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Eager Bodies
von Michael Diezel
07.05.2015

Vor nicht allzu langer Zeit schrieb ich Folgendes: „Jeskai war übrigens auch auf der Pro Tour nicht sonderlich erfolgreich, egal ob in der traditionellen Tokenform oder als langsamere Drachenvariante, sodass man hier sicherlich noch einmal ans Reißbrett gehen kann, um all die zweifellos vorhandenen Karten in ein angemessenes Gerüst zu zwängen.“

Der Satz ist wahrer denn je, auch wenn sich immer mal wieder eine vereinzelte Jeskai-Liste in irgendeine Top 8 verirrt. Auf die Probleme, die das Deck meines Erachtens hat, habe ich ebenfalls ausführlich hingewiesen. Insbesondere die Schizophrenie einer Kurve von zwei bis teilweise sechs Mana ist mir übel aufgestoßen, auch wenn das in den aktuellen Varianten weniger deutlich ausgeprägt ist:

Jeskai-Tokens von Alex Zurawski

4 Seeker of the Way

4 Jeskai Ascendancy
1 Dig Through Time
1 Secure the Wastes
2 Lightning Strike
2 Valorous Stance
3 Anticipate
3 Raise the Alarm
3 Wild Slash
4 Stoke the Flames
1 Dragon Fodder
4 Hordeling Outburst
4 Treasure Cruise


1 Plains
2 Island
2 Mountain
2 Temple of Epiphany
3 Battlefield Forge
3 Flooded Strand
3 Shivan Reef
4 Mystic Monastery
4 Temple of Triumph

Sideboard:

3 End Hostilities
2 Seismic Rupture
1 Glare of Heresy
2 Dragonlord Ojutai
2 Negate
4 Disdainful Stroke
1 Valorous Stance


Das ist mit Sicherheit eher das aggressive Ende des Midrangespektrums für Jeskai und entsprechend gut gefällt meinem roten Herzen das Ganze. Da sich die Masse auf ungefähr diese Konfiguration geeinigt zu haben glaubt, ist es für mich jetzt an der Zeit, den entgegengesetzten Weg zu gehen. Alles andere wäre langweilig.

Das Ergebnis hat mich selbst überrascht. Überaus kompetetiv, am Ende völlig ohne Rot und dann auch noch schizophrener als alle vorher.


Doch bevor wir dort ankommen, hier ein paar grundsätzliche Überlegungen, mit denen ich das Projekt begonnen habe:

1.

Dragonlord Ojutai ist völlig Banane. So weit nichts Neues.

2.

Foul-Tongue Invocation ist die beste Antwort auf einen erfolgreich gewirkten Big O.

3.

Foul-Tongue Invocation ist nicht mehr die beste Antwort, wenn neben dem Drachenlord noch andere Kreaturen liegen, etwa Eager Cadet.

4.

Secure the Wastes ist eine gute Magic-Karte, die viel zu wenig Anwendung findet.

5.

Jeskai Ascendancy ist stark mit vielen kleinen Kreaturen, zum Beispiel mit den Spielsteinen von Secure the Wastes.

6.

Jeskai Ascendancy ist stark mit Dragonlord Ojutai, weil ihn jeder Random Spell enttappt und damit wieder nahezu unbesiegbar macht.

Ich denke, an dieser Stelle sieht das Ganze schon wie ein Plan aus. Entsprechend begeistert habe ich losgebaut. Leider habe ich das Original nicht gespeichert, aber so ungefähr dürfte es ausgesehen haben:


26 Länder

3 Dragonlord Ojutai

4 Dragon Fodder
4 Raise the Alarm
3 Secure the Wastes


4 Jeskai Ascendancy

4 Dig Through Time
2 End Hostilities
2 Elspeth, Sun's Champion
3 Disdainful Stroke
2 Valorous Stance
3 Stoke the Flames


Einzelne Karten änderten sich, aber nicht entscheidend. Das Deck performte ordentlich, aber nicht besser. Ein Problem war das Mana und die geringe Effektivität einiger Karten, zum Beispiel Dragon Fodder, falls einmal keine Ascendancy im Spiel lag, oder Stoke the Flames, das erschreckend häufig als Random Removal für jede Menge Mana gespielt wurde. Wenn man Stoke und Dragon Fodder jedoch als Schwachstellen identifiziert hat, bleibt nur noch Jeskai Ascendancy als rote Karte übrig, für die sich ein Splash lohnt. Die Frage ist jetzt, zu welchem Preis. Und so habe ich einfach mal aufs Rot verzichtet und jeweils Ersatz für die einzelnen Karten gesucht …

