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Junk in the Trunk
von Michael Diezel
09.10.2014


Richtigstellung
Im letzten Artikel wurde bei Ride Down „destroy target blocking creature“ und „destroy creatures blocked by target creature“ verwechselt. Ride Down kann selbstverständlich keine blockende Sylvan Caryatid aus dem Weg räumen.



Wie ihr vielleicht bemerkt habt, hangeln wir uns durch die Khane von Tarkir und gehen dabei von den in meinen Augen spannenderen (Mardu, Sultai, Jeskai) zu den prinzipiell langweiligeren (Abzan, Temur) über. Schauen wir uns heute doch mal Abzan an. Wenn man diese Truppe näher beschreiben müsste, würde mir als Erstes einfallen, dass es einfach eine Ansammlung unglaublich effektiver Einzelkarten ist. Synergiemäßig eher Junk, aber wen interessieren denn Synergien, wenn man zu jedem Zeitpunkt des Spiels einfach die stärkste Karte des Formats spielt. Glaubt ihr nicht?

Thoughtseize, Elvish Mystic, Soldier of the Pantheon
Sylvan Caryatid, Fleecemane Lion, Seeker of the Way, Rakshasa Deathdealer, Bile Blight
Courser of Kruphix, Brimaz, King of Oreskos, Anafenza, the Foremost, Abzan Charm, Hero's Downfall
Siege Rhino, Polukranos, World Eater, Sorin, Solemn Visitor
Nissa, Worldwaker, Wingmate Roc
Elspeth, Sun's Champion
Hornet Queen, Garruk, Apex Predator
Ashen Rider

Beeindruckende Liste, und das ohne extra nachzuschlagen (was bedeutet, ich habe mit Sicherheit noch jede Menge vergessen)! Für ein typisches Abzan-Deck kann man sich jetzt nahezu beliebig bedienen, und solange man die Grundregeln des Deckbaus benutzt (also ungefähr 24 passende Länder nimmt, grob eine Manakurve und vielleicht eine Aggressivitätsstufe einhält und nicht versucht, Soldier of the Pantheon und Hornet Queen in ein Deck zu stecken), dann dürfte ein durchaus konkurrenzfähiges Deck dabei herauskommen. So viel zu Abzan.

Nächste Woche dann Temur, wo ich euch zeige, was passiert, wenn man dafür belohnt wird, dicke Klöpse zu spielen …


Okay, das wird Tobi mir vermutlich nicht als vollständigen Artikel abnehmen. Zeit also für uns, einmal zu schauen, ob irgendwo in den Tiefen Abzans nicht doch noch ein paar spannende Ansätze zu finden sind. Wie wäre es denn zum Beispiel mit Ajani's Pridemate? Eine meiner Lieblingskarten aus dem M15-Limited soll im Fokus von Ansatz #1 stehen. Der Pridemate profitiert offensichtlich davon, wenn man (möglichst wiederkehrende) Effekte hat, die einem Lebenspunkte verleihen. Da müsste es doch etwas geben … Moment …


Ganz genau. Das olle Pferd wird noch besser – als ob das notwendig gewesen wäre …

Neben Courser of Kruphix empfiehlt sich ein etwas aggressiverer Ansatz, weil ja der Pridemate auch eher zu den Offensivkräften zu zählen ist. Andererseits würde ich mich jetzt nicht zu sehr verbiegen und das ganze Deck auf einem 2-Mana-2/2er ausrichten. Dazu ist dieser dann doch zu instabil. Aber so als netten Bonus betrachtet können wir ja mal schauen, was sich da machen lässt …


2 Forest
3 Jungle Hollow
1 Blossoming Sands
4 Scoured Barrens
2 Caves of Koilos
4 Mana Confluence
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth
3 Plains
4 Windswept Heath

2 Abzan Charm
2 Ulcerate
4 Thoughtseize
3 Sorin, Solemn Visitor


4 Siege Rhino
3 Wingmate Roc
4 Soldier of the Pantheon
2 Brimaz, King of Oreskos
4 Fleecemane Lion
4 Ajani's Pridemate
4 Courser of Kruphix


Man nehme einen der offensiveren Grundstöcke und addiere Ajani's Pridemate plus Courser of Kruphix, welcher zwar nicht die allerschärfste der verfügbaren Angriffswaffen ist, aber nun wirklich auch kein Volltrottel. Überhaupt muss man ja nicht das schnellste Deck auf Erden sein, solange die Power stimmt – und die hat ja kaum nachgelassen. Der Pridemate schafft es in ungeahnte Dimensionen und Sorin schlägt sowieso gern zu. Einziger Verlust sind die Tempel zugunsten der Lebenspunkteländer. Ich bin nicht sicher, ob das wirklich notwendig ist, aber es unterstreicht schön das gesamte Konzept.

