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City of God
von Michael Diezel
16.07.2015


Mit Magic Origins ergibt sich in den kommenden Wochen ein Standardformat mit einem extrem großen Kartenpool. Allerdings fehlt einem Grundset sehr oft einfach die Masse, um seine eigenen Themen voll entfaltet zu sehen. Aus diesen beiden Gründen eignet sich Magic Origins – wie auch seine Vorgänger M10M15 – vermutlich eher dazu, vorhandene Decks aufzuwerten, statt völlig neue zu etablieren.

Dieses „vorhanden“ lässt sich zumindest so weit ausbauen, dass es auch auf bisher potenzielle Archetypen zutrifft. Zu diesen gehören die diversen Devotiondecks, welche nach ihrer Blütezeit mit der Kombination von Theros und den Hybridkarten des Ravnica-Blocks nie wieder Anschluss an die absolute Formatspitze finden konnten – ausgenommen die grünen Karten. Ich selbst habe es mehrfach probiert, wobei immer irgendwie eine Kleinigkeit gefehlt hat. Sehr oft waren das schlichtweg mehrere farbige Manasymbole, da der mehrfarbige Tarkir-Block diese nur sehr selten mitbrachte.

Mit Magic Origins lohnt sich ein Blick auf die verschmähten vier Devotionfarben schon allein deswegen, weil jede mindestens einen wertvollen Zugewinn verzeichnen kann.


In Weiß gibt es meines Erachtens sogar gleich drei Neuzugänge, die einer Hingabestrategie von Nutzen sein können:




Während der Engel mit seinen drei Sonnen oben rechts eine offensichtliche Inklusion darstellen dürfte, ist es bei den kleineren Buben etwas weniger offensichtlich. Schauen wir zunächst, wie so ein Devotiondeck eigentlich funktioniert:

1)
Sammeln von Manasymbolen
2)
Profit

Okay, das ist sehr vereinfacht, aber deswegen nicht falsch. Wichtig ist zunächst der zweite Punkt, Profit. Dabei interessieren uns besonders alle Karten, auf denen irgendwo das Wort „Devotion“ geschrieben steht, und bei diesen wiederum interessiert uns besonders:

a)
Was macht die Karte, wenn die Hingabe sehr hoch ist?
b)
Und was macht die Karte, wenn die Hingabe sehr niedrig ist?

Das scheint zwar sehr gegensätzlich zu sein, passt am Ende aber doch. Nehmen wir die aktuell stärkste Devotionkarte, Nykthos, Shrine to Nyx, als Beispiel: Der Nachteil von Nykthos ist sehr überschaubar, zumindest in fokussierten Decks. Das ist zweifellos ein großes Plus, da eine der besten Strategien gegen Devotion das Leerhalten des Schlachtfeldes ist. Und in diesen Fällen will man nicht mit völlig überteuerten Karten dastehen. (Das ist übrigens eines der größten Probleme der ganzen Theros-Götter: Sie sind einfach völlig unbeeindruckend, wenn sie sich nicht manifestieren.) Auf der Gegenseite kann Nykthos völlig bescheuerte Sachen machen (sprich: gewaltige Manamengen erzeugen), wenn man nicht gestört wird. Als Land ist der Schrein darüber hinaus auch noch flexibel genug, um in allen Farben gespielt zu werden, ein Umstand, den wir direkt im weißen Deck ausnutzen wollen. Denn wenn wir ehrlich sind, gibt es ansonsten kaum Argumente für diese Form der Devotion.

Doch zurück zu Kytheon, Hero of Akros und Knight of the White Orchid. Beide liefern nämlich die offensichtlich benötigten weißen Manasymbole. Das Problem bei solchen Kreaturen ist normalerweise, dass sie im späteren Spiel nicht unbedingt besser werden. Wenn man ein Nykthos-Deck baut, steht man also schnell vor dem Problem, dass wir zu gleichen Teilen billige Karten für die Hingabe und teure, in die wir das ganze Zusatzmana stecken, benötigen. Wenn man das nicht in der richtigen Reihenfolge zieht, ist es ziemlich blöd. Bis zu einem bestimmten Punkt lässt sich das nicht vermeiden, im Optimalfall findet man aber Dudes wie Kytheon, die überschüssiges Mana gut verbraten können. Und deshalb ist er in diesem Deck so viel besser als Soldier of the Pantheon oder vergleichbare Alternativen. Knight of the White Orchid wiederum beschleunigt im Idealfall, was in einem Rampdeck – was jedes Nykthos-Deck ja irgendwo ist – nicht ganz schlecht sein kann.

