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Rabble Up Your Life – Ein letzter PTQ-Bericht
von Anna Tosenko
19.01.2015

Völlig übermüdet und fertig mit mir und der Welt fand ich mich am Sonntag früh in Leipzig wieder, während um mich herum emsig gehuscht und aufgebaut wurde. Meine erste Cola war schon alle, der Energydrink hat mich zumindest durch die Autofahrt gebracht … bis jetzt lief ja noch alles ganz gut. Der letzte Pro Tour Qualifier, den ich in meinem Leben in der Form spielen würde, stand bevor und ich stand da mit einem wunderschönen Deck im Gepäck, welches im Sturm mein Herz erobert hatte.


Abschließend zum derzeitigen Standard möchte ich euch heute zeigen, wieso ich Mardu-Midrange so sehr liebe! Ich habe sehr lange nach einem Deck gesucht, welches mir wenigstens ansatzweise dieses für mich eher unattraktive Format versüßt. Angefangen mit UW- und UB-Control, hin zu Abzan-Aggro, dann auch UW-Heroic, welches mir eine Weile tatsächlich gut gefallen hatte, fiel mir zuletzt das Mardu-Deck in die Hand. Ich spielte es zum ersten Mal beim PPTQ in Chemnitz (mit einem unangenehmen Ausscheiden im Halbfinale) und war sprachlos, ich war begeistert vom Aufbau mit seiner Kurve, von den vielseitigen Möglichkeiten zu gewinnen, von der unterschiedlichen Performance im Control- und Aggromatchup, vor allem aber auch vom großartigen Comeback nach Mulligans und der Tatsache, dass sich das Deck einfach bis zum Schluss wehrt und man immer irgendwo noch ein Out trifft.

Die Liste, die ich mir dazu rausgesucht hatte, ist die hier:


4 Bloodstained Mire
4 Nomad Outpost
3 Temple of Triumph
2 Temple of Silence
3 Battlefield Forge
2 Caves of Koilos
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth
5 Mountain
1 Swamp

3 Seeker of the Way
4 Goblin Rabblemaster
4 Butcher of the Horde
1 Wingmate Roc

2 Sarkhan, the Dragonspeaker
2 Sorin, Solemn Visitor
1 Elspeth, Sun's Champion


3 Chained to the Rocks
4 Lightning Strike
1 Magma Jet
4 Crackling Doom
4 Hordeling Outburst
1 Utter End
1 Murderous Cut

Sideboard:

2 Thoughtseize
1 Erase
1 Glare of Heresy
2 Hushwing Gryff
2 Read the Bones
3 Anger of the Gods
1 Whip of Erebos
1 Utter End
1 End Hostilities
1 Elspeth, Sun's Champion


Im Gegensatz zu den meisten Listen verzichtete ich auf das zweite Erase, weil gegen feindliche Whip of Erebos zwei Utter Ends und ein Erase davon reichen müssen, während ich für Jeskai Ascendancy ein zusätzliches Glare of Heresy habe. Die eigene Whip im Sidebord gefällt mir deswegen so gut, weil ich nur wenige Kreaturen habe und Spielsteine gegen manche Decks einfach zu anfällig sind; Lifelink ist dabei eher uninteressant, mir ging es vielmehr darum, gegen Kontrolle oder Abzan, Matchups, in denen meine Gegner viel Removal haben, meine Kreaturen noch einmal wiederverwenden zu können.

Mit dieser eher dürftigen Vorbereitung stolperte ich also in die erste Runde …


Runde 1: Temur


Ich empfand das Matchup bis jetzt immer als sehr leicht, da man gerade vor dem Sideboarden eher aneinander vorbeispielt und Mardu durch den Lifegain sehr viel mehr als einstecken kann als Temur. Das gilt zumindest für die Aggrovariante, sobald Temur Charm, Stubborn Denial und Crater's Claws ins Spiel kommen, wird es komplizierter. Diesmal hatte ich aber Glück. So lief es ruhig ab, es gab ein paar Lightning Strikes auf seine Manatiere, Chained to the Rocks und Crackling Dooms auf die großen Männer und derweil wurde immer schön mit Rabblemaster und Goblins angegriffen, bis ich das erste Spiel recht zügig für mich entschieden hatte.

Im Normalfall würde ich wahrscheinlich nur die Else ins Deck nehmen, aber da er mir Ashcloud Phoenix schon gezeigt hatte, wollte ich die eine Exile-Option mehr haben. Das Land on the draw herauszunehmen, kann man sich bei diesem Deck auch gut erlauben.

