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Im Land der untergegangenen Sonne
von Andre "TrashT" Müller
10.07.2008

Die vierte Edition des Jahres macht sich deutlich bemerkbar. Normalerweise gab es immer recht lange Pausen zwischen den Editionen, aber heuer kommt es Schlag auf Schlag. Shadowmoor ist noch gar nicht richtig in den Köpfen der meisten Spieler verankert, und schon ist der inoffizielle Eventide-Spoiler beinahe komplett und am Wochenende sind schon die Prereleases..

Als wäre das nicht schon schlimm genug: da die Edition neuerdings immer schon ab dem Release-Day constructedlegal ist, bleibt uns NOCH weniger Zeit, um uns auf das neue Constructed-Format vorzubereiten. Und das ist nicht gerade irrelevant, wo doch neben dem GP Kopenhagen natürlich auch unsere deutsche Meisterschaft zum Teil in diesem Format ausgetragen wird.

Nicht minder relevant ist Limited. Auf unseren Nationals wird wie gewohnt auch gedraftet, und zwar neben Lorwyn-Lorwyn-Morningide auch Shadowmoor-Shadowmoor-Eventide. Vorher steht, pünktlich zum Release, allerdings erst einmal der GP Madrid an. Ein wirklich kompetitiver Spieler würde es sich außerdem nie verzeihen, unvorbereitet in eines der (seit der neuen Regelung hoffentlich viel größeren und entsprechend lukrativeren) Prereleases. zu gehen – besonders jetzt, da schon einige wenige Preisbooster den Unterschied dazwischen ausmachen, ob man SSS oder SSE draften kann.
Constructed

Zum Glück ergeben sich keine gänzlich neuen Formate. Aber immerhin ein Rekord: ich wage ohne nähere Recherche zu behaupten, dass es noch niemals zuvor ein größeres Standard-Format gegeben hat. Das bedeutet, dass sich prozentual mit dem Erscheinen einer neuen Edition relativ wenig verändert. Legacy-Spieler kennen diesen Effekt vielleicht: Man muss immer schon froh sein, wenn eine Edition überhaupt EINE gute Karte hergibt. Für Standard und besonders für Block Constructed sind allerdings einige ganz nette Sachen dabei.

Allen voran die Cross-Color-Filterländer. Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, ob sie die zweite Edition wirklich Cross-Color-Hybrid machen werden – und ob sie dazu auch tatsächlich diese Länder bringen werden! Zu viel Multicolor-Madness ist zwar zunächst spaßig, führt aber doch irgendwann dazu, dass viele Decks sich sehr ähneln und einfach die besten Karten aus jeder Menge Farben spielen. Glücklicherweise bleibt uns ein derartiges Schicksal diesmal erspart.

Die unendlichen Shocklands des Ravnica-Blocks waren einfach zu gut. Die Filterländer sind in gewisser Hinsicht zwar sogar noch besser als die ursprünglichen Dual Lands – immerhin kann man mit Mountain und Graven Cairns machen –, haben dafür aber den Nachteil, dass man erst einmal irgendein farbiges Mana produzierendes Land braucht, um mit ihnen überhaupt etwas anfangen zu können. Decks mit 10-15 Filterländern werden wir daher vermutlich nicht erleben. Dafür hat jetzt jedes beliebige zweifarbige Deck eine sehr solide Manabasis. Bloß wird das allein nicht gerade für neue Decks sorgen. Dafür war die Manabasis vorher schon gut genug.

Weitaus interessanter sind da ein Paar netter Elf-Warriors. Nettle Sentinel ist 2/2 für , der aber in eurem Untap-Step nicht enttappt wird. Stattdessen enttappt er jedes Mal, wenn ihr einen grünen Spruch ausspielt. Effektiv hat er dadurch Vigilance und kann mit Combat-Tricks überraschend blocken, muss dafür aber sehr aggressiv genutzt werden, da einem irgendwann die grünen Sprüche ausgehen.

Talara's Battalion kann man leider (außer Mana-Elf plus Mana-Elf; oder mit Summoner's Pact ) nicht in Turn 2 ausspielen, aber trotzdem ist 4/3 Trample für nur zwei Mana ein Wahnsinnsdeal. Für Standard wird dieses Deck vermutlich zu schwach sein. Im Block Constructed hingegen könnte sich ein Deck um das Grundgerüst Nettle Sentinel, Wren's Run Vanquisher, Bramblewood Paragon, Imperious Perfect, Talara's Battalion und vielleicht sogar Tattermunge Maniac (obwohl man aus Synergiegründen vielleicht lieber Twinblade Slasher – die neue Basking Rootwalla mit Wither anstatt Madness – nehmen würde) stark genug sein, um MGA wieder auf den Plan zu rufen.

Genau so gut könnte ich mich natürlich irren. Nach Shadowmoor dachte ich auch schon, dass Sligh jetzt endgültig unbesiegbar sein müsste. Aber irgendwie waren Kitchen Finks dann doch viel zu gut – so krass, dass man sogar schon Boggart Ram-Gang über Countryside Crusher spielen musste! Die neue Antwort passt wie die Faust auf das sprichwörtliche Auge: Stigma Lasher ist mit 2er Power und Wither perfekt dafür ausgerüstet, gegnerische Kitchen Finks mit in den Tod zu reißen und sobald ihr ihn einmal an gegnerischen Verteidigungslinien vorbeimogeln konntet hat sich das mit dem Lifegain auch gegessen. Ob das wirklich Not tut, seit entdeckt wurde, dass auch Blood Knight den nervigen Küchenhutzeln in so ziemlich allen Belangen den Schneid abkauft, sei mal dahingestellt.

Aber zumindest im Block Constructed könnte das ganz anders aussehen. Hier gibt es keinerlei Blood Knights, dafür aber Primal Commands, deren Lifegain gleich viel dringender verhindert werden muss. Außerdem ist die Manakurve hier etwas höher, so dass man den im Standard mit Demigod of Revenge eingeführten Trend der heftigen 5-Drops definitiv übernehmen und vielleicht sogar noch geringfügig ausbauen könnte.

Zumal man die Qual der Wahl hat: Thunderblust ist ein Ball Lightning ohne die nervigen suizidären Tendenzen – NACHDEM der Gegner mit einem 7/2er fertiggeworden ist! Nobilis of War wäre eine Alternative für ein weenielastigeres Deck. Für fünf rot-weiße Hybridmana gibt es einen 3/4er mit Haste, der all euren angreifenden Kreaturen +2/+0 gibt. [Edit: Offenbar wird jetzt davon ausgegangen, dass die Karte statt Haste Flying hat. Schade.] Oder nehmen wir doch lieber den Balefire Liege, der für zwei farblose und drei rot-weiße Hybridmana 2/4 ist und allen roten Kreaturen und allen weißen Kreaturen je +1/+1 gibt? Was sich zunächst nicht besonders spektakulär anhört, verwandelt sich schnell in den Gamebreaker, sobald man noch einmal enttappen darf: für jeden roten Spruch den ihr im Anschluss spielt, schießt ihr drei Schadenspunkte auf einen Spieler. Weniger relevant erhaltet ihr für jeden weißen Spruch drei Lebenspunkte dazu. „Double Helix" ist nicht länger ein der Gentechnik exklusiver Begriff.

Nach wie vor steht und fällt ein Beatdowndeck aber nicht mit seinen 5-Drops, sondern natürlich mit der hohen Qualität seiner 1-Drops. Tattermunge Maniac hilft auch hier in seiner gewohnten Funktion aus. Stumpfer geht es kaum. Wohl aber viel diffiziler, mit Figure of Destiny: hier entscheidet ihr allein, wieviel Mana ihr wann ausgebt, um was zu bekommen. Aber die Hauptsache ist, dass ihr in Turn 2 für zwei angreifen könnt. Mit genügend rot-weißen Kreaturen lohnt sich dann vielleicht sogar der Liege. Besonders nach dem 2/2-Double-Striker für drei Boros-Hybride...

In derartigen Decks würden sich auch Exemplare des neuen Shapeshifter-Cycles gut machen. Für ein farbloses und ein Cross-Color-Hybridmana bekommt man einen 2/1er. Spielt man Spells, die gleichzeitig (mindestens) diese beiden Farben haben nach, so verwandelt er sich bis zum Ende der Runde in einen richtigen Brecher! Dass der Gegner da plötzlich vier Schaden kassieren muss, ist der Standard.


Das wäre übrigens auch so ziemlich der einzige Grund, warum man Unmake spielen sollte. Klar, seit Terminate hat es kein effizienteres und weniger wählerisches Removal mehr gegeben und spätestens seit Persist ist es unter Umständen sogar NOCH besser. In Anbetracht von Chameleon Colossus oder gar Oversoul of Dusk bevorzugt man jedoch Crib Swap und/oder Oblivion Ring. In schwarzen Decks ist die Anwendung sogar noch uninteressanter, gibt es doch hier schließlich schon Slaughter Pact, Nameless Inversion, Terror, Shriekmaw...