Neben dem Aufblühen des Pridemates sollte man auch nicht vergessen, dass der eine oder andere zusätzliche Lebenspunkt in vielen Matchups auch einfach so hilfreich ist. Man denke nur an all die roten und schwarzen Aggrovarianten. Selbst im Egalfall freut man sich noch darüber, dass Thoughtseize, Ulcerate oder auch Mana Confluence einen weniger spürbaren Nachteil mitbringen, da man die kleinen Opfergaben besser ausgleichen kann.

Vermutlich müsste man im Detail nachbessern. Sämtliche Decklisten heute sind zwar getestet und für veröffentlichungswert befunden worden, aber eben nicht auf Herz und Nieren und im Detail, dafür fehlt mir leider gerade die Zeit.


Weiter geht es mit Hardened Scales! Die sehen ja nun wirklich nicht aus wie die harte Turnierkarte und doch behaupte ich, dass sie kein hoffnungsloser Fall sind. Der Grund, warum dieses Do-nothing-Enchantment vielleicht doch etwas kompetitiver daherkommt als vergleichbare Genossen wie Doubling Season liegt an den Symbolen rechts oben – oder besser: dem Symbol. Für nur ein grünes Mana schaffen es die Schuppen so zeitig oder auch mal nebenbei ins Spiel, dass es schon ein relevanter Unterschied ist. Dafür ist der Bonus natürlich auch geringer, sodass wir gezwungen sind, ihn auch möglichst zeitig zu nutzen. Denn, wenn wir ehrlich sind, im späteren Spiel ist es relativ egal, ob eine Kreatur sieben oder acht Marken bekommt. Zu Beginn hingegen liegen zwischen einer und zwei Marken Welten. Bedeutet für uns, wir müssen schon wieder zuschlagen, und zwar schnell und kräftig.

Nun gibt es in unserer Abzan Farbkombination gleich mehrere Fähigkeiten, die ein Markenthema besitzen. Die wichtigsten sind Heroic und Outlast, die sich netterweise auch prima miteinander kombinieren lassen. Beide bauen gern große Kreaturen, sodass protektive Sprüche zwingend notwendig werden, um nicht die ganze Arbeit an ein Hero's Downfall zu verlieren. Diese Sorte von Sprüchen zielt nun meist ihrerseits, was wiederum hervorragend mit Heroic zusammenspielt.

Perfekte Harmonie zwischen Outlast und Heroic bietet übrigens der Anführer der Phalanx:


Insbesondere gilt das für die Outlastkreaturen, die an gemarkte Freunde Fähigkeiten verteilen, wie etwa Abzan Falconer.

Okay, der ist auch schon fast der einzige, der wirklich infrage kommt, da der Rest entweder einfach zu schlecht ist, wenn auf sich allein gestellt, oder aber irrelevante Fähigkeiten wie Reach verleiht. Wenn man all dies berücksichtigt, ist der Grundgedanke eigentlich ganz einfach umzusetzen, aber die genauen Zahlen richtig hinzubekommen, ist überaus anspruchsvoll:


4 Mana Confluence
4 Windswept Heath
4 Temple of Plenty
8 Plains
2 Forest

4 Fabled Hero
4 Favored Hoplite
4 Fleecemane Lion
4 Phalanx Leader
4 Herald of Anafenza
4 Abzan Falconer


2 Hardened Scales
2 Setessan Tactics
2 Reap What Is Sown
2 Ajani Steadfast
3 Launch the Fleet
1 Ephemeral Shields
2 Ajani's Presence


Wie ihr seht, fehlt dem Abzan hier die Farbe Schwarz, aber nachdem ich erst Abzan Ascendancy und dann Anafenza, the Foremost gecuttet hatte, blieb irgendwie kein Grund mehr übrig, die sowieso schon wacklige Manabasis noch weiter zu beanspruchen.

