie jemals etwas macht. Gerade im Hinblick auf feindliches Instant-Removal kann das durchaus problematisch werden. Aus diesem Grund verwende ich aktuell den 3:2-Split und bin damit recht zufrieden. Zumindest so zufrieden, wie man es mit Karten wie Disperse halt sein kann …

Den letzten Nicht-Land-Platz holt zu guter Letzt Thopter Spy Network, sozusagen als fünfter Demonic Pact. Das Network ist auch wieder so eine Karte, die durchaus schwankend in ihrer Performance ist. In den richtigen Matchups und den passenden Situationen gewinnt das Ding Spiele im Alleingang, manchmal bezahlt man aber auch einfach vier Mana für ziemlich genau nichts.

Die Matchupabhängigkeit habe ich schon betont, deswegen gibt es zwei weitere Kopien im Sideboard, doch dazu gleich mehr. Zunächst die fertige Deckliste:


1 Urborg, Tomb of Yawgmoth
4 Temple of Deceit
2 Swamp
3 Island
4 Darksteel Citadel
3 Mana Confluence
4 Polluted Delta
1 Foundry of the Consuls

2 Disperse
1 Thopter Spy Network
4 Demonic Pact
4 Thoughtseize
3 Retraction Helix
4 Ensoul Artifact
4 Springleaf Drum


4 Hangarback Walker
4 Pain Seer
4 Ornithopter
4 Daring Thief

Sideboard:

2 Thopter Spy Network
4 Ashiok, Nightmare Weaver
3 Drown in Sorrow
2 Triton Tactics
2 Negate
2 Disdainful Stroke


Die meisten Kombinationen habe ich ja schon angesprochen. Einige habe ich aber bestimmt vergessen, da sich weitere Synergien erst offenbaren, wenn man das Deck spielt. Eine ganz einfache, eigentlich auch offensichtliche ist die von Daring Thief plus Bounce, also Disperse beziehungsweise Retraction Helix: Erst dem Gegner einen fairen Tausch anbieten und dann das eigene Tauschobjekt zurück auf die Hand holen.

Oder aber die angesprochenen Bouncekarten in Kombination mit Thoughtseize. Nicht gerade das effektivste Removal, aber notfalls überaus gründlich und zudem eine Anwendungsmöglichkeit für die Gedankenergreifungen, wenn der Gegner mal wieder keine Karten auf der Hand hält.

Wie gesagt, man muss das Deck spielen, um all das zu erkennen.

Das Sideboard beinhaltet dann hauptsächlich disruptive Elemente, wobei mit Ashiok noch eine Karte hinzukommt, die eine völlig neue Angriffsdimension bietet. Ashiok hat bekanntlich die besten Momente gegen gemütlichere grüne Decks. Diese wiederum verfügen aber ihrerseits über die besten Antworten auf unseren Hauptplan. Dromoka's Command, Reclamation Sage und neuerdings auch Artisan's Sorrow sind überaus unangenehm für ein Deck, welches zur Hälfte aus Artefakten besteht und zusätzlich jede Menge Verzauberungen enthält. Praktisch für uns also, dass mit Ashiok ein schweres Geschütz dagegen auffahren können.

Die anderen Karten sind ziemlich selbst erklärend, vielleicht mit Ausnahme der Triton Tactics. Diese sind als Removalschutz gegen rote Brandkarten sowieso ziemlich mächtig, in diesem Deck können sie aber noch viel mehr, nämlich spontane Inspirationen herbeiführen.

Eventuell könnte man dafür auch noch den einen Midaskönig addieren:


Der ist ja wirklich fürchterlich, sobald der Gegner ein Removal findet, weswegen ich momentan auf ihn verzichte. Allerdings gibt es Decks, die wirklich Probleme haben, auch nur eine Kreatur zu entfernen, und dann kann Macar das Spiel übernehmen. Das Problem ist, dass man mit ihm Dromoka's Command noch einmal stärker macht, da dieses gerade in den Decks auftaucht, die ansonsten removalarm sind.

Somit kann man also zusammenfassen: Überaus unterhaltsames Deck mit durchaus anständigem Potenzial und mehreren Wegen zu einem ganz einfachen Sieg. Allerdings sind die meisten Gegner der Gegenwart ganz gut vorbereitet, da dieses blau-rote Artefaktdeck halt ziemlich erfolgreich war/ist. Im Vergleich zu diesem fehlt hier natürlich Power, dafür ist man auch nicht ganz so kaputt gegen den Hate. Und man kann Karten wie Daring Thief spielen. Oder Demonic Pact.

Wenn euch das nicht überzeugt …

… dann vielleicht das Deck beim nächsten Mal!

Bis dahin
Der MiDi




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