Leider verlief das zweite Spiel auf seiner Seite etwas unglücklich, er zeigte sehr viele Manatiere und nur einen Savage Knuckleblade und so konnte ich ihn recht leicht überrennen.

1:0

Runde 2: Jeskai-Tokens


Dagegen zu spielen, ist immer sehr schwer, weil seine Spielsteine meine gut blocken, was allgemein sehr unangenehm ist, und ich nur über die Luft sinnvoll angreifen kann. Hinzu kommt, dass der Gegner auch Stoke the Flames für meine Butcher hat und postboard sehr viele Gegenzauber. Dass Jeskai Ascendancy ein Problem für sich darstellt, dürfte klar sein.

Im ersten Spiel konnte ich mit Rabblemaster und Sorin, Solemn Visitor recht gut den Aggressor spielen und gewinnen, weil er nicht dazu kam, allzu viele Spielsteine zu bauen.

Da ich das Massremoval einboardete, mussten die Karten fürs Early Game raus, zumal Rabblemaster nicht viel gegen seine gefühlt tausend Tokens macht; die Spotremoval ziehen ebenfalls den Kürzeren. On the draw habe ich wieder den Tempel ausgeboardet statt eines Sarkhan, der kam im dritten Spiel wieder rein.

Im zweiten Spiel fand ich aber erst einmal keine Antwort auf seine Jeskai Ascendancy und so wurde es ein recht quälendes Runterspielen, bis ich zuletzt verlor. Im letzten Spiel musste mein Gegner Mulligan auf vier nehmen und ich konnte ihn mit einem Pärchen Seeker of the Way und ein wenig Burn töten.

2:0

Runde 3: Abzan


Grundsätzlich fürchte ich mich vor Abzan, weil das Deck Antworten und starke Kreaturen hat. Leider gewann ich dieses Match schneller, als ich überhaupt feststellen konnte, welche Unterart davon mein Gegner eigentlich spielte. Im ersten Spiel war ich on the play und mein Rabblemaster bekam nicht viel Gegenwehr. Nachdem ein Siege Rhino entsorgt ist, gewinne ich auch schon.

Da ich nicht genau wusste, welche Variante er spielte, habe ich mich dafür entschieden, recht neutral zu boarden und auf den Zorn und Else zu verzichten, aber auch nicht alle Lightning Strikes rauszunehmen. Das folgende Spiel wurde aber auch recht einseitig, weil mein Gegner on the play auf fünf Karten hinunterging und ich eine gute Kurve legen konnte inklusive des letzten verbliebenen Seeker of the Way.

3:0

Runde 4: UW-Heroic


Dieses Matchup ist eins der leichtesten, da Crackling Doom hier einfach unglaublich stark ist und auch dieser Rabblemaster sehr großen Ärger macht. Zudem kannte ich das Matchup durch viel Testen mit meinem Freund sehr gut und hatte das Deck auch selbst einige Turniere lang gespielt. Daher war ich mir darüber im Klaren, dass man sich auf der anderen Seite überhaupt nicht wohl fühlt. Im ersten Spiel wehrte sich mein Gegner zwar, bekam jedoch seine Männer nie wirklich groß genug und so konnte ich die Partie wieder einmal mit Tokenpower für mich entscheiden.

On the draw ließ ich den Strike drin und der Tempel wurde wieder rausgenommen; so zu boarden, war gegen seine Version sinnvoll, da er Stratus Walk und Aqueous Form verwendete und nicht nur die Ordeale.

Fairerweise kam ich im zweiten Spiel aber nicht mit dem Lagonna-Band Trailblazer, der später auch noch flog, klar und der zweite Flieger tötete mich dann endgültig. Das dritte Spiel lief glatter. Mit Thoughtseize sah ich, dass sich auf seiner Hand zwar noch zweimal Battlewise Hoplite und zweimal Aqueous Form befanden, dass ihm jedoch blaues Mana fehlte; so konnte ich mit meiner Hand die Agressorrolle übernehmen und gewann dann, auch nachdem er später das Blau fand, mit Goblin Rabblemaster.

4:0

Runde 5: GB-Constellation


Zu diesem Zeitpunkt gab es drei Leute, die 4:0 standen, das hieß, die oberen beiden konnten einfach drawen, während ich heruntergelost wurde und spielen musste.

Vor dem Boarden habe ich noch viele Spielsteine, die leicht gegen Doomwake Giant sterben und dann möchte ich mein Removal nicht auch noch auf seine kleinen Tiere verschwenden, was es deutlich erschwert. Sein Deck bot durch die Kombination aus Whip of Erebos und den ganzen Friedhofsfüllern eine hübsche Toolbox mit dicken Männern wie Arbor Colossus oder Reclamation Sage im Maindeck, auf den ich wegen Chained to the Rocks aufpassen musste.

