miraclegames.de
Standard
Helden der Nacht
von Michael Diezel
17.04.2014

Nach dem eher überschaubaren Einfluss von Born of the Gods aufs Standardformat deuten die bisher gespoilten Karten der Journey into Nyx darauf hin, dass die letzte Edition des Theros-Blocks einen würdigen Abschluss bilden wird. Von den Göttern sind gleich mehrere interessant, gleichzeitig aber so splashy, dass sie in den kommenden Tagen in gefühlt 134 Decklisten auftauchen werden. Für mich deutlich spannender ist hingegen das Vervollständigen der bekannten Keywords Heroic und Bestow, die beide förmlich danach schreien, dass man ein synergetisches Deck um sie herum baut.


Bisher fehlte immer noch irgendwie ein Puzzleteil, aber schon jetzt habe ich Hoffnung, dass dies in wenigen Wochen anders sein wird. Hauptsächliche Quelle meines Optimismus ist eine an sich wenig aufregende Kuh:


Meine erste Überlegung, als ich den sah: Warum ist der eigentlich kein Zombie-Minotaurus? Hat bestimmt Storygründe, aber rein vom Bild her sieht er schon reichlich tot aus. Meine zweite Überlegung: Der einhörnige Stier ist als 1-Mana-Kreatur mit Power 2 sehr fair ausgepreist und bringt zusätzlich anständige Bestowwerte mit. Lasst euch dabei nicht von dem „kann nicht blocken“ abschrecken. Wenn man 2/1-Kreaturen spielt, blockt man normalerweise eh nur in den Spielen, die man sowieso verliert.

Gnarled Scarhide ist somit eine sehr aggressive Kreatur, die mit ihrer Göttergabefähigkeit optimal in ein offensives Deck passt, welches besonderen Nutzen aus jener zieht. Letzteres wären zum Beispiel Heroic-Trigger oder aber auch positive Enchantmentinteraktionen. Beides erhalten wir am ehesten, wenn wir Schwarz mit Weiß kombinieren.


Allerdings stehen wir dadurch vor einem Problem, das uns schon seit Beginn des Blocks begleitet: Aggressive Decks bekommen ihr farbiges Mana nicht sicher genug zusammen beziehungsweise müssen für diese Stabilität zu viel Tempo aufgeben. Der Grund dafür ist ganz einfach, dass die blockinternen Doppelländer – also sämtliche Tempel – getappt ins Spiel kommen. Dank Scry sind sie zwar trotzdem superstark, aber eben eher für langsamere bis superlangsame Decks geeignet.

Wenn man bislang ein aggressives, zweifarbiges Deck bauen wollte, sah die Manabasis also gern folgendermaßen aus:

4 Ravnica-Duals
4 Tempel
3 Guildgates
6 Standardland #1
6 Standardland #2

Ja, das sind 17 Quellen pro Farbe und damit eine ganze Menge. Allerdings kommen bloß zehn davon im ersten Zug enttappt ins Spiel, was die Möglichkeiten direkt massiv einschränkt. Soldier of the Pantheon/Experiment One/Rakdos Cackler sind nur drei der besseren Dudes für ein Mana, die man gern zusammen in einem Deck spielen würde, es aber aus diesem Grund nicht so richtig kann. Das Ergebnis: Qualitäts- beziehungsweise Stabilitätsverlust, je nachdem, ob man das ignoriert oder nach Alternativen sucht. Hinzu kommt, dass sehr viele Karten recht anspruchsvoll in ihren farbigen Kosten sind. Gut für Devotion, schlecht für die Manabasis.

Doch all das findet nun etwas Abhilfe und zwar bei:


Dieses in jeder Hinsicht ausgesprochen bunte Land dürfte in der Praxis die wichtigste Unterstützung für aggressive Strategien sein. Als jemand, der schon zu Zeiten der Messingstadt eifrig am Spielen war, weiß ich aber, dass der negative Effekt des Leben-bezahlen-Müssens nicht so ohne ist. Gerade mit zwei Exemplaren auf einer Starthand macht man ganz gut Druck, allerdings hauptsächlich sich selbst. Deswegen dürfte das volle Playset auf die Decks beschränkt bleiben, die das entweder aushalten oder entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen.

