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Alarmstufe Rot
von Michael Diezel
14.08.2014

Für den Game Day am vergangenen Wochenende hatte ich mir unbewusst eine besondere Herausforderung auferlegt: ein Deck ohne Mutavault zu spielen. Und zwar nicht GW. So etwas mache ich nicht aus masochistischen Gründen oder weil mir die Konkurrenz zu schwach ist, sondern weil ich sowohl ein Deck mit vier Mutavaults als auch mein GW bereits an andere Spieler verliehen hatte.

Wenn man unter diesen Voraussetzungen durch die Pro-Tour-Listen schaut, hat man ein Problem, da quasi jedes Deck (mit Ausnahme von GW) mit dem Ändergewölbe aufgelaufen ist. Entsprechend verzeichnen verschiedene Statistiken der „most played cards“ im Standardformat auch Werte zwischen 80 und 90% für Mutavault.


Ich selbst entsann mich dann einfach des Winters, als man noch deutlich strenger zwischen Mutavault- und Nykthos-Decks unterschied. Nykthos, Shrine to Nyx ist das andere, deutlich weniger flexible, dafür potenziell noch brokenere Land, welches davon profitiert, sehr viele farbige Karten zu spielen und entsprechend nicht so wahnsinnig viele Länder neben sich verkraftet, die nur farbloses Mana produzieren. Damit das gerechtfertigt ist, braucht man schon sehr gute Gründe und der einzige, der im gegenwärtigen Format noch zählt, ist Burning-Tree Emissary.

So ein Emissary kann ja schon mal ein Spiel allein gewinnen. Einfach Zug 2 in größerer Stückzahl gelegt, irgendetwas Sinnvolles hinterher, und da soll der Gegner erst einmal mit klarkommen. Geht es dann noch mit Nykthos weiter, ist man so nah an einem Kombodeck, wie das halt gerade so möglich ist.


So weit, so gut. Das an dieser Stelle logischerweise aufdrängende grüne Devotion-Deck um das gefürchtete CC-Duo Caryatid/Courser stellte mich allerdings vor neue Probleme, namentlich Nissa, Worldwaker. Ich besitze aktuell genau null Exemplare der Planeswalkerin und ein kurzer Blick auf deren momentanen Wert machte auch recht deutlich, dass sich das wohl so schnell nicht ändern würde. Ohne sie wirkte der Gedanke an grüne Devotion direkt nicht mehr so verlockend.

Zum Glück spielt Burning-Tree Emissary ja auch noch gut in einer anderen Farbe und genau dieses rote Devotion-Deck kramte ich dann aus der Versenkung, fügte ein paarmal Dreadbore und Rakdos's Return hinzu und führte es zum Game Day. Ich erspare Euch die Liste, das Ergebnis spricht für sich: 0:3.


So ziemlich alles, was mich an dem Deck immer genervt hat, wurde mir noch einmal überdeutlich vorgeführt: Es ist nicht aggro genug, um in den allermeisten Spielen (die ohne Emissary-X-Start) ernsthaft irgendjemanden ins Schwitzen zu bringen. Überhaupt Burning-Tree Emissary: Ich verstehe ja, dass man die Devotion unbedingt hoch halten möchte, aber genau nie einen zweiten Zug so spielen zu können, wie man sich das erträumt (also zum Beispiel Emissary, Emissary, Random Dude), weil alle anderen 2-Drops ebenfalls kosten, nervt ungemein. Da man nicht aggro ist, sollte man ja irgendetwas Tolles im Late Game machen, Karten ziehen oder einen Drachen nach dem anderen legen – das wiederum klappt aber mit diesem Deck so auch nicht, da man eben nur vier Drachen und zweimal Purphoros hat. Und natürlich Fanatic of Mogis, der aber zwingend darauf angewiesen, dass sich der Gegner nicht wehrt. Zusammengefasst kann man also sagen, dass rote Devotion das beste Deck des Formats ist, wenn man erstens die Kurve trifft, zweitens Nykthos findet, drittens wenig Removal begegnet und viertens irgendwann nur noch Drachen zieht.

Hört sich jetzt nicht allzu realistisch an – oder in Zahlen: 0:3.