Im ersten Spiel stand ich drei Brain Maggots gegenüber und auch recht bald einer Whip of Erebos. Das Duell ging schier ewig und ich kann mich kaum an einen Punkt erinnern, an dem er einmal nicht meine ganze Hand kannte. Am Ende verlor ich knapp gegen diese interessante Kreation.

Die Outbursts sowie die Rabblemaster sterben zu leicht an Doomwake Giant und mussten entsprechend dem Anger weichen. Im dritten Spiel habe ich den Tempel wieder mit einem Sorin getauscht.

Zunächst aber gewann ich das zweite Spiel, nachdem ich irgendwann Wingmate Roc casten konnte und er kein Removal für ihn fand und dieser ihn Zug um Zug niederknüppelte. Für das dritte Spiel blieb kaum noch Zeit, es endete in einem Draw, was für mich kein Problem war, und dazu führte, dass ich sicher in die Top 8 drawen konnte.

Mit den Decks in der Top 8 war ich bei Weitem nicht glücklich. Es gab je einmal WUB- und UB-Control, welche beide echt nicht leicht zu bezwingen sind, drei Abzan-Decks – gut verteilt über Aggro, Control und Whip –, die auch nicht das Gelbe vom Ei sind, dann den BG-Constellation-Spieler aus Runde 5, gegen den ich mir noch hätte vorstellen können zu gewinnen, und schließlich den Temur-Spieler aus Runde 1, welcher, wie gezeigt, kein schlimmer Gegner sein durfte.


Viertelfinale: Temur


Es wurde eine kleine Wiederholung von der ersten Runde. Mardu ist mit Goblin Rabblemaster einfach unglaublich schnell und mit Lifegain und dem +1-Pump von Sorin konnte ich einige Angriffe vollziehen, die ansonsten selbstmöderisch gewesen wären, und ihm mit Burn den Rest geben. Geboardet wurde genauso wie beim ersten Mal. Auch im zweiten Spiel boostete Sorin, Solemn Visitor die Tokens zum Sieg und das Race ging an mich.


Halbfinale: Abzan-Aggro


Eins der härtesten Matchups überhaupt. Er legt viele Männer, die im Late Game noch größer und gruseliger werden, wie Fleecemane Lion und Rakshasa Deathdealer und hat trotzdem auf alle meine Kreaturen Antworten mit Bile Blight, Hero's Downfall oder wahlweise Murderous Cut und Charms. Hinzu kommt Lifegain mit Siege Rhino und Wingmate Roc oder noch schlimmer mit Sorin und obendrein Carddraw mit dem Multitaskwunder Abzan Charm.

Gleich im ersten Spiel bekam ich die gesamte Wucht dessen ins Gesicht und fand keine Möglichkeit mehr, gegen Anafenza, the Foremost, Wingmate Roc und Sorin, Solemn Visitor zu gewinnen, während sich mein Gegner bei entspannten 42 Lebenspunkten sonnte.

Diesmal war ich tatsächlich gierig und boardete den Tempel on the play raus, wofür ich aber nicht gerade bestraft werden sollte.

Im zweiten Spiel räumten wir uns gegenseitig die Männer weg, bis ihm irgendwann das Feuer ausging und ich das nutzte, um einen einzelnen Wingmate Roc zu legen, der viel Schaden anrichtete; da war meine Intuition richtig, er hatte nichts dagegen auf der Hand. Als Antwort legte er jedoch Elspeth, Sun's Champion und zog ein paar Züge lang Länder. Ich hatte seit geraumer Zeit End Hostilities auf der Hand und griff ihn direkt an, da ich hoffte, irgendwann noch Burn oder Männer zu ziehen, was auch entsprechend geschah. Nachdem ich das Board in die Luft gejagt und die Else ins Exil geschickt hatte, zog ich wenige später den Schlussstrich.