Doch zurück zu unserem schwarz-weißen Heroic-Bestow-Deck, welches aktuell aus vier Gnarled Scarhides besteht. Die wichtigste Karte darin dürfte allerdings weiterhin Hero of Iroas sein, einfach, weil er beide Aspekte in sich vereint. Ebenfalls sehr stark um Plätze bemühen sich die anderen starken Bestowkreaturen in dieser Farbkombination, als da wären: Spiteful Returned, Herald of Torment, Nighthowler, Eidolon of Countless Battles und Sightless Brawler.


Beim jungen Mann mit dem üblen Sonnenbrand bin ich mir aber noch längst nicht so sicher, wie stark der in diesem Deck wirklich ist, was hauptsächlich an der Antisynergie zwischen dem, wie Bestow funktioniert (einen einzelnen Mann aufpumpen), und seinem Nachteil (benötigt einen weiteren Mann) liegt. Viel spannender finde ich da schon den Unterwelt-Münzschmied.

Am Ende werden sich im Deck jede Menge Verzauberungen befinden und so kommen langsam aber sicher doch einige Lebenspunkte zusammen. Die können wir auch gut gebrauchen, nicht nur für gegnerische Angriffe, sondern auch beim Spiel mit Mana Confluence, Herald of Torment, Thoughtseize und Orzhov Charm. Die beiden letztgenannten Karten sind jeweils ausgesprochen flexible Antworten auf die Pläne der Gegner und sollten uns genug Zeit verschaffen, das zu machen, was wir eben so machen wollen.

Ebenfalls aus diesem Grund besonders wertgeschätzt werden daher Tormented Hero und Soldier of the Pantheon. Beide sind natürlich auch beachtliche Offensivkräfte, was uns nur Recht sein kann. Fassen wir zusammen:


4 Eidolon of Countless Battles
4 Tormented Hero
4 Herald of Torment
4 Hero of Iroas
2 Soldier of the Pantheon
4 Spiteful Returned
2 Underworld Coinsmith
4 Gnarled Scarhide


4 Orzhov Charm
1 Spear of Heliod
4 Thoughtseize

4 Godless Shrine
6 Plains
6 Swamp
4 Temple of Silence
3 Mana Confluence


Das sieht doch schon ziemlich mächtig aus. Auf Nighthowler habe ich schweren Herzens verzichtet, weil das Deck jetzt so offensiv ist, dass ich keine situativen Karten spielen will. Gleichzeitig ist die Stärke der einzelnen Karten aber so hoch, dass ich die daraus entstehende Flexibilität höher bewerte als eine noch weitere Fokussierung auf Heroic/Bestow-Synergien in Form von Favored Hoplite und Konsorten. Die einzige Karte, die ich dann noch ins Deck quetschen würde, ist Mutavault. Inwiefern Mana Confluence das auffängt, wird aber erst die Praxis noch zeigen müssen.


Aber die Gilde Orzhov hat ja nicht nur (Zombie-)Minotauren und Geldschmiede hinzugewonnen, sondern endlich auch einen ganz eigenen Gott.


Die Spielbarkeit von 3-Mana-Göttern ist außergewöhnlich hoch und so verdient der Sensenmann ebenfalls einen zweiten Blick. Und tatsächlich hat er einiges zu bieten, offensichtlich besonders in einem kreaturenbasierten Deck, möglichst mit Opfereffekten.

Dafür sehe ich gleich zwei Ansätze: BW-Humans um Xathrid Necromancer und BGW-Junk-Aristocrats.

