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Limited
Bunte Hunde beißen nicht
von Tobias "TobiH" Henke
15.12.2008

Heute beschäftige ich mich mit dem aktuellen Limitedformat, insbesondere mit Mana-Basen, -Vettern und anderen Verwandten. (Und mitnichten... werde ich darauf verzichten, weitere schlechte Wortwitze unterzubringen.)

Forscher haben herausgefunden...

...dass Menschen die allermeisten Entscheidungen spontan ihrem Gefühl nach treffen und dass das, was sie für ihre Vernunft halten, eigentlich nur damit beschäftigt ist, diese im Nachhinein zu rechtfertigen. Durchaus auch in Bezug auf Magic eine ausgesprochen interessante Erkenntnis! Und wahrscheinlich mit dafür verantwortlich, dass unsereiner immer noch so verdammt dämliche Fehler macht.

Die dämlichsten Fehler, die mir in jüngerer Vergangenheit begegnet sind (und die ich beinah selbst fabriziert habe), spielen sich allesamt im Bereich suboptimaler Manabasen ab. Und darum bzw. um eine recht einfache Methode, ebensolche zu vermeiden, soll es heute gehen. Also, aufgepasst! – was jetzt folgt, ist echte Tech. (Zumindest demnach zu urteilen, wie wenig Leute auf die Art vorgehen.)

Zettel of Pros

Das Stichwort hier lautet: Visualisierung.

Allein schon gesunder Menschenverstand besagt, dass man einfach nicht umhinkommt, eine schlechte Entscheidung als solche anzuerkennen, wenn man schwarz auf weiß vor sich sieht, was man da eigentlich gerade gemacht hat. Dabei ist es relativ schnuppe, welche Form der Visualisierung man genau verwendet – Hauptsache überhaupt irgendeine!

Nichtsdestotrotz habe ich einen Favoriten: Zettel und Stift. Diese beiden Komponenten bringt man so miteinander in Kontakt, dass eine Tabelle mit drei Spalten entsteht.

Die erste Spalte enthält von oben nach unten die fünf bedeutungsschweren Buchstaben W, U, B, R, G. Und bereits hier gibt es die erste mögliche Fehlerquelle: Möglicherweise denkt ihr, ihr hättet sowieso ein dreifarbiges Deck gedraftet und bräuchtet zwei der Buchstaben nicht. Meistens stimmt das auch, das macht es aber nur umso leichter, die seltenen andersgelegenen Fälle zu übersehen!

In die zweite Spalte trage ich die Anzahl aller potenziellen Manaquellen ein. Potenziell, d.h. inklusive aller Panoramen! (Eine weitere – ebenfalls potenzielle – Fehlerquelle.)

Die dritte Spalte enthält folgerichtig die Anzahlen aller Zaubersprüche der jeweiligen Farben.

Im Idealfall sollte diese Tabelle bei einem gegebenen Deck die jeweils nebeneinanderstehenden Zahlen in Einklang zeigen. So sollten nach Möglichkeit die kleinsten Zahlen in der Spell-Spalte von den korrespondierenden Zahlen der Quell-Spalte leicht überboten werden, während den größten Zahlen in der Spell-Spalte durchaus kleinere Zahlen gegenüberstehen dürfen. (Also, zwei gesplashte Karten sollten auf mindestens drei Quellen zurückgreifen können, während eine Hauptfarbe mit zehn Sprüchen von acht Quellen gut bedient wird usw.)

Wie man eine solide Manabasis bastelt – nun, dabei hilft euch diese Visualisierung nur äußerst bedingt. Was sie aber liefert, das ist eine Art Reality Check, eine simple Option zu überprüfen, wo ggf. die Schwachstellen eurer Manabasis liegen.