Dragon Fodder: Weiße Spielsteinproduzenten gibt es leider nicht mehr so wahnsinnig viele. Relevant dürften vermutlich lediglich Mastery of the Unseen und Monastery Mentor sein. Beide haben ihre Standardtauglichkeit schon nachgewiesen und sind dem Drachenfutter vom Potenzial weit überlegen. Natürlich arbeiten die kleinen Goblins noch synergetischer im offensiven Ansatz rund um Jeskai Ascendancy, weswegen sie dort auch völlig zu Recht gespielt werden, aber von dem entfernen wir uns ja gerade deutlich. Monastery Mentor wurde dann in der Praxis zu oft Opfer von Wild Slash und Konsorten, um den Platz in der Startelf behalten zu können. Insbesondere, da Karten wie Wild Slash (oder Ultimate Price) ansonsten eher bescheiden gegen unser Deck aufgestellt sind. Auch Dromoka's Command kann plötzlich richtig furchtbare Sachen anstellen. Möglicherweise gibt es die Gelegenheit für Einsätze von der Ersatzbank aus, aber dazu später mehr.


Mastery of the Unseen wiederum wollte ich schon immer mal in einem Kontrolldeck ausprobieren. Die Möglichkeit, am Ende des gegnerischen Zuges einfach mal einen Grizzlybären ins Spiel zu bringen, ist gegen manche Decks offensichtlich superstark. Wenn man das jetzt mit typischen Kontrollkarten wie Gegenzauberei oder spontanen Kartenziehern kombiniert, verlagert man das Spiel extrem in den Zug des Gegners. Das bietet dann den Luxus, immer optimal reagieren zu können. Gibt es die Bedrohung, wird neutralisiert, ansonsten gibt's eine Kreatur. Oder zwei. Grizzlybären sind jetzt vielleicht nicht die furchteinflößendste Kreaturen im Magic-Universum, aber wenn man sie in Fließbandproduktion aufs Spielfeld knallt, werden sie überraschend schnell zu einer ausgewachsenen Plage. Der Nachteil von Mastery ist zweigeteilt: Zum einen spielt man offensichtlich eine Verzauberung, was in Zeiten von Dromoka's Command sicher zu unschönen Momenten führen kann und zum anderen gehört die Karte sicher auch nicht zu den schnellsten ihrer Zunft. Wenn man sich dann aber gerade gegen die roten Karten verteidigen muss oder der Abzan-Magier für vier Mana dicke Nashörner auspackt, hat die Mastery schon ganz schön aufzuholen.
P
Stoke the Flames: Da wir Stoke – wie beschrieben – sehr häufig als Removal genutzt haben, gibt es einen logischen Ersatz:


Billiger und auch effektiver für diesen Job – wenngleich nicht so flexibel. Die Alternativen sind die üblichen Verdächtigen: Valorous Stance und Blinding Light.
P
Jeskai Ascendancy: Interessanterweise gibt es selbst für die Ascendancy mehrere Optionen. Hauptsächlich diese beiden:


Heliod selbst ist ja eine bittere Enttäuschung, aber seine Spielsachen haben immer noch Potenzial. Das Dictate glänzt durch Flash, was den gesamten Plan, hauptsächlich im gegnerischen Zug zu agieren, natürlich noch weiter unterstützt. Zudem ist +2+2 absolut lächerlich. Andererseits macht das Ding alleine eben auch genau gar nichts und ist eine weitere Verzauberung, die dem Command des Grauens zum Opfer fällt. Der Speer ist weit weniger beeindruckend im Bereich der Kreaturenverstärkung, dafür macht die aktivierte Fähigkeit plötzlich etwas. Ich habe mich hier für den 1:1-Split entschieden und bin bisher auch recht zufrieden damit, zumal der Speer als weiteren Malus noch den Legendenstatus aufweist.

Der Rest des Decks ist dann eine eher traditionelle Auffüllung mit Karten, wie Ihr hier seht:


3 Dragonlord Ojutai

2 End Hostilities
3 Devouring Light
3 Anticipate
3 Elspeth, Sun's Champion
3 Secure the Wastes
2 Dissipate
2 Disdainful Stroke
4 Dig Through Time
4 Raise the Alarm
2 Dissolve
1 Dictate of Heliod
1 Spear of Heliod
1 Mastery of the Unseen


4 Flooded Strand
5 Island
5 Plains
4 Temple of Enlightenment
4 Tranquil Cove
1 Windswept Heath
1 Polluted Delta
2 Radiant Fountain

Sideboard:

1 End Hostilities
1 Disdainful Stroke
2 Mastery of the Unseen
3 Monastery Mentor
3 Surge of Righteousness
1 Erase
1 Radiant Purge
3 Negate


Nicht sicher bin ich mir bei den folgenden Dingen:

2 End Hostilities, 3 Elspeth: End Hostilities wirken auf den ersten Blick seltsam in einem Deck, welches potenziell jede Menge Typen aufs Spielfeld bringt. In sämtlichen Kreaturenmatchups haben diese Typen aber lediglich die Aufgabe den Gegner hinzuhalten und möglichst dazu zu bringen, mehr auf den Tisch zu knallen. Dann beendet man halt die Feindseligkeiten und erwirtschaftet damit den unendlichen Kartenvorteil. Dass es am Ende doch nur zwei sind, liegt ganz einfach daran, dass in dem Format entweder keine oder nur sehr kleine oder extrem starke einzelne Kreaturen unterwegs sind. Gegen keine macht End Hostilities offensichtlich nichts, gegen sehr kleine ist es sehr langsam und gegen extrem starke einzelne muss man es erschreckend häufig doch als 1:1-Removal-Sorcery verwenden. Natürlich bleiben noch einige Decks übrig, gegen die End Hostilities die beste Karte ist – etwa sämtliche Devotion-Varianten –, aber für die gibt es ja dann auch ein drittes Exemplar im Sideboard. Außerdem hat man ja auch noch die olle Else, die bestimmt nicht schlechter wird, wenn sie plötzlich 2/2- oder 3/3-Tokens ins Spiel bringt.
P
2 Dissolve, 2 Dissipate, 2 Disdainful Stroke: Die Auswahl der Gegenzauber ist außerordentlich schwierig, da wir leider keinen Counterspell Silumgar's Scorn spielen können. Bleiben die Cancels des Formats und damit die Frage, inwiefern Scry besser ist als Exilieren. Vor wenigen Tagen hätte ich noch über diese Frage gelacht, aber inzwischen arbeiten immer mehr Decks mit Haven of the Spirit Dragon, Den Protector oder gar Risen Executioner, sodass die Antwort gar nicht mehr so eindeutig ausfällt.
P
2 Radiant Fountain, 0 Haven of the Spirit Dragon: Nach meinem Gefühl bleibt genau Platz für zwei dieser Länder. So hatte ich zunächst auch den Doppel-Haven, der immerhin manchmal mit den Ojutais tolle Sachen macht. Kennt man ja. Wirklich relevant war das aber eher selten, da die langen Spiele häufig anders entschieden wurden. Ganz anders war es bei den beiden Lebenspunkten von Radiant Fountain, die wirklich häufig den Unterschied machten. Am Ende liegt die Entscheidung aber ganz offensichtlich am Metagame und damit der Frage, womit Ihr verstärkt als Gegner rechnet.

Damit sind wir auch schon beim Sideboard und entsprechend bei den angesprochenen Monastery Mentors. Einer der Vorteile an einem solch schizophrenen Deck ist ja das schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff. Dies lässt sich mithilfe der Ersatzbank noch verstärken und die Mönche sind ein Superbeispiel. Für den Gegner ist das alles nämlich schwer zu lesen. Boardet man gegen Kontrolle? Dann kann so ein kleiner Glatzkopf plötzlich ganz allein ein Spiel gewinnen. Aber deswegen Karten wie Bile Blight, Drown in Sorrow oder gar Wild Slash im Deck lassen? Da bin ich doch lieber auf der Seite der Fragen und genau deswegen darf Monastery Mentor auch auf die Ersatzbank.

Die restlichen Karten dürften dann wieder kaum die Stirn zum Runzeln bringen, weil auf den meisten ja draufsteht, wogegen sie gut sind. Stattdessen noch eine kurze Liste mit Karten, die ich mir ebenfalls in diesem Deck vorstellen könnte:

Valorous Stance: So schön Devouring Light mit Raise the Alarm funktioniert, so unfähig kann das Licht sein, wenn kein Alarm geschlagen wird. Außerdem ist Stance offensichtlich stärker, wenn einmal nichts zum Zerstören herumliegt.
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Narset Transcendent: Passt hervorragend ins Deck und hat mir trotzdem nicht gefallen. Viel zu langsam und unzuverlässig in dem, was sie tut. Allerdings könnte man trotzdem über einen oder zwei Sideboardslots nachdenken, da sie in den Matchups, in denen es nicht auf die Geschwindigkeit ankommt, doch noch einmal einen neuen Angriffswinkel bietet.
P
Myth Realized: Ähnlich der Narset, produziert auch diese Verzauberung eine völlig neue Form der Bedrohung, die im Normalfall einfach zu langsam und wenig beeindruckend ist. Am Ende werden beide Optionen vermutlich auch irgendwie von Mastery of the Unseen dominiert.
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Ojutai Exemplars: Und noch eine Karte, die auf dem Papier wie für das Deck gemacht aussieht, in der Praxis aber versagt. Hierbei ist der Grund ganz einfach: Zu wenig billige, unkonditionale Spontanzauber, um ihren Trigger im Bedarfsfall auslösen zu können. Schade, da das eine meiner Lieblingskarten des gesamten Formats ist.

Und damit sind wir auch schon am Ende des Artikels zu Jeskai-Tokens angelangt. Okay, von Jeskai ist nicht mehr viel übrig geblieben, aber selbst mir als Rotspieler macht das Deck trotzdem Spaß. In diesem Sinne, viel Freude beim Angreifen mit Eager Cadets und Grizzlybären!

Bis zum nächsten Mal
Der MiDi




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