Das Menschendeck dürfte dabei ein mehr oder weniger offensichtliches BW-Aggro werden, wobei schon geplant ist, Athreos über kurz oder lang zum Leben zu erwecken. In einem solchen Deck würde der Gott eher als Valuekarte, denn als eigenständiger Plan angesehen werden:


4 Cartel Aristocrat
4 Precinct Captain
4 Soldier of the Pantheon
3 Xathrid Necromancer
2 Brimaz, King of Oreskos
3 Athreos, God of Passage
2 Desecration Demon
3 Ghost Council of Orzhova


3 Orzhov Carm
1 Spear of Heliod
4 Thoughtseize
2 Whip of Erebos

3 Mutavault
2 Mana Confluence
4 Godless Shrine
4 Temple of Silence
6 Plains
6 Swamp


Das Junk-Aristokraten-Deck wird mich derweil bestimmt noch einige Tage beschäftigen, weil das im Detail richtig Arbeit macht. Ansatzpunkt ist natürlich dieses etwas ältere Modell:


4 Blood Artist
4 Cartel Aristocrat
4 Doomed Traveler
1 Obzedat, Ghost Council
3 Skirsdag High Priest
2 Varolz, the Scar-Striped
4 Voice of Resurgence
2 Young Wolf

4 Lingering Souls
4 Tragic Slip


2 Gavony Township
4 Godless Shrine
4 Isolated Chapel
3 Overgrown Tomb
3 Sunpetal Grove
1 Swamp
4 Temple Garden
4 Woodland Cemetery

Sideboard:

3 Abrupt Decay
2 Appetite for Brains
4 Deathrite Shaman
2 Duress
1 Obzedat, Ghost Council
1 Sin Collector
2 Smite


Leider fehlen jede Menge der relevanten Karten, in ungefähr der Reihenfolge: Blood Artist, Skirsdag High Priest und Lingering Souls. Dafür gibt es jedoch Athreos und seinen Bruder Pharika:


Beiden ist gemein, dass ihre Fähigkeit sehr speziell ist und man sie darüber hinaus unbedingt als Kreatur aktiv bekommen will und recht einfach auch kann. Obzedat, Ghost Council ist aus diesem Grund im Menschendeck schon dreimal dabei und Pharika könnte beispielsweise problemlos von Jarad, Golgari Lich Lord nahezu sämtliche noch benötigte Devotion erhalten.

Wie gesagt, das Potenzial ist also auf jeden Fall vorhanden, die Synergien irgendwo auch, aber die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass ich euch heute noch eine weitere Deckliste erspare. Wichtige Optionen als Ergänzung zu den schon genannten wären unter anderem Varolz, the Scar-Striped, Voice of Resurgence, Korozda Guildmage, aber auch friedhofsrelevante Karten wie Satyr Wayfinder oder Grisly Salvage.

Vermutlich ist es auch zu gierig, alles zusammen in ein Deck werfen zu wollen. Effektiver dürfte es sein, einfach zwei oder drei aus den verschiedenen Ansätzen zu machen. Doch dazu ein anderes Mal mehr.


Für den Abschluss heute noch kurz ein paar Karten aus Journey into Nyx, über die ich zumindest beim Bau des Sideboards für eines der beiden Decks nachdenken würde:

Aegis of the Gods: Ja, ich habe ein Trauma, da ich auf Magic Online gefühlt zwei Drittel aller Spiele gegen das Branddeck ranmuss.


Nyx-Fleece Ram: Dito. Und zudem: Määäh!

Master of the Feast: Der ist schon eine gewaltige Ansage. Die Decks, die ihn nicht einfach wegbekommen, dürften auch kaum Nutzen aus den Extrakarten ziehen. Die anderen jedoch …


Ach ja, eine Karte hatte ich im letztwöchentlichen Artikel ganz vergessen und bin jetzt bei der Suche nach weißen Kreaturen wieder auf sie aufmerksam geworden: Keening Apparition. Demnächst in dem einen oder anderen Maindeck.

Frohe Ostern!
Der MiDi




Kommentiert
.in unserem Forum

[ drucken ]

Weitere Artikel/Berichte von Michael Diezel

[23.07.2016]Der Mondmann
[02.06.2016]Grumpy Old Men
[26.05.2016]L.E. Crash #5
[12.05.2016]Das Glashaus
[05.05.2016]Apollo 13


miraclegames.de
 
 
zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite