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Grand Prix Madrid (14.) – Teil 1
A nobody´s tale
von Gerald Leitzinger
14.08.2008

Ja, hallo erst mal!

Mein Name ist Gerald Leitzinger, ich komme aus Österreich und bin kein guter Magic-Spieler. Für alle, die jetzt noch nicht den Zurück-Button gedrückt haben und die es interessiert: Ich bin 25 Jahre alt/jung, lebe in Wien, schließe im September mein Studium ab (Lehramt Deutsch/Geschichte) und drehe seit einer kleinen Ewigkeit bunte Kärtchen nach rechts. Als ich zu spielen begonnen habe, ist gerade I.ce Age. erschienen. Selbstbeschreibung: Ein Veteran, aber ein erfolgloser. Seit Dezember spiele ich zusätzlich noch Magic Online. – jedoch ausschließlich Drafts und Sealed.

Das ist meine Geschichte vom Grand Prix Madrid – resultierend in einen 14. Platz und der erstmaligen Qualifikation für die Pro Tour. Nach gefühlt unendlich langer Zeit und sehr, sehr, sehr vielen Versuchen.
Die Vorbereitung

Ich wollte mich sehr intensiv auf diesen GP vorbereiten. Gerade, wenn ein Turnier am Release-Wochenende einer neuen Edition stattfindet, hat man mit einem hohen Trainingsaufwand den entscheidenden Vorteil. Der erste Schritt dazu waren zahlreiche Release-Sealed-Turniere auf MTGO. mit Shadowmoor. – mit durchschnittlichem Erfolg. Aber ich hatte ein Gefühl für die Geschwindigkeit des Formats entwickelt und viele Karten ausgetestet.

Beginnend mit dem Mitternachtsdraft, habe ich alle irgendwie möglichen Chancen genutzt, um mit Eventide-Karten zu spielen. Auch wenn mir klar ist, dass sich durch den zusätzlichen Booster bei den Prereleases im Vergleich zum Grand Prix einiges ändert, habe ich viele Sealed-Pools anderer Spieler nachgebaut. Dazu noch alle im Internet auffindbaren Listen – sofern vollständig. Vor dem Abflug nach Madrid dann noch einige Starter Shadowmoor. besorgt, um ein paar Sealeddecks im „richtigen Format“, das heißt mit zwei Eventide-Boostern bauen zu können.

Da dieses Format dank verspätetem Online-Release von Eventide. für manche noch interessant sein kann, hier meine gesammelten Eindrücke:

  • Nachdem ich meine 16 Stapel gemacht habe, versuche ich eine Farbe zu eliminieren, das geht in vielen Fällen recht gut. Damit kann ich die Hybriden dieser Farbe zu den einfarbigen Karten der Zweitfarbe legen und es wird deutlich übersichtlicher.

  • 18 Länder plus ein bis zwei Retrace-Spells sind optimal.

  • Falls sich ein gutes Aggrodeck bauen lässt, sollte man die Chance nutzen. Ist meiner Beobachtung nach aber sehr selten.

  • Generell ein langsames Format, trotzdem will man immer beginnen, um nicht umgekurvt zu werden.

  • Zweifarbig, manchmal mit Splash oder eine Hauptfarbe und zwei Farben dazu – das führt aber oft zu wackeliger Manabase.

  • 2/1er vermeiden, aber 1/3er kann man durchaus spielen, um den Gegner zu bremsen.

  • Der Hügelriese ist die Standardgröße, alles was dagegen gewinnt, oder zumindest nicht verliert, ist brauchbar.

  • Auch langsames Removal ist gut! Im Prinzip spielt man jedes Removal, das man hineinquetschen kann.

  • Zweifarbige Kreatur mit passender Aura ist ein echtes Problem, daher Enchantment-Removal im Maindeck oder gerne die Wisps (außer den schwarzen).

  • Das Wichtigste ist aber wohl, viele Karten generell anders zu evaluieren als im Draft. Ich würde fast so weit gehen zu behaupten, dass die beiden Format fast nichts miteinander zu tun haben. Im Draft unspielbare oder schlechte Karten können hier durchaus gut sein – etwa Safehold Duo, Woeleecher. oder Chainbreaker. Andere Karten, die man für manche Draftdecks gerne hätte, wandern in den Haufen der unspielbaren Karten, zum Beispiel Giantbaiting.

    Gedraftet habe ich auch einige Male mit dem brandneuen SSE-Format. Mit dreimal Shadowmoor. bin ich gar nicht zurecht gekommen, aber mit Eventide. hat es von Anfang an geklappt. Sollte ich den ersten Tag überstehen, war der Plan, den Draft zu „surfen“ und einfach zu beobachten, welche Karten mir weitergegeben werden. Ich hatte schon einige Archetypen ausprobiert und war von UWb-Control oder einem Aggrodeck (bevorzugt Monogrün) am meisten beeindruckt.

    Nachdem ich rund um den GP einige Tage Urlaub in Madrid eingeplant hatte, geht's am Samstagmorgen ziemlich entspannt zum Casa de Campo.
    Tag 1 – Sealed

    Was? 1.458 Spieler? Unglaublich, auch wenn man die großen Grand Prix in Europa schon gewohnt ist, sind das einfach wahnsinnig viele Leute. Neun Runden, nicht alle Spieler mit 7-2 werden es in den zweiten Tag schaffen.

    Geöffnet habe ich einen recht unfairen Haufen mit Oona, Incremental Blight. und einigen anderen starken schwarzen Karten. Das Deck meines Gegenübers, das ich überprüfen durfte, war dafür unter aller Kritik. Wenige gute Karten – diese dafür auf alle Farben und Farbkombinationen verteilt. Glücklicherweise wird zweimal nach links weitergegeben und ich erhalte folgende Karten. (Ein Freund von mir hat es übrigens geschafft, so seinen eigenen. Pool wieder zurück zu bekommen, obwohl er nicht. am Rande des Tisches saß…)

    [Da es beim letzten Mal so gut angekommen ist, hier – zur Hilfe beim Selberbauen – erneut die Farb-Sortierfunktion, was allerdings bedeutet, dass ihr euch durchklicken müsste, um den gesamten Pool zu Gesicht zu bekommen. Ein Klick auf eins der Manasymbole zeigt euch alle Karten, die ohne Mana einer anderen Farbe gespielt werden können. – TobiH]










    Ich war erstmal ziemlich sauer ob der Qualität dieses Haufens. Ein ziemlich schwacher Sealed-Pool. Nicht das, was man sich bei einem derart großen Turnier erhofft. Unter fast vollständiger Ausnutzung der 40 Minuten habe ich daraus folgendes Deck gezimmert:


    Chainbreaker
    Kithkin Zealot
    Mistmeadow Skulk
    Puresight Merrow
    Safehold Elite
    Ballynock Cohort
    Hobgoblin Dragoon
    Noggle Bandit
    Hatchet Bully
    Sootwalkers
    Mudbrawler Raiders
    Noggle Bridgebreaker
    Voracious Hatchling
    Kithkin Spellduster
    Furystoke Giant
    Woeleecher
    Morselhoarder


    Niveous Wisps
    Flame Jab
    Barkshell Blessing
    Last Breath
    Puncture Bolt
    Tower Above

    9 Mountain
    8 Plains

    Diese und weitere Karten gibt's bei:


    Wie es dazu kam: Rot war aufgrund des Furystoke Giant. und der spärlichen Removal gesetzt, Schwarz und Blau fehlt es deutlich an Qualität. Grün hat ebendiese zwar auch nicht, dafür aber einige dicke Tiere. Alle Versuche, ein dreifarbiges WGr zu bauen, scheitern. an der wackeligen Manabase. Die Entscheidung zwischen RW und GR fällt für die besseren Tricks und die gute Kurve – gegen die Klobos.

    Einen richtig schönen Fehler habe ich dafür aber noch eingebaut. An alle die sich schon gewundert haben: Ja, Tower Above. sollte nicht. im Deck sein, da hat mich wohl die Panik wegen fehlendem Removal erwischt. Ember Gale. wäre richtig gewesen, sogar Umbra Mantle oder Thoughtweft Gambit. noch deutlich besser. Auch ein 18. Land ist bei einer derartigen Manakurve nie verkehrt, hier habe ich bewusst das Risiko in Kauf genommen und darauf verzichtet.


    Runden 1-3.

    Die drei Byes hatte ich mir bei einem Trial geholt. Frühstück nachholen und Deck begutachten lassen, einiges Kopfschütteln und ein paar Kommentare á la „Kann man nichts machen…“ später freue ich mich richtig auf Runde 4 im grünen Bracket.


    Runde 4 – Jerabek, Petr (CZE).

    Schon mal keinen Spanier abbekommen... Im ersten Spiel marschiert ein Noggle Bandit. von 20 bis null, einen ansonsten tödlichen Angriff überlebe ich dank Last Breath. auf die eigene Kreatur. Im zweiten Spiel machen wir beide wenig, bis jeder ein Voracious Hatchling. legt. Seins wird von Puncture Bolt. erledigt, meines wächst, dreht das Damage Race und gewinnt schließlich.

    4-0.


    Runde 5 – Moral, Carlos (ESP).

    Na also, geht doch – ein Spanier. Doch die Freude währt nur kurz. Spiel eins ist eine ganz knappe Geschichte, meine Truppe aus Cohort und Noggle racet sich mit seinen etwas dickeren roten Tieren. Als ich ihn bereits auf sechs Leben habe, zögere ich, greife mit einer Kreatur zu wenig an und muss zwei Züge später Last Breath. auf seine. Kreatur spielen.

    Richtig gespielt, hätte ich meine nutzlose Kreatur (Prison Term) removen. können, (hoffentlich) auf zwei Leben überlebt und vielleicht gewonnen. Im nächsten Spiel zeige ich ihm die Kurve und als er auf drei Leben stabilisiert, hat er keinen Blocker mehr für meinen Mistmeadow Skulk.

    In Spiel drei bleibt Carlos nach Mulligan auf sechs auf zwei Ländern hängen (Mountain, Plains). Ich überlege kurz, entscheide mich aber dann, eine weitere Kreatur zu legen. Wieder kein Land, mein Angriff bringt ihn auf 16, ich spiele noch einen Chainbreaker. nach. Nun kommt das dritte Land, dazu Firespout. und der Tisch ist leer. Meine nächsten beiden Kreaturen werden mit Puncture Blast. und Burn Trail. abgerüstet, einige Länder und ein Last Breath. gewinnen gegen seine Kreaturen „überraschenderweise“ nicht.

    4-1.


    Sein Deck war deutlich besser. Ärgerlich nur, dass ich Spiel eins möglicherweise hätte gewinnen können.


    Runde 6 – Moldes, Felipe (ESP).

    Weiter geht's mit den Madrilenen. Unser erstes Spiel dauert gefühlte drei Minuten: Er zeigt mir Creakwood Liege. und Overbeeing of Myth.

    Spiel zwei wird anfangs von meinem Beatdown dominiert, doch der gute Creakwood Liege. und ein gewisser grünblauer Avatar drehen das Spiel in seine Richtung. Felipe beginnt, mich etwas zaghaft anzugreifen. Er ist auf acht Leben und gibt mir so mehrere zusätzliche Runden, um meinen Furystoke Giant. oder das geboardete Ember Gale. zu ziehen. Einen Zug, bevor es zu spät ist, zeigt sich Letzteres und es steht 1:1.

    In Spiel drei beantw.orte ich seinen Scuttlemutt. lässig mit einem Hobgoblin Dragoon. Ich befürchte das Schlimmste und bin ziemlich erleichtert, als der Hoppeltrottel für zwei Schadenspunkte angreift. Es folgt Forest. Nr. 3 bei einem Mountain. und Creakwood Liege. Dieser zeigt sich von meinem Hatchet Bully. beeindruckt und auch die Scarecrow. tappt sich lieber für grünes Mana, um Overbeing of Myth. auszuspucken – na gute Nacht.

    Dass ich in meiner Runde mit dem Bully seinen Liege entsorge und so nur einen 0/1er fliegenden Goblin in der Defensive habe, beeindruckt ihn ungemein. Der/die/das Overbeeing greift nicht an, sondern wird mit Power of Fire. ausgerüstet. Auch in den nächsten Runden bleibt das Monster seltsamerweise pazifistisch, im Angriffsmodus hätte es mich locker niedergetrampelt.

    Also hample ich etwas herum, mache viele komische Moves, repäsentiere brav meine Pumpspells und starte mit einem Kithkin Spellduster. und dem Flugggoblin den Gegenangriff. Warum der noch lebt? Ich weiß es nicht, aber in Runde zehn (oder so) hatte ich Zeit, ihn mit Chainbreaker. von seiner Marke zu befreien. Besonders die Kombination aus Hatchet Bully. und Morselhoarder. dürfte ihn total beeindruckt haben – schließlich tappt er sich auf 13 Leben für weitere fette Kreaturen aus.

    Am Ende seines Zuges beginne ich nachzurechnen – ja, es könnte aufgehen. Der Spellduster zerstört Power of Fire, Overbeing wird nicht. für einen Schaden getappt. Bully schießt zwei Schaden, in meiner Runde schauen die Flieger für zwei vorbei, der Bully macht zwei weitere Schaden und dank der Marken auf dem Morselhoarder. kann ich das eingeboardete Traitor's Roar. noch mit Conspire auf sein Overbeeing (6/6) und einen 3/3er ausspielen. Puuuuuuuh, knappe Sache, das alles im ersten Extraturn.

    5-1.


    Runde 7 – Rohner, Omar (ESP).

    Der spanische Pro will mir in beiden Spielen nicht zeigen, was sein Deck so machen kann. Zum kompletten Screw in Spiel eins gesellt sich ein langsamer Draw im zweiten, der meinen Furystoke Giant. nur mehr zur Draufgabe degradiert.

    6-1.


    Runde 8 – Koska, Adam (CZE).

    Bekannter Name, starker Spieler. Im ersten Durchgang erledigt er geduldig meine gesamten Kreaturen und anschließend mich. Die endlosen Extrakarten, die Illuminated Folio. gezogen hat, waren daran wohl auch beteiligt. Auch einen RW-Hatchling kann ich gar nicht handeln. Spiel zwei mache ich ordentlich Druck, Adam lässt zweimal seinen vierten Landdrop aus und als er sich auf sechs Leben stabilisieren möchte, bekommt er Besuch vom netten Riesen.

    Spiel drei entwickelt sich dafür zu einer hochspannenden Schlacht. Zuerst mache ich etwas Druck, dann verdirbt eine Harvest Gwyllion. den Spaß. Ausgestattet mit Armored Ascension. fliegt sie zum Gegenangriff. Da ich nur zwei Kreaturen auf dem Board habe (Puresight Merrow. und Cohort), entscheidet Adam sich gegen einen Chumpblock und geht auf zwölf Leben. Zwei nachgespielte Kreaturen geben ihm zu denken, das fliegende Tier bleibt erstmal zu Hause. Ich habe bereits den Furystoke Giant. und als er sich in der nächsten Runde nach Flugangriff, ich bin damit auf neun Leben, entscheidet eine Kreatur nachzulegen, verwandelt der Riese meinen Merrow in eine Killermaschine.

    7-1.


    Runde 9 – Russ, Davies (ENG).

    Mit diesem Deck möchte ich auf alle Fälle drawen, um sicher im zweiten Tag zu sein. Mit der Hoffnung auf einen Gegner, der ähnlich denkt, geht es an den Tisch. Der freundliche Brite im Fußballtrikot meint jedoch, wir wären beide sowieso fix dabei und er will lieber spielen. Nach gewonnenem Würfelwurf lässt er mich beginnen, nimmt einen Abstecher nach Paris und schiebt gegen 2-Drop, 3-Drop und zweimal 2-Drop einfach zusammen.

    Dass er versucht hat, mit seiner einzigen Kreatur (Heartmender) gegenzuracen, mag nicht geholfen haben. Ich überlege, ihm erneut den Draw anzubieten, beschließe aber, mir das für Spiel drei aufzuheben. Er lässt mich freundlicherweise wieder beginnen, ich revanchiere mich mit einem Mulligan, doch er übertreibt es und nimmt derer zwei. Meine sechs Karten sind gut, er zieht viele Länder und nach kurzer Zeit hat er null Leben.

    8-1.


    Krass! Unfassbar! Das kann nie sein! Mit diesem Deck – irgendwas. Total geschockt von diesem Ergebnis lasse ich mich von ein paar Tirolern und Schweizern zum Spareribs-Essen überreden, wir schleppen uns quer durch die Stadt, verlieren am Weg unsere Schwyzer Freunde, landen bei super leckerem Essen featuring billiges Bier und kommen viel zu spät ins Hotel zurück.




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