Über die genaue Konfiguration kann man bestimmt streiten, ich spiele zurzeit Folgendes:


4 Flooded Strand
2 Tranquil Cove
8 Plains
1 Island
4 Temple of Enlightenment
4 Nykthos, Shrine to Nyx
2 Foundry of the Consuls

4 Brimaz, King of Oreskos
3 Wingmate Roc
4 Kytheon, Hero of Akros / Gideon, Battle-Forged
2 Hidden Dragonslayer
4 Archangel of Tithes
4 Knight of the White Orchid
3 Anafenza, Kin-Tree Spirit


3 Elspeth, Sun's Champion
1 Ephara, God of the Polis
1 Spear of Heliod
3 Mastery of the Unseen
3 Valorous Stance

Sideboard:

3 Arashin Cleric
3 Celestial Flare
2 Glare of Heresy
2 Negate
3 Disdainful Stroke
2 Mass Calcify


Prinzipiell erlauben die Fetch- beziehungsweise Painlands in Verbindung mit den Tempeln eigentlich relativ problemlos einen kleinen Splash, selbst wenn man zugleich Karten wie Archangel of Tithes spielen will. Dies kann man entweder für ausgewählte Einzelkarten (Collected Company geht zum Beispiel fast immer) verwenden oder sich auf Hilfe für die Ersatzbank beschränken, wie ich es in diesem Fall gemacht habe.

Andere haben unter anderem Dragonlord Ojutai vorgeschlagen, den ich in diesem Deck aber nicht so viel besser als Wingmate Roc sehe, insbesondere, wenn man auch hin und wieder mal Elspeths Minus verwenden will. Außerdem ist das einzige Out des Maindecks im Kampf gegen Stormbreath Dragon das Damagerace und da hilft der Vogel normalerweise mehr.


Ah, Thassa. Unsere Freunde von der See erhalten auf jeden Fall ein neues Meervolk als Spielkameraden:


Man braucht nicht viel Phantasie um zu sehen, dass dieser das bekannte Problem furchtbarer blauer 2-Drops im Alleingang lösen kann. Ich meine, die bisherige Alternative hieß Mindreaver und der hat außer einem wirklich großen Kopf absolut nichts zu bieten. Wenn man jetzt also das bestehende blaue Devotiondeck mit Grün für Kiora's Follower und Collected Company nimmt und irgendwelche dort vorkommende 2-Drops durch den Harbinger ersetzt, hat man schon einmal nichts falsch gemacht. Womöglich reicht das sogar, um das Deck, das ja zumindest bei einem Turnier gut genug war, endgültig aus der Versenkung zu holen.

Alternativ würde ich auch gern diese Fee hier noch ausprobieren:


In meinen zahlreichen Spielen mit der blauen Devotion habe ich es ungefähr nie geschafft, Hypnotic Siren gekickt zu spielen. Was ich hingegen sehr oft gesehen habe, waren mehrere Kopien dieser sehr schnell unglaublich schlechten Karte und in genau diesen Fällen bevorzuge ich dann doch die Fee. Dafür gibt es natürlich noch ein weiteres Argument:


Ojutai's Command hat das Potenzial, ähnlich wirkungsvoll zu sein wie Collected Company. Imposante Behauptung? Klar, aber nur wenig übertrieben, immerhin steht da auch sehr oft 2:1 drauf und man muss sich dafür noch nicht einmal die obersten sechs Karten der Bibliothek anschauen. Der andere große Vorteil von Ojutai's Command ist, dass man so endlich eine weitere Ausrede hat, den passenden Dragonlord zu spielen. Der ist bekanntermaßen ganz schön gut und erlaubt seinerseits das Spielen von Counterspell oder Silumgar's Scorn, wie das heute heißt.