Zum Glück lasse ich mich aber nicht so schnell entmutigen und schaute, was man an dem Deck verändern könnte, um es kampftauglicher zu machen. Dabei ging ich zunächst von den Stärken aus – also potenziell viel Mana und kampfsegmentunabhängiger Schaden in beachtlicher Höhe durch Purphoros und Fanatic –, überlegte, wie man das Ganze konstanter und weniger zerbrechlich gestalten könnte und blieb an dem hier hängen:


Dieses Elementarwesen sorgt im Alleingang dafür, dass wir …

1)

… mehr Stabilität in die Manaversorgung bekommen, wodurch wir mehr Klöpse spielen können.

2)

… endlich, endlich etwas Sinnvolles auf den Tisch legen können, nachdem wir Zug 2 mit Burning-Tree Emissary (, Burning-Tree Emissary, Burning-Tree Emissary …) eröffnet haben.

Bei der Pro Tour hatte ein Japaner mit dem i-lastigen Namen Ishii eine ähnliche Idee und führte folgendes Konstrukt zu einem beachtlichen Finish:

Taisuke Ishii, Red Devotion, Pro Tour Magic 2015

4 Burning-Tree Emissary
3 Frostburn Weird
4 Generator Servant
4 Boros Reckoner
2 Fanatic of Mogis
1 Purphoros, God of the Forge
3 Stormbreath Dragon
3 Scuttling Doom Engine

3 Battlefield Forge
4 Sacred Foundry
4 Temple of Triumph
4 Nykthos, Shrine to Nyx
10 Mountain


3 Chained to the Rocks
3 Mizzium Mortars
2 Shrapnel Blast
3 Hammer of Purphoros

Sideboard:

1 Deicide
3 Nyx-Fleece Ram
1 Anger of the Gods
2 Banishing Light
4 Goblin Rabblemaster
1 Chandra, Pyromaster
2 Assemble the Legion
1 Harness by Force


Was mir an dem Deck außergewöhnlich gut gefällt, ist das Sideboard mit Goblin Rabblemaster und Assemble the Legion. Was mir deutlich weniger gefällt, ist hingegen der Artefaktplan, der mir irgendwie halbherzig erscheint und sich auch in meinen Praxistests auffällig wacklig gezeigt hat.

Ich meine, ich bin der erste, der den Charme hinter Scuttling Doom Engine plus Shrapnel Blast erkennt (Shrap, Shrap, Shrap …), aber wenn es nur jedes 21. Spiel klappt, reicht das einfach nicht, insbesondere wenn sich jeder gezogene Shrapnel Blast zunächst wie ein Mulligan anfühlt. Das soll nicht heißen, dass der Ansatz per se falsch oder unmöglich ist, sondern dass ich im Detail noch nacharbeiten würde. Leider ist mir das bis heute noch nicht erfolgreich gelungen, dabei habe ich Karten wie Hoarding Dragon, Keranos, God of Storms, Chief Engineer oder Ensoul Artifact ausprobiert und bin über Kombinationen gestolpert, von denen man bisher noch nicht einmal geträumt hat:


Das Material ist also da, aber irgendwie fallen die Teile nicht zusammen.

Stattdessen bin ich erst einmal den anderen Weg gegangen:


4 Nykthos, Shrine to Nyx
9 Mountain
4 Steam Vents
4 Temple of Epiphany
4 Shivan Reef

2 Purphoros, God of the Forge
2 Turn/Burn
3 Mizzium Mortars
2 Hammer of Purphoros


4 Burning-Tree Emissary
4 Generator Servant
4 Boros Reckoner
3 Fanatic of Mogis
4 Stormbreath Dragon
4 Frostburn Weird
3 Soul of Shandalar


Statt der lustigen Maschine rampe ich in die Seele von Shandalar, die gleichzeitig eine dringend benötigte Manasenke darstellt. Ansonsten bin ich ja bis jetzt ziemlich ratlos, welche Zweitfarbe eigentlich am geeignetsten ist. Ich meine, man bekommt sowohl Blau als auch Weiß quasi geschenkt und beide bringen durchaus ansehnliche Zuwächse.