Und was habe ich da in letzter Zeit an Unsinn gesehen! Zweitfarben, die mit vier Quellen abgedeckt werden sollten, fünf gesplashte Karten mit zwei Quellen, aber z.B. auch eine Hauptfarbe mit 13 Quellen für 15 Spells... Alles von Spielern, die keineswegs zu blöd sind, um solches als falsch anzuerkennen, die sich aber einfach nicht die Mühe gemacht hatten, ebendieses zu visualisieren.

Letzteres hätte ich übrigens selbst um ein Haar verbockt. Es handelte sich dabei um ein hauptsächlich schwarzes Unearth-Deck mit Mini-Splashes für Blau und Rot. (Ja, es war ein gutes Deck.) Zweimal Grixis Panorama und eine Crumbling Necropolis waren dabei und so kam es, dass ich kurzerhand geschaut hatte, wie viele Inseln und Gebirge ich denn wohl bräuchte, um diese beiden Farben ausreichend abzudecken, und den Rest mit Sümpfen auffüllen wollte. (Diese Vorgehensweise ist ein sogenannter „Gehirnfurz“, der mir zu eigen ist – ihr werdet andere haben.) Wenn ich nicht doch noch Zettel und Stift ausgepackt hätte, wär's mir vermutlich gar nicht aufgefallen – aber was zum Kuckuck will man bitteschön mit DREIZEHN Quellen? Je ein weiteres Gebirge und eine Insel waren zwar ebenfalls nicht dringend benötigt – aber immer noch wesentlich dringender als Sumpf Nummer 9 und 10.

Ein kleiner Einschub...

...dazu, was man beim Konstruieren einer Manabasis eigentlich alles berücksichtigen müsste:

Dass Panoramen keine XYZ-Manaquellen, sondern „X oder Y oder Z“-Manaquellen sind und dass selbst ein Obelisk of Bant nicht sowohl das weiße als auch grüne Mana für Bant Charm zur Verfügung stellen kann und dass beispielsweise zwei Exemplare von Infest nach Extra-Sümpfen verlangen. Ebenso wann man was spielen können will, darf nicht unbeachtet bleiben! Besonders 2-Drops, umso mehr zweifarbige, verlangen der Manabasis Zugeständnisse ab. Aktivierungskosten schlagen gleich in zweierlei Hinsicht zu Buche: einmal, sie überhaupt bezahlen zu können, dazu aber noch, dass man sie vielleicht bezahlen können möchte, während man im selben Zug einen Zauberspruch derselben Farbe spielt.

Alternativverwendungsmöglichkeiten in Form von farblosen Cycling- oder Morph-Kosten sowie Abwerf-Optionen (Spellshaper, Merfolk Looter etc.) spielen ebenfalls mit hinein. In die entgegengesetzte Richtung gehen optionale Zusatzkosten: Kicker, oder das „Super-Cycling“ von Resounding Silence & Co. Außerdem ganz wichtig: abhängige Manaquellen! – wenn ich mein Rot und Weiß über zwei Druid of the Anima fixe, können Wälder etwas Übergewicht zulegen. Gleiches gilt für indirektes Fixing durch Kartenzieher: Zwei Courier's Capsule können ggf. (zusammen mit anderen Faktoren) den Ausschlag für ein Inselchen mehr geben.

Selbst die relative Stärke der einzelnen Karten müsste eigentlich in die Entscheidungen mit einfließen. Ginge man z.B. davon aus, dass ein Spiel, in dem man mit Akrasan Squire und Sigiled Paladin startet, gar nicht mehr verloren werden könne, dann könnte das zu einer weiteren Ebene führen. Gewissermaßen umgekehrt läuft's bei Wild Nacatl oder Nightmare oder Tribal Flames, deren Stärke direkt von der Landverteilung beeinflusst wird.

Ihr seht schon, in der Feinabstimmung liegt der Hund begraben. All diese Faktoren zerren quasi in verschiedene Richtungen, nehmen Einfluss auf andere Faktoren, kombinieren und bedingen sich – teilweise gegenseitig oder gar einmal im Kreis! Und das ist noch längst nicht alles. (Mir fällt spontan bloß nichts mehr ein – dafür aber Wizards of the Coast demnächst bestimmt wieder.)

