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Battle of Pros
von Tobias "TobiH" Henke
24.07.2008

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Battle of Pros!

Was ich dann hier mache? Ich, ich steh hier nur so rum... Ach so, nein, mir kommt natürlich die ehrenvolle Aufgabe zu, die einleitenden Worte (Boggart Auntie und the Raidmother) zu tippen. Und das geht so:

Viele werden sich nicht mehr daran erinnern, aber vor einiger Zeit gab es mal eine ganze Reihe solcher Artikel, in denen jeweils drei Profi-Spieler einen Sealed-Pool vorgesetzt bekamen, daraus nach all ihren (beachtlichen) Kräften das Maximum herausholten und eben ihre Einschätzung mitteilten, was im vorliegenden Fall das beste Deck darstellt. Verschiedene Spieler, verschiedene Meinungen, verschiedene Argumentationen und möglicherweise auch verschiedene Ergebnisse. (Falls ja, bekommt man unterschiedliche Blickwinkel geboten – und wenn doch alle mehr oder weniger das Gleiche bauen, so hat man wenigstens einigermaßen Gewissheit, dass es sich dabei tatsächlich ums Optimum handelt.)

Wer am Ende „gewonnen“ hat (es wird schließlich gebattlet, nicht gebettelt), das ergibt sich hinterher per Mehrheitsbeschluss in einer Abstimmung im Forum, wozu ihr selbstverständlich alle eingeladen seid. Und hier sind sie auch schon – die heutigen Kandidaten! Es treten an:

Andre "TrashT" Müller

Hat je zwei GP- und PT-Top-8s vorzuweisen und im letzten Jahr sogar beinah eine Pro Tour gewonnen. War damals kurzzeitig der Spieler mit dem höchsten Composite-Rating weltweit! Bekannt dürfte er ansonsten dadurch sein, dass er zu den drei Leuten gehört, die die meisten deutschen Magic-Artikel geschrieben haben.


Jan "eunck" Ruess

Hat hingegen in diesem Jahr beinah eine Pro Tour gewonnen. Ist im Weiteren aber eher durch viele, viele äußerst solide Performances aufgefallen. War kürzlich erst auf Platz 3 (jetzt Platz 4) des Player-of-the-year-Races und ist momentan eben definitiv der deutsche Top-Pro.


Raul Porojan

Sicherlich das Küken in dieser Auflistung, mit bislang „nur“ zwei GP-Top-8s und noch keinem ordentlichen Pro-Level. Aber „noch“ ist genau das Stichwort – was noch nicht ist, kann noch werden. Die Reihe „past, present & future“ müsste ja so fortgesetzt werden, dass er entsprechend im nächsten Jahr beinah eine Pro Tour gewinnt.

Das sind sie, die heutigen Kandidaten. Und das ist eine geballte Ladung Fachwissen, will ich meinen.
Der Pool

Kommen wir demnach nun zum Corpus delicti.

Beim Erstellen desselben habe ich weder darauf geachtet, dass der Pool garantiert knifflig zu bauen ist, noch darauf, dass es eine eindeutige „Lösung“ gibt. Ebenso habe ich nicht dafür gesorgt, dass das Ganze durchschnittlich oder gar ausgeglichen ist – weder in der Farbaufteilung noch vom Powerlevel. Alle Ausreißer und Merkwürdigkeiten haben sich einfach so ergeben.

Die Begründung dafür ist einfach: a) Shadowmoor/Eventide-Sealed ist ohnehin immer dermaßen kompliziert (zumindest außerhalb von Prereleases, bei denen es einen dritten Booster als Dreingabe gibt) und b) jegliche Einflussnahme meinerseits hätte den Pool nur unnatürlicher gemacht. Ach ja, und c) falls sich diese Zusammenstellung als nicht besonders ergiebig erweisen sollte, dann gibt's wenigstens etwas zum Meckern im Forum.

Also denn, ohne weitere Umschweife hier der Pool; direkt im Anschluss an die bloße Auflistung folgt allerdings noch ein kleines Anzeige-Tool, was möglicherweise euren Deckbau-Überlegungen erleichtert...
































Da es ja durchaus Sinn ergibt, seine Karten nach Farben zu sortieren, im Hybrid-Block aber viel zu viele Überschneidungen existieren, bekommt ihr nun noch eine kleine Hilfestellung:

Klickt auf eines der Manasymbole, um jeweils genau alle Karten angezeigt zu bekommen, die ihr ohne Mana einer anderen Farbe verwenden könnt!

(Also beispielsweise für sämtliche teils schwarze Hybrid-Karten sowie Artefakte und natürlich einfarbig schwarze Karten.)









Alle fertig? (Und ja, es interessiert natürlich auch, was ihr daraus gebaut hättet ⇒ Forum!) Jedenfalls gebe ich dann jetzt die Tastatur weiter an...

Raul Porojan

Meiner Erfahrung nach spielt Farbzugehörigkeit in diesem Block eine kleinere Rolle als bisher, da sich die Karten, die man gerne spielen möchte, meistens auch problemlos im fertigen Deck unterbringen lassen. Deswegen habe ich mir sofort nach dem „Öffnen“ erstmal die absolut spielstärksten Karten rausgesucht. Diese sind für mich (in willkürlicher Reihenfolge):

Honorable Mentions gehen an die drei besten Gott-Auren (Runes of the Deus, Gift of the Deity, Steel of the Godhead), Isleback Spawn, Briarberry Cohort, Flame Jab, Puncture Bolt, Cultbrand Cinder, Wasp Lancer, Wilt-Leaf Cavaliers, Harvest Gwyllion und an meinen allerliebsten Zweierdrop, Devoted Druid, den ich im Sealed sogar noch höher einschätze als im Draft.

Meiner Meinung nach haben wir dafür jetzt schon den fast wichtigsten Teil der Arbeit erledigt. Denn da die anderen, wie wir auch, viel ungezwungener mit dem Begriff der Farbe umgehen können, und meistens trotzdem damit rechnen können, genug frühe Drops, genug Removal, und meistens ein, zwei Bomben zu haben, versuchen wir, die Karten zu finden, die unser Deck von denen der Gegner abhebt.

Auffallend bei der Aufzählung sind vor allem die Häufung der blauen, roten und schwarzen Karten, und die Anwesenheit der drei Auren. Bei näherer Betrachtung sieht man jedoch, dass, wie meistens seit der Addition von Eventide, einfach nicht mehr genug gute Targets für die Auren zur Verfügung stehen. Weiterhin auffällig ist die sehr geringe Anzahl an 1-und 2-Drops (2-Drop-Count:. ), womit ich meiner oben gennanten Theorie natürlich gleich widerspreche.

Nach dieser Analyse stehen beim Deckbau im Grunde zwei Dinge fest, die von hier an den Weg weisen:

1. Ich werde versuchen, jeden brauchbaren 1-und 2-Drop zu spielen, um nicht schon in den ersten paar Runden an gegnerischen Mistviechern einzugehen.

2. Werde ich mich vor allem auf die blauen, roten und möglicherweise schwarzen Karten konzentrieren, da hier die größte Häufung an Pool-definierenden Karten besteht.

Alle grünen und weißen Karten, die nicht mit U-, R-, B-Mana spielbar sind, werden hier bereits gecuttet. (2-Drop Count:. )

Da die 2-Drops jetzt schon erbärmliche Zahlen (bzw. Smilies, bzw. so Köpfers mit Gesichters) auf den Tisch legen, klammern wir uns an die letzten beiden (Briarberry Cohort, Shorecrasher Mimic) wie eine 15-Jährige an die Ränder der Kloschüssel, um nicht völlig in ihrer Brühe aus Bier mit Rosenblütengeschmack, Wodka mit Rosenblütengeschmack,Yufka-Döner mit alles und viel scharf zu ersaufen.

So, und für alle, die mir noch erhalten geblieben sind, weil sie nicht eben kurz nach ihrer Freundin schauen wollten, ein paar Erklärungen und dann, endlich (wie war das mit Spannungsbogen und so,
Tobi?) das fertige Deck:

Mit Duergar Assailant und Oona's Gatewarden versuchen wir, die Kurve zu retten, so gut es geht, zumal ich beide sowieso meistens spielen würde.

Für die grüne Hälfte des Firespouts haben wir mit Elsewhere Flask nur eine Quelle, da wir selber aber sehr viele Flieger haben, wird es sowieso selten vorkommen, dass wir davon Gebrauch machen wollen.

Mit Flame Jab und Oona's Grace haben wir zwei überaus potente Retrace-Karten, da aber Cerulean Wisps, Elsewhere Flask und sogar Oona's Grace selber cyclen, sollten 17 Länder reichen.


Karten, die es nicht geschafft haben:

Banishing Knack: Zwar bin ich ein großer Fan dieser Karte, da wir aber mit Leech Bonder nur eine Karte zur Interaktion haben, muss ich hier leider verzichten. Mit einer Untap-Ability mehr wäre die Knack aber schon über Cerulean Wisps im Maindeck gelandet.

Parapet Wachers: Das war für mich die härteste Entscheidung, zwischen Wilderness Hypnotist und diesem Mann. Da wir im 3er-Slot schon fünf Viecher haben, der Hypnotist fast immer ein gutes Target hat und mit seinem 1/3-Body ohne zusätzliche Investition alle 2-Drops abhält, habe ich mich für ihn entschieden.

Unwilling Recruit: Ich bin generell nicht von der Karte beeindruckt, wenn man nicht allzu aggressiv ist. Die schwierigen Manakosten von machen sie für mich in diesem Deck unplayable.

Leering Emblem: Zwar haben wir mit einer hohen Anzahl an Fliegern eigentlich gute Targets zum equippen; da diese aber an sich relativ leicht zu erlegen sind, ist mir die Investition von vier Mana zu viel potenzieller Tempoverlust. Das macht sie in diesem schnellen Format für mich generell fast unplayable.

Puppeteer Clique: Jetzt weiß ich nicht genau, ob der Tobi den Pool selber gebaut hat, oder random erstellt hat, aber mit Sunken Ruins und Elsewhere Flask wäre die Clique fast ein perfekter Splash gewesen. Da ich aber wegen der geringen Anzahl an frühen Drops zu viel Angst habe, überrannt zu werden, möchte ich nicht riskieren, mit der Clique in der Hand zu stranden. (Dieser Raul muss sich echt in die Hosen machen vor Angst, so oft wie er den Mangel an Early Drops erwähnt.) Wäre noch eine Manamorphose im Pool, hätte ich die Clique gesplasht.

Und zuletzt leider die schlimme Nachricht: Der Devoted Druid hat es nicht geschafft!.

Also hier das Deck:


6 Mountain
10 Island
1 Cascade Bluffs

1 Aethertow
1 Consign to Dream
1 Firespout
1 Oona's Grace
1 Elsewhere Flask
1 Puncture Bolt
1 Cerulean Wisps
1 Flame Jab


1 Isleback Spawn
1 Kulrath Knight
1 Cultbrand Cinder
1 Whimwader
1 Wilderness Hypnotist
1 Barrenton Cragtreads
1 Noggle Bandit
1 Wasp Lancer
1 Wingrattle Scarecrow
1 Leech Bonder
1 Tatterkite
1 Shorecrasher Mimic
1 Briarberry Cohort
1 Duergar Assailant
1 Oona's Gatewarden

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Auf einem GP wie Madrid diese Woche wäre ich mit dem Deck zufrieden, mit sechs Evasion-Kreaturen und sogar einem Mini-Mass-Removal hat man – vom Deck her – gute Chancen auf Day 2.

So, das war jetzt mein erster (Drittel)-Artikel; und da mir kein guter Schluss einfällt, zitiere ich einfach randomly den vielleicht intelligentesten Menschen, der je gelebt hat; und dazu passt es sogar zu meinem bevorstehenden GP-Madrid-Trip:

„Teile Deine Kröten ein,
sonst werden sie schnell flöten sein.“


– Homer Simpson

Andre "TrashT" Müller

Wenn man mich fragte, inwiefern ich mir eine Wiederholung dieses Pools auf dem Grand Prix wünschte, so hätte ich hauptsächlich Bock auf diese Sortierfunktion!

Selbst mit dieser Hilfe kann ich auf den ersten Blick kaum erkennen, was ich daraus nun bauen soll oder kann. Offensichtlich ist nur der Tatterkite. So weit, so gut. Die Elsewhere Flask könnte irgendeinen Splash unterstützen – am besten Blau, was gleich zwei passende Filterländer anbietet. An splashbaren Karten stechen Leech Bonder und vielleicht Consign to Dream ins Auge. Etwas unkonventioneller erscheint ein Splash für Isleback Spawn, der sich mit zwei Filterländern und der Flask allerdings genauso leicht splashen lässt wie die beiden anderen Karten.

Das würde voraussetzen, dass die beiden Hauptfarben Schwarz und Rot sind. Firespout will ich auf jeden Fall im Deck haben und auch das rote Beiwerk ist ordentlich.

Von Grün kann man kaum das Gleiche behaupten: Die einfarbigen Karten sind allesamt unspektakulär und den Rest könnte man (von Wilt-Leaf Cavaliers abgesehen) problemlos in anderen Builds unterbringen.

Weiß bietet immerhin Inquisitor's Snare, die im neuen Format wohl gegen jedes Deck irgendetwas erwischen wird. Leider fehlt die Farbtiefe, um Loyal Gryfalcon zuverlässig angreifen zu lassen oder gar genug Plains für Wilt-Leaf Cavaliers zu rechtfertigen.

Trotz aller Splashbarkeit wäre es möglich, Blau als Hauptfarbe zu spielen. Argumente dafür lassen jedoch vermissen, sind doch die meisten coolen Hybridkarten ohnehin schon Schwarz oder Rot.

An dieser Stelle würde ich das Deck einfach mal zusammenschmeißen und schauen, wie es so aussieht. Die vielen 1-Drops werden dem Deck vermutlich einen „schimmeligen" Charakter geben. Dank der vielen neuen 2/1er werden sie aber ordentlich abtauschen können und gegen einen langsamen Draw einiges an Schaden verursachen. Mit dem im Hinterkopf entscheide ich mich für:

1 Duergar Assailant
1 Heap Doll
1 Intimidator Initiate

1 Oona's Gatewarden
1 Smolder Initiate
2 Stream Hopper
1 Mudbrawler Cohort
1 Bloodied Ghost
1 Leech Bonder
1 Noggle Bandit
1 Tatterkite
1 Rendclaw Troll
1 Wasp Lancer
1 Wingrattle Scarecrow
1 Harvest Gwyllion
1 Hotheaded Giant
1 Creakwood Ghoul
1 Cultbrand Cinder
1 Puppeteer Clique
1 Kulrath Knight
1 Isleback Spawn
1 Flame Jab
1 Elsewhere Flask
1 Puncture Bolt
1 Consign to Dream
1 Firespout
1 Unwilling Recruit

28 Karten. Das sind mindestens vier zu viel. Insbesondere bei einem zweieinhalbfarbigen Build sind eigentlich 17 Länder zu empfehlen. Hier stehe ich am Dreh- und Angelpunkt und muss mir überlegen, wie mein Deck eigentlich gewinnen soll. An soliden Midgame-Kreaturen habe ich kaum etwas anzubieten und meine Lategame-Spoiler sind genau genommen nur ultraeffiziente Finisher, die einiges an Vorarbeit bedürfen. Mangelndes Removal für gegnerische Bomben und keinerlei Card-Draw sprechen weiterhin gegen ein defensiv ausgerichtetes Deck. Simultan spricht die extrem niedrige Manakurve, die vielen Evasion-Kreaturen und besagtes Finisher-Potenzial für eine Emulation des Schimmelhaufens im Sealed Deck.

Mit halbherzigem Aggro werden wir hierbei nicht weit kommen. Oona's Gatewarden wäre der SIEBTE 1-Drop und passt als ausschließlicher Defender genau gar nicht in das Deckkonzept. Auch Harvest Gwyllion eignet sich eher zum Verteidigen. Leech Bonder ist als Splash uncool; seine Ability wird teurer und macht uns vermutlich Mana-Burn, wenn wir sie mit einem Filterland benutzen, und ist gänzlich unspielbar, wenn wir nur die Elsewhere Flask zur Verfügung haben. Isleback Spawn ist mit sieben Mana definitiv zu teuer und wird auch gecuttet. Was bleibt, ist folgende Deckliste:


1 Duergar Assailant
1 Heap Doll
1 Intimidator Initiate
1 Smolder Initiate
2 Stream Hopper
1 Mudbrawler Cohort
1 Bloodied Ghost
1 Noggle Bandit
1 Tatterkite
1 Rendclaw Trow
1 Wasp Lancer
1 Wingrattle Scarecrow
1 Hotheaded Giant
1 Creakwood Ghoul
1 Cultbrand Cinder
1 Puppeteer Clique
1 Kulrath Knight


1 Flame Jab
1 Elsewhere Flask
1 Puncture Bolt
1 Consign to Dream
1 Firespout
1 Unwilling Recruit

1 Cascade Bluffs
8 Mountain
1 Sunken Ruins
6 Swamp

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Heap Doll und Creakwood Ghoul sind, seit es neben Persist auch noch Retrace gibt, nicht zu unterschätzen. Die Stream Hopper können früh tauschen oder später drüberfliegen und ganz elegant über den Firespout hüpfen, der in einem Deck mit viereinhalb weiteren Fliegern auch ohne grünes Mana ziemlich einseitig ausfallen kann. Mit viel Glück kann man mit Hilfe der Elsewhere Flask erzeugen, die wegen Wasp Lancer und dem seeehr dünnen 2-Mana-Slot durchaus ihren Platz im Deck hat.

Consign to Dream als einsame Splashkarte wäre keinerlei Mehraufwand wert, lässt sich aber gut mit den beiden Filterländern splashen, die außerdem als Manafixer für Izzet- bzw. Dimir-Hybriden fungieren. Und das ist auch gut so, da das Deck nicht viele weitere Antworten gegen große Kreaturen hat.

Der Wingrattle Scarecrow lehren immerhin drei Kreaturen das Fliegen, wobei Persist oft schon reicht. Und Hotheaded Giant findet mit fünf roten 1-Drops öfter schon in Turn 5 zu seiner wahren Größe.

Alle anderen Karten dürften relativ klar sein; Wasp Lancer ist möglicherweise etwas gewagt. Mit Unterstützung durch Elsewhere Flask und Cascade Bluffs müsste es aber eigentlich gehen. Das Verhältnis von roten und schwarzen Sprüchen würde eher eine 9-5 Verteilung der Standardländer empfehlen. Allerdings reicht ein Mountain voll und ganz, aber für Bloodied Ghost, Puppeteer Clique und Wasp Lancer darf es ruhig ein bisschen mehr sein. Die beiden Rakdos-Hybriden, drei Artefakte und das erwähnte Kollateralfixing der Filterländer verzeihen uns hoffentlich die leichte Verzerrung zugunsten der anspruchsvoller auszuspielenden schwarzen Spells. Wollen wir nur mal hoffen, dass dieser Recruit ob dieser Veränderung nicht all zu unwillig ist..

Mit etwas Luck und vor allem mit drei Byes könnte ich damit wohl den Day 2 erreichen. Bei so vielen 1-Drops ist die Inkonsistenz jedoch nie weit und nach einigen gefloodeten Duellen könnte ich mich genauso gut out of Contention wiederfinden. Wie immer ist so eine Prognose zum Glück nicht entscheidend, denn: Ein besseres Deck fällt mir aus dem Pool nicht ein (d'oh!) und mit welcher Wahrscheinlichkeit ich es schaffen werde, ist dann egal – versuchen muss ich es so oder so. Aber DAS haben wir ja alles schon mal durchgekaut, nicht wahr?.