4 Flooded Strand
1 Plains
4 Temple of Enlightenment
12 Island
1 Nykthos, Shrine to Nyx
2 Haven of the Spirit Dragon

4 Silumgar's Scorn
2 Ojutai's Command


2 Thassa, God of the Sea
4 Master of Waves
4 Shorecrasher Elemental
4 Harbinger of the Tides
4 Faerie Miscreant
3 Silumgar Sorcerer
4 Palace Familiar
3 Dragonlord Ojutai
2 Icefall Regent


Ich denke, über kurz oder lang muss hier noch das 25. Land rein, die fünf 5-Drops verlangen das ein wenig. Auf der anderen Seite haben wir Thassa, Palace Familiar und eben hin und wieder Faerie Miscreant, sodass man recht schnell durch die Bibliothek kommt.

Noch kurz der Hinweis, dass man mit dem Harbinger auch nicht zu gierig sein sollte. Sehr oft ist es im zweiten Zug besser, den aufs leere Schlachtfeld zu spielen, als einfach nur Däumchen zu drehen. Gilt natürlich nicht in den Momenten, wo Silumgar's Scorn mitspielt oder der Gegner deutlich macht, demnächst mit Kreaturen anzugreifen.

Ansonsten profitiert die blaue Devotion natürlich davon, dass es abgesehen von Nykthos noch weitere Argumente für eine kräftige Hingabe gibt. Über den Werteverfall von Thassa in Zeiten von Dromoka's Command habe ich schon philosophiert, Master of Waves hingegen schwankt in seinen Auftritten zwischen ziemlich gurkig und absoluter Überbombe. Vermutlich wird der Erfolg des Decks dann auch davon abhängen, wie sich das Metagame gestaltet. Je röter wir sehen, desto besser.


Und dann wäre da noch die schwarze Devotion, die von den anderen Autoren auch direkt am meisten mit Aufmerksamkeit bedacht wurde. Grund dafür sind insbesondere diese beiden Kameraden:


Der Titan lässt sich gut mit Archangel of Tithes vergleichen: Sehr solide Kreatur, die dann auch noch einen sehr hohen Anteil passender farbiger Manasymbole mitbringt. Liliana, Heretical Healer hingegen ist zunächst einmal weniger beeindruckend, so als Hurloon Minotaur mit Lifelink. Zudem birgt sie ein wenig die Gefahr, dass der Gegner den Flip beeinflusst. Gerade, wenn das dann im gegnerischen Zug passiert, hat man erst einmal einen Planeswalker, der gar nichts macht und dazu noch einen Angriff überleben muss. Blöd. Deshalb wird man das Mädel wohl hauptsächlich in sehr speziellen Decks wiederfinden und ich freue mich schon darauf, demnächst wieder mit meinem alten Freund, Nantuko Husk, zu experimentieren. Für heute wäre das zu viel der Spielerei, schließlich wollen wir uns ganz der Devotionsynergie hingeben.

Auch dafür gibt es noch eine weitere Kreatur:


Der hat mich mal wirklich überzeugt und dabei ist das mit Sicherheit noch nicht einmal das optimale Deck für den. 3/1 für zwei ist bekanntlich immer anständig und die Rekursionsfähigkeit sicher nicht mit Bloodghast vergleichbar, aber doch im normalen Spiel von Relevanz. Dieses Nicht-blocken-Dürfen nervt dann zwar doch, aber wie ihr gleich sehen werdet, habe ich das Deck dann doch etwas offensiver gestaltet als traditionelle schwarze Devotion:


20 Swamp
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth
1 Nykthos, Shrine to Nyx
2 Foundry of the Consuls

3 Gray Merchant of Asphodel
4 Bloodsoaked Champion
3 Liliana, Heretical Healer
4 Erebos's Titan
4 Despoiler of Souls
1 Merciless Executioner
2 Fleshbag Marauder
2 Sidisi, Undead Vizier


3 Bile Blight
4 Thoughtseize
3 Sign in Blood
3 Hero's Downfall

Sideboard:

1 Erebos, God of the Dead
1 Bile Blight
3 Duress
2 Archfiend of Depravity
1 Virulent Plague
4 Self-Inflicted Wound
3 Languish


Der Grund ist ganz einfach: Mit Liliana und Despoiler gibt es schon mindestens zwei Karten, die ein kleines Opferthema unterstützen. Der Despoiler ist dann auch noch eine ausgewiesen offensive Karte, sodass man unweigerlich bei Bloodsoaked Champion ankommt. Braucht man nur noch Opfereffekte. Wie schon angekündigt erscheinen mir Nantuko Husk und Kollegen für diese Variante noch zu verspielt, aber zum Glück gibt es ja auch Exploit in Form der untoten Sidisi und gleich zwei Varianten von Merciless Executioner/Fleshbag Marauder. Diese sind gegen manche Decks extrem gut, zum Beispiel wenn sie nichts anderes an Kreaturen spielen als diesen Dragonlord Ojutai, auf der anderen Seite gucken sie aber auch ziemlich blöd, wenn plötzlich ein Satyr Wayfinder oder Goblintoken auf der Gegenseite auftaucht.

Letzteres wird von Bile Blight und der Versuchung, hin und wieder einmal zu blocken, ganz gut abgemildert, aber natürlich nicht vollständig. Hier hilft allerdings auch das Sideboard und dort finden wir die vielleicht am meisten gehypte Karte des gesamten Sets, zweifellos aber der Farbe Schwarz:


Sowohl Erebos's Titan als auch Sidisi überleben das Spielen von Languish. Da ich aber davon ausgehe, dass dies sowieso ein Qualitätsmerkmal von Kreaturen der kommenden Monate sein dürfte, bin ich noch skeptisch, wie entscheidend das Ding sich ausspielen wird.

Ansonsten finden wir die schwarze Variante heute am Ende der Abhängigkeit von Devotion, da sie auch wirklich problemlos ohne Nykthos oder Gray Merchant of Asphodel funktioniert – obwohl diese sich natürlich freuen, wenn sie von Totenkopfmana unterstützt werden. Bei dem blauen Deck ist es ähnlich, nur dass es eben doch schon einige Karten sind, die besser werden, wenn die Hingabe stimmt. Beim weißen Deck ist es zwar nur Nykthos, das auf die Manasymbole schaut, das aber nicht zu knapp. Damit das Deck trotzdem funktioniert, heißt die Hauptmanasenke Mastery of the Unseen und ist somit auch eine Karte, die mit recht wenig Mana noch Dinge tut, mit sehr viel aber direkt Spiele gewinnen kann. Der Idealfall also.


Damit wären wir bei Rot. Leider sehe ich bei diesem Deck kaum relevante Zugewinne und damit Zukunftsperspektiven. Die relevanten Devotionkarten sind seit Jahr und Tag Nykthos und Fanatic of Mogis. Ersterem fehlt so ein bisschen eine Karte wie Mastery of the Unseen, also eine Manasenke, die wirklich tolle Sachen macht, wenn das Deck funktioniert, aber eben auch nicht völlig nutzlos ist, wenn dem mal nicht so ist. Der Fanatic hingegen ist eine strikt offensive Karte, die aber wirklich ordentlich Flammenmagie braucht, um besser als Alternativen wie Thunderbreak Regent zu sein.

Mit anderen Worten: Rote Devotion ist vermutlich die Mühe nicht wert und wird wohl auch weiterhin vom rot-grünen Drachendeck dominiert. Schade, eigentlich.




Fazit: Devotiondecks in Weiß, Blau und Schwarz haben das Zeug für ein Comeback. Allerdings bin ich immer noch skeptisch, ob Nykthos und Konsorten wirklich die Vorteile ausgleichen können, die ein intensives Spielen anderer Farben mitbringt. Das wird nur die Zeit zeigen.

In diesem Sinne, frohes Ausprobieren der neuen Karten und bis zum nächsten Mal!

Der MiDi




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