Man stößt unweigerlich an die Grenzen dessen, was man ausrechnen kann. Magic wird in diesem Bereich dermaßen komplex, da bleibt nichts anderes, als weitestgehend intuitiv zu entscheiden. (Womit wir wieder bei den Forschern wären.) Manabasen zu konstruieren, ist keine exakte Wissenschaft und deshalb geht es darum in diesem Artikel auch bloß am Rande. Einschub Ende.

Variabel...

...ist jedoch nicht nur die Landverteilung. Und ob ihr's glaubt oder nicht, bloß darauf wollte ich hinaus, als ich obige drei Seiten lange Einleitung geschrieben habe.

Jedenfalls gibt es ebenso das Szenario, in dem man nicht anpassen sollte, welche Manasymbole unten in der Textbox der Länder stehen, sondern welche oben rechts am Rand der Spells stehen. Nicht nur die Zaubersprüche, die man gedraftet hat, bedingen, welche Länder man ins Deck steckt – auch die Länder bedingen die Spell-Auswahl! Im aktuellen Limitedformat sogar ganz besonders oft.

Findet den Fehler!

7 Plains
6 Forest
3 Mountain
1 Jungle Shrine
1 Savage Lands

1 Obelisk of Jund
1 Druid of the Anima

1 Wild Nacatl
3 Steward of Valeron
1 Sighted-Caste Sorcerer
1 Sunseed Nurturer
1 Woolly Thoctar
1 Mayael the Anima
1 Drumhunter
1 Skullmulcher
1 Rakeclaw Gargantuan
1 Mosstodon
1 Bull Cerodon
1 Cavern Thoctar
2 Rockcaster Platoon
1 Jungle Weaver

1 Naya Charm
1 Soul's Fire
1 Angelsong


2 Soul's Grace
2 Tortoise Formation
1 Sphinx's Herald
1 Dawnray Archer
2 Resounding Scream
1 Viscera Dragger
1 Onyx Goblet
2 Lush Growth
2 Soul's Might
2 Godtoucher
1 Naturalize
1 Sangrite Surge

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Doch, wirklich! In dieser Deckliste steckt ein eindeutiger Fehler, ein ganz blöder noch dazu. Und wie findet man den, insbesondere wenn einen niemand – so wie hier – extra darauf aufmerksam macht? Tja, Zettel raus und aufschreiben!

Quellen: Spells:
8 (+ Druid of the Anima) 13
2 0
6 (+ Druid of the Anima) 6
9 14

Warum ich Schwarz mit angegeben habe, sollte nach so viel Vorrede doch eigentlich klar sein. Habt ihr den Fehler mittlerweile gefunden...?

Nun, ich muss auch gestehen, dass ich dafür zunächst völlig blind war. Im Maindeck fehl am Platz ist nämlich Angelsong. Gerade mit diesem Deck werde ich die Karte in 95% aller Fälle cyclen – im frühen Spiel will ich eher meine eigene Entwicklung durch die Extrakarte voranbringen und lohnen tut sich Fog da sowieso nicht; im späteren Spiel hingegen bin ich voraussichtlich zu sehr damit beschäftigt, übergewichtige Kreaturen zu beschwören, als dass ich da Mana, egal ob fürs Cyclen oder Spielen, übrig hätte. Und wenn nicht, dann habe ich sowieso ein riesengroßes Problem... vermutlich sogar eines, dass ich wiederum eher durch eine Extrakarte als durch einmaligen Nebel in den Griff bekomme. Das hier ist einfach nicht jenes Race-Deck, welches mit einem Angelsong viel anzufangen weiß.