Das dritte Spiel raubte mir zu Beginn sämtliche Hoffnungen. Nachdem mein Gegner mit einem Doppelpack Rakshasa Deathdealer gestartet war, die ihren Job bereits gut machten, während ich noch mit meiner Manabasis beschäftigt war, fand ich mich recht bald auf der Hälfte meiner Anfangslebenspunkte wieder. Die Männer, die ich dagegen legte, wurden weggesprengt und meine Position verschlechterte sich zusehends. Dann konnte ich jedoch Rabblemaster und Sorin benutzen und mein Gegner beging einen Fehler mit seinem Abzan Charm, indem er mich in meinen Kampf gehen ließ und ich einen Goblinspielstein mehr bekam als eigentlich verdient. So aber schien zumindest kurz alles in Ordnung auf meiner Hälfte des Boards – Crackling Doom und ein Glare of Heresy auf der Hand, zwei Tokens mit einem dicken Sorin im Spiel. Aber das hielt nicht lange, denn schon bald lag auf seiner Seite ein Fleecemane Lion, was mich zunächst freute, da ich so mein Glare gut anbringen konnte und in seinem Turn einen Deathdealer mit Crackling Doom abreißen würde. Also tickte ich Sorin hoch und … griff an. Ja … gut dann … blockt er eben und … ich habe einen Spielstein weniger; das machte seine eigentlich nicht erlaubte Existenz wieder wett. Na ja, der Löwe ging, ein Deathdealer auch. Auf der Hand noch ein weiteres Crackling Doom und mein Gegner auf fünf. Er legte eine Anafenza und griff wieder an. Jetzt brauchte ich einen schönen Topdeck, der in Form des von mir vergessenen Magma Jet kam. Also Crackling Doom gespielt, er musste den Deathdealer mit Painlands pumpen, damit er diesen opfern und die Anafenza immer noch den Token blocken konnte. Das hat gereicht – Sack zu, ab ins Finale.


Finale: WUB-Control


Das Finale spielte ich gegen einen guten Freund von mir und die Spiele, die wir mit unseren Decks vorher hatten, waren immer sehr spektakulär, gerade was die Topdecks betrifft. Ich wusste schon recht genau, um was ich herumspielen musste, was mich erwartete, und kannte auch recht genau die Verteilung der Removal- und Counterspells vor wie nach dem Boarden. Der gemeinste Zeitgenosse würde eindeutig Resolute Archangel sein. Die üblichen Probleme wie die Bile Blights im Maindeck würde ich wahrscheinlich irgendwie umspielen können und mit ein wenig Glück würde irgendwas überleben und ihn totschlagen.

Im ersten Spiel zog ich recht unverschämt und hatte viermal Hordeling Outburst auf der Starthand. Er fand viele Antworten und zog viele Karten, sowohl mit Dig Through Time als auch mit Treasure Cruise, am Ende hatte er aber keinen Counter mehr für meinen tödlichen Lightning Strike.

Postboard wollte ich ebenfalls ein wenig Kontrolle haben und je mehr Winoptions, desto besser, daher der Gryff, der wenigstens ein Removal frisst oder Drown in Sorrow alleine beansprucht. Raus geht das meiste Spotremoval, ein Crackling Doom darf bleiben, weil es wenigstens Burn ist, bestenfalls seine Prognostic Sphinx wegnimmt.

Unglücklicherweise musste er aber Mulligan auf fünf nehmen, während ich eine solide Starthand mit mehreren Tokenspells und Followup abbekam. Mit einem Thoughtseize nahm er mir ein Read the Bones, während ich meinerseits einen Blick auf seine Hand werfen konnte. Dort sah ich Drown in Sorrow, sodass ich später lieber erst mal mit Sorin einen Spielstein baute und meinen Outburst und Rabblemaster aufsparte. Im Zug darauf zog ich mein zweites Thoughtseize, nahm ihm Drown in Sorrow und konnte in der Folge mit Rabblemaster den Sack zumachen.


Im Großen und Ganzen lief das Turnier sehr glatt ab, ich hatte nie wirklich schlimme Draws, meine Manabasis bestrafte mich nie, ich hatte das Deck unglaublich gern – und es mich –, ich liebe den Backup-Plan, einfach die letzten Schadenspunkte zu burnen, und es ist jammerschade, dass ich es erst so spät für mich entdeckt habe. Der Rabblemaster ist eine unglaubliche Karte, die ihre Schwächen gerne auch mal zeigt, wenn sie gegen andere Spielsteine rennt, am Ende aber perfekt mit den Khans-Kollegen Butcher und Sorin harmoniert. Das Deck kann die pure Kontrolle sein und einfach nur reagieren und irgendwann den Butcher legen und gewinnen, es kann aber auch lächerlich aggressiv alles, was im Weg steht, umrennen und Suicideattacks bekommen eine völlig neue Bedeutung.

Sehr wichtig war bei alledem die Sequenzierung der Spells. Gerade „der Path to Exile des Standards“, Chained to the Rocks bietet einem früh die Möglichkeit, zwei Sachen pro Zug zu machen, was sich im Vergleich zu vielen anderen Decks erleichternd anfühlt und irgendwie auch mehr nach Magic.

Ich würde mich über eure Meinung zu dem Deck und über einen Erfahrungsaustausch freuen. Wir sehen uns in Brüssel, bis dahin – rabbelt euch wohl!

Anna




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