Ich habe munkeln hören, dass die besten Karten noch gar nicht bekannt seien. Daher können wir nur abwarten und beizeiten playtesten. Vor lauter Freude über die ganzen witzigen Decks die man mit den neuen Karten bauen kann sollte man aber nicht vergessen, dass die „Klassiker" wie Feen, Elfen etc. immer noch die Messlatte stellen.
Limited

Verlassen wir das Reich der Spekulationen und begeben wir uns auf mein Terrain: Limited. Hier wird Eventide einen deutlich nachhaltigeren Eindruck hinterlassen. Allein die prozentuale Änderung spricht Bände: im Draft ändern sich 33%, im Sealed Deck 40% – bei Prereleases. sind es sogar volle 50%. Vor allem im Sealed Deck macht sich darüber hinaus bemerkbar, dass Shadowmoor-Karten höchstens doppelt auftauchen können, wenn eine Foilmit von der Partie ist.

Was uns hauptsächlich beschäftigt ist, wie die Limited-Decks von morgen aussehen werden. Werden nach wie vor Allied-Color-Decks gespielt und die Cross-Color-Hybriden wie normale einfarbige Karten eingesetzt? Oder wird es umgekehrt sein?

Analysieren wir zunächst, wovon die Farbwahl überhaupt abhängig ist. In einem Allied-Color-Deck waren 60% der Hybridkarten spielbar. In einem Opposite-Color-Deck wären es 80% gewesen. Den Ausschlag gaben schlussendlich die sehr farbintensiven Hybridkarten wie Boggart Ram-Gang oder gar Godhead of Awe: Außerhalb ihrer spezifischen Farbkombinationen waren sie so gut wie unspielbar. Selbst ohne derartige Spoiler höherer Rare-Regionen war es für die Manabasis eines UW-Decks erleichternd, dass man Silkbind Faerie wahlweise mit weißem oder mit blauem Mana bezahlen konnte. Übrigens wird die Manabasis eines jeden Decks durch Eventide somit automatisch etwas schlechter.

Nun sind nach wie vor die meisten Karten eines gegebenen Limited-Formates aus Shadowmoor. Es steht also zu vermuten, dass der ursprünglichen Balance kaum Abbruch getan wurde. Einige wenige Karten aus Eventide sind dadurch allerdings quasi vorab zur Unspielbarkeit verdammt. Denn wer soll so ein Overbeing of Myth ausspielen, wenn niemand UG gedraftet hat? Im Beispiel von Unmake könnte dies tatsächlich dazu führen, dass manch Drafter ein BW-Deck anstreben wird, um dieses für jedes andere Deck doch reichlich klobig auszuspielende Removal mühelos zu integrieren. Einem derartigen Unterfangen läge die Hoffnung zu Grunde, dass besagtes Removal tatsächlich underdrafted ist – was vorerst abzuwarten bliebe. Im Sealed Deck ist das Ganze stark poolabhängig und muss individuell entschieden werden. Meistens wird man wie gehabt entscheiden.

Gewisse Karten können verlangen, dass man möglichst viele Cross-Color Spells spielt, um ihren Effekt zu maximieren. Die neuen Lieges kämen in den Sinn, oder die oben bereits angesprochenen Shapeshifter. Im Uncommon-Slot gibt es 6/6er für vier Mana, die das Spiel erst einmal mit vier -1/-1-Marken betreten und für jeden z..B. grünen oder blauen Spruch eine Marke entfernt bekommen – bei einem grünblauen Spruch direkt zwei. Und auch der altbekannte Plumeveil-Cycle findet sich wieder, mit einigen überragenden Kreaturen.

Ansonsten ist interessant zu beobachten, dass das Format aggressiver werden wird. Die Shapeshifter ermöglichen jeder Allied-Color-Farbkombination, aus vier 2/1ern für zwei Mana zu schöpfen (die anderen sind angeschmiert und haben nur Zugriff auf drei), dazu gibt es noch einen besseren Alpha Myr. Sowohl für Sealed Deck als auch für Draft wird das die Tempolastigkeit etwas anheben. Was nicht bedeuten soll, dass es sich hierbei zwangsläufig um ein schnelles Format handelt. Vielmehr sorgen frühe Drops auf allen Seiten auch oft dafür, dass nach einigen Trades nichts mehr los ist und alle Spieler mit 20 Lebenspunkten in den Topdecking-Krieg starten. Eine frühe Offensive ist also weniger wahrscheinlich unbeantwortet, führt aber sicherer zum Tode, falls es doch einmal vorkommen sollte und kommt zudem eher zustande.

Durch liberalen Gebrauch von 1-Drops kann man die Gefahr, überrannt zu werden, noch weiter reduzieren, da diese hervorragend gegen die ganzen Pseudo-Grizzlybären abtauschen können. Desweiteren werden Spells wie Scar noch etwas aufgewertet und auch der neue Flame Jab wird ziemlich gut sein: Für ein rotes Mana macht diese Sorcery einen Schaden auf eine Kreatur oder einen Spieler und hat zudem Retrace.

Dies sorgt für die größte Neuerung. Dass es in Magic um Kartenvorteil geht ist nichts Neues. Viel entscheidender als der tatsächliche war jedoch oft der virtuelle Kartenvorteil: Der Spieler mit deutlich mehr Ländern hatte einfach viel zu wenig Spells, selbst wenn er schon einiges an Kartenvorteil erzeugt hatte. Um dem vorzubeugen, hat man teurere Sprüche genutzt, die am besten mehrere billige Sprüche des Gegners ausschalten (z..B. als 4/4er, der zwei 3/3er vom Angriff abhält) und so zumindest virtuell Kartenvorteil erzeugen konnten. In gewissem Maße ist diese Strategie immer noch interessant, da man mit ihr Situationen brechen kann, die ansonsten durch Länderparität gekennzeichnet waren und somit im Standout geendet hätten.

Dank Retrace sind jedoch plötzlich auch nachgezogene Länder etwas wert. Um mehr Länder für Retrace verwenden zu können (man beachte, dass die Karte im Friedhof bleibt und daher immer wieder gespielt werden kann – quasi ein Flashback/Buyback-Hybrid), empfielt sich eine niedrigere Manakurve. Dafür spielt man in derlei Decks normalerweise auch weniger Länder. Retrace ist eine der wirkungsvollsten Flood-Protection-Maßnahmen aller Zeiten, so dass man sich das eine oder andere Land mehr doch erlauben kann, aber Vorsicht: Wenn man keine Retrace-Karte ziehen konnte, ist man ganz konventionell flooded und steht dumm da.

Gegen viele Persister war Graveyard-Hate fast schon spielbar, aber durch Retrace erscheint er endgültig auf der Bildfläche. Besonders Faerie Macabre wird jetzt deutlich seltener ausgespielt werden und Heap Doll ist plötzlich eine solide Maindeckkarte. Auch in der neuen Edition finden sich einige Karten, mit denen sich Retrace-Karten (und Persister ganz nebenbei) wirkungsvoll bekämpfen lassen.

Vor Hate ganz anderer Art muss man sich im Sealed Deck und vor allem auf Prerelease.s in Acht nehmen. Wenn der vorläufige Spoiler uns nicht enttäuscht, wird es für
eine 4/4-Kreatur geben, die mit einem -1/-1-Counter reinkommt. Für kann man diesen Counter entfernen, um etwas zu disenchanten. Erwähnte ich schon, dass diese Kreatur Common ist? Besonders gegen Curse of Chains und Scuttlemuttkann das richtig reinhauen.

In Eventide finden sich auch wieder fünf neue Hybrid-Auren im Common-Slot, die nur auf den jeweiligen Kreaturen voll zur Geltung kommen. Dass diese aufgrund mangelnder Ziele viel schlechter sind als die alten Auren und auch jene durch die Reduktion der Shadowmoor-Karten weniger spielbar werden, versteht sich von selbst. Nach wie vor kann es passieren, dass man beiläufig genug Targets einsammeln konnte und die entsprechende Aura spielen kann. Von suboptimalen Kreaturen, welche nur wirklich gut sind, wenn man die Aura drauflegt, rate ich jedoch weiterhin ab.



So viel zu lustigen Spekulationen mit Eventide! Nun wisst ihr, welche Chase-Rares ihr euch am besten schon auf dem Prerelease. antauschen solltet und wie sich das Format ungefähr verändern wird. Auf Prereleases sind die Sealed Decks natürlich noch ein Stück besser als auf einem normalen Sealed-Deck-Turnier. Berücksichtigt dies bei der Abendplanung.

Gut Blatt!




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