Andererseits habe ich eine bedenkliche Lücke im 4-Mana-Bereich. Und: ohne darauf besonderen Wert gelegt zu haben, ja im Grunde sogar, ohne es zu bemerken, habe ich mir zwei schwarze Manaquellen eingefangen. Warum also nicht nutzen, was man ohnehin an Ressourcen herumliegen hat? Warum nicht Viscera Dragger statt Angelsong? Die Rechnung ist denkbar einfach: Ausschließlich in den fünf Prozent, in denen ich Angelsong ausspiele, hat er überhaupt die Möglichkeit, besser zu sein als Viscera Dragger. (Selbst dann stellt sich allerdings die Frage, ob ich einen Fog-Effekt denn nötig gehabt hätte, wenn ich stattdessen den Zombie gezogen hätte.) In allen anderen Fällen ist der Dragger wenigstens genauso gut. Und wann immer ich schwarzes Mana zur Verfügung habe, den Angelsong aber eh nur gecyclet hätte, ist Viscera Dragger sogar garantiert besser. Das passiert deutlich öfter, als dass ich Angelsong spiele, und damit ist es bewiesen: Der Zombie ist die richtige Wahl.

Zugegeben, das war ein extrem simples und beschränktes Beispiel. Dassselbe Prinzip lässt sich allerdings ebenso gut in weit größerem Maßstab anwenden...

Und nun zum Wettern

Andreas Pischner hat mal wieder gewettert. In seinem Blog. Gegen 5-Color-Control.

Hellkite Overlord und Kiss of the Amesha im selben Deck – diese Lotterie tut sich niemand, der seine Spiele mit Skill statt Luck gewinnen will, an!“

„Ich kann mir aber keinen realistischen Pool vorstellen, in dem es sinnvoll ist, hier bis zur fünften Farbe zu gehen! Da benutze ich mein Manafixing doch lieber, um meine Hauptfarbensprüche zu stabilisieren.“


Jene Aussagen waren der ursprüngliche Auslöser für diesen Artikel und ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass ich entschieden widerspreche. In Wahrheit lege ich im Folgenden sogar noch einen drauf! Also, nehmen wir einfach mal an, wir hätten folgende Karten gedraftet:

2 Agony Warp
1 Branching Bolt
1 Cruel Ultimatum
1 Hellkite Overlord
1 Jund Charm
2 Kederekt Creeper
1 Kiss of the Amesha

1 Arcane Sanctum
1 Jund Panorama
2 Grixis Panorama
1 Naya Panorama
1 Obelisk of Bant
1 Obelisk of Jund

1 Angel's Herald
1 Gustrider Exuberant
1 Marble Chalice
1 Resounding Silence
1 Soul's Grace


2 Cancel
1 Coma Veil
1 Courier's Capsule
1 Jhessian Lookout
1 Spell Snip
2 Vectis Silencers

1 Blister Beetle
1 Dreg Reaver
1 Grixis Battlemage
1 Undead Leotau

2 Bloodpyre Elemental
1 Resounding Thunder
1 Ridge Rannet
1 Viashino Skeleton

1 Behemoth's Herald
2 Lush Growth
1 Mighty Emergence




Zwar könnte man fragen, warum zum Geier wir so gedraftet haben, aber selbst unter der Annahme, dass das Kind hiermit tatsächlich bereits in den Brunnen gefallen ist (ist es nicht) – wie holen wir es wieder heraus?

Da gäbe es zum einen die Möglichkeit, ein dreifarbiges Deck zu bauen:


1 Arcane Sanctum
2 Grixis Panorama
1 Jund Panorama
4 Mountain
4 Swamp
6 Island
1 Obelisk of Jund

1 Blister Beetle
1 Jhessian Lookout
1 Grixis Battlemage
2 Vectis Silencers
2 Kederekt Creeper
1 Dreg Reaver
2 Bloodpyre Elemental
1 Undead Leotau
1 Ridge Rannet

2 Cancel
1 Coma Veil
1 Courier's Capsule
1 Spell Snip
2 Agony Warp
1 Resounding Thunder
1 Cruel Ultimatum


1 0
9 13
9 9
8 7
2 0

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Eine unglaublich solide Manabasis, aber ein unglaublich schlechtes Deck voller Füller. (Neun schwarze Quellen sind hauptsächlich durch Cruel Ultimatum motiviert, was zugleich die einzige Chance auf Sieg darstellt.) Und die zwei ungenutzten Manaquellen für Grün sind natürlich nur die halbe Wahrheit. Im Sideboard befinden sich zusätzlich noch ein Panorama und ein Obelisk, für die das dreifarbige Deck keine Verwendung hat. Zudem bietet Grün mit Hellkite Overlord, Jund Charm und Branching Bolt perfekt passende Late-Game-Power. Hier nicht zu splashen, wäre hochgradig idiotisch. Jetzt also dasselbe in Grün:


4 Swamp
4 Mountain
4 Island
1 Forest
1 Arcane Sanctum
1 Jund Panorama
2 Grixis Panorama
1 Naya Panorama
1 Obelisk of Jund
1 Obelisk of Bant

1 Blister Beetle
1 Jhessian Lookout
1 Grixis Battlemage
2 Kederekt Creeper
1 Dreg Reaver
2 Bloodpyre Elemental
1 Undead Leotau
1 Ridge Rannet
1 Hellkite Overlord

1 Branching Bolt
1 Jund Charm
1 Cruel Ultimatum
1 Resounding Thunder
1 Coma Veil
1 Spell Snip
1 Courier's Capsule
2 Agony Warp


3 0
8 9
9 11
9 10
5 3


Diese und weitere Karten gibt's bei:


Seht ihr, was passiert ist? Die Manabasis hat nichts eingebüßt. Klar, Rot und Schwarz sind miniminimal weniger abgedeckt, aber dafür wird's mit dem Grün niemals Probleme geben und beispielsweise bei Blau ist die Abdeckung gar von neun Dreizehntel auf acht Neuntel gestiegen. Das Wichtigste aber: Mehr als ein Wald ist nicht drin, das heißt, mit Cruel Ultimatum bekommen wir ebenfalls keine nennenswerten Schwierigkeiten! (Oder in Zahlen ausgedrückt: vorher hatten wir eine Verteilung von U/B/R-Mana von 9/9/8, jetzt von 8/9/9. Das tut sich nichts.)

Dabei würde ich es aber noch nicht belassen. Stören euch nicht auch die drei (z.T. potenziellen) weißen Manaquellen, die obiges Deck enthält, ohne Verwendung dafür zu haben? Das ist reine Verschwendung und muss absolut nicht sein!


4 Swamp
4 Mountain
4 Island
1 Forest
1 Plains
1 Arcane Sanctum
1 Jund Panorama
2 Grixis Panorama
1 Naya Panorama
1 Obelisk of Jund
1 Obelisk of Bant

1 Blister Beetle
1 Grixis Battlemage
2 Kederekt Creeper
1 Dreg Reaver
2 Bloodpyre Elemental
1 Undead Leotau
1 Ridge Rannet
1 Hellkite Overlord

1 Branching Bolt
1 Jund Charm
1 Cruel Ultimatum
1 Resounding Thunder
1 Courier's Capsule
2 Agony Warp
1 Kiss of the Amesha
1 Resounding Silence


4 2
8 7
9 11
9 10
5 3


Diese und weitere Karten gibt's bei:


Das ist das Deck, was ich bauen würde, und ich hätte keinerlei Bedenken, damit einen Draft zu bestreiten. (Na gut, Sorgen um einen schnellen Beatdown-Start des Gegners würde ich mir schon machen, aber eben nicht mehr als bei jedem anderen langsamen Deck auch.) Immerhin ist hier keine Karte mehr drin, die ich ungern spiele.
Ob man die Colorfixer voll ausnutzt oder nicht – man bezahlt in jedem Fall denselben Preis!

Worum es mir jedoch in erster Linie ging, das war zu zeigen, dass es in diesem Format nicht unbedingt an den gedrafteten Spells liegt, wenn aus einem vierfarbigen Deck ein fünffarbiges wird, sondern dass die Natur der Dreierlei-Colorfixer diese Entwicklung begünstigt – im Grunde, dass sie einen sehr oft geradezu zwingt, eine weitere Farbe aufzunehmen. Ansonsten läge viel zu viel potenzielles Fixing brach, und zwar Fixing, für das man so oder so den vollen Preis (in Form von Obelisken und Panorama-Aktivierungen) zahlt.

(Außerdem wollte ich natürlich ein Deck basteln, dass legitimerweise nicht nur Hellkite Overlord und Kiss of the Amesha, sondern zusätzlich noch Cruel Ultimatum enthält. Abgesehen von diesen „Vorgaben“ dürfte dieser Draftpool übrigens kaum unrealistisch sein. Gerüchterweise hörte man schließlich schon davon, dass ein Drafter manchmal sogar zwei Uncommon-Länder abbekommen könne...)

Aber Folgendes muss klar sein: Wenn man es sich aussuchen kann, dann draftet man selbstverständlich lieber so etwas. Da man es sich aber eben nicht immer aussuchen kann, sollte man zumindest anerkennen, dass 5-Color-Control ungefähr der beste Plan B der Welt ist.

Ein Haus, ein kunterbuntes Kartenhaus

Zum Abschluss noch ein paar Anekdoten vom Pro Tour Qualifier in Dortmund. Normalerweise meide ich ja Sealed Deck wie die Pest. (Das hat noch eine Pointe.) Den Ruhrgebiets-PTQ konnte ich mir allerdings keinesfalls entgehen lassen.

Das hier war in ca. der Hälfte aller Spiele mein Deck. (Grob aufgelistet in Reihenfolge eines Farbverlaufs.)


5 Island
3 Swamp
2 Mountain
2 Plains
2 Forest
2 Crumbling Necropolis
1 Grixis Panorama
1 Obelisk of Naya

1 Jhessian Lookout
2 Kathari Screecher
1 Dawnray Archer
1 Fatestitcher
1 Cloudheath Drake
2 Agony Warp
1 Dregscape Zombie
1 Viscera Dragger
1 Dreg Reaver
1 Undead Leotau
1 Magma Spray
2 Resounding Thunder
1 Soul's Fire
1 Bloodpyre Elemental
1 Branching Bolt
1 Cavern Thoctar
1 Bant Charm
1 Resounding Silence
1 Oblivion Ring

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Die Kartenqualität war trotz einigen Füllern okay (so dachte ich zumindest anfangs) und die Manabasis hätte zwar bedeutend besser sein können, bereitete aber kaum Probleme. Aufgeschlüsselt sieht Letztere so aus:

Quellen: Spells:
3 3
8 9
6 6
6 6
3 3

Überraschend solide, nicht wahr? Insbesondere die Hauptfarbe meiner Kreaturen (ironischerweise Blau) war mit acht Quellen hervorragend gefixt und nicht einmal der Doppel-Splash für Bant Charm machte sich unangenehm bemerkbar, obwohl die beiden Splashes die Anforderungen für Draftdeck-Manabasen (mehr Quellen als Spells) unterschreiten – aber das ist eben Sealed. Dawnray Archer, Jhessian Lookout und Soul's Fire würden meine schwächsten Karten sein, das war von Anfang an klar, aber immerhin hatte ich einen Plan: Ich wollte mit meinen blauen und schwarzen Kreaturen, vor allem den Fliegern, Beatdown machen und mir mit Removal wahlweise den Weg freischießen und/oder Angreifer vom Hals halten. Dass ich davon so verdammt viel hatte, schien mir nur von Vorteil zu sein. Unbekümmert und frohen Mutes merkte ich nicht, dass irgendwo im Hintergrund bereits die Alarmsirenen schrillten. Dann in Runde 3 traf mich endlich die Erkenntnis... wie ein Schnellzug mit Verspätung.

Sealed ungleich Draft!

Das mag jetzt zwar reichlich banal klingen, aber da ich bisher erst einmal Sealed, dafür jedoch bereits eine zweistellige Anzahl Drafts gespielt hatte, waren mir die Unterschiede keineswegs geläufig. Als da wären: Hier hat einfach jeder so viel Removal. (Oder wenn nicht, dann zumindest genug, um mit meiner mickrigen Offensive fertigzuwerden, selbst wenn ich jeden einzelnen Blocker wegbrutzele.) Zu allem Überfluss sind geschätzte 90% der Decks rot und ähnlich viele enthalten Vithian Stinger. Unter dieser Voraussetzung sind Jhessian Lookout und Dawnray Archer auf einmal nicht mehr nur meine schwächsten, sondern schlicht tote Karten. Morituri te salutant, fürwahr!

Während meine Kreaturen also starben wie die Fliegen (im Grunde noch schneller – selbst Eintagsfliegen halten doch zumindest einen verfluchten Tag, oder nicht?) und während meine Offensive ein ums andere Mal versandete (in den Worten des unvergleichlichen Zap Brannigan: „Hört auf zu explodieren, ihr Feiglinge!“), da reifte unter tatkräftiger Unterstützung einiger Mitspieler ein gewagter Umbau-Plan, den ich fortan nach jedem ersten Spiel in die Tat umsetzen würde:

Moment mal, werdet ihr euch jetzt sicherlich denken, drei einfarbige Karten gehen raus und drei Goldkarten kommen rein? Was macht das denn bloß mit der Manabasis?!

Wisst ihr was? Es macht sie besser!

Glaubt ihr nicht? Seht selbst:

Quellen: Spells
4 5
6 8
6 7
6 7
4 5

Dadurch, dass ausgerechnet zwei der billigsten blauen Karten wegfallen und im Gegenzug lediglich eine extrem teure blaue Karte dazustößt, sind sechs blaue Quellen für acht Karten (zumal für Sealed-Verhältnisse) allemal akzeptabel. Auch bei Schwarz und Rot ändert sich nichts Wesentliches. Ob sechs Quellen jetzt für sechs oder sieben Karten zuständig sind, ist unerheblich. Die entscheidenden Änderungen spielen sich beim Weiß- und beim Grün-„Splash“ ab: Klingt zugegebenermaßen widersinning, es hat sich aber herausgestellt, dass vier Quellen für fünf Spells zu haben, besser ist, als drei für drei. (Irgendwo zwischen drei und fünf liegt offenbar die Grenze, wo aus einem Splash eine Nebenfarbe wird.)

In seiner endgültigen Form wäre das Deck vermutlich sogar Top-8-tauglich gewesen. (Bei allem Gejammere muss ich nämlich einräumen, dass ich selbst mit der ursprünglichen Fassung den überwiegenden Teil aller Spiele gewonnen habe – und das, obwohl ich in jedem einzelnen Preboard-Spiel mindestens zwei der drei herauszuboardenden Spells gezogen habe.) So wurde daraus lediglich ein 5-2.

Quizfrage:
Ich habe ein Spiel gewonnen, in dem ich nur drei Spells gespielt habe. Welche waren das wohl?



Quizfrage #2:
Wie habe ich gewonnen? (Der Gegner hatte zwar keinen tollen Start, aber sehr wohl mitgespielt – dachte er wenigstens. )



Ja, so macht Magic Spaß. Zwar nicht ausschließlich so, dafür passiert so was aber ausschließlich bei 5-Color-Control.

Bis zum nächsten Mal tappt für euch weiter im Dunkeln (ganz viele verschiedene Standardländer)...

Tobi
#453




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