Die Kreaturen passen so ganz gut, eventuell wäre noch Platz für den einen oder anderen Brimaz zu machen, aber im Vergleich zu den Sprüchen bin ich recht zuversichtlich. Die Sprüche nämlich haben es in sich. Starten wir mit Hardened Scales, die mich ja ursprünglich auf das Deck gebracht haben. Um ehrlich zu sein ist die richtige Anzahl vermutlich null, mehr als zwei dürfte aber nie richtig sein, da multiple Kopien sehr schnell dazu führen, dass man entweder einen Mangel an Kreaturen oder Businessspells hat. Die eine Schuppe zu Beginn des Spiels kann aber den Unterschied in positiver Sicht ausmachen, insofern wollte ich sie euch zumindest für den Moment nicht vorenthalten. Ansonsten verteidigen Presence und Shields, wobei Letztere fast immer besser sind, aber das 1-off überraschender Spiele gewinnt. Launch the Fleet ist wiederum der billigste Massenbezieler, der auch noch einen Effekt hat, während Ajani und Reap hintenraus den Druck machen. Setessan Tactics wären die beste Karte in diesem Deck, wenn es nicht ansonsten nahezu monoweiß wäre. So haben die Länder größte Probleme, mehr als ein oder zwei grüne Mana bereitzustellen, wodurch die Karte extrem an Power verliert.

Auch mit diesem Deck hatte ich jede Menge Spaß und auch Erfolg, da doch erstaunlich viele Gegner ziemlich beeindruckt von Tempokreaturen sind, die von Karten wie Ajani's Presence beschützt werden.


Nach all dem Geprügel gehen wir zum Abschluss in die andere Richtung:


1 Plains
2 Llanowar Wastes
3 Caves of Koilos
4 Temple of Plenty
4 Temple of Malady
4 Forest
4 Windswept Heath
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth

3 Murderous Cut
2 See the Unwritten
3 Endless Obedience
4 Commune with the Gods
3 Whip of Erebos


4 Sylvan Caryatid
3 Siege Rhino
4 Hornet Queen
3 Ashen Rider
4 Satyr Wayfinder
4 Courser of Kruphix


Reanimator war ja eins der bestimmenden Decks des Blockformats, insofern ist es nicht sonderlich abwegig, dass so ein Ansatz auch im neuen Standard eine gewisse Relevanz haben dürfte. Der große Vorteil des Decks besteht in seiner Stärke gegen Midrange – gegen andere typischere Abzan-Decks zum Beispiel.

Getreu einer alten Magic-Theorie gewinnt bekanntlich immer das knapp langsamere und dafür mächtigere Deck und Reanimator ist zweifellos langsamer und mächtiger als alles andere. Die Probleme kommen, wenn man die Regel weiterdenkt, wonach irgendwann besonders schnelle Decks wieder gegen zu langsame gewinnen. Entsprechend wir man mit dieser Liste gewisse Probleme gegen Eröffnungen mit Mountain, Kreatur haben. Theoretisch gibt es zwischen Rhino, Courser und besonders der Peitsche des Erebos natürlich Optionen, um nicht sofort auseinanderzufallen, in der Praxis hingegen muss das schon gut zusammenkommen. Aber dafür spielen wir ja mit Sideboards.

Alle anderen heutigen Decks dürften ihre liebe Mühe und Not mit Reanimator haben, immer vorausgesetzt, man zieht auch eine seiner Schlüsselkarten, also besonders Satyr Wayfinder und Commune with the Gods.

Ihr seht, ich bin nicht hundertprozentig überzeugt, was auch an typischen Starthänden wie dieser liegt:


Selbst etwas wie vier Länder, Murderous Cut, Rhino, Hornet Queen dürfte gegen die meisten Decks Schwierigkeiten bekommen. Versteht mich nicht falsch, mir ist bewusst, dass alle Decks schlechte Starthände produzieren – für solche Fälle wurde der Mulligan erfunden –, aber wie an den Beispielen zu sehen ist, trifft es diesen Ansatz deutlich härter. Der Grund liegt darin, dass man sehr spezielle Anforderungen hat. Zwei Länder plus Caryatid plus vier Spells ist wohl für jedes andere Deck des Formats ein Autokeep und auch vier Länder, Removal, zwei Kreaturen reicht für die meisten.

Nichtsdestotrotz ist das Potenzial gewaltig und deshalb steht das Deck auch in diesem Artikel. Deshalb – und weil es einfach unglaublich viel Freude bereitet, die ganzen Courser-Synergien mit Random 8-Mana-Dudes zu garnieren.

Apropos 8-Mana-Dudes. Nächste Woche dann wie versprochen jede Menge Kreaturen, die früher allesamt acht oder mehr Mana gekostet hätten …

In diesem Sinne eine schöne Woche
Der MiDi




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