Jan "eunck" Ruess

Der Bau eines Sealed-Decks beginnt bei mir immer damit, die Karten nach Farben zu sortieren. Dass es in diesem Format sozusagen 15 Farben gibt, ändert an der Vorgehensweise nichts. Dann mache ich eben ein paar mehr Stapel. In Formaten mit nur den üblichen fünf Farben unterteile ich dann jeden Farben-Stapel noch in drei kleinere Stapel: einen für die Karten, die ein gutes Argument sind, die Farbe zu spielen; einen für die Karten, die ins Deck kommen könnten; und einen für die Karten, die gar nicht infrage kommen.

Aus Platz- und Übersichtsgründen spare ich mir letztere Aufteilung in diesem Format allerdings. Karten aus Stapel 3 werden gleich bei der Farbsortierung beiseite gelegt und die anderen kommen jeweils auf einen Stapel. Das ist nicht weiter tragisch, da die Farbfindung in diesem Format sowieso etwas anders läuft als sonst.

Als Nächstes gucke ich nach Spoilern, Karten, die es wert sind, besondere Anstrengung darauf zu verwenden, das Deck so zu bauen, dass sie enthalten sind. In diesem Pool fällt nur Firespout in diese Kategorie. Um es voll zur Geltung zu bringen, müsste man ein rot-grünes Deck bauen. Ein Deck mit Rot als Hauptfarbe geht zur Not auch, hier ist Firespout jedoch schon deutlich weniger wert. In einem grünen Deck mit Rot-Splash wird es wieder schwächer. In einem grünen Deck ohne Rot würde ich es nur als Sideboard-Karte benutzen. Wir halten fest: Rot-Grün hat den einen großen Pluspunkt namens Firespout.

Nun gucke ich mir die Stapel mit den einfarbigen Karten an. Wo ist die höchste Kartenqualität zu finden und wie viele Playables gibt es? Quantitativ hat Blau klar die Nase vorn und es sind auch mehrere recht gute Karten dabei, allen voran Leech Bonder. Rot kann noch mithalten, da es mit Puncture Bolt und Flame Jab immerhin zwei Removal hat. Sonst hat es allerdings auch nichts Begeisterungswürdiges. Bei den anderen Farben sieht es ziemlich mager aus. Falls von ihnen am Ende eine gespielt wird, waren die einfarbigen Karten sicher nicht der Grund dafür.

Jetzt ist es Zeit, die mehrfarbigen Karten mit einzubeziehen. Da Blau bei den einfarbigen Karten am meisten überzeugt hat, beginne ich hier und gehe systematisch alle vier Farbkombinationen für zweifarbige Decks mit Blau durch.

Für Rot-Blau spricht vor allem, dass die Karten aus den beiden stärksten einfarbigen Stapeln dabei sind. Dazu gibt es noch ein paar weitere nette Karten wie Kulrath Knight und Cultbrand Cinder. Letztere beiden sind auch in Blau-Schwarz enthalten. Für das sprechen zudem Puppeteer Clique und Wasp Lancer (und auch Wingrattle Scarecrow wird stärker) und dass es rein quantitativ eine ganze Menge spielbarer Karten gibt. Beide Farbkombinationen haben auch ein Filter-Land. Für Blau-Weiß und Blau-Grün spricht kaum etwas.

Bei den verbleibenden Kombinationen mit Rot schaue ich vor allem auf Rot-Grün, denn da ist Firespout zu Hause. Hier wird jedoch schnell deutlich, dass es einfach nicht genug Playables gibt. Um ein rot-grünes Deck zu füllen, müsste man ziemlich viele schlechte Karten integrieren und das ist Firespout dann doch nicht wert. Auch Rot-Schwarz und Rot-Weiß können nicht besonders überzeugen. In die engere Auswahl kommen also Blau-Schwarz und Blau-Rot.

Vor der endgültigen Entscheidung, gucke ich mir noch genauer an, was ich für Splash-Optionen habe, bzw. was man außer einem normalen zweifarbigen Deck noch bauen könnte. Theoretisch kommen auch einfarbige Decks oder Decks mit einer klaren Hauptfarbe (dann mit einer Manabase, die auch Dreifach-Kosten unterstützen kann) und ein bis zwei Splash-Farben infrage. In diesem Pool ist jedoch keine Farbe so dominant.

Was haben wir also für Optionen für einen Splash in ein zweifarbiges Deck? An Colorfixern gibt's lediglich die beiden Filter-Länder und Elsewhere Flask. Karten, die für einen Splash infrage kommen sind nur der Puncture Bolt in UB und der grüne Teil von Firespout in UR. Falls es das blau-rote Deck wird, ist Firespout sowieso im Deck und dann finde ich es eine einfach Entscheidung, die Flask für Grün zu spielen. Forest würde ich im Maindeck keine spielen, aber evtl. mal einen einboarden. Ob ich Puncture Bolt in das blau-schwarze Deck splashe, kann und muss ich jetzt noch nicht wissen.

Insgesamt bin ich bei der Betrachtung der Splash- und Einfarben-Optionen weder auf Argumente für Blau-Schwarz, noch für Blau-Rot gestoßen. Trotzdem wird es jetzt Zeit für eine Entscheidung und spätestens an dieser Stelle würde ich die beiden Decks mit allen infragekommenden Karten und nach Manakurve sortiert auslegen.

Und hier merke ich, dass Blau-Rot nur maximal 21 Karten hat, mit denen ich mich anfreunden könnte. Karten wie Intimidator Initiate oder Mudbrawler Cohort möchte ich wirklich nicht spielen. Dafür ist das Deck einfach nicht aggressiv genug und hat vor allem auch zu wenige rote Spells und (billige) Kreaturen. Stream Hopper und Blight Sickle finde ich zu schwach und Oona's Gatewarden würde ich lieber nur im Sideboard spielen. Insofern hat Blau-Rot ein Problem. Für Blau-Schwarz hingegen komme ich auf 26 Karten. Hier vermeide ich also nicht nur das Problem, nicht genug Playables zu haben, sondern habe im Gegenteil sogar den Luxus, nicht alle Playables spielen zu müssen, was es mir noch erlaubt, die Manakurve und sonstige Aspekte anzupassen.

Da die weiter oben beschriebenen Argumente für Blau-Rot auch nicht stärker sind als die für Blau-Schwarz, entscheide ich mich an dieser Stelle also für Letzteres.

Hier ist meine Deckliste:


8 Island
8 Swamp
1 Sunken Ruins

1 Consign to Dream
1 Aethertow
1 Cerulean Wisps
1 Banishing Knack


1 Briarberry Cohort
1 Shorecrasher Mimic
1 Tatterkite
1 Wingrattle Scarecrow
1 Wasp Lancer
1 Noggle Bandit
1 Rendclaw Trow
1 Bloodied Ghost
1 Leech Bonder
1 Parapet Watchers
1 Barrenton Cragtreads
1 Harvest Gwyllion
1 Loch Korrigan
1 Lingering Tormentor
1 Grazing Kelpie
1 Kulrath Knight
1 Cultbrand Cinder
1 Puppeteer Clique
1 Isleback Spawn

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Folgende Karten sind Optionen zum Sideboarden, teilweise auch für das Maindeck:

Das Deck hat meiner Meinung nach drei Nachteile:

1. Die Manakurve ist etwas höher als ich mir es wünschen würde.
2. Zu wenig Removal
3. Ein zu hohes Verhältnis von Kreaturen zu Spells

Das rot-blaue Deck hätte diese Probleme wohl ebenso, wenn auch in geringerem Ausmaß. Dies würde jedoch auf Kosten der Kartenqualität gehen und gerade im Sealed entscheide ich mich im Zweifel fast immer für die Einzelkartenqualität. Auch Blau-Schwarz bietet mit Oona's Gatewarden und Nip Gwyllion noch zwei Möglichkeiten, teure Karten durch billige zu ersetzen. Und wenn ich gegen ein schnelles Deck spiele, würde ich entsprechend boarden (Loch Korrigan wäre hier ein Kandidat zum Rausboarden). Da ich das Format aber insgesamt für relativ langsam halte, will ich im Maindeck wiederum die höhere Kartenqualität.

Diverse der 3- und 4-Drops sind mit Persist und/oder Wither außerdem recht gute Verteidiger und können einen anfänglichen Temponachteil wieder aufholen. Banishing Knack dient dem gleichen Zweck und hat es als letzte Karte ins Deck geschafft, um einfach noch einen Nicht-Kreaturenspell mehr zu haben und somit die Flexibilität zu erhöhen (normalerweise würde ich mir mehr Kreaturen mit Untap-Abilities wünschen, um Banishing Knack zu spielen).

Ich habe mich entschieden, den Puncture Bolt nicht zu splashen, weil ich der Manabasis keinen Mountain zumuten wollte. Auf den ersten Blick sieht sie zwar sehr solide aus, aber es sind doch diverse Karten mit doppelt farbigen Kosten im Deck und so stark ist der Bolt nun auch nicht.

Elsewhere Flask würde ich nur spielen, wenn sie entweder einen Splash unterstützt, oder Karten aus dem Corrupt-Cycle im Deck sind. Hier ist beides nicht der Fall und obwohl sie auch im zweifarbigen Deck helfen kann, das Mana zu fixen, wird es häufiger vorkommen, dass sie einfach nur stört. Ich habe es oft genug erlebt.

Insgesamt halte ich das Deck nicht für besonders stark. Mindestens ein paar gute Karten finden sich schließlich in jedem Deck, aber ein Spoiler wie z..B. Incremental Blight fehlt hier leider. Einfach Kreaturen legen und angreifen ist im Prinzip zwar kein schlechter Anfang für Sealed, aber am Ende braucht man oft noch ein paar gute Utility-Spells – allen voran Removal-Spells, die auch mal mit einer gegnerischen Spoiler-Kreatur fertigwerden. Immerhin ist die Manabasis ziemlich solide und man hat viele Flieger, die sich gut mit den bereits erwähnten Blockern ergänzen. Insofern ist die Sache auch nicht ganz aussichtslos.


Das waren sie also, die drei Experten-Meinungen. Ich fasse noch einmal zusammen: Jan baut mit UB und seinen vielen, vielen Kreaturen im Mittelfeld sicher das langsamste Deck der drei. Rauls UR leidet am wenigsten unter der Spell-Armut des Pools. Und TrashT versucht den – von allen als nicht sonderlich stark eingestuften – Pool mit einem Schimmelhaufen zu retten.

Dafür, dass sich alle Überlegungen im UBR-Dreieck abspielen (vielleicht hätte ich den Pool doch manipulieren sollen, was meint ihr?), bestehen also doch reichlich unterschiedliche Ansichten. Mehr noch, wenn man einzelne Kartenbewertungen betrachtet. Stream Hopper, Intimidator Initiate und Mudbrawler Cohort schaffen beispielsweise bei Trash den Cut, bei Jan nicht und die Hopper finden bei Raul nicht einmal Erwähnung.

Oona's Gatewarden – bei Raul klar im Deck, bei Trash aufgrund der aggressiven Natur des Decks außen vor und bei Jan trotz Langsamkeit nicht in der Preboard-Aufstellung. Selbst Firespout, das bei allen ganz oben steht, findet unterschiedlich Verwendung.

In Bezug auf Leering Emblem hingegen herrscht Einstimmigkeit. Gut zu wissen – ich hätte die Karte spontan ja besser eingeschätzt.

Und nun kommt es auf eure Meinung an. Wer hat am besten gebaut, wer am besten argumentiert, kurzum: Wer hat gewonnen?

Macht euch auf ins Forum (der lange und beschwerliche Weg umfasst genau einen Klick) und stimmt ab!

TobiH




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