Für Blau spricht insbesondere Keranos sowie mit Turn // Burn das etwas teurere, aber dafür zuverlässigere Removal, das im größten Notfall auch mal im Gesicht des Gegners landen kann. Im Gegenzug ist der Unterschied zwischen ein Mana für Chained to the Rocks zu – im schlechtesten Fall – fünf Mana eben doch spürbar. Und dieses Assemble the Legion ist und bleibt eine mehr als ordentliche Sideboardkarte, insbesondere mit dem ollen Purphoros.

Am liebsten wäre mir ja Grün und Domri Rade, weil ich dann nie in die Verlegenheit komme, Hände zu ziehen, die aus zu viel Removal bestehen. Klingt jetzt seltsam bei fünf bis sechs solcher Karten, aber gegen UW ist so eine Starthand mit Mizzium Mortars und Chained to the Rocks letztlich der Doppel-Mulligan, den man entsprechend schlecht verkraftet. Mortars plus Domri klingt da schon deutlich vielversprechender. Mit Domri Rade/Boros Reckoner hat man dann auch noch eine nicht ganz schlechte Kombination, um vielleicht mal so ein Spiel aus dem Nichts zu gewinnen. Zusätzlich erhält man noch Xenagos, the Reveler, der dem Rampplan weitere Sicherheit verleiht. Auf der anderen Seite landet man dann sehr schnell bei der Frage, warum eigentlich Rot und nicht Grün, das rampt doch noch viel besser.

Deshalb wollen wir uns auch auf das konzentrieren, was Rot am besten kann – nämlich Schaden ins Gesicht schießen:


3 Nykthos, Shrine to Nyx
8 Mountain
4 Temple Garden
2 Temple of Plenty
4 Temple of Abandon
4 Stomping Ground

2 Purphoros, God of the Forge
4 Domri Rade
1 Setessan Tactics


4 Burning-Tree Emissary
4 Boros Reckoner
4 Fanatic of Mogis
4 Stormbreath Dragon
2 Ghor-Clan Rampager
2 Hornet Nest
4 Zhur-Taa Druid
4 Frostburn Weird


Hiermit hat man gleich nur noch drei tote Karten gegen echte Kontrolle und selbst diese Hornissennester sehen zumindest immer so ein bisschen gefährlich aus. Offensichtlich arbeiten sie nämlich extrem gut mit Domri Rade zusammen und auch in Kombination mit Purphoros wurde schon manche Offensive lahmeglegt. Das ist auch der Grund für einmal Setessan Tactics. Die übernimmt so ein wenig die Rolle des fünften (Domri) Rades am Wagen und ist gleichzeitig unsere Absicherung gegen Master of Waves. Ihr könnt Euch vermutlich denken, dass entsprechend nach dem Sideboarden weitere Kopien mitspielen dürfen.

Das andere möglicherweise erklärungsbedürftige Feature sind die grün-weißen Länder, die aber einfach eine Notwendigkeit fürs Ausspielen von Boros Reckoner darstellen. Ansonsten habe ich mich auf alles konzentriert, was Schaden schießt. Deswegen auch Zhur-Taa Druid statt Sylvan Caryatid. Dieser Schaden addiert sich durchaus auf und ehe der Gegner es merkt, ist er auch schon tot.

Zum Abschluss gibt es dann noch eine weitere Liste mit Generator Servant, die obendrein mit dem Hastethema spielt. Im Detail ist vermutlich noch zu arbeiten, insbesondere bei der Länderauswahl, aber glaubt mir, das Deck ist eine wahre Freude …


4 Llanowar Wastes
2 Mountain
2 Forest
2 Blood Crypt
4 Temple of Abandon
4 Overgrown Tomb
4 Stomping Ground
1 Mana Confluence

4 Domri Rade
3 Mizzium Mortars
2 Hammer of Purphoros
1 Xenagos, God of Revels


4 Elvish Mystic
2 Scavenging Ooze
4 Genesis Hydra
4 Kalonian Hydra
3 Exava, Rakdos Blood Witch
4 Generator Servant
4 Sylvan Caryatid
2 Polukranos, World Eater


Also, haut rein – bis zur nächsten Woche!

Der MiDi




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